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Sächsische Volkszeitung : 25.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192312256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19231225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19231225
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-25
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.12.1923
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Nr. 255. Seite 9 Dienstag. b«n 2S. Dezember 1923. 888 kulturelle Aiusehsu * - Weihnacht im Herzen Fsist' nicht tragisch: Jahrhundert-lang ha! Israel au, den Eucher geharrt und mit heißen Billen von Simmel bestürmt, aas, er lamme. Als er »n,i wirklich kam, »ahmen die Seinen ihn nicht anf. Bethlehem, die DnvidSstadt, war von Propheten getröstet worden: Tn bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn ans dir wiro hcrvvrgehen der Fürst, oer mein Volk Israel regieren wird" Man sollte meinen, Bethlehem hülle Moria und Joseph mit Freude »nd Indes und Feslcsgepränge empsangcn müssen. Waren sie doch die geraden Nachkommen Tavids. Aber bei allen Verwandte», nicht einmal in der Herberge, ist Plast für sie. Man weist die Obdachs suchenden mit kurzen, ranhen Worten ab. Tenn sie sind arme feilte. lr ! So gejchieht'S, dast das HinimelSkind geboren wird am Wegrand, in einem Stall, der gegen Wind »nd Wetter »ur wenig Schutz biciel. Armes Kindlein! Wie grausam können Menschen sein — gegen ihren Gott »nd Heiland, occ als holdseliges Kind lein, frierend, hnngernd um Eia lag bittet! Jesus wiro geboren, Wunderdinge geschehen in oer heiligen' Nacht und in den kom menden Wvckmi. Sterne und Engel laden ein, zum Kindlein zu kommen. Vergebens für die allermeisten. Weihnacht ist. heilige Nacht. Sange haben die. Menschen sich anf dieses lieblichste der Feste gefreut. Kmbernugen strahlen und Kinderherzen jubeln, sobald sie nur das Wort „Weih nachten" hören. Jst's nur wegen der Gaben, die der Weihnachts mann zu bringen pflegt; ist's Wege» der funkelnden Kerzen am Chkistbauni? Nein, manches Kind hat Schöneres schon gesehen, und woh! die allermeisten Kinder dürsten dies Jahr dem Weih nachtsmann grolle», weil er sie vergessen ooer »nr wenig bedacht; weil er arm geworden ist und nur weuig znni Verteile» hat, weil er eigentlich doch nur die Kinder der Reichen mit reichen Ga ben beschenkt. Warum freuen sich alle Kinder, grosse »nd kleine, reiche nnS arme, mit Recht aus Weihnachten? Weil die Gabe aller Gaben für alle Menschen dieselbe ist; Jesus Christus, das Gotteskind, — und weil eS zu allen kommt, die guten Willens sind. In Sachsen begnügen sich so viele Katholiken mit der bloheu Osterkvmmnnivii, wenn sie diese noch empfangen. Anderswo ists nicht so; da ist es znm mindesten ungeschriebenes Gcseh, dast alle Christen anch an Weihnastten zu den HI. Sakra menten gehen. Und dann wenn Jesus einkehct, ist erst Weihnacht im Herzen. Jesu, Jesn, komm zu mir? O wie sehn ich mich nach dir! Meiner Seele bester Freund. Wann werd' ich mit dir vereint! Keine Lust ist in der Welt Tie mein Herz zufrieden stellt, Deine Liebe, .Herr, allein, Kann mein ganzes Herz ersrenn. Tarn,» sehr,' ich mich nach dir, Eile. JesnS, komm zu mir. Nimm mein ganzes .Herz für dich Und besitz cs ewiglich! - g h. Vom Sterben und Auferstehen unseres Volkes Von Anna Briefs-Weltmann, Feeibnrg. Im Meisten Hanse zu Washington wird augenblicklich der volislcinde Zusammenbruch TentschlandS beklagt. ES kommt einem vor wie ein Tagesgespräch in Nizza oder Monte Carlo anf irgend einer Hoteltcrcsse, das nebenbei erwähnt, dieser ooer jener sei gestorben. Man znckt die Achseln und sagt: ,chade, er hat aller hand geleistet. Es ist etwas Unheimliches für uns, so von un terem eigeneil Tode sprechen zu hören und das in diesem Kont ersationsto». Es wird anch weiter noch von einem Men- sc>)ensrennde erwähnt, ob nicht noch durch die Ucberweisung der »ns seinerzeit sequestrierten 187 Millionen Dollar uns eine Lebens frist. eine Möglichkeit znm Wiederaufleben gegeben worden sollte Aber aus einem nichtigen Grunde fällt der Vorschlag unter den Tisch. Meliere Tausend müde und hungrige keltische .Kinderaugen schlie ßen sich für immer im Tode, und wieviel todmüde Francn-- hä»de werden bald anfhörcn zu schaffen und das unerhört tapfere Wcrk: die Anfrechterhaltung der deutschen Familie, stilsegen müs sen. Tansende von Gestrandeten, Eknzelexistenzen, Schriftsteller, Künstler, Wilmen sind schon längst in Eiend, Schnintz, Hn»ger lind Kälte still »ntergegangen. So stirbt ein edles, begabtes, tüchtiges Volk an einem tragischen Mißverständnis: es selbst hält stch für den dumme» Michel, der zuviel idealistischen Unsinn geglaubt habe und nun elend dafür übertölpelt worden sei. und die Welt ringsum hält diesen Michel für einen zynischen Oberganiicr, der an nichts mehr als an die größten Kanonen glaube und deshalb durch seine eigenen Mittel zur Strecke ge bracht werde» müsse. Das Schlimmste ist, dast die Strafe nichts nützt. DaS Mistverständnis besteht in grotesker Härle weiter, und das, was sogar dein Hingerichteten Verbrecher oft zuteil wird, die Erhebung znm Märthrer, wird uns versagt. Deutschland -stirbt ohne Kenntnis der tragische» Ziisciininenhänge, die seine» Tod herbeiführten. In blöder Stniiipfheik hält der eine die Juden, der andere die Katholiken, der dritte die Sozialdemokratie, oer vierte die Industrie usw. für die eigentlictze Ursache des Uebels, und die Zerscjmng dieses ehemals so lebensvoll pulsierenden Körpers scheint sich im Kampfe aller gegen alle answirken. ;» wollen. Wir alle, die wir viel im Ausland waren und um die Zusammenhänge wissen, wir alle, di« wir Tentschland als un ser „liebes teures Heimatland" lieben und heute in der Stunde seiner Vernichtung mchr denn je, können «ns mit einem sie transit nicht zufrieden geben. Wir Ivtsso», dast furchtbar viel anf allen Seiten gesündigt worden ist und dast, wie Doltoiewski sagt, „wir alle an allem schuld sind", daß da« Mißverständnis die babyloniscl-e Sprachverwirrung unS so außer Kontakt mit der Umwelt setzen konnte. ES fragt sich nun, welches sind die Vorbereitungen ans lange Sicht, die wir treffen müssen neben aller Notstandsarbejt »nd Karitas für das Heute, nin die Auferstehung eines neuen Deutschland vorzubereiten? Löst sich nicht allmählich gerade mit der fortschreitende» Zersetzung die Hülle von den eigentlichen Eiterherden, die »ns anzeigen, welch« Grundlagen im neuen Tentschland besonders gesund und stark werde» müssen, weil sie zentrale Bedeutung für das Leben der Nation haben? Für Deutschland, das mehr als irgendein Land der Welt Gedanken zu Ende denkt, ist eine Neuorientierung der tkrkenntntswelt zunächst von grundlegender Beoeutung. Dl« „kopeniikanische Tat" Kants, so genial sie war, wurde für u»S zur philosophischen Sanktion für alle Wege fort vom Objektiveil und hin zum Subjektivismus, der uns in der Welt des Geistes so ausschließlich beherrscht hat. HanS Thoma hat einmal eine klein« Sammlung KrlegSgedichte mit einer reizenden Titelvig- nette versehen, die unsere Haltung der nationalen Umwelt gegen- (Hiber in genialer Intuition illustrierte. Sin kleiner menfchlchicher Embryo sitzt ini Grunde einer Löwenzahnblnme »nd spielt in u sich versunken auf einer «m'nzigen Zupfgeige. Um die Blum« herum ringelt sich eine große Schlange und züngelt ans da» embryonale Menschlein herab. Ein wundervolles Sinnbild v«S deutschen Geniu». der vertieft,tn frlne sachliche Tüchtigkeit n'cbt ahnt, wie di« übrig« Welt anssichi, »nd >oaS sie heimlich p'aitt Nein, schlimmer als das, er halt« sich anch keine Vorstellung I gemacht von den Werten, die dort Geltung haben, so dast ein Parieren der Anschläge nnmöglich wurde. Daher der tätliche Ansgang des Kampfes sttr uns, der noch heute nicht verstanden wird, und den »ur derjenige versteht, der das deutsche Antlitz einmal von draußen gesehen hat. Nichts ist so notwendig für das Volk der Denker, alS in seinen Führern sich wieder an einem wissenschaftlichen Realismus zu schulen, die geistigen und snb- jertivistischen Extravaganzen beiseite zu tun, oder wenn sie ge macht werden sollen, sie nur als das anznsehen, was jie sind: Spiel und Akrobatik des Geistes, das keincrlec crnstznneliniende Konsequenzen für das Leben haben darf. Vieles, was seit einem Mcnscheiialtcr in Tentschland geschah — sozial, politisch und wirt schaftlich - konnte nur in einem Volke geschehen, das das Verhältnis zu Wahrheit und Wirklichkeit in hohen. Maste ver loren hatte. Aber nicht alle Deutsche haben de» Drang, „zu wissen, was die Welt in, Innersten znsaminenhäli", bevor jie z» ar beiten ansangen. Biele leben auch gesühls- und geniiilIinäßig. Uno dieses Gemntsleben ist leider in den letzten 100 Jahren genau so wie das Leben des Intellekts verroht und vergiftet wor den. Nur eins tiefgreifende religiöse Wiedergeburt, ein neues Stadium der ursprünglichen religiösen Wertwelt nitt der Zartheit und Macht ihrer Affekte, wie sie uns aus christlich nr- 'irchlicher Lilnrgie bekannt sind, mit ihrem schönen Suin für das, was sich ziemt, mit ihrer hierarchischen lieber- und Unter ordnung der kosiiiischcn Kräfle kann uns wie anf ein Wnndcr- worst hin in der Welt des Seelische» den neuen Frühling hcranf- führc». Keine Agrarreform, AnSwandernngSpalitik, Boden- und WehnnngSrcsorui »ad überhaup! keine Politik hat Sinn, führt zn nichts, nein, wird gegen die Interessenten gar nicht vinchge- snhrt werde» können, wenn nicht dis erste schöpferische Tat des ganzen Volkes, die Anbetung, wieder gesetzt wird. Man spreche gar nicht vom Frieden, er ist heule schwerer zu ertragen alS der Krieg. Man gehe einfach wieder in den schöne» Gottes dienst, alle zusammen, damit die furchtbaren psychologischen Hem mungen jeder Innen- und Anstenpolilik erst einnial weggcräiinit werden. Man lese die Erklärungen der wunderbar tiefen Formen, Handlungen, Worke und Weisen: „Wir danken dir für deine große Herrlichkeit" losgelöst von allem Eigen»»!,, aller Blickrichtung anf »nS, aller weltlichen Klugheit, allem Prag matismus. „Erbarme dich unser lnicht ilnjcrtwegen). sondern wegen deiner großen Barmherzigkeit, qnoniani tu solus sanetus". Da» ist die Erlösung vom Kamvf, die uns di« gesittete Ansei,>- andersetzinig »iitcr Völkern erst wieder möglich macht. Jetzt haben die politischen und wirtschaftlichen Kämvse keinen ver nünftigen »nd positiven Sin» mehr. Sie gehen nicht mehr um» Haben, sondern uuiS gegenseitig« Vernichten. Wer noch leben will, der leiste >v «der Anbetung, selbstvergessen und hin- gegeben, weil es sich so gehört. Vere oignnm et jusinn, est, aegnum et salntare. TaS salntare folgt zwar erst am Schluß, aber es bleibt nicht ans. Und »»cd ein Drittes scheint mir notwendig zu sel», damit die europäische tzlescllschcist von ihrem Haralirr ablasse, das ist das Opfer. Das Opfer vieler für eigene persönliche und fremde Schuld, also mich das stellvertretende Ovfcr. Ich spreche hier nicht von Menschen mit der bckannien konstiiutivca Minderwertigkeils- einstellnng, die in Tentschland alles schlecht und ini Ausland alles herrlich finden n»d nun gleichsam einen Untcrtänigkeitslribnt leisten wollen. Sondern ich spreche von denen, die Tentschland mit Tiefe und Kraft liebe», von denen, die diese Liebe auch durch pünktliche Steuerzahlung und Abgabe ihres Goldes im Kriege stützten, nnd die doch wissen, „daß etwas faul ist tin Staate Dänemark". Diese niüssen, »in ihren Worten UeberzcnanngSkraft zn geben, selber Opfer bringen. Ein Opfer im eigenntchcn Sinne ist immer eine Gott dargebrachte Gib«, selbst wen» sie einem Mitmenschen in die Hand gelegt wird. Es ist tiefste An betung, wahrhaftiger Glaubensakt und stärkste lebendigste Ver kettung des Menschen mit der mystiscbc» Urtiese der Welt. Wie das Salz das Meer vor Fäulnis bewahrt, so bewahrt uns stärkt das Opfer die Seele. Wir müssen erst lernen, eS in einen« ganz reinen Geist der Liebe »nd Teinnt zn bringen, einer Liebe, die alle Tenkungsartcn mithineinzwiiigt in unsere Gemeinschaft uns einer Demut, die die Slngrifie selbstverständlich erträgt. Selbst de» deS Verrates und der Feigheit, der wohl der schwerste ist für ein deutsches Herz, dem Mut, Treue »nd Vaterlandsliebe wesenhaft sind. Noch vieles wäre zur Frage der (neuen) geistige,r Grundlage des neuen Deutschland zn sagen, aber es wurde den Rahmen dieses A»fsatzeS sprengen. Ich denke besonders an die Reinigung des Erotischen, das den Genius der Rasse Irrwegs geführt hat. Dieses nur nm anzildeate», welche Art Ausgaben vor uns Tentsrl)en liegen, ehe der Pazifismus daran denken kann, die Kriege durch Institutionen wie Völkerbund, Haager Schieds gericht »sw. zu banne». Nationalismus? Von D r. Hernic-nn Nolle, Bautzen. Revolutionen sind Zeiten der Ilmwertinig der überliescrien Werte. Mit neuen Maystäben mißt mg» die Erscheinungen, nnd oft geling ist die Umwertung so gründlich, dast inan, was man bisher angebetet hat, verbrennt und anbctel, w„S inan verbrannt hat. Revolutionen können geschichtliche Notwendigkeiten sein. Tann führe» sie mit einer inueren Logik der Tinge zu 'Hinge- staltuiigcn und Neubildungen, die innerlich unwahr Gewordenes und Veraltetes beseitigen und durch neue Formen des Lebens er setze». Auch die deutsche Nebolutio» Hot manches, was in histori scher Erstarrung in Widerspruch mit den Forderungen völlig ver änderter Zeitverhältnist'e stand, in seinem Geltungsrechte erschüt tert nnd einer neuen Anpassung von Zeit und Leben den Platz frei gemacht. Wenn die Einrichtungen in ihrer inneren Bedeu tung hinter der Entwicklung zu neuen Bedingungen des natio nalen Lebens zurückbleiben. dann must durch eine solche Korrek tur eine Wiederherstellung deS verlorenen Zusanttncnhaiiges zwi schen dem Geiste und den Formen deö Lebens erfolge». DaS Weimarer Verfasst»,gswerk ist der ernsthafte Versuch, den neuen nationalen Notwendigkeiten gerecht zu werden. Selbst wenn er nicht in allem und jedem geglückt sein sollte, hat er doch ein An- recht daraus, als ein solcher AnpassuugS- und Angleichungsversuch an die veränderten Verhältnisse einer neuen Lebenslage der Na tion gewürdigt und respektiert zu werden. Mag an der Gestal tung der neuen Lebensbedingungen der Nation, die das Verfas- snngSwerk darslellt, im einzelnen vielleicht anch manche? noch zweckmäßiger gebildet werden müssen; im ganzen must diese» doch als ein CntwicklungSschritt anerkannt werden, der nicht wie der rückgängig gemacht werden kan». Eine solche innere Umbildung deS staatlichen Lebens wird jedoch, so tief sie anch greifen mag, niemals ein völliger Bruch mit allen anS der Vergangenheit überlieferten Werten sein dür fen. ES gibt Werte »»d Güter, die auch von solchem Wandel der Dinge unberührt bleiben niüssen. Es gibt zeitlose Werte, die für alle Zeiten Geltung haben »nd die niemals einem »Fortschritt" um jeden Preis zum Opfer gebracht werden dürfen. Ein solcher Wert, der heute, trotz seiner Bedeutung anch für den neuen Staat, in feiner Wichtigkeit vielfach mistkannt wird, ist die Idee der staatsbürgerlichen Gesinnung, der nationale Geist, da» Bewusstsein von der sittlichen Aufgabe, die der Nation selbst ge setzt ist. Gs ist eine Kranküeltscrscheiiinng für ein Volk, wenn eS die Ni:»''.'„'.'i.zkeit. in je,,:,» -ürg.-r .nnionei zu erwecke!, und z» pflegen, in ihnen ein nnüono'eS W-.,n > ns,st:>n zn entwickeln, ohne weiteres als gciährliclicu Nalionolismns von sich weist. Tie Forme», nnter denen früher vielfach die Pflege nationaler Gesinnung, auch in der Schule, erfolgt ist. haben seren wahres Wesen gewih oft verkannt. Es war ein schlimm. > J.r- t»i», wenn man glanlne, die graste Aufgabe staatc-bürgeS-.bec Erziebung durch einen blesten Dnngslciiknlt erfüllen z» Aber diese Irrungen einer übelberatenen und in Ae»st>'G st,!-.--««» steckeiigebttcbenen Erziehung zur Vaterlandsliebe dürken uns Blick nicht trüben für das wahre Wesen dessen, was wir niste-, nationaler Gesinnnna zu verstehen haben. Ter wahre Noil-n-e- liSmuS ist ei» ideales Gut. Er darf gewij; niemals entarten z» dem mit Recht verurteilte» inacht- und rnhinzicrigc» Nationalis mus, der alle Völker früher oder später ebenso zugrunde richtet wie der ideologische Vervrüdcr»vgSlraun> des Völker nnd rassc- ignorierenden Jn1er,ialst-iiol'.S',i»S Ter echte Nationali-anns ist eine sittliche Macht. Er wurzelt in der Ueberzerignng, dast das eigene Volk eine Ausgabe zu erfüllen bat, die ihm durch seine Wesensart bestiinmt ist nnd die die Entfaltung seiner nräsle van ihm als sittliche Pflicht fordert Er ist, kurz gesagt, das Be wusstsein unserer Mission im Reiche des Me»sche»Iu»>". Dieser Nationalismus a!S Pflicht und sittliches Gebot steht bi nniellmch über dein NalionaliSin.iS der ..gloire". der dein französischen Balle wesenSeigentüinlich ist, dem Rationalismus der äustcren Ehre und schlicstlich des Hasses. Von »atioaalcr Selbstüberhebung hat sich auch das deutsche Volk nicht immer frei zn halten genastt. Aber einem Nationalismus des Hasses sind mir noch nicht verfallen. Es ist wahr, was Georg Kcrschcnsteiiier einmal schreibt: „Wenn wir bisher jemand hastle», so waren cs die nächsten Brüder im eigenen Land; zum Hast der Feinde bain» es bis jetzt die Ten! scheu in ihrer Geschichte noch nicb! gebracht, nnd sie sollen eS auch nicht dazu bringen. Wir sind von Haus ans da? ivellbürgerü-hsi! Volk der Erde." (Die Seele de:- Erhebers und das Problem der Lehrerbildung, Leipzig. 102l, S. 180.) ES wird immer die vornehinste Ausgabe aller siaotsbücger- lichen Erziehung sein, die deutsche Jugend zn wahrer nationaler Gesinnung zn crzieben. Obnc die Krast de? nalicnalen Gedan kens, der freilich nicht in vage» Stimmungen und Gefühlen ver schwimmen oder ans unerreichbar poliliscki« Ziele hingelcnkt wer de» darf, wird unser Volk nicht z» innerer Gesundung gelange». DaS Beispiel Englands oder der Vereinigten Staaten kann den, deutschen Volke zeige», welche Bedeutung für eine innere Verein- heitlichung des VststkSbewusttscinS eine gesunde Nationale n»n>ing besitzt. In unserer Jagendcrzichuiig hat heute der nationale Ge danke keineswegs die Geltung, die ihm, trotz mancher Sünden der Vergangenheit, auch jetzt noch, ja gerade jetzt znkomint. Er ist heute wieder Heist umstritten, und politische Parteilichkeit sucht ihm den Platz streitig zu mache», aus den. er als eine der graste» BildnngSmächte in der Erziehung der Jugend Anspruch hat. Ter nationale BilduugSgedanke sindct in gewissen Kreisen der Be- rnfSerziehcr eine ähnlich leidenschaftliche Gegnerschaft wie d r reli giöse. Auch hier wird einfach blind alles negiert, naS bisher in seiner bildenden Kraft von der Schule sorgsam gebüiet »nd ge pflegt worden ist. Tie Pädagogik erfährt zu ihrem eigenen Schrecken, wie ein blinder Radikalismus heute vielfach all«? be streitet, was die Schule seither an BildungSwcrlen in ihren, Be sitz hielt. Es ist eine schwere Anllage. die jüngst Kcrschcnsteiiier, der von dem Verdachte eines äußerliche», „»wahren Nationalis mus völlig frei ist. gegen die wider alles Nationale in der Ju genderziehung wütenden Bilderstürmer erhaben bat. I» dein oben genannten Buche über Lehrerbildung klagt er: „Wir sind zur Zeit kein gcsnndeS Volk. Wir sind ei» krankes Volk. Schon beeilen sich deutsche Volksschullehrer an deutsche» Volksschulen, womöglich alles zn verpönen, was irgendwie der Pflege nalionalec Gesinnung glcichkoinine» könnte. Lesebücher, Geschicbisbüch-r, Liederbücher in Volks- und höheren Schulen stehen vor der Rei nigung von nationalen „Untaten". Ter Bilder- und Büstensin/i hat begonnen. Helden und Hcldenverehrung sind reaktionäre Er- sckjeinungen geworden. Wen» dieser Geist in die Lehrerhistnngs- anstaltc» einzieht, dann brauchen wir uns nni die Erstehung nnseres deiilschen Volkes nicht weiter wehr zn bemühen. TaS deutsche Volk wird dann bald der Vergangenheit angeboren. Ich spreche nicht bon der Notwendigkeit gewisser Revisionen vor allen» »nserer SchnlgeschicbtSbücher. Auch Revisionen unserer Lese- und Liederbücher sind nncrlästlich. Ab:- das wabrhast Nationale, da? in unsere» vaterländischen Liedern nnd Tichiiingkn, i» unseren Bilder» und den Darstellungen graster Männer und Frauen. mö ge» eS Fürsten oder Arbeiter sein, in Erscheinung tritt, must i.i iiebebollster Pflege nnd Ehrfurcht vor allem anch in, Ost-isie der Lehrerbildungsanstalten lebendig bleiben. Fürstenlniinnen könne» wir ruhig streichen. Aber die lebendige» Bilder wabrhast groster dentscher Fürsten — eS hat nämlich auch solche gegeben — niüssen lebendig bleiben wie die Bilder anderer grosten Deutlchen in der Scele unserer werdenden Erzi-'her und Lehrer und durch ii- in unserem Volke. Auch die Fülle unserer wundervollen deiilschen Vaterlandsliebe von Ernst Moritz Arndt angefangen bis zn den, proletarischen Dichter des Weltkrieges Heinrich Lersctz »nd dein sozialdemokratischen Schriftleiter Karl Bröger »nd das ergrei fende Lied, »nt dem Hiinderttaiisende i» den Ted gezogen: „Deutschland, Deutschland über alles" niüssen in den Herze» un serer Lehrer nnd Erzieher weiterleben Wenn sie nicht wehr wärmste Pflege in unseren Schulen aller Art finden dürfen^ dann sind wir wert, dem Schicksal anbeiniznsalle», das uns zvgedacht ist. . . . Geht in der Lehrerschaft eines Volke? die nalionale Ge sinnung verloren, wird nicht die ganze Bildung getragen von ibr, dann geht sie auch in der Nation verloren." (a. a. O., S. 127 ss.) Der nationale Gedanke steht seit den, unglücklichen AnSgcnige deS Krieges in einer schweren Krisis. Aber wenn die Formen, nnlcc denen er früher dem Volle vermiltclt worden ist. hotte anderen Gestaltungen weiche» müssen, so darf doch inst der Hülle nicht anch der Kcr» sortgeworscn iverde». Wir vertrauen darauf, daß inanchcS, was henke ei» blinder Radikalismus anf den, Ge biete von Erziehung und Bildung schmäht und vcrnngliinpf!. wie der zn Ehre» kommen wird, wenn die Pädagogik die Nevol.stionS. krise überwunden haben wird. Dan» wird inan auch dem Ge- danken der nationalen Bildung, der Erzistumg zu deutscher Ge sinnung wieder Gerechtigkeit widerfahren lasse» »nd die »»natür liche Selbstentwürdigniig de? eigene» Volkes als eine Fieber» erschainniy, beklagen, die dem Lebe» des Volkes a» einen» kri tischen Wendepunkte eine Zcillang gefährlich zn werden drohte. F/L/k/77 ^ke/L^e/7 /lc7/Ho//'ckc^e/i A,/c/l,/i§D<7."§/c7/7e/t /§/ Hev/e /e, e//?e oVe -er/en ro//en unLeT-m ^o/^e vown-7e>en. /eo'e/' 0/5 Le/ns c/em F,70^^1-65-//» /0t- a/7 r-o/r F/-s§^e/7-^/., /§s/a/7c/t^o/7T//-a§5e 6 s^e/e/7.
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