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schenket zweimal gebrochen wurde und das rechte Bein be deutende Snet schlingen erlitt. Auch Fischer, der den stein hob, nin Grnndinaiiii zu befreien, erlitt schaden im Rückgrat. Königstein. Tie Königlich sächsische staatseisenbahn- vcrwaltnng bat im Lnfttnrort Gohrisch bei Königstein siir den Preis von 18 000 Mt. ein Villengrnndstück „nt großer Parkanlage angetanst und beabpchtigl daselbst ein Ge- nesnngsheiin für tränke Eisenbahnbeainte einzurichten. Tvhiun. Bei deni starken (W'ivitter in der Nacht znm 18. d. M. hat ein Blitzstrahl im Tohma die Scheune des Wirtschaitsbesitzers Langhanuner eingeäschert. Leipzig. 'Nall> Ingebrauchnahme des neuen Rath uises in Leipzig »vird das im Fahre 1550 von dem Bürgerineister und bernbmten Bainneister Hieronymus Kolter erbaute alte Rn'wns nnigcbant, um die Sammln:';e i des Vereins iür die Geschichte Leipzigs, so'.vie das städtische Archiv anszn- nehiuen. Mit dem Umbau, der 75 000 NU. tosten wird, soll am l. April 1005 begonnen werden. Mccniiie. In den unteren Räumen der zweiten Be- zirtsschnle wird gegemvärtig, einem Beschlüsse der Stadt verordneten entsprechend, ein össentliche-S Boltsbransebad hergesteUt, das banplsächüch der arbeitenden Bevölkcrnng eine billige Badegelegenheit verschassen soll. Fnlkeiistcin. Tas Augenlicht eingebüßt hat am Mitt woch in Elleicld der achtjährige schnltnabe Wappler. Meh rere Spielkameraden hatten eine Bierslasche mit ungelösch tem Unit und Wasser gefällt und die Flasche geschlagen. Natürlich ei plädierte die Flasche und die Glasspliucr ver lebten den genannten Knaben so schwer im (Wischt nud an den Angen, das; er schleunigst einer leipziger Augenklinik zngesnhrt werden m»s;te. Erottendors i. E. /c'achdem sich heranSgestellt, das; der znm Raubmörder geivordene Polizeiwachtmeister schramm auch eine Kassenreg''ung, d>. inni anigetiagen >var, nicht ansgessihrt hat. bezissern sich die von ihm ans dem Ge- ineindetassrn'chrant geraubten Barmittel ans 0.317 Mart. Tas (6emeindeaml ist fortgeseht von Hunderten von Perso neu umlagert. Ter Bater des erniordeten Gemeindetassie- rers ist an der Reiche seines solmes eingetrossen. Tie Bei- Übung soll in cin in Faiü''>eu p > blugrä! ni c- in ;>Ueder- sedlih bei Tresden erfolgen. Bon dem flüchtigen Polizei- ivachtmeisler lelilte gestern vormittag noch jede spur. Plauen. Tie (Einwohnerzahl unserer Stadt belief sich Hude Mai ans NU 578. Hude April zählte man UU 107 Einivolmer. K irll,berg. Ein bedauerliches Borkommnis spielte sich in der Nacht vom sonnabend znm sonnlag in der Nähe derKüchenmeislerschen Wirtschaft in Nentirchberg ab. Tie in den zwanziger Fahren stellenden Bergarbeiter Stranch und Haustein waren in streit geraten und dabei wurde stranch von Haustein erstochen. Ter Grund zu der Tat soll ein vor her stattgesnndener streit sein. Ter Täter wurde verhaktet und dem Landgericht Ehemnih zngesührt. Eugclsdors. Ter schwer verlebte 30 Fahre alte Ar beiter Heimlichen ans PannSdors ist den bei dem Brand nnglüct erlittenen Berlebnngen erlegen. Bautzen. Am Sonntag vormittag ist der Ui Fahre alte schmiedelehrling .Earl Mar Petasch ans Banben beim Badeil ertrunken. Petasch, der des Schwimmens unkundig. ist trotz Verbotes iiber die Absperrstangen hinansgegangen. Ter Tod ist jedenfalls infolge eines Herzschlages einge treten. — Tie Ehefrau eines hiesigen Beamten wurde gestern früh in der schlaskammer ihrer Wohnung tot anf- gefnnden. sie hatte durch Selbstmord geendet. Böhm.-Hammer. Hier wurde ein österreichischer Grenz- ansseber von zwei ans schmiedeberg stammenden Schmugg lern derart geschlagen, das; er an den erhaltenen Ver letzungen gestorben ist. Tie Täter stellten sich selbst der Behörde. Vereinsnachrichten. is Leipzig, katholisches K a s i n o. lieber 80 Personen beteiligten sich an dem Kasinoausslnge nach Halle, Ivo sie von dem Vorsitzenden des Hallenser Männervereins empfangen wurden. Stach Besichtigung des berichmten Franteschen Stistnngsgebändes begaben sich die Teilnehmer in die katholische Kirche und wurden Hieralls durch die stadt nach dem Pfälzer schießgraben geleitet. Von hier ans ging es nach dem saalestrande, der herrlichen Fusel Peißnitz und der Bergschänke. Auch die Moritzburg und die Ruine Gie- bichenstein wurde von einer allsehnlichen Zahl Leipziger Gäste besichtigt. Gegen Abend fand man sich im grossen Saale der Saalschloßbranerei zusammen. Hier hatten sich bereits eine stattliche Anzahl Mitglieder des Halleschen katholischen Männervereins, sowie des Giebichensteiner Ver eins eingestellt. Ter Vorsitzende der Hallenser, Herr Zwing mnnn, begrüs;ke die Leipziger Besucher, worauf der Vor sitzende des Kasinos. Herr Franz Rösler, den Tank für die liebenswürdige Aufnahme aussprach und seine Worte in einem Hoch ans die Brudervereine zu Halle-Giebichenstein anstlinge» lies;. Ein flottes Tänzchen hielt die Teilnehmer bis l l Uhr beisammen. Tann trennte man sich mit der Versicherung, in nächster Zeit in Schkeuditz ein Stelldichein zu geben. !r Rieia. Fn der am 29. Mai hier abgehaltenen Ver sammlung des katholischen Kirchenbantoinitees und des ta tbolischen Männervereins zu Riesa, welcher auch Herr Kap- ! lau s a r e n k ans Mengen beiwohnte, wurde für den neu gegründeten tatbolischen Kirchenchor zu Riesa (Freie Ver- eingnng) Herr Lehrer H n r d a l e t ans Meis;en znm Dirigenten gewählt. Terselbe übernahm mit Tank das Amt und bat die Mitglieder, ihm in der Ansführnng des selben tatkräftig zu unterstützen, damit der Gesang zur El,re des Allerhöchsten gereiche, was die Mitglieder einstimmig versprachen. Möge der neue Verein seinem hehren Zwecke nutzen. Handelsteil. Dresdner Kurse vom 21. Juni NXl 1. Baut-Diskont. Neichsvonk 4 Proz. (Lombarden 5» PrvzN Amsterdam (NF Pro.;. Brüssel 3 Proz. London 3 Proz. Poris 3 Proz. Petersburg 5,'F Proz. Wien (NF Proz. Bank-Aktien. ! 7 8' ^ I Atlq.D.Kreditanst. 172.5>Ob(6 — I Bert Spar-u.Dcp.- ip. (M. p. Sl.» — 4 I Chemnitzer Bankver. —,— I Dresd.Kredit-A. sr. 7.1 OG I Dresdner Bank >56,25(6 > Dresdn. Bankver. 163.06A I Lvbaner 167,660(6 4 t Mitteldeutsche Bodcn- kredit-Anstalt 91,60V 6-F > Oberlansitzer —,— 6 l ^sächsische Bank l33.36bÄ 7 l Lachs. Bodcn-Kr. I4l.00b(6 6 I Lächs. DiSkont-B. 10!),00(6 5 I Vorschnsch. Freiberg —,— 0 F Zlvillaner Bank — 3 »V, 3- 3 3 3 3 tN 3'/, 3'F 3'( 3'F 3'/r 3'F 4 3'. 3' . 3'F 3'F k 3 3' .. 3'F 3>2 (NF Deutsche Fonds und Stadtauleihen. Deutsche Reichsanl. 90,40« do. do. 102.10« do. nbg.unkb 1905 102.10« Sachs. Rente, gr.St. 8a,20« do. 500 Mk 80.20B do. 300,200u-IOOM. ttO.IOB Sachs. St.-A. v. 185ö !,ö.40B do 185,2 68 5>00T lr. 10t,3'.W do. 100 Tlr. 101,35G do. 1867 öOO Tlr. 101,35,dz do. 1867 100 Tlr. 10l,3öbz do. 1860 ÜOO Tlr. 101,3öbz do 1^60 100 Tlr. 101,35,bz Lvbau Zittauer E. 100,50G do. 102,40G Landr.-Br. 00.80G Lds -Ult -R. 6000M. 08,25(6 do. 5,00 Mk. t«8,5»Ol'B do. 300 Mk. 08.75G do. 15,00 Mk. 104 OOB Preus; Eonsols OO.OOG do. 102,00« do. unk. b.1005 102,00« Drsd. St.-Lch. 1871 100.25G do. 1875 100,25(6 3'F 3'F 4 4 3'F 4 4 3'F 3'F 3'F, Drsd. St.-Sch. 1886 I00.50G do. 1803 100,50« do. 1000 105,00V Äussiger St.-A. Klb. — Bautzner St.-Änl. 100,00V Buchholzer — Karlsbader — Chemnitzer 1863 80 100.40G 1002 101,00« do. Döbelner 3'F Freiberger 3'F Vlauchauer Leipziger 2 Löbauer Meeraner Nürnberger Plauensche v. 10('3 do. v. 1802 do. v. 1807 Pulsnitzer Reichenbacher Niesacr do. 3'F 3'F 4 3'F 3'F -t ! 3'F 3'F 3 4 Zillauer do. von 1001 09.75V 100,60V 103,60V 10O.OOG 103,80bG 103.60G 103,60V 88.20G 103,30V 4'F Lcsterr. Silberrentc 100,60V Ausländische Fonds. 4 Rumän. do. Voldrenle 1i>1,20« Ungar. Voldrcntc 00.70HE Ungar. Kroi.enrenle 07,5obz 21 4 4 -r ! 3'F 4 - 3'F 4 4 3H 4 3'F Hp.-Ob.d.«.s.d.t1i.(l do. do. do. Rente 1800 1801 amvrt. Deutsche Pfand- und Hypothekenbriefe 1889 — 87.80G 00,25V 3 3'F 4 3 3'F 4 3 ! 3',.. 4 T .Z'/2 3'/F T.Kreditansl.Pfb.lOO.öOG do. do. 103,00V K.-Bl. d.U.L.Al.Lch,100.25G do. do. 103,00V Erdr.-u.Hhp.-A.,Pf I04,00P do. do. I02,00bz do. Grundrente I 103,25V , 08,50« 88,40V .75bz 3'nidtvirlsch. Psdbr. do. do. 00 do. do. 103,40« Landwirts. Kredilbr. 88,tOV do. do. 00,75bz do. do. 103,2006 Lauscher Pfandbr. 80,50(6 do. do. lo:).50bG Leipz. Hyp -Bank O 08,30« do. 1006 unk. N 98,50V do. VII. 1908 uk. 98,10V do. X, 1913 nnk. —,— do. 1000 nnk. 1-' 103.30G do. V111.1008 n. 103.25(6 do. IX. lOIOnk. 103.00G MciningerPsdbrX'k 100,60V do. VII, 1000 nnk. 101.00(6 4 Mcining.VIII101ln.102.20G 3'F Mlld.Bdkr.uk. 1006 96.00V 4 do. do. 1906 10O.50G 4 do. do. 1907 100,50V 4 do. do. 1909 101,50V 3 do. Vrundrtbr. 1 88,00V 3'F do. do. kl 96,00V 4 do. do. 1kl 101.50V 3'F Pr.Z.-«.-Kr.-Psdbr. 95. OG 4 do. do. do. —,— 4 do. utb. b. 1909 — 4 do. do. 1910 103,00V 3'F do. do. 1906 06,20« 3'F do. jl.-Lb.1887,91 90,16V 3'F do. do. >896 90,10V 4 do. do. u 1910 —,— 3'F S.«dk.-Pfb. 1006 1 00,50V 3'F do. do. 1008 11 09,50V 4 ' do. do. 1909111104,50« 4 do. do. 19101V 103,25V 3>F do. do. 1010 V OO.OOG M'F do. do. Serie 5,n 101,00(6 3'F Sachs. Crbl. Psdbr. 100,25V 3 do. do. —,— 4 Dresdn. Freiin.-A. 102,75V I I>! , ,2 - 8". > Tisch. Stratzcnb. 151,00(6 Dresd. Slratzenb. l74,50bz Drsd. Znbrtvesen —.— Berein. Ctbeschisf. 118,00V BaugcseUschastS-Akticn. «anls.Grundbesitz —,— I 10 p Drsd. Baugesells. 187,00bG Residcnz-Banb. 262.50G > 10 I> do. Sl.-Pr.-Ä. —.— DrauSport-Akticn. 0 1 Kelle 77,25bz 2 l S.-«. Dampfschiff. —,— 6 F Sachs. Stratzenb. 135,50bG 1'Fjl Mainlette —,— Wiener offizielle Schlnfiknrsc. Oesierreichische Papierrente 99.15. Lestcrreichischc Silberrcnte 99,00. Oesierreichische Voldrenle 118,2 >. Ungarische 4 proz. Gold- ren e 118,05. Ungartschc Kronenrente 97,10. «uschtiehrader 1050. Lombarden 79,5»0. StaatSeisenbahnakticn 634.50. Ferd.-Nordbahn 55! ti. Nordweslbahn 415,00. C4>eral 424,06. Krcdilaklicn 641,50. Ländcrbank 425.5,0. Unionbank 517,00 Wiener Bankverein 510,00. Ungarische Kredilakinm 743,50. Alpine Montan - Aktien 413,50. Napoleonsdoc 19/12. Marknoten 117,38. Türkenlose 128,25. «richer Kohlen —. Ruhig. - 7l --- „Wgimins"' sagte öer andere ein wenig erstaunt und etwas verlegen zu gleich, „wir hesinden uns doch im Ausstgnde." „Wir? Zch wüte dalli denke», sie litten nicht mit unter den soge nannten „Hiingerlöhnen"? fragte der geistliche Herr. „(Gerade deshalh, Herr Pfarrer!" sagte der andere ruhig. „(Wwis; reich hin ich nicht. Meine Frau ist eine Bgnerstochter und wgr nicht davon ahznhringe», mich zu heirate». Ihr Valer ist ein prächtiger Mann, der ibrem (Rück nicht im Wege sein, aber auch sie nicht i» Not wissen wallte. Als wir ieiraleten, kaufte er dies kleine Hänschen und setzte uns hinein, damit wir doch nicht für die Miete zu sorgen hrgnchen und auch sonst schickt er nnS reichlich: Rauchwaren (Wmüse Hhsl. Wie hier der streik ansbrach, schriehen wir ihm nichts, sondern schränkte» uns ein wie wir konnten sa. wir wäre» bereit gewesen, nnsvre Spargroschen anzngreisen. Aber schon am dritten Tage kam er n»s besuchen, denn er liest seine Zeitung sleis;ig. Er zalill »ns nun wöchentlich, was ich sonst an Lohn bcrdient habe, so habe ich im Interesse meiner Brüder ans die streikgelder verzichten können und wir inerten von der Not (6ott sei Loh und Tank nichts. Aber sagen sie selbst, Herr Pfarrer, wen» nun wir denn ans;er uns gibt's »och einige wenige, dies anshalteii können und die Streikkasse nicht in Anspruch zu nehmen brauche» wenn nun wir unsere Eanieraden verlassen wollten, was sollte da ans ihnen werden?" „Ja, »ins; denn gestreikt sein, bester Herr Schneider?" fragte der Pfarrer eindringlich. „Ja. es inns;". sagte der Bergmann mit Nachdruck-, „ich bitte sie, Herr Pfarrer, wie es die Minenbesitzer und (Wsellschcisten treiben, ist ja geradezu bimmelschreiend! Tie Eoblen werden teurer und teurer, die Arbeitgeber ver dienen ein borrendes (6eld, aber sie können den Hals immer noch nicht voll kriegen! Tg wird gespart und getncippst und Abzüge gewacht Abzüge! Aber an eine Erböhnng der Löhne wird nicht gedacht. Und dabei werden doch die Lehenshedingnnge» immer härter, die NahrnngSinittel steigen, der (6rn»d und Boden gleichfalls und deshalb auch die Mieten - tanin noch zu erschwingen! Wer ein eigenes Hänschen hat - meistens ist es nur ein Hansen von Lehm. Ziegeln und schindeln , dem geht cs meist noch schlechter, er tann die Interesse» nicht anfhringen. Und nun denken sie mal, Hoch würden. eine Familie von sieben bis nenn Eöpsen — das älteste Eind häufig noch nicht ans der schule und dann ein Verdienst von 15 bis 20 Mark -- ja, ist denn das nicht eine schände?" ,F-v p?rst«ben mich nicht recht, Herr Schneider", sagte Heberlcin. „Ich : P..Z- davon entfernt, mich einseitig ans den Standpunkt der Arbeitgeber s W.n. Im Gegenteil, ich habe in Erfahrung gebracht, das; sie morgen F s . chästliche Sitzung abhalten »vollen »nd ich werde vorher zu den matz- Heiüc.! Persönlichkeiten geben und ihnen die Sache vorstellen. Aber wie e Sache hier betrieben wird, darüber mns; einem das Herz bluten. Ge walttätigkeiten, die an Mord grenzen I Und dann diese Lästereicn — oh, Schneider, sie sind nicht der erste der Streikenden, den ich heute morgcu besuche, aber Sie sind der erste, bei dem ich um meiues Kleides uud Amtes rillen nicht.Kränkungen zu erdulden habe. Dennoch tut cs mir leid, daß ich kie auch unter denen sehe, die Hier sah sich der Bergmann vorsichtig um, als könne ihn jemand hören, dann nnterbeach er jenen rasch: „Ei was, Hochwürden, die gehen wich gar nichts an! Wir sind kirchlich getraut, meine Kinder sind getauft, meine Frau hört jeden Morgen die hei lige Messe und in dieser Zeit des Feierns auch ich, ich besuche die Kirche all- sonntäglich und beide gehen wir zur heiligen Beichte und Konnnnnion, wie sich's gehört. Anfangs hatten wir ja einen schweren Stand deshalb, aber seit ich vor vier Jahren bei dein Ansstande ebenfalls streikte und ans die Unterstntznngsgelder verzichtete, auch sonst ihren Beschlüssen nicht znwider- handelte, lassen sie mich in meinem Privatleben in Ruhe und lassen hier auch mal ausnahmsweise ihren nngehlichen Grundsatz gelten: „Religion ist Privat sache!" Aber verlassen sie sich darauf, wenn ich jetzt cinfahren würde, ich wäre mit den Mcinigen des Lebens nicht sicher und mein Hänschen würden sie demolieren, sobald das Militär den Rücken gewandt hat. Und da kein anderer dazu zu bewegen sein wird — ans;er denen, die bisher schon ihre Haut nin des lieben Brotes willen znm Markte getragen haben, so wäre es ja auch ganz unnütz —" „Ja, aber mit den Frevlern und Gewalthabern geineinsanie Sache machen „O, glauben sie das nicht! Ich bin wäbrend des Ansstnndes kaum ans meinen vier Pfählen heransgekonimen. Da hinter unserem Hanse ist ein lleines stück Gartenland, da begiesze ich täglich meine lieben Blumen und vertreibe mir sonstwie die Zeit, sie wollten mich ja auch dazu Pressen, ich sollte, wenigstens ablösnngsweise, Streikposten stehen helfen. Da Hab ich ihnen aber gezeigt, wo der Ziinmermann das Loch gelassen hat. Wenn Sie einen Rat von einem einfachen Manne annehmen »vollen, Hochwürden, so sparen Sie Ihre Mühe, wer sich durch die Soldaten sicher fühlt, fährt ein, ohne Ihr Zutun, und wer es nicht »vill, den kriegen Sie doch nicht rinn." Ziemlich trostlos verlies; der Pfarrer das Haus des braven Manres. Wen» bei den Vernünftigen, Ruhigen und Gottesfürchtige» alles vergebens ist, was wnndere und gräme ich mich über die Halsstarrigkeit der anderen? In schweren Sorgen schritt er zum nächsten Hause. Uebrigens hatte Lukas Schneider doch nicht Recht behalten, bei einigen bittcrarmen Familien erreichte cs Heberlein doch, das; die Männer sich cnif- machten, um die Arbeit wieder aufzunehmen. Gott habe, so erniahnti' er, sic znm Ernährer ihrer Familien gesetzt, sie mübten in diesem Falle Gott mehr gehorchen als den Menschen. So werde Gott ihnen auch beistehen, »venu sie unter der Verfolgung der Menschen zu leiden hätten. Unterdessen standen die Streikposten in der Nähe der Schächte — aller- dings in gemessener Entfernung von den kleinkalibrigen Gewehrcn, und- schrieben eifrig in ihre Notizbücher die Anzahl der Einfahrenden. Diese Zahlen sandten sie bon Zeit zu Zeit zu den Mitgliedern des Streikkomitees. Das Resultat schien für die AnsstandSführcr höchst beunruhigend Während von den sämtlichen nahezu 10 000 Bergleuten des Streikgebictes während des Ansstandes beständig nur etwa 150 eingefahren waren, belief sich die Zahl der „Streikbrecher" am Mittag dieses ersten Tages des Militär- regiments auf 400, abends um 6 Uhr gar ans 900 Köpfe. Nach dem Mittag essen und vor dem Abendbrote hatte der Mechaniker Klingenbiel diese Re sultate Ullrich in größter Besorgnis verstohlen mitgeteilt.