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Sonnabend den 17. Mai 1919 Sächsische Bolk»zeitnug — bei uns in Sachsen krankt >H dem Krebsschaden: Furcht und Angst. In allen Klassen und Schichten, nicht zuletzt unter den Gebildeten hat sich dieses Urbel eingenislet. Angst vor der öffentlichen Meinung, Angst vor dein ungläubigen Kapital, Angst besonders vor dein allmächtigen Staat. Angst ist auch schuld an dein Ende der katholischen Schule in Grimma. Angst ist die Mutter der Kompromißmacherei und die Großmutter des Abfalles und Verrates, der Fahnen, flucht. Warum die Feigheit? Weil bei vielen in unseren Reihen das Bewußtsein der .uraft, die Ileberzeugung der siegreichen katholischen Idee geschwunden ist. Sind wir Katholiken so arm, daß wir betteln gehen müssen? Sollen wir vom Hochland der Wahrheit niedersteigen nnd Kammer- diener bei einem Minister werden, der nns mit einem Feder strich die religiöse Freiheit nehmen will? Also mehr geistige Unabhängigkeit! Mehr katholischen Stolz! Wir haben auch Brot und Gold! Wir sind reich genug! Tenn wir haben ein Lehrgebäude, das dasteht wie ein Niesengebäuds gegenüber den Kartenhäusern menschlicher Weisheit. Lange genug sind wir Katholiken Sachsens ein geduldiges Schafs- Volk gewesen. Werden wir die Partei der Ungeduldigen und empfindlicher für angetanes Unrecht! Deshalb, katho lische Freunde, pfleget Gottvertrauen, Romvertrauen, Selbstvertrauen und ihr habt die Heilmittel gegen die katho lische Angst. Tie Stunde ist da, wo wir vom Schlafe er wachen sollten. Auch die NeligionSkarte wird neu heraus gegeben in dieser Zeit der Gärung und Entscheidung. Katholiken Sachsens, laßt die Fahne eurer religiösen Ueber- zengung wehen im Winde und glaubet an sie! Seid echtes starkes Fahnenvolk! Die Katholiken vo n G r o ß euhain und U m- gegend erklären ihre volle Zustimmung zum Artikel „Kulturkampf" in Nr. 93 der „Sächs. VolkSzeitg." vom 24. April l919. Wir Katholiken Sachsens müssen geschlos sen mit allen Mitteln eintreren für die Erhaltung der kon fessionellen Schule usw. auf Grundlage der Einheitsschule. Unsere christliche Schule isl das schönste Erbe, das uns un sere Väter nach unsäglichen Opfern erstritten und als schön stes Erbe hiuterließen, daher ist eS unsere heiligste Pflicht, dasselbe zu wahren. Nie und nimmermehr werden wir un sere Kinder in einen gottlosen, chrislusfeindlichen Unter richt schicken.. Möge die Regierung auch alle mögliche Ge- Walt anwenden. Herr Oberlehrer Kantor Paul R e i in e - KönigS- hain schreibt u. a.: Man soll es wagen, uns unsere katho lische Schule zu nehmen! Und selbst, wenn dieser „man" ein sogenannter „Volksbeauftragter" Buck wäre Uebec die Zwirnsfäden katholischer Stiftungsurkunden stolpert ein Volksbeauftragter Buck nicht. . . . Gewiß war der Artikel der „Sächs. VolkSzeitg.", der so vielseitige Zu stimmung gefunden hat, allen Lesern aus der Seele ge schrieben. . . . Wollen wir doch nun auch dein Herrn Volks beauftragten Buck einmal zeigen, daß wir auch ihm einen harten Kopf entgegensetzen können. Wir müssen dem Herrn beweisen, daß w i r in der Verteidigung der konfessionellen Schule die „Volksbcauftragten" sind, nicht er, und dessen „Volk" nur ein geringer Teil davon ist, der von Haß gegen jede Religion und gegen die katholische im besonderen er füllte Teil des Volkes. Darum die Forderung: 1. Zu- sainmenschluß aller gläubigen Elemente des Volkes, 2. Scharfes Draufgehen gegen alle Vergewaltigung der Elternrechte. Zum „Kulturkampf". Schulrat -Dr. Lorenz Kellner hat einmal in seinen „Lebensblättern" gesagt: „Der Zusammenhang und ein freundnachbarliches Wirken der Kirche mit der Schule sind schon deshalb nicht bloß natürlich und wünschenswert, sondern geradezu heilsam, weil die alleinige Herrschaft des Staates auf geistigem Gebiete leicht engherzige Bureaukratie, Despotismus und störende Schwan kungen begünstigt oder hevbeisührt." Nie haben diese Worte eines „ultramontanen" Schulmannes solch tiefe Bedeutung erlangt als jetzt, da sich sozialistische Minister anschicken, ihr atheistisches Parteiprogramm durch „engherzigen Burean- kratismus und Despotismus" nicht nur dem erwachsenen Hildegard sah auf die Uhr. Sie hatte ungeordnet, daß man ihr, Hertha und Triri das Mittagessen eine Stunde früher serviere, da sie um 1 Uhr fortsahren wollten. Sinn war es elf. Zwei Stunden also noch! Dann . . . Ta pochte es an die Tür. und Friedrich überbrachte ihr eine Depesche. Zerstreut nahm Hildegard sie entgegen. „ES ist gut. Sic können gehen, Friedrich." „Von der Schneiderin vermutlich, die sollte noch einen anderen Schleier zum venezianischen Kostüm liefern und teilte wahrscheinlich mit, daß er nicht mehr rechtzeitig ein- treffen könne . . ." Aber während Hildegard die Zeilen überflog, erblaßte sie jäh. Die Depesche war von Gebhards Adjutanten und lau tete: „Herr Oberst eben schwer verwundet. Näheres brief lich. Sterneck." Bestürzt starrte Hildegard vor sich hin. Ihr erster Gedanke war der naiv egoistische: Gerade heute — jetzt! Was soll ich nur tun in Bezug auf das Fest? Ter zweite schwächere: Der arme Gebhard! Aber Sterneck war immer ein wenig Angstmeier, wenn es sich um Gebhards Wohl handelte. Da würde er sicher auch jetzt übertreiben . . . Und daun — jetzt absagen? Im letzten Augenblick, wo sie so wichtige Rollen hatte, daß es ohne ihre Mitwirkung einfach gar nicht ging! Sie freuten sich ja alle schon so sehr auf das Fest — besonders Värwald! Anderseits — wenn Gebhard wirklich schlver verwun det wäre. . .? Eins stand fest: Wenn Papa Grenzach von der Depesche erfuhr, dann war cs aus mit Schloßhof! Der würde sic nötigenfalls mit Brachialgewalt verhindern, zu fahren. Aber mußte er denn sogleich davon verständigt . . . '„Mama?" ES war TriZ. die eintretend schüchtern an Volke, sondern schon der unreifen Jugend aufzuzwingen. Bedauerlich und tiesbetrübend ist es, wenn sogar katholische Lehrer und Erzieher sich dazu hergeben, seichtem, den So zialismus begünstigendem Moralgeschwätz, als welches ich die Zwickauer und Leipziger Thesen ansehe, Aug und Ohr leihen. SolclM, niit wahrer Judasgesinnuug behafteten Männern möchte ich folgende Stelle aus dem schönen Buche „Christus als Lehrer und Erziehen" von P. Severus Rane O. F. M. dringend an Herz legen. „Daraus ergibt sich von selbst," heißt es, „daß das Sympathisieren eines Katholiken mit den unkirchlichen Bestrebungen der modern Pädagogik nur aus dem Mangel an der Kenntnis seines eigenen Glau bens hervorgehen kann, sowie aus dem Unvermögen, zu unterscheiden, daß das, was ein protestantischer Pädagoge an seinem protestantischen Glauben ausseht, ein Katholik vernünftigerweise unmöglich auch schon von seinem katho lischen verstehen könne." Tie Zeit ist für uns Katholiken Sachsens ernst, bitterernst. Auch bei uns geht's um Sein oder Nichtsein in dem neuentbrannten, uns.aufgezwungeuen Kulturkämpfe. Da brauchen wir Männer voll Charakter, ultramontan bis in die Knochen hinein, Männer, die wi- Dr. Lorenz Kellner auch einmal ein offenes Wort wagen, die nicht wanken und weichen, wenn es um das Höchste geht um unsere Kirche, unseren heiligen Glauben. Gerade jetzt gelten mehr denn je die Heilandsworte: „Wer nicht für mich ist, her ist wider mich", und „Wer mich vor den Men schen bekennen wird, den will auch ich vor meinem .Vater bekennen, der im Himmel ist". Otto Seifert, Lehrer. Von einem evangelischen Pfarrer erhalten wir folgen des Schreiben: „Ihrem „Kulturkampfartikel" möchte ich hiermit meine freudigste Zustimmung aussprechen, werden doch durch die Gewaltmaßnahmen unserer zeitweiligen Machthaber nicht nur die konfessionellen Güter, sondern die ewigen Wahrheiten des Christentums überhaupt in ihrem beseligenden Einfluß auf das Volksganze in Frage gestellt. Tie Lehre Jesu und die Predigt der Apostel bedeutet Ge sundheit für alles Fleisch. Unserem armen gequälten Volk und der ganzen innerlich und äußerlich zerrissenen Mensch heit muß um der Liebe Christi willen geholfen werden durch die Frohbotschaft vom Weltheiland. Was man jetzt kultur- politisch mit dem Volk vor hat, wird das Leben noch mehr veröden und barbarisieren, wenn auch der letzte Schmelz und Schimmer der göttlichen Liebe aus den Menschenherzen hinweggewischt ist. In dem onniia instaurura in Ollrmt,, werden sich die Christen aller Konfessionen zusammen schließen. Insbesondere möchte ich Sie — ich glaube im Namen manches evangelischen Leser Ihres Blattes zu sprechen herzlich bitten, angelegentlichst auch durch kleinere Berichte aus anderen größeren Zentrumsorganen uns im Laufenden zu erhalten über den steigenden Einfluß der Zentrums- organisation in evangelischen Kreisen, bezüglich über die Aenderung der Mentalitäten dieser. Es ist ja bei den hohen Zeitnngspreisen dem nicht sonderlich Begüterten nicht möglich, zu dem übrigen noch ein größeres Zentrumsorgan zu halten. Vielleicht, ja hoffentlich, ist dem Zen trum alls dler christlichen Volkspartei, in Sachsen in weiten lutherischen Kreisen n 0 cb ein großer Erfolg beschieden. E. S. ev.-l. Pfarrer in H. (Wir werden dem Wunsche natürlich gern Nachkommen, soweit das bei der Papierknappheit eben möglich ist. Red.) neickkaliligsles I-agei» allen kiKen. llepLi-sluren „ Lulbewslirung selinoll unil billigst »» gegen Versickerung psuS SßvIIALS, !<ÜI'86lM6l'6i Dnesilen-A. MngslnaKe 26 gegenüber Ser llsnSslÄnSiseben Senk. der Tür stehn blieb. Sie sah blaß aus und war noch im Hauskleid, während ihre Mutter bereits die weißseidene Toilette anhatte, die sic nach den Vorstellungen wieder un- ter dem Domino tragen wollte. ' Die Gräfin, die am Fenster stand, war bei Triris An ruf erschrocken herumgefahren und schob nun instinktiv die Depesche in den Ausschnitt ihres Kleides. „Was willst du?" „Hast du Nachpicht von Papa bekommen?" ... .'. Nein. Warum?" „Ich sah Friedrich vorhin mit einer Depesche die Treppe heraufkommen. Da dachte ich. . ." „Die Depesche ist von der Breyer. Sie kann den Schleier nicht rechtzeitig abschicken. Bist du deshalb ge kommen?" „Nein. Ich wollte dich nur bitten, Mama, mich da heim zu lassen. Ich .... ich habe so arge Kopf schmerzen . . . „Ach, das ist doch kein Grund. Ich werde dir ein Pul ver geben! . . . „Ich mag aber überhaupt nicht mit, Mama!" „So. Hast du dich vielleicht wieder einmal mit Heinz Dietrich gestritten?" „Nein. Der freut sich ja so diebisch auf das Fest!!" „Nun, dann sei so gut und verdirb ihm nicht die Freude durch alberne Launen! Junge Mädchen dürfen überhaupt keine Launen haben! Du hast dich ja doch auch gefreut!" Tripi sah stumm zu Boden. Ja. sie hatte sich gefreut. Bis heute morgen, als sie Willencck zufällig traf. Sie hatte sich sogar rasend gefreut, denn nachher beim Maskenball wollte sie Willeneck uner kannt einmal gründlich ihre Meinung sagen. Aber als sie Kr. 112, Seite 6 »II MI IM MI IM Ii»II IM IM IM IHM IM IM IM IM IM IM IM IM II» l IMdSitllWIlMiMi St. Mit.! I Vot»r Uvituiig äer kokvsstsro vom bl. Osrl. LorrowLus r Z üritllällovo prslctisob» uuck tbooratisobs ^u«diIäuoA io s s sktso 2voigso äsr Lsuswirtsobskt äuroll xspriikts I-ebr- s krLkto. Uvrrliob gsIsAso »m ?»rlc 8»o«souoi. s LrLIkoiiiijx »11» 1. 8kt»I»«n ISIS s krvspskt» lurok ä!s Oberin. »IIIMIMIMIMIIHII IM IM IM II »II IM IM IM IM IM IM MI IM II» Berufs- Bo rbildnng özlera ISIS -- 54. ZckvWr . K agtSvollschule — Lehrltugsschule f. PfltchtschiU« ltl. Handelswtssenschaftliche Kurs« für männlich, und weibliche Besucher 8. Vorbereitung für AmtSprüfunge« ljL. Privatkurfe WM- W Wn FiMW-sllliili Dresden ^ V, Moritzstrahe 3 — Fernsvrecher K V013 »»»»»«»SU,»»»»,»»«»»,»»»»»»»»»,,»»»»»»»» » » s 5rsnr llobsliüv/slci, KlMMtl. Litt»», IS, lorns;». 7A-. » u » » KpsKrllgosobLkt, kür UiläsroivrabmuiiA. ^nksrtixuog » g küostlorisobsr Lirsbsokeo«t«r Lunst,vsrß:lL8>i»g«v, f A sovsto ^.uskübruog skmtliobsr Olsssrsrbsitsv »uob o»ob A »nsvvSrt«. «zmlkl?- liiill 8psiLli!iii'zs 5tM,u! Ms:,««!,!!! virslrlion: krau Iran« Karnatr vrasil«,, vluinsnctr. 2,1. ::::: ksrnsprsolisr 274K8 klrilnilliobö /lusbilüung in allen Icaukmttnnirodon kückin, kusdilitung rur Lulzzskrslärm ::n liurss in VsrmSgens*sr*<altung :::::: ILautmünniscli» Sonilsrleurss tilr jungs vamsn mit köbsrsr löoktar- sokulbilöung bsginnsn am 1. lanuar lglg. 4^ kruelitstüoaÄoi» , ist rllsinsgssstK. Msobütst. „zVitloisr" , »riielikanü «Im« decken vios Grolls UrlsioiKsriiux;. Litt« ssbso »iv siob dtustor an. UnncknKvnI»»»» I)r««rlvn. SLmtliobs Lrankonbsc1srk8Lrt,i>coI, IV. 4- K Kl K M M M M K W M K M au äis vsrskrl. Lunä- sokaltz cwfol^t, Zis xciii rvsitsrns nur tzrbstvn. GrsFLksu, S/r. 7S E A M L A M K M N A M ihn heute spöttisch fragte: „Nun, haben Sie Ihren Domino schon in Ordnung? Sie sind ja auch nach Schloßhof ge laden wie mir Dieter 'agte!" Da hatte er sie kühl und fremd angesehen. „Geladen bin ich wohl. Aber glauben Sie im Ernst, Komtesse, daß ich jetzt, wo täglich so viele meiner Kamera den draußen ans den Schlachtfeldern bluten, Lust hätte, Feste mitzumachen?" „Sie gehen nicht?" war es ihr erschrocken heranS- gcfahren. „Nein. Selbstverständlich nickst!" Damit war er ge gangen. Fast ungezogen rasch. In Tripi aber war jäh alle Freude aus das Fest verflogen. „Bitte, laß mich daheim, Mama!" sagte sie nun fleheiw. „Mir ist wirklich elend!" „Tann beherrsche dich, meine Liebe. Erwachsene Men schen müssen sich immer beherrschen. Hier hast du ein Pul ver, das nimm sofort und dann kleide dich rasch an, denn wir essen um zwölf Uhr. Dom Daheimbleiben kann keine Rede sein. Es ist mir vcinlich genug, daß Tante Dina ab- sogte. Meine Tochter wird es nicht! Und nun geh, Tripi, ich habe noch zu tun!" Allein geblieben, trat sie wieder ans Fenster. Aergcr- lich, daß Triri um die Depesche wußte. Die mußte auch überall dazu kommen! Anderseits — überlegte die Gräfin weiter — kann ich jetzt gar nicht mehr mit der Wahrheit heranskommen, nachdem ich sie Triri gegenüber verleugnet habe. So muß es wohl eine Depesche der Schneiderin bleiben . . . Die Fahrt nach Schloßhof verlief äußerst schweigsam. Trixi kauerte wie ein Häuflein Unglück in der Wagenecke, Hertha war nervös erregt, denn irgendwie hatte sich in ihr die Ueberzcugnng festgesetzt, daß Bärwald sich heute erklä ren werde. Heute oder nie . . . , j