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Jur Handwerkerinnenbewegung. Durch Erlaß des preußische» Ministers sür Handel und Gewerbe vom 11. November 1901) ist entschieden wo» den, daß die Bestimmungen der Gewerbeordnung bei männlichen wie bei weiblichen Gewerbetreibenden gleich mäßig Anwendung zu finden haben. Eine» gleichen Be schluß faßte der 10. deutsche Handwerker- und Gewerbe- kanimertag zu Königsberg im August >000, der die An wendung der sogenannten Handiverkerschutzbestiniinnngen auf die Schneiderinnen, Modistinnen und Friseusen for derte. Demnach ist entschiede», daß^von seht ab auch in den sogenannten weiblichen Handwerksberufen die drei jährige Lehrzeit. Abschluß schriftlicher Lehrverträge, die Gehilfinnen- und Meisterprüfung Vorschrift werde. In Kraft gebracht wurde die Angelegenheit besonders durch den Erlaß des Gesetzes über den sogenannten kleinen Be fähigungsnachweis, wonach nur noch diejenigen Personen Lehrlinge nnleiten dürfen, welche die Meisterprüfung ab gelegt haben und weuigstens 24 Jahre alt sind. Abgesehen von 2 oder 3 süddeutschen Handwerkskammern (Wies baden, Augsburg usw.), welche bereits vor mehreren Jahren eingehende Vorschriften über das Lehrmädchenwesen er lassen haben, gingen eine Reihe von Handwerkskammern wie Liennitz, Eoblenz, Oppeln, Königsberg, Saarbrücken sofort nach dem Inkrafttreten des Gesetzes über den kleinen Befähigungsnachweis daran, die Dninenschneiderei und das Putzfach als Handwerk im Sinne des Gesetzes zu erklären. Eine große Anzahl von Gehilfinnen- und Meisterprüfungen haben in den einzelne» Kammerbezirken bereits stattge- fnnden und auch das Lehrmädchenwesen hat die umfassendste Regelung erfahren. So kontrollieren z. V. im Eoblenzcr und Oppelner Bezirk Beauftragte der Handwerkskammer die Betriebe der Handwerkerinnen und entziehen jeder Hnndwerkerin das Recht, Lehrmädchen auszubilden, sofern ihr dasselbe nicht auf Grund der bestehenden gesetzlichen Vorschriften verliehen wurde. Im schroffen Gegensatz hierzu stehen andere Hand werkskammern und Behörden, die aus den Erwägungen über die Einbeziehung der Damcnschneiderei und des Putz- faches unter das Handwerk nicht herauskonnnen oder gar erklären, wie das erst in allcrneuester Zeit durch eine Be hörde geschehen ist, daß weder die Putzmacherei noch das Gewerbe der Schneiderei als Handwerk anfzufasscn sei. Diese Unterschiede und die auffallenden Widersprüche in dem Verhalten der Kammern sind selbstverständlich nur geeignet, die größte Verwirrung unter den Handwerke- rinncn hervorzurnfen. Darüber hinaus aber kan» daS Zögern noch zu den schwersten wirtschaftlichen Schädi gungen der Schneiderinnen, Putzmacherinnen usw. führen, da das Gesetz ausdrücklich bestimmt, das; nach dem 1. Okto ber 1013 zur Meisterprüfung nur noch diejenigen Personen Zugelassen werden, die nach einer geordneten Lehrzeit von drei Jahren die Gehilfinnenprüfnng abgelegt haben. Wird bei der jetzigen Regellosigkeit der Lehrzeit im Damen- schneiderinnenhandwerk und im Pntzfach, die zwischen 0 Wochen »nd höchstens einem Jahre schwankt, nicht bald die zwei- bis dreijährige Lehrzeit behördlich vorgeschrieben, so ist zu befürchten, daß nach dem Jahre 1913 es der Mehrzahl der Handwerkerinnen unmöglich ist, jemals die Meister- Prüfung abzulegen. Unter Beibringung eines reichen und hochinteressanten Tatsachenmaterials hat der Verband katholischer Vereine erwerbstätiger Frauen und Mädchen, der schon über tausend Handwerkerinnen in seinen Reihen zählt, eine Petition an den Minister für Handel und Ge werbe eingereicht, in der »in Abstellung der genannten Mißstände gebeten wird. Der Verband weist ferner darauf hin, daß in manchen Kammcrbezirken der Ablegung der Meisterprüfung durch weibliche Hnndwerkerinne» unge rechtfertigte Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden. Diese Behinderung der Handwerkerinnen, sich den gesetz lichen Anforderungen anzupassen, wird, so führt die Petition ans, zweifellos zu de» schwersten wirtschaftlichen Schädigungen, sowohl sür die einzelne Handwerkerin wie für das gesamte deutsche Handwerk führen. So wird die Verweigerung des Rechtes, Lehrmädchen zu halten, zur Folge haben, daß das Publikum in die Großgeschäfte und Warenhäuser abNnmdert oder seinen Bedarf an Mode artikeln »och mehr als bis jetzt im Auslande deckt. Ange sichts dieser überaus schwerwiegenden Folge fordert der Verband: Den Erlaß möglichst einheitlicher Bestimmungen über Lehrzeit, Gehilfinnen- und Meisterprüfung »sw. und zur Vorbereitung auf Gehilfinnen- und Meisterprüfungen, Veranstaltung von Kurse» durch Handwerkskammern. Die Antwort des Ministers steht noch aus. Zur Beratung all dieser Fragen, als da sind geregelte Lehrzeit, Gesellenprüfung, Meisterprüfung, die sich ans dem veränderten Gesetze ergeben, findet heute Donnerstag den 20. April abends 3 Uhr in MeinholdS Sälen, Moritz straße, eine große Versammlung aller Dresdner Schneide rinnen statt, einbernfen von acht Dresdner Frauenvereinen, unter denen sich auch der Katholische Frauenbund befindet. Der Besuch der Versammlung sei allen, die sich für das Wohl der arbeitenden Frauen interessieren, warm empfohlen. Gemeinde- und Vereinsnachrichten * Chemnitz. Herr Oberlehrer Ernst Morche au der eisten kathol.schen B.irgerschule vollendete dieser Tage das 25. Dienstjahr. 8 Meißen. Diesen Freitag, den 21. April, abends 9 Uhr wird im Gesellenhause die Versammlung der Ver trauensmänner des VokSvereinS s. d. k. D. stattfinden. Erscheinen aller ist Pflicht! 8 Meißen. Nochmals sei daran erinnert, daß diesen Sonntag die gemeinschaftliche Kommunionfeier des kathol. Kasinos beim Hauptgottesdienste stattfinden wird. Bercits am Vorabend, und zwar von 0 Uhr an. wird ein geist licher Herr aus Dresden den Gemciudeniitgltedern irn Beichtstuhls zur. Verfügung stehen. 8 Zwickau i. S. Am verflossenen Palmsonntag hielt der katholische I ü n g l i n g s v e r e i n seine dies- jährige gemeinsame Osterkommunion. Von den zirka 60 Mitgliedern genügten wohl 60 an diesem Tage ihrer religiösen Pflicht. Gewiß ein schönes Zeugnis einer Jngendvereinigung, daß nicht nur Geselligkeit und der gleichen gepflegt wird, sondern auch eines jeden Ehrensache ist, die Pflichten eines Katholiken zu erfüllen. Zu der am Abend desselben Tages stattgefundcnen Hauptversammlung war das große Vereinszimmer bis auf den letzten Platz ge füllt. Auch die männlich, dieses Jahr schulentlassene Jugend hatte sich mit ihren Eltern fast vollzählig ringe- fnnden und sich zum Verein angemeldet. Leider mußte der Lichtbildervortrag ausfallen, da die bestellten Vilderserien schon vergriffe» Ware». Dafür aber sprach Herr Kaplan Härtel, der hochverdiente Präses und Leiter des Jüng lingsvereins, goldene Worte, die Wohl jedes, besonders die neu aus der Schule Gekommenen beherzigen möchten und Wohl auch einen tiefen Eindruck gemacht haben. Für den 30. April ist ein Früjahrsansslng festgesetzt worden, um sich, bevor wieder schwere Arbeit beginnt, in Gottes freier Natur zu erfreuen. Mitte Juni will als erster katholischer Verein in Zwickau der Jünglingsverein eine prächtige Fahne weihen, und das Fest außer der kirchlichen Weihe auch durch eine große weltliche Feier verschönern. Möchten alle Mitglieder immer so eifrig weiter zusammen arbeiten für die Interessen des Vereins, und möchte der Zwickauer Jünglingsverein überall rechte Nachahmung finden. ick. Kirche und Unterricht. Ic Tie 15. Grneralvcrsaniinlung des katholische» Lehrer- Verbandes Rheinlands zu Hamborn. Auf der äußerst zahl reich besuchten Hauptversammlung am Dienstag waren anwesend u. a. der Weihbischof Jlligens-Münster und der Bürgermeister Schreckcr-Haniborn. Ter Vorsitzende Ouad- flieg eröfsnete die Versammlung mit einigen kurzen Wor ten der Begrüßung. An den Kardinal Fischer-Köln, den Knltnsminister, den Oberregierungs- und Regierungs präsidenten wurden Begrüßungstelegramine abgesandt. Glückwunschtelegramme waren eingelaufen vom Kardinal Fischer-Köln, vom Oberpräsidenten Freih. v. Nheinbaben, vom Regierungspräsidenten Tr. Kruse-Düsseldorf, vom Bischof von Trier. Bürgermeister Schrecker-Hamborn war beauftragt, der Versannnlnng im Namen des Regierungs präsidenten von Düsseldorf den besten Erfolg zu wünschen. AIS Oberhaupt Hamborns hieß er die Versammlung herz- üchst willkommen. Weihbischof Jlligens-Münster sprach dem Verbände sür sein segensreiches Wirken seinen Dank und seine Anerkennung ans. Das erfreulichste sei, daß der Verband als erstes Prinzip seiner Tätigkeit die religiöse Erziehung der Kinder erstrebe und betätige. Die Lehrer möchten das Kind erziehen treu zu Gott, treu zur Kirche, treu znm Vaterlande. Zum Schluß richtet Redner an alle dem Verbände noch nicht angehörenden Lehrer den Appell, sich dem Verbände anznschließen. Nur mit vereinten Kräften werde man zum Ziele gelangen. Kreisschul- inspektor Dr. Lorscheidt-Oberhansen bezeichnet«: d.e Schul verhältnisse Hainborns als geradezu vorbildlich. Prälat Dr. Loekniann-Hamborn bewillkommnete die Versammlung namens der Geistlichkeit Hamborns. Alsdann ergriff Lehrer Görgen-Volkshagen das Wort zu einem Vortrage über Dr. Lorenz Kellner, der Anwalt der christlichen Familie, der konfessionellen Schule und der katholischen Literatur. Das zweite Referat hielt Lehrer Hicker-Hamborn über die Erziehnngstätigkeit der Mutter. Am Nachmittag vereinte 132 - trugen; sie waren abgestiegen und sprachen laut genug miteinander, um ge hört werden zu können. Dabei hörte er auch seinen Namen anssprechen. „Man behauptet," sagte der eine, „das; er sich hierher gewandt hat." „Und dennoch haben wir ihn nicht zu finden gewußt. Es ist schade, es würde mich nicht verdrossen haben, die Summe cinstecken zu können, welche Sir William demjenigen versprochen hat, der ihn tot oder lebendig einliefern würde. Wo kann er sein?" „Wer weiß, ob er sich nicht in einer der Ruinen verborgen hält, die man in der Ebene sieht?" „Wir haben mehrere davon durchsucht, ohne ihn zu entdecken," „Es bleiben uns noch weitere zu durchsuchen, diese da zum Beispiel." Der Vorschlag wnrde zwar geringschätzig anfgenommen, aber da es nichts kostete, eine Nachforschung anznstellen, so schickten sic sich an, in das alte Palais einzudringen. Avremont gab Penmark ein Zeichen und nachdem er seine beiden Hände mit feinem Sand, wie solcher der armen Dosnah als Todeslagcr diente, gefüllt hatte, zog er ihn mit sich hinter eine halb cinge- stürzte Mauer. Die Engländer traten ein und befanden sich der Leiche gegen über, bei deren Anblick sie einige Worte mit einander wechselten. Avremont sprang plötzlich aus seinem Versteck hervor und die Bestürzung der beiden verdutzten Dragoner ansnühcnd, warf er ihnen eine doppelte Handvoll Sand in die Augen. Er und sein Gefährte überschritten darauf die Schwelle, rückten große Steine vor die Türe und bestiegen die Pferde, welche vollständig ge sattelt auf ihre Herren ivarteten. Ein schneller Lauf trug sie weit von ihren Feinden in der Richtung einer Dschungel, wo sic die Nacht erwarteten und über den Weg Nachdenken konnten, den sie einschlagen sollten. Die Zugänge der Djamuna waren von englischen Reitern besetzt, welche die Flüchtlinge nicdersäbelten und deshalb wäre es eine Torheit gewesen, sich nach dieser Seite zu wagen, und über den Fluß setzen zu wollen, um Zentralindien zu erreichen; sie beschlossen daher, durch den E Nordwesten die Richtung des Ganges einzuschlagen, die vorzüglichen Pferde, die sie zu ihrer Verfügung hatten, gestatteten ihnen, diese Strecke rasch zurückzulegen. 33. Die Cholera. In geringer Entfernung von Cawepore war das südliche Ufer des Ganges von einer Masse von Indiern, Männern. Frauen, Kindern und Greisen belagert. Sie hatten alle Gegenstände bei sich, die sie harten mit sich tragen können/ wie wenn sie auf dein Wege zu einer ewigen Verbannung ge wesen wären. ES waren die Flüchtlinge von Cawepore, sener Hauptstadt, deren fluchbeladene Erinnerung die Engländer mit ihren Kindern umgebcacht und die Stadt Cawepore Menschenopfer rechtfertigen wollen. Hier war eS, wo ein blutdürstiges Sotdatenvolk, namentlich unter dem Befehl deS Nana Sahib ein Gemetzel vollbracht hatte, dessen Umstände immer in ein Dunkel gehüllt bleiben werden, aber dessen Grauenhaftigkeit die düstersten Dramen der Menschheit über trifft. Die Soldaten hatten mit der ' ausgesuchtesten Grausamkeit beinahe zweihundert Engländer mit ihren Kin dern umgebracht und die Stadt Cawepore sah deswegen das Schicksal Jeru salems und Karthagos auf sich lasten. — 129 — Nach einer furchtbaren Kanonade, die die unglückliche Stadt mit einem förmlichen Kugelregen übergoß, schwiegen plötzlich die Geschütze der Belagerer, und es machte sich eine Stille geltend, schauerlicher als das Getöse des Ge- schützfeners. Bald stürzten sich die Schntzkolonne» durch die als gangbar er kannten Bresche»; ein wütender Kampf entbrannte um die Wälle. Avremont, dessen Ratschläge nicht befolgt worden waren und der die Cipahen aus ihrer verhängnisvollen Sicherheit nicht herauszubringen vermocht hatte, entfaltete eine unglaubliche Tätigkeit, man sah ihn auf allen Punkten, mit eigenem Bei spiele vorangehend und den erlahmten Mut wieder anregend. Endlich wnrde er durch einen Strudel von Flüchtlingen mitgerissen. Doch war der Kampf noch lange nicht beendet. Der Straßenkampf begann. Avremont sammelte wieder so viele Truppen, als ihm möglich war, stellte sie in den Häuser», sowie auf den Dächer» auf, wählte mit dem Blick eines erprobten Kapitäns alle Positionen, die für den Widerstand ousgebeutet werde» konnten. Ein fürchterliches Blutbad hatte stattgesnnden und die keinen Augenblick znrückgeschlagenen Engländer trugen unersetzliche Verluste davon. Durch die ganze Stadt verrieten anssteigende Rauchsäulen das Bren ne» der Häuser. Als die Schlacht wieder begann, hatten die Angreifer Verstärkung er fahren, während die Reihen ihrer Feinde sich lichteten und Banden von Flücht lingen sich dem noch freieren Teile der Wälle znwandten. Avremont und Penmark kämpften nicht mit der gleichen Erbitterung. Es handelte sich nicht mehr um Taktik. Das einzige Trachten war, darGnzuschießen und die Schüsse zu vervielfachen. Ihre ermüdeten Arme vermochteil kaum mehr ihre Waffe zu halten, als sie bemerkten, das; sie fast allein waren, ein Leichenhanfen diente ihnen als Wall. Tie Feinde näherten sich wieder. Avremont bemerkte Sir William, der hoch z» Roß die englische Kolonne beherrschte. Auch er erkannte den Franzo sen; ein Blick gehässiger Freude leuchtete in seinen Angen auf, und er trieb den Mut der Sinnigen an, um mit diesem Kern verpveiflnngsvoller Soldaten ein Ende zu machen. Noch einige Augenblicke trennten sie von dem Moment, wo sie unterliegen mußten, als Avremont sich am Arme gefaßt jühlte. AIS er sich nmwandtc, sah er einen junge» Indier an seiner Seite, er erkannte Dosnah, die sich ungeachtet der Hindernisse und Gefahren bis zu ihm ge schlichen hatte. „Folge mir!" sagte sie. Wohin konnte sie ihn führen? Er und Penmark waren gegen eine Wand getrieben, die ihnen keinen Ausgang ließ. Aber Dosnah tat eine kaum sicht bare Tür auf und führte sie in einen ungeheuren Raum, wo zahlreiche Ka- ' nonen nebeneinander aufgcpslanzt waren und sich eine Reihe von Kugel- Pyramiden erhob. Im Augenblicke, wo sie die Schwelle überschritten, gaben die Engländer eine letzte Salve, aber ohne Resultat und sie stießen ein Wut- geschrei auf, als sie ihre Beute entwischt sahen. Sogleich machten sie sich an die Verfolgung der Flüchtlinge. Sie waren ihnen schon ziemlich nahe ge kommen, als sie eine furchtbare Explosion zwang, zurückznwcichen. Ein ent zündetes Pulverfaß hatte eine Mauer cingestürzt, deren Trümmer ein schwer zu überwindendes Hindernis bildeten. „Was ist mit Willougbh geworden?" fragte Avremont seine Befreierin. Um die Krone des Großmoguls/ 33