Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 26.11.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190711260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19071126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19071126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-11
- Tag 1907-11-26
-
Monat
1907-11
-
Jahr
1907
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.11.1907
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Da» HauS beratet den Vertrag mit Holland über Unfall- - Versicherung und verweist ihn nach kurzer Dekane an die Kom mission. Es folgt die erste Lesung des GesegcntwurfeS bctr. MajestLts- beleidigungen. ; » D.r Entwurf bestimmt: .Für die Verfolgung und Be strafung der in den 88 05. V7, vn, IM des Strafgesetzbuches be- zeichnclrn Vergehen gelten nachstehende Vorschriften: Die Beleidi gung ist nur dann auf Grund der 88 05, »7, »v. wl strafbar, wenn sie böswillig und mit vorbedacht begangen wird. D e Ver folgung iriri. sofern die Beleidigung nicht öffentlich begangen ist, nur mit Genehmigung der Landesjustizverwaltunq ein: für den Bereich der Militärstrafgenchtsbarkeit »st sie nur in Feiedenszeiten er forderlich. und steht deren Erteilung der Militärju'.izoerwaltung zu. Die Verfolgung verjährt in sechs Monaten. Ist die Straf barkeit nach Ablag 2 ausgeschlossen, so finden die Vorschriftendes l-t. Abschnittes de» Strafgesetzbuches Anwendung * Staatssekretär Dr. Nieberding: Durch die Vorlage wünschen di« Regierungen einen Ausgleich zwischen den alten Anschauungen und der Neuzeit Der Entwurf ioU überleiten zum Strafgesetz buch d^r Zukunft, und »war einer nahen Zukunft, da ich an nehmen darf, daß der Entwurf deS neuen Strafgesetzbuches im nächsten Sommer zum Abschluß kommen wird Der (Gesetzentwurf ist der kasterlichen Initiative zu verdanken. Wir hoffen auf eine baldigste Verabschiedung des Entwurfes. In den Majestäls- beleidigungSvrozessen sind Urteile ergangen, die sich nicht recht verstehen lassen. Der Entwurf soll den Kreis der Majestäis- beleidigungen so weit einschränken, als es das öffentliche Interesse zuläßt. Nur wo mit Böswilligkeit und Vorbedacht zu rechnen ist, soll der Staatsanwalt eingreifen. Wrr haben uns sehr bemüht, eine gute Fassung zu finden: wenn der Reichstag eine bessere Fassung findet, so stimmt der Bundesral sehr gern zu. Die An nahme deS Entwurfes wird die Prozesse dieser Art erheblich ein- schränken: die Genchle werden entlastet we. den Das Volk hat dann auch mehr Vertrauen zu den Gerichten Die Verminderung der Prozesse wild den inneren Frieden im Valeilande befestigen. (Beifall recht? > Abg. Dr. Giese lkons): Wir danken und freuen uns über d.cse unerwartet gekommene Vorlage. Man hat bisher die MajrstätSbeleidigungsprozesse zu unterschiedslos behandelt (ffn häßliches Denunz antentum wurde großgezogen: selbst die besten Freunde denunzierten sich Wir haben aber Bedenken, daß die Majestätsbeleidigungen auch nach den Besti > mungen der Belei digung geahndet werden sollen: da sollte die öffentliche Klage ohne weiteres erhoben werden. Das Strafmaß sollte herabgesetzt und mildernde Umstände eingeführt werden. W'r beantragen Ver weisung an e ne Kommission von 21 Mitgliedern. Abg. Träger (Freist Volksp ): Ein Bedürfnis für eine Neu regelung liegt vor. Die Maierie muß genau geprüft werden, auch wenn eS sich nur um ein Nokgesetz handelt. Die Ausdehnung der Majcstä SdeleidigungSprozesse hat man in weilen Kreisen le r be dauert: da hat man selbst den stoliiu »vonruali«, diese Ausgeburt einer spitzfindigen Kriminalvhantasie. herangezogen. (Heiterkeit) Die Bestimmung .mit Vorbedacht* ist überflüssig, da die Bös willigkeit den Vorbedacht vorauSietzt. Dieier Ausdruck schickt sich hier nicht: den subjektiven Taibestand soll man nicht dergestalt in Gesetze festsetzen. Die politische Stellung wird man hier in erster Linie in Rechnung stellen. «Sehr richt g!) Man sollte den obiek- j iioen Tatbestand z» fixiere» suchen, so ähnlich wie im 8 166 (Re- ligionsbeschimpfu g) ES sind Urteile ergangen, die nicht be greiflich sind. DaS Ansehen der Majestät wird nicht gefördert durch solch? Prozesse. Man sollte nur die öffentlichen Majestäls- de'.eidigungen bestrafen Der 8 103 (Wahrung berechtigter Inler- esten i sollte unbedingt in dieses Gesetz ausgenommen weiden. Wenn die Majestät als Kläger auftrelen s ll. dann ist es mit dem ge ringen Prestige derselben vorbei. (Sehr richtig ) Die Kompen- ation würde gar nicht au-zuschließen se n Im allgemeinen be- grüße ich die Vorlage. e> hoffe aber noch Fortschritte in der Kommission. (Beifall links.) Abg -6 run Hermann >Me'chSp ) begrüßt den Entwurf und (reut sich über d sfen E nbringung. Ji der Kommission können noch manche Aerderunge» vollzöge., werden. Abg. Osann (nail l bat gegen die Wortfass mg erbeb'ickie Bedenken da sonst d e polussche Stellung »>cht auSgeschieden ist WaS heißt böswillig? Der Be riss der OeffentÜchkeit stetst g >r nicht fest. Die B ilin'wunaen üb- r die Beleid gungen kann raun gar Nicki auf die Maj.jiälebeleidiaungtn a, wenden Abg Kirsch (ssentr.) bat keine so groß n Hoffnungen auf eine raiche Revision des LtiafgesetzbucheS: noch der Au'stclluna deö ersten E twurfr» kommen »och alle Instar zen. DaS zu schaff n de Gesetz wird Wohl lange in stiasi bleiben, daher ist eine gründl-che Prüfung z cbolcn. Pule Wünsche sind auch schon geä >ßer> worden, wir hoffen daß sie erfüllt werden D'e neugewählten -1»;öiücke find iedr Unglück'ch g>wähl>. sie n-üsien durch besi-re ersetz! werden. .BöSW'llip* u, d »mit V >bedacht" si d zu dehnbr . Wie fi>h: cS mit den schweb - den Pi»zeNr,i? D-e H ruvsttzung der Ve jäur.-ngs- friste- begrüßen w>>. Abe, wir hauen es sü bedenklich oaß auch : die Besianmimgen über die Beletd'uU men Anwendung finden karren. Abg. Heine ( -oz.): W nn ta* Ge'etz nicht ivefertlich ve - bessert wird, so müssen iv-r es »biedre». Nur dr Herabsetzung der Veiiähtti» zostiu ist ein Voiterl aber sonst nichkS Ja Preuß n ist das -Hiev gelüsten worden E stellt den Richter in de Dienst der Politik denn wer Keule a"> eur Mann von Rückgrat gist. der ist eben ui s-lchen Fällen .bösw llig". Wer selbst unnabbar ist, sollte lolerivt sein (iebe richtig!», wer selbst ein offen-S Mar.nc?« wort nich- sche >t. inuß auch laiche entgegenneh nen können. Der M ssestätSbeleidig ingSvaragrapli führie za Denui ziul.onen, aber dafür »st in s re Just z selbst o rnnuvarill y. Die Ausdrücke .bös willig' und .mi> Vorb« d icht" b-deinen rine vo'itssche Ve>schlechte uog Z.en >U!N u> d P,l.ir wurden teuie alte böswill,a bandeln > eit >- teil), e« war nicht imirier so. e» tarn bald wi- de» anders we,den. Aber wir »ozwldkinvkrnicn sind h>ei konse va,i > (Hrire keu) neuen unS gehl -S immer. Wie f llen ma» we Urteile an»? Da sprach rin Redakieur von de» .-eg i ki><1>e' er meinte dir Kaiser-Wff >»lm- Kirche für dre der Kasse» die E rrägnss'e des .s ng von stis'ele von dem man veuie > och I sch! weiß, vb Ihn der Kaiser veifaßie oder der ne-ict-lvurdeoe Euieubuig lHene keit) Redie: bringt eine R-stde a» derer Urtei e vor. Die be-.ctt'gle Kritik will man un'eibiid-n. das Keietz soll ein laS-'nbme-'-setz aee>en d'e politische Ovposisson w-'rde-. W nn küa r>g dr R chter eist d s BöSwilligleil iestuellei, muß. dann komm! er u >w llk »riich zu einem höde»en Slr-linatz. Ter Begriff der Be eidigung »st zu sein au gedehnt worden und muß e-n.eengt werdra, j-tzt »oll ichon jese J.onie uuo Karikatur eine Beicidlguag iein. Sta-tss.tr erä» Dr. Nieberding: r.re - uSfü ru ige» de» Abg. Heine erfüllen Mich m t Widerw llen, e> -rar ei e Ul ukst oo I Prozessen zur spräche gedr cht, d e will! mme»e Geleg vH »r bieten, hämische Berne kung- n, die auch dem i- ku d gsten v.rstä d- lich find, gegen die allerhöchste Perion e, zufl cht.-a. W,e schon zu ungezärtten Maien habe er dre Be pfl den deuljcven R chrerstand rn schütz zu nehmen. DaS L»s tz oerda. ke n ch» dem Gnadenerlaß lernen U-sprung» so»,dern sei noch der W hibemegur-g durch dre offenrssche Meinung der Regie, ung nahe ge egt und vo- dieser ausgenommen wo den. Die Rückblicke auf die Sv-»,an,r, t e Härten Beranlassang gegeben za AaSvnck a ,f d e diuku, f ; duie zu beu, teilen überlasse ec dem hohen Hause, d. S sich enlsch rden müffe, ob es Heme mehr glaube, w lle oder den Tuljawen Er nehme dre deutschen Richter »u schütz ge^er-über den Uulerslellun^en des «bg Heine, als vb sie die Klassenjustiz lü-dern wolllen. Er wandte sich noch kurz gegen einzelne juristische Bedenken ver schiedener Redner. Abg. Graf (W. Berg) t>älr den Eniwurf für einen Fort schritt, aber Bervesjeiungen leien noch angezeigr. Aög. Dr Heck) cher (freis. Berg) vegrüßt den Entwurf, der manche Uebelstäade einschranken will, aber die gewähsten Aus drücke sind nn»,!, cktlw gewählt, sie führen zur N ,chfo jchung rer potiiiich.n Stellung deS Augeklog en (-etu r,chllg!) Nach kurze.» Ausführungen de, Abgg. Brndewato (An..) und Herne (suz.) wird der E.>iw».f rn eine Kom.nisst^., verwiesen. Nächste S tzui.g Montag 1 U:r: 1 Kletnkie Bo,lagen, 2. Inieipella'ion Herr. Koblenpreise. Dresden, den 2n. November Aus Bcfchl dös Koisers ist gegön den srüheren Koni- inaiidönr des Regiinents (Wirdes dn Corps, jpüteröii Gene- rcrl und Brigadekoniinaiidenr Grasen Hohenau ein ehrenge richtliches Verfahren unter dein Vorsitze des Generaladju- tanteii von Löwenfeid eingeleitet worden. Gras Hohenau hat sich Sittlichkeitsperfehlnngen zu sclmlden kommen lassen. Tie Zeugenvernehmung hat bereits begonnen. — Generalmajor von Deimling scheidet am 30. No vember ans der Schntztruppe von Sndnx'stafrika ans unter Ernennung znm Kommandeur der 38. Infanteriebrigadc. Ten Rücktritt des Reichsschatzsekrctärs kündigt nun auch die „Deutsche Tagesztg." an und schreibt bierzn: ..Das Amt des Reichssckiatzsekretärs ist nndantbar in der Wirssten Bedelltnng des Wortes. Macht er große umfassende Vor schläge, so erhebt sich ein Hasloh hüben und drüben; empfiehlt er kleine Mittel, so sagt man ihm nach, dah er nicht den Mut habe, Großes und Durchgreifendes zu tun. Freiherr v. Stengel hat sich in der Zeit seiner Amtsführung ohne Frage große Verdienste erworben, wenn er auch das Ziel nicht erreichte, was ihm vorichivebte und tvas unbe dingt erreicht werden muß. Wir glauben nicht, daß er noch allzu lange die Vnrde seines Amtes tragen wird. Das haben wir schon vor tnrzem angedentet. Wir glauben aber ebenso wenig, daß er jetzt im kritischen Augenblicke die Flinte ins Korn werfen wird. Dazu werden ihn auch die jetzigen Angriffe nicht veranlassen. Durch seine bisherige Amtssnhrnng hat er die Ann.xrrtsckxn't ans Vertrauen er worben. Dieses Vertrauen wird sein Nachfolger erst er kämpfen müssen. Cr hat bisher Fähigkeit, Zähigkeit und Fleiß bekundet und lediglich die glückliche Hand vermissen lassen. Ob dem Nachfolger eine glücklichere Hand beschieden sein wird, bleibt immer, er mag heißen wie er will, eine offene Frage. Als Nachfolger nennt man trotz aller Dementis de» Berliner Bankier Mendelssohn und den früheren natio- nallil'eraleii Abgeordneten Büsing. — Das neue Börsengesetz, dessen Wortlaut soeben bekannt wnd. bereistet ei» völliges Kapitulieren d->r Regierung vor der Börse, indem das Gesetz von >800 in allen wesentlichen Teilen aufgehoben werden soll. ES soll Mir bestehen bleiben das Verbot des Termrnuandels in Geireide und Mehl ; aber in Wertvopieren soll der Termin- ha.'.del ganz Ceig»geben w. rden; dis Blrsenregister soll beseitigt werden, und rtrasbestimmnngen sind gar nicht voraeseheo. Die Bör'e kann für einen solchen Entwurf sehr den kbar sein »no jubiliere». Wir glauben aber kaum, daß alle .Konseivaiiven nnf diese Vorlage hereinfallen werden. Das Zentinm kann nicht in solcker Weise das Spiel und die Sekalatw > wr- der ernleben l ssen Das Spiritnsmonopol. Von Montag bis Mittwoch dieier Wo he waren in Berlin die Vertreter der Spiritns- indnstlie versammelt, um i» eingehenden Verhandlungen zu de» M'onopolpliinen der Negierung Stellung zu nehmen. Die Verhandlungen, die einen streng vertranliclß'n Cha rakter trugen, leitete Neichstagsabgeordneter Kömps. Für ein Monopol mar in den versammelten Jnteressenkreisen keine Stimmnng vorhanden. Besonders scl-arf erklärten sich die Vertreter der technischen Industrien, die auf Spiri tus und Spiritnsverbranch angewiesen sind (wie z. B. die Lacksaln iken) gegen die Monopolpläne der Negierung. Tie gegangenen anfznführen, seien hier genannt: „Julian, ein Noman.zenzhklns", „Nobelt und Gniscord", „Ans dein L-eben eines Tangenichts", sowie seine wn»derbare» Ge dichte. ans die wir weiter unten noch ansführlickrer zu sprechen kommen. An Schriften von literatur-historischem Wert besitzen wir ans seiner Feder: „Der deutsche Noman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis znm Christen tum". „Zur Geschichte des Dramas" und die „Geschichte der poetischen Literatur Dentschlands". Eine gute Biographie über den Toten hat Keiler in seiner Abbandlnng „Joseph von Cichendorfs" geschrieben. Von den Cicheiidorssscifen Gedichten ist gesagt worden, daß sie die reifste und schönste lprisckx' Produktion der Romantik seien. Und man hat mit einem solclxm Urteil keinesnregs über das Ziel hinansgcschossen. Besonders in dem Liederzhklns „Frühling und Liebe" finden sich unver gleichliche Perlen dentsckier Dichtung. Sie leben im Herzen seines Volkes, aber auch seine übrigen Werke, vor allem leine lieblichen Märchen und Novellen, seine Romane und bedeutenden Sckxinspiele. seine köstlichen Satiren. seine wundervollen Uebersetzuiigen Calderons, die ersten in Dentschland. gehören znm eisernen Bestand der dentsclß'ii Literatur. Leider lmt es bisher keine einzige vollständige Ausgabe von Eick>e»dorfss Werken gegeben. Und so wird man. wie Universitätsprofessor Dr. Max Koch kürzlich im „Türmer" hervorgcboben bat. die Vielseitigkeit und den Wert Eichendorffs erst recht würdigen können, wenn ein mal die große tritisclx' Gesamtausgabe aller seiner Werke, Briete und Tagebückx'r abgeschlossen vorliegt; deren erster Band, herausgegeben von Professor Dr. Wilbelm Kosch, demnächst bei I. Habbel in Negensburg ersclß'inen wird. Neben der vollständigen Bibliotheksattsgabe bereitet der Verlag eine überaus billige Volksausgabe vor. H^eide sollen auch die erste große Biographie Cichendorfss ans der Feder des Hermisgebers enthalte». Gleichzeitig rüstet sich die wc'ltiimspanneiide Gemeinde des Dichters, diesem in Breslau ein Denkmal ans Stein und Erz zu errichten. (Auch kleine Beträge für diesen Zweck nimmt die Tentsclß.' Bank Depo- sitentasse Berlin >V., entgegen.) Cichendorfss Dichtungen sind deshalb unsterblich, weil in ilmen Form und Inhalt gleich ausgezeichnet sind, tveil in ihnen ethiiclie Werte ruhen, menschheitbildend, menschhcit- erhaltend. Sein großes Lebensprogramm ruft Eichendorff gleichsam einem jeden von uns zu, wenn er sagt: „Den lieben Gott laß du nur walten. Ans frischer Brust nur treulich sing! Was wahr in dir, wird sich entfalten. Das andre ist erbärmlich Ding. — Ten Morgen sch' ich ferne scheinen Die Ströme zieh'» im grünen Grund, Mir ist so ivohl l — Dic's ehrlich meinen. Die grüß ich all' ans Herzensgrund." Spiritnshändler waren in ihrer Entscheidung noch nicht ganz schlüssig, und auch die Vertreter der ländlichen und gewerblick-en Spiritusfabrikation und Branntwein brennereien wollten sich ebenfalls ihre endgülnge Stellung- nähme noch Vorbehalten. Auf einen sehr bemerkenswerten Umstand bei der Schaffung eines Staatsmonopols wies, wie die „Spiritus- und Spirituosen-Rundschau" mitteilt, in der Breslauer Protestversammlung gegen das Branntwein monopol am 14. November d. I. der Reichstagsabgeordnete Gothein hin. Er erklärte, daß schon aus parteipolitischen Rücksichten die Einführung neuer Monopole bekämpft werden müsse, da jedes neue Monopol eine große Anzahl politisch abhängiger Existenzen schaffe. Das habe sich bei der Uebernahme des Eisenbahnbetriebes durch de» Staat gezeigt und das würde auch die natürliche Folge bei einem Branntlvein- oder Tabakmonopol sein. In dem Augen blicke. wo ein erhebliclx'r Teil dieser Industrien verstaatlicht würde, müßten im Verhältnis zu den darin beschäftigten Personen eine große Anzahl von Stellen für Beamte ge- sclxnfen werden, die erfahrungsgemäß ihrer politischen Freiheit verlustig gingen, indem sie ausschließlich zu Stimm- material der privilegierten Parteien der Rechten würden. Zu den materielle.! Vorteilen, die die rechten Parteien beziehnngsiveise ihre Hintermänner, der privilegierte Grundbesitz, speziell aus einem Brannttveinmonopol ziehen würden, käme also noch ein sehr crlx?blichcr Zuwachs an politischer Macht. — Ter Ausschuß des preußischen Landeseisenbcrhnratcs bat beschlossen, dem Plenum die vorgeschlagene Ermäßigung der Kohleneinsuhrtarife zu empfehlen. — Der (Aardes du Corps-Unteroffizier Bollhardt, der Zeuge im Hardenprozeß, ist in Berlin verhaftet worden. — Ern frovdierrnder General. Der kommandierende. General des 7. Aime»korps Frhr, v. Bissing beabsichtigt demnächst ans dem akt v n Dienst zu scheiden. Allen Regimentern des Armeekorps ließ er folgenden Tagesbefehl verlesen: „N'chdem Seine Majestät de, Kaffer und König mir hat mitteilen lassen, daß Aller höchst »erleide das 7. Armeckorps. das ich fast si den Iabre nsst besonderer Auszeichnung und zu s iner dauernden Zufriedenheit steiübrt hätte, di shalb nen besetzen wolle, weil jüngere Kräfte z i ivrer Be'wcndung im Ernstfälle sich im Frieden darauf vorberetten müßten, habe ich Seiner Majestät gemeldet daß ich am l Januar ti)08 mein Abschiedsgesuch einreichen werde. Ich hoffe, daß ich in dieser ZZt, in welcher es mir noch vergönnt ist, mein schönes Armeekorps zu führen, einzel- e Standorte besuchen kann, um meinen Untergebenen, die mir so sehr ans H rz gewachsen sind. Lebewohl zu sagen. Frhr. v. Vissing." Freiherr p. Bissing hat eine in der Armee sonst nicht übliche Form g» wählt, um sein Alsschiedsgesiich ri:r.Kenntnis des Anne»koips zu bringen. Man steht aber daraus, daß sein Abschied kein sehr freiwilliger gewesen ist. Die Ver jüngung der Armee schreitet fort und fordert materielle Opfer. — Die neue Ncbeuregierung deS Block» konstatiert der Abg. Träger im „Hannov. Anzeiger", wo er schreibt: „Eine Gefahr liegt vielleicht nicht allzu fern, daß nämlich beider Blockpolitik wie bei schlechten Theaterstücken die Hauptaktion hinter die Kulissen verlegt wird, und neben dem Reichstag Sonderparlamente im Reichskanzlerpalais und in den Ministerbotels etabliert werden, bei denen die Entscheidung liegt. Diose Grfabr ist zu beschwören, und wenn die Block politik in voller Beleuchtung agiert, kann sie das Vertrauen der Wähler gewinnen." Man merkt tatsächlich jetzt schon, wie hinter den .Kulissen gearbeitet wird, daß es Herr Träger uns noch eigens bestätigt, ist ja sehr hübsch. ^etrerres^-Unqarn. — Ungarisches Abgeordnetenhaus. Ter Antrag des Abgeordneten Lengyel, daß die Regierung nnverweilt Maß regeln zur Errichtung einer selbständigen ungarischen Notenbank treffen möge, wurde abgelehnt. Ministerpräsi dent Wekerle sagte, in dem Uebereinkommen mit Oesterreich se.i dem Lande vollkommene Freiheit gewährt worden. Bei Ablauf des Privilegs der Notenbank im Jahre 1910 könne es nach eigenem Ermessen verfügen. Die Regierung werde im entsprechende'» Zeitpunkte Verhandlungen mit der Oesterreichsich-nngarischen Bank und Oesterreich einleiten. Handelsminister Kossnth erklärt, er habe alles anfgcboten, um dem Lande bei Ablauf des Notenprivilegs volle Der- fngnngsfreihcit Oesterreich gegenüber zu rvahren. Deshalb sei die Banksrage bei dem jetzigen Ansgleichsnbereinkommen ansgescl>altet worden. — Ter Lordmahor von London sagte in einem Trink- sprucl>e bei einem Jnnungsfestmahle, er könne zwar nicht mitteilen, was der Kaiser beim Frühstück in der Guildhall zu ihm gesagt habe, aber er könne erklären, daß, Numn es je einen Riß oder eine Differenz zwischen den beiden gro ßen vernxmdten Nationen England und Deutschland ge geben habe, jetzt nichts mehr davon vorhanden sei. Rnfrland. — In der Tumakvnunission zur Ausarbeitung der Antwortadresse an den Zaren sprachen die Vertreter der Rechten den Wunsch ans, daß der Zar als Selbstherrscher angesprochen werde. Tie Kadetten meinten, es sei im Gegenteil notwendig, hervorzuheben, daß Rußland ein Ver- fassnngSsiaat sei. Außerdem verlangen sie, in der Antwort möge der Wunsch ausgedrückt Norden, daß die berechtigten Forderungen der nichtrussischen Nationalitäten erfüllt werden. Amerika. — Die Friedenskonferenz der mittelamerikanischen Re- publiken, die jüngst in Washington znsammengetrcten ist. hat den Entwurf der Konföderation der Vereinigten Staa ten von Jentralamerika vereinbart, der die Republiken Guatemala, Honduras, Nicaragua. Salvador und Costn Nica angehören Sächsischer Landtag. . H. Dresden, den 2». November 1907. Zweite Kammer. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung stebt der Bericht der in voriger Landtaassesstan eingesetzten Zwischen- deputatton über den Wafsergesetzentwurf der Regierung.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)