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Sächsische Volkszeitung : 25.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192312256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19231225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19231225
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-25
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.12.1923
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Dienöttig, den 2V. D»';en»b«r 1V28. «r. M., Sei-« 6 turnalien unverkennbar als Lichtgott, denn im salnrniscl»»« Zrl»- alter prangte die Erde i» nie verblühende,» FrühlingSkleide, nnd leine feindliche Wetterivolke dnr'te nie Tonne beschatten. To« nach nnd nach zur Weltherrschaft gelangende Christentum lies« die heidnischen Feste verblassen und eingehen. Das Christen tum »nachte den germanischen Heiden oie neue Bolschast dadurch mundgerechter, das; <8 den GslteSsahn als streitbaren Herzog prceö, de,» die süMrtgeubten heidnischen Männer Gefolgschast u leisten hätten, nnd das, eS ihn als Lichtbringer oarstellte, er durch seine erlösende Lehre und sein leuchtendes Beispiel a»ch die tiefste nordische Nacht zu erhellen vermochte. Ter Germane, der in den Inlinächten sein Sonncnrao anznndete, seine heuigen Bäume schninrktc und zu Ehren seiner Götter sestlick-e Tale, hielt, nahm nun diesen Llchtbcinger und seine Lehre freund lich aus: trotzdem aber hat es sehr lange gedauert, bis der drei- einige Christengvtt de» alten heidnischen W.stcrn und dessen Ge mahlin Frigga, den lieblichen Baldur und die anmutig schöne Hulda nnd Prechta nicht nur gbeNvanden, sondern sogar in Dämonen verwandeln konnte, an deren geisterhaftes Spuken, Toben nnd Rumoren noch heute mancherlei Sitten und Deutungen erinnern. So scheu wir bei allen Völkern, die sich von der untersten Steligionssliisc des Fetischismus zu irgendwelche» höhere» reli giösen Anschauungen erhoben haben, alljährlich ein Lichtsest be gehe»: auch de» Christen geht alljährlich in der Erinnerung an die Geburt des Heilandes rin Licht ans: TaS Licht des G'au- dcns, der Hoffnung nnd der Liebe. Lange genug hat es aber gedauert, ehe die Christenheit — und «mch hier nur wieder oie abendländische — einheitlich das Wcihnachtsfest am 85. De zember beging. Ein jahrhnnd.rtlanger Kirchenstreit war es, dem Kaiier Julian im Jahre 550 ei» Ende dadurch bereitete, daß er das Gebnrtsfest Jesu an die'em Tage zu feiern befahl. Aber leider scheint hier rin recht erheblicher Irrtum untrrgelauseu zn sein: es ist dnrchcul wahrsche nlich, das» der wirkliche Geburt tag Ies» gar nicht in die Zeit, in der wir ihn feiern, gefallen ist; dcoentendc Geschichtsforscher haben ausgerechnet, bas; er schon vier Iahee vor unserer Zeitrechnung in der Zeit zwischen dem l5. des Lenzmonats „nd dem 15. des Osterinonats (April) zu be stimmen ist. Es ist offenbar eine Anpassung an das im De zember einstmals gefeierte Satnrnalien- und Mithrassest ge wesen, das; man den Dezember znm Weihnachtsmonat wählte nno so auf die leichtere Elnlnliriiiig des Christfestes rechnete. Nace der altjiidischen Tradition war lund ist noch) der bürgerliche NcniahrStag der l. Tischri, auch der Schöpfungstag, genauer derjenige Tag, a» welchem nach dem dibl stben Bericht Iebowa di" S hö'.'snng bezan». Ta nach dem c be i Bericht der Mensd erst am 6. Schöpfnng-Slagc gebildet wurde, mar also der 6 Tischri der Geburtstag Adams, bes ersten Menschen. Tee Messias galt aber nach jüdischer Auffassung als der zweite Adam, ein Gedanke, dem besonders der Apostel Paulus Ausdruck und Ver breitung gab, und der auch von den klcinasiatischen und alcxan- drinischen Bischöfen bereitwillig angenommen wurde, und so mußte der Messias, um den Parallisnins zu vervollständigen, auch am selbe» MonntStage wie Adam geboren sein. Schon zu Anfang des zweiten Jahrhunderts galt dies in Alexandrien. Zn fast gluckier Zeit gab es aber andere, die in Auslegung g.lvisscr Bibelstellen glaubten, der Geburtstag Jesu müsse zu gleich dessen Tnuftng gewesen sein, und so entstand das Ephc- phaniasfest, bas lange Zeit als Geburts- und Tanfsest Jeu ge feiert wurde. Nach dem jüdischen Kalender siel der 6 Tischri in den herbst; in Eghptcn nnd Kleinasien aber rechnete man nach dem römischen Kalender, in welchem das Jahr niit dem 1. Januar begann; es war deshalb, wenn auch astronomisch unrichtig, doch symbolisch bedeutsam, wenn man d-n jüdischen Kalendcranfang mit dem kölnischen vertauschte nid nun den römischen Neujahrö- tag als ersten Weittag gelten liest. So wurde aus dun 6 Ti'chri der 6. Januar, nud an diesem 6. Januar ist lauge Zeit hindurch von Inden- und heidenchristen der Geburtstag Jesu gefeiert worden. Noch eine andere Tcntiing spricht für den 85. Dezember. Ten Römern galt als kürzester Tag der 8s. Dezember, der dies bknmalis; an diesem feierten sie das Milhrnsfcst, am Tage darauf aber, am 25., das Fest der unbesiegten S.mnc: dies natalis Tei solis invicti. Was lag »n» für die Send- boten des Christentums näh"r, als a» Stelle des unbesiegbaren Sonnengottes den Licht, Friede und Erlösung bruigenden Sohn Gottes zu setzen und sein Gebnrtsfe't an die'em Tage z» fe er»! War doch sein Eintritt in diese Welt tatsächlich der Aufgang einer neuen Sonne, welche die ganze Welt erleuchten sollte. Ter hl. ChrlisostomnS sagt: „Das; ans diese Art Heiden und Christen in der gemeinsamen Je er übereinstimmten, wenn sie deren Gegen stand auch ganz verschieden anfsaßten." Jahrhundertelang und bis auf unsere Tage ist so im Abendlande der 85. Dezember als Christi Geburtstag gefeiert woroen, während man im Morgenlande am 6. Januar als Gelmrts- und Taustag festhielt. Schon in einem Kirchenfestperzeich- »>s vom Jahre 351 wird der 25. Tezcmdcr als Weihnachtstag bestimmt. Aeltesle Weihnachtsgesänge der Christen Bon Dr. Hans Benzmann. Roch im I. Jahrhundert hallte das heilige Land wider vom Psalniengrsang: „Wohin d» dich wendest", schreibt tziv- ronymnS, „der Pflüger bei seiner Arbeit singt Halleluja, wer vle Rebe beschneidet, singt bei der Arbeit etwas Tavidisches.' TaS sind die Gedichte dieses Landes, dies die Lieblingsgelänge'. Im Frühling wird die Flur mit Blumen bemalt, und zwischen dem Liede der Vögel weiden die Psalmen lieblicher gesungen." Und wie Paulus und SilaS in der Kerkernacht zu Philipps Psalmen sangen, so taten die Märtyrer, we in sie in den Tod gingen. Sogar die Schiffs-,icher versüßten sich ihre Arbeit durch Psalmengclang, wie sich auö einer Ermahnung des Sidonius Apollo,laris ergibt: „Hier timt der Chor der gebeugten Schifss- zieher, die Ufer widerhcillen Halleluja, zn Christ»? erhebt der Freund den Gesang, so pjalmiert Schisser und Wanderer." Der älteste Gesang der Christen war also nach den Quellen Psalmcngesang. Man könnte hierunter auch Psalmen im wei teren Sinne, also frei gedichtete Hymnen verstehen. Schon an einzelnen Stellen der Evangelien und der Ossenbarnng des hl. .'Johannes erhebt sich Bericht nnd Form zu hymnenartigeni A»f- sttchmng. Man denke nur an die Verkündigung der Geburt des Heilands durch den Engel und an die Friedensbotschaft. Pau lus spricht in Briefen öfter von Lobgesängen und Liedern der Christen (Ephcser 5.18 Kolosser 3,lt>). Uno PliniuS d. I. schreibt als Statthalter von Bithynien in einem allerdings stark an- gezweiselte» Brief im Jahre IlO ». a. davon, daß die Christen sich an einen» bestimmten Tage srühuorgens zu versammeln pflegten, um miteinander zum Lobe Christi, ihres GotleS, ein Lie» aiiziistimmcu. In gottesdienstlichen Gebrauch sind aller« oiiigs neue Hymnen erst sehr spät gekoiiinien. Die »ns erhaltene lateinische Hymnenendichtnng beginnt, abgesehen von einige» richt primitiven ooer recht Ichwersälligen Dichtungen in griechischer Sprache von Clemens von Alexandrien (gest. 220) n. a. mit den a»ibrosia»iscl>en Chorgesängen, den mclodischgcsialieten lateinischen Liedern des Bischofs Hilarius von PoitierS (gest. 368) und des Bischofs AmbrosinS von Mailand (gest. 367). Hilarius lernte während seines Exils in Kou- stcmtinopcl die mächtige Wirkung geistlicher Ge äuge beim Gottes dienst kennen und dichtete »ach seiner Rückkehr ins Vaterland einige lateinische Hymnen nach den orientalische,i Muster» znm Gebrauch für die abendländische Kirche. Eine Sammlung kirchlicher Lieder, die auch Hieronymus crwähni, ist leider verloren ge gangen. Von vielen ihm zngcschricbenen Hymnen ist die Echt heit sclyner erweislich. Das von Hilarius begonnene Werk der lateinischen Hymmmsainmkiiiig scpie Ambrosius mit dem be harrlichsten Eifer fort, »nd seinem gewaltige» und hochgebildeten Geist verdankt die Kirche ihre herrlichsten Gesänge. II. a. stammt von Ambrosius der schöne Hymnus in adventn Domini: „Veni, redemptor gentium". Einige Strophen nach KönigsseldS Ueb-r- setznng (Lateinische Hymnen und Gesänge, Bonn 1305) seien hier Wiede» gegeben: Komm, Völkcrhciland, offenbar Dich, den die Jungfrau einst gebar, Tast alle Welt sch' staunend ein, Ein solcher Sohn ziemt Gott allein! Von deiner Krippe glänzt ein Licht, Tas hell durchs mächtge Dunkel bricht. TaS keiner Macht Gewalt bezwingt, Als Glaubens Licht die Welt diirchdringt. Ambrosius hat weiter sechs Hymnen von den Schöpfnngstagen einen Hymnus auf die Leiden des Herrn, Morgen« und Abcnd- gesänge. Oster- und Pfingstlieder, einen poetisch sehr reizvollen Bittgesang um Regen nnd einen weiteren Bittgesang um Trocken heit hinlerlaslen. Alle diese Dichtungen sind von starker, un mittelbarer Wirkung und muten in manchen überaus reich aus- gcsponnenen Natnrschilderiingen durchaus nicht altertümlich a». Ob der sogenannte ainbrosianische machtvolle Lobgesang „Te denm laudamns" von Ambrosius herrührt, ist zweifelhaft. Wahr scheinlich ist ec früher entstanden. Von den ältesten Hymnen« trichtern haben der Spanier Prnoentins (gest. 405), der Schotte Sedulius (um 450), der Biichof F or t u n a t u s vi» Poitiers lgest. 608) u. a. auch tiefempfundene Weihnachtsliedcr hinterlassen. In Deutschland kam die lateinische Hymnendichtung tm 8. Jahrhundert auf und fand namentlich in den Benediktiner« klöstern von St. Gallen, Reichenau »nd i» Fulda eine liebevolle Pflege. Notker, der Neliere, Walafricd Strabi imo NabcmuS Maurus sind die ersten Meister des lateinischen Hymnengesanges in Deutschland. Einfach und wuchtig in der Sprache ist Walasricds Weihnachts-Hymne, „Lumen inclytnm rcsiilget": Der Weihnacbtsschwur ^ Christnacht am Kap Horn. Von L. F a u b e l. (Nachdruck verboten.) Gr. — Ewig rollt die turmhohe, wütende Brandung am Kap Horn nach Osten. Brausende Stürme, vom Westen her- ikominend. segen uiiauskörlich über sie hi». Zwischen heimtücki sche,, Eisbergen und zornigen Wellen, zwischen Hagelschauern, die vis auf die Knochen dringen, und furchtbaren Windstößen kan» inan dort nicht viel ton dem „Frieden auf Erden" verspüren. Ikna d. ch — Einstmals fuhr ich mit einem Kameraden, der die sea »«reichste Weihnachten seines Lebens am Kap Horn gefeiert hat. Es war auf der „Santa Maria", einem tiefgehenden Schnell- egler. aber auch zugleich Vicrmastcr. Viermastcr können näin- ich bei hoher Sc- zuweilen recht unangenehm werden. DaS beste Seeschiff wird am Kav Horn untcrcauchen, Viermaster da- g gen bleiben die ganze Zeit über unter Wasser. Manchmal ver sumpfen sie auch ganz und gar und werden später von der Flut nach dem Süden getrieben, wo sie dann im Eise stecken bleibe». Nun gibt cS eine ganze Anzahl Matrosen, die den Vier- master» anss Haar gleichen. Sie bleiben gewöhnlich zu lange „fern von der Heimat". Sobald sie ans Land kommen, stürze» sich alle Seeleute hinein ins Leben, aber die der Heimat Ent fremdeten ver'Niiipfei, gewöhnlich in der LebcnSbrandnng. Einer meiner Tcbifsskameraden auf der „Santa Maria" gehörte auch zu diesen Heiiiiatobacwandten. Trotzdem besaß Brb noch Ange hörige. die scin-m Herzen naheslanden. Mehr als einmal war er mit de», festen Entsch'nß um die Welt gesegelt, daß dieses seine letzte Reise sein sollte. Aber jedeSmal, wenn am Ende der Fahrt der Zahltag kam, wurden alle die guten Entschlüsse wieder zu Wasser. J-tzt verbarg Bob seine stille Vcrzweislung über seine Willensschwäche unter der grimmigen Außenseite des Mcnschcnhasscrs. Das Meer ging hoch, aks wir uns an diesem Weihnachts- abend hinunter l»;gab-n. Es graupelte und hagelte stoßweise, der Sturm batte unsere Segel bis aus die untersten gestellt. Kanin waren wir einqcschlafe», als die Alarmglocke ertönte. Ehe daS Signal „Alle Man» an Bord" gegeben war. saßen Bob und ich schon auf unseren Betten und zogen die Wasserstiefel a». „WaS ist krß?" brummte mein Kamerad. Gleich darauf erhielt er die Antwort von dem Schiffsjungen, der eilig herein» gestürzt kam. ,.Ausstich-», ciiisstehcn, ihr Schläfer? Eisberge an der Leeseite! Steht auf, steht auf!" Die Deckwachc war gerade dabei, daS Fockscgel einzuziehen, um das Schiff vor den Wind zu bringen. Bob wurde beauf tragt, das Segel aiifzurollen. Wir übrigen gingen an die Bras sen nnd zogen sic nach dem Steuerbord. Langsam erhob sich die „Santa Maria", um ihre», Feind die Stirn zu biete». Aber ehe sie ihren Bug der Brandung eiitgegenstemmen konnte, brach diese über das ganze Schiff hinweg. Brb kam gerade vom Fock- mast auf uns zu. als sich eine große Welle über die Brüstung herüber auf uns werfen wollte. Wir liefen noch rechtzeitig aus einander, die Welle traf daher nur Bob. Er sprang in die Höhe und st-eckte seinen Arm durch die hcrabbängcndc» Riemen des FockscgelS. Doch diese waren mürbe braebcn, Bob siel und ver schwand sofort in dem schäumenden Wasser. Dieses lief nach der Leeseite ab einen dunklen Gegenstand mit sich führend. Der Kapitän warf einen NettungSgürlel aus. „Armer Bob," sagte ein jeder für sich. Mehr konnten wir nicht für ihn tun. Er war verschwunden. Endlich hatten wir die „Santa Maria" wieder in Ordnung gebracht. Noch ein« Stunde Ruhezeit blieb unS, nicht lange ge nug, »m nochmal- in unsere Kojen hineinzukriechen. Wir zün deten daher unsere Pfeifen an, setzten uns auf unsere Kisten und sprachen von Bob. Bill. Bobs intimster Freund, ging a» dessen Kiste und stöberte in dem Nachlaß herum. «Wen» man bedenkt, daß ein alter mürber Riemen einen armen Burschen über Bord senden kann, sollte man wirklich den Verstand ver lieren," grübelte er. „und noch dazu am Weihnachtsabend! Hört, JungcnS, wenn wir dieses Zeug versicigexn, so müssen wir u»S den Hinterbliebenen gegenüber anstänoig zeigen." Es muß hier hinzugesügt werden, daß, wenn ein Seemann auf dem. Meere stirbt, sein Nachlaß von den Kameradcn unter sich versteigert wird. Diese Sitte erfüllt eine» doppelten Zweck. Zunächst ist eS leicbtcr. .eine Geldsumme um die Erde zu senden, als die sichere Ankunft einer asten hölzernen Kiste zu garantieren. Geld ist den jeweiligen Erben auch stets willkommener, als gebrauchte Kleidungsstücke. Ferner geben diese Versteigerur>gen ans dem Meere den Kameraden die Gelegenheit, durch ein möglichst hohes Bieten dem Verstorbnen noch eine letzte Ehre zu erweisen. Jeder wollte daher dazu beitragen, damit den Erben des armen Bob eine nette Summe ausgehändigt werden konnte. Der erste Steuermann gab die Erlaubnis, daß die Auktion sofort abgchallen werden sollte, und kam mit Papier und Bleistift »ach dein Vor derschiff, um die Gebote zu notieren. „Hierher, hierher, JungcnS! Haktet euer Geld parat! Die größte Kap-Horn-Nuktwn wird sofort beginnen!" rief er mit lailtcr Stimme, „zuerst ein wertvolles Strohkissen. Bedenkt, was schon Ebakcspcare sagte: „Schwer ruht der Kopf, der keine Kissen hat." Mas soll ich sagen: Zwei Dollars, drei, vier, fünf, sechs, ÜSelch' Geheimnir, unergründet, Winiderbarlich, heilig groß, Ter sich selten donnernd kündet, Ruhet in der Jungfrau Schoß. Ter einst Himmel schuf und Erde, Ei„e-s Weibes Leib nun trägt, Der znm Engel,hör sprach: „Werde!" In dir Krippe wird gelegt. Seit dem 11. Jahrhundert dringt der Marieukult»? auch tu die Hymueiidichtuiig ein. Ter Ehorgesaug wird damit einer seits zarter und inniger, andcrcreits durch mystische Inbrunst reicher, glühender, prächtiger. Man denke z. B. an Bernharo von Clairvaux' Passionsgesänge. Vvn wundervoller E nfachhcit und Zartheit ist z. B. der Gesang „Stella mnris" oeS Bischofs Marbao von Rennes lgest. 1182). ferner, das Aovenlslied „Mit tet ad virginem" des Petrus Abülaeb (gest. 1157) und aus späterer Zeit das „Stabat mater spreiasa" des JacoponuS (gest. 1306j, das ein Gegenstück z» den, bernhin'.en „Stabat mater dolorosa" desselben Dichters bildet. Alle diese Hymnen zeichnen sich bereits durch eine Fülle sprachlichen Ausdrucks, durch edle, seine Fprm vor den ältere» aus. Daneben entsteht nun auch ein reicher Flor schöner und inniger lateinischer Gelänge von unbekannten Verfassern, von denen mancher zum Volkslied ge worden ist, infolge der innigen Einfachheit seiner Empfinonng nnd infolge der Veranschaulichung biblischer Vorgänge, der Verkündi gung Maria, der Geburtsgeschirhtc n. a. Namentlich im II. und 1.5. Jahrhundert entfaltete sich eine unbegrenzte Pbantasie ouch auf diesem Gebiete. Gebilde von entzückender Zartheit' entstehen, und viele Motive und Klänge der alten nnd ältesten Hymmmdlchtiingen wurden später von den Dichtern evangeli scher Kirchenlieder übernommen. Das deutsche Weihnachtslied vom Alittelalter bis auf unsere Tage Von Margarete Schupve. «Nachdruck Verbote» ) Matthias Claudius sagt in seinem WandSbecler Boten: .Alke Kunst nahm ihren Ausgang vorn Altar". Dieses gilt in be sonderem Maße von der Musik. Wie schon vom vorchristlich.'», so ging um so mehr vom christlichen Kultus das Bedürfnis znr Pfleg« des Gesanges aus. und so entfaltete dieser schon sehr frühzeitig einen Reichtum von Melodien, a» welchem der später sich entwickelnde Tonsatz seine ersten Versrnhe beginnen konnte uird aus deren Grund er im Verlaufe des 16. Jahrhniiderls seine erhebendsten Leistungen ans dem Gebiete der echten KultuSinnsik inS L-ben rief. Die Tonsetzer des 16. Jahrhunderts nahmen den kirchlichen CantuS firmus zur Grundlage -hrer .Kompositio nen und wutzien ihn in einer Weise zu verwerten, daß man stau nen muß über die Fülle von Motiven, die sie aus jenen so ein fachen melodischen Gebilden zur Entwicklung brachten. DaS deutsche geistliche Lied, von der ältesten bis auf unsere Zeit, hat seinen Ursprung einerseits in dein gregorianischen Choralgesang, andrerseits in dem dentscl-en Volksliede. Selbst verständlich bebandeln diese geistlichen Vo kslieber hauptsächlich die christlichen Feste, und so haben wir eine Fülle der schönsten Weih- nachtölieder. von denen der Hninnns deö heiligen Eaelius Sedulius wahrscheinlich seben aus- dem 6. Jahrhundert stainint: „A solis ortus cardine" („Vom Anfang der Sonne als Aus gangspunkt"; der Text von Luther verdeutscht.) Ans dem 14. Jahrhundert tönen unS nun die schönste» Weihnachtsiiedcr ent gegen. „In dulci jubilo", „Josef, lieber Josef mein", „ein alt' Christmettenliedlein", „Vom Himmel doch, ihr Engel kommt", „Zu Bethlehem ein Kindelein" und so fort. Tie Volksmelodicn des Kirche,ihymiius entspringen hier so recht aus dem Quell in brünstiger Begeisterung. Durch den Einfluß der Krenzzüge war die Phantasie mäch tig angeregt worden und ein reges geistiges Leben hatte begon nen. Der deutschen Dichtung wurde eine Menge Stoff znge- sührt, und die lyrische Beschaulichkeit wurde i» einem Grade erregt, daß sie Forme»! und Töne erzeugte, die die Vergangenheit nicht gekannt hatte. Diese neue Phase deS Gesanges, als deren köstliche Frucht jetzt das die ganze Musik umgestaltende Volks lied erscheint, beginnt mit dem 12. Jahrhundert. Di« ersten Volkslieder der neuen Gesangsweisc sind Variation-n der Kircheiihymnen. Doch immer selbständiger entwickelten sich die Melodien, in begeisterten Liedern strömt der Voltsgeist aus, was ihn bewegt. Walliahrteii und Bittgänge. Kirchweihen und Jah« resfeste geben erwünschte Gelegenheit. Tie von den Minnesän gern mit so schwärmerischer Begeisterung gepflegte Frauenver- ehrung fand im Volke ihren Ausdruck im M a r i c n k u l t u S. Die ovc» genannte» Lieder gehören in diese Epoche. Die Me lodie überragt den Text hier überall und zwar so hoch, daß dieser erst durch jene Bedeutung erlangt und verständlich wird. Die meisten Weihnachtslieder sind Marienlieder in Form von Wie genliedern. Der Refrain ist oft: „nun wiegen, wiege» wlr den !>« », > ->«- -irr Kap-Horn-Preise, meine Herren, zehn! Seid ihr fertig? Ton, du kannst es für zehn Dollars haben." „Nächster Gegenstand: Ein schöner, leinener Stehkragen. Der arme Bob hat ihn nur einmal in Liverpool getragen. Er kann für die KIcinigk-it von 8 Cent vollständig rein gewaschen werden. Der einzige Artikel seiner Art. der jeinals am Kap Horn versteigert wurde. Wer bietet? Einen Dollar, zwei, drei, drei Dollars fünfzig Cent, vier! Habt ihr alle g boten? Ver kauft an Dick für vier Dollars. Warte einen Augenblick. Dick, hinten im Kragen sitzt noch ein Knovf, für de» mußt du extra bieten." lind so wurde.jedes getragene und geflickte Kleidungs stück deS armen Bob zu „Kav-Horn-Pre-sen" versteigert. Die Kameraden achteten darauf, daß keiner weniger als seinen Mo- naislohn beisteuerte. Zuletzt kani der Steuermann mit der Hand ans den Boden der Kiste. Aus einer' Ecke holte er ei» Bündel Papiere, in ein alte? Stück Segeltuch eingewickelt und mit einem gelben Zigarrenband znsaminengebnndcn. Der Steuermann hielt das Bündel gedankenvall in der Hand. Er »ögcrt, es zn öffnen. „Oefsne es!" riefen die Leute im Chor. „Hm well, wir wellen jedenfalls sehen, »ras darin ist," entschied der Steuermann. AIS die Scgeltuchumhüllung entfernt wurde, fiel eine Anza'st Briefe iil beschmutzten und zerrissenen Umschlägen heraus. „Es kann euch Jnngens weiter nichts schaden, wenn ihr ei» wenia Oeim 61- gesühl ans diesen Briefen erhaltet." sagte unser Vo"gesetzter, .doch dürft ihr sic nicht behalten, sie müssen an Bobs Angehörige gesandt werden. Zunächst müßt ihr aber für das Privilegium des Lebens bieten." Für neun Dollars durfte D>ck sich zuerst einen Brief ans- wnhlcn. Er nahm einen, dessen- llm'ckllag am b slen er'-ali -n war nnd ging in eine Ecke, um ihn zu lesen. D-e Auktion wurde fortgesetzt uni» ergab eine nette Summe. D>e Hülste der Briefe war bereits versieigerk, als Dick aus seiner Ecke kam und dw Fortsetzung unterbrach. Er sah betrübt aus »nd hielt uns den Brief vor die Angen. „JnngenS," sagte er, „dieser Briet ist von der Braut. Bob taugte nichts. Er ging nickst beim, als er in Liverpool abgekeuert wurde, er ging nicht heim von Neuyork ans, noch von San Franziska, trotz' -m er die Reise dort in einem Tage hätte machen können. Das Mädchen wartet beute noch." Der Steuermann, der -istig seinen VKief gelesen hakte, unterbrach ibn hier. „Bobs Mutter ist arm und wird immer älter. Sie bittet jedoch nicht »m Geld. Sie »nächte nur ihren Jnivien Wiedersehen. Er wird nie wicderkommen, arme Mutter, armer Bob!" — — — Ilm vier llhr hörten wir psi'tzsich. wie die Glocke im deck wie wahnsinnig angeschlagen wurde. Wir liefen schlerriigst hinauf. Die Dcckwache schrie nnd winkte mit den Arme»» von»
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