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Sonnabend den 19. Juli 1919 - »»«fisch« «.lk-rrii»»« - Lr. M, Seite g Steintür, mit wilden Rosen umsponnen, führt zum früher Steinauerschen Weinberge niit seiner artigen künstlerischen Spielerei, in ihrer Art Wohl einzig in Deutschland. Am 17. März 1722 zechten hier Freunde des reichen Kaufherrn. Zmn Andenken ließen sie dankbar statt eines Albumblattes Felsenreliefs dem Gastgeber widmen. Es sind Szenen aus der heiligen Schrift, die Beziehung zum Weine haben und die durch Verse erläutert werden. Die Darstellungen, im derben Geschmack jener Zeit sind teilweise gewagt, künst lerisch aber nicht ohne Wert. Wir rasten auf einer Terrasse etwa 20 Meter über den. Flüßchen. Hier weitet sich der Blick ins Saaletal hinein. Naumburg mit Mengelskirche und den vier Domtürmen liegt friedlich im Strahl der scheidenden Sonne vor uns, weiter das berühmte Schulpforta, ganz hinten die Rudelsburg. Man möchte das Bild zu dauernder Erinnerung in sich hineintrinken. Und doch kehrt das Ge spräch immer wieder zurück zu Lberschlesien und seinen Ge- schicken, lieber allem in der Welt steht die Heimat. — Als der Zug uns spät abends heimführt, leuchtet der Naumburger Dom magisch im Mondlicht. Erhaben ob Raum und Zeit, ewig jung, bleibt eins: wahre Schönheit. ll. Das Skapulierfest in Rofitz Es ist nicht zeitgemäß, von Königinnen zu reden, aber von jener Königin zu sagen, der beim Skapulierfest, am 16. Juli 1919 in Rositz, gehuldigt wurde, wird immer zeit gemäß sein. Ihr Thron steht fest; kein noch so wütender Spartakus irgend eines Jahrhunderts wird es fertig brin gen, ihn zu stürzen. Diese Glaubensüberzeugung wurde in Rositz gestärkt, buchstäblich gefirmt, denn zugleich mit dem Ehrentage un serer lieben Frau vom Berge Carmel war der Psingsttag ihrer Rositzer Kinder verbunden, die durch den hochwürdig' sten Herrn Bischof die Kraft aus der Höhe empfangen sollten. Da gab es begreiflicherweise viel zu tun für den seelen- eifrigen Herrn Pfarrer Kruse. Allein getreue Amtsbrü der traten ihm helfend zur Seite. Er selbst bewährte sich wieder als Exerzitienmeister und Festordner. Die Herren Pfarrer Apen und Lange wirkten als Leviten, Pfarrvikar Steinrllcken und Kaplan Klitsche als Beichtväter, Pfarrer Härtel als Prediger, Pfarrer Kirschenbauer als Bericht- erstatter. Alle standen auf ihrem Posten, stellten ihren Mann, so indes, daß jeder fördernd eingriff, wo Arbeit ihn rief. Und sie war nicht vergeblichl Das war ein Beten uni Singen von der Morgenfrühe bis in die Nacht, das den hoch- würdigsten Herrn, der mit dem Herzen eines 'Liters und den Augen eines Fachmannes prüfte, ergriff und zu dem Plrglelch veranliaßte: Die katholische Gemeinde in Rositz — eine liebliche Rose von der Art der Rosa mMica, dir uns der Heiland in Wort und Beispiel empfohlen hat. Der Dichter, der das Epos vom inneren Menschen ge schrieben, der unsterbliche Dante, führt seine Leser in die Nacht der Hölle, in den Abend des Fegefeuers und in die Morgenröte des Paradieses. Eine unermeßliche, weiße Rose, so dünkt ihn die Stätte der Seligen, auf deren Grunde ein Meer von Licht und Liebe flutet. Diese An schauung ist übertragbar auf die Marienverehrung. Eine weiße Rose auf deren Grunde en. Meer von Lickt i.nd Liebe tutet Aotürstch muß man kenwn, ljch.m »,>> üben, um ihren Segen zu erfahren und ihren Loop eis würdigen zu können. Tie modern«, sinnliche und sündige W>-t die keine Jnngsrauen und keine Mütter mehr b sitzt, wiro nur ein blasiertes Lächeln haben für den Kultus der jungfräulichen Mutter Gottes. Die Heiligste und Reinste ihres Geschlechtes tut niit ihrem himmlischen Schein, den sie ausstrahst. dem kranken Auge dieser Armen wehe. Darum die fortwahren- dm Klagen uno Angriffe der Weltkinder gegen das Frauen- ideal der katholischen Kirche. Ihm bleiben die Rositzer Katholiken treu. Das Haber, sie in der Schlußandacht, wo sie ihr Glaubensbekenntnis, die deutschen in deutscher, die Polen in polnischer Sprache erneuerten, feierlich bekundet. Unvergeßlich schöner Augen blick. wo dann nach dem Tedeum der hochwürdigste Herr Bischof mit dem Allerhchlrgsten die gefilmte Gemeinde wie zum Abschied segnetet Dem regnerischen Morgen war ein Heller Abend gefolgt. Ganz voll Sonne strahlte die Kirche. Sonne mochten auch alle die Gläubigen im Herzen haben, die da knieten und dankten vor dem ewigen Herrn. Und wie die Wei'hrauchwolken zwischen Birken und Girlanden nach oben zogen, so die Gebete dieser Seelen, als ihr Ska pulierfest zur Rüste ging. Folgte eine weltliche Feier im Vereinshwuse. Es kostete dein Berichterstatter Mühe, an seinen Platz zu kommen, so dicht und fest wie eine Mauer saßen und standen die Teil nehmer. Ein Redner deutete diese Enge als die geschlossene Einheit des Pilgerzugcs der Rositzer Katholiken, darin nie mand verloren gehen kann. Gedanken die Fülle stiegen ans, wenn der Beobachter in dies wogende Menschemneer schaut:, in dem Herr Pfarrer Kruse fest und ruhig wie ein Fels stand. Ihm gelang es, die Massen still und lauschend zu machen, sei es, daß ein junges Mädchen ausdrucksvoll einen Prolog sprach, daß der Kirchenchor unter der energischen Leitung von Fräulein Lucia Kruse Teile aus einer von Ludwig Greger, einem ehemaligen Schüler der katholischen Schule in Rositz, komponierten Messe meisterhaft vortrug daß ein Künstlerquartett mit ernster Streichmusik die Ge müter stimmte, daß ein Sprecher mit einem Blick auf die im Frieden Christi vereinigten Deutschen und Polen an den Völkerbund der heiligen Kirche erinnerte oder daß lebende Bilder über die Bühne gingen. Mit dem Gruße: Gelobt sei Jesus Christus, mit dem der Vorsitzende des Schulvorstandes die Versammlung er öffnet hatte, wurde sie und zugleich der Festtag geziemend geschlossen. Jesus Christus, von dem alle Marwnverehrung ihren Anfang und bei dem sie ihr Ende hat, von dein wir selbst kommen und zu dem wir unterwegs sind, er war das laute Amen des Rositzer Skapulierfestes, das fortklinge:, niöge durch Zeit und Ewigkeit. 8Z F l.»,sr ln StrumptE«», Irilrolszsn. s^seliLniroli« Stnolcsrsil v«k ktlilltvr, Strumpkvirk-Llstr. Orssdou, ^lsauastr. 14. , ist wswsgssstrl. gosovütrit. „zVittvisr" < Srnekk»i»ck «Luv W eins gross Lrlsiovtoruog. Litts ssvsu DD siv stell Zlustsr km. HVitte« Vresckvn. LLvNliollo Lrünksubsdailsartiksl, L»irk«ti7»ü« IV. »IIII« MI MI IM II»II IM IM IM III« MI IM MI IM IM IM IM MI n, l ÜMllSltlMIIMlMt 8t. j » Unter I-vitung dsr Kollvsstsrn vorn dl. Osrl. Lorrsosilus » s Orüodliolls prsktisollv und tllvorstisolls Ausbildung in g S «dlsn 2vsigso dsr Lausvirtsobskt durob gsprükto Uellr- Z x krLkts. Uvrrlioll gslogsn »m park Lanssouoi. Z —— LrSUkaanx »o» 1. Oktober ISIS s r' Prospekts durob dis Obsrio. s s »II IM IM IM IM II»II IM IM IM II MI IM IM MI IM IM IM IM MI II, ^Isisok-^usKabe au äle vsrslril. Lunä- U sotlsckt erkol^t bis aut zveitsrss nur 8 eo ^ M ^ " ' n Lormaberläs. . > . m ^ U ölöus NarbsnaumsläurlASQ rsobtLsitiZ D ^ erbeten. Ä AS NR tsllt-llslg 8 Nack kostplnt- IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIllllMIIIII IIIIIIIIIM Illdabsr: o. kßosmsnn AS Well Mi MW.Mm Die Erlasse Sr. Bischöflichen Gnaden sind als Sonderabdruck aus Nr. 135 der Sächsischen Volkszeitung vvm 16. Juni 1919 erschienen und werden zum Selbst kostenpreis (250 St. 11 Mk., 1000 St. 19 Mk., 2000 St. 30 Mk., 10 000 St. 95 Mk.) abgegeben. Bestellungen nimmt entgegen Saxonia-Buchdruckerei GmbH. Dresden-A., Holbeinstraße 46 wie man so mit wertlosen Zeug dran ist. Auf alles muß man ihm die Nase stoßen, ist man nicht immer dabei, so ist nichts gemacht. Was sie im Stall beim Füttern, kurz, überall verwahrlosen können, weißt; mußt das meiste selbst machen, bleibst in allen Arbeiten zurück, und wenn man an» Ende zusammenrechnen würde, ohne noch zu rechnen, was man für das Abtreiben der Galle gebraucht, so hat mar», sicher mehr als doppelt so viel Schaden, als man am Lohn erspart hat; du würdest es erfahren." „Das fragt sich noch," sagte Uli, „wenn man recht zur Sache sieht und jedes von uns tut, was es kann. Man kann die Leute dressieren; sieh, Großtun ist lustig, aber es kommt bei reichen Leuten nicht gut, geschweige bei armen. Was würden die Leute sagen, wenn lvir fortführen großtun Mit kostbaren Dienstboten? Da erst würden die Bettler kommen und uns fressen von Haus und Heim; die Lente glauben, wie eine geringe Pacht wir hätten. Joggeli hat Mir das schon um die Nase gerieben, und er ist imstande, er läßt sich aufweisen, kündet uns die Pacht unter irgend einem Vorwand." „So ist der alte Schelm dahinter, dachte ich es doch," sagte Vreneli. „Der kann sein Lebtag nichts anderes als Unheil stiften. Das ist einer, der eininal dem Teufel ab dem Karren siel, als derselbe eine Ladung heimkutschierte. Indessen mach, was du willst; ich will nicht regieren; am End« mußt du dabei sein, der Leute wegen würde ich es weder so noch anders machen; sie helfen dir doch nicht, wenn du nicht auskommst, sei es mit der Arbeit, sei es mit dem Gelde. Hast du mich aber lieb, so laß mir Mädi. Wenn ich dahinten bleiben muß, wer sollte die Haushaltung machen? Mädi ist treu wie Gold und weiß alles; wenn ich einer Fremden alles in die Hände geben sollte, ich wäre keine Stunde ruhig im Bett." „Wider Mädi habe ich nichts; daneben wäre es für «in paar Tage nicht dringend, "antwortete Uli. „Du weißt nicht, wie es gehen kann," sagte Vreneli, „manchmal geht es ein paar Wochen und manchmal kann '«ist n sterben und ist dann aller Not und Elend ab." „Bist bös?" sagte Uli, endlich aufmerksam werdend. ^BöS lvollte ich dich nicht machen. Zürn mir nicht; ich meine eS für mich und dich gut. Wäre es dir anständig, wenn im ersten Jahre wir wie Schelme drauß müßten, wie es schon so vielen ergangen, wie Joggeli an der Sichel- ten erzählt hat. Ja, und die Sichelten, was die gekostet hat! Weißt du, wenn wir nicht so fortgefahren hätten, im Gleichen mit den gleichen Dienstboten, so wären die Bettler auch nicht so dahergekommen. So hätte er es nie gesehen, hat Joggeli mir gesagt, er hätte ein rechtes Be dauern mit uns bekommen; es hätte ihm übel gegraust." „So, das alles hat dir der aste Schelm gesagt? Ich wollte, daß der wnre zuhinderst am hintersten Stern, wo nirgends eine Seele mehr ist, nicht einmal ein Teufel. Wenn Teufel dort wären, so hätte er noch seine Freude: er könnte ihnen die Haare zusammenknüpfen und sie Hintereinander bringen. Wo aber niemand ist zum Ausweisen, wo er allein ist, da ist seine Hölle und er der einzige Teufel darin, der Unst/t, Uas er ist, de: S'llerweltsvergifterl" Vrerali war zorn g rnd wenn Detter Joggeli in der Nähe gewesen Ware, st. h'sttc er Sorge tragen könnea zn-.n Reit seiner Haare. Uli b-sänftigte, aber es g'vt iv.'iii.ie Lcnte, welche, statt zu be anftigen, nicht Del ms Feuer gießen. Besänftigen ist eine rare Kunst, um sie zu üben, muß man das Herz, welches man besänftigen will, voll ständig kennen und aller seiner Schwingungen Meister sein. Uli rühmte den Joggeli, wie er es gut meine, ein erfah rener Mann sei, von allem einen guten Begriff habe und wie man ihn in H.rlde.i behalten müsse; denn er se- ihre estrnllichc Stütze. Man müsse nicht so sein, und ein; i Men schen, wenn*er es ;o gut meine, mit Händen und Füg m von sich stoßen, man könnte sich einst reuig werden. „Das meine ich auch," sagte Vreneli, „man könnte reust, werden, wenn man einfältig genug ist, wegen ein paar girier Worte und einiger Gläser Wein zu vergessen, was man an einem Menschen seit Jahren oder, wie ich, von Kindesbei nen ariferfahren hat, und einem zu glauben, der keinem Menschen traut und nur daran Freude hat, alles Hinterem- ander zu Hetzen. Wie hat er es gehabt mit seinen Leuten? Hätte er einen guten Begriff gehabt vom Bauern und wie man es machen müsse, arm vorwärts zu kommen, es wäre ihm besser gegangen. Weißt du schon nicht mehr, wie du es angetroffen hast und wie er es dir gemacht hat?" „Nun, du weißt, jeder Meister kann mit seinem Ge sinde bös zuwege kommen, und ist einmal ein böser Geist eingerissen, so hat man eS damit, wie mit dem Schwamm in den Häusern: man bringt ihn nicht weg, wenn man schon ein- oder zweimal ändert. Daneben mußt du denken, die Menschen können sich ändern. Joggeli weiß, wer wir si»d;A darum hat er uns den Hof gegeben. Ein Mann, der so viel betrogen worden ist, wie er, der darf wohl mißtrauisch sein; aber sieht er einmal, daß man es gut mit ihm meint, so kann er ganz anders auch sein. Gegen mich, ich muß es sagen, hat er sich ganz geändert; er ist fast wie ein Vater gegen mich, ich muß es sagen, ich hätte nie gedacht, daß er so sein könnte!" solche lange Rede tat Ult dar. „Nim dann, so halte ihn als Vater, dann kommt es gut. Kratzen wirst du einst in den Haaren, aber es wir) zu spät fein. Lebt wohl, Friede und Einigkeit! Wv der Teufel dazu kann, da ist es vorbei damit, und daß d» st verblendet werden könntest, hätte ich nie geglaubt! Ach! ach, ich wollte lieber, es wäre uns die Ernte verhagelt wor den, es wäre ein kleineres Unglück gewesen!" und bitterlich weinte und schluchzte Vreneli. Uli ward sehr mißgestimmt, säst böse. Hatte er doch so vernünftig und sachgemäß geredet, hatte zum Frieden er- mahnt, wie es einem Christen ziemt, und Vreneli wollte keinen Verstand brauchen, sich nicht begütigen lassen. Dow es so aus dem Häuschen fahren könnte, hatte er gar nicht geglaubt und eine Frau alles erzwingen lassen, dürfe man doch nicht, am Wenigsten mit Wüsttun, dachte er. „Ja," sagte Uli, „wenn du so tun willst und nicht Verstand brau chen, so kann man nicht mit dir reden. Gute NachtI" Vre- ncli schluchzte laut aus, konnte nicht einmal: „Gute Nacht auch"I erwidern. Das war -das erste Ehegewit-ter, welches bei ihnen statt fand. Kleine Staubregen oder Schauer hatte es wohl! schon gegeben: aber war die Wolke vorübergezogen, schien^ die Sonne wieder. Das erste Gewitter dagegen zieht gern trüb und na mentlich kalt Wetter nach sich; denn es verzehrt allzuviel Wärm«, und die wäre der frisch erwachten Erde so nötig; sie vermißt sie so schmerzlich! Trübe war es auch am folgenden Morgen an ihrem 1 Ebestimmest daß das Gesinde sich fragte: was es wohl ge geben zwischen der Meistersrau und dem Meister? Sie! hätten sich heute noch nicht angesehen, geschweige ein Wort I zu einander gesagt.