Volltext Seite (XML)
Nr. »74 »«.Jahrg. GeschSftsktrll, ««» Sledvktlo«, Dresden-«. 16, Holbetns rahe 4S ' Freitag 28. No». iSIS Fernsprecher LI SS« PostscheMt»««to Letpzt, Rr. iv«l»»Spr«td, «irriitzShritch in Ser iSclchSstSstelle oder don Ser Po>t abgeholt MuSgabe t 4.08 .», Slusgabe « S.7S In DreSSen mid ganz Deutschland sret Haue Ausgabe I I.V8 a«, Slusgab> « I 08 -A. — Die Siichstschc Bolkszeitung erscheint »„ alle» Wochentngen nachmittags — Sprechstuntn der Siedaltionl II bis IS Uhr vormittags. Anzeigen: ilnnahm« von Gcschüstsanzeige» bis 1« Uhr, don Familienanzrigen bis I I Uhr dorm. — Ateetg stk dt« Pettt-Lchaltzetle ««4, im «-Nameteil 1.80-r. Familien,An,eigen — Für undeutlich ,«,chriebene soint« durch Feu«. spreche! ansgegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit skr Sie Richtigkeit Le» Dezte« nicht übernehmen, Wulle H Run i't die De II t s ch n a t i o n g l e Volk;-' Partei in Dresden, dir doch wohl auch für ganz S-achsin, -den Don aiigftL. glücklich auch offiziell auss alId e u l i ch e Geis gerutscht. Lsits wir am MittN'och nachmittag in, Reretwshaussaal in Dresden erlebten, hal sickwrüch tiefster Erndvuck aus uns gemacht, indem es uns erneut znm Be- ivichtsein brachte, wo-lche. Gefahr nicht nur van der äußer steil Linken., sondern auch von der äußersten Rechten dl-obt. Die Versammlung stand unter einem Motto, nämlich de:n der Auspeitschung der niedrigsten politischen Instinkte, wie wir es kaum jemals,in einer sozialdemokratischen Verstimm lun-g erlebt haben. Die Leitung der Tentschnationalen Volkspariei hatte zwar die Genugtuung, ein volle- Hans vor sich zu habsn, aber trotzdem muß sestgestellt werden, daß sie gewissermaßen unter Ausschluß der Oesfcntlichkest getagt hat. Ter Referent des Tages hat znv,r seinen Mannesmnt außerordentlich statt' betont, und unter viel rhetorischein Schwung erl'lait, daß eS ihm egal sei, wenn er Mer den -Hausen geraunt würde, — aber er durste doch schon non vornherein davon überzeugt sein, daß e? ihm etwas derartiges nicht passieren würde — dafür batte wohlweislich die "Leitung der Deutsthnationalen Volkspar- tei Sorge getragen. Einmal hat sie die Abhaltung des blutrünstigen Vortlages aus — an einem Werktage! — nachmittags !>/, Ubr gelegt. Außerdem aber sorgten die Hosenmätze dieser Partei dafür, daß niemand ohne Ldarte hereinkam und diese Karte mußte mau sich außerhalb des Versamnüungslokals an vettchiedenen Stellen der Stadt besorgen, Nachdem man aus diese Weist' die notige Atmosphäre gesichert Harn, konnte die Sache losgehen. Ich hatte ans der Galerie eine sehr angenehme Nachbarschaft. Auf der einen Seite einen Herrn, der sich fortgesetzt darüber beschwerte, daß ich nicht Beifall klatschte, auf der anderen Seite zwei kleine Jung, n die das in um so stärkerem Maße besorgten. Als ich mir den Mut na! -n — zum gmogen Verörusse meines Nachbarn zur Rechten —- die IungenS zur Linken nach ihrem Alter zu 'ragen, ettlärtcn sie mir, und warfen sich dabei mächtig m die Brust, daß sie even dreizedu Jahre alt waren. Solch würdige Gestalten mir 'Schulranzen iah man mch reichlich viel im Saale und wn vermißten nur die dazu gehörigen Kindermädchen. Wenn man dann aus wärts don 18 Jahren ab alles das zusammenrcchnet. was an bnntbemübter Jugend anwesend war, wird man mir einigen Hundert nicht zu doch greise». Da der Referent in seinem Vertraue mehrmals von Lauseningen,- Krack', io muß man inobl annebmen, daß er und 'eine Freunde aus dem Standpunkte sieben, diese Kategorie sei nur außerhalb der Teuilchnationaten Voltspattei vorhanden. Im Ernste gesprochen aber folgendes: Als die Sozialisten in der Such- sisch-en Volkskammer beim Kirchenaustrittsgesetz den stliäsi rigen Kindern die Berechtigung zusprachen, ihren Austritt aus der .Kirche zu erklären, haben, ganz mit unserer Zu stimmung, die Konservativen dagegen Pretest erhoben. Sie haben aber vom Gerechtig-keitsstandpiinkte aus unseres Er achten:- in dem Augenblicke dazu keine Berechtigung mehr, in dem sie die Dreizehnjährigen in politische Versammlun gen bineimchicken und hineiulasstm. Und nun- Herr Wulle aus Berlin, Hauptschristleiter der alldeutschen „ Deut s ch e u Zcitun g " als Referent' Die „Dresdner Nachrichten" «Nr. Mi, aus deren Redak tion Herr Wulle her vorgegangen ist, sind begeistert. Abe" chanihast vettchw.'igeu sie, welche Töne dieser Herr anzu- stblagen beliebte. Wir wollen daher edoas nachhclfcn und einige Stilblüten aus diesem. Vortrage veröffentlichen: .Diese famose Reffüning, die der Satan uns beschert hat" (Trampern mrimr dr-tzrün-ähligen Nachbarschaft.) Die jctziffe demsche Negierung würde mü deutschem BoikSgute >>l schamlosester Weise Sch iwlnder treiben. Wir mußten durch diesen Schlamm hindurch, Millionen D>irischer wurden keir.'n Funken Eing.nchl besitzen. „Wai,n en! Um schweißt ihr denn das GeUchier (gemeint ist die deutsche Negierung) heraus?" Ter Negierung müsse in der rücksichisloseiten Weise entgegen- getreten werden, die keinerlei Äonzessioren kenne, DieserMar von Baden (gemeint ist derE-xreichskanzlerBrinz Mar von Bader). „I: ieies Svstein mns, bekämpft werde», und wenn eS'ich noch fr viel Müll» gibt. Wer sich damit verbündet, ist unser geschworener Feind lind wenn er daö Paradies drinnen würde, Wir Mücken alles ririnittereeiheii, was von dieser Regierun» kommt," Alles i,i verinnlt, was sich heute Negierung nenn» istzbeogcr, d,eie besondere Blüte des neuen SpstemS, der die neuen Stenern emgedrachl habe, mit der ihm anstehenden Frechheit, die kein anderer Saatsmann in der Weltgeschichte bis jetzt ge habt habe, Erzlnrgce »-''suche — bewusst oder unbewußt, lasse er dahin- -gcsltttt der Enleiue zu retten, was z» retten gehe, er sei ein so gen aniiie, Slaatsimm», selbst wenn er a»L Buttenhausen stamme. Man müsse um ihm murnder Atztieid haben oder eia anderes littest nillen- Wenn er dieses Unest aber ansiprechen würde, würde ec mit dem Siaaisanwatt >„ Konflikt kommen (lue Trei- ,u>uua!>e geil klalim--» dabei 'o wütend Biinll, daß i..««»> die Müs » ovni ,u, p-> 'allen - Das ist, wie goiagt, nur eine tleine Blutenlese aus dem mnsangreichen Schimpflerikou des Herrn Reiuhold Wulle. Mir kaur während seines Vortrages ein Erlebnis al s früheren Jahren in Erinnerung. Als ich einmal in Schlesien durch Zobten am Berge ging, fand gerade Jahr markt statt - es war die Zeit, wo es noch Waren gab — da sie! mir eine Frau aus, üie unermüdlich ihre Sachen un ter dem Stichwort „Wulle -- Wulle" anpries. Sie verstand es tatsächlich, eine Reihe von Lenken beranzulocken, aber verkauft hat sie recht wenig. Denn die Güte ihrer Waren entsprach offensichtlich nicht ihrem Stinnnenaustv.ind. Da bei stach sie aber immer noch vorteilhaft von unserem Herrn Wulle ab, denn sie hatte wenigstens den Mut, ihre Waren aus öffentlichem Markte, anzupreisen, während Herr Wulle dafür sorgte, daß sein Kundenkreis erst dreimal gesiebt wurde. Man kann sich von der Güte dieser Rede einen Begriff machen, nenn selbst der nationalliberale „Dresdner Anzeiger" sich veranlaßt sieht, davon abzursich,",!. Er wür digt zwar das nationale Pathos des Herrn Wulle, glaubt aber mit Recht, „baß dem Zweck der Wiederauirichtung der deutschen Vo!kstrast besser gedient wird, wenn der Ton gegenüber andersdenkenden Schichte", unterer Volksgesamt heit grundsätzlich anders gestimmt wirb, als es Herr Wulle in einem großen Teile seiner Rede getan bat". Daß Herr Wulle auch im wüstesten Radan-Antiienii'.is-mus machte, sei lediglich nebenbei bemerkt. Das Sonderbare ist nur, daß auch darüber die „Dresdner Nachrichten" mit einem ganz kurzem Satze hiuweggeben, wobei es natürlich uns voll ständig sernliegt, behauvten zu wollen, es tonnte dabei etwa die Rücksicht ans den Inseratenteil des Blattes irgendeine Rolle spielen. Das bemerkenswerteste au der Rede des Herrn Wulle ist aber die Tatsache, daß er nicht mir alles für verfanlr hält, was sich heute Regierung nennt. Er stellte sich - wiederum unter dem stürmischen Beifall der Dreizehnjäh rigen - der Versammlung als Altte-ntschen vor, Aber nicht nur das, sondern er jagte wörtlich, daß er revolutio när nach der anderen Seite sei und fügte dein an, daß er sein ganzes Lebe» lang gekämpft habe gegen das vermorschte und faule System, das bereits nach Bie-marck in der Wil helmstr-ße Platz gegriffen habe. Daß das ein schwerer An griff aus die Monarchie war, ist klar, und kam auch in den nachfolgenden Ausführungen znm Ausdrucks denn er trat nicht etNlla für die Monarchie als solche ein, atto etwa für die Witteisbacher oder die Wettiner, sondern lediglich für die Wiederherstellung der Hohenzollern-Monarchre und auch da ,-it ankaestwvckttae: N . awicwnng nicht für -eil Kastor, stw.d,".," tür r inc.1 Kaste:'. 'Das entspricht -er Sanum dos Herrn Wulle und der „Deutschen Zeitung", eie .,r.v, tt'S von einem ev-ange.st'chen Kaisertum sprich,, "iwa s dir- Sn atze!" ries Herr Walle — und weiter „Und w-,-,r ach :.rufend Leiwen türmen, das ist gleich, .r enn nur der a-e..-st'che Kaiwr.wa- ak,- siegt." Herr Wulle er klär re, daß dies das Programm der Deutschnationalen Vottaoartei sii Alm Er.tteinnim- a.'S Bürgerkrieges! Auch hier ist es bezeichaend. m- dw- „Dwmr-w Nachrichten" diele Par.'Da , ae-e : .".--chnttigea. Wir 'v.-llen denn nur die Frage, ob wir zu viel sagten, als wir non:ich - or> Bclstbewister: im Frack sprachen, Herr Wulle brüst--* Da t-,D, - " st inen deutschnationalen Freunden a - w ... , - äste alles hcnintergeriss.m werden, w-as ron d-ckcr 'Re-uernng. komme. Er sagte das in gewissem rr-rn." a c-!:,"n Tone und deutete damit die beiden Richtungen D a- D.sib d-w deutzschnationalen Volks partei an, Nack n. was wir in der letzten Zeit erlebt haben, muß leider sisi Deltt ,, e ,'eu, daß der Flügel Wulle bei den Konsiwvattr - ,,a-Da-ao, w'bend geworden ist. Daß inan diesen Herrn zr .-.n-r stund:ei'e nach Sächsin komme- ließ, bestätigt das n:n. Der Dielle, an der Herr Wull- bavon sprach, die Reeiernng n.ükie auch dann ho winten- gerissen werden, wenn sie leidlich vernünftige Gedarrte: Habe, fügte er bei, man dürfe seine Hand nicht schmichst machen. Wir billigen durchaus nickt alles, was von den deutschen Negierung kommr und was sie tut, und wir er sehen in der jetzigen Koalition gewiß nicht unsir politische Ideal Aber wir müssen vom Zentrnmsstandvuntte ans auch nur irgend eine Gemeinschaft mit Leuten vom Schlage des Herrn Wulle ablehnen, eines Mannes, der übrigens ganz unabhängig-sozialdemokrattsche Manieren angenommen l>ai, sich selbst als revolutionär bezeichnet und unser Volt mtt einem neue» Bürgerkrieg beglücken will. Wir wißen nicket, was die Zukunft bringen wird, aber eines wissen wir be stimmt, daß man mit solchen Methoden reine pr.tt'ttsth-e Politik machen kann. Dann sii uns in aller Röttick te.t in diesem Ziisi.mmenbange noch eine Frage gestaltet. Mit glied der deittsibnationalen Fr.ttiion der Nattonalvri'unm- lung ist auch Herr Siadirat Wetzl ich aus Dresden, der bekanntlich diesen Ehrenplatz nur durch Hitte der Lisimver- bindung mit der Zentrumspartei im Wablkreisi DstDchsen, einnehmen konnte, Herr Westlich hat nun, es ist das stllon öfter hier erwähnt worden, sich in der ersten Versammlung d-e'' deutschnationalen Vslkspartei nach der Revolution am Freitag den t>, Dezember vorigen Jahres in Dresden, Sem erstaunten Volte als Republikaner vorgestellt. Die Säch sische Vottszeitnng" bat damals in Nr, 281 von! 7, dezem- her 1918 folgendes darüber berichtet: „Weiter nin'ie« wir bekennen, daß uns die Auestihinngen de« Herrn Stndirri! Weichest Zur Fes-ie Lee Monornch >u',e Nlpuvl'k iveniff ruigenelim dertil, t stvter. Auch wa bade!' uu» uill den Ver« hättnissen ritz,iiden und stellen uns nnf den Bude» der voll-- .zvqcncii Tnlsnü-en. Wir sind nUerdnigs »eel! wie vor der An schauung, das; sich die Demokratie auch in einen ftnouarchtiche« Staatswtten statte durchtüstien laiien Wenn aber der Perrreier einer N> Mini',, die dach den »ivürrchi'-sten Wedanken bis vor wenia Wociieu iür sich allein rn Erbpae!'! «»»online!! zu babe« schien, ffkster» ett.sitte, es iei ik>:n wchl schwer pesibcn. Republi kaner z>, weiden, so kann da? jedenfalls nicht sor.dett.irt, snmpathi'ch beriistren," Was sag! Herr Wulle dazu? Gemcisi'n an 'Du.".! Aus führungen und an den eben erwähnten Darlegiin wn des 'Herrn Westlich müßte! Herr Wulle eigentlich dost' z.-goven, daß wir Wilde fast noch bessere Menschen lind. Wir -noch« ten aber gerade vom Standpuntte -er Sächsischen ,Zen- triunspartei aus gern von He ' V,'blick) die Frage beant wortet ivissen, ob auch er, den man doch zu den führendes Deutsche Spm -Prämienmrleihe ihm Besitz erleichtert Deine Steuern! '-ist W ? ' W -i''' W