Volltext Seite (XML)
SachMeUolkszeitling »««gäbe » mU L Di ' v»t«a»pr«it» leflagcn vlerteltLbrltch »,»» F». ; >r«»de» mid ganz Deutschland fte) Hau» 8.8» . tu Oesterreich 4.4S L «uSaad» » nur mtt Feierabend vterteltLbritch 1,8V gn I Dre»de« und aa», Deutschland frei H«m» ».»» ^»r m I Oesterrelch 4,«? L — «nnzel-Nummer 1« 4- Wochentag» erscheint dt« Rettung regetmätztg in den ersten > Rach«ittag«sl»nden: dt« Gonnabend nummer erschetut sptUer. I Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend iUueetg«,, Annahme »Oll »eschLsUanjetge» dt» I« Uhr, von Fitmtltea- anzetgen dt» I I Uhr. ßret» sür dt« Pettt-Lpaltzette it« im Rellamelett «v sttr undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher ,! I gegebene Anzeigen limien wir die Beraiitwortllchkcll sttr di Richtigkeit de» Leite» nicht übernehme». Redaktion».Sprechstunde: I« bt« 11 Uhr vormittag». Für Rückgabe etngcsandter Schriftstücke macht sich die Redaktion nicht verbindlich: Nücksendung erfolgt, wenn Rückporto bet- gesägt ist. Brieflichen Anfragen ist Aniwortrporto beizusvgen. I Nr. 215 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden«A. 16, Holbeinstrahe 46 Mittwoch den 17. September 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Theorie und Praxis beim sächsischen Schulgesetz Die Debatten über den Zwangsglaubcnswechsel nach dem Volksschulgesetz sind abgeflaut. Man hat sich anscheinend niit der Regierungserklärung und mit unserem Kommentar dazu beruhigt. Welche Achtung vor dem Gesetz und welch ungeheuerlich „naive" Auffassung in manchen Kreisen herrscht, zeigt der „Evangelische Bundesbote für das König reich Sachsen" in seiner Nummer vom 9. September d. I., lvorin es heißt: „Von rücksichtsloser Propaganda der rö mischen Kirche in Sachsen berichtet ein Lehrer ans einer kleinen sächsischen Stadt. Es handelt sich um eine Fa- milie, wo Vater und Mutter römisch-katholischer Konfession sind. „Ihre Kinder haben sie, wahrscheinlich infolge der früher hier mangelhafter als jetzt be triebenen römischen Seelsorge, alle evan gelisch erziehen lassen. Alle Kinder sind über 12 Jahre alt mit Ausnahme des jüngsten Knaben, der erst in zwei Monaten 12 Jahre alt wird, lieber ihn und über seine Eltern ist die römische Seelsorge nun ge- kommen, und seit acht Tagen kommt der Knabe nicht mehr in den Religionsunterricht unserer Schnle, sondern nimmt an dem Religions unterricht desrömischen Kaplansteil. Die Eltern haben sich, soweit ich sie kenne, schweren Herzens darein finden müssen, aus mancherlei Gründen, Gcschäfts- rücksichten sollen auch niit dabei gewesen sein. Die Haupt sache ist mir aber, daß ich den Knaben als den bei weitem tüchtigsten und befähig st sn Knaben seiner Klasse, die ich mehrere Jahre als Klassenlehrer geführt habe, kenne. Der Knabe war mit seinen 12 Jahren ein bewußterer evangelischer Christ als ein guter Dnrchschnitts- lonfirmand. Es ist offenbar, daß durch diesen plötzlichen Konfession.? Wechsel in so weit vorgerücktem Alter seiner Seele ein schwerer Schaden entsteht; eS ist bei seiner Veranlagung zu fürchten, daß er einmal jeden religiösen Halt verliert. Ich kann mir nicht denken, daß sein Vater diese Bedenken dem römischen Seeglsorger gegenüber nicht geäußert hätte. Es scheint diesem die Hauptsache gewesen zu sein, daß die römische Ge rn e i n d e in eine Seele mehr hat. Da mußten alle Bedenken schwinden." N., den 25. Juni 1913. N. X., Lehrer. Gewiß, gesetzlich ist das Vorgehen des römisch- katholischen Geistlichen nicht zu beanstanden. Aber cs ist ein Beweis dafür, mit welcher Skrupel losigkeit und Rücksichtslosigkeit die römi sche Kirche vorgeht, wenn sie eine Seele gewinnen kann, ohne danach zu fragen, ob das Vorgehen für den Be- treffenden eine bedenkliche Schädigung seines Charakters und seines inneren Lebens niit sich bringt." Da haben wir cs also! Katholische Eltern besinnen sich ans ihre Gewissenspflicht »nd lassen endlich ihrem Kinde eine katholische Erziehung angedcihen, und darüber wundert sich ein evangelischer Lehrer und redet vom schweren Schaden an der Seele des Knabcns, voin Verlieren des religiösen Haltes, weil ein Knabe seiner eigenen Konfession zugeführt wird. Und der Evangelische Bundesbote spricht von einer rücksichtslosen Propaganda der römischen Kirche in Sachsen, von der Skrupellosigkeit und Rücksichtslosigkeit der röini- scheu Kirche, weil ein katholischer Geistlicher katholische Eltern ersucht, ihre katholisch getauften Kinder katholisch bleiben zu lassen. Wer solchen Auffassungen huldigt, wie der evan gelische Lehrer und der evangelische Bundesbote, der ist frei von jeder Toleranz und Friedensliebe. Der Fall ist für vernünftig denkende Leute vollständig klar. Der Junge ge hört in den katholischen Religionsunterricht, und wer ihn daran hindert, treibt eine rücksichtslose Propaganda für die protestantische Kirche. Wenn der Kirchenbote zngibt, daß der katholische Geistliche gesetzlich im Recht ist, dann soll er sich auch um die ganze Geschichte nicht kümmern. Was würde derselbe Kirchcnbote sagen, wenn der Fall umgekehrt läge. Wir Katholiken werden denn doch noch unsere eigenen Glau bensgenossen sür uns in Anspruch nehmen dürfen. Ein Blatt, das den Abfall der Katholiken von ihrem Glauben systematisch propagiert, darf nicht von rücksichtsloser Pro paganda der anderen reden. Wir meinen, der katholische Geistliche verdient auch die Anerkennung der vernünftigen evangelischen Kreise, wenn er mit erlaubten und anständigen Mitteln seine ihm anvertranten Seelen behütet. Der evangelische Bundesbote und der evangelische Lehrer wer den aber in den Reihen ihrer Glaubensgenossen keine Aner- kennnng finden dürfen, denn das Verhalten der Beiden ist dem konfessionellen Frieden nicht zuträglich. Dazu die geschmacklose Ausdrucksweise „römische Kirche", „römische Seelsorge", „römischer Kaplan", „römische Gemeinde". In gebildeten Kreisen ist es üblich, jedem die Bezeichnung zu geben, die er rechtmäßig führt. Man sage also ruhig „katho lisch" oder „römisch katholisch", alles andere klingt gehässig, oder wollen Lehrer und Bundesbote beweisen, daß sic einen lächerlichen Haß ans alles Katholische besitzen? Die Lage in der Mandschurei (Eine monarchistische Bewegung) Während in Südchina die Republik gegen eine revo lutionäre Bewegung anznkämpfen hat, ist die Mandschurei durch eine monarchistische Bewegung in Aufregung gehalten. Die chinesische Negierung macht alle Anstrengungen, um dieser Strömung Herr zu werden. Aus allen Städten der Mandschurei meldet man Verhaftungen von Personen, die im Verdachte stehen, der monarchistischen Partei „tsoun- chetan" nnzngchören. Ferner wurde Befehl gegeben, alle diejenigen Individuen, welche kompromittierenden Be ziehungen überwiesen werden, ohne llrteilssprnch hinzu- richten. Die Todesstrafe traf bereits einige Führer der neuen monarchistischen Partei. So wurde Li-Chaontman in Andonn verhaftet und ohne weiteres geköpft, lieber die meisten Städte der Mandschurei wurde der Belagerungszustand tierhängt. In Carbin hat sich bereits eine republikanische ^ Gegenpartei namens „ge-min-dan" gebildet. Wegen der schwierigen Lage hat auch der Generalaonvernenr von Muk- i den seine geplante Pekinger Reise anfgeschoben. In der ganzen Mandschurei wird gegenwärtig ein Auf ruf verbreitet, der von dem ehemaligen Gouverneur Chan- Joun herrührt. Es ist dieser Aufruf ein interessantes Doku ment über die Beurteilung der republikanischen Bewegung. Er lautet: Die Dynastie Dae-Tsin, welche ihren Ursprung im Orient hat, hat aus China ein geeinigtes und mächtiges Reich geschaffen. Sie hat während 209 Jahren regiert und sich niemals von den Gesetzen entfernt, welche die Nation lenken. So aber ist die Aera der Negierung von Houan-tiou gekommen: die unzufriedenen Würdenträger machen sich die Krankheit des Kaisers zunutze. Sie haben hundertjährigen Zusammenhalt der Nation zerstört. Sie haben unsere Grundgesetze nmgestoßen nnd eine neue Rcgiernngsform ge bracht. Diese revolutionären Verräter sind Snn-Pant-Tcn und Juanschikai. Aber man stürzt ebensowenig den Him mel um als die Wahrheit. Wenn man gelten läßt, daß dre Wahrheit umkommen könne, zertrümmert man mit dem selben Schlage den Staat; denn die Gesetze, welche ihn lenken, ruhen ans den Grundsätzen der Wahrheit. Die Revolutio näre wollen nur die Gesetze ändern, um die Grundlagen der Wahrheit zu zerstören und die Macht in die Hände zu be kommen. Juanschikai hat den Thron gestohlen unter der trügerischen Devise „Republik". Soun-M-Ten hat vorüber gehend die Macht an Juanschikai abgetreten, damit dieser an seiner Stelle die ersten Schläge empfange. Die Jugend, welche seine wirklichen Absichten nicht durchschaut hatte hat sich mit ihm verbündet, verblendet durch die Worte: Frei heit und Gleichheit! Die Gesellschaft hat sich der Zauber kraft der neuen Worte unterworfen. Alle haben aber nicht im Interesse des Staates gehandelt, sondern nur zu dem Zwecke, das leichtgläubige Volk zu foppen. Ihre Grund sätze kommen von Amerika: aber was in Amerika möglich ist, ist in Asien wie auch in Europa oft schädlich. Juan- ichikai hat ans allen Gunstbezeigungen des Kaisers Vorteil gezogen nnd hat ihm hinterlastig den Thron genommen — Snnjatsen hat immer die Gesellschaft zu revolutionieren ge sucht. Houan-sin, Lion-an-Hoim. Tschan-fyn-Tchou, Tschau- Jonan-chan nnd andere haben nie anders gehandelt als so wie es eben notwendig war, nur ihre Aemter zu erhalten. Man muß sie alle verschwinden machen, keine Gnade für sic, kein Loskanf für ihre Verbrechen: denn sie haben die Be ziehungen zerstört, welche von Natur ans die menschlichen Wesen verbinden: den Fürsten mit seinen Untertanen, den Vater mit seinen Kindern, den Mann mit seiner Frau. Sie haben die neuen Vorschriften unterdrückt, ans welche die hundertjährigen Grundsätze »nd das Leben de>- Welt ruhen. Ich kann nicht gleichgültiger Zeuge dessen sein was sich jetzt zu trägt, nnd ich gehe nach Europa, um einen Ver trag niit Rußland nnd der Mongolei zu schließen, um diese zu bestimmen, mit uns zu marschieren gegen diejenigen, ? welche die Dynastie der Dai-Tsin" verraten haben. Der Grundstein des Vertrages zwischen Rußland und der Mon golei wird ans folgenden Vorwürfen beruhen: Das cknne. fische Reich soll wiederbergestellt werden nnd seine Führung muß wieder in die Hände der Dai-Tsin kommen. Die Re- giernng der Mongolei wird autonom sein. Weder Rußland noch die Mongolei werden die Integrität Chinas verletzen können, aber nach Maßgabe des Möglichen werden sie durch Die kreuzschule zu Dresden -(Nachdruck verboten.) In den Kreisen der alten Crucianer wird gegenwärtig die Frage erörtert, ob cs möglich sein wird, im Jahre 1910 gleichzeitig mit der Erinneriingsfcier an die vor 50 Jah ren auf dem Gcorgplatze errichtete neue Schule auch das 700jährigc Bestehen der ehrwürdigen Kreuzschnle mit feiern zu können. Tatsächlich ist das Gymnasium zum heiligen Kreuz nicht nur die älteste Bildungsstätte Dresdens, son dern auch eine der ältesten Schulen Deutschlands. Man nimmt an, daß sie im 12. Jahrhundert gleichzeitig mit der ersten Kreuzkirche in Dresden entstanden nnd anfänglich entweder eine Erziehungsanstalt für Chorknaben, Mini stranten und Gehilfen des katholischen zum Dienste bei der Krenzkirche vereinigten Klerus gewesen ist. Vielfach wird auch angenommen, daß die Kreuzschnle früher mit einem Kloster vereinigt gewesen ist. Hierfür spricht der für eine Schnle iin Mittelalter nnd für eine Stadt, wie Dresden vor Jahrhunderten war, ziemlich bedeutende Um- sang der zur Kreuzschnle gehörigen Gebäude. Bis zum Jahre 1539 sind die Nachrichten über die Entstehung und die Schicksale der Schule sehr unsicher. Nach Schöttgen in „vis eli nntiguis liternrum in terms Knxonine katis" soll der bekannte „Petrus Dresdcnsis" als Lehrer an der .Kreuzschnle angestellt gewesen sein. Als ersten Rektor der Schnle znm heiligen Kreuz bezeichnet man den Magister Ludwig Götze, den Herausgeber der im Jahre 1485 in Speyer erschienenen Bibel. Im Jahre 1639 überließ Herzog Heinrich der Fromme hie ailschaiilich von ihm dotierte Kreuzschnle, deren Gebäude im Jahre 1191 gänzlich niedergebrannt waren, dem Rate zu Dresden, worauf die Schulgebäude im Jahre 1557 von Grund ans neu aufgeführt wurden. Die Kosten dieses Neubaues betrugen 2132 M. Fl. 7 Gr. 10 Pf. Scbon im Anfänge des 17. Jahrhunderts war wiederum eine Erneue rung der Schulgebäude erforderlich. Die wurde im Jahre 1619 beendigt und ans sie bezog sieb die Inschrift einer über der Schnltiir im früheren Schulhofe eingemanerten sieinee- neu Tafel in lateinischer Sprache, die in der llebersetznng etwa folgendermaßen lautete: „Gott zu Ehren, der christ lichen Kirchen zum Anfnehmen nnd der ganzen Stadt zum Besten hat F. F. Rath der Stadt Dresden diese Schule der Gottesfurcht und freien Künste Anno 1568 aufbaucn nnd Anno 1619 selbige aus Seine Kosten renovieren lassen. An die Jugend -O Schüler, komm' herzu, erst lerne Christum wissen, Der guten Künste sei Hernachmals auch beflissen." Während des dreißigjährigen Krieges geriet die Krcnz- schnlc von innen wie von außen sehr in Verfall. Den äuße ren Mängeln suchte man dadurch abznhelfen, daß 1651 ein neues Auditorium. 1667 ein neues Wohnhaus für den .Rektor, 1677 eine Wohnung für zwei andere Lehrer eibavt »nd 1693 sämtliche Schulgebäude repariert wurden. Bon den inneren Mängeln gibt ein im Jahre 1638 zwischen dem Rektor M. Hausmann und dem Konrektor M. Limbach einerseits nnd dem Superintendenten Strauch anderseits entstandener Streit Zeugnis, bei welcher Gelegenheit beide von dem Superintendenten darüber zur Rede gestellt wur den, „daß die Schule so verfalle". Zwar schoben jene die Schuld auf die neu entstandenen Bürger- und Privat- schnlen, allein Strauch meinte, der Verfall liege an dem schlechten Unterricht nnd an dem Mangel «n Fleiß: „auch schäme sich der Rektor, die Nutbe zu gebrauchen". Um diele Zeit erwähnt ein Visitationsdekret einen Antraa -ms Er bauung eines „leidlichen enrael-is, Inen intel-ineckine um-- rme". Im Jahre 1639 machte der genannte Ephor»? den Vorschlag, unvermutet Eramina anznstellen und verschie dene Lehrbücher der Schule zu verändern. 1659 nun de be stimmt, daß der Krenzkirchenorganist Singestniidea abhal ten sollte, wofür man ihm jährlich 26 Taler 6 Graschen ans'ctzte. 1680 wurden in der Kreuzschnle außer den Extraneern 3! Alumnen »nd 52 Curentarii nuten übtet, während 10 gleichfalls in der Schule wobueude „Adjuvau. ten" die ersteren im Kirchendieuste imterstimte» Sehr ungünstig war das Schicksal der Krengchnl.- im '8. Jahrhundert. Nachdem 1705 jeder äi'as'e ein eigenes Lehrzii.uner angewiesen worden war, gestM laime Zeit so wenig für die Erhaltung der Gebäude, daß ü immer mehr verfielen. Fast ans Wunderbare grenz) die U> Hal tung der Schule während der Beschießung Dresden? im Jahre 1760. Von einem Hansen Soldaten besetzt, reriastmi von allen größeren Schüler» nnd den meisten Lehrern. rings von brennenden und einstnrzende» (schände» umgeben, und bereits an mehreren Orten entzündet, wäre die ge samte Kreuzschnle der Vernichtung anheiingetalb'n und mit ihr eine große Anzahl der jüngeren in die »ürtzc der Rertor- wohnung geslnchtcte» Schüler verschüttet worden, hätten nicht der Tertianer Gebauer nnd der Kurrendaner Rade stock mit rühmlichem Eifer und großer Lebensgefahr den Flanuucn Einhalt getan Ihnen ist eS zu danke», daß dü: Schnle »nr ein Nebengebäude durch Feuer einbüßte nnd bloß einigen Schaden durch die zahlreichen, ans die Dächer einschlagenden Kugel» erlitt. Einen interessanten Att der