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Nr. V4 — LO. Jahrgang Mittwoch den 26. Ap»i1 SöchslscheUMszeitimg Erscheint töftltch uachm. mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. «»Saab» 4 mit .Die Zeit in Wort und Bild- diertetjührttch Al« .4" Dresden durch Boten 2.40 >«. In ganz DeutschlandIsrci Haus 2 52 in Oesterreich 4.4» N. ««-gäbe » ohne illustrierte Beilage »ierteljlidrlich 4,4«0 In Dresden durch Boten 2,40 ^ In ganz Deutschland frei Haus 2 2S in Oesterreich 4,07 X - Ei»zel>Nr. 1« Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die sgespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 45 Reklamen mit 50 Z die geile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt Buchdrnrkeret, Redaktion nnd weschäftsftelle, Dresden, Pillnttzer Ltrahe 4». — Fernsprecher 4»«« FürRiiilgabe unverlangt. Echrtftstiichekeinetverbtudltchkett Redaktions,Sprechstunde: 4 4 bis 42 Uhr, 1°rotr nock nie llsxevesener Kakkee-1°euerunx kostet unser be liebter, vorrüglickor ^amilien-Katkee nur >50 Pf. clss pfunö. kerliax 8 koclcstroli, ürestleil. blieclerlagen in allen Stacllteilen. Einladung zur 5S. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands. Mainz 1»11 (6.-10. Auzust). Zum fünften Male wendet sich die Vertretung der ka tholischen Bürgerschaft von Main- an die Katholiken Deutschlands nnd ladet sie znr Generalversammlung ein. Wir sind überzeugt, daß der Ruf aus der alten Bischof stadt, von der aus der heil. Bonifatius das erste einigende Band um alle deutscl>en Stämme zu schlingen begonnen 5 t. der Ruf aus der Vaterstadt unserer Generalversannnlnn i in den Herzen aller deutschen Katholiken freudigen Wider hall finden wird nnd daß sic wie in den früheren Jahren aus allen Gauen unseres lieben Vaterlandes zahlreich hier hereilen werden, nm mit uns gemeinsam zu beraten und zn arbeiten. Was der diesjährigen Tagung besondere Weihe und Würde gibt, ist die Feier des Zentenariums der Geburt des großen Bischofs Wilhelm Emmanuel Frei Herrn v. K e t t e l e r. Auf das Wort dieses geistesgewaltigen, unerschrockenen Kämpfers für Gottes Ehre und der Kirche Freiheit, dieses weitblickenden und warmfühlenden Volks freundes, dieses bahnbrechenden Führers auf dem Gebiete der sozialen Frage horchte man im ganzen katholischen Deutschland, während er in der Mainzer Diözese 27 Jahre hindurch mit unbeugsamer Kraft den Hirtenstab des heil. Bonifatius führte. Daß der Ernst der Stunde, den kein Einsichtsvoller sich verhehlen kann, den festen Zusammenschluß aller Katholiken, ja aller, die noch christlich denken und empfinden, erheischt, bedarf keiner näheren Begründung. Darum »vollen wir uns erneuern in dem Gelöbnis, unseren katholischen Glau ben in seiner ganzen Reinheit zu bewahren, zu betätigen und zu verteidigen. Wir wollen uns erneuern in dem Geiste des Gehorsams und der Treue gegen den Apostolischen Stuhl und unsere Oberhirten, Wir wollen auch gemeinsam prüfen und beraten, was uns zu tun obliegt in der wonnig- fachen Not der gegenwärtigen Zeit zum Wohle der Kirche und zum Heile für unser Vaterland. Daher laden wir alle Katholiken nnd alle katholischen Vereine herzlich und dringend ein, in den Tagen vom 6. bis ll>. August so zahlreich wie möglich zur 5,8. Generalver sammlung nach Mainz zu kommen, aus heiliger Begeiste rung für die große katholische Sache, aus dankbarer Ver ehrung für den unvergeßlichen, sozialen Bischof Wilhelm Emmanuel, in richtigem Verständnis für den Ernst unserer Lage und die Größe unserer Aufgabe. Die ganze katholische Bevölkerung von Mainz wird alles aufbieten, um der Generalversammlung eine würdige Aufnahme zu bereiten. Männer aus allen Kreisen der Bür gerschaft sind zusammengetreten, um den Besucliern der Generalversammlung den Aufenthalt in dem goldenen Mainz an den gastlichen Ufern des Rheins so angenehm wie möglich zu machen und in den Tagen ernster angestrengter Arbeit ihnen auch einige genußreiche Stunden der Erholung und des Vergnügens zu bereiten. Darum Auf nach Mainz! Mainz, Ostern 1911. Das Lokalkomitee. Justizrat Dr. Schmitt, Stadtverordneter und Landtagsabgeordneter Erster Vorsitzender Plälat Dr. Selbst, Kommerzienrat Haffaer, Domdskan und Professor Eürgermelslerci-Beigeordneter Ztveuer Vsrfitzender. Dritter Vorsitzender. Ein Verleumdungsfeldzug. Pariser Zeitungen und ihnen folgend andere franzö sische und italienische Blätter haben seit Januar 1908 fort gesetzt verschiedene Verlenmdungen gegen den Prinzen Max von Sachsen gebracht. Zweifellos liegt System darin. Die Mailänder „Corriere della Sera" veröffentlichte am 2. März »91! in loyaler Weise eine Zurückweisung dieser Verleum dungen, die ihr durch den Privatjekretür des Prinzen, Herrn Alfons Weinrich, zugesandt wurde. Schwieriger ge staltete sich die Sache in Paris. Das „Journal des Dubais", welches um Aufnahme gebeten wurde, gebrauchte allerhand AnSflüchte. nm die Pflicht der Loyalität nicht erfüllen zn müssen. Endlich brachte eL nm 9. März einen kurzen Aus zug aus dem Briefe und entschuldigte sich deshalb damit, daß „die Aufnahme in «-xU-imo nicht möglich gewesen wäre wegen Dritter, die mit in der Sache verwickelt sind". Andere Pariser Zeitungen versagten gänzlich. Der „Univers", das Zentralorgan der französischen Katholiken, versprach zwar, „eine Lanze zugunsten dieses würdigen und heiligen Priesters zu brechen", aber nur, um dann den Prinzen »m so sicherer im Stiche zu lassen und so noch weniger loyal zu handeln als das „Journal des Dubais". Auch die gleichfalls katholische „Croir" konnte sich nicht zum Abdruck der Be richtigung entschließen. D's katholische Organ der fran zösischen Schweiz, der „Cou rier de Gemwe" dagegen nahm den ganzen Brief des Herrn Sekretärs Weinrich, vom 25. Februar datiert, nebst inen» eigenen Leitartikel wört lich auf, Teni Briefe ist das Nachstehende in deutscher Uebersetzung entnommen: „Gewisse Zeitungen von Paris haben sich in den letzten Zeiten erlaubt, über Se. Königl. Hoheit den Prinzen Mar von Sachsen die schimpflichsten und erlogensten Verlenm- dnngen und Behauptungen auszuschütten. Ein gewisser Hr. Bonnefond in Paris > "d andere haben das Gebiet der schmutzigen Erfindungen er weitert. Zotige und romanhafte Legenden werden erzählt, von denen man behauptet, sie seien der Grund seines Eintrittes in den Priesterstand gewesen. Viele Zeitungen französischer und italienischer Sprache haben sich zn willfährigen Mitschuldigen an diesem un sauberen Feldzüge gemacht. Es würde langweilig sein, sich dazu herabzulassen, diese Erfindungen, Fabel», die aus der ungesunden Einbildung dieser Herren stammen, zu demen tieren. Der Prinz ist aus wahrem Berufe ins Priestertum cingetrctcn, um Gott und seiner Kirche zu dienen. Er hat bis jetzt gezögert, diese Zeitungen zu verklagen, weil er der Meinung ist, unter Christen sollte es nach der Lehre des hl. Paulus (1. Kor. 6. 4—8) keine Prozesse geben. Wenn dennoch diese vorbeugende Warnung, für welche ich Ihre ritterliche Mitwirkung nachsuche, solche auch »och unhöf lichen Zeitungen »och nicht zum Stillschweigen und zum Anstand bringen sollte, so wäre es nicht ausgeschlossen, dahj er sich eines Tages auf das Gesetz beriefe. Außerdem hat man den Prinzen als einen erbitterten Feind Frankreichs hingestellt, welches er von ganzem Herzen verabscheue. Das gerade Gegenteil ist die Wahrheit. Es gibt besonders in Paris und anderswo in Frankreich Zeugen und Persönlich keiten in beträchtlicher Zahl, die herzlich gern bezeugen werden, daß der Prinz in Taten, Handlungen und Worten durch ein nicht zu erörterndes Benehmen, niemals gezögert hat, seine aufrichtigen Sympathien für Frankreich und für das französische Volk zu beweisen, abgesehen davon, daß der christliche nnd priesterliche Charakter ihm jedes Gefühl von Feindseligkeit gegen irgend eine Nation untersagt. Ge wisse Zeitungen haben den Prinzen als einen Ignoranten, als einen ganz und gar ungebildeten Menschen hingestellt. Er hat nichtsdestoweniger die vollständigen klassischen Studien gemacht, er hat Mathematik, Physik nstv. studiert. Er hat weiterhin fast drei Jahre an den Universitäten Frei- bnrg im Breisgau und Leipzig Jura nnd Nationalökonomie studiert: er hat das Doktorat beider Rechte in Leipzig sehr glänzend bestanden. Se. Königl. Hoheit hat außerdem die Militärwissenschaften studiert nnd hat als aktiver Offizier in der Infanterie und Kavallerie gedient. Vor dem Empfange der Priesterweihe hat der Prinz drei Jahre mit Eifer Theologie studiert. Später hat er das theologische Doktorexamen an der Universität Würzbnrg bestanden. Seit mehr als zehn Jahren ist er Professor an der Universität Freiburg in der Schweiz, wo er römische und orientalische Liturgie liest. Er spricht Französisch, Englisch, Italienisch, Lateinisch und Griechisch, leidlich Russisch: er versteht Hebräisch, ein wenig Arabisch, Syrisch, Chaldäisch, Arme nisch und Altslawisch t.Kirchenslawisch). Seit Jahren hat sich der Prinz dem Studium der orientalischen Liturgien und Fragen gewidmet. Se. Königl. Hoheit hat zahlreiche Reisen gemacht nachdem Heiligen Lande, nach dem Libanon, nach Armenien, Rußland, Griechenland, Konstantinopel, in die Balkanländer, zum Berge Athos in Mazedonien. Es gibt genügend Gelehrte und kompetente Persönlichkeiten in all diesen Ländern, die ebenso belustigt wie empört darüber sein würden, de» wunderlichen Vorwurf der Unwissenheit zu lesen, der mehreren französischen nnd italienischen Zei tungen entschlüpft ist." Neben anderen Blättern hat allerdings die Freiburger „Libertä" in Nr. 65, vom 2l. März die Nachricht gebracht, der Prinz hätte die „Gazette de Waremme", eine kleine belgische Zeitung, wegen nichtswürdiger Angriffe „aus Ent schädigung belangt", was nicht den Tatsachen entspricht, wie Ein „neuer Luther- und sein „TNonu- mentalwerk-, über den „Ultramontanis mus in Theorie und Praxis-. i. Die Worte in unserer Ueberschrift „Der neue Luther" und „Monumentalwerk" entstammen einer Buchhändler reklame im „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" (Nr. 2). wo die protestantische Verlagsfirma Hugo Ber- niühler das Buch des Apostaten I. Leute „Der Ultra- montanismuS in Theorie und Praxis" angekündigt hat. Es liegt uns also ferne, den Protestantismus zu verspotten, indem wir einen Leute mit Luther in Parallele stellen. Man mag zu Luther stehen wie man will, der Schriftsteller Luther, der aus seiner vulkanischen Seele heraus seine Schriften schleuderte, sollte vor der Abgeschmacktheit bewahrt bleiben, daß man einen Stümper wie Leute, der mit Schere und Kleistertopf seine Machwerke zusammcnflickt, neben ihn stellt! Denn so wie Leute Bücher macht, macht man sonst — Würste! Wer die Bücher von Hoensbroech und Goetz kennt, wer die Broschüren des Evangelischen Bundes und die Flugschriften des antiultramontanen Reichsverbandes gelesen hat und noch ein paar Zeitungsausschnitte aus der „Wartburg" und „Täglichen Rundschau", der hat alle Ingredienzien Leutescher Weisheit und kann sich die 11 Mark für dessen neueste Kleisterarbeit füglich sparen. Was ist auch von einem Manne zu erwarten, der, so lange er daS katholische Priesterkleid trug, dem Stande, dem er angehörte, Schande über Schande bereitet hat, bis er nach verschiedenen Strafversetzungen schließlich den Priesterrock von sich warf und zu den Freidenkern ging, bei diesen in Versammlungsreden als Zotenreißer austrat — über diese Art „Vorträge" hieß es einmal in der liberalen „Köln. Zeitung" (Nr. 862 vom 14. August 1908): „Das häßlich Sexuelle nahm einen überaus breiten Raum in dem drei stündigen Vortrag ein" , so daß selbst diese Lente, die starken Tabak gewöhnt sind, sich seiner entledigten, »vorauf er beim Evangelischen Bunde in Berlin Anstellung suchte und fand. Wer diesen Lebenslauf kennt, den wundert es nicht, wenn jetzt Leute vor den Männern des Evangelischen Bundes einen tiefen Kotau macht, »neun er (S. 416 ff.) alle Protestanten anstänkert, die über den Katholizismus ein vorurteilsfreies Urteil abgeben, nnd wenn er Männer, die. wie der Nürnberger protestantische Pfarrer Schiller, zum konfessionellen Frieden mahnen, zuruft: „Herr verzeihe ihnen, sie wissen nicht, was sie tu»!!" Wer den Mann kennt, der ist ebenfalls nicht überrascht, wenn er auch in diesem Machwerk Leutes den Zynismus seines Verfassers in widerwärtigster Weise sich breitmachen und ihn mit sichtlichem Wohlbehagen die Fehltritte anderer brcittreten sieht, obwohl Herr Leute reichlichen Stoff vor der eigenen Türe hätte. Auch das ist daun nicht mehr verwunderlich, daß ein solclrer Mann kein Verständnis mehr hat für den hohen sittlicl-en Idealismus des hochgeachteten Pädagogen Foerster und dessen Schrift: „Sexualethik und Sexualpädagogik." Dabei sei notiert, daß Leute gerade wegen dieses Buches Foerster einen „ganz vortrefflichen Katholiken" nennt (S. 414): anscheinend hat er nicht geahnt, welch hohes Lob er damit der Moral der katholischen Kirche spendet, die er doch verunglimpfen möchte! Daß der Apostat den Konvertiten Universitätsprofessor Dr. Ruville angeifert, wen überrascht das? Leute vergißt nur, daß Ruville so hoch steht, daß sein Gequak gar nicht an' jenen heranreicht. Weil Leute aber seine Schinähbroschüre gegen Ruville wiederholt selbst zitiert, sei ihm auch ein Urteil darüber vorgefllhrt. „Wenn Ruville den Schwer punkt seiner Ausführungen in den Abschnitt „Die Nähr kraft der katholischen Kirche" verlegt, und die Stellen seines Buches, welche von der heiligen Eucharistie handeln, die schönsten sind, so müssen die bezüglichen Leutcschen Aus führungen jeden seiner organisierten Menschen, wie er immer auch zu den Glaubenssätzen der katholischen Kirche sich stellen mag, anekeln." („Hist.-pol. Bl." 1910 I, 184.) Theologische Kenntnisse waren Leutes starke Seite nie. Daß er aber so bodenlos törichtes Zeug seine» Lesern vor letzt, hätten wir doch nicht für möglich gehalten. Daß bei der Fronleichnamsprozession „dis Priesterschaft in präch tigen Meßgewänder» einherzieht" (S. 436), kann inan bei einem Hintertreppenromanfabrikantcn passieren lassen, aber bei einem Manne, der als theologischer Sachkenner seine» neuen Freunden sich vorstellt, ist das ein Bankrott. Und wenn er seinen Leser» erzählt, daß mit der Ver kündigung der Unfehlbarkeit des Papstes der Papst zum „sichtbaren Gott" ans Erden geworden sei, so hat er diese Weisheit aus den Evangelischen Bundesschriften sich geholt, als Mann der Wahrhaftigkeit hätte er einer solchen Ent stellung der ihm doch wohl bekannten katholischen Lehre — oder nicht? - entgegc»trete» müssen! Daß die Erklärung der Unfehlbarkeit dein Wunsche der Hiera-chie entstammt, gegenüber den Konflikten, welche die Kirche allerorten mit Professoren nnd Staatsmännern auszukosten hatte, sich auf eine unverletzliche Oliartn nuijxna zu berufen (S. 267), zeugt von derselben großen theologischen Ignoranz oder Entstellung »vir lasse» die Wahl! — wie die Erklärung des von der Kirche verurteilten Modernismus als „des Bestrebens, römische Wissenschaft und Religion mit der modernen Kultur zu versöhnen" (S. 287): daß er von dem „irischen Seher" Malachias redet und damit die bekannten Papst-„Weissagungeu" aus dem Ende des 16. Jahrhunderts meint, sei nebenher bemerkt.