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die Pensionsberechtigung schon setzt aussprechen. Aus grund eingehender Erwägungen beantragt die Deputation, die Kammer wolle beschließen: 1. die Petitionen, soweit sie auf Errichtung einer LandeSpenstonSkasse gerichtet sind, der Königlichen Staatsregierung zur Kenntnisnahme zu über- weisen; 2. soweit sie aus sofortige Verleihung der PenstonS- berechtigung an die Hinterbliebenen abzielen, auf sich be ruhen zu lassen; 3. im übrigen aber durch die Beschluß fassung als erledigt zu erklären. Nach einigen befürwortenden Bemerkungen des Sekretärs Rüder-Roßwein und Gräfe- Annaberg beschließt die Kammer einstimmig im Sinne des Deputationsantrages. Darauf wird die Sitzung geschlossen. Aus Ttadt und Land. Dresden, den 29. April 19V4. —* Se. Majestät der König traf heute vormittag im Restdenzschlosse ein. Derselbe nahm hier zunächst eine größere Anzahl militärischer Meldungen entgegen und em pfing dann die Herren Staatsminister zu Vorträgen. Mittags erteilte Se. Majestät mehreren Herren vom Civil Audienz. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe hat heute Freitag Turin verlassen und kehrt über München nach Dresden zurück, woselbst sie am Sonntag früh 0 Uhr 50 Min. eintrefsen und in der König!. Villa Strehlen Wohnung nehmen wird. —* Se. Majestät der König hat den Landrichter bei dem Landgerichte Leipzig I)r. Richard Wünschmann für die Zeit vom 4. Juli 1904 ab zum Amtsrichter bei dem Amts gerichte Dresden ernannt. —* Herrn Generalmusikdirektor Geheimen Hofrat von Schuch wurde von Sr. Majestät dem König aus Anlaß des 50 jährigen Jubiläums des Tonkünstlervereins ein in prachtvollen Rahmen gefaßtes Porträt mit eigenhändiger Namensunterschrift geschenkt. —* Die Eröffnung der Großen Kunstausstellung in Dresden wird sich morgen 12 Uhr in besonders glänzender Weise vollziehen. Ihre König!. Hoheiten der Kronprinz, Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde werden dabei erscheinen. — * Stadtverordnetensitzung. Das Ausschnßgnt- achten betr. die Anträge der Stadtverordneten auf Erhöhung des Gaskonsums, Verbilligung des Gaspreises, wird äuge- nommen. Die neuen Straßenbahnverträge kommen zur Mitvollziehung. Der laut Ratsbeschluß festgesetzte Jahres beitrag zur Dienstboten-Krankenkasse für 1904 mit 9 Mark wird anerkannt. Punkt 8. die Behandlung der Dienstboten durch spezielle Zahnärzte „in Wegfall zu bringen" wird geändert — indem gesetzt wird „nach Möglichkeit zu be schränken". —* Auf der Radrennbahn sind die Franzosen einge troffen und liegen von ^7 Uhr ab dem Training ob. Man wird da schon die Chancen der beiden Franzosen, die uns zweifellos ein sehr spannendes Neimen liefern werden, abwägen können. Beide trainieren hinter den von dem Verband vorgeschriebenen kleinen Windschildern. —* Gegen die sogenannte Bliemchenliteratnr hat bekanntlich der Verein füSächsische Volkskunde auf Anregung des Ministerialdirektors Geheimen Rates I)r. Roscher in seinem letzten Vereinsjahre Stellung ge nommen. Herr Geh. Rat Or. Roscher begründete seinen Antrag, indem er zuerst über den Volkshnmor namentlich Süddeutschlands sprach und lebhaft bedauerte, daß in Sachsen die gemeinen Regungen der Volksseele besonders auf Post- karten zur Schau getragen werden. Die Verrohung des Stammeshumors müsse bekämpft werden. Zu den Er- zengnissen dieser Art gehöre auch die Bliemchenliteratnr. die keinesfalls als Ausdruck der Stammesseele gelten könne, da sie nur die üblen Eigenschaften der Sachsen lächerlich mache. Es handele sich in erster Linie darum, das Schlechte durch Besseres zu ersetzen. Ob jedoch das Zimmermannsche sächsische Volksthcater diesen Zweck der Unterdrückung der Bliemchenliteratnr erreiche, sei zweifelhaft. — Der Verein beschloß dann einzelne ruhig gehaltene Artikel in den Zeitungen erscheinen zu lassen. Ferner beabsichtigt der Verein ein Flugblatt unter dein Titel „Dialektdichtnng und Dialektkarrikatnr" heranszugeben, in dem etwas Besseres als die besprochene Literatur geboten wird. —* DaS „Leipziger Tageblatt" schreibt in Nr. 205 unter der Spitzmarke „Sächsisch-römische Loyalität" folgenden Artikel: „lieber die letzte Kundgebung des „deutschen evangelischen Kirchenausschusses" ist das sächsische nltrainontane Kampforgan ganz außer sich. Die Kundgebung, schreibt es, sei eine „Kapnu- tation der protestantischen Oberkirchenbehörden vor dem Evange lischen Bunde", die Herren Landeskonsistorialbeanuen häkle» sich offiziell auf den „Sportwagen" des Bundes gesetzt, sodaß nunm-chr ohne Hindernis die „tolle Jo^d" in einem „frischen fröhlichen Kultur kampf" beginnen könne. Unter König A">ert sei so etwas nicht möglich gewesen (!?). Der Evangeiijche Bund schicke sich be reits an, die amtlich maßgebende Politik zu machen und jene der Oberkirchenbehörde in den Ruhestand zu versetzen, der „Evangelische Bund" sei durch die Kundgebung „hoffähig" geworden. Bald werde aus der Anteilnahme eines Geistlichen an der uelbewußten Hetzarbeil des Bundes seine größere oder geringere Brauchbarkeit taxiert und der ausgestellte Fleißzettel des Evangelischen Bundes werde den Akten beigelegt werden müssen, um der „Versetzung in eine besser,»bezahlte Pfarrei sicher sein zu wollen". Das offizielle protestantische Kirchentum, das eine Allianz mit dem Bunde ge schlossen habe, mache mobil rc. — Wir drucken diese bruderliebliche Auslassung des römisch-sächsischen Blattes ausschließlich zu dem Zwecke ab, um seiner Ausspielung des Andenkens an unfern toten König Albert gegen den regierenden Herrn die weiteste Verbreitung zu sichern, die das Blatt ihr zu geben immer noch nicht in der Lage ist." Damit hatte sich das Blatt einer Fälschung des Textes unseres Leitartikels in Nr. 91 vom 22. d. M. schuldig gemacht. Der Text darin lautete also: „ES hat schon seit längerer Zeit, besonders in Sachsen, eine Aenderung der Stimmung im Landeskonsistorium in der Luft ge legen: man fühlte förmlich, wie dort schrittweise dem Andrängcu de» Evangelischen Bundes nachgegcbcn wurde. Hätte noch die alte friedliche Stimmung die Oberhand gehabt, wie unter König Albert, dann hätten es Superintendenten, Pfarrer und Pastoren nicht gewagt, an der Spitze der Agitation zu marschieren, wie wir sie in Sachsen soeben erlebt haben." Nachdem das Blatt, wie eS oben sagte, durch Wieder- gäbe unseres Artikels den Zweck verfolgte, „um der Aus- spielung des Andenkens an unseren toten König Albert gegen den regierenden Herrn die weiteste Verbreitung zu sichern, die die „Sächs. Volkszeitung" ihr zu geben immer noch nicht in der Lage sei", so fanden wir uns veranlaßt, durch eine tzer Redaktion des „Leip ziger Tageblatts" gesandte Berichtigung aus Eirund des Z 11 des Preßgesetzes der Richtigstellung des gefälschten Textes die gleiche Verbreitung zu sichern. In Nr. 214 der Zeitung fand diese Berichtigung Aufnahme. Das Urteil über den unqualifizierbaren Versuch des „Leipziger Tage blattes" aus dem Text unseres Blattes durch Fälschung desselben eine Ausspielung unseres toten Königs Albert gegen Se. Majestät den jetzt regierenden König zu konstruieren, mögen unsere Leser fällen. Aus Aerger darüber, daß wir das „Leipziger Tageblatt" zwangen, unsere Berichtigung aufzunehmen, nennt sie uns das „ultra montane Kampforgan Sachsens". Es ist bei dem „Leip ziger Tageblatt" Gebrauch," die katholische Kirche und ihre Einrichtungen zu verunglimpfen durch unwahre Behaup tungen und Verdächtigungen. Die Widerlegung in unseren: Blatte mag ihm unangenehm sein, daher sieht es sich ge- zwungen, diese vollständig zu verschweigen. Es erinnert sich auch dann nicht an die Pflicht jedes anständigen Mannes, Unwahrheiten freiwillig zu berichtigen, wenn eS derselben unwiderleglich überwiesen ist. Wenn wir die Fälschung des Textes nur in unserem Blatte nachge wiesen hätten, so würde kaum eine Richtigstellung im „Leipziger Tagebl." erfolgt sein. Wir mußten uns daher des § 11 bedienen, um nicht in den Augen des Leser kreises des „Leipziger Tageblattes" als illoyal zu gelten. Daher nennt es die „Sächsische Volkszeitung" das „ultra- montane Kampforgau". Das Recht der Abwehr lassen wir uns von der gesamten Presse Sachsens nicht nehmen. —' Der Steingutdreher Haus Knobloch, welcher dringend verdächtig war, die 17 Jahre alte, in einer hie sigen Glasplakatfabrik beschäftigt gewesene Frida Schulze in der Nacht zum Dienstag im Hause Herbststraße 7 durch einen Pistolenschuß lebensgefährlich verletzt zu haben, hat unter dem Drucke des Beweismaterials die Tat eilige- standen. Eifersucht war daS Motiv. Meißen. Daß inan von Herrn Superintendent I). Meyer noch manches erwarten darf, zeigte die am Dienstag von ihm hier gehaltene Rede. „Gegen den Reichskanzler und gegen einige überlebte, lächerliche Kultusäußerungen der römischen Kirche wirkte er mit Ironie und Sarkas mus" — so berichtet das „Meißner Tageblatt". Von seiner Stellung zu Christus scheint der christliche Super- intendeut kein Wörtchen gesprochen zu haben, und doch wäre es manchem seiner evangelischen Zuhörer, die sich nach dem Brauche der katholischen Kirche aus Wort des Evangeliums eng anschließen, s» sehr interessant gewesen, wenn er wenigstens die Frage gestreift hätte, ob Cyristus als Gottessohn in seinem deutschen Evangelium noch Platz hat oder nicht. „Daß der Name Jesuit wie ein Stichwort wirkt, das sofort den deutschen Geist auf die Bühne ruft", das könnte man glauben, wenn man einen Superintendenten für den Vertreter des deutschen Geistes ansehen will und mit manchem Pathos als Schauspieler wie im Theater reden hört. Und welche schönen Floskeln: „Sind nicht alle Herren des deutschen Volkes in romfreier Luft erwachsen?" Or. Meyer scheint von einer Geschichte Deutschlands, seiner Dichter, Deuker und Staatsmänner in: Mittelalter nichts zu wissen. Oder meint er, daß Luther in der Gefolgschaft des hl. Bonifazius war, den Deutschen das „Evangelium" zu bringen, und daß man im Mittelalter schon „romfrei" gewesen wäre? — Die Sozialdemokratie wurde dem bösen Ultramoutanismus wieder einmal vorgezogen. Das kann der vollkommen würdigen, welcher weiß, daß die echten Sozialdemokraten vom Christus der Bibel ungefähr gerade so weit absteheu wie I). Meyer, Harnak und Konsorten. „Es fehle nur noch ein Verein für Säuglinge, in dem nur die katholische Milchflasche verabreicht würde", so ließ sich O. Meyer verlauten. Den Katholiken hat er noch nicht gefehlt; doch — die Ansichten sind ja verschieden. Uns scheint, I). Meyer und manche um ihn hernm dürsten sich etwas mehr bemühen um die Vereine, welche den Zusammen schluß gegenüber der Sozialdemokratie fördern. Es sollte diesen Herren doch zu denken geben, daß sich bei ihren Tiraden in den Versammlungen des Vereins, den mit König Albert auch viele gläubige Protestanten für einen Hctzbuud halten, die sogen, unteren Schichten des Volkes immer schwach vertreten sind. Das „Meißner Tageblatt" berichtet also nämlich auch über diese Meyerversammluug. — Dem ruhigsten und friedliebendsten Katholiken muß die Zornesader schwellen, wenn er sieht, daß die „Arbeit am Wort" zurückgesetzt ist vor der Arbeit an den Jesuiten, die garuicht einmal da sind, und an den Römlingen, die sich aber von einem Meyer nicht imponieren lassen. Meißen. iLebenSrettuug.) An: Sonntag nach- mittag gegen 2 Uhr fiel der siebenjährige Sohn des Fischer meisters Stelzner in der Nähe des Dampfschifflandungs- Platzes in die Elbe und wurde vom Strome sortgerisseu. Der Knabe war schon einigemal untergetaucht, als er von den am Elbdamme spazieren gehenden beiden Söhnen des hiesigen Kuustgärtners Franz Born bemerkt wurde. Ohne sich zubesinneu, warf Georg Born seinen Nock ab und sprang in die Elbe. Es gelang dem mutigen Retter, das Kind zu fassen und lebend aus Land zu bringen. Der junge Mann hat schon während seiner Schulzeit zweimal Gelegenheit gefunden, Kinder ans dem Wasser zu retten. Cotta b. Pirna. Am Cottaer Spihberge sind vor kurzem Gesteinsmasscu von etwa 200 Kubikmeter Inhalt herabgegangen. Untersuchungen des Berges haben ergeben, daß das Betreten des Areals unterhalb der Kuppe jeder zeit mit Lebensgefahr verbunden ist. Man erwartet behörd liche Anordnungen. Zwickau. Der Unteroffizier M. vom Detachement Jäger zu Pferde in Chemnitz, welcher hierher kommandiert war. hat sich gestern früh mit seinem Karabiner erschossen, weil er wegen Unpünktlichkeit im Dienst Strafe befürchtete. Er wurde noch lebend ins Garnisonlazarett hierselbst gebracht, starb aber noch im Laufe des Vormittags an den Ver letzungen. ChrenfriederSdorf. In der Nacht zum Sonutag brannte eine zum Reuther-Vorwerk gehörige, mit Geräten usw. ge füllte Wagenremise und in der Nacht zum Montag eine aus Fachwerk gebaute Scheune mit Vorräten nieder. In beiden Fällen wird wieder Brandstiftung vermutet. Scheibeuberg. Um die Stadt ausreichend mit Trink wasser zu versorgen, hat der Stadtrat beschlossen, im Lrottendorfer Staatsforstrevier Quellen zu fassen. Die Kosten der etwa 6000 Meter langen Leitung sind auf 48 000 Mark berechnet. Die zu erwerbenden Quellen geben täglich etwa 100 Kubikmeter Wasser. OelSnitz i. B. Die Gutsbesitzers-Ehefrau Höfer in Aruoldsgrüu, die schon vor mehreren Jahren ein Auge durch einen Unfall verloren, wurde jetzt beim FutterauSteilen von einer Kuh mit der Spitze des HorneS ins Auge gestoßen, so daß dieses auslies. Der Zrrieg in Oftasten. Der „New-A)ork Herald" bringt über die Vernichtung des japanischen Handelsdampfers in Gensan folgende Dar- stelluug: „Die zum vierteil Teil aus Japanern bestehende Bevölkerung von Gensau erlebte am 25. d. M. eiuen augst vollen Tag. Um 11 Uhr vormittags näherten sich zwei Torpedobootzerstörer dem Hafen, wo ein kleiner 5Aisten- fahrer mit einigen zwanzig Passagieren, darunter Frauen und Kinder an Bord, zur Ausfahrt bereit stand. Der Kommandant eines der beiden Schiffe signalisierte: Sofort alles ans Land! Die Ausschiffung wurde in fünf Minuten durchgesetzt. Unmittelbar darauf sank das kleine Schiff, von drei Schüssen getroffen. In den: Orte herrschte leb hafte Verwirrung. Jeden Augenblick erwartet man, daß drei kaum zwei Seemeilen entfernte russische Kreuzer das Bombardement anküudigen werden. Der russische Admiral Skrydlow hat die Reise nach dem Kriegsschauplätze augetreteu. — Das Amurgebiet wird als kommandierenden General Linewitsch erhalten, dem gleichzeitig interimistisch die Obliegenheiten eines General- gouverncurs übertragen wurden. — In Petersburg war das Gerücht verbreitet, daß auf den General Kuropatkin durch seinen Koch ein Vergiftungsversuch unternommen wurde. Von offiziöser Seite wird aber dieses Gerücht als unbegründet bezeichnet. Mitte Mai soll der Verkehr auf der sibirischen Bahn wieder ausgenommen werden, die gegenwärtig allein für die Militärtransporte bestimmt ist. Bis dahin sollen die Russen an 500 000 Mann in Ostasien stehen haben, doppelt soviel fast, als anfangs festgesetzt war. Von diesen würden 200 000 am Ualu, 50 000 in Port Arthur, fast 200 000 um Niutschwaug, 100000 bei der Nordarmee mit Einschluß von Wladiwostok stehen. Von diesen Truppen sollen 89 000 auf die Bewachung der Eisenbahn und der sonstigen Verkehrsmittel entfallen. So meldet „Daily Mail". Der „Nowy Kraj" veröffentlicht folgende für die Kriegskorrespoudeuz bei der russischen Armee geltenden Bestimmungen: „Ausländer bedürfen einer Empfehlung ihrer Regierung an das russische Auswärtige Amt. Taktlosigkeiten ziehen Verwarnungen oder Entfernung vom Kriegsschauplatz nach sich. Das Abzeichen der Korrespondenten bildet eine Binde am linken Arme. Die Aufgabe chiffrierter Depeschen ist untersagt. Die Zensur aller Meldungen er folgt im Hanptguartier und bei den Stäben der verschie denen Teilkommanden. Gleichzeitig haben sich die japani schen Militärstellen eingehend mit Verschärfungen gegen über der Kriegskorrespondenten befaßt. Unter den 84 Kriegskorrespondenten sind gegenwärtig 86 Engländer, 84 Amerikaner, der Nest Franzosen, Italiener und Deutsche. Von all diesen haben bloß 16 die Erlaubnis bekommen, auf den Kriegsschauplatz abzugehen, obschon die Engländer sehr gut empfohlen waren. Am 6. Mai wird sich das englische Kaualgcschwader mit einer größeren Anzahl von Kreuzern in den sardinischen Gewässern vereinigen. Diese enorme Konzentration der englischen Seestreitkräfte wird dahin gedeutet, daß England entschlossen ist, die Durchfahrt der baltischen Flotte durch die Dardanellen unter allen Umständen zu verhindern. Dem „Petit Parisien" zufolge soll der Gesundheits zustand des Zaren zu Bedenken Anlaß gebe». Seine intensive Beschäftigung mit allen Details des Krieges, ver bunden mit den Enttäuschungen und Kränkungen des bis herigen .Kriegsverlaufes, haben den Monarchen in hohem Grade nervös gemacht und ist es besonders sein Unvermögen, zn schlafen, das seine Kräfte schwächt. Das Neutersche Bureau erfährt, daß die von Peters burg ausgegaugeueu Gerüchte, wonach England irgend welche Vorschläge betreffs einer Vermittlnng zwischen Ruß land und Japan gemacht hätte, vollständig unbegründet seien. Die russischen Mariuereserven wurden einberufen. In Port Arthur wurden in der Nacht vom 27. auf den 28. d. Mts. feindliche Torpedoboote unter Bedeckung von Schiffen des japanischen Geschwaders bemerkt. Nach einigen Schüssen, welche keinen Schaden anrichteten, ent fernte sich der Feind nach Süden. — Das japanische Kanonenboot „Maja" lief mit einigen Torpedobooten am Montag iil den Ualu ein, fuhr den Strom aufwärts und hatte am Montag und Dienstag eine Anzahl kleinerer Ge fechte mit den russischen Streitkräften an Land. Petersburg, den 29. April. Der „Regierungsbote" veröffentlicht nachstehendes Zirkular des Ministers des Aeußeren an die Vertreter Rußlands im Auslande vom 27. d. M.: Die Presse des Auslandes verbreitet in der letzten Zeit hartnäckig Gerüchte über bei einigen europäischen Regierungen aufgetauchten Absichten einer friedlichen Ver mittelung behufs schnellerer Beendigung des russisch-japani schen Konfliktes. Eingegaugeue Telegramme melden sogar, der kaiserlichen Regierung seien bereits Vorschläge in solchem Sinne gemacht worden. Die Vertreter sind bevoll mächtigt, diese Meldung auf das kategorischste zu dementieren. Rußland hat den Krieg nicht gewünscht. In den Grenzen der Möglichkeit hat es alles getan, mn die im fernen Osten entstandenen Verwickelungen auf friedlichem Wege zu lösen: doch nach dem treulosen Ueber- fall Japans, das Rußland gezwungen hat, zu den Waffen zu greifen, kann augenscheinlich keinerlei friedliche Ver mittelung einen Erfolg haben. Gleicherweise wird die Kaiserliche Regierung auch nicht eine Einmischung irgend- welcher Macht in die unmittelbaren Verhandlungen zulasseu, welche zwischen Rußland und Japan nach Beendigung der kriegerischen Operationen zur Feststellung der FricdcnS- bedingungen erfolgen.