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Nr. LSQ Mittwoch den 4. Juli 1917 . mit «llustr. Be«-Li vt«ck«h»lj»ch In Dresden und »wu DeSch- Hau» S.8» « O«P»öch «nl^ad» X «u «lustr. Be«--e vtstel kmd fmt »4»8 X. E^eSdni ^iird^ ganz Leuhchjaüd frei »U» ^ «n Oesterreich 4.»»X. «Njel.Nummer 10 4. an allen erUagen Sächsische UMsMllK «-ichLftSst-ü« «tb «edak«,»» 1«, Holb-tastrab- ^ A«msi»rech«t 21 SS« v»ftfch«rr»«1« Leipzig Nr. 14727 «nnatzae von »eschüpe-uueigen dl« louhr, d«n gmnMrnanjelgen dt» »1 llhr vor«. P»at« für die Petü-Spaitjeile «»4.1m »etia- meteÜ SV 4. undeutlich geschriebene, sowie durch gern- recher aufaeaebene «»zeigen können wn die worÜIchSeU tiirdieRichltgketldetrerte« nicht übernehmen. Lvrechstunde der Redaktion; 11—ILUr dorm^ Einzige kacholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ä mtt illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Das Gaukelspiel der militärischen Hilfe Amerikas für die Entente In Frankreich hielt sich die Kriegsstimmnng nach dein Verluste der Frühjahrsichlacksten hauptsächlich durch die Hoffnung aus die baldige militärische Hilfe Amerikas. Mit allen Mitteln wurde non der Negierung das Vertrauen aus dieie Hilfe des neuen Verbündeten kräftig gefördert. So brachte die Regierung das Volk über die Enttäuschung wegen der verlorenen Frübjahrsschlaclrten hinweg. Jetzt scheint es aber der französischen Regierung, Ame- rika und England schon unbequem zu nvrden, daß das fran zösische Volk sich so fest ans eine baldige militärische Hilfe Amerikas vetläßt. Zunächst Amerika. U. a. erklärte vor einigen Tagen die „New Bork Times": „Es wäre zweckmäßig, unsere Ver- büibdeten zu warnen, in kurzer Zeit zu viel von unS zu er- tvaisten. Wir haben uns in Marsch gesetzt, aber unsere Be- n>egilngen sind nicht überstürzt. Wenn wir 10 tveil sind, Weichen wir unser Teil tim. Air den Augenblick aber können es sich die Franzosen nicht leisten, in ihrer Energie nachznlassen: sie müssen weiter kämpfen in der Hoff nung und im Vertrauen ans uns. Wir können uns einst weilen nur v 0 rbereite n." In England sprach Churchill kürzlich ähnlickx's. Dem Verl-alten der Franzosen widmete er lebhafte Schmeiche leien, bestimmt, ihre Kampflust ffir den Angettblick zu er- halten. Von der amerikanischen Hilfe sacfte er, daß sie nicht vor Sommer 1918 zu erwarten sei. Auch hier also eine Vertröstung ans später. Auch in Frankreich mehren sich unter Regie der Re gierung ganz allmählich die Stimmen, welche darauf Hin weisen, daß man sich allerdings in Geduld fassen müsse: erst 1918 könne die Unterstützung Amerikas effektiv iverden. So bereitet die französische Regierung die öffeiftlichr Mes sung langsam ans einen neuen KriegSwinter vor. Wie steht eS nun mit dieser amerikanischen Kriegshilfe überl-anpt. Wie stellt sich vor allen Dingen England zu dieier Frage? Es ist interessant festznstellen, waS englische Zeitungen- kürzlich iin Anschluß an die von der englischen Admiralität veröffentlichten steigenden SchifsSverlnste durch deutsche U-Boote ansführten. Sie wiesle» darauf hin, daß ein Ein- greisen Amerikas in den Landkrieg England nicht treffen könne: eS werde im Gegenteil die .lttrappbeit an Lebens mitteln und Schiffsraum nur noch erhöhen, >venn die Ver einigten Staaten Truppen mrch Frankreich schicken wollten. Die hierfür etwa nötigen tausend Schisse würden zur Be förderung von Lebensmitteln und Gütern Verwendung finden müssen. Diese Berechnung ist zutreffend. In Frank reich ist als Zahl der ermatteten amerikanischen Truppen mehrfach die Zahl 500 000 genannt worden. Zur Beförde rung einer solchen Truppenmenge ist ein Schiffsraum von clirn 1 Millionen Tonnen nötig. Es ist klar, daß diese Tonnage im Jahre 1018 erst recht nicht zur Verfügung stehen wird, wenn sckzon jetzt ihre Entbehrlickstcit für den Lebensmittel- und Gütertransport beztveiselt wird und wenn der Erfolg der deutschen U-Boote den Schiffsraum beständig vcrkleinett. DaS ganze englische Spick ist leickst zu durchschauen. Tie Hilfe Amerikas wird den Verbündeten vorgegankelt, um sie durch den vierten Kriegswinter zu schleppen. Für sich selbst berechnet England aber schon jetzt, daß es zu dieser Hilfe nickst kommen soll. Und ivenn eS gegen Englands Interessen ist, so wirdes zu dieser Hilfe nickst kommen. Die amerikanische Hilfe ist eS, mit der England den Gedanken an einen Feldzug 1918, allerdings noch in zurück- lmltender Form, allmählich in der Welt verbreitet. Db cs damit Glück haben wird und ob die Verbündeten Englands leichtfertig genug fein werden, dem Gaukelspiel zu folgen, muß abgewattet werden. Die französische Regierung aller dings scheint diesen verhängnisvollen Weg beschielten zu wollen. Wir können abwarten. n Das Neueste van» Tafte» »'4 ——VSL« Äl MW LMÄ WMW (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 1. Juli 1917. Westlicher KrieqSschnnyia Z Heeresgruppe Kronprinz R n p p r e ch 1: Infolge Dunstes und dadurch erscktwertcr Veodmbrun.i blieb die Fenerlätigkeit bis zum Abend gering: dann lebre sie in einzelnen Abschnitten bis zum Dunkelwerden ani. Nachts kam es mehrfach zu Ertmidnirasgewcbten. die uns li>e>anaene und Beute einbracbteii. Heeresgruppe de»ticher Kronprinz: Oeillick von Eernv am Eheinin des Da nies grissen die Franzosen nachts zweimal die von nnS gewonnenen <i):äben aii. Beide Male wurden sie zmückgeschlageii. Die tampi- beivährteii lippisch - weslsäliickxm Bataillone fließen dem weichenden Gegner nach, icboben ihre Stellung ror »nd machten einö größere Zabl von Gesangenen. Auch Ivestlich von Eenitz und bei Eraonne inaren Unternehiniingen nnierer Stoßtnipps erfolgreicli. Heeresgruppe Herzog Albrecht: Nichts Besonderes. Okstlittzer NrieosschauPlufz Front des Generulscldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: In Dslgalizien vermochten die Russen geskeru ibre Angrisse nur bei Brzezany zu iviederholen. Trotz Einiaves srffcher .9rüste tamen sie nick'1 vorwärts. In zäher Ver teidigung und frischen Gegenstößen hielten sächsische Regi menter ihre Stellungen gegen zahlreiche Angriffe und nigten dem Feinde Hobe Verluste zu. Im Abschnitt tioiijiichg -Zboroiv starker Feiiettamps. Die Tätigkeit der Artillerie war glich bei Brodtz und am Stockwd zeitweilig sehr lebhaft. An der übrigen Front leine größeren Geiechtshand- In ngen. Mazedonische Fr 0 ni: Nichts Neues. Der erste Geveralgnartiermoister: Ludrndorss. Tic ncucstc Beute Berlin, 3. Juli. <W. T. B. Amtlich.) Im Atlan tischen Lzccm haben unsere U-Bootc wiederum cinr große Anzahl Dampfer »nd Segler vernichtet. Unter den ver senkten Schissen befanden sich n. a. der bewaffnete englische Dampfer „Ribera" mit .5000 Tünnen Kohlen nach Ar changelsk, der bewaffnete russische Dampfer „Battl," mit -UM Tonnen nach Archandrlok, der russische Segler „Wid- wud" mit Lei nach England, ein großer bewaffneter Dampfer vollbcladrn nach England, rin großer durch Zer störer gesicherter Dampfer, anscheinend Transportdampfcr, mit der Nummer 23, zwei Dampfer, die durch Doppelschuß znsammc» ans demselben Gclritzngk herausgrschosscn wurden. Gegen die englischen bewaffneten Dampfer „Fallodon" >3012 Brutto-RegistcrTonnrn) «nd „Nitenian" <6381 Brutto-Rcgistcr-Tonnen) wurden von einem U-Boote Tor pedotrefscr erzielt. Das Sinken der Schisse konnte jedoch nicht beobachtet werden. Der Ehrs des Admiralstabrs der Marine. Aus französischen Briefen Zahlreiche bei französischen Gefangenen der jüngsten Zeit gefundene Briefe lassen die trübe Stimmung und die Erregung des französischen Volkes erkennen, das. seit Jghrcn von seinen Machthabern über seine wahne Lage geflissentlich getäuscht, min nach dem Scheitern der Frühjahrsosfensive und unter dem Druck des deutschen U-Boot-Krieges die schlimme Wirklichkeit zu erkennen beginnt. Wir bringen nachstehend anszugslveisc eine kleine Auswahl von Bries- stellen, die ein grelles Licht ans die augenblicklichen tat sächlichen Verhältnisse in Frankreich werfen: Paris. 29. Mai 1917. „Die Streikbewegungen setzen hier von neuem in sehr MiSgedehntem Maße ein, auch besonders viele Ur - Zu den Ausschreitungen in Amsterdam Amsterdam, l. Juli. sNicderl. Tel.-Agentur.) Die Blätter berichten, daß im Kattenburgbezitt gegen Abend weitere Ausschreitungen stattfanden. Verschiedene Läden wurden geplündert. Gegen 11 Uhr abends ging die Polizei mit Revolvern zur Räumung der Straßen vor. Dabei Minden in der Dostenburger Vorstraat 2 Personen ernstlich verwundet. In der Umgebung des GcmüsemarkteS kam cs ebenfalls zu Zusammenstößen. Mehrere Burschen plün derten einige Läden. Polizei und Militär, die mit der awßten Geduld die Menge zum AnSeinandergehen bewegen wollten, sahen sich schließlich genötigt, scharf vorzugehen, da sie von allen Seiten bedroht und angegriffen wnrden. Das Militär feuerte. Vier junge Burschen wurden getölet und eine größere Anzahl verwundet. lauber beteiligen sichan den Tumulten und! Umzügen der F r a 11 en. In den großen Magazinen lPrintemps. Louvre nslv.l wnrden furchtbare Verwüstungen angeiicl'tei. Außerdem in den Straßen eine große Zahl von Schanfens'.ern demolien. Davon darf natürlich in de,, Zeitungen nicht gesprochen nerden. Wenn das io weit"' gebt, baden wir binnen kurzer Zeit Revolution." Rainviffers iParis), 3. Juni 1917. „Ich glaube, der Urlaub wird wegen deS Streiks in PaiiS gesperrt, denn viele Urlauber haben sich d !' Il d e IN 0 n st r i e r e »den St r eikendeII a n g .' ' s cb > 0 i s e in" Paris, 1. Juni 1917. „Täglich neue Stteftbeivegniig: die Frauen verlangen l Frank Perpslegnngsziisch'Iag vw Tag, englische Arbeit:- ivockv odcn ihre Gatten! Kurzum, sie streiten kür W iede r h e r st eI l 1: n g d e s F ried e n s." Malonav-e > Seine-Ins.», l. Juni 1917. „Wegen der großen Stteits bat man T r u p p e a. «auch Kümmere vor. St. Germain!» nach Paris ge sandt. aver die Soldeten baden sich geweigert, ans chm Volk ickiießcn." Paris, 29. Mai 1917. „Sei venicbert. bür in Baris gärt es immer mebr. oj^ S'neffs bieitcii iicb ii'eiter ans, aiffzerdem will man 7!e .Poüns" Iiickn in den Schützengraben znrückkebren lassen und verbarrikadiert die B a 1,11 b ö f e." Das klingt etwas anders als die triegSbegeislerten Rhapsodien der Boulevardblätter. Sächsischer Landtag Z w eite Ka m in e r. S r e s d e n . 3. Juli. Die Zweite Kammer trat t-ni!e niiltag '-12 Uhr zu ihmr 81. öffentlichm Sitzung zu- saiiiiiien, der die Staatsminisler Dr. Bctt. Gras Vitzttmn, v. Eckstädt und v. Segdewitz sowie die Kieb. Räte Dr. Scbmalz und Dr. Hedrich nnd eine größem Anzahl von Regiernngstamininareii beiwohnten. Abg. H a r t in a n n lNatl.) berichtete zunächst üv>. e ten Entwnrs eines Gesetzes zur Abändening des (-heie-p"«. die F e n e r b e ff a t t 11 n g betreffend, vom 29. Mai '. »10 n»d über eine bicrzn einaegaiigene Petition. Er bemi- nagte, den Gesetzentwurs mit einigen von der Erft-w >iai!iiiier beschlossenen Aendernngen ansniiehmen nnd aie Petition des Vorstandes des VerbcmdcK. der Säcktsi'ch.'i, Feiierbestattilngsveleine in Leipzig durch die gefaßtem sckiiüise iür erledigt zu erklären. — Die Kammer st in. 'U>; dem Anträge einslimniig zu. Abg. Dr. Hähnel «.Kons.) berichtete dann iiamenS der Finairzdepntation .5 über den Entwurf eines Ge'-ches über einen Naclckmg zu dem Finawzgefetze ans die I-chre 1910 und 1!U7. Er beantragte, den Gesetzentwurf nn »n-. ändert nach der Vorlage anziinehme». Auch diesem flg- trage stimmtc' die .Kammer einstimmig zu. Abg. A ii de rs iN'ati.> berichtete »»aiterbin namens -ier vteietzgebnngsd'epntation ülx'r dcis Königliche Dorret Nr. ll betr. den Entwurf eines Gesetzes über dem Haas- halt des staatlichen Elektrizitätsnntenielmiens. Er be antragte, die Kammer wolle beschließen, bei ilnem 'iN'ick:. ffse vom 21. Mai d. I. stehen zu bleiben »nd damit den oh. weichenden Veickilnß der Ersten Kammer ans Streickw''g dieses Absatzes abznlelmeii. Im übrigen aber ihre frühem:'. Beschlüsse, solveit sie von den Beschlüssen der Ersten Kam- wer abweichen, fallen zu lassen. Die Kammer stinüntt- diesem Aittrage ebenfalls einstimmig zu. Abg. Hof mann lKons.) berichtete dann über bar Hanshaltplan des staatlichen Elektrizilätsnntenielm! ms ans die Jahre 1910/17 nnd über die Ausgabe einer Staats- anleilie für dieses Unternebimm. Er beantragte, die Ci", n.ttnnen und Ausgaben mit 031 190 Mart zu genelmn' l ie Einslellnngen in Titel 1, 3 und >l mit zniamin':» 5 190 080 Mark z» beivilligen und dcun Geietzeiitivv"»- sowie dcm Aiifiiglnne einer StaatScinleilw iür lxis U.tt.-.- nelnnen ziiznstimmen. Auch liier schloß iicki die Kamm m dem Anträge eiifftiniinig an. Zitm Schlüsse trat die Kammer nach längerer A .s- spräche dem nackiftelienden Anträge der anßeiordentlrchr:- Depiitation über den Antrag deS Abg. Eastan und Genoß:» belr. die sreibeitlickie und volkstümlickie Nenordnnng : v R-ick'e bei. d^ mi' folgt lanttt: Die Kammer woll' b - 'cbließen: I. Die Rcchernng zu ersnchen. durch ilne B- > tietulig im BnndeSrate dabin zu wirken, daß alSbatt iw Reiche eine freiheitliche und volkstümlickie Nenordn :'g dnrckigesührt iverde: 2. die Erste Ktzinmer zum Beitritt zu dem Beschlüsse unter 1 ein',»laden. Nächste Sitzung: Mittwoch.