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Nr.LS-M- LS. Jahrg. Geschäftsstelle «nd Redaktion^ Kre»de«-A. 1«, Holbeinstratz« 4« Montag, 29. Sept. 1919 Fernsprecher 21 SS« Postscheckkonto Leipzig Nr.147»7 Bez»«*Pr«i»! «iertcyahrttch in der «eschSftSstelle oder don der Post «vgeholl Ausaad» t 4SI» U,»««be » » 75 4>. In Dresden und gan, Deutschland frei Hau» «,»,ade » 4.08 «»»««de « 4.08 — Die SLchMch« Lolltjellung erscheint an allen Wochentagen nachmMag». — Sprechstunde der diedaMon: LL di» 1i» Uhr dormMag». Anzeige», Nnnnhme don «eschaslSanzeigen di» 4» Uhr. von Familienanzeigen »iS »1 Uhr dorm. — PretS für die Petit-Lpaltzcile SO 4. im ReNameletI 1 Famllien-Anzeigen 10 4 — Für undeuMch geschriebene, soMie durch Hern, sprccher ausgegebene «nzeigen kSmien wir di« Beraiüwortiichkeit für die Richtigkeit de» Texte» nicht iibernehmea Der erste sächsische Katholikentag Dresden, den 29. September. Hi Wenn diese Zeilen durch d>. Maschine gehen dann neigen sich auch die letzten Beratungen des 1. Sächsischen Katholikentages ihrem Ende zu. Wir geben uns keinerlei Illusionen hin, aber bas, was wir in den letzten Tagen erlebt haben, lösch das Herz höher sch.agen. Die sächsische!' Katholiken Hab--1 jh:,; erste große Heerschau abgehalten. Daß sie kelunc-'i, jft, darüber kann gor kein Zweifel be stehen. glänzend gelingen sogar. Lieg erste Tagung de^ sächsischen Katbe''krn hat alle Erwartungen bü weiten, übertrostcn, hat gezeigt, daß auch in Sachsen die Katholiken die ?.'ll-en der Zeit verstehen, daß sie kmnpsbereit und zum Marschieren gerüstet -sind. Vieles bleibt noch zu tun übrig. Tic Katholiken, die aus allen Teilen Sachsens herbeig- siiömt waren, sollen nun einen Strom frischpnlsierend-n Lebens mit hinausnehmen, das ist und war der eigentliche Zweck dieses Katholikentages und wird die Hauptaufgabe der künftigen Tagungen sein, deren alljährliche Abhaltung erfreulicherweise in der geschlossenen Versammlung be schlossen worden ist. So etwas ha? man in Dresden von katholischer Seite n'ch nicht erlebt. Nicht nur vor den Versammlungslokalen, auch in den Straßen wurde die Festnusgabe der „Sächsischen Volkszeitung" ausgerusen und fand guten- Absatz. Wie überhaupt auch für die katholische Presse sich großes Inter est zeigte. Die schwierigste Frage war am Sonnabend die Unterbringung. Das Auskunftsbureau im katholischen ("gellenhaiis und abends im Zoologischen Garten glich e m-m Taubenschlag. Die unermüdlichen Herren und iinen dort waren wirklich nicht zu beneiden um ihre Arbeit, ie haben sie aber meisterhaft gelöst, Hunderte kamen noch on auswärts, die sich nicht angemeldet halten. Hunderte, sie noch für die Nacht untergebracht werden mußten. Diele Aufgabe zu lösen, schien fast unmöglich. Aber sie wurde gelöst. Als am Sonnabend naclsis die Lichter im Zoolo gischen Gartens gelöscht wurden, waren alle, alle unter- gebrächt und versorgt. Den Auftakt zu den Verhandlungen bildete der Be grüß u n g s a b eu d im Zoologischen Garten. Dieser Saal war in seiner ganzen Größe mit all seinen Galerien schon längst vor der Eröffnung so überfüllt, daß leider Hunderte unverrichteter Tinge wieder Weggehen mußten. Wer kann sie alle äufzäHlcn, die da aus allen Gegenden des Sachsenlandes gekommen sind. Uebemll sah man bekannte Gesichter, stets freute man sich wieder, den oder jenen selbst aus den entferntesten Winkeln des Landes begrüßen zu können. Es war eine richtige Familienfeier, die sich -da abipielto, aber doch zugleich erfüllt schon von Begeisterung, die bei allen Teilnehmern noch lange nachklingen wird. Ter nachfolgende Bericht gibt ein genaues Bild von dein Verlaus der Veranstaltung, sowie von dem der ganzen Verhand lungen. Die Reden des Hanpttages finden unsere Leser ausführlich im zweiten Blatte dieser Nummer vor. Sehr erfreulich war' es', -aß man schon beim Begrüßimgsabend viele.katholische Wenden sehen konnte, zu deren Dolmetsch sich der verdiente Herr Prälat Skala ans Bautzen machte. Der eifrige Vorsitzende des. -Ortsausschusses, Herr Tr. Ka i.se r, dessen Verdienste gleich an diesem Abend ge würdigt wurden, konnte auch bereits den Höchst,. Herrn Bischof. 'Tw. Franz. Löbmann begrüßen. Es können natürlich an dieser Stelle nicht alle die genannt werden, die sich um das Zustandekommen der Veranstaltung über haupt verdient gemacht haben. Aber auch hier soll noch der wackere Herr Postsekretär Sp r e n tz e l-genannt wer den, Her rastlos gearbeitet hat »nd dem nicht zuletzt das Zustandekommen dieser herrlichen Tagung zu danken ist. ll»d,da»n möchten wir noch mit besonderer Anerkennung auch an die'er Stelle des Verfassers des Vorsprnchs, Herrn Oberlehrer Paul K a m m I e r gedenken. Zum Gelingen des Bcgriißnngsäbends trugen aber auch die Vorträge der Dresdner Cäcilien-Vereine bei, die Herr Kantor Schrö ter als Dirigent in sicherer Hand hatte und die ganz Vor zügliches leisteten. Es war die 11. Stunde gekommen, als der Strom der Reden versiegte und sich die. Versammlung auflöste. Ter Hanpttag begann mit dem P o n t ifakaIgm t- in der Hvftirclie, das der Höchst,. Herr Bischof zelebrierte. Welch herrliches und ergreifendes Bild bot sich da dein Auge dar! 18 Fahnen zählten wir, die sich nun den Hoch altar gruppiert hatten, darunter- die Fahnen von vier ka tholischen Studentenverbindungen bezw. Vereinen: Bnc-- gimdia-Leipzig, Tentonia-L'eipzig, Silesia-Halle und Wiu- sridia-Beesla», deren Chargierte in vollem Wichs erschienen waren, dann die Fahnen der Dresdner und einiger aus wärtiger Vereine. Ganz Hervorragendes leisteten wiederum die Cäcilienvereine, und zwar ebenfalls unter der Leitung des Herrn Kantor Schröter. Um 10 Uhr begann dann die geschlossene Versammlung mit der Wahl der Präsidenten und oer Besprechung der Anträge, die wir ebenfalls in dieser Nummer wiedergeben. Diese geschlossene Versammlung ivar von größter Bedeutung; denn sie zeigte eine .ollständige Ueberei isl'mmung der Ansichten in allen grundlegenden Fragen nrw cs war nur bedauerlich, daß d-e dafür bemessene Zeit so kurz war. Vor allem deshalb he- dauerlich, weil dadurch das. ganz vorzügliche Referat des Herrn Lehrer K r e t i ch m e r - Chemnitz, das eigens für diesen Rahmen berechnet war, nicht voll zur Auswirkung kommen konnte. Abei man muß berücksichtigen, das' u-.r in Sachten zum ersten Male eine solche Tagung veranstal teten und daß daher besonders mit Rücksicht auf die Vor- bereitnngszeit manches nicht so entfaltet werden konnte, wie es selbst vom Ortsausschuß aufs sehnlichste gewünscht worden war. Aber jedenfalls steht so viel fest, daß bei zukünftigen Katholikentagen der geschlossenen Versamm lung ein bet n>eitem breiterer Raum zur Verfügung gestellt werden muß. Was sollten wir nun hier von den öffentlichen Versammlungen belichten. Die Reden, die unsere Laser in dieser Nummer finden, sprechen für sich selbst. Das waren Worte, die unvergeßlich bleiben wenden. Ter An drang zur Hauptversammlung im Vereinshans ans der Zinzendorfstraße war so groß, daß noch eine Parallel- Versammlung abgehalten werden mußte. Im Ver eins hau ssaal war die Beteiligung so stark, daß eine geradezu beängstigende Fülle entstand, da auch alle Gänge und Galerien wirklich bis zum letzten Plätzchen und Fleckchen voll standen. Die Säle (und auch das katholische Gesellen- hans) Ivaren Prächtig geschmückt. Tie vier Präsidenten des Katholikentages hatten sich in die Aufgabe der Leitung der Versammlungen geteilt. Im Vereinshanssaal präsidierten die Herren Reichsgerichtsrat B u r l a g e und Seminarober- lehrer Brngger, in der Turnhalle der Arbeiter Herr August Nönsch und Herr Rechtsanwalt Tr. Hille. In beiden Sälen sprachen die Hauptredner Herr Jnstizrai Dr. S ch r ö m b g e n s - Leipzig und Domkapitular Frei herr von M i l t i tz - Breslau in umgekehrter Reihenfolge, und auch der Hochw. Herr Bisckof Dr. Franz. Löbmann unterzog sich der großen Mühe, in beiden Versammlungen zu sprechen. Ergreifend waren die Worte, die unser ge liebter Obcrhirt zu den zum Katholikentag Ver sammelten sprach. Ergreifend, als dann das Lied erklang: „Wir sind iin wahren -Thristentum," Die Rede des Herrn Justizrat Tr.. Schrö m b ge n s war tiesdnrchdacht, war programmatisch im wahrsten Sinne des Wortes und ging den Problemen der Zeit ans den Grund. Mit außerordent licher Gespanntheit, unterbrochen oft von lauten Znslim- mnngsknndgebnms'en, folgte die Niesenversammlniig den Ausführungen des Herrn Justizrat Tr. SchrömbgenS. Wil dlingen sie gewiß sehr ausführlich', aber es ist immerhin nur ein Auszug und es ist mit Recht schon gleich nach der Versanimlung dem Wunsche Ausdruck gegeben worden, daß diese prograiiiniatisclie Rede doch als Broschüre erscheinen möchte, denn sie verdient von jedem Katholiken gelesen un beachtet zu werden. - Mit einem Wort, es .war eine sein- durchdachte Rede, an der niemand, der im öffentlichen Leben siebt, wird vorübergehe» können. Hier war klar znm Ausdruck gebracht, was das Papsttum für die gegen wärtige Zeit für eine Bedeutung bat »nd für die Zukunft haben wird. Mi? hinreißender Beredtsamkeit sprach dann der Breslauer Kanonikus Freiherr von Miltitz. Was er bot, war ebenfalls eine Glanzleistung, die in der Ver sammlung stürmischen Widerhall fand. Er verstand es meisterhaft, das Leben des hl. Bonifatins zu schildern, . ans diesem Leben die Nutzanwendung für unsere heutige Zeit zu ziehen und der Versaiiunlung den Bonisatinsverein in seiner Bedeutung für unsere Diaspora - Kircben und -Schulen nahe zu bringen. Wie die Rede des Breslauer Domherrn gewirkt hat, beweist folgende Episode: Der be geisterte Vertreter ans Erfurt unternahm ans eigene Faust am Schlüsse der Versammlung eine Sammlung für den Bonisatinsverein, die anscheinend ein außerordentlich gutes Ergebnis hatte. Zwischen den beiden Reden begründete Herr-Seminaroberlehrer Brngger aus Bautzen in kur zen, aber, treffenden Worten die schon von der geschlossenen Bersaminlnng vorberatenen Entschließungen, «die einstim mige Annahme fanden. Tann sprach der Präsident, Herr Reichsgerichtsrat Vorlage, Mitglied der Nationalver sammlung, das Schlußwort über die k i r che n - und schnl - po liti s chc La g> e i m Reiche nnd im Lande. Au ch er verstand es, die Aufmerksamkeit der Hörer aufs äußerste zu fesseln. Mit dem scharfen Auge dcs seit Jahrzehnten im öffentlichen Leben stehenden Mannes legte er noch einmal all das dar, was uns am meisten bedrückt und tvas wir zu tun haben. Diese Rede war ein Kabinettstück von ausge suchter Feinheit, sie gab ein ungeschminktes Bild der Lage, so wie sie ist, sie ivar frei von jede:» lähmenden Pessimis mus, zwar getragen von der Erkenntnis des Ernstes der Zeit, aber doch auch zugleich von einem gesunden Optimis mns. Mit der Tankerstattnng an den Hochwürdigen Herrn Bischof, au den Ortsausschuß Dresden, an die Chöre, an die Redner schließt die ebenfalls mit stürmischem Beifall aufg-enommene Rede. Brausend setzt die Orgel ein und mit Begeisterung klingt es iiiachstvoll durch den Saal: „Großer Evtt, wir loben dich!" llsl. Begrüßungsabeud Die Begrüßungsfeier, die am Sonnabend gegen 2000 Teilnehmer im großen Saale des Zoolo-gisck-en Gartens vereinte, bildete für den Ersten Säuischen Katholikentag einen würdevollem klangreichen Auftakt. Aus allen Gauen Sachsens und weiter her waren die Gläubigen herbeigeeilt, um dem Ersten Sächsischen Katholikentag einen imposanten, bedentungsvalien Verlauf zu sichern. Schon lange vor Beginn der Feier ivar der Saal und die Galerie bis aus den en Platz gefüllt, und immer mehr strömten die Selmren herbei. Heilige Begeisterung und freudige Erwartung leuchtete aus den Augen aller. Mit dem Gruße: Gelobt sei Jesus Christus eröffnete Msgr. Dr. Kaiser die Feier. Dieser Gruß, so führte er in seiner Begrüßungsansprache -ans, der das erste Mal in diesen Hallen einer so stattlichen Zahl versammelter Katho liken entgegenscballt, soll d-aö Zeickien oer Vereinigring sein, zu welcher wir uns in dieser Stunde znsainmenfinderr. Ihr lieben Katholiken ans dem lieben Sachsenlande, die ihr aus Ost und West, ans Ebene und Gebirge herbeigeeilt, seid herzlich willkommen iir Dresden. Herzlich willkommen, ihr aus der Dresdner Gemeinde, Frauen und Männer, Alt und Jung, Reich und Arm, -Ein -herzlich sWillkfomm-en auch unserem hoch,würdigsten Oberbirten, der auch dorr sein will, wo sich seine Gläubigen versammeln. Des wei teren gab der Redner das Programm -des Abends bekannt und erwähnte besonders die Dresdner katholischen Kirchen cköre, die sich zusaniinengetan hatten, um der Begrüßungs feier durch ihre Gesänge einen würdigen Rahmen zu geben und die Begeisterung noch höher zu tragen. Unter der tüchtigen Leitung des Herrn Kantor Lehrer Schröter brachten die vereinigten Kircbeiichöre die „Hymne" von Chr. W. v. Gluck recht stimmungsvoll zu Ge hör. Daraus sprach Frau Annamarie von Blvkn- z e w s k a - R a n t e n b e r g den Festprolog des Herrn -Oberlehrers Paul K a m m l e r. Dem vorzüglichen Pro log unid dem vollendeten Vortrag der Künstlerin zollten die Anwesenden lauten Beifall. Das Lied: „O d» wein beiß Verlangen" von Abt, in ivirtmigsvollcr Weise vorgetragen, schloß den ersten Teil der Feier. Nach einigen geschäftlichen Mitteilungen von Migr. Tr. Kaiser ergiff der Vertreter des Zentralkomitees der Ka- tbolil'enversaniinlnngen Deutschlands G r a f S ch ö n b n r g- Glanchan das Wort. 'Nach kurzen BegrüßnngSworten führte er ans, daß die großen deutschen Katboliteiiver- sammlnngeil durch den Krieg und seine Folgeerscheinungen wobl auf lange Zeit in Frage gestellt seien. Darum gelte eS, ans den einzelnen Tagungen die Waffen zu schmieden, um dann gegebenenfalls mit heiligem Kampfes»,»! den vor geworfenen Fehdehandschuh aufzubeben. Mit Freuden be grüße er das lebhafte Interesse, das mau der katholischen Sache entgogenbringe. Unter aller Beistinuuung gedachte er auch dankbar des Hauses Wettin-. Der Katholikentag ist da, die wahren Ideale zu zeigen und das Band zu festigen, das die Katholiken zusammenhalt. Gelingt dies, dann hat der Katholikentag seine Ausgabe erfüllt. In mninterbrocheiier Reibensvlge kamen nun die Ver treter der großen kirchlichen Gemeinden »Nd die Vertreter der verschiedensten Stände und Verbände znm Worte. Für die Pfarrgeistliehteit Dresdens begrüßte Herr Superior Präses Hart mann in warmen Worten die so zahlreiche Versammlung. Die Liebe zur bl. Kirche, zu un serer Seele hat uns hier zusammengesührt, möge nun der Katholikentag viele segensreiche Anregungen bringen. Jeder setze nach seiner Rückkehr diese Anregungen ins Werk um, damit die katholische Kirche wachse und stark werde und alle» drohenden Gefahren Trotz biete.