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N--LÄ4 L8.Jahrg. Geschäftsstelle und Redakttour Pr«sde«-A. 1«, Holbeinsteah» MvULUlts, 21. Fernsprecher 2l 308 Dsstscherkkanto Leipzig Nr. 1 !71»7 «II, B«,»aSV»e«Si AuSgab« L mit Illustr.vcNage VIerlelstthrN» «.88 ^ 8^0 - AnS-ab. » vierteljährlich ».58 0«. In Dresden un^an,'D^s^v «°ttS»-lw..g erschein. °n -Men Wochentagen n°chmM°g,. Sprechstunde d°^-d«ttwn-^ Nnsrtg«»: Nnnahme von veichdftSanzestien btk IN Ilhr, v»n d-s I I Uhr vorm. — Preis für die Petit-Spaitzcile 4V im ReNameteil 1 ur. Familien-Anzeige» Z0 g. — Für undeutlich geschriebene, sowie durch gern» fprecher ausgegebcne Anzeigen können «ir die Beranlworlllchkeit Mr die Richtigkeit des Textes mcht tibentehmen. elbst- M. eben. i schon I ai, die i siiid:^ der so rauisch meint, ms; es Vater dnk er mit es s wir) i So der I du so Ach! t Ivo» tterlich doch so len er- wollte Taks r nicht e man > brau- " Vre- Nacht j n statt- i wohl! schien^ nb na- llznviel, nötigA ihrem ohl ge- ? Sie i Wort Dev j>crpst «n die deutschen Bischöfe Ter Papst richtete an die Bischöfe Deutschlands fol. gendes Schreiben: „Erblich erschien der Tag, der für Euer Volk das Ende des langen unheilvollen Krieges bedeutet. Mit der Unter zeichnung des Friedeusvertrages wurde endlich jene Blvckaoe aufgehoben, die besonders bei Euch unter jenen, die nick» -am Kriege teilnahmen, so zahlreiche Opfer forderte. Ehr würdige Brüder, für diese Wohltat bringen wir in alles umfassender väterlickzer Liebe, denen die Kriegsführenden Leider Parteien am Herzen liegen, und die wir jedes Mittel versuchten, den großen Weltbrand zu löschen und seine Folgen zu mildern, gemeinsam mir Euch und Eurem ganzen Volke Gott unseren besonderen Dank dar. i. Es muß jetzt Eure Sorge sein, die unter Euch vom Kriege verursachten Schäden so rasch als möglich wieder gntzu- machen, und weil zu diesem Zwecke nichts wehr nützen kann, als die Tätigkeit der katholischen Kirche, oer- eint mit der Hilfe der göttlichen Gnade, so wollen wir die- ses Schreiben -an Euch richten, damit sich vor allem in Deutschland keine öffentlichen Umwälzungen ereignen, die sowohl Eurem Volke als auch ganz Europa jenen Ruin brächten, der andere Völker bedroht. Es mutz alles anf- geboterr werden, damit der Bevölkerung die Lebensmit tel nicht fehlen. Ehrwürdige Brüder, empfehlet z» diesem Zwecke vermittels der Pfarrer und der anderen mit dem Volk in enger Fühlung stehenden Geistlichen den Gläubigen des Landes lebhaft, den hnngerleidenden Stadtbewohnern jene Lebensmittel nicht vorznenthalten, die sie entbehren können. In so ernster Not gebietet das Gesetz der N ü ch stenkicbe, das alle, und sogar Feinde, umfaßt, daß wir besonders jene lieben, die das Vaterland mit uns ge meinsam haben, Uebcrdies hoffen wir zuversichtlich, daß alle Gesitteten, namentlich die, die wir in äußerster Not wissen, dies tun werden, nicht so sehr wegen der der Gesellschaft drohenden Gefahre», als weil -es Mitglieder der gleichen Menschen- familie sind, und aus christlicher Nächstenliebe. Wir müssen in der Tat an die Lehre des Apostels Johannes erinnern: Meine Kinder, liebet nicht mit Worten und mit der Zunge, sondern mit Taten und in Wirklichkeit. ,, ' Ehrwürdige Brüder! Weiterhin muß jeder von Euch den ganzen Einfluß seines heiligen Seelsorgeramtes ans- Lieten, um geistige Wunden wieder zu heilen, die der Krieg den> Volke zngefügt. Beionders muß jedes Haßgefübl sowohl gegen Ausländer, mit denen man im Kriegszustände war, als gegen eigene Mitbürger einer an deren Partei beseitigt und der Haß durch jene b r ü der - liche Nächstenliebe ersetzt werden, die weder Schranken, noch ' Grenzen und K l a s sen- kämpfe kennt. Wir wiederholen hier unseren Wunsch, den wir ini letzten Konsistorium ansdrückten, nämlich, oiß Menschen und Völker sich wieder in christ licher Nächstenliebe verbrüdern, da ohne sie jeder Friedensvertrag nutzlos sein würde. Wir sind überzeugt, daß Ihr als gute Hirten und als Bete» des Friedens und der Barmherzigkeit in diese Auf gabe allen Euren Eifer setzen und nicht anfhörsn werdet. Gut! durch Eure Geistlichkeit und Gemeinde günstig zu stimme». Was uns betrifft, wird Euch nnsc re Unter- st ü o n ii g in dieser äußersten Bedrängnis E n > e s Vaterlandes nicht fehlen, da sich nn'er Tiilcihe'iz mit größerem Mitleid jel"i K'nde.n znwciidet, die am meisten leiden, nach dem Verbilde deikm der -ms M'lleid für die sckzweren Lüden der großen Menge in jene denkwürdigen Worte anssprach: Miscreor super tnrbain. Fn Verheißung der himmlischen Güte.' »nd als Beweis .unseres großen Wohlivollens erteilen wir Euch, Ehrwür dige Brüder, und allen jenen, die Eurem Seelsorgeramt an- vertrant sind, von ganzem Herzen unseren apostolische!.' -egen. Vereinsamung! H Der „Dresdner Anzeiger" (Nr. 288) beschäftigt sich ausführlich mit unserem Leitartikel in der Sonnabeno- nnmmer. Das Blatt stellt dabei fest, daß wir den Schul- kompromiß nicht „mit vorbehaltloser Zufriedenheit" be trachten. Das ist richtig und wir haben die Gründe, wie wir glauben, in dem Artikel eingehend genug darg-elegt. Es liegt -das, um es nochmals kurz zu sagen, daran, daß der Charakter des christlichen Staatswesens aufgehoben und daß durch den Kompromiß das christlick;« Volk lediglich Vo der Verg-ewaltignng bewahrt wird. Daran tragen — und das muß erneut betont werden — gerade diejenigen Par teien schuld, die dem „Dresdner Anzeiger" nahe stehen, näm lich die Konservativen und die Natioiwlliberalen. lieber die Stellung der Parteien wird uns heute ans Weimarer Z e n t r u m S k r e i s e n u. a. folgendes geschrieben: „Die ehemaligen linksstehenden N a t i o n al l i b e- raten, die sich nach Ausbruch der Revolution zeitgemäß in Demokraten vernvindelten, waren bereit, entgegen dem Willen der Mehrheit des deutschen Volkes, mit -den So zialdemokraten in, dieser Frage zusammen zu gehen. Dir Konservativen traten zwar im alten Reichstage noch für die konfessionelle Schule ein, nachdem die Revo lution sie ober in den Hintergrund, gedrängt hat, und sie gezwungenermaßen sich den heutigen Verhältnissen anzu- paßen suchen »ersuchen auch sie, dir Schule nach eigenem Muster iimzum,,. ein. Die Reliz.rn als L-chr.zezensiano ist ii.'nn nicht mehr so wichtig, daß cs sich lohnt, besondeis d.stür zu tämpsen, die deutsche Sw n le mir dent - 'chem Religionsunterricht, d. b eine ein gehende Würdigung der Reformation, die »ach ihrer An sicht de:' Anfang der deutschen Zeitge'chnisie ist, 'oll a!-r- Ersatz dienen. In freidenkenden protestantischen Kreisen mag das genügen, wir bezweifeln aber, ob das ganze gläubige protestantische Volk sich damA absinden mochte." Hier komn en wir auf d-en Kernpunkt b:i »e>- Erörte rung der Frage, wie es denn eigentlich möglich war. brß bei der zweiten Lesung in der Nationalversa nmlung an- Frei tag die Dei.chchnationalen, die Deutsche Volkspartei im t-.. n- ten Verein mit ten Demokraten und den unabhängigen Sozialisten gegen den Schn-Ikompromiß stimmten. Ans eine Andeutung, die wir schon neulich in dieser Hinsicht machten, erhielten wir noch am Freitag vormittag von einer her vorragenden Persönlichkeit der evange lischen sächsischen Landeskirche einen Brief, in dem gesagt wurde, wir möchten doch solche „Verdächtigungen" im Interesse des konfessionellen Friedens unterlassen: denn er, der Schreiber des Briefes, halte es einfach für unmöglich, daß die Konservativen in der Nationalversammlung gegen den Schulkompromiß stimmen würden. Leider -hat un sere Jnsonnation die Stimmung richtig wiedergcgeben und die „Verdächtigung" wurde am nämlichen Tage, an dem der Brief uns erreichte, zur nackten Tatsache. Tie rechtsstehen den Parteien haben damit eine große Verantwortung ans sich geladen. Wenn wir am Sonnabend schrieben, der Kom promiß sei noch nicht ganz unter Dach und Fach, so hatte:, wir speziell diesen Borgang im Auge. Bei der dritten Lesung wird die Entscheidung fallen. Wenn die Sozialdemokraten geschlossen fest bleiben, wird der Koinproiniß Gesetz werden. Sollte das aber nicht der Fall sein, so hängt die Entschei dung von den rechtsstehenden Parteien ab. Ihre Verant wortung wächst damit ins Ungeheuerliche. Ans reinen, Parteieaoisimis haben sie am Freitag dagegen gestimmt. Wollen sie -diese Stellung beibehalten und damit für die Verweltlichung der Schule überhaupt eintreten? Wenn nicht für noch mehr. Tenn darüber dürfen wir uns keinem Zweifel hingeben, daß im Falle einer Krisis die jetzige Negierung von einer unabhängigen abgelöst würde. Und warum das alles? Ter „Dresdner Anzeiger" sagt uns daS sehr deutlich. Er weint, das Zentrum fühle, „wie es der Vereinsamung zntreibe. Sein Ruf nach der christlichen Ge meinschaft wird aber unerhört verhallen, wenn es in seiner Rheinbundpolitif verharrt.» Das .ist vatikanische, nichl christliche Politik". Hier wird also die Hand znin Frieden brüsk znrückgewiesen. Wir müssen entschieden bestreiten, daß das Zentrum „vatikanische Politik" treibt. Als Beiveis dafür kann das Blatt auch nur die sogenannte „Rheinbund- Politik" anfiihren. Das Zentrum treibt keine solche Poli tik. ES hat sich gegen alle Loslösnngsbestrebnngen- v o m Reiche mit Entschiedenheit gewandt. Es ist bekannt, daß diese unglücklichen Bestrebungen bnrckMis nicht dem Zen trum an die 'Rocksclpße gehängt werden können. Hier nur ein Beispiel: Ter Chemiker Haas in Landau in der Pfalz, der dabei soviel genannt war, ist der Sohn eines protestan tischen Pfarrers in Frcidnrg i. B. Tie Frage einer größeren Selbständigkeit der Rheinprovinzen steht ans einem anderen Blatte und hat jedenfalls mit „vatikanischer Politik" nicht das geringste zn tun. Tiefe Frage wird übrigens in den betreffenden Provinzen durchaus nicht allein von Zen- trnmslenten erörtert, sondern von Anhängern der verschie densten Parteien, auch von namhaften Protestanten. Wir haben den Nachweis dafür in der letzten Zeit erbracht --- der „Anzeiger" schweigt sich darüber jedoch ans. Er würde -dann allerdings bas Argument der „vatikanischen Politik" nicht mehr auwenden können. Ties« Bestrebungen lxiben ihren Anstoß allerdings nicht zuletzt durch die Vorgänge auf kulturellem Gebiete und durch die s-einerzeitige „Regie rung" des unabhängigen Kultusministers Adolf Hoffmann in Preußen erhalten, mit dessen Freunden nunmehr auch die rechtsstehenden Parteien den Schnlkompromiß zu Fall brin gen wellen. Der „Dresdner Anzeiger" spricht von „Vereinsamung" des Zentrums. Gewiß, eine wiche Vereinsamung ist vor handen — aber in ganz anderem Sinne, als der „Dresdner Anzeiger" sie meint. Näm lich insofern, als heute bas Zentrum bie einzige Parst', ist, die Praiiiich für bie Erhaltung der konsirsionew'n Schule eintritt. Vereinsamung insofern, als bei dem Ein treten für die konfessionelle Schule die rechtsstehenden Par teien daS Zentrum nicht nur nicht unterstützen, sond-rn es im Stiche ws ui. treiben, ist nichts des Evange'l ch-n drastischer als 'in Was heute die rechtsstellenden Parteien anderes als die Fortsetzung der Politik Bundes unseligen Angedenkens. Noch „Dresdner Anzeiger" zeigt sich d. s in ei-nem Artikel der „Leipziger Nene st en Na ck rich ten" <Nr. .-e'i), in tem es heißt: „Für die private:: Volksschulen ist eine weiter-' Ein schränkung dahin getlch'cn, daß sie nur dost z-'.gelasien sind, wo eine ei-.t'licchendc öffentliche Volksschn e n.cht besteht, d, h. aui d-nilich daß die Katholiken in der Dia spora überall ihie lia nc konfessionelle Volks.sch-ße t ean- spruchen können. Es heißt darüber hinaus aber bei den höheren Schulen die völlige Kapitulation vor den Ordensschnlen. Hier braucht die Bedürfnisfrage gar nicht gestellt zu werden. Jeder Orden, ja, selbst die Je suiten haben das Recht, sobald nur die technischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen des Aistikels 11-l er füllt sind, überall nach ihrem Belieben eigene Schulen ein- znrichten und dadurch die konfessionelle Absonderung ans den höheren Schulen bis ins kleinste biirchziiführen." Wir 'ehe» ganz klar, warum die rech sstehende". Pailst- politiker gegen den Kompromiß stimmen. Tie „Leipziger Neuesten Nachrichten" bestätigen nur das, was die oben N iedcraegebene Zuschrift aus Weimar ausspricht. Soweir wären wir nun also glücklich wieder. Ta müssen wir doch die Frage anfwersen. hat man denn alles vergessen, was man noch vor einigen Wocist'n so feierlich ausgesprochen hat. War niemals in Dresden eine Sarrasaniversamiiiliing am 2!). Dezember 1018 gewest»? Wir baben jebenfalls nicht vergessen, was damals die Herren Obcrkonsistoria-Irat Költsch und besonders Slaatsiiiinister a. D. Heinze, beide Mitglieder der Nationalversammlung, ausgesprochen haben, ausgesprochen unter dem Jubel ihrer evangelischen Glau bensgenossen. Sollen das wirklich nur Worte gewesen sein? Wir habe» als selbstverständlich angenommen, baß diesen Worten auch Sie Taten entsprechen würde». Es ist gewiß spät, aber noch nicht zu spät. Wenn übrigens der „Dresdner Anzeiger" wieder da von spricht, daß das Zentrum „bei den Wahlen mit den bürgerlichen Rechtsparteien" eine gebundene Liste einge gangen war, io sei nochmals darauf hingewiesen, daß wir trotz unserer „Vereinsamung" es nicht gewesen sind, die damals sich um diese Verbindung bemüht haben. „Vatikanische Politik"! Soll das zum Schlagwvrt gegen das Zentrum, gegen bie katholische Kirche werben? Denn etwas anderes ist es nicht wie ein Schlagwort. Es soll wie der einmal die Haltung des Zentrums ans nationalem Gebiete verdächtigen. WaS sagt denn z. B. der „Dresdner-