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MsischeVolksMilS vezugtpreir, «»»«ab» > mit BeUage viertcljührllch «,10 In! DrkSden und ganz Deulschland frei HauS »,8» in O.sterreich 4,44 X. I«»«a b « dierteNSbrlichIn! Dresden und aan, Deutschland frei Hau» »,»» -»i I tn Oesterreich 4,07 X. — Sinzel-Nummer 10 ^ > Wochentags c BiachmMagSsl erscheint die Zeitung regelmütztg in den ersten I tunden; Unabhängiges Tageblatt füv Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltung»-«»«»-* Die illustrierte Zeit d*"^en*btS lOllhr. don Familien^ Reklameteil SO ^ uf« I Annahme von SeschSstSanzeiaen bi» 101 anzeigen bl» 1» Uhr I Preis siir die Petii'Spallzeile 80 4, im ——- ! giir undeutlich geschriebene, sowie durch Fernslnecher aui- I gegebene Anzeigen können wir die «erantworilichkcü für Nr. 154 Geschäftsstelle «nd Redaktto» Dresden»«. 16, Holbeiuftratze 46 Freitag den 9. Juli 1915 Fernsprecher 21366 tl. Jahrs- Ai «M MI Alt Aus dem russischen Ministerium Wie die „Voss. Ztg." aus Petersburg meldet, erhielt der Führer der Oktobristen und frühere Präsident der Duma, Gutschkow, den Auftrag, als Adlatus des Kliegs- ministers in das Ministerium einzutretcn. Zu dem neuen Hilferuf Russlands an Japan heißt es iu der „Lireuzzeitung": Es beleuchtet die Lage Ruß lands, daß es jetzt den früher von Frankreich vergeblich er folgten Ruf nach japanischer Hilfe erhebe. Voraussichtlich wird dieser nicht von größerer Wirkung sein. Es kommt hinzu, daß England mancherlei Gründe hat, diese Wünsche nicht zu wünschen. Sven Hcdin über die Kämpfe an der Ostfront Nach dem „Lokalanzeiger" sprach sich Sven Hedin, der nach viermonatigem Aufenthalt an der Ostfront nach Stock holm zurückkehrt, lobend über die Tapferkeit der russischen Söldaten aus und meinte, daß weder in Deutschland noch iu Oesterreich-Ungarn Haß gegen die Russen herrsche. Von seinem Besuch bei Kaiser Franz Joseph berichtet er, daß der Kaiser über alle Einzelheiten des Krieges unterrichtet werde. Rückgängige Bestellungen Paris, 8. Juli. Blättermeldungcu aus Athen zu folge hat der griechi s ch e Marinerat einstimmig be schlossen, die in Frankreich gemachte Bestellung eines Panzerschiffes rückgängig zu machen. Holländisches Ausfuhrverbot Haag, 8. Juli. Die Ausfuhr von Nußbäumen und Nußbaumholz wurde verboten. Gesniidtenwechscl in Serbien Petersburg, 8. Juli. (Ueber Kopenhagen.) „Rjctsch" meldet: Fürst Trubetzkoi ist seines Amtes als Ge- sandter in Serbien enthoben worden. Wer sein Nach- folger werden wird, steht noch nicht fest. Tic russische Enteignungssrage Petersburg, 8. Juli. Meber Kopenhagen.) Die „Nowoje Wremja" zeigt sich beunruhigt darüber, daß der Senat gegenüber den Beschwerden deutscher Kolo nisten in der E n t e i g n u n g s f r a g c zu entgegen kommend sei und dadurch die Maßnahme illusorisch mache. Der Senat behaupte, daß die Kolonisten gute Untertanen seien. Von zwölf Beschwerden seien zehn berücksichtigt worden. Die Frage der Tardancllcn-Oesfnung Petersburg, 8. Juli. (Ueber Kopenhagen.) „Rjetsch" betont die ungeheuere Wichtigkeit der Oeffnung der Dardanellen nicht nur für die russische Ausfuhr, son- dcrn auch für die Waffenzufuhr. Rußland könne aber aus bekannten Gründen die Eroberung der Dardanellen zur Zeit nicht militärisch, sondern nur diplomatisch unter stützen. Hierfür käme vor allen Dingen Bulgarien in Betracht. Aber die Verhandlungen kämen nicht weiter, da der Vierverband keinerlei bestimmte Garan- tanen für die Erfüllung der bulgarischen Wünsche geben könne. Hingegen habe Deutschland den größten Einfluß ans die Türkei. Eine Spende Brhans für die deutschen Gefangenen London, 8. Juli. (W. T. B.) Wie die „Times" aus Toronto meldet, hat der frühere amerikanische Staats- sekretär Bryan 2000 Mark für die deutschen Ge- fangenen in den kanadischen Gefangenenlagern ge spendet. In Brand geraten Neuyork, 8. Juli. (W. T. B.) Reuter. Eine drahtlose Depesche meldet, daß der Dampfer „Minnehaha", der am Sonntag von Neuyork nach London abgefahren ist, in Brand geraten sei. Die Besatzung bekämpft das Feuer in den Schiffsräumen. Ter französische Bericht Paris, 9. Juli. (Amtlicher Bericht von gestern nachmittag.) Jni Gebiet nördlich von Arras heftige Jw- fanteriekämpfe. Nördlich der Straße Bethune—Arras wurde ein deutscher Angriff, dem eine sehr starke Beschießung voranging, völlig zurückgcworfen. Nördlich von Souchez bemächtigten wir uns einer Reihe deutscher Schützengräben, deren Verteidiger niedergemacht wurden. Wir rückten darüber hinaus, nahmen einige Mann gefangen und er beuteten ein Geschütz. Soissons wurde beschossen. In den Argonnen Gewehr- und Geschützfeuer. Bei Marie-Therese wurde ein deutscher Angriff zurückgeworfen. Zwischen Maas und Mosel war die Nacht sehr bewegt. Neues vom Feldmarschall Hindenburg ri. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: Das vorläufige Ziel des Einmarsches in Kurland war, die Tubissa-Linie zu besetzen und Libau zu nehmen. Es ist er reicht worden und kann zweifellos behauptet werden. Unsere Stellungen sind dort sehr stark ausgebaut. Die weiteren Absichten müssen noch im Dunkeln bleiben. Aber schon mit den bisherigen Erfolgen können wir außerordent lich zufrieden sein. Die deutschen Truppen haben nicht nur im Marschieren und im Kampf gegen einen, stellenweise weit überlegenen Feind Hervorragendes geleistet, sondern auch einen schönen und wertvollen Teil des russischen Bodens besetzt. Das südliche Kurland ist landschaftlich von hohem Reiz. So sehr die kräftigen Hügelketten, die ragenden Wälder, die reich verstreuten Buschgruppen, die zahllosen Gewässer, Seen und Sümpfe dem Krieger das Leben er schweren, so sehr entzücken sie den friedlichen Beschauer. Dabei nehmen sie dein Lande doch nicht den Zauber der ungeheueren Weite. Man braucht nur einen mäßigen Berg zu ersteigen, um einen herrlichen Rundblick in meilen weite Fernen zu genieße». Es ist wahrlich leicht zu ver stehen, daß sich hier einst Deutsche niedergelassen haben. Leider merken hiervon unsere Truppen jetzt wenig oder nichts. Die dünne deutsche Oberschicht ist zumeist ver schwunden, als der Krieg in die Nähe kam, und die Land bevölkerung verhält sich keineswegs deutschfreundlich. Be sonders über die Feindseligkeit und Spioniererei der Letten, die ja seinerzeit von den Russen gegen die Deutschen aufgehetzt und revolutioniert wurden, klagen unsere Sol daten sehr. Weiter südlich bei den.Litauern ist's aber auch nicht viel besser. Das Leben in diesen Landstrichen, die außerhalb der wenigen Güter kaum ein nach deutschen Be griffen anständiges Haus, selbst iu den großen Ortschaften keine ordentliche Wirtschaft aufweisen, ist für die Okku pationstruppen alles eher als angenehm. Die russische Regierung hat diese ursprünglich reiche Gegend Wohl ab sichtlich stiefmütterlich behandelt, sie mit Straßen und Eisenbahnen äußerst kärglich versehen. Die Abneigung gegen die deutsch-baltischen Großgrundbesitzer und die Furcht vor einem deutschen Einmarsch mögen da Hand in Hand gegangen sein. Immerhin war das Land noch nicht so verarmt, daß nicht bedeutende Vorräte an Lebens- und Futtermitteln, Vieh, Leder, Spiritus hätten für uns nutz bar gemacht werden können. Von besonderem Wert war in wirtschaftlicher Hinsicht natürlich die Einnahme des großen Handelshafens Libau. In den Speichern dort haben wir ansehnliche Mengen von Exportwaren gesunden, die uns sehr zu statte» kamen und den Störungsversuchen der russischen Kleinmariue zum Trotz munter nach Deutschland befördert werden. An Schanz- und Werkzeugen fand sich der Bedarf für eine ganze Armee. Die Fabrik, in der es hergestellt war, wird vom deutschen Gouvernement weiterbetricbeu, ebenso werden in Libau jetzt für unser Heer angefertigt: Ketten, Beschläge, Stacheldraht. Eine Sattlerei und eine Gerberei sind im Gange; schließlich eine große Meierei zur Versorgung der armen Bevölkerung mit Milch. So leisten die Deutschen auch hier oben eine vorzügliche Orgauisationsarbeit, die sich selbst auf das Finanzwesen erstrecken muß, das infolge der mangelhaften Vorsorge der russischen Regierung am völligen Zusammenbruch war. Die Stadt Libau hat Affig- uate ausgegcben, die als Zahlungsmittel dienen; die Libauer Bank beleiht die Requisitionsscheine mit 10 vom Hundert. Der Stadt ist keine Kontribution auserlegt wor den, sie hat nur Verpflegungszuschüsse an die einquar tierten Truppen zu zahlen. Diese werden für ihr kräftiges Zufassen und ihre Mühen hübsch belohnt. Sie haben Wohl von allen Truppen im Osten das angenehmste Leben. Libau ist eine ansehnliche Stadt und ein prächtiger Bade ort mit vornehmen Villenstraßen, schönen Anlagen und herrlichem Strande, die Russen, zumal die Beamten, sind meist geflohen. Allein der Einfall in Kurland hat uns nicht nur wirt schaftliche Vorteile mannigfacher Art gebracht und ein wert volles Stück Rußlands in die Hand gegeben, sondern er hat auch militärisch den bedeutenden Erfolg erzielt, daß der Gegner veranlaßt wurde, starke Kräfte dorthin zu werfen und dadurch seine Front an anderen Stellen zu schwächen. — Die Zusammenstöße der deutschen und der russischen Kräfte an der Dubissa-Linie haben unter vielfachen blu tigen Kämpfen stattgefundcn. Dabei sind unsere Truppen allmählich von der Defensive, die mit starken Gegenstößen geführt wurde, zur Offensive übergegangen. Aus der ersten Periode sei ein Gefecht herausgegriffen, das für die damaligen Kämpfe an der Dubissa bezeichnend ist und das ein vorbildliches Zusammenwirken der drei Hauptwafsen aufwies. Tie Russen, die auf den Beptz der Dubissa-Stellnng und besonders des sie beherrschenden StraßenknotenpuukteS Nossienie den größten Wert legten, führten am 22. Mai eine neue Kerntruppe heran: die aus vier Infanterie-Regimentern und der zugehörigen Artillerie bestehende 1. kaukasische Lchülzenbrigade. Diese ging, unter- stützt durch die 15. Kavallerie-Division, ans Rossten,c loS, wurde aber zunächst einen ganzen Tag lang von den Vor posten unserer Kavallerie jenseits der Dubissa anfgebalten. Die Zeit genügte, um ausreichende deutsche Verstärkungen beranzuholen und einen Gegenstoß vorznberciten. Am 23. Mai ließen wir den Feind über den Fluß herüber- konimen und sich Rossienie von Norden ber^zu näbern. Nachts aber wurde der größere Teil unserer gruppen um den westlichen Flügel des Gegners herumgeführt und zum Angriff bereitgestellt. Als es bell wurde, brach das Ver hängnis los. Starkes Artillerieseuer aus unserer Stellung nördlich von Rossienie ergoß sich auf die russischen Schülzen- gräben. Gleichzeitig stürzte sich unsere Infanterie am die Flanke der russischen Stellung und rollte diese auf. Ohne ernsten Widerstand zu leisten, flohen die Russe» nach der Dubissa zurück, um sich zunächst unserer Artillerienürkung zu entziehen. Erst im Walde ans dem Westnser des Flusses setzten sie sich wieder fest. Nun machte sich aber der Druck unserer von Süden hervorgebenden Truppen fühlbar. Gleichzeitig griffen Teile unserer Kavallerie von Norden her gegen den Rücken ein. Unter diesen Umständen setzten die Russe» den Kampf nicht weiter fort. Sie vermochten auch die als Brückenkopf auf dem Westufer stark ausgebaute Stellung nicht zu bc- haupten. In kühnem Anlauf überwanden unsere tapferen Truppen die Drahthindernisse, und nun flnteteten die russi schen Massen über das Tal der Dubissa zurück, in, wirk samsten Feuer unserer Infanterie, Artillerie- und Ma- schinengewehre. Dabei erlitten sie ganz gewaltige Verluste. Zahlreiche Verwundete brache» im Flusse zusammen und ertranken. Aber auch auf den jenseitigen Höhen fanden die Russen keinen Schutz. Hier mußten sie den weiteren Rückzug unter dem flankierenden Feuer unserer Kavallerie sortsetzen, die inzwischen den Fluß überschritten hatte und nun gegen die Nückzugslinie vorging. Wiederum häuften sich die Verluste. Es ist begreiflich, daß sich unter diese» Umständen nur Trümmer der kaukasischen Schützen zu rette» vermochten. 2500 Gefangene und 15 Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Rechnet mau die blutigen Verluste hinzu, so haben die Kaukasier mindestens die Hälfte ihres Be standes eingebüßt. Die Brigade war für längere Zeit ge fechtsunfähig und zeigte auch später, als sie mit neuen Mannschaften wieder ausgefüllt war, keine rechte Kampf kraft mehr. Unsere Truppen dagegen, die verhältnis mäßig geringe Verluste erlitten batten, zogen fröhlich singend in ihre Stellungen ein. Ihre heitere Sieges zuversicht war herzbewegend. Aehuliche wohlgelungene Vorstöße gegen den immer von neue», andrängenden Feind haben unsere Truppen mehrfach an der Wenta ausgefiihrt. Am 5. Juni setzte dann eine vom Armeeoberkommando geleitete Offensive auf der ganzen Linie ein, die unsere Linien wieder ein beträcht liches Stück vorwärts schob. Wir kamen über die Dubissa hinaus, errangen in hartnäckigen schweren Kämpfen den Uebergang über den Windawskikanal, besetzten die viel- umstrittene blutgetränkte Höhe 115 bei Bubie, schoben unI soweit au Szawle heran, daß unsere schweren Geschütze schon in die Stadt hineinreichen, und nahmen Kuze, 12 Kilo» Meter nordwestlich von Szawle; am 11. Juni fand diese Operation ihr vorläufiges Ende. Das weitere bleibt ab zuwarten. Die Russen haben in allen diesen Kämpfen ungeheuere Verluste an Tote», Verwundeten und Gefangenen gehabt. Dagegen sind sie mit ihrer schweren Artillerie sehr vorsichtig geworden und mit Offizieren sehr knapp. Bezeichnend ist, daß unter 14 000 Gefangenen nur wenige Offiziere waren und kein Geschütz genommen wurde. Das scheinen An zeichen für den Verfall der russischen Hceresmacht auch an dieser Stelle zu sein. Sic sollen beobachtet und verwertet werden. Kriegstagung des Sächsischen Landtags Dresden, 8. Juli. Die Erste Kammer trat heute abend (j>6 Uhr zu ihrer 3. öffentlichen Sitzupg zusammen, der die Staats minister Graf Vitzthum v. Eststädt und v. Seydewitz sowie die Ministerialdirektoren Dr. Rumpelt und Wable und' mehrere Rcgierungskommissare beiwohnten.