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Sächsische Volkszeitung : 05.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192312054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19231205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19231205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-05
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.12.1923
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Mittwoch, dkn 5. Dezember 1928. Nr. 238, Leite it Beobachter Loge:: und StaaiSsekretär Hughes beschlossen oder unterlassen werden. WaS die Verteilung der aus den Wirt- schasiSabschlüssei' im Ruhrgc'bict erzielten Beträge betrifft, so wird diese Frage wohl wegen ihres heiklen Charakters vorläufig wohl ebenfalls nicht geregelt werden. Höchstwahrscheinlich wird sie erst nach Regelung des SachverständigenprojektcS geprüft werden. Paris, 12. Dezember. Am Ouai d'Orsay wurden gestern abend eine Reihe bedeutsamer Besuche abgestattet. Als erster suchte Lord Grewe, der ehemalige Gesandte in Paris Poin- care auf. lieber den Inhalt der Unterredung wird strengstes Stillschweigen bewahrt. Weiter begab sich Tirard, der Ober- kommijsar der interalliierten Rheinlandkammission und Bar» thon der Vorsitzende der Repko zum französische» Minister präsidenten. Auch der französische Vertreter Hannetaux be gab sich zum Ouai d'Orsay und wurde von Poincare empfangen. Paris, 12. Dezember. Wie an massgebender Stelle ver lautet, findet heute eine ausserordentliche Sitzung des MinisterrniS unter dem Vorsitze MillerandS im Elyse statt. Schwierigkeiten innerhalb der bayrischen Negierung München, 4. Dezember. Es bestätigt sich, dass innerhalb der bayrische» Staatsregierung Schwierigkeiten entstanden sind. Ob es zum Ausbruch einer tatsächlichen Krise, oder ob es zn einem Personenwechsel du der Spitze der Ministerien kommen wird, konnte gestern abend noch nicht sestgestellt werden, zumal innerhalb der Bayrischen Vol spartet nach wie vor starke Abneigung gegen irgendwelche Ministerkrise in gegen wärtigem Zeitpunkte besteht. Es wird betont, vast sich der gestrige Ministerrat entgegen der ursprünglichen Annahme mit anderen Beratungsgegenständen, nicht aber mit der Möglichkeit bevorstehender Personalveränderungen im Kabinett beschäftigt hat. Es steht auch nichts >'«n Wege, dass Ministerpräsident Dr.> v. Knitling heute im Ständigen Landtagsausschnss die ange« kündigte Erklärung zur Einleitung der politischen Debatte abgibt. U- Etwa übt) Tote. Bergamo, -t. Dezember. Infolge dcr starken Nr gen- 'güsse der letztem Tage stieg dcr Spiegel des künstlichen Gleuo-i fees, der als Reservoir für die elektrische Zentrale dient, aussrr- ordenlllch stark, wodurch rin Dammbruch hervorgeruscn wurde. Eime Wassermeng« von zwei Millionen Kubikmetern füllte das Tal «ich überschwemmte die Dörfer Dezzo. Gawdiuo und Eorna. ES sind nngesühr 600 Opfer zu beklageie, von denen bihcr 13? geborgen sind. Der Schoden bc- läuft sich auf eüielge hundert Millionen. Auch viel Vieh wurde vom Wasser fortgerisscik. Die Verbindungen s nd zerstört/ Die BrhSrdeir von Bergamo und BreSzin begaben sich sofort o» die UmglüikSslkile. Militär Ist unrrmüdlich mit 0cn Rettung-;- arbeiten' beschäftigt. Der Minister der össcntllchen Arbritru und der Un'lerstaatSsckretär im KrIegSmi»ist,r!um sind gleichfalls au Ort »cd Stelle eingetrosfen. Rom, 4. Tezeinber. Ter König hat sich In Begleitung des Unterstaatsselretärs Finzi an den Ort der Neberschwenimungs- katastrophe begeben. Mailand, 4. Dezember. Ul der das furchtbare Unglück Kr Oberitalien werde» noch folgende Einzelheiten bekannt: Drei DSrser sind durch den Dammbrnch in den Fluten verschwunden. Fünf Kraftwerke mid 600 bis 709 Menschenleben find ver- nächtet. Der Schade» beläuft sich auf über 100 Millionen Lire. Infolge des anhaltcuden Regens gestalteten sich die Rettungs- arbeiten sehr schwierig. 4 Uebcrschivenimung am Jsonzo. lieber ganz Ober italien wütet seit einigen Tagen ein heftiges Unwetter. In- okgc andauernden Regens sind der Jsonzo und seine Neben- lüsse derart angcschwollen, dass das Wasser die Wehre über- lntet und eine Reihe Ortschaften dcr sriaulischen Ebene über- chwemmt hat. Die Drücke bei Gradisla ist eingcstürzt. Die Truppen und die Feuerwehren bemühen sich um die Eindäm- mung der Fluten, die an manchen Stellen bis zu drei Meter an- gestiegen sind. ,, Ermäßigung der Kohlri,polL«arkpreise Essen» 4. Dezember. Wie die D. A. Z. von fachmän nischer Seite erfährt, ist ziemlich bestimmt mit einer Herab setzung der Kohlengoldmarkpreise zu rechnen» nachdem die Ar. beitSzeitfragc im Kohlenbergbau geregelt fein wird. Eine Herab setzung dcr Preise ist deshalb schon erforderlich, um die deut sche Kohlenindustrie konkurrenzfähig zu machen. Nachdem für den Nuhrbergbau eine Vereinbarung bezüglich der Mehrarbeit zustande gekommen ist, werden am Mittwoch die Verhandlungen über dir Arbeitsleistung für die übrigen Reviere In Berlin be ginnen. ver stellvertretende Führer der Ientrumsfraktio« Berlin, 4. Dezember. Während der Kanzlerschaft Marx leitet dcr Abgeordnete Becker, ArnLberg, die Geschäfte der Zciitcumßpartei. . ' Sckiackt ReichobavbvrSstdent Berlin» 4. Dezember. Wie wir hören, ist der WährungS- kommissar Dr. Schacht nunmehr definitiv als Nachfolger Ha- densteins zum Neichkbankprcifidenten ernannt worden. Die Kan. didatur Dr. Helfferichs kommt nicht mehr in Frage. Per PleisMa» «ns!>n» kedmMelumkle Dresden, 4. Dezember. Am Sonnabend machte sich in Dresden eine finkende Tendenz der Fleischpreise bemerkbar, wenn auch nur in schwachem Masse. Am Montag trat diese Senkung aber schon mehr in die Erscheinung, da die Preise für Fleisch nun um durchschnittlich 18 Prozent gefallen sind, und zwar, wie uns aus Fleischerkreisen gemeldet wird, nicht durch zwangsweise Senkung, sondern als Ergebnis der Preise auf dem Schlacht- und Viehmarkt. In den Fettwaren war dagegen bei starkem Angebot ein erheblicher Rückgang zu verzeichnen. Schweinefett war von L Billionen bis auf 1,5 Billion, Speck bis auf 2,5 Billionen ge sunken, während er in den letzten Tagen noch teilweise bis zu fast 5 Billionen gekostet hatte. Butter mar gestern schon mit .1.7 Billion zu haben gegen 2 Billionen am Sonnabend und 2L am Freitag. Die Margarine konnte dagegen ihren Preis stand fast unverändert behaupten. Berlin, 4. Dezember. Hier hat eine Herabsetzung der Brotpreise stattgefunden, und zwar wurde der Ein heitspreis für Helles Brot von 100 auf 79, für dunkles Brot Von 84 auf 75 Goldpfennige festgesetzt. In der Berliner Preisprüfungsstelle fand heute vormittag eine Besprechung mit Vertretern des Großhandels und der EinzrlhandelSgescllschaft über den Preisabbau statt. Im Laufe der Aussprache wurde ein allgemeiner Abbau der Gold grund preise im Handel zugesagt. Im Lebcnsmittelhandel soll die Preisermäßigung bereits morgen eintreten und durch schnittlich 10 bis 12 Prozent betragen. Auch in anderen Zwei- gen des Handels ist mit einem Preisrückgang zu rechnen. Amerikas Goldbestand Parkt. 4. Dezember. Aus Washington wird gemeldet, dass sich iu de,, Vereinigten Staaten zurzeit an Münzen oder Barren ün, Goldbestand in Höhe von 4168 096 621.— Dollar befindet. Amerika besitzt mithin 46 bis 49 Prozent des gesamten Gold bestandes der Welt. ^ Spanische Hilfe für Deutschland " Madrid, 4. Dezember. Am Sonntag fand in allen Ver gnügungsstätten dcr Hauptstadt eine umfangreiche Sammlung zu Gunsten der deutschen notleidenden Bevölkerung statt. ZahlreickiS Sympathiekundgebungen für Deutschland wurden von dem Publi kum veranstaltet. Ächnltche Sammlungen sollen auch weiterhin ^erfolgen. Hldttk re« Kulisse» der MW» Regier««- Leipzig» 4. Dezember. Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" veröffentlichen in ihrer Nummer von, 4. Dezember unter der Ueberschrtft: Hinter den Kulissen der sächsischen Negierung fol genden Artikel aus den Geheimaktin des Innenmini sters Liebmann: Bor Verhängung des Ausnahmezustandes in Sachsen war das Bürgertum sozusagen vogelfrei. Plünderungen, Beraubun gen, Brandschatzungen, Erpressungen kamen fast jede Woche vor. Selbst die demokratische Presse hat, obwohl sie ursprünglich anderer Meinung war, zugeben müssen, dass in Sachsen die Unsicherheit außerordentlich gross geworden war. Man hat wie derholt die Frage aufgeworfen, wie es überhaupt in Sachsen zu derartigen Zuständen kommen konnte. Die Lösung dieses Nätq sels ist ebenso einfach wie verblüffend. Anlässlich des Verbots der kommunistischen Partei wurde im Frakttonszimmer der kom munistischen Landtagsfraktion eine Reihe Papiere beschlagnahmt. Darunter befand sich auch folgendes» ausserordentlich schätzens werte Dokument, dessen Original sich in unseren Händen befindet. Das denkwürdige Schriftstück hat folgenden Wortlaut: „Besprechung von Vertretern beider Par teien. Mit llebereinstimmiing der Parteien wir» festge- siellt, dass die im Nachtragsetat Kapitel 49 eingetragenen Arilkel zur Bekämpfung besonderer Unruhe» nur bei dcr Bekämpsung von Angriffe» von rechts her verw üs t werde» sollen. 7r, 'dcn, de» 22. März 1923. Gelesen' und bestäilgt. (gez.) Renner. (gez.) Litvman».v ri- a ei.e vollkommene Unterwerfung dcr Sozialdemokraten unter die Wünsche der Kommunisten! Einer der ersten Beweis« für den denkwürdigen Ze t gne r-K oin mun is nius in Sach sen! Ter Sozialdemokrat Liebmann macht dem Kommunisten Renner das Zugeständnis, dass dcr Radikalismus von links in Sachsen vollkommen frei schalten und walten kann, ganz wie es Sowjetrusslaud beliebt. Auf Grund dieses Abkommens gewinnt das folgende Schrift stück eine ganz besondere Bedeutung: „Am 14. Juni d. I. erließ das sächsische Minister!»»» des Inner» mit Nummer 394/Il E an das Polizeipräsidium Dresden folgende Verfügung: „Nachdem der Landtag den im Kapitel 49, Tit. 6 dcS Nachtragsetats sür 1922 Vorlage 20 eingestellten Betrag von 20 Millionen für außergewöhnliche Polizeimaßuahincn während grösserer Unruhe», die bis Ende März verwendet werden können, bewilligt hat, überweise ich dem Polizeipräsidium zunächst e'ue Million mit der Berau- lajsung, sie für den mir unmittelbar unterstell ten Re gie r un gs k o m m issa r Mtersch zur Verfü gung zu halten. Der Regierungs-Oberkomnüssar Miersch hat mir noch vor Schluß des Rechnungsjahres, d. i. der 3l. März 1924, die pslichtmässige Versicherung schriftlich beiznbrlngen, dass die von ihm entnommenen Gelder im notwendigen Staats interesse verwendet worden sind. Ministerium des Innern: (gez.) L ! eb >» a n n." Also „i»k notwendigen Staatsinteresse" sollte das den, Re- gieruug?--Oberko»imissar Miersch auf Anweisung des Herrn Lieb mann zur Verfügung gestellte Geld sofort verwendet werben. Was bei diesem, durch sein Abkommen mit Herrn Nenner voll kommen gefesselte» Zeigner-Koinmnnisteu Ltebmann» „unter not wendigem Staatsinteresse" zn verstehen ist, geht ja einwandfrei ans der feierlichen Vereinbarung vom 22. März hervor: Nur Kampf gegen rechts, dagegen voll-, kommene Freiheit für alle Sowjetbctätigung in Sachsen. Auch dieses zweite Dokument befindet sich M unseren Händen; ausserdem auch «in Teil der Belege über die ver- aus gabten Gelder, aus denen zwriselSfrei hrrvorgeht, dass diese bislang lediglich zur Bespitzelung gegen rechts verwendet worden sind. Wir greifen daraus nur ein besonders tnters essantes Belegstück heraus. Es hat folgenden Wortlaut: „Ich bestätige Herrik RcglrrunaSkommissar Krippncr. Mark bOOO vorschussweise erhalten zu haben, um Erörterungen, wie mit RegicrunhSkommissar Mittler ver einbart, vornehmen zu können. ^ Zwickau, de» 16. Mai 192». ' l (gez.) Rudolf riMpkl.l' Tie Sunkme don 500 Mark mag unserem, heute an Bikg klönen gewöhnten Verstand als «ine Lächerlichkeit erscheine»,' es ist aber zn bedenken, dass diese Summe Mitte Mai immerhin noch 1/8 Dollar ausmachte. Aber das ist ja schliesslich Neben lache. Viel wichtiger ist, dass dieser Beleg durch rin Schreiben des Rcgierungskommissars Krippner an den „werten Kollege» Miersst", datiert Zwickau, den 29. Mai 1923, eine interessant« Be leuchtung erhält. In diesem Schreiben, öaS ebenfalls als Ori ginal bei uns wohl verwahrt ist und in dem Regierungskommissar Krivpner den Kollegen Miersch um Wiedererstattung verauslagter Gelder ersucht, heißt es im zweiten Absatz wörtlich: „Im Falle Ttmpe handelt es sich um einen Sträfling, der Strafaufschub auf Antrag des Kollegen Müller rr- halten hat, um Waffe nlager der Orgrsch ausfin dig zn machen. T. war bei seiner Entlassung vollständig ohne Mittel.« Ich habe ihm deshalb LOOO Mark auSge- händigt." , Damit sür heute genug. Wir glauben durch dies« doku mentarische Feststellung den einwaudsreien Beweis sür folgende Tatsachen geliefert zu haben, die übrigens das lebhafteste Inter esse des sächsischen Landtags erwecken müsste». Herr Liebmann verpflichtet s ich als Parteimann gegenüber dem Füh rer der'Komiministen dazu, die bürgerliche Hälfte der sächsischen Bevölkerung sür vogelsrei zu erklä ren. Er tut dies unmittelbar ver seiner Ernennung zum Jnnsn- mtnifler. Die schriftliche Verpflichtung gegenüber dem Kominn- nisten Renner erfolgt am 22. März 1923, der Dienstantritt des Herrn Liebmann am 1. April 1923. Herr Liebmann ist also Minister des Innern geworden, weil er einen Teil, und nicht den schlechtesten, des sächsischen Volkes, der Will kür der sächsischen Moskowiter vollkommen preisgegeben hat. Auf den Krücken einer verbotenen Partei, die nicht nur gegen die Staatsform, sondern überhaupt gegen den Staat handelte, ist Herr Liebmann ins Innenministerium eingezogen. Vom ersten Tage seiner Amtsführung an ist er, gleich seinem Freunde Zeigner, der Gefangene der Kom munisten gewesen. Tenn wenn er es gewagt haben würde) einmal — wie es seine Pflicht als Innen- und Polizeiminister gewesen wäre — scharf und schneidig gegen die verbrecherischen Um triebe ehemaliger proletarischer Hundcrtschaftlrr auszntreten, dann würde ihm Herr Renner seinen Schein vorlegen und um die Mtznisterhcrrlichkelt des Herrn L'ebman» wäre es geschehen. Ter sächsische Landtag hat also dar größte Inter esse daran, sich mit dieser durch ihre Verpflichtungen mit den Kommunisten heilloS blossgestellten Persönlichkeit zu beschäftigen, aber «r hat auch die Pflicht, folgende Fragen auszuwcrsen: Erstens: Hat dcr Ministerpräsident Fellisch bet der Wiederernennnng Liebmanns zum Innenminister von dessen Abkommen mit den Kommunisten gewusst und zweitens: Kann er es verantworten» dass Herr Lieb mann als Innenminister auch nur «inen Tag weiter amtiert, der Verpflichtungen «Ingegangen ist, gegen über einer jetzt verbotenen Partei, Verpflichtungen, deren AuS- ^ Wirkung letzten Endes zum Bürgerkrieg führen müssten? Zeigner verweigert die Aussage Leipzig. 4. Tezeinber. Auf Veranlassung seiner Verleibt, gung hat der im Untersuchungsgefängnis sitzende ehemalige säch sische Ministerpräsident Tr. Ze'gner dem Uutersuchuugkrichter gegenüber jede weiteren Angaben verweigert. Zeigner begründet dies mit seinem Physisch stark angegriffenen Zustand. Seitens seiner Verteidigung wird uns mitgrteitt, daß ihr im Verkehr mit dem Inhaftierten die erdenklichsten Schwlerigleiten bcreitct werden. Der Nttlanf de« Wldkmlmlijihk« Dresden, 4. Dezember. Die „Dresdner Volkszeitung" gibt «inen ausführlichen Bericht über den sozialdemokrati schen Landesparteitag in Dresden, der sich freilich fast nur mit den Verhandlungen über die Politik der Sozial» demokratie im Reiche befaßte, während die sächsische Landes politik, die doch im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht minder inter essiert und gewiss nicht weniger Zeit in Anspruch nahm, einfach totgeschwiegen wird bis ans einen Antrag, der absatzweise wie folgt angenommen wurde: , 1. Die gewaltsame Beseitigung der sozialistisch-kommuni stischen Regierung durch die Reichsexekiitwe war ein Bruch der Verfassung. Einstimmig angenommen. 2. Der Landesparteitag bekennt sich erneut zu dem Grund satz, dcr eine Geltendmachung der proletarischen Mehrheit er strebt. Gegen 4 Stimmen angenommen. - 3. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist eine sozia listische Mindcrheitsregierung das Gegebene. Einstimmig an genommen. 4. Wird die sozialistische MiiedcrhcltSregicrnng gestürzt, so muss versucht werden, mit den Komninntsteu zu einer gc- mckrsamen RegiermigSplattform zu kommen. Gegen zwölf Stimmen angenommen. 6. Landesinstanzen und Landtagsfraktion sind an diesen Beschluss gebunden. Einstimmig angenommen. 6. Tie Bildung jeder Koalitionsregierung ist an die for melle Znsiimninieg eines Parteitages griinndeu. Gegen vier Stimmen angenommen. DaS Hauptreferat über die NeichSpoliti! hielt nicht, wie gestern verlautete, Dr. Hilferding, sondern die bekannte Reichs^ tagsabgeordnete Toni Sender, die sich keineswegs in ge-, mäßigten Bahnen bewegte, sicherlich aber den meisten der säch sischen Genossen auS der Seele geredet hat. Ihr gegenüber suchte: der Retchstagsabgeordnete Krätzig die Haltung der Reichs-, sozialdemokratie zu rechtfertigen. Die radikale Stimmung des Parteitages kam in folgender Entschließung zur NeichSpolitik zum Ausdruck: „Die Enttviickluug dcr politischen Verhältnisse hat iin Laufe des letzten halben Jahres mit aller Deutlichleit gezeigt,, daß die kapitalistischen Parteien an die Mithilfe der Sozial demokratie lediglich appellieren, um Teile des Proletariats ihrer Politik nutzbar zu machen und «inen Keil iu die Arbeiter^ schaft hiueinzutreibcn. Ihren treffendsten Ansdruck fand diese Politik in der Retchsexekutwe gegen oaS proletarisch regiert« Sachsen, die während der Teilnahme von Sozialdemokraten an der Reichsregierung beschlossen wurde. Dieser Anschlag! gegen die Demokratie, die Beschneidung der soziale» Arbeiter-k rechte, die Annahme des Ermächtigungsgesetzes, die knpita-, listifiche Lösung oder Nichtlösung der Finanz- und Nepara- tionssrage», alles das beweist, dass politische Zusammenarbeit zwischen Proletariat und Kapitalismus heute «in Ding der Unmöglichkeit ist. Das Scheitern der Regierungen dcr grossen Koalition ist eine bittere Lehre für deren Anhänger. Die Bildung dieser Regierungen und ihre Wirksamkeit hat der demokratischen Entwicklung im Reiche und <n den einzelnen Ländern den schlechtesten Dienst erwiesen und der Rechtsdikta/ tur die Wege geebnet. Da die Mehrheit der ReichStagSfraktio» und des Partei^ Vorstandes diese Politik trotz aller Warnungen bis zn ihrruö Zusammenbruch fortgesetzt hat. spricht ihr der Partei tag das Vertrauen ab." Ter erste Absatz dieser Entschließung wurden gegen zwei/ d?r zweite Absatz mit 79 gegen 21 Stimmen angeuomme». Einstimmig wurde ferner die Beseitigung des Aus nahmezustandes gefordert. Ter Parteitag, der schon nach dem „gemachten" Bericht «inen ziemlich stürmischen Ver lauf verrät, bedeutet auf jeden Fall eine neue Schwenkung nach InkS, zur Agitationspolitik im Reiche und zur — einstweilen noch verdeckten ---- Wiederaufnahme der Kommunisteudisnerei in Sachsen. Ekgöire Devisennotierungen ln Köln. Nachdem die Rhein» kandkommtssion die Verordnung gegen die Spekulation iu aus ländischen Zahlungsmitteln und alle diesbezüglichen erlassenen Gesetze verboten hat und die Reichsbank Devisen sür das be-> setzte Gebiet sür Lebensmittel völlig ungenügend zuteilt, hat der Börsenvorstand beschlossen, ab Mittwoch, den ö. Dezember Devisen selbständig zu notieren. Aus der kalholischen Welt ^ Line neue deutsche MifiionSgescllschast. Die Genossen schaft der Söhne deS hl. Herzens von Verona ist von der Propaganda in Nom in zwei unabhängige Genossenschaften ge teilt worden: eine italienische und eine österreichisch-deutsche. Die italienische behält den alten Namen „Kongregation dcr Söhne des hl. Herzens für die Missionen von Z-ntralasrika", die öster reichisch-deutsche heisst „Kongregation der Missionare — Söhne des hl. Herzens. Angehörige anderer Völker können sich nach den Kath. Missionen (Nr. 1) einem der beiden Verbände anschliesscn. — In Handrup b. Lengerich (Hannover) bat Bischof Berning von Osnabrück ein neues Missionshaus der Priester vom Hk. Herzen (Sittard) eröffnet mit 25 Schülern. — Mit der lleberiragung der Präfektur Lydenbnrg (Ost-Transvaal) an die Missionare des hl. Herzens (Oesterr. Genossenschaft) und der Präfektur Gariep (Kapland) an die deutsche OrdenSprctnnz der Söhne deS hl. Her zen» hat sich die Zahl der deutschen und österreichischen Sprengel in Südafrika auf acht erhöht. , 4- Französischer VotschaOerwechscl beim Vatikan. Nach einer HavaSmeidung auv Nom ist dcr fran-ösische Botschafter Jonuart dom Pavst empfangen worden, um ihm sein Abbern fungS- schreiben zu überreichen. Zu seinem Nachfolger ist der fran zösische Gesandte in Budapest auSersehe». Jonuart wird Nom im Dezember verlassen. f verliaer Devisenkurse vom 4. Dezember s?l»,ttuh) «itgeteilt von der Tommerz» nnd Privatbank, A.-A.. Dresden Holler»»««» in Millionen der Einliclt dcr Währung. 4. Gerd > °/° s »2. Vrlel Amsterdam . . . nsoooo lkocooo ISSL600 i»o«ooo »riiiltl .... >»s,m Sl"5S0 I->,5,5 IS»,»5 lldrikti-UWa-r» . . «.*5450 «»70 (26«30 » »570 Kovendagrn . . 7,171« 71, 757NS0 etockholm . . . icrsi« »0,775 w?,r«a IW 75» Vom , . » . . IIN„« IS?«55 I«I«,5 >»7,55 London .... >»,<»-vo >»i','0o IS7, 50» «lei-dork .... «I«S 00 «l05c» «I»S50a «7U--0» »,5L0 r?5«'5 »'«'»5- Niiri» .... er»»?; 7Z,S!5 7 »175 75>S»5 Madrid .... «,75t>5 5,»»10 5,957» Wien 58,7«» 5S.I,» 59.!,» Prag »rri« I»I»S5 rsrn» «orchau . . . vudaves«. . . . «>».««> iNO.5» «».,50 »».»4 1 Goldmark — 1 Billion-
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