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Nr. »S» — Lv. Aatzrsa»« Mittwoch de« LS. November IVIL MMkUMsm *^chrvit tSgllch ««ch«. «U «u»nahme de, Sonn- und Festtagr, 4 mt» .Die Seit »n «»rt und «>Id- VIerteNS»rNch ».I0 »n Dr«»den durch Boten » 4« 2». In «an, Deutschland stet Hau» i»: in Oesterretch 4,4» L >»*4»d« » o»n« tllustrtert« »ellaae dlertelsährltch 1.8« F». 8n Dresden durch Boten In ganz Deutschland fret H»u» ».« 4»: tn Oesterretch 4.0V L - «injel-Nr. I« , Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden dle «gespaltene Bettt^etle oder deren Raum mtt U» 4. «-Namen mit 8« 4 die Zeile berechnet, de, Wiederholm-ie» entsprechenden Rabatt, Vuchdrutkrrrt, Redaktion und SeschüstNIe! Drelden, PtNuttzrr Straße 4». - Fernsprecher elle: I»«« gür Rttkgab« nndrrlaugt. Schriftstück« kein« Verdtudltchkatt Redaktions-Sprechstunde: II dt» Ri» Uchr. 2run V/oilinaoilt^kssto ompk. kslrvaron vom sink, bi« kvinvten Ovttrv ^ Spvrikil-kvlrvarou- uoä LlittLvlr^odobkikt Orssclon-^., liinzestrnüv 26 Loiro Vikl-orirrsdi-all«,, e«^nQi1d«r äor »LLntliüvkttn VkQk DvpLrLtursn und I^6U8.nkvrt.i^un^on 1788 ! porrellan Ltoinzut Kristall Qvdrauck«- u. Tuxus- Oe^vnstLiiäo König!. bloilieierLni ^nkäuser Orosclon, Xönig-öobsnn-Ltr. Für oen Monat Dezember abonniert man aus die „Sächsische Volks« Zeitung" mit der täglichen Romanbeilage sowie der wöchenilich eischei,lenden Beilage „Feierabend" zum Preise von «v Pfg. lohne Bestellgeld), durch de» Boten ins Hau» Vv Pfg. Der Bezugspreis auf die Ausgabe ^i. nilt der illusttterien Untei- baltüngSbeilage „Die Zeit i« Wort und Bild" erhöht sich monatlich um 10 Pfennig. Vom goldnen Horn. Konstantiaovel, den 18 November 1911. In gewisser Hinsicht scheint man hier dem Beispiele der Italiener in Tripolis folgen zu »volle». Die Zensur der Zeitungsdepeschen fängt nämlich bereits an geradezu uner trägliche Formen anzunehinen, und es ist nur ein Glück, das; wenigstens die Briefe durch die fremden Postämter be schuht sind. Jedem türkischen Postamte ist ein Generalstabs ossizier zugeteilt, dessen Aufgabe es ist, die aufgegebenen Depeschen auf ihren Inhalt zu kontrollieren. Es erscheint aber nach gar nicht ausgeschlossen, daß bei dieser Hand habung der Zensur auch „verdächtige" Briefe bei der tür kischen Post kontrolliert werden. Nun ist aber doch im Grunde genommen recht wenig zu verheimlichen. Die inneren und äußeren Vorgänge spielen sich so sehr vor der großen Oeffeittlichkeit ab. daß die ganze Zensur lächerlich erscheint. So ist z. B. miss strengste ver boten, über den Weg zu berichten, den die türkischen Offi ziere. Mnnitions- und Geldsendungen nach Tripolis nehmen, und doch weiß alle Welt, daß dieser Weg teils durch Tunis, teils durch Aegypten führt und in, (5af6 „Tokatlian", dem allabendlichen Rendezvous aller Politiker und Journalislen weiß man stets ganz genau, wenn ein neuer Transport Offiziere nach Tripolis abgeht. Nichts destoweniger arbeitet aber die Zeitungs- und Depeschen- zensur mit ganz unverständlicher Strenge weiter. Daraus erklärt sich auch, daß bei dem an das Ministerium des Innern angegliederten „Bureau des Jnformations" Nach richten vom Kriegsschauplätze nur sehr spärlich nusgegeben werden, so daß man lediglich auf private Mitteilungen an gewiesen ist, während das Gros der Bevölkerung fast ganz desorientiert ist. Mit Recht verlangen daher die türkischen Blätter die regelmäßige Ausgabe offizieller Bulletins, da die herrschende Ungewißheit »iederdrückend wirkt. In zwischen bringen die fast täglich eintreffenden Transporte von Flüchtlingen oder Ansgewiesenen von Tripolis trau rige Nachrichten von dort, die, wenn auch veraltet, doch von Interesse sind. Die „Knlttirarbeitt' der Italiener wird da allerdings recht sonderbar beleuchtet und gegen diese lebenden Zeugen sind die italienischen Dementis gerade so machtlos, wie gegen die an Ort und Stelle anfgenommenen Photographien. Anläßlich einer Erzählung über diese Greucltate» äußerte sich ein lürkischer Offizier treffend folgendermaßen: „In ganz Europa gibt es Tierschntzvereinc. die nicht einmal einem Hunde etwas zuleide tun lassen, und gegen über diesen gegen Menschen verübte» Greiieltaten bleiben die europäischen Herzen hart." Die Leitartikel der türkischen Blätter beschäftigen sich in jüngster Zeit intensiv mit Betrachtungen über die mög liche Dauer und den möglichen Ansgang in Tripolis. Be sondere Beachtung verdienen die diesbezügliche» Ans- sührungen dein dem Komitee nahestehenden „Tanin". Darin sagt der Abgeordnete Hussein Djahid. daß lediglich eine stark defensive Kriegsführung seitens der Türkei zu Er folgen führen könne, daß auch jeder Tag, der ohne nennend- »verte Gefechte vorübergehe, für die Türkei einen Erfolg bedeute, da jeder Tag Italien mehr und mehr schwächen müsse. Italien koste jeder Tag rund 5 Millionen Lire, zu dem wütet die Cholera in der Okkupationsarmee und die ewigen kleinen Scharmützel init der irregulären arabischen. Reiterei ermüden die italienischen Truppen mehr wie große Kämpfe. In eine entscheidende Schlacht könne sich aber die türkische Armee in Tripolis nicht einlassen, da ihr das schwere Geschütz fehlt und sie den schweren Marinegeschützen der italienischen Kriegsschiffe nicht standhalten könne. Die Situation dürste sich jedoch ändern, sobald die bevorstehenden Stürme die italienische Flotte zni» Verlassen der Häfen bringen werden. Ans keinen Fall denke mau aber an eine Aufgabe von Tripolis. In bezug auf die innere Politik macht sich wieder ein mal, doch diesmal intensiver als je, eine ans einen Zu sammenschluß aller Valkannationen abzielende Strömung bemerkbar. Ob es möglich sein wird, die nationalen Gegen sätze zu Überdrücken, die namentlich in Mazedonien zu blu tigen Ereignissen führen, das mag dahingestellt bleiben, so lange nicht ein Zusammenschluß der einzelnen Balkanstaaten möglich ist. Soviel läßt sich aber erkennen, daß der Gedanke eines Valkanbundes wieder nahegeriickt ist und daß Nuß land in diesen» Sinne eine intensive Tätigkeit entfaltet. Ans russischen Einfluß scheint auch die von dem bulgarischen Abgeordneten Wlahoff in Szene gesetzte Aktion zurück zuführcn sein, der daran geht, eine Liga zu gründen, deren Ziel die Ruhe in Mazedonien und Gleichberechtigung aller dortigen Nationen wäre. Bemerkenswert ist, daß auch die Negierung diesen Bestrebungen srenndlichst gegenüberstebt. In» allgemeinen läßt sich sagen, daß hier ietzt eine Periode von Ent- und Verwicilnngen angeht die vielleicht noch manche Ueberraschnngen zutage fördern dürfte. Der italienisch-türkische Krieg. Seit dein 27. Oktober, als die italienischen Stellungen näher an die Stadt verlegt worden sind, hat sich an ernsteren Engagements nichts weiter ereignet, als daß die Italiener die von ihnen früher geräiimie Batterie Hamidieh zurück erobert haben. Die täglich stattfindendcn Plänkeleien sind nicht von Bedeutung. Der Kriegskorrespondent des „Bert. Tagebl.", Herr Krause, dessen Hans von den Italienern geplündert worden ist. »nacht ans den vollständigen Aerzteinangel aufmerksam, der im türkischen Lager in Tripolis herrschen soll und der anscheinend mitleiderregende Zustände zur Folge hatte. Er weist dabei ans einen Vorgang hin, der allerdings, »venu er ans Wahrheit beruht, vollständig unverständlich sein würde. Herr Krause schreibt: „Die türkischen Militärärzte in Tri poliS haben bei der Okkupation der Italiener die sich zurück ziehenden türkischen Truppen nicht begleitet, sondern seien in Tripolis zurückgeblieben und dann von den Italienern aiiSgewiesen worden. Der deutsche Dampfer „Galata" habe sie »ach Konstantinopel gelaacht. wo sie vor einem Kriegs gericht sich zu 'verantworte!, baben werden. Befinden sich bei den türkischen und arabischen Truppe» überhaupt noch ein Dutzend Aerzte?" Heer Krause sagt weiter, daß kein Mensch Genaues über die Verluste der Türke» wisse, daß aber sicherlich alle Verwundeten ans das elendste nmge kommen sein müßten. Uebrigens soll eine Abteilung des türkischen roten Halbmondes der unserem roten Kreuze entspricht - nach Tripolis abgegangen sei». Von einer Seite wird gemeldet, -daß die Expedition des roten Halb mondes an der Landung verhindert worden sei. Das würde von Italien ein geradezu unerhörtes Vorgebe» bedenien. Tie scharfe Tonart fast der gesamten europäische» Presse gegen die italienischen Grausamkeiten in Tripolis und die ganze Art der italienischen KriegSführnng hat die italie nische Negierung zu der Erkenntnis gebracht, daß etwas gegen diese wachsende Erregung getan werde» wiisse. In Ermangelung anderer Mittel hat sich die italienische Re giernng - wie die „Neue Gei. Korrespondenz" mitteilt ans einen von Berlin aus erteilten Rat entschlossen, nvnigstens in Zukunft mehr Nachrichtenmaterial über de» Krieasschauplatz als bisher anszngeben. Nach einer beim türkischen Kriegsministerium einge- troffene» Tepesclze haben Sonntag vormittag zwei italie nische Kriegsschiffe Akaba am Roten Meere bvmba'diert. Einige Teile der Stadt wurden zerstört. Politische Rundschau. DreSdeo. Sen 21 N, vembcc Ivii. — Drr Kaiser traf am 20. November abends 6 Uhr -10 Min. in Donaueschingen ein und wurde am Bahnhof vom Fürsten Max Egon zu Fürstenberg und dem Erbprinzen sowie dem Prinzen Gottfried zu Hohenlohe empfangen. — Bei der preutztsche« Laudtag-ersatzwahl im Wahl- kreise BreSlau 4 erhielten Vogel (Zentr.) 780. Dr. Ehlert (Fortschritt!. Volk-Partei) 606 und Stadtveroidneter Löbe (Toz.) 370 Stimmen. Dle erforderliche Stichwahl begann nachmittags 4 Uhr. GS erhielten Dr. Ehlert 872 und Vogel 778 Stimmen. Dr. Ehlert ist somit gewäblt — Vorarbeiten für rine neue Flottenvvrlage? Das Nachrichtcnbureau des ReichSmarineai»teS bereitet sich auf Wege« de- BnßtngeS erscheint die nächste Nnnmer erst Donnerstag de« 83. eine verstärkte Wintertätigkeit vor, die allem Anscheine nach mit der neuen Flottenvorlage im engsten Zusammenhänge siebt. Bisher waren zu»! Nachrichteilbureau nur drei Sec ossiziere konnnandiert, jetzt sind noch zwei weitere „zur Dienstleistung" kommandiert worden, so daß für die Dauer dieses Winters fünf Marineoffiziere im Nachrichicnbureau ihre Tätigkeit zu entwickeln habenI Damit ist für jeden Kenner der Verbältnisse gesagt, daß man an einer neuen Flottenvorlage arbeitet. Es gibt allerdings Parteien, welche es nicht erwarte» können, bis eine solche Vorlage kommt. Schon am 10. Dezember 1007 vollzog sich ein Vor spiel zu derselben. Damals erklärte der freikonservative Abgeordnete Arendt, daß er es mit Freuden beariißen werde, »venu eine größere Anzahl Schiffe ans Stapel gelegt werde, als die Regierung damals (es handelte sich um die Herabsetzung des Dienstalters von 2k> aus 20 Jahre) ver langt habe. Ebenso nachdrücklich legte sich namens der Nationalliberalen der Abg. Seniler für ein Hinausgehen über die Regierungsvorlage ins Zeug. Aber auch der frei sinnige Abg. Leoicharl erklärte, daß er spätestens in vier Jahren ein neues Flottengcsetz erwarte. Und als Bebel weinte, es sei so sicher wie zwei mal zwei vier ist, daß bis 1012 eine neue Flottenvorlage komme, da erscholl aus den Reihen der Mehrheit (Blockmehrheit) ein lebhaftes „Sehr richtig!" Znm Ueberflnsse erklärte auch der Staatssekretär des Reichsmarineamtes v. Tirpitz ausdrücklich, daß er auch eine weitergehende Forderung akzeptiere, wenn ihm nur für das Zustandekommen einer Mehrheit im Reichstage gesorgt würde. Zentrum und Freisinnige sprachen sich gegen dieses Treiben ans. Nun bat in der letzten Zeit sowohl Basi'er- maiin wie Graf Schwerin nach einem neuen Flottengesetz gerufen. Die Sozialdemokraten mögen also nur recht die Liberalen unterstütze»: dann wird die Flottenvorlage nur nocb größer und nmsangreicher. Dir blamicrtcn Alldeutschen. Der Herausgever deS . Grenzboten", Herr Eleinvw, gegen den bekanntlich all deutsche Zeitungen Klage erhoben haben, macht über die alldeutsche Pressekonferenz, die bekanntlich „die Annexion Südmarykkos beschlossen" bat. folgende vikantc Mit teilungen: „Wie kam doch jene Berjammlung im Schriftstellerklub zustande? Ich wurde am Nachmittag des betreffenden Tages nngeklingelt, und es wurde mir folgendes im Aufträge des Herrn Nippler (Herausgeber der „Tägl. Rundschau" und Vorsitzender des Schriftstellerklnbs) übermittelt: „Abends finde im Klub eine Besprechung über die politische Lage im Anschluß an die Marokkoaffäre statt Die Besprechung er freue sich des Interesses des Auswärtige» Amtes; einer der Herren Mannesman» werde wahrscheinlich an ihr teil- nehnie». Abends fand ich denn auch etwa tO bis 60 Herren, meist Angehörige der Presse, im Klub vor. die das inter essante Programm gelockt hatte. Bald eröffnete Herr Rippler die Besprechung. Leider träte die Versammlung unter etwas andere» BvranSsetznngcn zusammen, als es die Ein ladung angekündigt habe, aber daS Ailswärtige Amt habe die Sache verdorben, eS habe sich zurückge zogen: erst wollte es eine Rückcmstärkiing, dann wollte es überhaupt nichts wisse». „Na, meine Herren, wie das so ist!" (Heiterkeit.) Herr Mannesman» halte es unter diesen Umständen nicht für taktvoll, herznkommen. (Daß statt des Herrn Mannesmann dessen Berliner Vertreter, Herr v Reibnitz, erschienen war, davon sagte uns Herr Rivpler nichts!) Aber der hervorragende Kenner Marokkos. Herr Generalleutnant v. Wrocheni. werde als Gast des Klubs entschädigen durch einen Dortrag. und Herr v. Wrochenk begann seine höchst dürftigen Kenntnisse mit der Stimm,: eines Reitersührers anszuprcke». Znm Schluß teilte er Marokko unter die beteiligten Völker ans und vergaß auch Deutschland nicht. Eine Resolution wurde nicht gefaßt, aber ans dem Schlußwort des Herrn Generals klang ein gewisses Programm heraus, das lautete: Keine Kompen- iaiionen außerhalb Marokkos! Auf dieses Programm wur de» die Anwesenden festgelegt, indem Herr Rippler in die Versammlung ries: Es wird angenommen, daß niemand gegen das Programm schreibe." Herr v. Kiderle» bat also Recht mit seinem Spott. Tic Angkstclltkii i» den Bahnhvssivirtschaftrn. Der Hanptvorstand des Neichsverbandes Deutscher Kellner Lokal- Vereine, eine den christlichen Gewerkschaften angescblossene Organisation, faßte folgende» Beschluß: „Die Vorstandssitzuiig verurteilt mit aller Schärse, daß die in den staatlichen Bahnhofswirtschaften beschäftigten Kellner fast ausschließlich auf die kultnrwidrige Trinkgeld entlohnung angewiesen sind, und somit auch infolge der un geregelten Kündigungsfristen unter einer großen Existenz unsicherheit zu leiden haben. Auch die Löhne des Hilfsperso nals sind in de» Bahnhofswirtschaften kc'inesllvgs zeitge mäße. Die Vorstandssitzuiig konstatiert, daß zum Beispiel die preußische Eisend,chnvermaltniig sich auf die Entlassung der Angestellten i» den Bahnhofswirtschafte» ein großes Recht borbehält und ist darum der Ansicht, daß dieses auch in Bezug auf die Festsetzung der Löhne und des Arbeitstier- hältnisses in den Pachtverträgen gesckzehen kan». Die deut schen Eiscnbahnverwa'.tuiigen sollten sich dessen bewußt »ver- dc», daß sie dort, wo sie sich einen Einfluß sowieso vorbs- November nnch«itt«g». *WW e» 8t' (