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Nr. »VV «8. Jahrg. Geschäftsstelle rrnL Stedaktio»» Veesde«-> A Nt> .Holbrinstraftr Dienstag, 2. Dezember tMV Fernsprecher Li »«« Postschechkontv Leip.;!« Nr. k S IVI E'W Bezugspreisi Btcrieljähilich t» der Geschäftsstelle oder von der Post abgeholt Ausgabe t niil illuslr.Beilage 4.vi» UaSgab« v S.VS.tr. Ju Drei-den und ganz Deutschlaiid siel Haus NnSgabe i -t.Ili >.e. AnSgnbc ll 1.0H — Die Sächsische volkSzestiuig erscheint au allen WoLeulagen »achnv — Sprechstunde der Redaktion: 11 dis 12 Mir voran Anzeigen: Annahme von GeschästSanzeigcn bis 10 Uhr. von FamUienanzeigen dis 11 Uhr vorm. — PretS sb, di« Pclit-Svalizeile im Reklamen» 1.K" «V. Familien-Aa,eigen 50 Z. — Für undeutlich geichrlebeue. sowie durch Fern- sprecher anfgegebene Anzeigen künnen wir die Beruttwortlichteit sür die Rnülialei! des Terieo nicht ilbernebn'rn. Sachsen gegen das Reich? Ter sächsische Finanz m i n i sr e. r hat sich gegen Zen Gcschivind'chritt. da» die Reichssinanzreform angenom men hat. geiven-det. Er so» geiag! Huden. dus; er die hi:- oerige Fiiianzwirtschast. wie sie von Berlin ans betrieben iverde, nicht mitmache. Weiter habe er sich gegen die Fi nanzpolitik des tUcichssinan'-minislers iw allgemeinen .ewendet, habe vor allein von einer steuerlichen Anssan gnng der Einzelstaaten besprochen, so das; für die Einzel- il-aaien nichts :neiir übriplileide. Do wenigstens berichte,! .;. B. die „Tresdner Nachrichten" in Nr. :Ll> vom Ln. No oembxr d. I. In der betressendcn Aeußerung heisst es dann n'örllich als Aenßernng des sächsischen Ministers:' „Auch Steuern haben ibre Grenzen. Eine Ueberspannnng ans vielem st-ebicte wird katastrophal ivirken." Wir N'issen nicht, ob der Finanzminisler von Sackst» sich wirklich in der Weise ausgedriickt bat, wie die „Dresdner Nachrichten" mitteilen. Es scheint nnS, das; hier die Be- richterstaitnnq möglicherweise doch die Worte des Finanz- Ministers unrichtig wiedergegeben oder sie ans dem Zn- ianunenhana gerissen hat. Dieser Bericht aber dar? nicht unwidersprochen bleiben, damit keine PeNvirrnng unter deni Balte entsteht. Was zunächst den letzten Satz anbelangt, auch Stenern oälrcn ihre Grenzen, eine Ueberjpannnng müsste katastro pha! ivirken. ,'o mns; man demgegenüber einfach seststellen: Tie Stenern, die wir sür den Reichs-, Staats „nd Ge- meindebedars brauchen, m ü s i e li aufgebracht werden. Das kann ein jeder Staatsbürger sich selbst sagen. Einen Aus weg gibt es da nicht. Denn würden sie. nicht aufgebracht, w tonnten die öffentlichen Körperschaften ihren Berpfücn kungen eben nicht mehr Nachkommen und was das beden ken würde, ist zur Genüge bekannt. Die Schädigungen, dir dadurch dem ganzen deutschen Volke und der Boikswirtschait zugefügt würden, wären nngehencrlich und würden ei» Vielfaches dessen betrage», was auch die bärtesten Stenern von uns fordern können. Ein solcher Instand ist gar nicht auszudentstn! Wir tönnen deshalb nicht gui annebmen, aast der sächsische Finanzminister diesen Satz ohne alle Ein schränkung so, wie er in der Presse vorgebrachl worden ist. gesprochen haben soll. Tenn jeder Fiimnzminister weis;, aas; c-S nur eine Möglichkeit sür uns gibt, ans den Finanz ichwierigkciten heransznkomincn, nämlich die. die Fck.llbe- rräge in den lausenden Ausgaben unter allen Umständen durch Steuern zu decken. Wie hoch die Steuerlast wird, bängt überhaupt nickst mehr von dem Willen des Reichs- nnanzministers oder irgend weicher Partei ab. Das Mas; der gewaltigen Stenerbclastnng diktiert nicht die Gegen wart. sondern cs ist uns diktiert durch die Ausgaben, welche im,Kriege gemacht worden sind, und durch all die Folge,! des verlorenen Krieges. Die gegenwärtige Regierung steht hier vor einer nnerschülterlicken harten Tatsache, die ste stlbst nicht geschaffen hat, a,n der sie aber nichts zu ändern vermag. Wir müssen die Lasten tragen, das steht äußer lich b »glichet Diskussion. Wenn die Lasten die Grenzen des Möglichen nahezu überschreiten, so dars man nicht vergessen, >aß der Grund hierfür in der gewaltigen Ueberspannnng der deutschen Kraft im Kriege liegt. Gerade mit Rücksicht auf die gewaltigen Lasten, welche der Bevölkerung aufgebürdct werden müssen, hat der jetzige Reichssinan-zininister sich veranlaßt gesehen, den Besitz bis ;ur Grenze der Leistungsfähigkeit heranzuholen. Tenn nur dadurch können auch jene Lasten, an welchen die breiten Massen des Volkes tragen müssen, niedriger und ertrag- lickier gehalten werden. Oder sollte in Deutschland von heute ein Finanzminister sein, der den Besitz glimpflich behandeln, dagegen die breiten Massen des Volkes mik indirekten Steuern überbürden wollte? Ein solcher Finanzminister lstitte die Zeichen der Zeit wohl nicht verstanden. Soll aber der Besitz auch wirklich bis zur Grenze seiner LeiftjlTvgHsähigkeit herangezogen werden, dann bleibt gar »richte anderes übrig, als daß die beiden Hauptsteuerquellen. die Besteueruug des Vermögens und des Einkommens, in die Künde des Reiches übergesichrt werden. Die Länder können nickik die Bürgschaft vielen, daß diele Duellen überall gleichmäßig nno bis zur vollen Lcksiungs- sähiateit ansgeschöpit werden, wen» das Reich hier nicht die Führung übernehmen würde. In dem einen Land würde ! die Besteuerung so. in de:» anderen Land anders gestaltet ? werden. Darum hat sich auch die Mehrheit der Länder im ^ Sommer den Gründen des Reichssumnzministers nickst ver schließe» tonnen, mit welchen er die Notwendiakei! de, reichseigenen Stenerverwaltnng und der Verreichiicimng des Steuerwejens begründet hat. Die Lage ist nun einmal so, das; das Reich in der Zukunft ft-i Milliarden Stenern notwendig bat, Länder und Gemeinden zusammen etwas nber l> Milliarden. t>l» diesem Bedarssvcrhältnis ist nicht zu rütteln: es liegt eine eberne Tatsache vor. Aber der Reichssinanzminisler denkt gar nickt daran, die Interessen der Länder und Gemeinden zu schädigen, die Länder „ansznsangen, daß für sie selbst nichts .»ehr übrig bleibt", wie es in dein Berichte heißt. Der Hauptertrag ans der Reichscinkonmienitenrr wird den Ländern und Gemein den Zuflüßen. Auch an der Besteuerung der toten Hane ! inerden sie mit k>0 Prozent beteiligt. Ferner erhalten ne eine Reibe von Einnahmen ans anderen Reichsstenern zu gewiesen. Den einzelnen Ländern und ihren Geineinden wird weiter ein allerdings beschränktes Gebiet der Bestem' rnng zur selbständigen Ausgestaltung und Verwertung Vor behalten. Wenn die Stenern die erwarteten Erträge brin gen, werden Länder und Geineinden in der Zukunft Milliarden Mark Steuereinnahmen durch das Reick garan tiert erhalten, gegenüber noch nickt >! Milliarden, die sft- vor dem Kriege bezogen haben. Gererde ans der Rede des sächsischen Finanzniinisters kann man ersehe», das; die Län der für mV allein überhaupt nickst imstande wären, ans der Finanznot belansznkommen. wen» gleichzeitig die Bedürf nisse des Reiches Befriedigung linden sollen. Der Reickn- sinanzininister hat vollkommen reckst, wenn er nur in einer oow Reiche ansgebenden, auch sür die Einzeistaaten und Gemeinden sorgende» gesamten Finanzpolitik die Möglich keit erblick!, die Interessen der Reicks-, Landes- und <N- meindefinanzeii miteinander in Einklang z» bringen. Da durch wird ermöglicht, daß alle Personen, die gleiches Ver mögen und gleiches Einkommen haben, in ganz Dentstlstand gleichmäßig zur Steuer herangezogen werden. ES kann in der Zukunft nickt mehr geduldet werde», das; einzelne Städte sich zn Steueroasen entwickeln, in wel chen die Reninerdevölteruna lick sammelt, wäbrend ande'-e Städte nitter übermäßigem Steuerdruck seufzen. Gerade die Höbe der jetzigen Stenern erfordert eine möglichst ge rechte Verteilung. Durch das jetzige Vorgehe» des Reiches wird weiter ermöglicht ein gesunder und sozialer Ausgleich zwischen direkten und indirekten Steuern, sowie ein Ausbau der direkten Besteuerung nach den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit. Im Interesse der vielen Millivnen deS ar beitenden Volkes nnd des Mittelstandes »ins; unter allen Umständen an dem Grnndgirdankcn sestgehalten werden, daß das Reich die wichtigste» Stenern von ganz Tentichland fordert. Die Länder und Gemeinden kommen dadei. wie eben dargelegt wordeG ist, durchaus nicht zn kurz, ihre Knltnrausgaben tönnen sie auch in Zukunft entfalten. Freilich, das eine wird nicht mehr möglich sein, daß dicke oder jene Gemeinde, dieses oder jenes Land die besitzenden Klassen weniger scharf erfaßt als eine andere Gemeinde bezw. ein anderes Land. Was dann weiter über den Geschwindschritt" der Re form gesagt worden ist, so muß man doch der Meinung Ausdruck geben, daß die Finanzreform an sich genommen überhaupt nicht rasch genug zustande kommen kann. Auf der einen Seite fordert man stets, daß das Reich der Pa- piergeldwirtsck-aft ein Ende maä>e. Wenn aber der ReichS- finanzminister unter Anspannung aller Kräfte Las einzige Mittel, Pas dieser.Papiergeldtvirtschaft wirklich steuern kann, nämlich eine s ch Iennige Finanzreform, dnrcö- lüliren will, dann gehl er manchen Leuten wieder ;.i ü..n->'.l vor. Heute ist ein energisches Zngreifen, ein ran: m Han deln nnd rackes Fortführen der Fumnzreü'N'' de- li nich tig. Man sollte doch dafür Versländni-. :.bea. wenn die Regierung die Erledigung der Finanzar ...en ia sehr als möglich zn fördern iuchi. Je eher wir ans der Finanznot heraiiskoniiiien, desto mehr Milliarden neuer Sa ckd-en ton nen gespart werden. ck/ Die VcijeZung -Ldslf Weingarten, 27. November Blauer Himmel wölbte sich heute früh übe: die alte Stadt Weingarten, wo es galt, die sterbliche Hülle Gräbers zur letzten Ruhe zu betten. Ein klarer Frosttag begünstigte die Feier, zu der viele lninöcrt Personen aller Stände aus nah und lern herbeigceilt waren, um im Schatten der alt- etnwnrdme» Di ist.Lücke ans dem nahegeieg-enen Friedhof „unjeren Gröber" an dem Drte beizrpetzen, wo auch sei»« beiden Eltern zur letzten Ruhe bestattet wurden. Unter der großen Zahl der Leidtragenden bemerkte man an der Spitze Ver Geistlichkeit den Weihdischo' Dr. Sproll. von der Ncichstagssraktlon in Berlin Domtapiinlar L imt-- Bainberg, Pfarrer M a r e » Hannover, Abg. D cv i ni - in er-Danzig: als Vertreter des ReichssinanzministerS Erzderger, der durch dringende Sten-erangelegenheiten sern- gehcüten wurde, war Ministerialdirektor Freiherr von S t o ck h a in m e r n zugegen. Tie württenibergickre Regie--- r-nng.war »ertreten durch den Kultusminister Dr..H lebe r. den Eriiähriingsminister Schaas und den Instizmimster Bolz, ferner durch den früheren Ermihrmigsnünister Baumann, der zugleich mit dem A-bg. Sckeer die Deutschdenwkralische Partei vertrat. Das Landtagspräü- dinm hatte den ersten Vizepräsidenten Ministerialdirektor Dr. Keck ent'andt: auch der zweite Vizepräsident Landgk- ricktsrat Dr. Walt her war an der Spitze der vollzähligen Henlrmnssr:k:ion des L mdtages erck icnen. Tie badUckie steiilrnlnsvartei hatte in der Person des Rechtsanwalts Abg. B a n e r-Konstanz, einen dein Verewigten besonders rwtzestchenden Freund abgeordnet, nni ihm die letzte Ehre zn erweisen. Allwäblich veriammelte sich vor dein Trauerhanse, wo i ' der Wolmi ng eines Nesse» Gräbers, des Postiekrelärs Gickstet, der Hai? ouigebalnst war, der Trauer;, g Eine gios.e Anzahl von Vereinen mit ihren Banner.: gab dem Platze vor dem Ratvanse mit 'einen geschichtlichen Fresken im Sonnengl.mw ein Bild von erg'.eisender Schönheit. Ter Kirchenchol .Kr Stiitskircke sang zuerst. Dann 'etzte groampster Tce »melklang ein nnd eine Musikkapelle stiminie den Ehovinickien Tranermarsch an. unter dessen Klängen der langgestreckte Fug in den Friedhof einrnckte. nnd bald vollständig ansüllte, derweilen von der Snsts- kiicl'e zuerst die gewaltige Glocke „Hoianna" ihren dumpfen To» über das weitgestreckte Dverland sandte und dann alle Glockrn des .»wUtigen Gotteshauses einsetzten. Tie Fener- wel". lrng den scl lichten braunen Sarg, den sie vom Trauer- Hanse auf den Leichenwagen gehoben batte, zn dem Grab hügel, der dereinu dir Mutter Gräbers ausgenommen hatte. Stadtpsar:er P f a i s . assistiert von zwei anderen Geistliche», nahm die Einsegnung vor und sprach sodann zur T''ai,e,meckammlnng. indem er die Worte an Kc Spitze stellte. „Sei gcüen bis in den Tod. io wird di. d'" Krone des einigen Lebens gegeben." Naniens des Landtag,spräsi- dmniS snhck.e Vizepräsident Ministerialdirektor .Keck ans, der Tod Gräbers hinter lasse eine Lücke in den Reine!« deS Landtages: das habe bei der N'ack-richt von 'eine»» Tode jede Partei gefühlt, und diese Lücke werde nickt so leiM ansgesüllt sein, auch außerhalb der Zentcu.nSfiakk.'on. Den zweiten Kranz brachte Domkapitular Leicht-Bam- ber-g im 'Namen der Reichstagssraktion des Zentrums Er ichikdeite, wie wir dem Berichte der „Augsburger Vostztg." entw hunm. die cigreifenden Szenen bei der Auchchcuncz nnd Ilekccknhriü'g Gröber- vom Reichstag znm Bahnhof in Berlin. Es war eine Traneneier. wie sie das Parln- ment nock' nie gckrtzcn. Und aiS Gröber durch die ^ie^es- allce geführt wurde, da war es -ein Siegeszug des katbo^ lischt» GcdanUns, dem sein Leben nnd Arbeiten gehört bat dis znw letzten Atemzuge. Wir gedenke» mit Lwve und Treue unseres großen Führers. Im Auftrag und im Na men des Reichsfinanzministers Erzderger legte Ministerial direktor Baror. v. Stockha m mern unter ehrenden Wor ten ein-m weiteren Kranz nieder als Zeichen der innigen Verehrung seines Chefs für den Verewigten. Für die württembergische Landtagsfraktion des Zentrums üder- reiciste Justizminister Bolz eine Kranzspende. Tie wärt»