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Sächsische Volkszeitung : 12.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192002124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-02
- Tag 1920-02-12
-
Monat
1920-02
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.02.1920
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Donnerstag den 12. Februar 1920 «»chk»!«' «sU-„il»n, 5 E " Millerand z«r Auslieferung > ^ Nr. 35, Leite 2 Erzberger über die Auslieferungsfrage Dokumente sest. das; Deutschland im Laus« des letzten DezemlrrS 10450 000 Tonnen Kohle produziert hat. Gemäß den in dem Proto koll vom 20. August ausgesprochenen Grundsätzen hätte Deutschland also an die alliierten Mächte 2 500 000 Tonnen liefern müssen, während cs nur 600 000 Tonnen geliefert hat. Die im Monat Januar produzierte Menge ist wesentlich geringer gewesen, und der Vertreter der deutschen Negierung bei der Kohlenunterkommission in Eisen hat amtlich erllärl, das; Deutschland nicht mehr als 750006 Tonnen werde liefern tonnen. Aber selbst diese Menge ist bis jetzt niemals geliefert worden. Tie Grunde, die man vorgcbracht hat, um die Nichteinhaltung dieser Verpslichlung zu rechtfertigen und die aus die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des deutschen Staates Hinweisen, können nicht als stichhaltig betrachtet werden gegenüber der Tatsache, daß Deutschland für sich selbst eine Quantilät zurnclbehält, die erheblich höher ist als die, die sie zur Ausführung ihrer Verpflichtungen benutzr. 60 Millionen Deutsche erhalten zurzeit monatlich 8 Millionen Tonnen Kohle, während Frankreich für seine Bevölkerung von 40 Mil lionen nur etwa 8 25t) 000 Tonnen monatlich erhält. Welches Recht kann Dentjchlnnd ansühren. um günstiger gestellt zu sein als Frank reich dessen Notlage lediglich aus die systematischen Verwüstungen zu- rückzujühren ist, die durch die deutsche Oberste Heeresleitung ohne mili tärische Nouvendigleit und mit dein bestimmten Ziele, die französischen Industrien zu ruinieren, lesohlen worden sind. Die französische Negie rung kann nicht zulassen, daß die deutsche Regierung in Nichtachtung ihrer Verpflichtungen und, obwohl sie dazu imstande wäre, die Liefe rungen nicht anSsührt. an denen Frankreich ein spezielles Interesse hat. Sie verlangt, daß Deutschland die übernvniinenen Verpflichtungen ans' führt und ist entschlossen, die Rechte der französischen Nation geltend zu machen, die durch den Friedensvertrag sanktioniert sind. Unter Bezugnahme aus 8 429 des FriedensvcrtrageS eröffnet die französische Regierung hiermit der deutschen Regierung, daß, wenn Deutschland die Bedingungen des FriedensvcrtrageS nicht getreulich erfüllt hat, die Fristen sür die Räumung des besetzten Ge bietes »och nicht zu lause» begvlinen haben, ferner, wenn es am 1. Mürz 192» in weiterer absichtlicher Nichterfüllung seiner Verpflich tungen an Frankreich nicht die noch rückständigen, bereits fällige» La serungen, sowie das volle Februarquantum geliefert hat, fv wird sich die Negierung der Republik gezwungen sehe», zu wirtschaft lichen und s i n a n z i e l l e n Sperr- und Vergeltungs- Maßregeln zu greisen, die sie als durch die Umstände geboten erachtet, wie das sür svlcbe Fälle der Vertrag besonders vorsieht. Die französische Regierung gilt sich der Hoffnung hin, daß sie nicht ge zwungen wird, andere Maßregeln gegen Deutschland z» ergreifen, wie sie das Protokoll vom l». Januar 1920 und das Schreiben vom 23. Dezember 1919 als Bedingung für das Inkrafttreten des Friedens- Vertrages vorgeschen haben. Die Stellung der deulschen Negierung Hierzu wird von zuständiger Seite bemerkt: Die Kohlcniiote vom 8. Februar geht aus vom französischen Ministerpräsidenten und ist gerichtet an den deutschen Geschäftsträger. Für die Behandlung der Kohlenliefcrunge» aus dem Friedensvertrage ist lediglich der Wieder- gutmachungsansschuß zuständig. Ter sranzösische Ministerpräsident hat sich mit dieser Note Befugnisse an gemaßt, die ihm nicht zusiehe». Daher ist cs auch nicht verwunderlich, daß dir Note von unzutreffenden Voraussetzungen nusgeht und zu falschen Schlußfolgerungen gelangt. Tie Verpflichtungen der deutschen Regierung aus dem Versailler Picke toll vom 20. August 1919 sind in der Note sachlich unrichtig wiedcrgcgeben. Deutschland hat in dem Protokoll lediglich erklärt, mit der Lieferung von Kohlen an die alliierten und assoziierten Mächte sogleich beginnen zu wollen. Bestimmte Mengen Kohlen zu liefern, hat Demschlanü in dem Protokoll nicht versprochen. Als Gegenleistung sür diese durchaus freiwillige N o r l i e sc r u n g von Kohle hat das damalige Orgaliisalionskomilce in Aussicht gestellt, dem Aie- dergnlmachungsausschnß nach seinem Wiederznsanilncnlritt vorzu- schlagen, daß Deutschland ans der Grnndlage einer gesamten deutschen Erzeugung von 9 Millionen Tonnen Steinkohle im Monat 1660 000 Tonnen monatlich an die Entente liefern soll, und zwar bis zum 30. April 1920. Dies ist eine einseitige Erklärung der alli ierten Mächte, mit welcher eine Ermäßigung der im Fricdensvertrage an sich vorgesehenen Gesamtmenge vis zum 30. April sichergestellt wer den sollte. Der Wiedergutmachungsausschuß hat diese Erklärung der deutschen Regierung gegenüber erst durch die Note vom 30. Januar 1920 bestätigt. Ta »ach 8 10 deS Anhanges 5 zu Teil 8 des Frie- densvertrages die Anforderung seitens des Wiedergntmachnngsaus- schußes und eine bestimmte vertragsmäßig sestgeseple Ankündigungs- frist sür den Beginn der Pslichtlicserungen entscheidend sind, folgt aus vorstehendem, daß eine Verpflichtung zur Lieferung be st i n> m t e r M engen li § be r nicht beste h t. Tic bisherigen Kohlenbetieferungen sind als durchaus sreiwilligc zu betrachte» und es kann deshalb auch lein Vorwurf gegen Tcnlfchland daraus hergc- leitet werden, daß bestimmte Menge» nicht erreicht worden sind. Hütte Deutichland diele freiwillige» Liestrungen nicht übernommen, so hülle es die bisher an die Entente gelieferten Kohlen seinein eigenen schwer leidenden- Wirtschaftsleben zuinbren können. Statt dessen hat eS sich' dieser Koblenmengen entblößt, »m sie nir Wiedergutmachung z» ver wenden. Schließlich ist auch bcrvonnkeben. daß der Hintveis auf die V er g e l t n n g § >n a ß r egeln . die nach dem Vertrage nur im Falle voriävli.her Nichleistiltnng der Verpflichtungen in Fragen kom men können sowie auch eine Aendernng des Artikels 429 des Friedens- Vertrages. der die Räninunasnisten sür die beichten Gebiete regelt, nicht verständlich erscheint Auch sür die Beurteilung dieser Fragen ist nicht die siantvsische Regierung, sondern »nr der Wiedergnlmachnngs- ausscbnß zuständig. E> ist nicht einznsehen, wie der Wiedergut- niachnnasonsschnß Anlaß finde» könnte, derartige Maßregeln in Er wägung zn ziehen. Genf, 11. Februar. Nach Pariser Meldungen nahm Millerand im KaniiiwcauSschub für AuswidckigeS an» Montag nochmals Stellung znr Auslieserungssrage. Er betonte das moralische Recht der Alliierten, Sühne sür die deutschen Verbrechen ohne Ansehen der Person und des Standes des Beschuldigten zu verlangen. Man werde Ver handlungen mit Deutschland nicht ablehnen. Der Minister präsident sprach die Hoffnung aus, daß die Verhandlungen mit Deutschland davon überzeugen würden, daß die Prozesse gegen die Schuldigen unvermeidlich seien. Auf die Prozesse zu verzichten, gedächten die Alliierten in keinem Falle. Die cinstündigen Aus führungen des Ministers fanden keinen Widerspruch. Die Sozialisten zogen ihre Jnlerpellationsanfragen in der Auslieferungsfrage zurück. Bern, 11. Februar. Millerand hat der deutschen Regierung mitgeteilt, daß infolge der Nichtbesolgung des Friedensvertrages von Versailles das Datum, von den« an die Frist zur Räumung der Rheinlande bemessen ist, auf unbestimmteZeit hiuausgeschobeii wurde. Wilson gegen die Auslieferung Paris, 11. Februar. Nach einer Nadiomclduug aus Washington soll Präsident Wilson die Absicht haben, dem deutschen Kron prinzen auf sein Telegramm zu antworten. Im Weißen Hanse glaubt niaii, daß Wilson die Gelegenheit benutzen wird, um öffentlich zu erklären, daß er sich energisch jeder Handlung widersetzen werde, die das Ziel habe, die Auslieferung zur Aburteilung aller deutschen Militär- wie Zivilpersonen zu erlangen. MU MW »es MsMteitUS Bauern und Arbeiter. Aus Vertretern der Landwirtschaft, der Arbeiter- und Beamteuschast ist ein Ausschuß zu bilden, der die Ausgabe haben soll, die gemeinsamen volkswirtschaftlichen und staatS- politischeu Probleme zu erörtern und dem Parieivorstand Vorschläge zur praktischen Wirtschaftspolitik zu unterbreiten. Insbesondere sollen sofort Werbe- und Ausllärnngsansschüsse i» allen Länder» und Provinzen errichte! werden, die die Ausgabe haben, in Stadt und Land aus die Zentruinswähler ausgleichend zu wirken und sie in das Verständnis der vorliegenden politischen Fragen der Gegenwart ein- zufüyren. Zur Auslieferung des Kaisers Rotterdam, 11. Februar. „Morning Post" meldet aus Poris: In der AnSlieserungssvrdcrimg an Holland in Sachen der Aburteilung Wilhel m s kl. ist die Entscheidung am Montag gefallen. Einstim mig hat der Hohe Rat die Ansrechterhaktlmg der Änslieserungsforde» riing beschlossen. Nach dem „Evening Standard" wird in oer neuen Note an Holland an dos Gerechtigkeitsgefühl (I) der hollänoischen Re gierung appelliert. Der Streitfall soll strikt in de» Grenzen des Recht mäßigen gehalten werden, »iid mail wird versuchen, di- holländische Regierung zu überzeugen, daß die Alliierten das Recht ff) haben, der Perjönlichleit Wilhelms Ik. im Interesse des Weltfriedens Hab- hast zu werde». Gens, 11. Februar. Dem „Teuips" zufolge lautet die Anklage gegen Wilhelm 11. auf mehr als 30 Einzelbeschuldiguiigen. Die An klage wegen Mordes wurde nicht erhoben, aber die Anita ge auf Auf forderung zu m M ord von Zivilpersonen. Die Anklageschrift gegen den Kaiser umfaßt 100 eng beschriebene Majchiiienkciten. Der feste Standpunkt der urenffischen Regierung Berlin, 1k. Februar. An die preußische Staatsregierung gelan gen dauernd ans allen Teilen des Landes und aus den verschiede»sler, .Kreisen der Bevölkerung Bflic», sich energisch gegen das Ansliefernngs- begehrcn der Enienie ausznsprechcii. Die Stellung der preußischen Regierung ist sestgeleat durch die Erklärung, die der preußische Minister des Innern am 5. Februar >»> Reickisralc abgegeben hat und die von diesem angenommen worden ist. Diese Erklärung lautet: Der Reichs rat, als versassiuigSmüßige Vertretung der deutschen Länder, bekennt sich zu dem heute kuudgegcbcnen Standpunkte der Neichsregie- rung in der Frage der Auslieferung Deutscher an die Entente. Der Reichst,», weit entfernt, gesetzlich stralbare Taten einer ordentlichen Unterstichung und Ahndung vor deutschen Gerichten entziehen zu wollen, teilt die Einpörnng des deutschen Voltes über die Zumutung der Entenle, ihr Hunderte dcliischer Männer auszuliesern. Der Reichs- rc>! ist überzeugt, daß die Bevölkerung aller deutschen Länder hierbei entjcblvssen hinter der Reichsregiernng steht. Auch er erklärt mit der Reichsrcgiktuiig das Verlangen der Entenle sür unerfüllbar. Ter Reichsrat appelliert gegen die dem deutsche» Volke angetane Schmach n» de» Gerechtigkeitssinn der Welt. Es hat sich inzwischen »ich!-? er eignet, was die preußische Regierung bewegen könnte, von diesem Standpunkte abzngehe». Breslau, 1k. Februar. Obervräsidciit Philipp brachte, zu gleich i», Namen des Neaiernngsvräsidentcn und des Polizeipräsi denten von Breslau, dem Minister des Innern zur Weiterleitung an die Neicksregierttllg eine Entschließung der höheren, mittleren und »liieren Beamte» und Angestellten ihrer Behörden zur Kenntnis- Die genannten Beamten lehnen jede Mitwirkung bei der Durch führung des AiiSlieseruiigsbegehrenS ab, da keine Dienstpflicht sie zu ehrlosem Handel» zwinge» kann. Die deutsche Gegenliste Berlin, II. Februar. Wie das „B. T" von zuständiger amtlicher Stelle erfährt, ist die Liste der von der deutschen Regierung wegen völkerrechtswidriger und unmenschlicher Handlungen beschuldig ten Angel,örigcn der Ententemächte bereits fcrtiggestellt und gedruckt. Ihre Veröffentlichung ist in den nächsten Tagen zn erwarten. Bs Berlin, 11. Februar. Bet einer dem Vertreter der .Chicago Tribüne" gewährten Unterredung äußerte sich der Reichefinanzminister Erzberger über die Auslieferungsfrager Wie für die jetzige Regierung, so wird es für jede nur denkbare andere Regierung in Deutschland in dieser Frage nur ein einziges Unmöglich gebe». Keine Regierung kann gegen den geschlossenen Willen eines ganzen Volkes irgendeine Maßnahme durchführen- Man hat »»8 einen Frieden aufgezwnilgen von solcher ungeheuren Schwere, wie noch kein Volk der Welt ihn auf sich nehmen mußt«. Selbst bis anss äußelste durch den Krieg erschöpft, haben wir trotzdem die wirtschaftlichen Leistungen, so barbarisch hart sie sind, in einem Umfange bisher durchgeführt, der die Welt in Staunen setzen müßte. Beträgt doch der Wert unserer wirtschaftlichen Leistungen an die Entente nicht weniger als 44 Milliarden Mk. In der AuSlieferungSfragc liegt eine Forderung Vor, die einfach nicht erfüllt werden kann. Es würde auch die formelle Möglichkeit zum Vorgehen fehlen. Wir haben nns bereit er klärt, die Personen, denen wirkliche Kriegsverbrechen nachgewicsen werden könne», vor einem Gerichtshöfe zur Verantwortung zu ziehen und haben der Entente dabei die Möglichkeit gegeben, sich von der pollkonimenen Objektivität in der Behandlung dieser Angelegenheit zu überzeugen. Wenn die Entente sich darauf nicht einlasse» wollte, so muß sie den Anschcln erwecken, als ob eS ihr überhaupt nicht so sehr nm ein objektives Urteil in der Schuldfrage, als vielmehr um eine Befriedigung maßloser Rachegefühle zu tun sei. DaS Verlangen der Entente richtet sick gegen alles hergebrachte Recht.' Es ist keine Gegenseitigkeit geboten, keine objektive Schuldsestsetzmig verbürgt. Das aber widerspricht dem Rechtsempfinden und dem Nechtsbewußtsein aller zivilisierte» Nationen. Lloyd George über Rußland London, 11. Februar. (Reuter.) Im Unterhause behandelte Lloyd George bei der Besprechung der Adresse aus die Thronrede in der Hauptsache Fragen innerer Art und wies darauf hin, daß das Budget für 1919/20 günstig auSsallen werde. Er beschränkte sich bei seiner Erklärung über die auswärtigen Angelegenhciien auf Ruß land, verteidigte die Politik der russischen Regierung und legte Nach druck darauf, daß Europa nicht wieder hcrgestcllt werden könne, bevor die russischen Hilfsquellen wieder zur Verfügung ständen. Es sei deutlich, daß der Bolschewismus nicht durch Waffen gewalt vernichtet werden könne. Er befürchte keinen militäri». scheu Einsall des Bolschewismus weder im Westen noch >m mittleren Osten. Nnter Bezug ans den Vorschlag des Friedensschlusses mit den Bolschewisten wiederholte Lloyd George, bevvr die Negierung, die Rußland verwalke, die barbarische Methode ausgegeben habe und auf zivilisierte Weise regiere, werde kein zivilisiertes Gemeinwesen in der Welt geneigt sein, unmittelbar Frieden zu schließen. Es bestehe gegen wärtig keine Regierung, die das Recht habe, sür ganz Rußland zn spre chen. Der einzige übrig bleibende Weg sei, Rußland durch beit Handel zu retten, was einen beruhigenden Einfluß haben würde. Zur Lage in Irland, wo die feigsten und verächtlichsten Mordt, begangen würden, sagte Lloyd George: Kann unter diesen Umstanden die englische Truppe aus Irland zurückberusen werden? So lange digi Negierung sür die öffentliche Ordnung und Sicherheit in Irland ver-j antwortlich ist, muß sie ihre Pflicht tun. Amsterdam, 11. Februar. Die „Times" schreiben zur Rede Lloyd Georges, die Nation habe aufgehört, ihm und seinen Anhänger» j Vertrauen entgegenzubringen. So sehr auch Per,')»?» verschiedener politischer Richtungen in sundainentalen Fragen andere'. Meinung seien als ASqnith, so wolle man ihn doch .vieoer im Parlament sehen und hoffe. daß die Wähler von Palsley diese aller seits gehegte Hoffnung nicht enttäuschen. Diese Aeußernngen des Blat tes sind auffallend, wenn man bcdcnlt. daß der Fall Asquith »nd seine Ersetzung durch Lloyd George im November 1916 hauptsächlich das Werk der von den „Times" geführten Fehde war. Amsterdam, 11. Februar. Ter „Telegraas" meldet: Nach der Debatte im Unterhause über die Adresse aus die Thronrede gab den Minister des Aeußeren Lord Curzon eine ausführliche Nebersiclfl über die Lage im Auslande, worin er über den Völkerbund, die Haltung Amerikas und den Vertrag mit der Türkei sprach. Er teilte mit, daß der Brief Greys betreffend die .Haltung Amerikas gegen über dem Völkerbünde nicht von der Regierung veranlaßt worden sek. Lord Curzon sagte jedoch, daß er Lord Grey sür seine Aktion dankbar sei. Er sei mit der größten Besorgnis über die Lage >>» Oiten er füllt. Die Ucbereintunst mit den alliierten Mächten zur Beschließ«»» des Krieges sei in ihren Folgen sehr enttäuschend und hindernd ge wesen, und ohne ein absprechendcS Urteil zu füllen lege er jedoch len Nachdruck darauf, daß dies eine Warnung gegen Versuche sei. in Zu kunft ähnliche Fragen vo» neuem anss Tapet zu bringen. Ein ein es Zusammenarbeiten mit de» Alliierte», vor allem mit Frankreich. > ; notwendig, da England und Frankreich die natürlichen Wüstster d-4 Schicksals im nahen Osten seien. Lord Curzon sprach die Hofmnna aus, daß keine Aktion von einer der interessierten Parteien mgetasst-n werde» solle, die der ehrlichen Gesinnung des srennoichasilichen Zu sammenwirkens, das alle beseele» müsse, schade» könnte. Der Enlenteverireter in Danzin Danzig, II. Februar. Heute vormittag iras der Vertreter der Verbündete» Regierungen in Danzig Reginald Tower, von Paris kommend, hier ein. Oberbürgermeister Sah in hieß ihn namens der Stadt willkommen. Der Olerkvmmissar anlworleie in de»stc!-er Sprache und gab seiner großen Freude Ausdruck, im Aufträge c,r alliierten Mächte die Verwaltung der Stadt zu übernehmen. Er hob' hervor, daß seine Bemühungen »ur dann den gewünschten Erfolg Naben könnten, wenn er auch die wohlwollende Unterstützung eines jeceii Bürgers erhoffen könne. Es niilerlicge keinem Zweifel, daß, so lange daS Volk i» gemeinsamer Arbeit seine ganze Energie und Tatkraft allein dem friedlichen Ziele seiner wirtschaftliche» Entwicklung widme, die Zukunft einen neuen und glorreiche» Zeitabschnitt in der Danziger Geschichte eröffnen werbe. Rosa-Marina HH? '' Roman von Melati van Java ^ Uns dem Holländischen übersetzt von Leo Tepe va» Heemsted« ZF. GO. Fortsetzung.) Iuugser Bol machte sich allerlei an dem Kaffeetisch zn inn und spitzte aabei ihre großen Obre». Doktor Adiichem. dies bemerkend, beiabl ihr aber, nm sie ans dem Zimmer zn enisernen. stir den Besuch eine Pastete zu bereiten. " „Eine nette Bescherung! Der Doklor hat leicht bestellen und fragt nicht, wieviel Zeit ist »ölig, um eine Pastete z» machen. DaS ist ein englisches Gencin, Herr Frank, und muß drei Siunden lang im Ofen stehen." „Na. macht dann »nr Schinken und Eier, und damit gut." „Wenn Sie mich ans dein Zimmer haben wollen, warn»! sagen Sie es nickst gerade heraus? Ich bin gar nicht neugierig und mische wich nicht in »ndersmanns Sachen, wenn Sie sich das nur merken wolle», »nd Berta ist heute morgen weqgeblieben, das wollte ich Ihnen auch noch sagen, und ich holte es nicht langer mehr bei Ihnen aus. Bon morgens sinh bis abends sollt muß man sich abrackern, keinen Augenblick Hot man Ruhe »nd dann noch ein unfreundliches Gesicht dazu »nd grobe Worte. Da haben es die .Haushälterinnen in Ainslcr- -dam tansendmai besser, fragen Sie nur Ihren Herr» Neffen, ich spieke ntcht länger inst . . . ." „Ist die Schinkenonielttle fertig?" . 2" „Iebt wieder Omelette! Ter Doktor weiß selbst nicht, was er will." Der Doktor blickte mit seinen kalten, strenge» Augen die Haus ten» an und o-rsvlgte sie so lange mit seinem Bück, bis sie sich in nlich kleinlauter Weist- znrückzag, die Türe laut hinter sich -nwerseno. „Onkel. ich finde, daß deine Hanshällcrin Fortschritt'' und Rück- ktle gemackit hat," sagte Frank lächelnd. L „Wieso?" Kl „Fortschritte in liebenswürdiger Beredsamkeit, Nückschnkke in der Menden Ehrsnrchl." „Nun ja, sie wird alt. und es wird ihr je länger, je schwerer, ihre Ileinen F-kngeladjntanteii zu tyrannisieren, denn im ganzen Dorse ist sic als 1'antippe verschrien. Na, ich habe die Last und die Lust davon zu tragen, und weiter niemand. Aber gib mir jetzt erst einmal eine Antwort auf meine Frage: Wie geht es deiner Frau?" „Hast dn denn gar nichts davon erfahren, Onkel?" „Wovon?" „Na, daß . . . daß sie mir sortgekalise» ist, mich verlassen he»" „Dich verlassen! Ja, wie sollt ich das wissen? Deine Mutter schreibt mir zweimal im Jahre: zu ineinein Namenstag und dann >n Neujahr. Zum Namenstag schrieb sie mir, daß du dich wieder ans die Reise gemacht habest und daß sie seit deiner Ehe ohne Nachricht von dir sei, und den Nenjnhrsbries habe ich natürlich »och nicht erhallen. Also sorlgegange» tsl sie. sagtest d», und weshall?" „Weil es ihr nicht länger mehr paßte, mir als Modell zn stehen!' „Paßte ihr das nicht? So? Das gesällt mir wieder an ihr. Aber erzähle mir alles." „Ach, Onkel, es ist eine lange Geschichte, »nd ich bin nie ein Freund von viele» Worte» gewesen, aber ich sitze gehörig in der Patsche, »nd deshalb komme ich zu dir. Du hast mich in so eindringlicher Weise gewarnt, ehe ich den dummen Streich beginn, und nun weiß ich niemand, der mir raten könnte." » „Ei, »iei» . Bester, du hast entschieden Fortschritte gemacht! du, bekennst deine Schuld und fragst »m Rat, lauter konventionelle, banale Dinge, aber nach meiner altmodischen Auffassung der Ansang der Weisheit." Also bekenne nur, ich bi» ganz Ohr." - Frank erzählte in alter Kürze, was zwischen ihm und Rose-Marie vorgesalle» war, van ihrem Aufenthalt in der Residenz, ihrer Flucht, seiner Rückkehr nach Ainsterdam, ihrem Wiedersehen unier so eigen tümlichen Umstanden, den Forderungen, welche sie stellte, »nd den Schwierigkeiten, worin sie sich jetzt befand. Aber wie kurz er sich auch fassen mochte, immer wieder wurde, seine Erzählung durch die Klingel an der Haustür unterbrochen, fort-^ während kamen neue Patienten, um den Doktor abzurusen und ihnt^ ihre Röten zu klagen. Jungfer Bol kam herein und krachte de» Eier-/ suche»! indem sie gegenüber Frank ibrem'Herzen von'neuem Luit machte über die Eigentümlichkeiten des Doktor, der seine Sprechstunde gerade während des zweiten Frühstücks abhielt, wodurch sich dieses unendlich in die Länge zog. Beim Einlreien ihres Herrn schlich sie still davon; der Doktor nahm seine Serviette, bediente sich und sah Frank fragend an, de. daraus seine Erzählung sortsetzte. Sein Onkel nickt« hin und wieder beifällig mit der» Kopse. „Eilt braves Mädchen, ein tüchtiges Weibchen! Junge, du d'.irsk dem lieben Gm, wohl g»s leiden Knien danken, daß dir deine tolle Laune eine solche Frau zngesüt»! bat. Da ist Kern und' Charakter darin, und wenn du diese Est-.cnschasten zn würdigen weißt, dm» kist du der einzige, den' w-m Glück wünschen kann. Ich habe es dir stt gesagt, die Seele io-.-! sich früher oder später, das hast du jetzt erfahren. Was willst du nun um?" r-'-HTt « „Ich weiß es nicht, Onkel: ich niöchlc dich gerade fragen, was ich i»n sott." < . <' „Tn iorgsl dafür, daß sie den Dienst verläßt: sie muß zuerst kun digen »»d nicht deine Schweiler, und dann bringst du sie in ein gutes Pensionat nnter Leiu n > einer verständige» Dame. T» bezahlst das Kostgeld, und »m öu-st-s zn erschwingen, arbeitest du Tag »nd Na!>t, wenn es sein »mß. Dn küssest sie ein Jahr oder zwei, solange es nötig ist, dort, und dann stellst d» sie deiner Mutter und deinen Schwestern vor. Wen» sie dann Horen »nd sehen, daß die simge Frau van Haeren und Marie, das Zweitinüdche» der Frau Sanbkerg, eine und die näm liche Person ist. so macht es weiter nichts aus. Das ist ja gewiistr- maßen interessant, aber bald' vergessen, und dn beträgst dich ferner wie ein vernünftiger Ehemann und lassest dich von deinem Weibchen ans den Händen tragen." „Auf den Händen tragen?" — seine Stiinine klang bitter „dam ist an erster Stelle ersorderlichlich, daß sie mich lieb hat, und das ist gar nicht der Fall. Eie hat mich nur geheiratet, um ans ihrer iitißliche» Lage herausznkvmnikn, und sie läßt mich das oft ge»n>s fühlen. Sie ist so gut und wird daher nichts tun, woraus ich ihr einen Vorwurf mach« könnte, aber im übrige» ist nichts zwischen uns ge mein." t» -W v <fförlsrtzimg folgt.)
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