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Sd. 4» 18. Iahrg. ffrettag, de» 28. stzrbr. »siv abends 1 !- 0 vezugdvretd, rladaab« X mit Illustt. »ettnae dttrttljührlich S.88 I» Dresden und ganz Deutsch land sret HauS 8.8t» F m Oesterreich « 40 X. rioSnad» S viertelsührlich 8.88 >k. In Dresden und ganz Deutichlnnd sret HauS 8<- tn Oenerreich 8.8« X. Stnzel-Nummer I<» 4- D>e Ekchfische BoUSzeUuna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. 2 0 Geschäftsstelle und Medaktirn», Dresden «A. 16, Holbeinstraße 4« Fernsprecher 21 368 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14787 0 Ol Slnzrigen, Annahme von AcschSslsanzeigen bis IVU-r von gamilienanzeigen bis I > Uhr vorm. Preis für die Pelil-Spaltzcile SS Z im Stella- melcil 8« t. Familttn-Auzeige» St» 4. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- wrechcr ausgegebcue Anzeigen könne» wir die Berantwortlichfeit für die Richtigkeit des Sexte» nicht übcmehmen. Sprechstunde der Redaktion: t l—IS Uhr vorm. 0 L Einzige Katholische Tageszeitung in GMjsert. §)xgan ber Zentrumsom red Ausgabe ^ mtt illustrierter Mteryaltrmgsbeilage und reltg Wocheubeilage FeiemsHtzM Ausgabe k nur mit der WochevdeiLage, Die Flamme. D- T<r sächsische Nevolntionsininister der Justiz Kacnisch I,»t schon recht: Es brennt uns der Boden unter den Füßen. Immer und immer mehr entgleiten die Müssen der Sozialdemokratie, immer weiter greift das isticbewistische Fieber um sich Es scheint das Schlimmste mi-:' nicht erspart zu werden. Alles das, was wir jetzt er leben. bat w gar keinen Sinn und dennoch geschicht's. Alles das, was jetzt vor sich geht, ist so gegen das VolkS- mahl, gegen das Wohl der breiten Massen selbst gerichtet, dost man sich fragt, wie es überhaupt möglich ist. Wir haben es hier mit schweren Krankheitserscheinnngen zu tun, sin die sich noch kein Arzt gefunden hat, der -Heilung bringen leimte, ilnd über allem steht das furchtbare Gespenst des Hangers, der uns völlig zugrunde richten must, wenn daS le.ilmünnine Streikfiebcr nicht in kürzester Zeit verschwindet. Es erscheint fast zweifelhaft, ob die Reichsregiernng noch die Machtmittel anfbringen kann, hier das Schlimmste zu verhüten. Daß es soweit gekommen ist, daran tragen unsere Feinde nicht die geringste Schuld. Sie haben die Hunger blockade allem Völkerrecht und allem christlichem Empfin den znm Hohn auch nach Einstellung der kriegerischen Hand lungen ausrecht erhalten. Sie wollten uns damit der völligen Vernichtung anheimgebcn »nd sie haben ihr Ziel beinahe erreicht. Aber sie haben keinerlei Gründe zu tri umphieren, denn das Gespenst, das uns bedroht, ist ihnen iinn selbst nicht mehr ferne. Es kann kaum einen Zweifel mehr unterliegen, daß wir am Vorabende der Welt- > c e e,! n t i 0 n stehen. Das Feuer ist im Begriffe über- ziisprinsten. In dieser Hinsicht ist von Interesse, was dem .V Miner Tageblatt" über die A r b e i t e r b e w e g n n g i n E i! g l a n d und Amerika ans dem -Haag gemeldet wird: ./Die allgemeine Stimmung in England geht dahin, daß die planmäßig, im großen Stile und im Rahmen de: ei,Blichen Gesetze eingcleitete Streikbewegung, die gegen- märtig von den Bergarbeitern geführt wird, zu großen .Vigestündinssen der Regierung führen werde. Vor allen hingen, was die aktive Teilnahnre der Bergarbeiter an d-r Geschäftsführung und der.Preisbildung der Gruben- iadustrie angeht. Lloyd George hat diese Form der Be- teilignttg der Bergarbeiter bereits gebilligt. Ohne Zwei- lel ist das eine Einleitung der von den Arbeitern gefor derten Verstaatlichung der Bergwerke. Das; die Bcrg- mbciter nute,' den Arbeitern jetzt am aktivsten sind, ent- jprickt dem Gesamtpläne der Gewerkschaften, der auf Verstärkung des Einflusses der Arbeiter auf das ganze Wirtschaftsleben und ihre erhöhte Beteiligung an seinen E.acbnist'en gerichtet ist. Die Grundlage dieser Ein flußnahme bildet in der Tat am besten die Kohle. Tie Fmge ist, ob Lloyd George die nnionistische Mehrheit des Unterhauses für sein Nachgeben, das er für absolut »otwendig zu halten scheint, gewinnen kann. Gelingt ihm d iS nicht, so erwartet man bestimmt Auflösung des Unter- iiansts, von der übrigens schon sogleich nach den Wahlen im Dezember die Rede war. Die Folge wäre ohne Zwci- «,'! ein starkes Anwachsen der Arbeitervertretung im Par lament. Ein Nachgeben der Unionisten liegt aber durch, aus im Bereich der Möglichkeit. Der Druck der Arbeiter bewegung ist zu umfassend und zielbewusst, als daß irgend.jemand die Gefahren eines offenen Konfliktes ver kennen könnte. Aus Neuyork wird gemeldet: Der Streik im Bau gewerbe droht, sich über das ganze Land anszndehnen. Dw von dem Amerikanischen Arbcitcrbnnd dabei einge- jchlagcne Taktik erregt allgemeine Aufmerksamkeit. Der Bund hat sich an Gomperd gewandt, der bekanntlich in der sozialpolitischen Kommission der Friedenskonferenz in Paris den Vorsitz führt, um sich seine Einwirkung zu sichern. Diese soll dahin erfolgen, daß die Nenyorker Unternehmer verhindert werden, außerhalb der Vereinig ten Staaten Aufträge zu erhalten, die sie instand setzen würden, die Erledigung des Streiks im eigenen Lande abzuwarten. Hierin sicht man den ersten Schritt zu einer Jnternationalisiernng der Streikfragen. Die Idee ist, di' internationale Solidarität der Arbeiter ans diesem Gebiete durch offiziell anerkannte Organisationen wirksam zn machen, vor allen Dingen, uni die Unternehmer im Falle berechtigter Streiks zn boykottieren. Diese Ent- Wicklung verdient die größte Aufmerksamkeit, auch in Deutschland." Die Bewegung in England und Amerika scheint sich allerdings danach in ruhigen Bahnen vollziehen zu wollen. Etwas Bestimmtes läßt sich jedoch darüber natürlich nicht lagen. Wenn jedoch die Dinge sich so weiter entwickeln wie bisher, wenn die Flamme vor allem bei uns zum alles verzehrenden Brande wird, wenn sie dann nicht mehr Hast macht an den deutschen Grenzen, sondern nach den Entente ländern überspringt, so ist das zum große» Teile ans die Vclgewaltigungspolitik unserer Feinde zurückznführen, die die bei uns schon vorhandenen Krcnikhcitskeime zur vollen Entwicklung gebracht hat. Wir tragen aber noch immer eine kleine Hoffnung, daß bei uns schließlich die Vernunft sich durcbriiige» wird, daß die Erkenntnis sich Bahn bricht, von dem Wahnsinn dessen, was wir hn re an allen Ecken und Enden de? Reichs 'eben. Dcch dürfen wir uns andererseits nicht über den Ernst der Lage hinwegtänschen, die beute viel gefahrdrohender ans- sieht wie am 9. November vorigen Jahres. Möge der Appell an die Vernunft, der jetzt allerorts ertönt, nickst »»gehört ve'Hollen und dazu beitragen, die Flamme, die völlig zn verrichten droht, noch znm Erlöschen zn bringen. twl. Lndendorfs über den Kriegsausqanq. General Lndendorfs erklärte eine:» Vertreter der Telegraphennnion über die Vorgänge, die. zum Waffenstill stands- und Friedensangebot führten, folgendes: „Man fragt mich immer nach den Vorgängen in den letzten Monaten. Ich muß weiter ansholen. Als ich im August lOlli die Leitung der Kriegführung mitübernahni, gesclzah dies einzig und allein mit der Aufgabe, nicht den Krieg zu lignidieren, wie jetzt viele meinen, sonderen den Krieg zn gewinnen. Die Lage >var damals nach dein -Hinzu- tritt Rumäniens eine ungemein ernste. Es gelang durch Entschlossenheit, dank der Tüchtigkeit unserer Truppen, die Krise zn überwinden. Es war aber von vornherein klar, daß eine weitere Fortführung des Krieges mit Aussicht auf siegreiche Beendi gung mir dann möglich war, wenn das dentsche Volk alles bergab, was -s an geistiger, personell:! vnd malenellerstrast batte. I» dmn Sinne trat ich an die Neichsregieiung heran. Das Ergebnis meiner Bemühungen ccfüllte ii'.he die Be dürfnisse der Kriegführung. Ich werde in späterer Zeit auf die hiermit im Zusammenhang stehenden Fragen zuriick- kommen. Je länger der Krieg dauerte, desto größeren Wert legte ich auf die Stimmung im Volke. Litt die Stimmung in der Heimat Sclzaden, so mußte auch die Stimmung i:n Heere Nachlassen. Bei der Auffassung des Ernstes unserer Lage und bei der ungeheuren Verantwortung, die aus meinen Schultern lag, habe ich den Frieden gewünscht, aber nicht jede,, Frieden. Mir ist kein Fall bekannt, weder im Juni l9k7 noch in: Mär; 1918 oder Wust irgendwann, wo ein Friedensschluß, auch nur der eines Verständignngs- friedens auf dem Status qno, möglich gewesen wäre. Auch die Neichsleitung hat mir nie von irgendeiner Friedens möglichkeit gesprochen. Alles scheiterte an dem Vernichtungs- willen des Gegners. Mit diesem Vernichtungswillen des Feindes mußte die Negierung rechnen. Er lvar für mich maßgebend bei allen nieinen Entschließungen. An diesem von mir stets erkannten Vernichtungswillen des Feindes wird nach Spaa und Trier wohl keiner mehr zweifeln. Meinest Widerstand gegen diesen Vernichtungswillen gab ich erst auf, als ich sah, daß die Kriegsfähigkeit des deutschen Volkes einen entschiedenen Niedergang erlitten hatte. Die Ereignisse am 8. August hatten Erscheinungen zutage treten lassen, die das Sinken des innere» Wertes bei einigen Truppenteilen erhellten. Eine Besserung war bei den Zuständen und dein gebrochenen Kriegswillen in der Heimat, der den vorhandenen und körperlich tüchtigen Ersatz für die Front wertlos machte, nicht zu erwarten. Vielmehr war mit einein weiteren Niedergang mit Sicherheit zu rech nen. Bisher hatte ich meine Entschließungen ans einer festen Gnir dlage Lnfgebant; jetzt wurde der vordem uner- schütterliche Boden schwankend. Darum trat ich Mitte August an die Regierung mit der Erklärung heran, daß wir den Feind durch kriegerische Ereignisse nicht mehr fricdens- willig machen könnten. Daraufhin herrschte Einigkeit dar- über, daß der Krieg jetzt auf schnellstem Wege zn beenden sei. Mit der gleichen Kraft, wie ich bis dahin den Vernichtungs- Willen des Feindes brechen wollte, setzte ich mich nun zur Erlcngnng des Friedens ein. Nach dem Zusammenbruch Bulgariens war keine Zeis mehr zn verlieren. Ich forderte deshalb die Regierung de? Grasen -Herbling am 29. September auf, ein Friedens- und Wafsenstillstandscingcbot zn machen. Tie Anschauung, ich hätte in 24 Stunden einen Waffenstillstand gefordert, weil sonst die Front znsammenöräche. ist irrig. Ebenso ist die Angabe, ich hätte nach acht Tagen erklärt, mich in der Ein- schätzinig der Widerstandskraft der Armee geirrt zn haben unrichtig. Ich hätte sonst nie dem Umweg über Washington zngestimmt. Ich bezweckte lediglich, daß mit den Verhand lungen überhaupt begonnen würde. Ich bin in der ganzer» Angelegenheit stetig meinen Weg gegangen, den mir das Wohl des ViterianoeS verschrieb. Anderes bat nie während meines ganzen Lehens, erst recht nickst wäbrend dieses iinae- henren Krieges, mein -Handeln bestimmt. Als es dann klar wurde, daß der Feind uns Beoingungen auserlegte, die »ns ihm ans Gnade und Ungnade ausiiesei» sollten, hofjte ich allerdings, daß die Voiksstinnnung unter dem Druck dieser iinglaublicheli Zumntnngen nun doch noch einen Ausscltzvnng nehmen würde, der die Widerstandskraft des -Heeres stärken und den Feind zn einer Milderung seiner Bedingungen zwingen würde- Diese Auffassung wurde auch von amtlicher Seite geteilt. Für diesen Gedanken bin ich dann mit meiner ganzen Person ei »getreten. Ich bin mir bewußt, daß ich hier nur ein schwaches Bruchstück gegeben habe: die Gescheh nisse sind so groß und gewaltig, daß sie nur im vollständigen Zusammenhang richtig erfasst werden können." lieber die Haltung und Auffassung des Kaisers befragt, äußerte sich General Ludcndorsf mit selbstverständlicher Zu rückhaltung. Er betonte die Friedensliebe des Kaisers, die jeder Handlung des Monarchen zugrunde lag, die aber gegen über dem Vernickstungswillcii des Feindes auch die Lage nickst z» ändern vermochte. „Ter Kaiser ist in jeder Phase des Krieges über die Gesamtlage niiterirckstet gewesen unnd har znm Beispiel auch tlar erkannt, daß nach dem 8. August der Krieg nicht mehr zn gewinnen sei. Ter Verkehr des Kaisers und Kronprinzen war durchaus harmonisch, wie zwilchen Vater und Sohn üblich. Die Geschichte von einem Zerwürfnis zwischen beiden muß ich in das Reich der Fabel verweisen. Der Kronprinz war im Gegensatz zn allen mög liche» Erzählungen durch und durch friedensliebend. Er hat sehr oft mit mir über die Möglichkeit eines Derhondlun>gs- sricdens gesprochen. Aber dem stand, wie schon betont, der krasse Vernichtungswillen des Feindes hindernd entgegen." Zum Schlüsse der Unterredung erklärte General Ludendor-sf: „Ich stehe für meine Handlungsweise mit meiner ganzen Person ein und habe nur den Wunsch, den ich auch der Reichsregiernng übermitteln werde, einem Gerichtshof gegenübergesiellt zn werden, der über meine Taten im Zn- sainmenliange und akteiimäßig urteilen kann." Auf die Frage, welche Persönlichkeiten General Lndendorfs als Richter über sich anerkennen würde, erwiderte der General: „Jeden Menschen obne Voreingenommenheit und mit ge sundem Verstände." Nationalversammlung. Weimar, 27. Februar. Zur dritten Lesung steht zunächst der Gesetzentwurf über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr. Abg. Dr. Fleischer (Zenlr) verlangt die Beseitigung aller Hemmnisse, die der Ordnung entgegenstehen. Die aktiven Unterosfiziere werden das Rückgrat der neuen Truppe bilden. Man muß ihnen eine Teuerungszulage gewähren. Ebenso sei erforderlich, den Illil'iäranwärlern weit mehr als bisher entgegenzukommen. Nicht nur von amerikani schen Staaten, sondern auch seitens der Spartakisten wird alles aufgeboten, um deutsche Unterosfiziere zu gewinnen. Die Freiwtlligenwerbung müsse durch örtliche WerbeauS- schvsse unterstützt werden. Die bolschewistische, wie die Polengefahr im Osten seien in stetiger Zunahme. An die Demalkationslinie kehrten sich die Polen nicht im geringsten. Im katholischen Erm- lande werde der polnischen Agitation der Mantel der Re ligion nmgehängt. Ebenso lägen die Verhältnisse iu Schlesien. NeichSwehrminisl r Noske: Den Fragen der Teue rungszulagen, Versorgungsansprüche und ärmerer Regelung der Gebührnisse werde selbfiv-'rsläudlich die g-ößte Ausmerk samkett geschenkt. Die braun sch'ilieigiscbe Regierung hat jedem Unteroffizier, der von dem Ziv'lversvrgungsscheiii keinen Ge brauch macht. 80>>0 Mark versprochen. Tie Reichsregierung denkt gar nicht daran, die Wechsel einzulöstn, die die jetzige braunschweigische provisorische Regierung aus Kosten deb Reiches zieht. Abg. Braß (Unabh. Eoz.): Die Regierung will öffent lich Gewalt gegen Gewalt setzen Wir haben gegen den AuSbruch von Generalstreiks gewi kt. (Zuruf von c>en Soz.: DaS Gegenteil haben Sie getan! Präsident Fchrenbach ruft den Redner miede, holt zur Sache.) Die Reichswehr ist daS ungecigneiste Jnstnmienl zur Schaffung der Orbnung. Abg. Schöpflin (s z.): Es ist eine Verleumdung, daß die Relctiswcbr gegen sie Arbeiter verwendet weiden s--ll. Herr Braß weiß auch, daß daS nicht wahr ist. Er will nur i» echt demagogischer Weise die Verhetzung de« deutschen Volkes weiter betreiben. Nicht gegen die Strei-