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«r. »«« Mitlch.ch. oc° I« Mat »VS 4. Jal,»,»«,. -" , -^5 ^ ^ E dos dE-lige.. König- Mb--«, der Mm°l vrE°...n rostete Waffe; das Ausland weiß, daß wir im deutsch«: - " " Keine Reichstagsauflösnng? Kn unserem gestrigen Leitartikel besprachen wir an der .Hand unS zugogangener Mitteilungen die Möglichkeit einer ReichStagsauflösung. Hierzu erhallen wir von einem Zentruinsabgeordneben aus Berlin folgende Zuschrift: Seit einigen Tagen gibt es hier sehr erregte Köpfe in der poli tischen Welt; die Abgeordneten sind zwar noch nicht hier, um die Arbeit aufzunehmen. Aber alles, was in Politik macht, fragt sich: Gibt es in der Tat bis zum Herbste eine Reichs tagsauflösung? Seitdem in einem Zentrumsblatt auf die drohenden politischen Gefahren hingewiesen worden ist, wurde der Faden von allen Seiten weiter gesponnen. Ter eine Teil der Presse spielte den Beschvichttgungshofrat und fagt«: Kinder, seid ruhig; es geht alles glatt! Andere, namentlich liberale Blätter, haben sich schon die Hände ge- riüben in der Aussicht, daß ihre Partei bei einer Reichs- tagSauflösung den gesamten amtlichen Apparat zur Ver fügung haben werde und so sicherlich ein recht gutes Ge schäft machen müsse. Die Zentrumspresse auf der dritten Sette hat mit vollem Rechte diese Gelegenheit benützt, uni ernste Mahnungen an die Wähler zu richten, durch Einig- kett und Ausbau der Organisation auf gar alles gerichtet zu fein. So zeigt sich in der politischen Welt eifriges Hin- und Herrennen, das näher zu beobachten von Interesse ist. Alle Mütter geben zu, daß Flottenvorlage und Reichs- finomyreform geeignet sein können, zu einen: Konflikt zu führen. Natürlich kommt es darauf an, wie beide Vor- lagen aussehen. Erzielt bei der Flottenvorlage der Flotten verein einen Sieg, so ist der Konflikt da; geht die Reichs- frncmzreform jene Wege, welche die Konservativen ihr deu ten. so kracht es auch hier. Diese Erkenntnis ist Allgemein- gut geworden; deshalb zeigen sich jetzt so viele freiwillige Beschwichtigungshofräte. Zunächst in der F l o t te n f r a g e. Da ist es die bündlerische „Deutsche Tagesztg.", die einen auffallenden Ejfer an den Tag legt. Einstens fiel in ihren Kreisen das Wort von der „häßlichen Flotte"; jetzt denkt man dort anders. Die Agrarier sind bereit, alles zu bewilligen. DaS genannte Blatt weiß über die neue Flottenvorlage mitzuteilen, daß sie ..nicht viel mehr" als das enthalten werde, was schon im Jahre 1900 bei der Beratung des jetzt geltenden Flottengesetzes erwartet werden konnte und vor- ausgesagt wurde. Es feien auch keinerlei Versuche ge macht worden, erheblich größere Forderungen durchzusetzen. Etwaigen noch zu erwartender: Versuchen würde der Reichs- kanzler ohne Frage den stärksten Widerstand entgegensetzen. Was im Herbste für die Verstärkung der Flotte verlangt wurde, sei nach allein, ivar darüber verlautet, das unbe dingt Notwendige; und das werde angesichts der jetzigen Weltlage kein patriotischer Abgeordneter dein Reiche ver weigern können. Da schaut der Fuchs schon ein wenig aus dem Bau. Zuerst versicherte man, daß die abgelekmten AuSlandskreuzer gefordert werden; kein Mensch denke an mehr! Jetzt heißt es bereits, daß „nicht viel mehr" als diese gewünscht werden. Wein: es in diesem Dermehrungs- tempo bis zun: Herbste weiter gehen imrd, so ist eine ganz gewaltige Flottenvorlage zusammengebraut, und wir wer den recht behalten, daß diese nicht angenommen werden kam». Der Hinweis auf die auswärtige Politik ist nicht stich haltig; gerade die seitherigen Erfolge in Marokko sind ohne Kreuzer und Panzerschiffe erzielt worden. Wer weiß, ob alkS so gut gegangen sein würde, wenn ein Kreuzer in Tanger ständig stationiert sein würde. Der Eindruck auf das Ausland, den man gegen uns ausspielt, ist eine ver- Reiche genügend Parteien haben, es weiß auch, daß einig sind gegenüber Anmaßungen des Auslande schließlich hat dieses doch ebenso seine Partefftromungen das deutsche Reich und daß Parteien vorhanden sind. : km: politischer: Leben noch nie ein Uebel gewesen. Wenn s die „Deutsche Tagesztg." jetzt schon eine Vermehrung oer Flotte über das Programm 1900 hinaus andeutet, so ueg darin gerade eine Bestätigung der Ansicht, dre mit eurer Reichstagsauflösung rechnet! . . Die Stellungnahme des Zentrums zur R ercy - finarrzreform gefällt den Konservativen nicht; da wrr eine Reichserbschaftssteuer wünschen, so schließt dre Ztg." daraus, -aß hierin „ausreichender Grund zur Be- sorgnis" lieget Man sieht also, auch hier wird der Gedanke, <Dergl. Nr 222 des „Ann g zunächst den E » d Satz. ^ darlegten, hat das preußische Staatsministerium :n dreier Woche die Verabschiedung zu fällen. Wenn es nwh den Wünschen der Konservativen die Lasten auf die Schultern der breiten Massen abzuNxilzen sucht, kann eine Ver ständigung gar nicht erreicht werden. Also auch hrer dre Gefahr der Reichstagsauflösung. Liberale Zeitungen haben mit Behagei: notiert, daß für die Neuwahlen die Parole: Karrrpf gegen das Zentrum! arrsgegeben werden würde; sie sind ganz damit einver standen! Nur die „Krerrzztg." hat Bedenken gegen diese deutsche Blockpolitik, die natürlich mich den Konservativen schwer zusetzen müßte. Sie meint, daß die ablehnende Mehrheit nicht nur ans dem Zentrum bestehen würde, son dern auch aus den: Freisinn und der Sozialdemokratie. Wenn es nun gelinge, letztere sehr zu schwächen und die seit herigen Mandate derselbe!: für die „nationale" Partei zu gewinnen, so würde diese Wahlparole viel zugkräftiger sein. Aha! Sehr schlau! Dann rechnet das konservative Organ damit, daß auch das Zentrum mitmachen müßte: man mutet uns also zu, wir sollen die Nuten schneiden, mit denen wir später geschlagen werden. Aber solche Tölpel sind die Zentrumswähler denn doch nicht, daß sie diesen Plan nicht durchschaue:: würden! Unter der Parole: „Kampf gegei: die Sozialdemokratie" soll das Zentrum ans seiner heutigen Stellung verdrängt iverden! Die „Krenz- Ztg." traut zivar ihrem überschauen Plan nicht allzuviel Werbekraft zu; sie meint, daß die Nationalliberalen dieser Sammlung am meisten Schwierigkeiten bereiten würden; diese halten sich als Mittclpartei dann stets berufen, daß sie den Kandidat«» stellen dürfen, d. h. den Rahm abschöpfen. Tie „Krcnzztg." wünscht aber dies nicht und deshalb sieht sie ihren Plan selbst als „Zukunftsmusik" an. Auch hieraus können die Zentrumswähler entnehmen, wie der .Hase läuft und wie das Sehnen der Gegner ist, das Zentrum zu be seitigen. Die katholische Presse hat in diesen Tagen den: katholischen Volke einen sehr wichtigen Dienst geleistet; sie hat die Aufklärungsarbeit vollzogen. Jetzt gilt es, die Kolonne zu festigen und zu schließen, daß kein Feind in diese eindringcn kann, damit die „Kreuzztg." recht behält, daß das Zentrum bei Wahlen nichts zu fürchten habe! Möge es immer so bleiben! Aus dem iskrzaebir, e „Der Evangelische Bund ist eine Notlvendigkeit, aber durchaus kein -Hetzhund"; so sprach unlängst in einer Ver sammlung des Evangelische!: Bundes zu Geyer Herr Superintendent l>. Schmidt aus Auniaberg. Der ver ehrte .Herr wird uns wohl gestatten, daß wir trotz seiner Behauptung au unserem Urteile über den berühmten Bund festhalten, und dieses Urteil deckt sich vollkommen mit dem oes yomnr.n^.. ein Hetzhund!" Aber An Herrn^irchenrat aus unserer kleinen erz- gebirgischen Saminlui^ auch ermge Probe,: für d:e RMrg- keit unseres Urteils anführen: Ende September 1900 fand in Annaberg eine Tagung des Evangelischen Bundes statt. Als Sprecher Ei. sich den alldeutschen Schriftlerter Stein mlsEgerver- schrieben, der sich unter dein tosenden Beifall aLer wacheren Ä^rftter den Satz leistete: „Und das (»ustntt °u-de' katholisch,: Kirche und Uebertntt -um Protestanten«^ sei den Leute,: wie eine Erlösung von, der Gottloßgk«t schonen, in die sie durch den römischen ^is. durch bm sie längst von Gott abgewendet worden, Uneben warm. lVeral Nr. 222 des „Annaberger Wochenblattes von, österreichischen Klerus anflegelt, nicht zu tiefer zu hängen - denn Tausende von. anständigen Prote- stauten iverden mit uns lnerin nur en, „Pfm übrig lxrben. Sind solch Worte. .Herr Kirchnrat. an denen der Bund sich erquickte, nicht die wüsteste Hetze? Ohr imr erinnern den Herrn Kirchenrat an seine eigenen Leistungen. Ende März 1903 stieß er selbst ganz gewaltig iinls Horn, um die Erzgebrrger gegen dre bösen Jesuiten mobil zu mach,,. Er definierte damals den Pro- babilisnms in folgenden, rveisheitsvollen Worten. „Unter der Lehre von der Probabilität versteht man die Lehre da- von, daß der sNensch immer das tun soll, ivas am leichtesten zu tun ist und am meisten Nutzen bringt!" — Wie mögen die ivackeren Zuhörer aus „hin kräftigen Mittelstände" ob dieser Weisk>eit gestaunt Hahn! denn daß diese Erklärung frei nach Schmidt war. das konnten die Giften nicht ahmen! An diese schloß sich hin: aus desselben Superinten, deuten Munde eine Herabsetzung des heiligen Bußsakra mentes, die dem alten Graßmann Freudentränen entlockt hätte, und die „liebenswürdige" Bemerkung: „So verehrt die katholisch Kirche den heiligen Krispin. der Holz stabil, um es den Armen zu schenken," Der Herr Kirchenrat batte jedenfalls einmal das be kannte Berschen gehört: Crispus und Crispinian machten den Leuten Schub Und stellten Hs Leder dazu! (Die mittelhochdeutsche Form stalten (neuhochdeutsch: stellten, d. h. lieferten, gähn, schenkten) ward nicht mehr verstanden und ivahrschinlich von, Volkswitz in „stehlen" vernxuidelt, wohl um die Schuhmacher, die in den beiden .Heiligen ihre Schutzpatrone verehrten, zu necken! Dem Superintendenten von Annaberg, der sich doch leicht hätte unterrichten können und als gewissenhafter Mann auch hätte unterrichten müssen, dient dieser Volkswitz dazu, in den Augen der Bundesmitglieder die katholische Kirche hrabznsetzen. Und nun rust er nach diesen Heldentaten, deren Zahl wir leicht noch vennehren könnten, in Geyer mit Pathos aus: „Der Bund ist kein Hetzbund!" Doch aus dem Referat des „Annaberger Wochenblattes" interessierte uns noch folgender Satz: „Herr Kirchenrat Schmidt wies »ach, daß die Päpste seit Pius IX. als Kar- dinäle zu Verbesserungen geneigt uxrren, als sie jedoch den, päpstlichen Stuhl bestiegen batte», nicht uni ein Haar heit von dem Hergebrachten geimchi, ivären." -- Welch liche- volle, fast zu Tränen rührende Besorgnis eines protestan- tischen Kirchnrates um die katholische Kirche spricht aus diesen Worten! Wabrschinlich hbeu einst die Kardinale Mastai Ferretti, Joachim Peeci und Giuseppe Sarto es hm Herrn Schmidt so ganz leis ins Ohr geflüstert, daß Papst Pius IX. und König grictrich Wilhelm IV. Der kürzlich bei E. S. Mittler u. Sohn in Berlin er schienene zweite Band der Aufzeichnungen Hs Prinzen Kraft zu Hohenloh-Jngelfingen „Aus meinem Leben" (Preis 7^ Mark) enthält u. a. auch eine fesselnde Dar stellung des Zusammentreffens Hs damals schon schwer kranken Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und s«ner Gemahlin während ihres Aufenthaltes in Ron, (Frühjahr 1869) mit Papst Pius IX. Prinz Hohenlohe, ein Detter des bekannten Großalmosenier und meiner,- neereto Hs Papstes Pius IX., befand sich als Flügel- adjutant des Königs in dessen Gefolge auf der italienischen Reise. Er berichtet: Das Verhalten des Papstes gegen unser Königspaar war so zurückhaltend, zart und doch zugleich aufmerksam, wie nur irgend denkbar. Als wir in Rom ankamen, ward hm Papst auf diplomatischem Wege mitgeteilt, daß der König ihn nicht besuchen und ihn nicht werde empfangen können, weil sein Gesundheitszustand ihn daran hindere Der Papst möge ihm das nicht übelnehmen. Stattdessen hatten wir, das Gefolge, eine feierliche Auffahrt und Empfang beim Papst, wobei dieser Französisch sprach. Er äußerte sich dahin, daß er den König sehr gern gesehen hätte, um ihn: zu danken für die Freiheit. die die katholische Kkche in Preußen genieße, die größer sei. als in irgend einem katholischen Lande. Auch sei er dem Könige beson- deren Dank schuldig, der ihm. als es ihm 1847 so schlecht gegangen, ein Schloß in Preußen alS Zufluchtsort ange- bodm. Aber so sehr er auch wünsche, den König zu sehen, ko wünsche er doch noch mehr, -aß der König gesund werde. und deshalb wolle er ans die Begegnung verzichten, so lange davon Schah» für die Gesundheit des Königs befürclitet werden müsse. Dahingegen habe er Befehl gegeben, daß, wo der König hinkäine, um etwas zu sehen, ihm alles ge- öffnet sein sollte, und die Beamten sollten sich znrücklxilten. den König nicht belästigen und nur erscheinen, wenn sie be fohlen würden. Sollte der König wünschen, imgeschen vom Publikum in einen, abgeschlossenen Garten zu promenieren, dann empfehle er seinen Privatgarten ini Vatikan, der für niemand zugänglich sei. Mehrfach, in Stunden, in denen der König sich besser befand, regte sich in ihm der Wunsch, den Papst eininal. wie zufällig, zu sehn und ihn, für alle Zuvorkommenheit zu danken. Einen öffentlichen Besuch und eine Auffahtt wollte der König vermeiden, denn sonst hätte er ebensolche Be- suche bei anderen Herrschaften machen müssen, in deren Ländern er sich aufhielt. Aber eine zufällige Begegnung hi eine,« Spaziergange hätte ja keine Folgerungen nach sich gezogen. Es nx,rd verabredet, daß ich „rir die Willensmeinung des Papstes bei meinem Vetter holen solle. Da erhielt ich die Antwort, der Papst begreife vollständig, daß der König, um ihn zu sehen, von der augenblicklichen Stimmung seiner Nerven abhängig sei, und der Papst habe nun Befehl ge- geben, wenn einmal der König von Preußen die Absicht haben solle, ihn zu sehen, so solle er gerufen werden, gleich- viel, welche Beschäftigung er augenblicklich habe ob er ivache, ob er schlafe. Diesen Bescheid brachte ich dem König mrd der Königin. Einige Tage später führte uns der beabsichtigte Be- sichtiglingsturnnS nach den, Lateran. Als wir vor der Kathedrale auSsteigen wollten, ward ich durch einen Lakaien m» den Wagen des Königspaares gerufen, und die Königin sagte mir, ohne ciusznsteigen. etnxrs ängstlich: „Jetzt mit einem Male fühlt sich der König aufgelegt, den Papst zu sehen. Wird das möglich sein?" Ich erividerte. das gehe sehr gut. Nxnm die Allerhöchsten .Herrschaften sich noch eine halbe Stunde in, Lateran verweilen und mir Zeit lassen wollten, sie beim Papst anziimelden. Ich setzte mich nun in einen der Königlickxm Wagen und jagte die deutsch Meile, die den Lateran vom Vatikan trennt, durch die streßen Roms in zwanzig Minuten und eilte die mehrere hundert Stufen z» meinem Vetter hinauf. Dieser lag im italienisch» Fieber zu Bett. Er ließ aber gleich einen Kollegen holen; es Nnr der spater so viel ge nannte Monsignor Merode, und sagte ihm, worum es sich handelte. Merode ging zum Papst und kam mit dem ve- scheide zurück, der Papst werde sofort in seinen reservierten Garten gehen. die endlosen Treppen und Korridore entlang gerade zur "" der Pforte des päpstlichen Gartens die Preußische Wagenkolonne zu empfangen, mit der Meldung: „seine Heiligkeit der Papst »verde gleich die Ehre haben. Euere Majestäten iin Garten zu begrüßen." Das KönigSpaar war noch nicht eimnal im Garten auf und ab gegangen, als der Papst im fleckenlosen weißen Gewände aus seiner Tür herauskam. und eS fand eine sehr statt. Daraus spazierte der Papst mit den Maiestaten m dem breiten Mittelgange des Gartens Äs ^^ 2"N°?"ng wurde französisch geführt. A ^"lge. das wir bildeten, folgte mit Prälaten m einer taktvollen Entfernung, also verstanden wir natürlich kein Wort, «e-