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zur Sache. — BrejSki: Durch gewisse Telegramme von Berlin züchtet man diesen unlauteren Settbewerb groß; aber gerade da« sollte nicht von oben her geschehen (Bravo: bei den Polen) «bg Raab (Antis.): Da« Besetz über den unlauteren Wett bewerb hat doch sehr viel genützt. Die sozialdemokratische Presse hat noch jederzeit alle Schwindetnotizen ausgenommen namentlich die .Reue Welt". (Hört!) die Sozialdemokratie arbeitet auf Ver nichtung des Mittelstände« hin; ihre Presse sagt e« offen. Ein Bertagungsantrag wird angenommen — Nächste Sitzung Freitag, den 2 Dezember. Fortsetzung und Bergrecht. Politische Rundschau. Derrtsrbland. Tie Hochzeit des deutschen Kronprinzen soll auf Donnerstag, den 13. März 1905, festgesetzt worden sein. Nach den Einholungsfeierlichkciten in Berlin wird das junge Paar in Potsdam feierlich begrübt werden und im dortigen Stadtschloß Wohnung nehmen. — .Herzogin Eäcilie von Mecklenburg, die Braut des preußischen Kronprinzen, spricht, wie einer ihrer Lehrer, der Pastor Schmidt, im Reich mitteilt, vier Sprachen, darunter die russische. Mit der Welt-, Kirchen- und Kunst geschichte ist sie wohl vertraut. Von ihrer Mutter, der Großherzogin Anastasia, die an Pastor Schmidt einen be geisterten Lobredner findet, sei die Herzogin zur Demut, 21escheidenheit, Anspruchslosigkeit und Schlichtheit erzogen »norden. In Mecklenburg, Braunschweig und zum Teil in Sachsen bestehen bekanntlich auch noch die unduldsamsten Ausnahmsgesetze gegen Katholiken. Es ist anzunehmen, daß Pastor Schmidt seinen hohen Zögling nicht mit ana- chronistisckxm Vorurteilen erfüllt hat. Ter deutsch-österreichische Handelsvertrag dürfte »ach unseren Informationen nicht zu stände kommen; der Vertrag scheitert an der Veterinärfrage, wo Graf Bülow unter keinen Umständen nachgeben will. Die Mitteilung dc^s „Verl. Lok.-Anz.", daß Kaiser Franz Joseph sich des halb in einem Handschreiben an unseren Kaiser gewendet tiatn', ist falsch. Ein solches Handschreiben lies wohl ein. aber es befaßte sich mit ganz anderen Dingen. — Zwischen Lübeck. Preußen und Mecklenburg ist eine Lotteriegrmeinschaft gebildet worden, wonach die Lübecker und Mecklenburger Lotterien eingehen und in beiden Staaten Einnahmestellen der preußischen Lotterien errichtet werden. — Die polnische Landtagsfraktion hat beschlossen, mit Rücksicht auf die zahlreichen polnischen Bergarbeiter gegeu die Verstaatlichung der „Hibernia" zu stimmen. — Dem Reichstage sind n. a. folgende Vorlagen zugegangen: Die Gesetzentwürfe betreffend die Pensionierung der Offiziere, betreffend die Versorgung von Personen der unteren Klassen des ReichsheereS. der Marine und der Cchntztruppen. betreffend die Friedenspräsenzsiärke des deutschen Heeres, betreffend Aenderung der Wehrpflicht, be treffend Feststellung des Neichshaiishaltsetats, betreffend den zweiten Nachtrag zu dem Reichshaushaltsetat für 1901, betreffend den zweiten Nachtrag zum Hanshaltsetat für die Schutzgebiete für 1904. — Die Militärvorlagc findet nur bei der Sozial- deinokratie ernstliche Gegnerschaft; die freisinnigen Blatter schwenken der Reihe nach in die Kreise der Freunde dieser Vorlage, so jetzt auch die „Voss. Ztg.' Nur das Richter- sche Organ iff noch etwas spröde unter den Freisinns- Seinem ganzen Typus nach glich er eher einem Italiener, als einem Sndfranzosen. Napoleon war und das muß ihm selbst der Neid seiner Feinde lassen — in strategischer und politischer Be ziehung ein Genie, das an seiner eigenen Maßlosigkeit zu Grunde gegangen ist. Ein ungeheuerer Ehrgeiz, der keiner lei Schranke» kannte, beseelte diesen Mann. Dabei gab er sich niemandem gegenüber, wie er war. So nur klomm er von Staffel zu Staffel, indem er heute den Fuß auf den Nacken derer setzte, die ihm noch gestern vertranten und seine Größe anbeteten. Das zeigte er auch, als er die Kaisergewalt über Frank reich endgültig in der Hand hatte. Sein Despotismus im Innern des Landes steigerte sich andauernd. Jede geistige Regung, die ihm nicht in sein Programm paßte, wnrde unterdrückt, die Presse wnrde geknebelt und mundtot ge macht. Nur sein Wille war erlaubtes Gesetz. Er duldete keinen zweiten Willen neben sich. Und in diesem brutalen Vorgehen, das die leicht empfänglichen Franzosen mit sich sortriß, sind auch seine Riesenerfolge auf strategischem Gebiete zu suchen, die na türlich die Zahl seiner Verehrer andauernd mehrte und ins Ungemessene steigerte. Mit der Wahl znm Kaiser der Franzosen hatte der fünfnnddreißigjährige den Gipfel seiner Macht erklommen, ans dem er noch ein gut Stück Weges weiterschreiten sollte. Nun aber, da er festen Fuß gefaßt hatte, da er sah, daß er dort stand, wo ihm niemand leicht etwas anhaben konnte, ließ er seinem angeborenen Naturell die Ziigel schießen. Der Kaiserkrönnng in Paris folgte am 26. Mai 1805 im Dome zu Mailand die feierliche Krönung mit der Eisernen Krone der Lombardenkönige. Frankreich hat später oft und viel Grund gehabt, die Tat des 2. Dezember zu bereuen. Sein Kaiser wurde seine Geißel. Die imperialistische Periode wurde zu einer Periode der Revolution, die selbst im heutigen Frankreich noch nicht ihren Abschluß gefunden bat. Dock» diese Gcschichtsperiode ist gleichzeitig ein Beweis dafür, wie allmächtig eine Indi vidualität in einer politisch zerrissenen Zeit werden kann. Napoleon Bonaparte hat von Englands größtem Dichter, Byron, in seiner berühmten Ode ein dichterisches Denkmal gesetzt erlwlten, deren eine kennzeichnende Strophe kantet: Triumphes Prunk und Prahlerei, Des Krieges wild Entzücken. Ein wclterschütrernd SiegSgeschrei — Für Deine Brust Erquicken — Das Schwert, der Szepter, dem zu dienen Die Völker nur geschaffen schienen, Wo ist das nun? In Stücken Ging alles. Dämon, und zur Qual Blieb' Dir nur der Erinnrung Mal. — Diese Strophe spielt auf Napoleons Ende an. Man weiß es. daß sein Ende ebenso jäh zusannnenfiel, wie sein Stern emporstieg. — blLttern. Man weist jetzt viel auf die Bemerkungen in der Begründung hin, daß nach der neuen Vorlage die FriedenSpräsen-stärke von 0,95 Prozent der Bevölkerung auf 0.90 Prozent herabgesetzt wird. Da» .Berliner Tage blatt" sagt deshalb schon heute, daß die Volksvertretung in ihrer großen Mehrheit die Heeresverwaltung bewilligen werde. — Der neue Reichsetat bietet kein erfreuliches finan- zielles Bild. Allein für die Verzinsung der Reichsschulden haben wir gegenwärtig 113^ Mil lionen Mark aufzubringen. Seit dem Vorjahre hat sich die Summe um neun Millionen Mark erhöht, und der neue Etat lvird zu einer wesentlichen Steigerung des Verzin- sungsbetvags beitragen. T>er Anleihebedarf wird für 1905 auf 293 Millionen Mark berechnet, zu denen noch die 74 Millionen für Südwestafrika aus dem laufenden Jahre hinzutreten. Rechnet man den Anleihebetrag von 166 Millionen hinzu, der zur Deckung des allgemeinen Be darfes für 1904 angewiesen, aber noch nicht begeben ist, so ergibt sich, daß unsere Reichsschuld, die zu Beginn des Re gierungsantritts des jetzigen Kaisers noch nicht eine Mil liarde betrug, in die vierte Millarde engetreten ist. Wo liarde betrug, in die vierte Milliarde eingetreten ist. Wo Sparsamkeit, mit der er aufgestellt worden sei, und diejenige Presse, der Neu- und Mehrforderungcn nie zu hoch ersclxnnen, stimmt in das Loblied ein. Ta sie aber an der sinanziellen.Kalamität nicht vorüber kann, sucht sie den Sündenbock im Zentrum. Die „Nat.-Ztg." haucht, bevor sie von der Arena abtritt, noch einmal ihren Haß gegen Zentrum und Zentrumspresse aus. Sic »vill, wie sie be tont, stets ans das nachdrücklichste darauf Hinweisen, in welcher geradezu vaterlandsfeindlichen Weise die lieben Römlinge unsere Finanzwirtschaft bergab geführt haben. Aber Schulden kommen vorn Schuldenmachen her. Das Zentrum bat vor solchen stets gewarnt und dafür gesorgt, daß bei weitem nicht alles bewilligt wurde, was verlangt worden ist. Die Nationilliberalen aber waren im Bewilli gen sehr »Hinter, und die Regierung hat noch vor wenigen Jahr il erklärt, wir schwämmen im Gelde. Lieber sollte sich das Blatt zu dem Vorschläge der „Deutschen Tagesztg." äußern, nach welchem eine Hebung der Neichseinnahmen durch eine stärkere Heranziehung des Großkapitalismns, der Großindustrie und des Großhandels erzielt werden soll. Statt die Einzelstaaten nach den gesteigerten Dcdürf- mffer. des Reiches hober '»> l'.lauen, sic'ck der Etat eine 'nngere Belnünng für sie vor. R'echtt.stcbende Blätter geben der bedenklichen Auffassung Ausdruck, daß man innerhalb der Regierung eine Mäßigung in den Fard-rnngen für an gezeigt gehalten habe mit Rücksicht ans die bevorstehende Flottenool läge. Tie Mebrkordernng springt weniger bet den einzelnen Zahlen als de» ihrer Gesamtheit ins Angc Tie ordentlichen Ausgaben erfordern ein Mehr von 51 Mil lionen, wovon 41 Millionen allein auf Marine, Neichsheer und die Verzinsung der Neichsschnlden entfallen. Da ans Zöllen nsw. diesem Betrage nur ein Mehr von 26 Millio nen ordentlicher Einnahmen gegenübersteht, bleiben 25 Millionen ungedeckt. Man darf auch nicht außer acht lassen, daß die Wirkung der Erhöhung der Friedenspräscnzstärle im neuen Etat nur für eilt halbes Jahr in die Erscheinung tritt, da die Aendernngen erst vom l. Oktober ab eingcführt werden; während für 1965 an dauernden Ausgaben nur l 1(0 581 Mark entfallen, entfallen auf 1906 10 334 065 Mark. Wir haben also recht daran getan, zu betonen, day. W lange man nur auf den Etat 1905 angewiesen sei, man nicht wissen könne, ob das dicke Ende bei der Militärvorlage nicht noch Nachkommen werde. Es ist jetzt nachgekommen. — Tie neue Zuschusmnlcihe von 51 Millionei» Mark findet in der Presse lebhafte Besprechung. Grundsätzlich hat ja überhaupt das Reich kein Defizit, da die Einzelstaaten den Unterschied Mischen Einnahmen und Ausgaben durch Matriknlarbeiträge decken müssen. Aber Freiherr von Stengel versichert, daß die Bundesstaaten nicht in der Lage seien, mehr als 24 Millionen Mark auf dem Altar des Reiches zu opfern. Aber noch mehr, auch die 16 Millionen, um die der Reichstag im letzten Winter die Matrikularbci- träge erhöhte, und die er dann stundete, sollen auch dieses Jahr nicht bezahlt werden. Mit anderen Worten: Die Bundesstaate»» bewilligen in» Bnndesrat Mar die Aus gabe»», aber »venu es an die Deckung geht, dann drücken sie sich. Dann soll ans einmal das Reich selbst einspringen und durch eine Znschnßanleihe den Etat in Gleichgewicht brin gen. Für die Beseitgung der Znschnßanleihe gibt es drei Möglichkeiten: Abstrichen an den Ausgaben, böbere Ein stellung der Einnahmen oder stärkere Heranziehung der Bnndesstaten. Der Reichstag wird danach streben, daß sämtliche drei Wege gleichzeitig beschritten werden müssen, um so die Anleihe entbehrlich zu machen. — Für die Nachwahl iu Schuwri«. die zwischen dein Nationalliberalen Büsing und dem Sozialdemokraten Antrick stattfindet, gibt die Krenzzeittmg die Parole ans: „Bei der bevorstehenden engeren Wahl werden hoffentlich alle nationalgesinnten Wähler einmütig Herrn Büsing ihre Stimme geben. Jetzt handelt eS sich lediglich um den Kampf gegen den Umsturz, und da ist es von Bedeutung, daß der Sozialdemokratie eine gründliche Niederlage bei gebracht wird. Auch die Konservativen werden, so lebhaft sie auch gewünscht haben mögen, daß einer der ihrigen an Stelle deS auSgeschicdcnen Herrn Dröscher in den Reichs- tag einziehe, sich der Pflicht bewußt sein müssen, daß unter den obwaltenden Umständen die Stimmabgabe für Herrn Büsing eine nationale Pflicht ist." Hiernach dürfte der Sieg deS Herrn Büsing sicher sein. Muß nun Dr. Paasche ans seinen Präsidentenstuhl verzichten, wenn Büsing, der frühere Vizepräsident, wiedereinzieht? Sonder bar. daß die Führer der Nationalliberalen erst in den Er- satzwahleil ihre Mandate wieder erhalten, so im Sommer Bassermann und jetzt aller Voraussicht noch Büsing. — Eia pr«test«atisches Pretzigersemtusr will der be- kannte Past«r v. Bodelschwingh in Bielefeld errichten. Es soll eine freie theologische, vom Staate unabhängige Erziehung», und Ausbildungsanstalt für junge protestantische Theologen sein, deren Lehrer nicht durch das Kultus- Ministerium angestellt, sondern lediglich nach kirchlichen Gesichtspunkten auSgewShlt «erden sollen. Dieser Plan soll jetzt anscheinend ausgeführt werden. Wir erkennen in diesem Plane de» eifrigen Pastor v. Bodelschwingh fein lauteres und tatkräftiges Streben nach echter Seelforg- tätigkeit und müssen den Gedanken loben. Gleichzeitig liegt darin ein ehrende» Zeugnis für die katholischen Priesterseminare, in denen die katholische Kirche längst schon jene Ideen verwirklicht hat. die der Pastor v. Bodelschwingh jetzt auch zur Hebung de» protestantischen Seelsorge-Amte» für notwendig hätt. Wie ist man doch zur Zeit des Kultur kampfes mitdenkatbolischenPriesterseminarienumgesprungen! Und jetzt sucht selbst ein protestantischer Pastor, der auf dem Gebiete der Inneren Mission als Autorität gilt, solche Seminarien einzuiühren! — Das preußische Herrenhaus hielt am Mittwoch eine Art Festsitzung ab; es feierte den 50 jährigen Bestand in der heutigen Gestaltung. Minister Freiherr von Hammer- stein überbrachte die Glückwünsche des Staatsministeriums. Präsident Fürst zu Inn- und Knyphausen verbreitete fick» über die Bedeutung des Herrenhauses, das bei tüchtiger Ar beit stets einen der ersten Plätze in den Parlamenten ein- nehmen werde, nur sei die Mitarbeit aller Mitglieder nötig; er schloß »nit einem Hoch auf den König. Sodann erledigte das Haus die Gesetzentwürfe über die Besteuerungsrechte der Kirchengenieinden und stimmte den Beschlüssen der Ab geordnetenkammer zu. In einer Resolution wünschte das Herrenbaus auch die Heranziehung der juristischen Perso nen zur Kirchensteuer, so namentlich der Aktiengesellschaf ten, die viele Arbeiter heranziehen und so die kirchlichen Ausgaben gewaltig in die Höhe treiben. Diese Resolution fand auch Annahme. In der Debatte stellte Graf Aork zu Wartenberg den Antrag, die Angehörigen der altlutheri- schen Kirche aus der Besteuerung ausznnehmen, damit sie nicht doppelt besteuert würden. Aber er fand damit hefti gen Widerspruch dein» Kultusminister und namentlich dein Oberhofprediger Dryander, letzterer betonte, daß es sich nur um 14 Gemeinden handle, die zudem stets sich gegenseitig in Bann tun. Da heute abend ein Festdiner stattfand, ver tagte sich das Haus auf morgen, che es über die Gesetze selbst abstimmte. — Das preußische Abgeordnetenhaus beendigte «mi Mitttvoch die erste Lesung der Hiberniavorlage und verwies diese an die Budgetkommission. Der freikonservative Ab geordnete Ganip ineinte, man hätte einfach den Anfsichts raten anch Entschädigungen anbicten sollen. Dann ent spann sich der Nedekampf Mischen von Eynern (nat.-lib.) und dem Minister Möller. Ersterer sprach sehr gereizt und so erbittert, daß Minister Möller meinte, so sei ein Minister noch nie angegriffen »vorder»! Und nun das erst von einen» früheren Fraktionsmitglied! Eine lehrreicl)e Geschichte! Alles in allein kam Möller gut weg; seine Parteifreimde setzten ihm am meisten zu. — Der Maiumzng abgeschafft! Tie Stuttgarter ver einigten Gewerkschaften beschlossen, wie wir gestern telegra phisch meldeten, mit großer Mehrl»eit, künftig am 1. Mai keinen Umzug mehr zu veranstalten. Unter den größeren Gewerkschaften, die sich gegen den Umzug erklärten, befin de»» sich die Buchdrucker und Metallarbeiter. So verblaßt ein sozialdemokratisches Ideal nach dein anderen! Schon wandert der Maiumzng in die historische Rumpelkammer. Wie viele Streiks und Aussperrungen sind infolge dieser sozialdemokratische»» Demonstration ansgebrochen. Wo die Polizei den Umzug ungeniert passiren ließ und sich rm» diesen gar nicht weiter kümmerte, als es im Interesse der öffentlichen Ordnung geboten »var, »var der Reiz der Neu heit schon lange geschwunden. Nun liegt der Maifestumzug unbeachtet in der Nnmpelkammer, wo schon so manches so zialdemokratische Ideal verrostet und verstaubt ruht. Ein protestantischer Pfarrer über den Grafen Hoensbrvech. Einen „Vers ins Stammbuch" eines Apo staten schreibt der Herausgeber der „Christlichen Welt" i«in Protest. Organ), Herr Pfarrer D. Rade, in Nr. 48 seiner Zeitschrift: Graf Paul von Hoensbrvech (der katholikenfeindliche abge fallene Exjesuit) veröffentlicht in Nr. 47 der Wartburg einen vor her unS angebotenen Artikel mit einem Vorwort, das in unerhörter Weise das Publikum irreführt. Wir haben sein Manuskript, wie ihm genau bekannt ist, ungelesen aus rein äußeren Gründen abgelehnt. Nns dauert der Raum, den es kosten würde, seine aus der Luft gegriffenen Insinuationen gründlicher abzuwehren. Sollte er aber diese unsere Erklärung nicht stillschweigend hinnehmcn, so werden »vir ihm nichts schuldig bleiben. Oesterreikli-Nnqarn. — Die Unsicherheit und Ratlosigkeit im österreichische« Parlamente illustrieren die zahlreich kursierenden Gerüchte, deren merkwürdigstes, auf tschechischer Seite verbreitetes, die Stellung des Kabinetts Körber für erschüttert und ein Ministerium Franz Thun als bevorstehend bezeichnet. Ueber die Fortdauer der jungtschechisch-südslavischen Koalition wurden noch keine bindenden Beschlüsse gefaßt, doch soll als feststehend die Nichtaufgabe der Obstruktion anzuneh men sein. — Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde v»n der freien deutschen Agrarvereinigung ein Dringlichkeits antrag, betreffend die Notstandsvorlagen, eingebracht. Die Aittragsteller verweisen auf den einer Katastrophe gleich- kommenden Notstand der Landwirtschaft und unterbreiten einen »nit der Regierungsvorlage fast identischen Entwurf, in welchem die Negierung ermächtigt wird, 15ZH Millionen Kronen Rente zur Deckung der Unterstützungen für die durch den Notstand Betroffenen auszugeben. Sodann wnrde die Debatte über die Regierungserklärung fortgesetzt. Der liberale Freiherr von Offermann schlug die Bildung einer aus allen Parteien des Hauses bestehenden neuen Partei vor, um den Ausgleich zwischen den Nationalitäten durchzuführen. — Nach der Sitzung traten die Obmänner sämtlicher Parteien mit Ausnahme der Jnngtschechen, Süd- flaven und tschechischen Agrarier zusammen. Präsident Graf Vetter empfahl die Erledigung des Budgetproviso riums, der Notstandsvorlagen und der Vorlage betreffend die italienische Fakultät vor Beginn der Wcihnachtsferien. Sämtliche Obmänner stimmten diesem Programm zu. Mi- nisterpräsident Dr. von Körber hielt sodann eine Rede, in der er ausfllhrte: Ich halte es für wünschenswert, daß der etwaige Entschluß der Vertreter des tschechische»» Volkes, die Arbeitsfähigkeit des Reichsratcs nicht weiter zu hemmen, aus keinen anderen Motiven als der sorgfältigen Erwägung der wichtigsten Staatsinteresfen entsprungen allseitig aner kannt wird. Sollte die Arbeitsfähigkeit des Hauses zu er-