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Sächsische Volkszeitung : 31.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190403311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040331
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-31
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.03.1904
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„ES läßt sich bis jetzt nicht erweisen, daß die Jesuiten an den hetzenden Religionskriegen, vom Blutbad zll Vassy bis zur Bartholomäusnacht direkte Mitschuld besitzen." Und er fährt im Sinne I)r. Költzsch fort: „Daß aber die blutige AuStilgung der Ketzer und die gräßlichen Schlächtereien in Paris in ihrem Sinne waren, geht nicht nur aus der ganzen Eiesinnung und der überall gegen die Ketzerei befolgten Praxis des Ordens hervor, sondern er hellt auch noch ganz besonders aus dom Lobe, welches der Pater Guignar einem solchen Verfahren zollte." („Der Jesuitenorden." S. >5,7.) Da wäre nun zu beweisen, das; die Gesinnung der Jesuiten, der „Geist", wie Herr I)r. Höhl sagte, auf solche gräßliche Schlächtereien gerichtet war lind ihre Praxis das Ketzerverbrennen verlangt. Beiden Behauptungen widersprechen die Tatsachen und auch etwaige Aeußerungen einzelner können diesen Beweis nicht Herstellen. Und erst der :',0 jährige Krieg! Vcyschlag, der Doktor-Kollege des Herrn Superintendenten Meyer von Halle, warf das geflügelte Wort in die Welt: „Daß die Jesuiten die hauptsächlichsten Urheber des :!«> jährigen Krieges gewesen sind . . . ist überall, wo nicht Jansscnsche Geschichtokniist waltet, anerkannt." Ter voranssetznngslose Herr I),'. Költzsch, bei dem Jansscnsche Geschichtskenntnis und Gründlichkeit nicht waltet, wie wir ihm in Nr. 00 unseres Blattes nachgewiesen haben. schwört natürlich auf die Wahrheit dieses Ausspruches. Und die Beweise hierfür? Da hinkt die Logik: der 00 jährige Krieg war gar kein Religivnskcieg im eigentlichen Sinne des Wortes. Hören wir bloß einen Jengen: Gindely sagt im 1. Bande seiner Geschichte des Oojährigen Krieges «Prag, >880, S. „Ter religiöse Zwiespalt gab nur den Anstoß znm Kampfe; die Gründe, »m derentwillen ec so große Dimensionen annahni und so lange währte, waren die Besitzfragcn .. . Dazu kam, daß viele der Neuerer nach den Gütern der alten Kirche lüstern waren . . . . Die Gründe, nm derentwillen der Krieg im Jahre !0l8 seinen Anfang nahm, .... wurzelten alle in egoistischem Inter esse." Bei den habsüchtigen protestantischen Fürsten der Union findet Herr Iw. Költzsch die ersten Gründe zum „Religionskriege". Die Tatsachen zeigen nns die unter Protestantischem Einfluß stehenden böhmischen, schlesischen, ungarischen und österreichischen Stände in oisener Rebellion gegen den legitimen König und Kaiser, in Erstrebnng egoistischer Interessen, z» deren Verschleierung die Religion einen willkommenen Borwand bot; nm diesen Bor wand als wahren, zwingenden Grund erscheinen zu lassen, werden überall die Jesuiten als die eigentlichen Rebellen und Störenfriede ansgernfen und ins Elend gejagt. Der einflußreichste Jemit am Kaiser!. Hofe, >'. Becam, war der erste, der die Toleranz der protestantischen Glanbensübnng in Lestereich dem Kaiser gegenüber befürwortete und das zu einer Beit, in welcher kein protestantischer Fürst seinen Untertanen die Ausübung der allen, von den Vätern über kommenen Religion gestattete. Die Wüsteneien der Schlachtfelder im OOjährigeu Kriege haben die Protestanten ans dem Gewissen! Nachdem noch Pastor Riedel und Iw. Seyssert gesprochen, kam Superintendent Fischer an die Reihe. Im Hinblick auf das Verhalten König Georgs leistete er sich folgenden Sah: „Schließlich fahren wir Sachsen mit »nserm katholi schen König doch »och besser, als die Preußen mit ihrem protestantischen." Stürmischen Beifall meldet hier die Beitnng. Wir heben diesen Ausspruch nur hervor, nm ihn gelegentlich verwerten zu können, falls die bekannte Wankel- müdigkeit gewisser Patrioten einen Nasenstüber braucht. Noch ein Snpelmtendent Iw. Hossmann sprach, worauf in einer Resolution „allem jesuitischen Wesen, der jesuitischen Tücke und Verschlagenheit, der jesuitischen Herrschsucht und Unduldsamkeit der Krieg erklärt" wurde. Nur wacker, wir Inn mit! Auch wir sind Feinde jener Eigenschaften, die hier anfgezählt wurden. Auch wir wollen Schulter an Schulter mit den protestantischen Mitbürgern jenem so genannte» „jesuitischen" Geist den Garaus machen. Aber er ist nicht in den Jesuiten verkörpert, wie Iw. Höhl aus drücklich unterschied. Ein großes Stück derselben steckt gerade in jenen Männeni, die am heftigsten gegen diese zu Felde zieh», Männer, die sich nicht scheuen, mit den vergifteten Waffen der Unwahrhaftigkeit und Unduldsamkeit, mit den Waffen der Verleumdung und Tücke den Kampf der Geister zu führen, Diesem ..jesuitischen" Geist gilt der Kampf; ans unserer Seite kämpft der ehrliche Pro testant. weil er die Wahrheit dessen fühlt, was gestern die ..Krenzztg." sagte, daß nämlich die ..Verhetzung, wie sie vom Evangelischen Bund und seinen Mitläufern ansgeht, nicht Rom. sondern der eigenen Kirche schadet, weil sie die Kräfte der Evangelischen nicht sammelt, sonder» zer splittert". VV. Politische Nurrdschau. De»«tiM«ud. Der Kaiser weilte am 20. März in GaOta an Bord der Hvhenzollern. woselbst die Königin-Mutter Marg- herita ihn besuchte und fährt, am 00. d. M. nach Messina. — Kaiser Wilhelm hat den Erzabt Krug von Mon- tecassino an Bord der Hvhenzollern eingeladen, was beweist, wie freundlich er demselben seit seinem letzten Aufenthalte in dem Bergkloster der Benediktiner gesinnt ist und dies trotz des Sturmes im liberalen Blätterwald gegen den Bischof Benzler von Metz, den früheren Benediktinerabt von Maria Laach, der es gewagt hat. über einen Kirchhof das Interdikt zu verhängen, weil daselbst gegen den Protest der Kirchenbehörde ein Protestant beerdigt wnrdo. Der deutsch-belgische Handelsvertrag. Wie die „Nordd. Allg. Btg." meldet, sind die deutschen Delegierten für die deutsch-belgischen Handelsvertragsvertzandlnngen nach Brüssel abgereist. Aerzte und Krankenkassen. Eine zahlreich besuchte allgemeine Krankenkassenvelsainmlnng zu Köln a. Rh. be schloß einstimmig, bei den Kölner Krankenkassen Familien- versichernngen anziischasscn. »m die Familienmitglieder den zngezogenen kassensrenndlichen Aerzten zuzuführen. Dadurch wird den Regiernngsärzten von der Handwerkerschaft allein KO 000 Mk. entzogen. Von den zurückgezogenen Aerzten haben sich bisher nur 2 mit je 17000 Mk. abfindcn lassen. Die übrigen bilden eine Vereinigung und verpflichteten sich solidarisch, einen Prozeß durchzuführen. — Der Fall Eras-Pichler beschäftigte gestern das LberkreiSgericht. Or. Pichler wurde auch hier als Zeuge vernommen und sagte hierbei u. a. aus: „Ich habe den Brief dem Kriegsminister nicht als Beschwerde übergeben, sondern lediglich zu dem Zweck, damit der Kriegsminister die Sache nicht vergißt. Ich darf auch bemerken, daß bei nns in der Kammer es fast täglich vorkommt, daß ähn liche Anliegen zur Kenntnis der verschiedenen Minister ge bracht werden, und sehr häufig, wenn nicht in den meisten Fällen. Schriftstücke übergeben werden. Ich habe selbst schon Schriftstücke anderen Ministern übergeben, in denen auch Dinge vorkamen, die, wenn sie amtlich bekannt ge worden wären, zu einer Strafverfolgung hätten führen müssen. Ich habe mir gedacht, der Kriegsminister würde unter der Hand Erkundigungen über den Sachverhalt ein ziehen und mir davon Mitteilung machen. Das ist nicht geschehen, der Kriegsminister hat die Sache offiziell behan delt. Es fällt mir nicht ein, zu sagen, daß der Kriegs- minister die Sache nicht wohlwollend behandelt habe, aber dienstlich. Und darin liegt der Kernpunkt der ganzen Sache. Es ist bei uns in der Kammer allgemeiner Brauch, daß derartige Dinge vertraulich an die oberste Stelle ge bracht werden, damit in gleicher Weise, vertraulich und außerdienstlich, Recherchen gepflogen werden. Zeuge bezieht sich dann auf die Erklärung der Zentrnmsfraklion im Land tage. — Der Verhandlnngsleiter fragt: „Glauben Sie, daß die Anschauung der Fraktion für den Kriegsminiffer bindend sei?" — Zeuge: „Tie Fraktion bringt znm Ausdruck, was bisher allgemein seit Menschengedenken Uebnng war. Meines Erachtens ist das ein Zeugnis, wie es stärker nicht gedacht werden kann für die Uebnng, wie sie allgemein im Landtage besteht." Die Berufung von EraS wurde zwar verworfen; aber das steht heute schon fest, daß IW. Pichler von der Anklage des Kriegsministers glänzend frei gesprochen wird! Drr sozialdemokratische Nkichstagsabgeorduetc Heine, das geistige Haupt der Revisionisten hält in den „ Sozialistischen Monatsheften" eine sehr scharfe Abrechnung mit der Bebel- Mehring Kliaue, die Göbre um das Mandat gebracht habe; er wendet sich namentlich gegen die Bnreankratisiernng und Bentralisiernng in der sozialdemokratischen Partei und meint: „Hier zeigt sich der Anfang einer Gefahr, die in Volks- tümlichen Verwaltungen leider nahe liegt, daß nämlich sich an Stelle wahrer Volksherrschaft die Allmacht der Aus schüsse entwickelt. Am allergefährlichsten ist eine solche Tendenz, wenn es sich nm die Feststellung der Kandidaturen handelt, denn gerade das freie unbeschränkte Recht der Masse zur Wahl ihrer Vertranensperson soll das demokratische Gegengewicht gegen den Einfluß der Beauftragten bilden. Beginnen aber die Parteifunktionäre selbst, zu bestimmen, wer in ihren Kreis ausgenommen werden dürfe, so liegt die Gefahr vor, daß frisches Blut und neue Gedanken mehr und mehr ferugehalten werden könnten, und die Partei der Verknöcherung verfiele, die das Kennzeichen aller Lligarchien und Bnreankratien ist . . . Man will eine alles umfassende große Organisation, möglichst zentralisiert, eine Taktik, eine Theorie, was für die große Menge der Parteigenossen, die keine Theoretiker sind, nichts anderes heißt als einen Glauben, und man fordert unbedingteste persönliche Unter ordnung im Handeln und Denken, alles natürlich znm Besten der Sache." Aber einer Sache, die innerlich durch rmd durch unwahr ist; das ist noch das traurigste an dieser Schablonisiernng. Die Sozialdemokraten halten sich sehr gerne ans über den „Dogmenzwang" in der katholischen Kirche; hier schildert mm einer ihrer Kenner, wie innerhalb der Sozialdemokratie jede freie Meinungsäußerung unter drückt wird, nm lauter Hirngespinste zur Annahme zu bringen! Denn alles, der gesamte Marxismus, hält vor der Wissenschaft nicht stand; es sind nur schillernde Seifen blasen. anfgetrieben für Politische Kinder und politisch Denk faule oder Denkunfähige! Qlsterreich-Ungarn. Dir Untätigkeit -er letzten Ncichsratssession stellt sich in folgendem trostlosen Rückblicke dar: In Lesterreich haben die Folgen des siebenjährigen Obstruktionskrieges nicht nur die Reichs- und Rechtsordnung schwer erschüttert, sondern auch das Ansehen der Monarchie tief geschädigt. Ter letzte Sejsionsabschnitt, bei dem die technische Obstruktion automatisch funktionierte, 447 Interpellationen und 228 Petitionen wörtlich verlesen und 18 namentliche Ab stimmungen vorgenommen wurden, kennzeichnet am besten die jetzige Lage mit dem völligen Stillstand des Parla mentarischen Lebens und der völligen Aussichtslosigkeit der Befreiungsversnche vom absolutistischen Nothelfer, dem viel berufenen H II! Korbers Wort über die „Parlamentarische Totenstadt" ist also nur allzu wahr. Leider ist sie aber obendrein noch ein allzu teurer Friedhof für die Hoffnungen und Wünsche der Wähler durch die Schuld gewissenloser Gewühlter! — In Ungarn arbeitet mm das Magnatenhans rasch die von dem Plötzlich arbeitölustig gewordenen Unterhause erledigten Budget- und Rekruteuvorlagen ans. Rom. — Bezüglich der Meldung englischer Blätter über die Verschwörung gegen daS Leben des Papstes teilt „Giornale d'Jtalia" mit: Vor ungefähr 14 Tagen wurde ein Kardinal benachrichtigt, daß in Südamerika eine Verschwörung an gezettelt sei. nm den Papst zu töten. Der Kardinal setzte den Papst und die italienische Polizei davon in Kenntnis. „Giornale d'Jtalia" fügt hinzu, daß die Regierung die lebhafteste Wachsamkeit in der Umgebung des Vatikans entfalte und der Polizei in Genua befahl, die mit den transatlantischen Dampfern ankommenden Reisenden in schärfster Weise zu überwachen. Das Blatt erklärt, daß indessen die italienische Polizeibehörde das Gerücht von einer Verschwörung in Abrede stellte. Fromkreich. — Der Kampf der Loge» gegen die Orden geht seinen: traurigen Abschluß entgegen. Combeö hat aber sein Ziel, die vollständige Ausrottung der Kongregationen in Frank reich, dennoch nicht ganz erreicht. Die Kongregationen bleiben noch immer 10 Jahre bestehen und nach dem für Combes sehr bitteren Abänderungsantrage LeyqueS ist eS ihnen überhaupt gestattet. Noviziathäuser für auswärtige Missionen in Frankreich zu unterhalten. Damit ist eigent lich der Plan des undankbaren Klosterstürmers EombeS zum teil vereitelt. Die Kongregationen werden in den nächsten Jahren ihre Haupttätigkeit auf die Missionen in den Heidenländern erstrecken und so wie ehedem bei der Vertreibung der Jesuiten neue Gebiete dem Evangelium erschließen. Wenn dann daß Volk seufzen wird unter den ungeheuren Schnllasten, die Eombes als gering hinstellte, wird man die Kongregationen wieder herbeifehnen und den: Namen eines Eombes und seiner Werkzeuge fluchen. Eombes' Sturz ist allem Anscheine nicht mehr gar ferne. Kleine Niederlagen und Pyrrhussiege der Regierung sind die Vorboten, daß man des häßlichen Willkürregiments Eombes schon überdrüssig ist. Nur die klerikale Frage hypnotisiert noch den Block und macht ihn noch znm will fährigen Medium der Loge. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr allzuferne, wo beide entlarvt werden. Dänemark. — (5-iufjihrnilg der Prügelstrafe. Der Folkething in Kopenhagen nahm am 2.7. März den Gesetzentwurf betr. die Einführung der Prügelstrafe für gewalttätige Verbrecher an, nachdem er einen Abändernngsantrag. nach welchem die Prügelstrafe durch Strafarbeit ersetzt werden soll, mit 74 gegen 70 Stimmen abgelehnt hatte. Das protestantische Dänemark hört mit der Gefühlsduselei gegen Verbrecher, deren Bestrafung bisher eigentlich mehr eine solche der ehr lichen Steuerzahler war, wieder anf und kehrt zu altertüm lichen Rechtsbränchen zurück. Deutsch-Südwestafrika. Nach einem Telegramm des Gouverneurs Leutmein von gestern hat Major Glasenapp vom 24. d. M. ans Oinjatu gemeldet, daß der Gegner von Owikokorero anf Lkatnmba und mit größeren Trupps auch anf Okatjongeama abge zogen ist. Owikokorero ist durch Major Glasenapp besetzt worden. Die Hereros stehen gegenwärtig in vier Gruppen: die nördlichste am Waterberg, zwei nahe bei Okahandja am oberen Swakop und in den Lnjati-Bergen, endlich eine Gruppe ganz im Osten des Schutzgebietes am unteren Omnramba. Letztere Gruppe dürfte die Ostgrenze über schreiten ohne daß die Truppen dies hindern können. Die großen Viehmassen, welche die Hereros bei sich haben, hemmen ihre Beweglichkeit und binden sie an die Nähe der wasserenthaltenden Landstrecken. Und daß der Herero sich von seine» Herden nicht rrennt, ist ein wichtiger Faktor für die Kriegführung der Deutschen, denn abgesehen davon, daß dadurch die Bewegungslinie des Feindes ziemlich offen kundig ist, fallen im Falle des Sieges den deutschen Truppe» bedeutende Mengen von Vieh in die Hände. NnS Stadt and Lsmd. Dresden, den 3N. März 1904. —* Se. Majestät der König empfing heute mittag den Departementsches der König!. Hofstaaten zu Vorträgen und erteilte dein Generalleutnant z. D. v. Earlowitz, Erz. Audienz. —* Die Erbauung des neuen Königl. Schauspielhauses wird nicht erfolgen. Das ,,Dresd. Journal" meldet darüber offiziös: ES darf als bekannt vorausgesetzt werde», daß Herr Kommer zienrat Lingner in Dresden sich bereit erklärt hatte, auf dem hiesigen Grundstücke An der Herzogin Garteil Nr. > ein Königliches Schauspielhaus anf seine Kosten zu errichien. Tie anfzuivendenden Bankosten sollten ihm von der Königl. Zivilliste angemessen ver zinst und allmählich amortisiert werde». Die Verhandlungen, die über dieses Projekt zwischen der Königlichen Zivilliste und Herrn Kominerzienrat Eingner gepflogen worden waren, halten bis znm Abschluß eines Vertrags geführt. Selbstverständlich mußte aber zu diesem Vertrage die Zustimmung der zuständigen staatlichen Stellen Vorbehalten werden. Diese Zustimmung hat aus staats rechtliche» Gründen n i ch t erteilt werden können. Damit war eine Fortführung des Projektes unmöglich gemacht, so sehr dies mich im Interesse einer gedeihlichen Weiterentwiekelnng unsrer Hoftheater zu bedauern war. Das Königl. .Hausministerium hat cS für angezeigt gehalten, Herrn Kommerzienrat Lingner für seine betätigten ge meinnützigen Absichten, die ohne sein Verschulden nicht haben ver- lvirllicht werden können, den Dank auszusprechen. Wir sind in der Lage, nachstehend den Inhalt dieses Schreibens mitzuteilen: „Dresden, 23. März 1904. Das Ministerinin des Königl. HauseS bedauert, Ihnen mitteilen zu müssen, Saß der von der General- diicktion der Königl. musikalischen Kapelle und der Hoflücatcr ihm vorgelegte Vertrag wegen Errichtung eines Königl. Schauspielhauses in hiesiger Allstadt die in lö Vorbehalten«: Zustimmung nicht ge funden hat, iodaß der mit Ihnen unter dem 29. v. M. abgeschlossene Vertrag hinfällig geworden ist. Se. Majestät der König, Allerhöchst- ivclcher Ihre selbstlose und uneigennützige Tätigkeit bei Ausstellung und Ausarbeitung des gedachten Projekts und die Opferlvilligkcil anerkennen, mit der Sie erhebliche Gelbmittel in den Dienst des gemeinnützigen Unternehmens zu stelle» sich bereit gefunden hatten, baben befohlen, daß Ihnen hierfür der Allerhöchste Dank ausge sprochen werde. Das Ministerium des Königl. Hauses unterläßt nicht, diesen. Allerhöchsten Befehle hierdurch nachznkommen." —* Jtt Werngen Tagen werden Stenerzettel über die diesjährige Staatseinkoinmeiisteuer zngeslellt. Der 27prozentige Zuschlag fällt weg. dafür tritt mit l. April eine erhöhte Steuerskala in Kraft, welche unsere Leser auf Seite 100 des Vennokalendertz finden. Dieser Tarif tritt mit Schluß des Jahres 1007 wieder außer Kraft, da bis dahin eine Gcsimdlmg der sächsischen Finanzperhältnisse zu erwarten ist. —* Eil, plötzlich aus dem Leben geschiedener Schüler einer höheren Anstalt, welcher sich, wie bereits gestern ge- meldet, durch Vergiften den Tod gegeben hatte, wurde am Dienstag anf dem äußeren kath. Friedhofe zur letzten Ruhe stätte getragen. An die große Trauerversammlung. welche ans Verwandte», Bekannten, Lehrern und Schülern des Verstorbenen bestand, richtete der kondnktführende Geistliche ernste und zeitgemäße Worte. Er führte ans. welch schwerer Schlag cs für die Eltern war. ihren hoffimngs- vollen Sohn plötzlich zn verlieren. Wenngleich er durch seinen freiwillig herbeigernfenen Tod die Herzen seiner Lieben, schwer gebeugt hat, sollten letztere nicht die Hoff nung anfgeben, daß der Verstorbene Gnade b^i Gott ge- » fanden habe. Hoffen wir. daß er die Stunden, in denen er anf den Tod warten mußte, zur Reue über seine Tat ß und über den Schmerz, den er seinen Angehörigen zufügte, benützt habe. Der moderne Zeitgeist Pflanzt den Un- H glauben in daS Herz der Jugend und entzieht ihr so den moralischen Halt. Den anwesenden Mitschülern des Verstorbenen gab der Geistliche die weise Mahnung mit auf ihren ferneren Lebensweg, selbst dann im Glauben festzustehen, wenn von den Kathedern der >
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