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Nr. V4 - L8. Iahrg. Montag, den 31. März ISIS abends v«z, gSprelS, A»>a»b« X Mil tllustt. Beilage dlerleljLhrllch U^8 U». In Dresden unk ganz Deutsch, knd frei HauS Ü.itU U» m Oesterreich i.40 X. A»«gab» « vierlelssihrlich ».«8 US. In Dresden und ganz Deutichland sret Haus L- 4» in Oesterreich S.80 X. kinzei. Nummer 10 Dt» Sächsische BolkSzeituno erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Dresden-rit. 1v, HvU»e»..iteoh,> Fernsprecher 2L36Ü PostscheMouto Leipzig N». 147Ss Ultzeigexr Anttahme don Beschäftraiizeiaendir IONY», von FamtUenanzcigen bi» »I Uh» tvnn. PretS für die Petit-Tpalizeilc «L z.UaRe«»- ineteti 80 z, Familie,l-SInzcigen SV 4- gär m,deutlich geschriebene, sowie durch Fern wrecher ausgegcbene Anzeigen könne» wkr dt« Beramwortlichteit siir die Richtig» U d<» LeLitV nicht übernehmen. Sprechstunde der Nedatttvni II—Itt Uhr vor». ^ Einzige katholische LagesMtMW in G Menl. Srgm» der lftentrnmsps,,» Ausgabk ^ mit MuMerter M8KxtzaMz»gsbet!ag« «»d x«»tg WochendeUstzk U«8gaN N mir «tt -er Wochen-erlÄge Gegen Heuchelei und Ver gewaltigung! 5 ' Ein schwedischer Aufruf. Im Jahre 1918 ist in Europa die Tortur wieder ciuges ü h r t worden. Entsprechend dein ZrvilisationS- fortschritt ist diese Tortur vom Greis über Mann und Weib auch aus die Säuglinge äusgcdelmt worden. Ferner legt man den besonderen Wert ans die Seelenmarterung und darauf, daß der Gequälte bis zur Selbstbeschinntzung fort- schreitet. Der Ge in arterte ist das deutsche Volt! Sieh her, Europa, auf dies Knlturbitd! Der Torqnierte soll sich von allein entblößen, was er besitzt. Die Scham über seinen ausgehungerten Lenden, seine Handelsflotte, liefert er als Vorletztes ans. Das ziemt dem Besiegten. Schert ihm die Wolle vom Haupt und ver kauft das Haar der Frauen und Mädchen und sie selbst in die Freudenhäuser für Neger uund Chinesen, es soll nie mand kümmern. Denn es ist ein Raubkrieg des Imperialis mus, der da geführt worden ist, und nichts andres, und man zieht dem Besiegten die. Haut ab, wie es der Ire Bernard Shaw verkündet hat. Eins aber ist nnmenschlich und widerstreitet dem letzten Rest des europäischen Schamgefühls in der Allgemeinheit: Man will den Gemarterten zwingen, sich durch ein Schuldbekenntnis selbst zu be schmutze n. Die Grenze der menschlichen Würde ist bei der Jnquisi- tion oft erreicht worden. Das Schauspiel, Kinder und Säuglinge vor den.Äugen der Väter und Müller ver hungern zu lassen, um sie zum Geständnis zu zwingen, ist einigermaßen neu und ungewöhnlich, aber die Welt schreitet eben vor. Gesteht wieder ein vom Jammer Gepichter, so schallt es triumphierend über Europa: Hört ihr es? Sie gestehen, daß sie allein den Krieg angezettelt haben! Wird man verlangen, daß Las Geständnis in Reimen von Schul kindern jeden Morgen zur Einleitung des Tagewerkes ge sungen werden muß? Das hat man bei den Buren doch noch nicht gewagt! Man hat ihre Frauen und Kinder in den Konz-'nftativns- lagcrn verhungern lassen, aber man hat oie Männer nicht zu dem Bekenntnis zu zwingen versucht, daß sie die Bank von England hätten berauben wollen. Der Torquierte gesteht: „Man hatte mich von alle» Seiten umstellt, um mich bei geeigneter Gelegenheit zu er würben. Auf der einen Flanke hatte man mir den nächstens tollwütigen panslawistischen Bären, auf der andern das rachsüchtigste Fabelwesen aller Zeiten, den gallischen Hahn, aufgebaut, dessen Geschrei mich meinerseits durch vierzig Jahr« nahezu toll gemacht hat. Der mäßige Verstand »seiner Herren, durch die ruchlose Ermordung eines Gottbegnadeten vollends verwirrt, wollte sich in einem ihm geeignet er scheinenden Augenblick des Wiirgestrickes entledigen. Der Bär biß zu. S o k am d e r Kr i e g. EsistdieWa h r - heit!" Der Inquisitor sagt kalt: „Dil wagst es! Möge dir die Zunge aus dem Halse fallen. Hungere ein wenig. Das stärkt das.Gedächtnis." Der Gemarterte stöhnt: „Meine Schuld ist, Laß ich mich meiner Ketten nicht schon 1910 statt 1918 entledigt habe. 'Nicht Mehr. Bei meinen Kindern, die verhungern!" Darauf wieder der Inquisitor schon deutlicher: „Tu hast es gewagt, mir meine Geschäftsgewässer trüben zu wollen. Weltmeinung ist heute das volle Geschäft. Gib her das Geständnis deiner Schuld, verbrieft, versiegelt im Friedensvcrtrag. Hörst du das Gerassel der Ankerkctden deiner Lebensmittelschiffe, wie lieblich es klingt? Hunger tut weh, du arnier Kerl! Gleich wird es aus sein. Mer die kleine Unterschrift, der Form wegen. Du bist es gewesen!" Hieristdas Spiel. Und du errötest nicht, Europa? Laß den Imperialismus das deutsche Schaf schinden, bis es vergeht. Das berührt die Menschenwürde nicht, denn Europa steht unter der angelsächsischen Hungerpeitschs. Beuge dein Haupt, so tief du kannst und willst, um Futter zu erhalten: - Dahin hat der Wahnsinn des europäischen Ein-elnationalismus geführt! Rufe die Bibel an Mag das deutsche Lamm die S - i»de Europas auf sich nehmen, die eine allge meine war: Laß es am Kreuz des Imperialismus ster- be»t nachdem man ihm die Haut hcruntergezogcn hat, und ne»M es Gerechtigkeit, wo Uebermacht herrscht. Aber das ist gegen die heutige beschei denste Menschenwürde, den Verurteilten zu zwingen, den Kot eines erpreßten G e st äud- n i s s e s z n s ch l u ck e n. H i e r m n ß L i e S p n r einer europäischen Solidarität vorhanden sein oder die neue Barbarei ist vollendet. Erhebt euch, i h rletztenE n r o p ä e r , als Zuschauer gegen dies unmenschliche Schauspiel einer Schniderpressung und einer durch Hnnqer der Kinder und Säuglinge er zwungenen Selbstbeschmuhnng. Nicht um die Würde Europas handelt es sich mehr — d i e i st längst d ahin — nicht um Imperialismus oder Nationalismus,, nicht um Demokratie oder Rassenreligion es handelt sich um nichts mehr und nichts weniger: Nämlich um den l e tz t e n N e st e i n e s gemcinsa in e n c n r o - Päis ch e n M cnschent u m s. Neu-Europäische Gesellschaft f. Bölkersühruiig i. Stockholm. Dns „Elren" der B ch'chemilrl. Spartakus verspricht dem Volke, wenn er einmal zur Herrschaft gelangt ist, die Erde zum Himmel machen zu wollen. Daß aber alle Versprechungen nur Seifenblasen sind und das Eden der Spartakisten ganz anders aussieht — fürwahr alles andere als ein Eden ist - - zeigen die aus Rußland, Ivo sein bolschewislischer Bruder herrscht, zu uns gelangenden Nachrichten. Geradezu traurige Zustände herrschen dort: Hunger, Arbeitslosigkeit, Elend und Verzweiflung reiben die Volks klassen ans. Handel und Verkehr sind völlig lahmgelegt. Tie unsinnige Vermehrung deS Papiergeldes reduzierte den Wert des Rubels beinahe ans Null. Die Banken sind alle „nationalisiert", das heißt beschlagnahmt und wurden schließlich ganz still gelegt. Ter Geldumsatz hörte plötzlich auf und damit war der Industrie der Todesstoß versetzt. Alle Geschäftshäuser wurden von Len Angestellten beschlag nahmt und die bisherigen Besitzer als abgeietzt erklärt. So gut oder schlecht es dann ging, nahm man die Leitung in die Hand. Da keine Aussicht war, neue Waren zu beschaffen und auch das notwendigste Bargeld bei der Kundschaft fehlte, die Angestellten »und Arbeiter aber auch die unsinnigsten Forderungen an Arbeitslohn und Arbeitszeit machten, so kam cs bald zum Zusammenbruch der angesehcndsten Firmen. Infolgedessen stieg auch die Zahl der Arbeits losen in kurzer Zeit ins Granenhaste. Tie Preise für Lebens- lind Gennßmittcl gingen schnell in die Höhe. Spekulanten schossen wie Pilze aus dem Boden. Noch nie waren Bestechlichkeit und Diebstahl, Raubansälle und Morde auf offener Straße an Hellen Tag und bei Nacht häusiger, noch nie auch war die Not und die Arbeitslosigkeit in Ruß- land so groß wie unter der Herrschaft der Bolschewisten. Offiziere bis zu den höchsten Graden. Frauen und Töchter aller Volksschichten suchen als Zeitungsverkäufer Erwerb. Diejenigen, die glauben, der Proletarier sei besser daran, täuschen sich schwer. Nur eine verschwindend kleine Anzahl Angestellter, Arbeiter und Soldaten kann sich auf Kosten der Gesamtheit bereichern. Das Volk aber stirbt vor Hunger und Elend. Noch nie hat Rußland wviel Unglückliche, .Kranke, Hungernde und Krüppel gesehen. Sogar die, welche auf den Schlachtfeldern ihre Gesundheit verloren, irren hungernd, frierend und bettelnd umher. Noch nie ist ein Volk so entnervt, so deprimiert gewesen. Des Elends und Jammers wird kein Ende. So sicht das bolschewistische Eden ans. Und s ol che Z n st ä n d e w i l l Spartakus bei »ns einführcn! Gott sei Tank ist das Denken und Stre ben der übergroßen Anzahl unseres Volkes noch gesund und wendet sich mit Abscheu von solchen teuflischen Plänen ab. Wir wollen kein bolschewistisches Eden! Ge ordnete Zustände. Arbeit und Erwerbsmöglichkeit, Frieden im Lande nwd Frieden nach außen, das sind unsere Forde rungen. Eine ernste Mahnung! Die Rede, welche der Reichswehrminister Noske am 29. März in der Nationalversammlung zu Weimar hielt, bedeutet mit die ernsteste Mahnung von verantwortlicher Seite, alle gegenwärtige» Widerstände im Produktionspro zesse so schnell und so gründlich als möglich anszurä'nmcn. ES war ein geradezu erschütterndes Bild, das Noske üb r unsere Wirtschaftslage und insbesondere über die Ursaöb n der gegenlvärtigen Krisis entwarf. Veranlassung dazu gab ihm di« Aussprache über die Verhältnisse in den Staate werkstätten und staatlichen Betrieben. Noske mußte fest stellen, daß die Produktion in einer geradezu furchtbaren Weise gesunken sei. Er mußte das Geständnis ablegest, do i in den Staatsbetrieben viel weniger als jemals zuvor ist- leistet, gearbeitet und erzeugt wird. Es ist trotz der teil weise außerordentlichen Lobneihöbnneen niü-1 me..-,lich ge wesen, eine höhere Arbeitsleistung zu erzielen. Tm Staats» Werkstätten baben daher auch nickt rntiernt ihren Verpflich tungen nachtoinnnn tonnen. ,Nnn hol , . nn.t vollends in Rückstand zu geraten, dazu ickre-wn müssen. Arbeiten, welche lediglich für die Ltaatswerlsiät'.r: necke, halten waren, außenstehenden hanLwerk'icken nnd sndn- stricllcn Betrieben zu übergeben. Mit diesen F-slstcllnng.:, hat Noske der Verstaatlichnngssncht, die miaenwick-nh i» stark grassiert, das Urteil gesprochen. Wir sehen mit Schrecken auch im wirtschastüchw Lebm unseres Volkes all das bestätigt, waswir in dem do''ck,eu wistischen Rußland in dieser Hinsicht sich entwickeln >u d aNSwirken sahen. Es bedeutet unfehlbar den wut'we't- lichen Ruin, wenn Private Initiative und Ent schlossen!"'ck und wenn privater Unternehmnngsacist zugunsten einer nivellierenden, gleichmacherischen Arbeitsmetbode n- x- ichaltct wird. Arbeitswille und Schaffensfreude ü,ck Fft- toren, die untrennbar mit der Prvdnktivnssördernng m-r- bnnden sind. Man kann diese unwägbaren Faktoren cht sozialisieren. Noch immer bat sich die Enahrnug Nsick.st, daß Staatsbetriebe um vieles unwirtschaftlicher, wei! 'chwer- sälliger arbeiten, wie private Unternebmnnaen. Wck ha'w'n aber nun jetzt durch ein Mitglied der Rcicl'Ueitinia, das tiefen Einblick in all diese Dinge hat, aber auch bestätigt ge hört. was wir auch schon wiederholt in diesen Spalten auA- führten, Las notwendigerweise bei allgemeiner V-rstaat» lichnngssiicht der Produktionsprozeß nicht nur mckälimt. sondern geradezu verkalkt wird. Dabei ist die Unwirftckiaft-- iichkeit doppelt so stark, weil zu der Herabmindenina der Leistungen auch noch um vieles gesteigerte finain''-!! > Auf wendungen zu machen sind. Ten Schaden hat die Gesamt heit der deutsche» Volkswirtschaft nnd damit Las Volk selbst in allen seinen erwerbenden und arbeitenden Gruppen. Gerade unser armes, niedergeschlagenes Volk kann ober eine solche Lage um so weniger auf die Dauer ertragen, weil nur mit allen unseren Mitteln und Kräften, die uns nach z» Gebote stehen, darauf angewiesen sind, zu schaffen und zu arbeiten, um nicht in eine ewige Schildknechisäwft aegen- über unseren Gegnern zu kommen und um nicht zu vor- Imnaeru. Aus der NaLwuulversumNümrtr. Unsere MarinK Stimmungsbild aus der Nationalversammlung von unserem Weimarer parlamentarischer Vertreter. „Unsere Marine!" wie stolz klang einst dies Wort vat» dies Lied. Und welch schmerzliche Gesühle überkommen uns heme beim Gedanken und in Erinnerung an diese M waiestätische Macht zur See. Tragischer noch als das G«- schick, das un>cr Heer ereilt hat, ist das Schick'al, LaS Un serer Marine zuteil wurde. Die Geschichte Leo Ausstiess der deutsche,. Seemacht ist unlöslich verknüpft mit der <öe- sihichle des Ausstiege des Deutschen Reiches übchaupk. Lee Nute:gang iinieier. Secschutzes ist immer zeiuich zusiiinimrn- gesallen mit dem Niederbrnch des Deutschtu ns nach innen und außen.. , So auch heute wieder. Um jo erschütternder ick d:e Er-, innernn.z an all Las, weil aus der Marine heraus He R«!2> innerung an all das, weil aus der Marine heraus die Revac welche unisre Wehrlosigkeit besiegelte. Heine befindet sich die einst so stolzc und mächtige Flotte in englischer J".i»>', nierung. Ihr Schicksal ist noch rühmloser, wie das den ersten deut cben Flotte, die einstens für ein Paar jaili«»h Taler össcntüch meistbietend versteigert wurde. Ebenso wie wir aber unsere Landmacht auf eine neue Grundlage zu füllen gezwungen waren, wenn wir mcht schutzlos Len Wirkungen der sich anstvbcnden Instinkte eine! irregeleiteten Masse preisgegeben sein wollen, ebenso ist es aber auch eine unbedingte Notwendigkeit, auch zur See uns wieder einen Schutz und eine Interessenvertretung zu schassen und zu erhalten. Diesem Zwecke dient das de r deutschen Nationalversammlung zur Beschlußfassung vor- gelegte Gesetz zur „Bildung einer vorläufigen Reichs» marine". Der Hauptnachdrnck liegt hier, gleich wie bei dem Reichswehrgesetz auf deu Worten „vorläufig". HinsickMch der Wahrnehmung unserer Landesverteidigungsinterrffta. können endgültige Entscheidungen in, gegenwärtigen Zeit punkte überhaupt noch nickst herbcigeführt stwrLen. Lir sind in allen diesen Fragen abhängig von den Bestimmun gen des Friedensvertragcs. Noch niemand tlieih heute, in