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Sächsische Volkszeitung : 25.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-25
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.08.1921
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Anzeige», Annahme den Geschüftsanzetgen bts 1« Uhr, von Familienanzeigen bis 1» Uhr vorm. — Preis für die Pettt-Cpaltzeste aller Anzeigen 1.18 im Neklametell tk.SU^c, — Für undeullich geschriebene sowie durch Fernsprecher ansgegebcne Anzeigen können wir die VerantworUichleit sür die Richtigkeit des Textes nicht übernehme» Sturmzeichen Eine Vorahnung der demnächst sich entwickelnden Politi schen und parlamentarischen Kämpfe vermittelt uns die jetzt schon i» der Presse so ziemlich aller Parteien sicli rührende Kritik gegenüber den neuen Steuervorlagen der Reichsregiernng, Was die Lage besonders merkwürdig gestaltet, ist aber die Tat sache, daß diese ablehnende Kritik nicht allein in den.Oppositions parteien geübt wird, sondern dass an ihr eine in der gegenwärti gen Regierung bestimmend mitwirkende Partei, nämlich die Mehrheitssozialdemvkratie, sich beteiligt. Es ist ein unter den parlamentarischen Verhältnissen ganz besonders merk würdiger Zustand, das; diese Partei nicht nur in ihrer Presse, sondern auch in ihren verantwortlichen Parteilörperschasten zum schärfsten Kampf gegen ein Finanzprogramin aufcuft, das die Vertreter dieser Partei ini Kabinett doch letzten Endes mit unterzeichnet haben. Es kommt gar nicht darauf an, ob die der Sozialdemokratie angehörenden Minister gegen das Programm stimmten und sich letzten Endes nur der Mehrheit fügten, da durch. daß sie aus ihrer Ablehnung nicht die Konsequenzen zogen und aus der Negierung austraten, haben sie auch ihrer seits das Programm als Ganzes gebilligt. So und nicht anders muß unter den parlamentarischen Verhältnissen die gegenwärtige Lage betrachtet werden. Bei den Stenervvrlagen handelt es sicli um eine Aktion des gesamten Kabinetts, die Vorlagen lins daher auch, ganz gleich, ob die sozialdemokratischen Mit glieder gegen sie stimmten oder nicht, im Effekt gedeckt durch die Stimmen der der Sozialdemokratie angehörenden Minister, Eine sozialdemokratische Kritik, oder gar ein Kamps der Sozialdemo kratischen Partei gegen dieses Kabinett wegen des Stenerpro- gramnis würde damit ans eine Kritik und ans eine Bekämpfung der sozialdemokratischen Minister selber binanslansen. Was erleben wir »nn aber? Am Sonntag tagte der Bran denburger Bezirkstag der Mehrheitssvzinldemokraten, bei der der Part'eivorsitzende, Otto Wels, also eine führende und bestimmende Persönlichkeit in der mcchrheitssozialdemvkratischen Partei, das Referat über die politische Lage hielt. Dabei brachte Wels bei der Besprechung der neuen Steuern, von denen er allerdings sagt, daß der Versailler Vertrag auf das Erfurter Programm gar keine Rücksicht genommen habe, zum Ansdruck, daß die von der Reichsregierung vorgeschlagenen Stenern für die sozialdemokratische Partei unannehmbar seien. Die Resolution fährt dann fort: „Der Bezirkstag wünscht im Falle des Fest- Haltens der Negierung an der Gesamtheit dieses Stenerprv- grnmms die Neuwahl des Reichstages, Durch Befragung des Volkes soll dann klargestellt werden, welche Steuer das deutsche Volk tragen kann," So sehen wir einen ganz eigenartigen Zustand: Die So zialdemokraten rufen znln Sturze einer Regierung auf, in der sie selber vertreten sind, in der sie mit die wichtigsten Posten innchaben und sie verlangen nach Neuwahlen, die doch nnter diesen Umständen logischerweise gar keinen anderen Zweck haben könnten, als die Sozialdemokratie selber in ihren Ministern gehörig zu rüffeln. Wenn man nicht annehme» will, daß die Sozialdemokraten mit diesem Schachzng eine Selbstmord-Politik betreiben wollen — das fällt ihnen natürlich gar nicht ei», Senn es handelt sich bei ihrem jetzigen Verhalten um eine raffi nierte Agitation — dann haben wir es mit nichts anderem zu tnn, als mit einer Moral init doppeltem Boden, Wie stellt sich denn die Sozialdemokratie die Durchführung von Reichstags-Neuwahlen mit der Stenerpa- role vor? Ganz gewiß ist eine solche Parole sehr zugkräftig für die Sozialdemokratie, nicht minder aber auch für die Oppo sitionsparteien der Rechten und teilweise doch wohl anch für die Regierungsparteien der Mitte, Denn den von den Sozial demokraten geforderten Eingriff in die VermögenSsnbstanz durch »ebecleitnng von Bcsitzanteiten in die Hände des Reiches lehnen mit alleräußerster Schärfe gerade diejenigen Kreise ab, die sich heute in den Rechtsparteien sammeln und anch die Regie rungsparteien würden mit diese» GcdankenPängen ans die här teste Gegnerschaft in ihre» Reihen stoßen. Was die Sozialdemo kraten ans der einen Seite zugunsten ihrer Auffassung in ver mehrter Stimmen- und Mandatszisfer ergattern zu können glau ben, würde auf der anderen Seite ausgewogen durch den ganz zweifellosen Zuwachs derer, die sich der Verwirklichung dieser sozialdemokratischen Pläne eben mit aller Kraft widersetzen. Es würoe schließlich eine fürchterliche Zerfleischung im Innern unter der unglückseligen Parole „Hie Proletariat, hie Besitz!", eine Parole, die übrigens nach Lage der Dinge in den tatsächlichen Verhältnissen gar keine Anhaltspunkte hätte, Platz greifen, die »tust wäre maßlos erweitert und vertieft, und man wäre letz ten Endes wieder so klug wie zuvor! Denn die Sozialdemokra ten, die eine derartige Katastrophen Politik im Innern — etwas anderes in es gar nicht — betreiben, müssen sich doch im Vor aus über die Kräfte Rechenschaft geben, von denen sie glauben, daß nach vollzogener Wahlprozednr auch eine Bestimmung der Valilit in ihren, Sinne irgend wie möglich wäre. Wo aber sind diese Kräfte? Wie denken sich die Sozialdemokraten die Verwirklichung ihrer Absichten, wenn eS nachher darangeht, ernst- bast diese Probleme in Angrisf zu nehmen. Oder ist es richtig, was man sich in engeren politischen Zirkeln znrannt, daß die Zockaldemolratie nnlcr dieser Parole die Einigung der so zialistischen Parteien vollziehen zu können, und damit sie steil sür gekommen glaubt, die es der Sozialdemokratie er- 'anben würde, gegenüber der Front des Bürgertums die Front Ser vereinigten Sozialisten zu stellen! Man wird im bürgerlichen Parteilager sehr gut tun, diesen Vorgängen die nllercrnsteste Aufmerksamkeit zu widmen. Es find Sturmzeichen, die niemand schätzen oder gar über sehen darf. Die Vorgänge lehren wieder, daß die Sozialdemo kratie des parlamentarischen Spstems nur insoweit sich bedient, als sie dessen Nutznießern, ist, Ist es der Sozialdemokratie um eine reine, klare Politik zu tun, dann muß sie daraus dringen, saß ihre Vertranensmänner in der Regierung, wenn sie mit sem dort eingeschlagenen Kurs nicht einverstanden sind, aber überstimmt wnrdcn. ansscheiden. Nachdem aber die sozialdemo- 'rauschen- Minister diesen Schritt nicht vollzogen haben, kommen ne nn, die Mitverantwortlichkeit für da? jetzt veröffentlichte rtenerprogram», der Reichsrcgiernng, von welcher sie ein Glied sind, nicht herum Das muß man der Sozialdemokratie mit aller Deutlichkeit zu Geinüte führen, ,Die Drohung mit Steuer- Wahlen ist nichts anderes ats ein Bluff, daraus berechnet, die bürgerlichen Parteien einzuschüchtern. An den bürgerlichen Par teien liegt eS aber nun, derartig« Machenschaften von vorn herein zu durchkreuzen, nicht allein dadurch, daß man sie anf- deckt, sondern, daß man dafür Sorge tragen würde, daß der Wahn der Sozialdemokratie, auf Grund des Ergebnisses von Neuwahlen sich zum Diktator des deutschen politischen und wirt schaftlichen Lebens ansznwerfen, in Dunst ansgeht, P,M, Zu den Bestrebungen, die ans eine Wiedervereini gung der sozialistischen Parteien hinzielcn, wird uns folgendes geschrieben: Schon seit längerer Zeit findet zwischen der Mehrhctts- sozialdemokratie und den Unabhängigen eine lebhafte Erörte rung über eine Einigung der beiden voneinander getrennten Gruppen statt. Die Organisationen im Laude haben ganz aus sich heraus damit begonnen, die Führer sind ihnen darin nachge folgt und schließlich haben sich anch die öffentlichen Organe ver anlaßt gesehen, zu dieser Frage Stellung zu nebmcn. ES dürfte bekannt genug sein, daß schon von den ersten Tagen der voll zogenen Spaltung es in beiden Gruppen Männer gegeben hat, die sich der Spaltung widecsetzt baben, weil sie darin eine Schwächung der sozialistischen Stoßkraft erblickten: diese sind es gewesen, die immer wieder darauf hingewiesen haben, daß auf die Dauer ein Gegeneinanderarbeiten der beiden Richtun gen nncriräglich sei. Man erinnere sich hierbei vornehmlich an die in diesem Geiste gehaltenen Reden des mehrheitssozia- listischcn Führers Scheidcmann. Man wird nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß für alle diese, die so dachten, ein Ziel und Streben im Mittelpunkt ihrer Wünsche stand: die Errich tung der sozialistischen Republik, Aus diesem Grunde wandten sie sich gegen jede auch nur die geringste Schwächung der sozia listischen Partei, Anch heute noch ist dieses Ziel für die Wortführer der Wiedervereinigung zu verlockend; den» schließlich war es nur das Temperament, das beide Richtungen in der Frage der Er reichung dieses Zieles so scharf aufeiuanderprallen ließ, wenn man von den Vvrwürfen avseheu will, die von feite» der USPD gegen die Mehrheitssozialdemokratie und ihr Verhalten wahre, d des Krieges, so beispielsweise gegen ihre Stellung zu den Kriegskreditcn erhoben wurden. So schieden sich in den Mitteln zur Durchführung der Gedankenwelt ihre vrakii>chen W'ge, Die Mehrheitssozialdemokratie sah sich zur Stütze des de::okcatischen Staates genötigt, wenn sie überhaupt die Rcpubstk erhalten wollte, da das Kräfteverhältnis i» der Rationilve, ainmlnng sich trotz des zahlenmäßigen Anwachsens ihrer Mandate im all gemeinen zu ihre» Nngnnften entschieden hatte. Die Unab hängigen dagegen gaben der Idee des Klasfenkampses nach wie vor die extreme Auslegung, wenn sie sich darauf einstestten, daß nur der entschiedene und dauernde Kamps gegen das Bürger tum auch in den Parlamenten die Verw-erlickniug ibrer Wünsche bringen könne, in der Meinung, ans diesem Kampf ßeruhe die Stoßkraft der Arbeiterklassen, Die Mehrheitssozialdemokratie suchte legale Wege zur Verwirklichung ihrer Ziele, die Unab hängigen gingen, ehe es zur Spaltung in ihren eigene» Reihen und zur Abwanderung der Kvinninniflen kam, die illegalen Wege, Wenn nunmehr beide Parleirichtnugen sich anschicken, nach Möglichkeiten und Wege» zu suchen, deren Endpunkt in der Wiedervereinigung liegen soll, so lassen sich zweifellos beide Gruppen von demjenigen Gedanken leiten, den der „Vorwärts" einmal anSgcdrückt hat, der darin gipfelte, auf diese Weise „das Steuer der Republik alsbald »ach linke- herum zu werfen". Man ermahnt sich daher gegenseitig ancb zur Enthaltsamkeit v,m dok trinären Streitigkeiten, um lieber das praktische Ziel wiederum mehr in den Vordergrund zu rücke». Ans diese Weise muß die Debatte über eine Wiedervereinigung von selbst in die Frage nach der Kpaliiiviispvlitik cinmnndeu. Aus den liefen Gegensätzen aber, die zweisellvs iw pratti- schen Taktieren bestehen, ersieht man, -aß der Einigung noch große Hindernisse im Wege stehen, Dennoch aver hat die, Parole von der Wiedervereinigung schon so viel werbende Kraft ent wickelt, daß sie praktische Resultate zeitigen tonnte. Hier und da haben sich zwischen Mehrheiissozialdewokratie nnd USPD. in de» Einzelorganisationen Arbeiis-gemeinschaften gebildet, so be sonders in den Kommune» nnd ihren Parlamenten, Arbeit-.--- gemeinschasten, die nichts anderes zum Ziele haben als die Er- böhnng des sozialistischen Einflusses bei der Gesetzgebung, In der letzten Zeit nun war es allerdtzigs mit diesen Bewegungen etwas stiller geworden, Nnuwehe aber scheint die Debatte von neuem wieder ausznleben, stnnächst ist es vemertenswert, dag in Elberfeld-Barmen zwischen den beiden sozialistische» Parteien ein Vertrag zustande gekommen ist, der eine Arbcitsgemeinschafi unter ihnen vorsieht. Die Spitze dieser Arbeitsgenieinschaft sollen je zwei Vertreter aus den Vorständen der der Arbeitsgemein schaft angeschlojsenen Parteien vilden, In diesem Peeleaze wird auch das Ziel der gemeinsamen Arbeit deutlich zum Aus druck gebracht: durch Zusammenfassung aller sozialistische". Kräfte soll ihre Stoß und Avwebrkeasl erböbt werden. Diese Erhöhung der Krasl soll eintreten bei alt den Aktionen, die über das Interesse einer einzelnen Partei hinansgchen und darum gemeinsamer Natur sind nnd zwar vornehmlich, was die Arbeit tu den Stadtverordnetenversammlungen angeht. Anch eine Pressekommission hat mau ans beiden Teile» eingesetzt: durch sie sollen die Zeitungen beider Richtungen dazu angehalten wer- den, den Kampf nicht i» verletzender Fon» zu führen. Nach den» gleichen Grundsätze will man sich zukünftig auch in den Ver sammlungen verhalten. Bedeutsam ist ferner die Schlußparole, nach der „die ganze Stoßkraft sich möglichst gegen die bürger- kichen Parteieil zu richten bai" Eine Förderung nnd kritische Erläniernng erhält die Be wegung aber neuerdings durch die Herausgabe einer Broschüre, die sich eingehend mit dieser Frage befaßt. Sie stammt von dem Mehrheitssozialisten Viktor Schiff und handelt über „die notwendige Verständigung der Arbeiterklasse, Möglichkeiten und ' Noeanssetziingen", sBerlagSbnchhandlnng „Vorwärts".) Der Kern der Ausführungen Viktor Schisfs liegt zweifellos in der Feststellung, daß die absolute Einignng, also anch die Eini gung mit der konnnnnistischen Partei, außerhalb des Bereiches jeder Möglickckeit liege. Es mikise sich darum dqs Bestreben zu nächst darauf richten, in einer möglichst kurze» Zeit das Maxi mum an Einigung, das möglich sei, in die Wirklichket umzu- setzen. Dieses bestehe jedoch in einer Einignng zwischen SPD. und USPD. Auch Schiff stellt die Frage des Zusammengehens mit den bürgerlichen Parteien in den Mittelpunkt als diejenige Frage, um die sich das ganze Problem dreht. Er verteidigt da bei die Haltung der Mehrheitssozialdemokratie, nennt eS eine kommunistische Desperadopolitik, das Steuer des Staates c^r den RegiernugSpartcien zu überlassen, als selber aus der unent wegten Opposition hcrauSzntreten und stellt seinerseits fest, das; die Unabhängigen schon mit der Unterstützung des Kabinetts Wirth diese ihre Ansicht bereits aufgegeben hätten. In gleicher Weise beschäftigt sich anch der Leiter des mchrheiiSsozialistiscben ParceiblaUes in Kottbns, Rausch, in einer Broschüre mit der Frage „Republikanische Verantwortung, der Zwang der Koa litions-Politik", Anch Plansch betont die Notwendigkeit der Koa» litionspolitik, die im Interesse der Republik zu leisten sei. Be sondere Beachtung verdienen darin seine Ausführungen über ein Zusammengehen mit der Denzschcn Vvlkspartei, Diese Frage ist nach seiner Auffassung eine rein partcilaktisehe Angelegen heit; er kommt schließlich zu dem Resultat, daß, wenn das Ziel der Linkskoalition nicht erreichbar sei, eS einen schweren Fehler bedeute, das- Feld den Rechtsparteien vollkommen zu überlasten. Man darf ans- diesen Aeuszerungcn wobl daraus schließen, daß anch er die Stellung seiner Parteifreunde in Preußen nicht billigt. Anch das- unabhängige Zeiitralorgan, die Berliner „Frei heit". greift neuerdings- wieder in die Debatte ein. Sie wendet sich mit erheblicher Schärfe gegen den mehrbcikssvzialistischen Rcichs-tagSabgeordneteu Beinis, den Oberbürgermeister bon Magdeburg und Inhaber verschiedener anderer Vertrauensstel lungen in der SPD, Es- ist bezeichnend sür ihre Ansicht in der ganzen Frage, daß sie deshalb gegen ihn ankampft, weil er sich gegen eine Einignng beider Gruppen wendet. Dadurch dokumen tiert die „Freiheit", das; sie gewillt ist, den Elingungsbestrebun- gen zu diene». Wir sehen in voller Deutlichkeit, daß ans bei den Seiten die Kräfte am Werke sind, um spstematisch und ziel bewusst den Einignngsbestrebniigen die Wege zn ebnen. Für die USPD, ist es dabei zweifellos- eine Erleichterung, wenn sie bekanntlich in Halle ihre radikcilen Elemente an die Koinmu- iiisicsche Partei ahgektoßen hat und ihr dadurch eine gcwgs,- Rei nigung in ihren eigenen Kreisen geglückt ist, Man soll die Be deutung dieser Bewegung kür das gesamte Parteeleben und die pokiti'cbe Enlwi-ctlnng in keiner Weise nnterscbäheii, Dis Negierung und die neuen Lohn forderungen Berlin, 2i>, August, Die Verhandlungen zwischen der Re gierung und den Organisationen der Braunen nnd Arveiter fanden zunächst unter Vorsitz des- Reichskanzlers nnd in Gegen wart des Reirhsvcrtehrsminisrers nnd des Reicvsvoscmininert Giesberts statt, die in längeren Ausführungen die potii'iche nnd wirtschaftliche Lage des Reiches schilderten Die Verband- knnge» wurden durch eine Rede des- Reichskanzlers er öffnet, in der er, ohne pessimistisch zu sein, doch mit Nachdruck ans die anßervrdentlich schwierige Lage des Reiches lnnw-es Er streifte anch die oberscylesiiche Frage und sprach die Hoffnung ans, daß die Entscheidung des Völkerbundes es Dentsmland er möglichen werde, seinen Verpflichtungen nach Krätzen wacvz»:"» wen. Dann ging er aus die Forderungen der einzelnen Organ! satione» ein. Die Befriedigung der Ansprüche, die von den Etzen - dahnern nnd einem Teil des Altgenieinen Deutschen Gewerijchaiis bnndes eehoven worden sind, würden eine Mehrbelastung von l i Milliarden betragen. Fair die Gchaltswiinsche, die der Dentist» Beanuenbund anisteltl, seien sogar ltz vis ld Milliarde» er forderlich. Weder für die eine noch für die andere Forderung sei Deckung vorhanden. Hierauf sprach Reichsverkehrswinister Gröner »der d i e V e c häl t n isse bei den R e i ch s e i s e u b a h u e n Im gzosten und ganzen habe die lebte Taeiserlwhnng nicht die üblen Folge erscheinnnge» gezeitigt, die vielfach befürchtet wurden. De, Per svnenverlehc sei befriedigend. Dagegen stneii die > in ' ihmen ans dem Giiierverkehe wesentlich zucist,'gegangen, Dieter Uw stand sei einmal dadurch hervorgernien, dast die Be.ga,weiter iw Rnlurrnier das Ueberßhichtenabtommen kündigten, io aast täglich ,'iOOO Eisenbalmwaggons weniger verladen werden, als zur Zeit der Ueberschichten. Nach schlimmer sei der Anstatt, den die Eisenbahnen durch Obeeschtesien nunmehr seit Wo.steil durch cne polnischen Wirren erleiden, Fniotge dieser Wirren wur den dort iept täglich über 80t>it Waggons weniger besörderi, als in den Zeiten ungestörter Arbeit, Weiter müsse die Eiten Hahn mit neuen recht erheblichen Ausgaben rechnen. Die neue Materiatjieigernng, die etwa >0 Prozent betrage, ersordere Meheattswenomigen von rund t Milliarde, Hierzu kämen nn» »och andere Betriebsausgaben etwa in gleicher Höhe, so dast da , Defizit sür 102 1 sich nicht in io enge» Grenze» bewegen werde, als man im Etat angenommen Hai, Injolge B-r neuen Beamtentordernnge» „nd der Erhöhungen der Arbeitslöhne tonne er anch wahrscheinlich seine Absicht, das Defizit bei den Reichs eisenbahncn bis znm April lllcklt z» beseitigen, nicht durchführen. Aus allen diesen Gründen habe man im Reichsoerkehrsnistn- stcrium bereits an eine neue Tariferhöhung gedacht, die sich auch wohl kam» werde nmgehen lasten. In gleichem Rahmen bewegten tickt die Ausführungen des Reichspostmniistees Giesberts, der erklärte, daß die Post einen ungedeckten Fehlbetrag von über 2 Milliarden ausweise, der unbedingt be seitigt werden wüste. Er halte deshalb eine Erhöhung aller Post, Fernsprech- nnd Telegeaphengebühren im Verhältnis von 1:10 sür notwendig, so daß also ein Brief künftighin IM. koste» wür de, Weiterhin müsse eine erhebliche Erhöhung der Tekegrammgebül» ren dnrchgeführk werden, da dieser noch niemals rentable Betrieb jetzt ganz besondere Aufwendungen ersordere. Da» Personal müsse seinerseits alles tun, um den »nhalivaren finanziellen Verhält nissen ein Ende zu machen. Dann gat> Geheimrat Kühnem nun vom Fmanzmigi- sterin m die B esoldung s v o r s ch läge der R e g i«r u n g bekannt. Er teilte mit. daß die Reichsregiernng Maßnahmen teessen werde, um alle noch ansstehende» Forderungen ans der Bksoldnngsordnnng den Beamten sosorl zu erstatten, Fenier sei die Regierung bereit, einen Ansgl-ich der Tennnagsznsckckäge
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