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Sächsische Volkszeitung : 17.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192003172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200317
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-03
- Tag 1920-03-17
-
Monat
1920-03
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.03.1920
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Nitttvoch den 17. März 1920 !»chsis«h« volkSzeitung Nr. 62, Seite 2 Die Regierung gegen den Generalstreik Kassel, 16. März. Dem Reichswehrtruppenkommando II in Kassel hat die alte Regierung in Stuttgart am 15. d. M. nachmittags telephonisch erklärt, daß der Ausrus zum Generalstreik von den sozia listischen Mitgliedern der Regierung nicht gekannt unud nicht unterzeich net ist. Die alte Regierung wünscht sofortiges Aufhören aller Streiks und sofortige Rückkehr zur Arbeit. Das Ferngespräch hat stattgesunden zwischen dem Chef des Generalstabes des Reichswehr- lruppenkommandos 11 vonLoßberg und dem Reichswehrminister N o S k e. Ein neues Hochverraisge'es; Stuttgart, 16. März. Im Neichsministerium des Innern, das seine Geschäfte in Stuttgart ausgenommen hat, wird ein Gesetzent wurf ausgearbeitet, nach dem Hochverrat außer mit den jetzigen Strafen auch mit einer gänzlichen Ein ziehung des Vermögens zu bestrafen ist. Es ist in Aus sicht genommen, das Gesetz mit rückwirkender Kraft ab 15. März ausznstatten, weshalb schon heute diese Ankündigung erfolgt. Auszahlung der erhöhten Löhnung für die Reichswehr Stuttgart, 16. März. Das Reichskabinett hat in seiner heutigen Vormittagssihung beschlossen, daß die Löhnungssätze für die Reichs wehr, die in der neuen Besoldungsordnung vorgesehen sich», vorbe haltlich der Zustimmung der Nationalversammlung vom 1. April ab zur Auszahlung gelangen. Minist r Giesberts fehlt in Stuligart Dresden, 16. März. Präsident Ebert ist mit den Ministern in Stuttgart eingetrosfen. Es fehlt Minister Giesberts, über dessen Verbleib von Dresden aus Nachforschungen angestellt wer den sollen. In Stuttgart ist auch Scheide mann eingetrosfen. Das Kabinett tritt augenblicklich zu einer Sitzung zusammen, au der auch Abgeordnete der Nationalversammlung teilnehme», Das Ersuchen Hindenburgs Hannover, IS. März. Generalfeldmnrschall von Hindenburg hat an die Regierung Kapp ein Telegramm gerichtet, in dem er sie ersucht, d«ß die Truppe» Merlin räumen und daß die alte Ver fassung ungesäumt wieder in Kraft gesetzt wird. Gleichzeitig habe der Generalseldmarschall sich an den Reichspräsidenten Ebert gewandt, ihm von seinem Telegramm nach Berlin Mitteilung ge macht »nd ihn gebeten, in der Frage der Neuwahlen zur National versammlung nachzugeben. Kapp im Zusammenbrechen Reichsminister des Innern Koch hat an die sächsische Regierung folgendes Telegramm gesandt: „Kapp im Zusammen brechen. Sein Einfluß nur noch auf Teile Berlins beschränkt. Kapp sucht durch leere Versprechungen Unabhängige an sich zu ziehen. Meldungen von Verhandlungen zwischen ihm und verfassungsmäßigen Reichsregierungen erlogen. Reichswehr im ganzen Westen, Süden unv Sachsen treu. Nationalversammlungs-Abgeordnete sollen sofort nach Stuttgart kommen." Die neue Negierung in München München, 16. März. Der bayerische Landtag ist heute vor mittag 11 Uhr zu einer kurzen Sitzung zusaniH>e,ioctrete», um den Rücktritt der bisherigen Regierung entgegenzunehmen. Präsident Schmidt gab den fast vollzählig erschienenen Abgeordneten ein dieS- bezllalickcS, vom 14. d. M. datiertes Schreiben des Minister präsidenten Horfman ir bekannt, i» dun der Rücktritt der gesamten Regierung mitgeteilt wird- Unmittelbar daraus beantragte der Ahg Speck (Bayer. V» ) die Vertagung der Sitzung aus nachm. 5 Uhr. für welche Zeit die Wahl des neuen Ministerpräsidenten in Aussicht genommen ist. Die Vertreter der übrigen Parteien Timm (Soz.), Hobcrmanir (Dem.), Eisenberger lBayr Hauernbund) und Dr. Hilpert (Mrttclpartct) erklären sich mit diesem Vorschläge ein verstanden Präsident Schmidt gab darauf noch folgende Erklärung ab: Da« Oberkommando übernimmt alle und jede Garantie, daß für heute und die folgende Zeit von keinem Truppenteile der Münchener Garnison ein Sturz des Landtages beabsichtigt sei. Damit war die Sitzung beendet- Auf der Zuhörertribüne bemerkte man auch Dr. Heim. Die ganze Umgebung deS Landtages war militärisch stark gesichert. « München, 16. März. Das neue Kabinett ist gebildet- E» setzt sich zusammen au»: Ministerpräsident und Minister de- Inner«: SUgierungSpräsident ». Kahr: Kultusminister: Ministerial direktor Matt; Justizminister:Dr Müller (Dem.);Handelsminister: w'e bisher Hamm (Dem); Finanzmii.ister: wie bisher Kofler? Fürsorge,ninister: SlaaiSrat Oswald; LandwirtschaftSminister: Ge' nossenschoftrdireklor Wutzlhofer. Ter Verlehremiiiister ist noch nicht bestimmt. «elbständigkeitSbrwrgung in Hannover Wie wir aus Hannover erfahren, wurden dort im Zusammen hang mit einer welfischen Selbständigkeitsbewegung zur Errichtung eines selbständigen hannoverschen Staates General Bronsart von Schellendors und Hauptmann von Hinüber verhaftet Cs kam am Dienstag zu Zusammenstößen, wobei sieben Personen getötet wurden. Das Gewerkschaftshaus wurde gestürmt von angeblichen Ar beitern, die sich bewaffnen wollten. Ostpreußen wünscht Verhandlungen Königsberg, 16. März. Oberpräsident Winnig hat am Sonn- tag an beide Regierungen eine Drahtung folgenden Inhalts gerichtet: Um Deutschlands Untergang im Bürgerlriege zu verhindern, ist die schleunige Bildung einer Koalitionsregierung unbedingt erforderlich. Ostpreußen richtet hiermit die dringende Mahnung an beide Regierungen, unverzüglich miteinander in Verhand lungen zu treten und eine Regierung des nationalen Wieder aufbaues zu bilden. Im Falle eines sonst unabwendbaren Bürger krieges wird Ostpreußen zuerst ein Raub seiner feindseligen Nachbarn und der Anarchie verfallen. In dieser Schicksalsstunde müssen alle Parteigegensätze vor der Not des Vaterlandes zurücktreten. Erzberger in Schutzhaft? Berliner Meldungen zufolge soll sich Erzberger in Schutzhaft befinden. Der franzHsische Vertreter in Stuttgart Stuttgart, 16. März. Wie gemeldet wird, ist der zur Aufrecht- erhaltung der diplomatischen Beziehungen bestimmte Ge schäftsträger der französischen Regierung Bruyers in Stuttgart cin- gctroffen. Er hat sofort beim Minister des Auswärtigen Müller seinen Antrittsbesuch gemacht. Müller gab dem Geschäftsträger einen aus führlichen Situationsbericht und führte dabei u. a. aus, daß der Prä sident der deutschen Friedensdelegalion in Paris in ständiger Verbin dung mit ihm stehe und die Geschäfte der ordnungsmäßigen Regierung führe. Da die Berliner Staatsstreichler die Meldung verbreiten, daß sie Verbindung zu den alliierten Negierungen hätten, sei ausdrücklich sestgestellt, daß die alliierten Regierungen weder Kapp und Genossen an erkannt haben, noch daran denken, mit ihm in diplomatische Beziehun gen zu treten. Die Pariser Presse Paris, 16. März. Die gestern dnrck HavaS verbreit,te Nach richt über den Abschluß eine» Einverständnisses zwischen der Negierung Ebert und der Regierung Kapp w rd i» der ge samten Pariser Presse als eine vollendete Tatsache bebaudelt. obwohl die meisten Blätter eine über die Schweiz ans Stuttgart gekommene Meldung veröffentlichen, daß sie nicht auf Wahrheit beruhe. — Der „Mali»' meint: Welches auch immer die Regierung sein werde, die in Berlin eingesetzt würde, eine» sei sicher, daß in Deutschland, wenn die Alliierten einig blieben, keine Regierung möglich iei ohne ihre Genehmigung, ohne ihre ständige Kontrolle. — Der »Petit Parisien" sagt: Dcr Bürgerkrieg ist beseitigt. Ein Kompromiß ist durch Inter vention der Rechten von beiden Regierungen angenommen worden, wa» einen unleugbaren Erfolg iür die Rcchle bedeutet- — „Echo de Paris" meint: Die französische Regierung habe sehr wohl aetan, sich nicht leichtfertig zwischen den beiden deutschen Parteien cnischieden zu haben. Nach der AuSttihrung des Friedens Vertrages allein könne Frankreich die deutschen Angelegenheiten beneteilcn. Jede andere Politik wüide die größten Enttäuschungen bringen. Belgische Hoffnungen Dresden, 16. Mürz. Gesandter Landsberg telegraphiert aus Brüssel: Aus dcr belgischen Presse ist die unverkennbare Genugtuung über de» Gang der Ereignisse in Deutschland zu bemerken. Mau erwartet als Folge die Zerstückelung Deutschlands und noch engeren Zusammenhalt zwischen den alliierten Mächten. Die heutige „Gazette" schreibt: Uebrigeus scheint das Abenteuer eine ausgezeichnete Wirlung auf dieEntente zuhabe». Es hat sie gelehrt, wie notwendig es ist. Deutschland streng zu überwache», und wie die Entente sich selbst wieder eng zusammenschließen muß. — „Nation belge" schreibt: Ist es in unserem Interesse, daß Süd- und West deutschland die Waffen erheben gegen Preußen? Nein! Aber es ist unser Vorteil, daß dcr durch den Staatsstreich hervorgeruseue Zwist andauert und die deutsche Einheit zerstört. Man hat in Versailles den unglaublichen Fehler gemacht, diese Einheit zu erhalten und sogar z» stärken, das ewige Ziel des Pangermcrnisinns »nud die Quelle aller Gefahren für die Nachbarn Deutschlands. Eine herrliche Gelegenheit bietet sich jetzt, dies wieder, gutzumacheii. Erlauben wir nicht, daß unsere Untätigkeit de» Eiser erkalten läßt und die Anstrengungen der rheinischen Bevölkerung hemmt, sich vom preußischen Joche zu befreien. Ob mit, ob ohne Zustimmung von Wilson und Llontz, George, Belgien, Frankreich, Polen und alle Einsichtigen müssen hinarbeilen auf die Auflösung Deutschlands. Die Veurleiluriq in England Amsterdam, 16. März. Das Reutersche Bureau meldet aus Lon don, daß Lloyd George im Unterhause crllärte, die alliierten Re gierungen würden jede Bewegung, die die Monarchisten oder eine Mi litärreaktion in Deutschland vertreten, mit Besorgnis verfolgen. Es würde jedoch gut sein, die Ereignisse abzuwarten, bevor man irgend welche Maßnahmen ergreife. Die Lage werde sehr sorgfältig beob achtet. Lloyd George verlas hierauf folgendes Telegramm Lord Kilmanrvck: Die letzten Nachrichten besagen, daß die militärisch: Bewegung sehr um sich greise. Auch in München ist ein Militärhand streich geplant. Deutschland ist geteilt. Die militärischen und zivilen Behörden unterstützen die neue bezw. die alte Regierung. In Breslau, Hamburg, Kiel und Chemnitz finden Kämpfe statt, deren Ausgang nicht festsieht. In 35 Städten hat das Militär Handstreiche ausgeführt. Die Stellung der neuen Regierung scheint verstärkt zu sei». Paris, 16. März. Nach dem Londoner Korrespondenten des „Temps" ist die allgemeine Meinung in London die, daß die geg«n° revolutionäre Bewegung in Deutschland nichts lebensfähig s e i. Man glaubt, daß man nicht zu intervenieren brauche, solange der Friedensvertrag von Versailles nicht bedroht sei. Dir Auffassung tu Amerika Bern, 16. März. Wie die „Berner Nachrichten" aus Washing. tvn melden, wurde im amerikanischen Repräsentantenhause die Aus- sassung zum Ausdruck gebracht, daß die Vereinigten Staaten noch, mal» in Europa gegen Deutschland militärisch eingreefeu müßten. Paris, 16. März. Nach einer Haaasrneldung auS Washington erklärte der Staatssekretär für den Krieg, daß die amerikairtiche» Truppen, obwohl sie theoretisch unter dem Befehle des MarsckaU« Fock stehen, an keinen Operationen in Deutschland teilnehmen werden ohne besonderen Auftrag des Präsidenten Wilson. Der Oberste Bat Pari«, 16. März. Nach einer HavaSmeldung aus London hat der Oberste Rat gestern die allgemeine Lage in Deutschland durchgesprochen. Er hat die notwendigen Maßnahmen ergriffen, uin auss genaueste über die Ereignisse unterrichtet zu werden. Ter Rat setzt alsdann die Besprechnung des türkischen FriedenSvertrageS io et. Genaue Bewachung des Kaisers London, 1«. März. Das Reutersche Bureau erfährt, das die Vertreter der Alliierten im Haag beauftragt worden seien. See holländische Negierung auf die große Notwendigkeit, dieBe «cguugs des früheren Kaisers genau zu verfolgen, sowie aus ric von der Entente gehegten Besorgnisse wegen seines Ausenthailes in der Nähe der deutsche» Grenze hruzuwerseu. Ueber die Lage in Berlin verbreitet die Sächsische Staatskanzlei folgende Meldung: Ein am Montag, den 15. März, aus Berlin hier im Kraslw rg n ciiigelrosfeuer politischer Beamter, der Gelegenheit chatte, mit allen in Betracht kommende» Stellen Rücksprache zu nehmen, teilt über die La-:: in Berti» folgendes mit: Bei den führenden politischen Persöulichlciten aller Parte-: . Berlin ist die Ansicht vertrete», daß die Regierung KapA-Lüttwir . > einer viel zu schmalen Basis stände, um sich aus die Dauer halten zu könne». Die gesamte Bea m tenschaft de r o .> e r - jlen R e i ch s b e h ö r d e» , insbesondere die Unteritaatsjekretar. unr Ministerialdirektoren, haben dahin Beschluß gefaßt und dies de: >1. gierung Kapp erklärt, daß sie die Regierung Kavv r r ch l anerk e n en und zur bisherigen Regierung stehen. Die Unterstaatsse: führen die Geschäfte nur als Vertreter der diensttich in Stuttgart - findticheu Minister weiter. Ebenso haben die pr-usffscr-e» Ministe: ue Kundaebung erlassen, dgß sie nach wie vor die einzige legitime R rmig^eic», auch wen» sie vorübergehend durch mitiläriscke Gewalt a der Ausübung ihrer Funktionen verhindert seien. Das :>i e stk: s i » a u z m i u i st e r i u m führt die Geschiffte »nr nach Maßgabe : Etats weiter und erkennt Ausgaben,r-veisunge-r der Regierung : nicht an. Bei den Ossizieren der Reichswehr betrachte man das t!,: nehmen Kapp-Lüttwitz sehr skeptisch: zahlreiche Offigere haben V.--.,. ke». ihren Fahneneid zu verletzen/ Die führenden Offiziere des Rei wehrmiiiistcriums, die Generale Reinhardt, von Old: - Hausen, Seekt und Braun, sowie -zahlreiche ihrer militen - >, Dezernenten haben ihre Geschäfte niedergelegt, da sie es nbe sich dem General von Lüttwitz zur Verfügung zu steile.,. Der pr , . ! - Eisenbahnminister Oejer führt die Geschiffte nur provisorisch weit : un ter dem Gesichtspunkte, daß dieEisenbahiwerwaltung als lebenswebttger Brtrieb funktioniere» müsse. Die En-abaliüeroerbänae habe., im Laufe des Sonntags jedoch Kavp "N -1 ltrmaru u> gestellt, -.-ei ch.-in sie seinen und seiner Rezi-nwg Rücktritt fordern und die Rück kehr zur Verfassung und zur v -»r iRegierung verl, > In Berlin herrschte Sonntag und Montag vormittag zwar Ruh- .-kr vollständiger Generalstreik, der auch o>e lebenswichtigen Velriei 'un sachte und den größten Teil der Stadt und dee Vororte ohn: t Wasser und Gas ließ. Aus Anordunng der alte» Regier»»!, es Unterstaatssetrelürs Exzellenz Lemild. >ra>. in, Laase d-S Samnuis die Technische Nothilfe in Kraft, welche ct'.a; Erleichterung ven-ha-ne Der i n t e r s r a t t i v n c l l e An s s.ch n ß scr Bk e hrhei: o a r - leie» hat beschlossen, mit alle» M-.'te-n die alte Regierung zu - > , c . Die »»abhängige Partei hat sich rar Abwendung der wärtigen Gefahr einer Militäroittal'ir den MebchcitSparteien schlossen. Die sremden E n t - n - - n e r > r: > e r baben dem t-.i'n- staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Ha niel ausdrücklich erklärt, daß sür sie mir die alte RerchSr -nera ig Ebert-Baner l>-ce und daß sie die neue Regierung nicht nn-el-nnen würden. Die - » teiligen Nachrichten, die Kapp verbreitet, sind unwahr und Hai- . als einzige Unterlage unmaßgebliche A.-iißerangm von Offizieren d? b-i- litärmissione» der Entente. Nach aus Pari; am Sonntag u -..g telephonisch übermittelten Nachrichten beickt die Pariser Presse m c o verhohlener Freude aus die Ereignisse in Berlin. Sie lieht dar- w Zeichen für eine Zerstückelung und -wen Zerfall Deutschlands, r- - aus Gründen ihrer militärischen Sicherheit nur wünschen kann. Aus dem Reiche lauten die Nachrichte n mangels Verbind--:.- >r verschieden. Die von Kapp verbreiteten Mitteilungen, daß sr.-ck :,r zahlreichen Städten Militär und Beyöcoen sür ihn erklärt halten ai» größtenteils falsch. An einzelnen Orten hat sich allerdings da - L".i. tär unter den Befehl des Generals von Lüttwitz gestellt aber in- -e- völkerung lehnt die Usurpatorenreqierung ab und ha- vielfach znrn ck .e- test de» Generalstreik erklärt. Seitens ?er Regierung Kapp w:: ch seitens führenden politischer Persönlichkeiten der Parteien besiehe M Tendenz, mit dem Reichspräsidenten Ebert der auch von der e- rung Kapp als noch im Amte befindlich betrachtet wird. Verb:, -Rü gen anzuknüpsen. um zu einem Kompramiß zu gelangen Die in >-r- liu befindlichen Vertreter der Mehrheitsparteien habe» sich jedem. >s- her dagegen ausgesprochen, mit meuternde» Truppenteilen aus >. Boden der--Gleichberechtig»ng zu verhandeln. „Vas erste Ehejahr" Roman von Ruth Goetz (6. Fortsetzung.) „Hast du gesehen, wie Renate Heinsius mit dem jungen Stonn kokettierte?" fragte sie lauernd. „Es war wirklich nicht mehr schön. Sie warf ihm Augen zu, ja, das versteht sie, ihre Augen sprechen zu taffen. Mir gefällt das nicht." „Das ist auch nicht nötig, Mama. Außerdem habe ich näher gesessen und nur eine durchschnittliche Tischunterhaltung bemerkt." „So geh und hole sie," rief Frqü Halmer bitter. „Die gesell schaftlichen Formen, die deine Freundin so gut beherrscht, verbieten eS, einem Tänzer einen Korb zu geben. Selbst wenn mau sich glühend vor Haß und gekränktem Stolz von ihm abwenden möchte. Du hast Chancen," fügte sie auflachend hinzu. Aber sie wollte ihren Augeu nicht trauen, als Lukas mit einer entschlossenen Bewegung jetzt wirk lich ausstand. * „Hier sch- ich Gerta Heinsius, vielleicht kann sie mir sagen, wo ihr« Schwester ist. Verzeih einen Augenblick, Mama." „LukaS, du bleibst!" Frau Halmer hatte in dieser Minute ver gessen, daß ihr Sohn ein Erwachsener war, wie «in Kind wollte sie ihm befehlen. Sr aber schien ihre Worte nicht mehr vernommen zu haben, mit einer raschen Bewegung strebte er fort, stand vor Gerta, die an Reintals Arm vorüberging, und machte ihr eine Verbeugung. Rcin tal sah sich fragend um. Er wußte nicht, was er in diesem Augen blick tun sollte, denn Gerta warf den Kopf zurück, hob sogar die Schultern, um ihre Unnahbarkeit auszudrücken, und sah über LukaS fort, als hätte sie ihn nie gekannt. Nun, da sie ihr Ziel erreicht, brauchte sie nach keinem Menschen mehr zu fragen, und sie tat. als suche sie in ihrer Erinnerung. Er aber hätte ihr in dieser Minute keinen größeren Triumph bereiten können, als sich bittend zu nähern, al» Gnade zu erflehen von ihr. . ' »verzeih, Reintal," sagt« LukaS ein wenig verlegen. - - «Ich möchte mir nur dir ergebene Frage nach Ihrem Befinden gestatten, gnädiges Fräulein. Den ganzen Abend habe ich^Sie gesucht, wollte ein wenig mit Ihnen plaudern, aber vergebens." Gerta legte für eine Minute ihre Fingerspitzen in seine Harro. „Wie es mir gehr? Ausgezeichnet. Oder meinen Sie, daß man unglücklich sein kann, wenn man seit einer Stunde Braut ist?" Ihre Stimme jubelte, und als er sie verstört anblickte, schossen ihre Augen Flammen. Die schienen zu sagen: „Siehst du, der hat mehr Mut und Festigkeit als du. Der hat mich gewählt, ohne nach äußeren Gütern zu fragen." Halmer verstand die stumme Sprache, er senkte den Kops. »Meine Glückwünsche." Lukas gab seiner Stimme einen herz lichen Ton, hastend und sich überstürzend fügte er hinzu: „Dann dars ich Ihren Angehörigen wohl auch meine Gratula tion aussprechen." Lockende Bilder erfüllten in raschem Wechsel sein Hirn. Jetzt war alles gut, Gerta versorgt. Nun mußte seine Mutter die Zustimmung zu seiner Wahl geben. Und er konnte Renate, wenn er mit ihr verheiratet war, zur völligen Entwicklung bringen. Die ganze Welt würde seine Frau kennen und ihn beneiden. Auch flössen ihre Einnahmen dann in seine Tasche. Er würde sich selbst dann nicht einmal etwas zu versagen brauchen, wenn seine Mutter sich ablehnend und feindlich verholten würde. Lukas, der durch andere Menschen von Rcintal und seiner Braut getrennt worden, gesellte sich rasch wieder zu ihnen. „Ich habe meine Augen überall umhcrgeschickt," sagte er zu Gerta, „ich kann Ihre Schwester nirgends entdecken. Ihre Frau Mutter sitzt dort mit Frau Boihe und einigen anderen Damen und unterhält sieb scheinbar großartig. Wo aber ist Renate?" Gerta haßte die vertrauliche Anrede, die er bei jeder Gelegenheit noch immer gebrauchte. „Fräulein Renate Ist nach Hause gegangen;" sie betonte das „Fräulein" sehr stark. - „Meine Mutter nimmt jedenfalls Jbre Wünsche gern entgegen." - Halmer sagte einige Worte und zog sich zurück. Er war wütend, Renate nicht gesehen zu haben, zornig, durch diese Verlobung in den Hintergrund gedrängt worden zu sei». Nachdem er eine vergebliche Wanderung unternommen in der Hoffnung, Renate zu erblicken, ging re in ck ze rr wieder zu seiner Mutter. Er tat ihr den Gefallen und tänzle - :>n Male mit Edith Wendt, in der Erwartung, während des Tanz:; >!c- nate zu erspähen. Als alles vergeblich blieb, setzt« er sich an den Tisch und goß einige Gläser Seit hinunter; er wollte den Zorn wegso der sich seiner bemächtigte. „Die Fräulein HeinsiuS sehen heute strahlend aus," meinte Reu Halmer, sie hatte mit ihren weitsichtigen Äugen Renale entdeck »ir mit Storni an den Tisch der Mutter trat. „Die Kleine hat sich verlobt." LukaS sagte es verdrossen „Etwa mit Rcintal? Nein, was die Mädels für Glück haa-ui." „Beide?" fragte Lukas höhnend. „Renate kann sich «ich klagen, oder findest du, daß sie so viel Glück hat, weil-ich sie nommen." Frau Halmer war ganz gekränkte Würde. „Aber du trauerst ihr nach, findest nicht, daß sie sich dem sn ige» Stonn aufdrängt. Was dieses Mädchen sür ein Benehme» btt - sie ist alt, wir wissen, daß sie die Dreißig überschritten. „ Ilim Ritt die Welt offen — wenn er heute hingerissen von ihr ist, weil sie geist reiche Sachen svrickt und sich raffiniert anzicht, er wird sie -ines Trze» satt haben; mit dreißig Jahren beginnt ein Mädchen zu verkii.'k'cii, wenn du es auch nicht elnsehen willst." * , Lukas Halmer schaute mit wektgeöffneten Augen zu. dem Tisch bin, an dem er eben gestanden, an dem jetzt Renate am An» Storms sich befand. ' Er vernahm kein Wort mehr von dem, was seine Mutter spre>§. Er sah nun. daß Rcintal und Storm zu dem ersten Charagierte.r -lie gen — der streckte beiden die Hände entegegen, eilte aus da« Poiiuui des Saales. Er vernahm die laute Stimme gebietend „Silent-> rufen, snb, wie es im Saale plötzlich ruhig wurde, wie di« Tanze i»^ aus der Reihe »raten und hier herein drängten. „Meine Herrschaften, verehrte »und liebenswürdige Gäste- läl habe die Ehre. Ihnen die Verlobung von Fräulein Renate H nsie» mit Herrn Diplvm-Ingenienr Otto Storm und' die Verkob-ina -w»! Hrkulein Gerta Heinsiu« mit Heren Dr. jur. Walter Reintal zu aev künden." U«<sO»G II
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