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Nummer 15 — 23. Jahrgang Smal wöchentl. verugrprei;: für Januar 8.80 Ne»t.-Mnrk klnreigenr Berechnung der Anzeigen nach Reut., Mark Preise: Die eingespaltene Petitzeile 2V«j. j. Familien-u. Vereinsanzeigen, Gesuche 15^;. Die Petit.Nellnniezeile 8Vmm breit, I Lsieitengebühr siir Selbstabholer 15^). bei llebeiiendmia durch die Post außerdem P orto nlchlag. krei; liir aie cinreinummer l; lienten-rkennist. Veschästlichec Leit: Jose, tzohmann. Dresden SücksWe Freitag, den 18. Januar 1924 Im Falle höherer Gewalt erlilchi ,ede Verpflichtung aut Liekerung sowie Erfüllung von Anzeigen-Aulträgen und Leistung von Schadenersatz, Für undeutlich und durckFern« sprechet übermittelte Anzeigen übernehmen wir leine Ver« antwortung. tluverlnngt eingeiandte und niit Stückporto nicht versehene Manuskripte werden »ichi ausbewahrt Sprechstunde der Redaktion 8 bis ö Uhr nachmittags. Hauptschriitleiter: Dr. Joses Albert, Dresden v oi>> > IINI- . > p Ee,st«i»snel e: Dreoden-BUskadl t«. ^oib»ins>raf>e 4« ch Fernruf 82722 / Postscheckkonto Dresden 14767 MklWW Wd NW ' Ae Nell ier N««« Ins me Lekeii« Truck und Ber ag- Saxonia - Bnrhdruckerei G. nr. b. H. D c eS den -AItstadt I«'-. Hoibeinstraße 46 Kslitik Ws l«W Licht <!) Die Regierungserklärung des Kabinetts Heldt hat durch den Ausfall der sächsischen Gemeindewahlen eine Begleitmusik er fahren, die ein ganz anderes Echo verursachte, als eS unter anderen Umständen an die Ohren geklungen wäre. Wer die einzelnen Sätze dieser bedeutungsvollen Kundgebung genau über prüft, der wird, wenn er unvoreingenommen ist, ohne Zweifel finden, das; eine ganz andere Welt daraus hervorleuchtet! eine Welt, von der man vorher in Sachsen wohl träumte, an deren lmldige Wirklichkeit man aber nicht glauben konnte. Nichts mehr von ödem, versengendem Klassenhas; und Todfeindschaft gegen das Bürgertum, nichts von blöden international n> Phrasen und Um- schmeichelung dcS Mob mit unwahren Versprechungen, sondern im Gegenteil ein mutiges Bekenntnis zum Gedanken der Volks- gcmeinschast, zur nationalen Idee und zum Reiche; daS ernste Versprechen für alle Klassen und Stände zu arbeiten und zu sorgen, Ruhe und Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten und vor allen Dingen, entgegen der früheren „Gros;;ügigkcit", wieder sparsam zu wirtschaften. Wie hätte sonst der Appell an a l l e Volksteile, an der Wiedcranfrichtung der Wirtschaft und an dem Ausgleich der inneren Gegensätze mitzuarbeite», in der politischen Oeffentlichkcit gewirkt! Heule unter dem Eindruck der Gemeinde wahlen klingt der Widerhall aus der Rechtspresse misstönend zu rück, und auch die demokratische Presse bläst heute schneidige Fan faren. ES ist ganz selbstverständlich, das; dieser in solch imposanter Grös;e nicht geahnte Erfolg überall die größte Genugtuung, ja lauten Jabel hervorruft: den» die Erinnerung an all die Drang sale, die der nichtsozialistische Volksteil in den letzten drei Jahren und besonders unter der Aera Zeigner-Liebmann-Böttcher erdul den mußte, ist noch zu frisch, als das; dieser Wahlausfall nicht wie eine Erlösung begrüßt werden mühte. Aber in diesen Aeuherungen der Freude und Genugtuung schwingt ein sehr ge fährlicher Ton mit, der nicht minder verhängnisvoll werden »ins; als die Haßfanfare der Sozialisten und Kommunisten, nämlich die Sehnsucht nach einer Revanche, nach einer Wiedervcrgellung für jene Drangsalierungen, wie sie die Sozialdemokratie niemals im Kaiserlichen Deutschland hat zu erdulden brauchen. So sehr diese ersten Aeusierungen der Freude über die Erlösung auS dieser roten Thrannei auch zu begreifen sind, ebenso sehr und eindringlich aber mns; vor der Gefahr gewarnt werden, in den gleiche» Fehler zu fallen, den die Sozialdemo kratie begangen hat, als ibr die Macht unerwartet in den Schoß fiel. Wir durften nnS schon vor deni Kriege nicht den Luxus leisten, in zwei ValkShälften zu zerfalle», die sich in erbitterter Todfeindschaft gcgenüberstande». Die begeisternden Augustlage von 1914 haben diese klaffenden Abgründe nicht zugeschüttet, sonder» nur notdürftig überbrückt, wie es der Verlauf und daS Ende des furchtbarsten deutschen Kampfes schlagend bewiesen habe». Wie hätte sich sonst der Has; der sozialistischen Volks schichten gegen daS Bürgertum so austoiben können, wie wir es in diesen fünf Jahren schaudernd erlebt haben. Das; unter den heutigen furchtbaren außenpolitischen und wirtschaftlichen Zeit läuften nur eine kurze Zeitspanne nötig wäre, und eine solche Revanchepolitik, aufgelxiut auf rein negativem Grunde, zum Zu sammenbruch zu bringen, war jedem politisch und historisch den. kendeu Mcnschen schon in den Anfängen dieser sozialistischen Kataslrophenpolitik klar und ebenso, das; die Reaktion starke Nei gungen zeigen würde, nach dem Zusammenbruch der Sozial demokratie Vergeltung zu üben. Deshalb wurde vor geraumer Zeit die Idee von der Volksgemeinschaft in die große deutsche Debatte geworfen, die besonder? vom Zentrum und (wir denken an die Arbeitsgemeinschaften usw.) von der deutschen Volks-Partei ausgegriffcn und niemals wieder fallen gelassen wurde. DaS große nationale Ziel kan» zweifellos nur darin be stehen, die vorhandenen Gegensätze auSznfnllen und eine einige Nation, in der genügender Spielraum für alle Klassen nnd Stände vorhanden ist, zusammcnzuschweisten, wenn das deutsche Volk überhaupt jemals auS seinem Elend herauskommen nnd seine nationale und damit auch wirtschiftliche Selbständigkeit ivicdergewinnen will. Die Erkenntnis dieser Wahrheit könnte bei einigen Vertretern der Deutschnationalen spruchreif geworden sein, doch sind sie nicht handlungsfähig. Auf der andere» Seite aber haben sich die sozialistischen Kreise bi? zuletzt verzweifelt gegen eine Preisgabe ihrer klassenkämpferische» und internatio- nalcn — also anotianalen — Grundsätze gerechnet. Man gewinnt zu der Vereinigung der Mehrheitssozialisten mit den llnab- hängen und zu den verschiedensten Versuchen der vereinigten Sozialdemokraten, die meistens mit würdeloser Selbsterniedrigung eine verzweifelte Aehnlichkeit haben, mit den Kommunisten eine gemeinsame Linie zu finde», nur die richtige Einstellung, wen» man sie unter diesem Gesichtswinkel betrachtet. Damit ist auch zugleich daS Urteil über alle Bestrebungen gesprochen, und mit umgekehrten Vorzeichen gegen und ohne die Sozialdemokraten, in denen noch immer breiteste Volkskrcise ihre Vertretung sehen und sehen werde», zu regieren. Diese Gefahr liegt bei diesem Ausfall der Gemeindewahlen auster- ordentlich nahe. Darin offenbart s i ch auch die verhängnisvolle Eigenschaft weiter, und nicht der schlechteste» Volkskreise, Ge schichte nur zu lernen um nichts auS ihr zu lernen. Glaubt lemand im Ernst, das; Ideen, ein halbes Säkulum in Herzen nnd Hirne der Kreise gehämmert, die nun einmal abseits mancher reichen Gabentische des Lebens stehen, so schnell ver- scliwindcn und entgegengesetzten Anschauungen weichen werde»? Kann ein ernst ha st er Mann wirksich der'Ueberzeugung sein, dast die wachsende Erkenntnis in sozialistischen Kreisen, nur der Zusammenschlust aller Klassen und Stände könne daS deutsche Volk a»S dem Elend erretten und eS wieder zu nationaler Gröste führen, weitere Fortschritte machen werde, wenn von bür gerlicher Seite die kaum vcrharrscheuden Wunden neu aufgerissen werden? Kanu jemand so töricht sein, zu glauben, das; daS reine klare Wasser der Vernunft gerade bei den Kreisen, die nur mit deni Herzen zu denken gewohnt sind und in denen Wünsche und Begierden Heister toben als bei anderen, über den schäumen- den Wein der unerfüllbaren Wünsche siegen werde, das; sozia listisches Blut dünner sei als die Idee der Volksgemeinschaft? Diese Fragen sind verneint; das braucht nicht erst anSgcführt zu werden. Wir haben eS leider vergessen, welche Gegensätze Das belgische Programm Iaspar hofft auf einen Sicherun s- und Defensivvertrag zwischen Paris, London und Brüssel — Die verschobene Neise -er Sachverständigen nach Berlin — Die verpfuschte amerikanische Lebens« Mittelanleihe M HOiumi aus kiii btlM-eiiBslhks DkfkiislMliittlls Brüssel. 17. Januar. Der belgische Senat hat gestern die Aussprache über daS Budget deS auswärtigen Amtes fortgesetzt. Im Verlaufe der Sitzung ergriff Iaspar das Wort zu einer längere» Rede, in der er auch oaS N n br - u » dSi ch e rnng S- problem streifte, Der belgische Austenininister versuchte von neuem die Besetzung des RuhrgebietcS zn rechtfertigen und meinte insbesondere, unser Volk ist von dem deutschen Problem beherrscht, welches in das Problem der Reparationen und dasjenige der Sicherungen verfällt. Wenn man behauptet, das; die am II. Januar 1923 eingeleitete Politik zu einem Mist erfolg führie. so werde die öffentliche Meinung bcwnstt irre geführt, Diese Politik hat vielmebr Deutschland zum Nachgebcn bewogen, ES ist uns gelungen, die denischen Industriellen zu veranlassen eine» Teil ihrer Guthaben auf die Zahlungen der Reparationen zu verwenden. Im übrigen babeu wir die Form der Besetzung gemildert. Wenn Deutschland sich einbildet, dast wir daS Nnhrgebiet vor der völligen Bezahlung der Reparationen verlassen, dann hedentet das einen Irrtum. Iaspar kam dann auf den französisch-belgischen Wirtschastsvcrirag zu sprechen nnd gab der Ansicht Ausdruck, dast der Vertrag, obwohl er nicht in allen Punkten die Befriedigung deS belgische» Volke-? findet, doch für beide Länder groste Vorteile aufweisc, Iaspar bekannte sich als entschiedener Gegner einer französisch-belgischen Zallvereinignng, Er stehe auf dem Standpunkt, das; die iinabhängigkeit Belgiens dabei zu Schaden kommen könnte. Zum Schlüsse erklärte der belgische Austenminister, wir könne» behaupte», das; die R»hr- besetzung einträglich zu werden aufängt, Wa? unser Programm anlangt, so kommt cs zunächst daraus an, das; Belgien sich selber treu bleibt. Ferner wünschen wir. daS Belgien auch weiterhin a» dem westenrapäischen Zusammenschluß teilnimmt, durch den der Krieg gewonnen wurde und der eS uns auch ermöglichen wird, den Frieden zu gewinnen. Besonderes Aufsehen erregte Iaspar mit nachfolgenden Scblnstworten: Ich möchte nicht die Hoffnung verhehle», das, Belgien mit England ein D e f e » s i v l> iindniS abschließt wie eS mit Frankreich unter zeichnet worden ist. Ich hoffe überhaupt, das, zwischen Paris, London und Brüssel ein Sichernngd- »iib Defensiv-Bertrag zu stande kommt, der die Lander fest aneinander kettet. Pari-Z, 17. Januar, Der SachvcrständigenaaSschnß zur Prü fung der deutschen Finanzlage ist gestern vormittag 19 Uhr unter de:» Vorsitz des Generals DaweS zn einer Sitzung znsannnenge- treten, die bis 12,15 Uhr dauerte, lieber Ken Inhalt wird vorläufig Stillschweigen bewahrt, A»S diesem Grunde wurde auch kein Prcsserowmunigiie heranSgegebe», Der Ausschuß Hot dann gestern nachmittag von 5 bis 9,29 llhr wieder getagt. Eine neue Beratung ist für heute nachmittag 4 llhr festgesetzt worden. Wir glaubeii zn wissen, das; gestern hanpisächlich über die Bil dung der beiden Unterausschüsse verhandelt wurde, die sich getrennt voneinander inst dem deutsche» Währung?-- p r o l> l e in und der Ausgleichung deS Staatsbudgets beschäftigen sollen. Vorgestern käme» die lln'teraiiSichüise ange- slchts der ablehnende» Elnste-liiirg k>eS kranziistschen delegierten Parmentier »nd seine? belgischen Kvilegeik nicht zustande, Nach gewissen Informationen zu schlichen, hat General DaweS ans ihre Bildung verzichtet und beschlossen, dnh beide Probleme nou dem Sachverständigenansschnh besprochBi tveroen. In Pariser div.oniatischen Kreisen ist man der Ansicht, das, der Sachverstän- digenanSschilh angesichts der außerordentlichen Tatkraft seine? Re- presentnnten seine Arbeiten bereits Ende Februar beendet haben wird. Kurz nach der Vernehmung deS ReichSbonkpräsidenten De. Schacht und nach dem Zusammentritt des zweiten Sachverstän digenausschusses zur Aufklärung der deutschen AuSlandgnIhabe» dürften sich die Sachverständigen nach Berlin begebe >,. Mtithl mit Scryiitlitttt »ch Paris Paris, t7. Januar. Nach dem „New Bork Hörnst," be absichtigt der Snchvcrstniidigenausschusi dem RcilliSbankpräsidenten Dr. Schacht, de» er nach Paris gebeten bat, Ul,er den gegen wärtige» deutsche,, Tevisk»sta»d zu befragen im -Hinblick ans die Gründung einer neuen Ncbenbank, die völlig unabhängig tun, der Regierung dastchen soll. Bei Bckanntwerden der an den Reichs- bnnkprnfidcnte» gerichteten Anforderung, habe einer der finan ziellen Vertreter TeittschlnndS in Paris einem Berichterstatter de? BlatteS erklärt, er vertraue darauf, daß Tr. Schacht ohne weiteres bereit sein werde, in Begleitung des TtnadssctretärS a. T. Berg mann „ach Paris z» kommen. Deutschland balle alle Infor mationen kür den Sachverstäiidinennusschiisi bereit, Mailand, 17, Januar. Zu der an den ReichSbankprästden- ten Dr, Schacht ergangene» Einladung, vor dein ersten Sabber- ständigenauSschust der RcparnlionSkommstsioii in Paris zn er scheinen. halte der „New Bork Herold" erklärt, diese Berufung gehe ans einen Antrag deS Vorsitzenden der Koinniin on, des amerikanischen Generals Dame-? zurück. Nach in Ron, ringe- trosfenen Nachrichten entspricht die-? nickst den Tatsachen, man glaubt bielmehr, Vas; in der nächsten Zeit durch andere iübrende Männer deutsche Persönlichkeiten nach Pari-? berufen w-ee-eu. uni Pon dem SachverständigenanSsclms', gehört zn werden, Ans diese Weise hoffen gewisse Kreise, zn verhindern dast die Sackw-rstän- dige», wie ursprünglich beabsichtigt, nach Berlin reisen oder zu erreichen, das; sie diese Reise erst antrelen, wenn da? Ergebnis ihrer Vorberatungen im groste» seststeht Par!-?, 17, Januar, Nach „Petit Puristen" wird der Sach« verständigenanSschust der ReparationSkommistio» die beal iichiigte Reise nach Berlin nicht sobald autreten. nste ursprünglich ange nommen wurde. Der Ausschuß leot Wert darauf, die P -b-rei- lelen Arbeiten wir seiner Neise erst vollkommen dnrchznsiitnan-, Keine amerikanische Lebens,,, ttelmr'e:!;-' für Dcuticklilrind Nenpork. 17. Januar. Togherli informierte Eoolidge und Mellon dahingehend, das, die Kriegs- „nd Finan'ckvnwroi'on auf gesetzmäßigem Wege eine Anleihe an Deutschland nicht geben könne. Die Nenvorkcr Bankiers mußten de» Plan der 7»-Millio»en-Tollaranleitie satten lasse», weil Frank- reich und Belgien sich weigerten, eine derartige -Hilfsaktion als erste Hhpothck vor den Nevarntione» anzu. erkennen. Das Eintreffen des Herrn von Hö'ch Berlin, 17. Januar. Der deutsche Gcschäslstrnaer in Paris Herr von -Hösch ist heule in» Lanke deS Vormittag? in Berlin zu einer Rürkspn-che mit der ReichSregicning cingetrosfen, Die Aussprache im Wüsche« Merhaus London, 17, Jonnar. Im weiteren Verlauf der Ilnter- hanSreden ergriff R a m s e h M a c d o u a l d das Wort und äußerte sich vor allem zur Frage der N u h r b e s e tz u n g. Er sagte: Wen» wie unS im Geiste >2 Monate zurückversetzen, so stellen wir fest, daß dnS czp g l i s ch e K a l> i n e t k inst der fron- Mischen Politik t» der Rnhrfrage n i ch l ei» v e r st n » d e n war, Tie englische Regierung wußte, daß die Nnhrbesetznng unge setzlich war, sie beschränkte sich jedoch Korans, ihren Verbündeten zu sogen, wen» wir uns auch dem Unternehmen nicht anschließen, weil wir überzeugt sind, daß ihr Nnrecht habt, so Hessen wie doch, daß eS, euch gelingt. Welch ei n W a hnsi n n! Soba'o rum der Augenblick kommt, diese Politik zu ändern, sind hei Vorhandensein deS festen Entschlüsse? auch die Schwierigkeiten " n überwinden, die England entgegenstehen, die eS aber unter nehmen muß, um seine Autorität wieder zu ge winnen. Um jede» Preis niüilcik wir neue Wege in der Politik kinschlaste». Wir dürfen eS nicht dmveir. da!; man »n? über geht, Ich bin nbeezengt, daß keine Nation in Europa n»S weiter beiseite stehen lassen wird, wenn tute nachdrücklich bekunden, daß wir unseren Entschln-sen Geltung zu verschaffe» wünschen, Tie der Freiherr vom Stein erst Überdrücke», welche schweren sozialen Schäden er heilen musste, ehe das preußische Volk in todesmutiger Begeisterung zu den Waffen griff, um sich die Freiheit nnd damit da? Leben und die Grundlagen seiner künftigen Groste zu erkämpfen, die mit der Größe des denischen Vaterlandes überhaupt identisch ist! Wie man sich die Befreiung deS deutsche» Vaterlandes a»S der Sklaverei, wie man sich einen erneuten Aufstieg zu Macht und Größe ohne ein einiges Volk im Innern dcnktz ist uns unbegreiflich und ebenso, wie mau auch nur im Traume daran denken kann, eine solche Einigkeit durch Aukreißeu der alten Gegensätze herbeizuführen. Die Gefahr, daß alle Anstrengungen gemacht werde», um eine solche-Revanchepolitik wenigstens zu versuchen, liegt außerordentlich nahe, da eS kaum jemanden geben wird, der in der ersten Freude über diese überwältigenden Erfolge nicht ähn- liehen EKdankeiigängen Raum gegeben hätte. Aber der nüchterne Alltag, der die Regel in deni Leben deS einzelnen »nd der Ge- samthcit ist, fordert darum auch größere Rechte. Die nächsten Jahre werde» die härtesten Anforderungen an alle VolkSkreisc stellen, werden also auch den Arbeitern die schwersten Entbehrun gen auferlegeu müssen, viel schwerer noch, als sie die schweren Zeiten dcS wirtschaftlichen Aufstieges in Sachsen brachten. ES wird eine HerkuleSarbeit sein, mit dem Auslands erfolgreich zu konkurrieren »ud so die verlorenen Posten auf dem Welt markt wieder zu gewinnen, DaS kann aber nur geschehe», wenn alle Volkskreise, also auch dje Sozialdemokratie, herzhaft diese Herkulesaufgabe mit anfasfeu. Der Anfang dazu ist in Sachsen gemacht: ob daS mit oder ohne eine» gewissen Zwang geschehe» ist, spielt dabei keine Rolle, Die Hauptsache ist, daß ein Anfang dazu gemacht ist, die Sozialdemokratie endlich zu positiver Arbeit zu gewinnen. Die Worte deS Ministerpräsidenten Heldt bei seiner Wahl und die Regierungserklärung seines Kabinetts sind dafür schlagende Beweise. Gewiß, unter den Wirkunge» der Gemeiudewahleu ist eS leicht, durch starke Worte für seine Partei große Geschäfte zu machen. Wir aber, denen daS Wohl deS gesamten deutschen Vaterlandes die Hnnpisache, da? Wohl der Partei aber frichttg verstanden) Nebensache ist, halte» eS mit den Worten deS Dichter, Ernst von Wildenbruck, der doch sozusagen auch ein guter Deutscher war: „Jetzt ist nicht Zeit zum Wühlen, Nickt Zeit für die Partei, Jetzt ist nur Zeit, zn fühlen, DaS eins daS Höchste sei: Das Land, in dessen Sckvsie l!»S Leib und Geist erstand, Ta? heilige, daS große TaS deu 1 kckc Vaterland'.