Volltext Seite (XML)
Nr. LSI L«. Jahr« Sonnabend, veo 5. Juli 1»lS abends U«»»ad« 4 mit Ulustr. veüaa« dtertelttthrUlh ».Kj 4». In Dierden „nd sank Deutsch, land Ire» Kau» ».»» 4» tn Oesterreich ».40 X. «»«,»», » dtertelsübEch ».88 4». In Dresden und aan, Deutschland sret Haus ».- 4» «n Oesterreich S.8U li. »tn»rl-Nummer I» 4. Me »Schfische «oUrzettuna erscheint an allen «ochenlagen nachmmazd. > ateschLstsfteNe «nd Re»a»ri»^ V»e»den«A. 16, E>olbei»st»ah<r ^ Fernsprecher 21366 vofttchecdkonto Leipzig Nr. 14?» <1 , filn<eiaeni Annahme von GoschüstSm,zeigen dt» I» Nd von gnmilieuanzcigr» die II Nhr von» Pretd ürdiePetit Spairzeiieckv z.twBe», uulett I 4t. Familien. Anjetgen 8V « Für undeultich gejchriebene, sowie durch Zerr wrecher ausgegedeue Anzeigen können wn d>« Beranlwortllchkett sür die NtchttgletI de» r«n- nicht übeniedinrn. Sprechstunde der Redaktion! 11—12 Uhr vormittag». O t Einzige LaihviW« U«geszEmg m GMeL Ärgm der H«Mr«iLvurre>» Wrsgav« ^ Mit NuMertM UMWhMNKgshMak« WO Eg. WochMdMwG^ WWMMO. Kt NM «U WAche»d«M«>. 8e!iminl<en,puc>ei' t>r Idsntsrdoäark, Oe Ko»ell8«>i»it«i, rer iinnipitsg« In «niemse 4ur*i»KI k'ai-fVmvn« I^LUl 8el7WNs2!O86, vk 6 8 ltsn 8vkIoN-8tt Aus dem bolschewistischen Musterstaate Tie deutschen Kommunisten, die veröde jetzt mehr den» je wühlen und unser Volk in einen neuen Umsturz Hetzen wollen, haben es sich ziem Ziele gesetzt, den dent- jclnm Staat nach russisch'-bolschewistiscl-em Muster nmzii- modeln. In zahlreichen Flugschriften überschwemmen sie das Land, um im Volke Stimmung für ihre sinnlosen Ideen zu machen. Tie haltlosesten Versprechungen wer den gemacht und die Einrichtungen in Sowjet-Mus-,land verhimmelt. Ein Teil unseres Volkes ist leider zu gern bereit, den Stimmen der Volksverführer willig Gehör zu schenken und ihre Mitarbeit für einen kommenden Um sturz zu leihen. Vergebens verhallen all 'die mahnenden Stimmen derer, die das Volk vor dein verderblichen Trei ben schützen wollen, vergebens haben die traurigen Bei spiele, die wir iin eigenen Lande gehabt, gewirkt. Und dach ist das, was nur an den blutigen Ereignissen in Berlin, München, Düsseldorf, Hamburg und anderen 'deutschen Städten, wo die Kommunisten die Gewallt an sich gerissen und ihren Terror errichteten, erlebt haben, noch gar nichts im Vergleich zu den erschreckenden Zu ständen, die in Russland herrschen. Nachstehend geben nur eine interessante Schilderung der, augenblicklichen Verhältnisse, die dort herrschen, unsere Leser mögen sich dann selber ein Urteil bilden. Die gleiche trostlose Lage wäre unserem Lande und unserem Volke beschioden, wenn ns einmal gelingen sollte, die jetzige Ordnung wieder zu beseitigen und den Staat nach kommunistischem Muster cinzurichten. Wie bekannt, führte der erste Putsch der Bolschewisten im Juli 10)7 nicht zum Ziele. Einige der Rädelsführer wurden damals von der Negierung Kerenskis verhaftet, sedoch beging diese den unverzeihlichen Fehler, diese Leute nach einigen Tagen wieder lausen zu lassen. Die Bolsche- misten bereiteten dann einen neuen Putsch vor, der ihnen aber auch im Oktober 1!U7 gelang. Nun begann die Acra dieser „Volkchbeglnctcr", die blutigste Periode des russischen Reiches, welche sogar alle Taten Iwan des Grausamen als bloße Schatten erscheinen läßt. Die genen Machthaber nah men Besitz von allen Organisationen, und zwar nicht nur staatlichen, sondern auch städtischen. Die Staatsbank wurde von Matrosen besetzt und in „Volksbank" ninbenannt, und gleach darauf wurden auch alle Privatbanken als „natio nalisiert" erklärt. Alle laufenden Rechnungen wurden ge sperrt, keinerlei Zahlnngen mehr geleistet, die Staatsan- leiven wurden als anulliert erklärt, und dann wurde zur U» ersnchnng der Safes geschritten, was an Gold und Sil- brr. sowie Schni'iickgcgensläiiden vorgefiinden wurde, unter lag der Beschlagnahme. Eine Abrechnung oder Bilanz gab e-.- natürlich nicht. Nachdem mm alle die, welche Einlagen in den Banken hatten, von denselben abgoschnittcn waren, erlaubte inan ihnen eine Höchstcinnahme von 1000 Rubeln im Monat, jedoch nach drei Monaten wurden auch dieje eingestellt und diejenigen, welche nicht verhungern wollten, zalstlen an die „Kommissare" der betrcfenden Bank bis zu A) Prozent von der zu erhebenden Summe, um an Geld zu lammen. Alle Fabriken, Betriebe und Geschäfte (Magazine) wur den nun gleicherweise nationalisiert bezw. sozialisiert, be kamen patentierte Kommunisten zngeteilt, welch« rein bol- jchewistische „Arbeitertomitees" bildeten, und bei der all gemeinen Losung gegen Intelligenz und Vorgesetzte wurden lelch-re alle entlassen. Natürlich gingen die meisten Be triebe — vis z» 00 Prozent — nach und nach durch jeglichen Mangel an Organisation ein. Dazu kam noch, daß die Näteregieruiig die prinzipielle Notwendigkeit dös Bürger krieges erklärte, und hierdurch stand alsbald die Negierung, welche, um ans Ruder zu kommen, das Volk mit dein Frieden mit Deutschland geködert hatte, mit dem größten Teile Rußlands (Sibirien, Ukraine, Ton-Kosaken usw.) im heftigsten Kampfe. So wurde die Köhlen- und Rohmate- rialienzufnhr gänzlich unterbunden. Hierdurch wurden nun unzählige Arbeiter brotlos, »nd dieser Umstand wurde mm dgzn benutzt, um diese Leute für die Note Garde zu werben imd mit deren Hilfe zur Aufstellung einer regulären roten Armee zu schreiten, die Mobilisationen wurden er zwungen und bald »raren fast alle die Leute, welche Trotzti bei Regierungsantritt telegraphisch demobilisiert, wieder unter Gewehr. Dieses Zwangsheer wurde msch an die per- schiedencn neuen Fronten abgeschoben. Waffen bekamen die Leute nicht. Diese »raren im Besitze der Prätorianer Lenins: Letten und Chinesen »nd e' st wenn die Soldaten an der Front eintrafen, erhielten sic Waffen, wobei dafür gc orgt war, das; hinter jedem Truppe,ib-U ein: Anzahl mit Maschinengewehren bewaffneter Letten und Chinesen stan- Verankerung der konfessionellen Schule in der Neichsverfassung Berlin, 5. Juli. In der konfessionellen Schnlfrnge ist ngch Weimarer Meldungen der Blatter zwischen Sozial demokraten und dem Zentrum ein Komprvmis, zustande ge kommen. Der Schnlartikel der Verfassung, Art. 14ll, soll, da die Sozialdemokraten nachgcgebcn haben, so gestaltet werden, das; die konfessionelle Schule bis zur Regelung durch Rcichsgcscb vorläufig in der Ver fassung verankert ist. den, welche bei der geringsten verdächtigen Bewegung drein feuerten. Die Offiziere waren abgeschafst, aber dafür hatte man Instruktoren, welche die Leute miss furchtbarste tyran nisierten. Geringste Vergehen wurden mit Erschießen be straft. Jeder Widerspruch galt als gegenrevolukionäre Aenßernng: die Urteile wurden durch das Regiments- bezw. Bataillonskomitee gefällt, welch letztere aber nur an's »'asch- echten Kommiiniste» bestehen durften. Gar bald merkten die Soldaten, daß sie elendiglich betrogen waren, aber bei dem Terror und Spitzelwesen, das nun aufkam, getraute sich keiner, Dem andere» seine Gedanken z» offenbaren, wußte er doch niemals, zu wem er sprach. Zu derselben Er kenntnis kamen aber alsbald auch die Arbeiter. Infolge der Schließung aller Handelshänser und Nationalisierung dere »Warenbestände >oar jegliche Privatinitiative erstickt. Alle Waren wurden verschleppt in Sammellager, und die Verteilung war in den Händen der obersten Wirtschafts behörde. Es wurden nun Kanzleien auf Kanzleien geschaf fen mit einer unendlichen Zahl von Unterabteilungen, und an deren Spitze stehen 17° bis 20 jährige Jungen, welche keine Ahnung vom Organisationswesen haben. Sie brauch ten nur patentierte Koinmiinisten zu sein. T-aS führte zu einem tollen Chaos. Einerseits standen die Betriebe wegen Mangel a» Material still, anderseits konnten die Arbeiter häufig selbst Nachweisen, wo das Material z» finden war, aber wen» dann auch schließlich eine Unmenge von Papieren und Erlmilmissen erwirkt waren, so half dies doch nicht, bei den .obersten Behörden die Waren zu erhalten, wenn der betreffende Kommissar mit der Ware eine Schiebung Vor halte. Die meisten Arbeiter begannen zu begreifen, daß daS neue sogenannte paradiesische Regime sie selbst und ihre Be triebe vollständig zugrunde richten müsse, und es machte sich alsbald im Frübjahr 1018 eine ernste Strömung unter ihnen bemerkbar. Es wurde nun ein Dekret erlassen, daß die Fabriken, welche nicht mehr arbeiten konnten, zu schlie ßen hätten, indem die Arbeiter für zwei Monate Lohn er halten sollten. Auf der Fabrik selbst habe nur ein (bolsche wistisches) Arbeiterkoinitee zu verbleiben. Die ruhigeren Elemente der Arbeiter zogen cs vor, ans die Dörfer zu gehen. Allenthalben herrscht vollständige Gesetzlosigkeit. Ter sogenannte Justizminister Stntschka erklärte, daß alle Ge setzbücher nur ein Produkt bürgerlichen Vorurteils seien. Ebenso wie die koinininnistische Ncgierimgsforiii kein Parla ment anerkennt, (denn es gibt nur den Zeiitralansichnß, welcher ans primitiver, einseitiger Wahl zustande gekommen ist), so fand Stntschka auch die Geschworenengerichte, weil ans Ständen gebildet, veraltet und schaffte sie ab. Auch Rechtsanwälte wurden nicht mehr ziigelassen. So war jeg licher Rechtsbeugung, aber auch jeder Bestechung Tür und Tor geöffnet. Mit der „Sozialisierung" ging der Biireaickratismus Hand in Hand. An Kanzleien ist ein solcher Ucberfiiiß ent standen, daß der Bnreankratismiis des Zarenregimes ein wahres Kinderspiel dagegen war. Nichts ist mehr ohne Erlaubnis erhältlich. Alles beruht ans Papier, ans Zet teln. Tie Häuser sind dem Besitzer abgcnommeii und wer den von dem sogenannten „Armenkomitee, welches jedes Hans besitzen mnß, verwaltet. Die eingezahlten Mieten werden von diesem Komitee für die laufenden Ausgaben benutzt. Der Hausherr selbst, soweit er nicht verhaftet ist. oder dessen Familie müssen ebenso Miete bezahlen. Das Komitee dev Armen im Hause wird gebildet ans den Haus knechten, Portiers, Köchinnen und Dienstmädchen. DaS Komitee nxihlt einen Vorsitzenden und dieser muß vom Nahonrnt bestätigt werden. Erste Pflicht des Hanskomitces ist. über die politischen Neigungen der Einwohner zn wachen. Dann hat das Komitee zu bestimmen, welcher Er- nährimgskategorie die Einzelnen unterliegen, und da es vier Kategorien gibt, so fordert es die entsprechenden Kar ten ein und verteilt sie. Die Kategorien sind folgende: 1. Arbeiter, 2. Angestellte in Bureau und Kanzleien, ll. In genieure, Meister. Direktoren »sw., k. früher besitzende Blas ien und solche daraus die noch keine Beschäftigung herben. Ta niemals genug Nahrung da war, so kam aus die echle Kategorie das meiste an Brot. Kartoffel:' s «ringen »sw. (Fleisch. Butter und Fett gibt es sowie io nick» mehr). In den höMten Fällen bekommen, wenn Vorrat da ist. die erste Kategorie dreivicrtel Pfund Brot, die zweite ein halbes Pfund, die dritte ein Viertelpfund und die vierte ein Fünf- telpfnnd Brot. Meistens bekommt die dritte und vierte Ka tegorie nichts. Ferner hat das Armenkomitee darüber zn wachen, daß nichs ans dem Hause gebracht wird, denn die Möbel und alles in der Wohnung gehören nicht mehr dem Mieter, sondern als bleibende Einrichtung zur Wohnung. Will jemand umziehen, so sucht er sich zuerst eine Wohnung, und wenn er eine solche gefunden, so fragt er bei dem Armen komitee des betreffenden Hauses an, ob dieses ihn nnfnimmt. und ebenso bei seinem bisherigen Armenkomitee. ob diewe il)» entläßt und sobald er von beiden ein schriftliches Ein verständnis erhaltein wendet er sich an die betreffenden ave" Nayonräte der Häuser und nachdem die Wohmingskommii- sare dieser Naponräte das Ganze genehmigt haben — kann er „umziehen", das heißt, er geht von der einen Wohnung zur anderen, denn mitgenommen darf nichts werden. Nur < sür höhere konimnnistische Beamte wird hiervon eine Ans- nalpiie gemacht, wie denn überhaupt den Kommissaren das. Recht znsteht. aus irgend einer Wohnung Möbel sür sich zn requirieren, und infolgedessen sind ans allen Wohnungen die besseren Möbel schon verschleppt. Das Armenkomitc' hat aber auch noch eine Unmenge anderer Funktionen. So zum Beispiel wurde bei der zuletzt festgesetzten Steuer von 12 Milliarden diese Summe auf die verschiedenen Provinzen, dann ans deren .Kreise. Dörfer und Städte, in letzteren a.p,f, deren Rayons. Straßen ppch c-nölich .Häuser verteilt. Ans ein gewisses Haus entfällt dann eine entsprechende Pauschal summe und das Armenkomitee hat zu bestimmen, wer und wie viel bie Einzelnen im Hanse zu zahlen haben. Diese? Summen müssen die Pauschalsumme, welche ans das Hans gelegt wurde, ansinachen. Kann der Betroffene die Steuer nicht aufbringen, und er kann es nicht, da er ja von allen seinen Kapitalien durch die Bank-. Finanz- und Wirtschafts- »laßiiahmen entblößt ist, so werden die noch in der Woh nung verbliebenen Möbel versteigert. Tie Käufer sind in diesem Falle kommunistische Kommissare, welche nach allen Ranbzügen über genügende Kapitalien verfügen und sich schon zn einer neuen Plnlokralie entwickeln. Ferner har daS Armenkomitee ans der dritten und vierten Kategorie die Leute für die öffentlichen Arbeiten — Straßenreil,ignna, Holzhacken. Leichenbegrabnng usw. — zu stellen. Diese be komme» dann für ihre Arbeit pro Tag drciviertcl oder ein halbes Psiind Brot. Im übrigen ist aber sür diese Kate gorien eine bestimmte Anzahl von Arbeitstagen im Monat obligatorisch. Wer sich derselben entzieht, wird mit Frei heitsstrafen belegt. Wer krank ist. mnß ein Attest von einem koniiimnistischen Arzt beibringen. »nd das gibt dann wieder Gelegenheit zn Bestechungen »nd Einnahmen sür die betref fenden kommunistischen Vertreter. Das chrisMche Kuttrrndeal Im Namen der „Kuliur der Menschheit" wird bereits seit Jahren der erbittertste Kampf gegen Christentum und Kirche geführt. Im Namen der Kultur toll der Kirche jeglicher Einfluß und jede Bedeutung im öffentlichen Leben genommen werden; dcun, so heißt es, die katholische Kirche ist kulttir eindlich. Gewiß, wenn man unler Kultur d«s völlige Anfgehen im Materielle», den raffiniertesten Siunengenuß, dos un gehemmte. rücksichtsloie Jagen nach dem Mammon, die Verwilderung in Literatur und Knust versteht, dann — das geben wir zu — >sl die Kirche kultm Hinblick). Dann können wir aber auch stolz lein, einer Küche aiizugebören, die der modernen Menschbeit, aucki aus die sickere Gekahr hin, ihren Hatz sich zuzuziehcu, das non licet tibi „es ist dir nickt culaubl" zürnst Dann stimmen wir ihr voll und ganz zu in der Zurückweisung einer solchen „Kuliur". Wahre Kullnr ist materiell und geistig zugle'ch wahre Kultur sorgt sür die Bedürfmsse des L-ibes aber vergißt dabei der Seele nicht Das christliche Kntinnaeal ist die harmonische Berücksichtigung und Ausbildung beider, des Leibes und der Seele; denn nur aus diesem Wege ist das Glück des Ei' zcknen wie der Gesamtheit zu erreichen. Dem überzeugten Christen füllt es nicht ein, die modernen Errungenschaften ans dem Gebicle der Wlssenschast und Technik zu unteeschlitzen. Er versteht sie zn würdigen und sich dienstbar zu machen, wie jeder andere auch. Aber er schultet dabei die Sc eie nicht a»S; denn er erkennt, daß