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Nr. L4S L«. Jahrg. Mittwoch den 27. Juni 1917 mtd R«daMon» Wr»«v«»»A. 10, Hovbeiustrabe 4G Fernsprecher 2136« Ppftscheckkonto Leipzig Nr. 147»? Au,»t,«n, Bnuahwr vo» «elchch>«anzciaen di» IV U-r. von gamilienanzeigcn bl» II Uhr dorm. Preis süi die PeNI-SpailzcUc jtt» Z, im Rekla- meleN «« ^ Wir undeutlich geschriebene, sowie durch jhern- wrecher mitgegcbeuc Anzeige» kdiuien wir die LeranIworUtchteit für die Richtigkeit des Leit«« »ichl übernehmen. kprechstunde der Redaktion: II—I» Uhr dorni. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachse«. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilagc. Zur Lage Die englischen Angriffe in Flandern flauen in den letzten Tagen immer mehr ah. Sie haben an Kraft be deutend verloren und sie haben die deutsche Widerstands- traft in schönstem Lichte gezeigt. Bei dem jetzigen Stand der Dinge erscheint es notwendig, sich über die letzten Er eignisse in Flandern, insbesondere über das Ziel des eng lischen Angriffes dortselbst etwas zu verbreiten. Wie im vergangenen Jahre das Ziel der englischen und französischen Offensive an der Somme der Durchbruch zwischen Bapaume und Peronne war, wodurch die damalige deutsche Front rutzwei gebrochen und in weiten Teilen eingekreist werden sollte, was bekanntlich durch die siegreiche Abwehr der Deutschen und durch die von Generalseldmarschall v. Hinden- burg vorgenommene Frontverkürzung zu Beginn des Jahres 1917 verhindert worden ist. so stickt die englische Heeresleitung gegenwärtig Lille in gleicher Weise einzu- kreisen wie im vergangenen Jahre die Stadt Bapaume, die gleichfalls sowohl von Nordwest als auch Südwest eng lischen Angriffsversuchen ausgefetzt war. Eambrei hat bei diesem strategischen Aufmärsche der Engländer als Ope- lationsziel eine ähnliche Bedeutung wie Peronne, welche Sradt im Süden durch ein ähnliches Kanalsystem geschützt war wie Eambrei durch den Wasserweg, der es mit Saint Quentin verbindet. Die Stellungen nordwestlich und süd östlich von Touai haben dabei eine ähnliche Bedeutung wie diejenigen von Comble-Sailly-Saillisel, die während der Sommekämpfe des vergangenen Jahres so glorreich von deutschen Truppen vereidigt worden sind. Die Lille iin Nordweslen schützende deutsche Verteidigungslinie Hollebekc- Warneton läßt sich mit den deutschen Linien von Thiepval- Beaumont vergleichen. Gegen alle diese strategischen Linien richten sich während der Sommeroffensive des Jahres 1917 ähnliche T»!rchbr»»chswerftkche-«ie des vergangenen Jahres; das Ziel dabei ist ein ganz ähn liches wie voriges Jahr: die deutsche Front soll möglichst lief auseinandergerissen werden, uni dadurch den weit möglichsten Rückzug der deutschen .Heere in Nordfrankteich und Belgien zu erzielen. Don den englischen Angriffen haben eigentlich nur zwei einen gewissen Erfolg aufzu- weisen gehabt, das Vorbrechen der Heeresmassen Haigs scher di« vorjährige Arrasfront hinaus, die Eroberung des L'imyrückens und der nach Süden anschließenden deutschen Stellungen unter Einwirkung britischen Trommelfeuers und stärkster Jnfanterievorstöße im Monat März des Jahres 1917 und die Absprengung des Wytschaetebogens durch vereinigte Massenwirkung englischen Artilleriefeuers und der Minensprengungen britischer Sappeure. Die Unter nehmungen der Engländer auf ihrer Front Saint Quentin- Bullecoult-Mlchwy, von der sie aus zwischen Douai und Eambrei verbrechen sollten, sind aber trotz der schwersten blutigen Opfer der Engländer ebenso ergebnislos geblieben wie ihr bisheriges Bestreben, die Deutschen auf die Front Mericourt-Vitty znrückzudrängen. wodurch sie die wichtige Stadt Lens südwestlich von Lille südwestlich von Lille ein- znkreisen vermöchten. Die Angriffe der Engländer vom 19. und 20. Juni nördlich des Souckebaches verfolgten die gleiche Absicht: der Erfolg ist aber kein größerer, als er den fruchtlosen und blutigen Versuchen der Engländer zugekommen ist, die darauf hinstnchten, Ende April und in den ersten Tagen des Monats Mar Lens vom Südosten aus c inzickreisen. Die Stadt Lille war zu Beginn des Krieges von einer halbaufgelasscnen Festungumgeben, die von den Franzosen zu Kriegsbeginn nicht zu rechter Zeit moderni- siei-t und so gehalten zu werden vermochte. Gegenwärtig ist aber dieser Waffenplatz durch deutsche Befestigungskunst zu einer der stärksten Pivotpunkte der Westfront geworden. Er ist sowohl vom Nordwesten als auch vom Südosten aus geradezu unangreifbar. Der Schweizer- Militärkritiker Stegemann wies zu wiederholten Malen in seinen Aus- rinandersetzungen im Berner „Bund" darauf hin, daß selbst ein Durchbruch der Engländer durch die Linie Hollebeke- Warneton nordwestlich von Lille keinen entscheidenden stra tegischen Erfolg zeitigen könnte, da die Stellungen der Deutschen nordöstlich von Upern und in dem sestausgebauten Grabensystemen Lille-Cambrei so stark wären, daß die Eng- länder auch in dem Falle nichts mehr gewinnen könnten, «1s blutig erkaufte Lokalerfolge. Die von der englischen Presse beliebte Phrase, daß der Durchbruch in Flandern zum Rückzug des deutschen .Heeres von der kvestflandrischen Küste, also auch von Zeebriigge, der Basis der deutschen U-Boote, führen müßte und in der Folge zu einer Räu mung des ganzen westlichen Belgiens und nördliclien Frank- reichs, ist mi? eine Redensart, die daraus berechnet ist. das englische Volk bei guter Kriegslaune z» erhalten. Wohl vermochte die britische Artillerie, die vor der Absprengung des Wytschaetebogens auf dein Hügel Keminel und bei Wul- ivevMnn gestanden war, einige Kilometer weiter vorge zogen zu lverben, aber die riesigen Trichter, die an der H Das Neueste vom Tage Z, M WM MM TWklkM! (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, den 27. Juni 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz NuPPrecht Bei schlechter Sicht war die beiderseitige Artilleric- tätigkeit an der Front geringer als in den Vortagen, nur in einzelnen Abschnitten nahm das Feuer zeitioejse zu. In den Morgenstunden wurden gegen den vörspringen- denLens-Bogen angreifende starke englischeKräste unter schweren Verlusten abgeschlagen. In einem Vorfeldgrabeu beider seits der Straße Attas-Lens 'etzte sich der Gegner fest. Bei Fontaines blieben Vorst.'ßc feindlicher Abteilungen erfolglos; ebenso scheiterten an mehreren Stellen ver Arras-Front Angriffe von Erkundungsabteilungen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Abgesehen von starkem Feuer nordwestlich von Crao- nelle sowie beiderseits der Straße Corbeny-Beiiy au Bre hielt sich die Kampftütigkeit im allgemeinen in mäßigen Grenzen. Heekesgruppe Herzog Albrechb: Keine besonderen Ereignisse. Oeftlicher Kriegsschauplatz Südlich der Bahn Lemberg-T arnopol und an der Narajowka blieb das Artillerie- und Minen-Feuer lebhaft. An der Zlota-Lipa brachten wir von einem gelungenen Erkunduugsvorstoß mehrere russische Gefangene zurück. Mazedonische Front: Im Cerna - Bogen und östlich lebte die Fcucrlätigkeit zeitweise auf. Der erste Gencralqiiartiermeisler: Ludendorss. 4 Tic Lebensmittelsragc in Rußland Bern, 26. Juni. (W. T. B.) „Daily Mail" mcldet aus Petersburg: Ter Lcbensmittelkoiftrolleur Pcchekhomoff hat dem pannissischen Kongreß einen sehr pessi mistischen Bericht über die Lebensmittellage erstattet. Von August an ist niit der Gefahr eines Mangels in den Städten zu rechnen. Englische Arbeiter grgcn die industrielle Dienstpflicht Bern. 26. Juni. Nach der „West»Muster Gazette" tagte diese Woche in London eine Persainmlung von Abge ordneten des Großbritannischen Berginannsbundes, der 'nationalen Eisenbahn-Union und des nationalen Trans- portarbei^erverbandes. Der Zweck dieser- Arbciterberatung ist, gegen die allmähliche Einführung der- industriellen Dienstpflicht und die Beseitigung des Einflnsses der Ge werkschaften gemeinsame Maßnahmen zu treffen. Tie holländische Hochseefischerei Amsterdam, 25. Juni. Am 27. Juni fahren die Schifte der niederländischen Reedereien wieder aus und zwar- auf Vereinbarung mit den Regierungen Englands und Deutschlands in Gruppen von 20 Schiffen täglich, die nach je einer Woche ihren Fang auf den Markt bringen sollen. Asgnith Berk i n . 26. Juni. Wie bi? „Boss. Ztg." indirekt aus London erfähl-t, bildet gagemvärtig den -Hauptgespräclis- stoff in politischen Kreisen die Frage des Eintritts Asquiths in das Kabinett Lloyd Georges, der beson ders im Hinblick auf die Internationale angestrcbt wird. Stelle der vollends verschütteten Dörfer Messines und Wyk-, schaete entstanden sind, eignen sich nicht dafür, um diesen Artillerie entsprechenden Schutz und ausreichendes Wir-. tüngSfeld zn verschaffen. Die Engländer vermögen aus dem von ihnen selbst gesetrafsenen Trümmerfeldern nicht so Haid eine neue Verteidignngs- und Angriffsbasis gegen die deul- schm Stellungen von Warneton-Hollebeke zu organisieren. Nur ans den Dickichten des- Ploegftert Wäldchens spielt dm englische Artillerie nach wie vor heraus, sie beschießt dabei: auch die Uebergänge über den Lisfluß, der nordwestlich von/ Lille der Schelde zufließt. Die Front am Apenckana! tu - an die belgische Küste ist beiderseits durch so starke natu' - licke und künstliche Hindernisse versehen, daß eine Offensive in dieser Richtung wenig Aussicht auf Erfolg aufzuweist»». hätte. Ten Engländern bleiben also nur zrvei Stoßrich tungen offen, um Lille abzuslbnüren und in die flan-rism- Front der Deutschen eine tiefe Bresche hineinzutreiöcu. Es ist diejenige nordwestlich von Lille nach Noussela.r-<- (Ronlers) und die nördlich und südlich des ScarpebacheS in welchen Richtungen sie schon seit mehreren Monaten w viele vergebliche und blutige Angriffe gemacht haben. Div britische Hearesleitnng prnnkt in ihren offiziellen Bericht"v mit der riesigen Anzahl von Artillerie und Munition, über die England gerade an der flandrischen Ftont verfügen soll. Die Agentur Radio spricht von 15 000 englischen Geschütz--»: und der Rentei-berichterstatter vertröstet das englische Publi kum aus unenchöpflicrer Massen britischer Munition. Dev getvalffge Widerstandskraft der Deutschen, das immer nell- einsetzende Vernichtungsfeuer ihrer Artillerie und die urig- > schwächte Abwehr- und Stoßkraft der deutschen Infanterie» beweisen aber, daß das britische .Heer an dieser Stelle ein-»» mehr als ebenbürtigen Gegner vor sich hat, der diesem so» wohl -insanteristisch als auch artilleristisch überlegen ist, wo« bei das hervorragende taktische Ablvehrtalcnt eines Hindenv bitrgs die größte Rolle spielt. c, VI Der Weltkrieg l Der dentfche Abrndbericht Berlin. 26. Juni abends. (Amtlich. W. T. B.) Von den Fronten sind keine größeren Kampfhanülim»»« gemeldet. Orsterrrichisch-ungcirischrr Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird veriautbart de.-» 26. Juni 19l7: Oeftlicher und Südöstlicher Kriegs- scha «platz. Uiwerändett. Italienischer Kriegsschauplatz. Am 25. Juni haben Kaiselfchützen und Teile des w.ift, galizischen Infanterie-Regiments Nr. 57 nach gründliänw Vorbereitung und mit wirksamster Artillerieniiterstützi.uP die auf dem Grenznicken südlich des Sn g a n a - Ta I--s noch in Feindeshand verbliebenen StellungSteile in t»p>. seren» zähen Kampfe voll »nieder genommen. Alle Geg-. u- mrgrisse des Feindes scheiterten an der tapferen .Haltu» p nnsei-er Besatzung. Bisher wurden hier gegen 1K9I Mann an Gefangenen, darunter f -1 O »si <, ziere, eingebracht. Her Chef des Generalstabes Der türkische Bericht K o n st a n t i » o p e l, 26. Juni. (W. T. B.) Ä» i -v Diala-Front wurden am linken Flügel englische Aut-«- mobile, welche versuchten, sich unseren Vorposten zu näher », durch Feuer abgewiesen. Im persischen Grcmzabickw:eil sielen Zlisaimnenstösw mit russischen Abteilungen zu nnse. >» Gunsten aus. An der Kaukasnsfront fanden am link :, Flügel zeitweise Jnfanteriegefechte statt. — Schwär","S Meer: Ein Teil unserer Seestreftkräste führte vom 23. bis 25. Juni eine Unternehmung nach der russischen Donn:> mündnng ans. Der seindliclw Leuchtturm und die Fnnk.^r- station ans der Schlangeninsel wurden zerstört. Unser L: - dungskorps erbeutete auf der genannten Insel ein Mr- schinengelvehr und eine Anzahl Waffen, zerstörte seindlccpe Geschütze und kehrte »nit 11 Gesangenei» an Bord zurück'. Ans der Rückfahrt versuchten russische Linienschiffe ur-s Zerstörer unsere Seestreitkräste abznschneiden. In dein e-c- stehenden Gefecht erzielten unsere Seestreitkräste auf grollr Entfernung Treffer auf einem feindlichen Zerstörer. Ecn, Marineflugzeug warf mit Erfolg Bomben auf ein feine, liches Linienschiff. Unsere Seestreitkräftv »nd das Flug zeug sind unbeschädigt zurückgekehrt. Besonders hat siH die „Midilli" hervoi-tzekin.