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Sächsische Volkszeitung : 27.08.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192008279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-08
- Tag 1920-08-27
-
Monat
1920-08
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.08.1920
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Me,tag den 27. August ISN «»chliiq, «oll»z»ti«,, M. 1V«. Seit« , Znm oberschlesischen Drama «ine sozialistische Darstellung In Bogutschütz sind die Männer unter 2S Jahren entwaffnet wotdxn, die älteren Mannschasten behalte» jedoch ihre Waffen und werden als Bürgerwehr verwendet. Bei dem Begräbnis zweier Polnischer Insurgenten in Myslowitz waren drei Brüder, die Geist liche sind, zugegen. Bei der Grabrede forderte einer der Brüder z»r Nach- für den Tod der polnischen Helden auf. Die „Freiheit" veröffentlicht eine von den GewertschaftS- und Partei führern der Rcchlssozialisten und der Unabhängigen Sozialdemokratie in Kattowitz gemeinsam sestgelegte authentische Darstellung der Er- eignissc in Obcrschlcsien. die nach eingehender Schilderung der Ent wicklung deS Konililies zu folgenden Ergebnissen kommt: Wir stellen vssenllich sc st: 1. Den ganzen Vorgängen lag nichts anderes zugrunde als der einfache Wille zur unbedingten Neutralität und zur Erhaltung von Ruhe und Frieden im Lande. 2. Die all gemeine Besorgnis über die bedroht erscheinende Neu tralität Oberschlesiens hat zu spontanen Kundgebungen auch an solchen Orten gesühtt, die von den Gewerkschaften über die replante Demonstration nicht benachrichtigt worden waren, zum Bei. ,picl in Lcobschütz, Koscl, Budlinitz, Tarnowitz u. a. 3. Die Tat sache, daß überall dort, wo bei der Demonstration kein Militär aus gestellt wurde, der Verlauf ruhig war, liefert den klaren Beweis, daß keine deutsche Organisation irgendwelche Putschabsichten im Schilde führte. 4. Die Vorgänge haben darüber hinaus aller Well bewiesen, daß es im Gegensatz zu den Polen aus deutscher Seite weder eine W a kfc n o rg a n > sa t i> o n noch überhaupt Wa^fem ln nennensnuatem Umfange gibt, den» sonst hätte keine Macht der Welt verhindern können daß sie jetzt angesichts deS polnischen Aufstandes in die Erscheinung getreten wären. 5. Die von Korfanty gestützte Auffassung der Franzosen, daß es sich bei der Demonstration um eine bolschewistische Bewegung gehandelt habe, wird durch die ganze Entstehung der Demonstration, wie auch durch den vor stehend geschilderten Tatbestand der weiteren Ereignisse eindeu» dig widerlegt. 6 Wir halte» es endlich für unsere Pflicht, zu erklären, daß die deutsche Sicherheitspolizei sich über alles Lob erhaben gezeigt und sich in jeder Weise bewährt hat. Ausruf der polnischen BerufSvereinigunge« Veuthen, 26. August. Gestern wurde ein Aufruf der pol nischen Berussvereinigung und der polnische» Zcntralberufsgenossenschaft an die Bergarbeit» 1 e r verbreitet, der in Anbetracht der Erfüllung der Wünsche der pol nischen 6stwcrlschaften diese zur sofortigen Arbeitsaufnahme und zur Befolgung der Anordnungen der interalliierten Kommission ausfor dert. Drele versprach: 1, Die Beseitigung der Sicherheitspolizei bi? zum 21. August und ihre Ersetzung durch die Bürgerwehr: 2. die Be strafung d?r an den Unruhen Beteiligten, 3, die Ausweisung der seit dem 1. August Zugewandertcn, 4, Vergütung des an Leben und Eigentum angerichteten SckmdcnS. Die Arbeitgeber seien bereit, die Streikschichten nicht auf die Ferien auzurechnen und die Deputa'- kohlc» nicht zu kürzen,» sowie die Ausfälle durch Ucberschichtcn er setzen zu lassen. Wegen Bezahlung der Slrcjktage weide weiter ver handelt, — A>:S deutschen Gcwerkschastskreiieu verlautet, daß dort mit steigender Zuversicht der Entwicklung der Dinge entgegengesehen werde. Man glaubt, binnen kurzem mit einem geregelten Wirt schaftsleben wieder rechnen zu können. Bemerkenswert ist daß zwi schen den deutschen und polnischen Gewerkschaften eine Einigung em- gebahnt wird Polnische Untaten Königsberg, 26 August. Wie der KöuigSbcrger Hartusa» scheu Zeitung au» Tborn gemeldet tv'rd, kam e« am 21. Ai,allst dort zu schweren AnslchreUunarn oegen die Deutschen. Es werden jetzt alle 15 bi» KV Iabrcn asten Deutschen, auch 1"'e nach 1S68 zu- aezooenen, gezwungen, entweder Heeresdienst ZU leisten oder sich kör Den lchland zu erklären Am Ll. Aueust wurden die, die sich tsir Deutsch'c nd erilä. !cn, in grausamster Weise durch Messerstiche. Stock» schläae m'ßhandelt. Estl Thorner Kaufmann wurde durch vier Messerstiche in den Kops schwer v rl fl. Außerdem wurde ibm der Unt ilcser durch Stockbicbc abgeschlagen. Die Mißhandlungen «viellen sich von morgen» !> Mr bi» mlstog» 1 llhr unter den Anaen von und Mannscha ten ab, die dazu lach'-",. V."-» Haltungen und (s -schi Hingen von Deutschen gebSrcn zur Tagesord nung- Zn Schönste wurden die Leichen dort -rschossekwr Den tchen tn d-r Nähe de» Kirchhofe» bingeworfc» und von polnisch, n Weibern und Kicher» bespieen und geschändet. Der Pfarrer Müller besorgte die Särge und beerdigte die Leichen. Müller wurde mit noch 85 Deutichen verhaltet und nach dem MilitärgerichtSgelängniS in Tborn gebracht. Die Gefangenen wurden in empörender Wels» mißhandelt. Weier« polnische Znvafinen (Eigener Drahtbericht der .Stich s. BolkSzeitun»".) SchneiLrmühk» 27. August. Erhebliche Teile der polnischen Armee werden sicheren Nachrichten zufolge in der Gegend Cholin — Wiersitz und LobsenS konzentriert. In der Bevölkerung geben Gerücht« über P u t s ch a b si ch t e n i n S ch n e i d e- inühl nm, mit dem Ziel, sich in den Besitz der Eisenbahnstrecke zu setzen. Postufeindlich« Lnrschreitunxen i« Bresla« Bre«l«m, 27. August. Für gestern nachmittag waren bin Protestvrrsam'-nlungen gegen die Greuel und Schandtaten tn Ober- schlesien angesetzt. Nach di-sen Protestoersammlungen zog die Menge vor das polntsche Konsulat und stürmte es Die Ein ich. tnng wurd- zertrümmert. Die Vermutung, daß die Menge auch da» französische Konsulat stürmen würde, hat sich tn den späten Lbendstuvden bestätigt. D e Menge verschaffte st», da das Kon- sulat verschlissen war, vom Garten au» Z-tritt, zertrümmerte da» ganze Mobiliar, warf die Akten auf die Et-aße vnd r!ß die Trik«. lore und sämtliche Schilder herunter. Hierauf zog die Menge vor das Hotel Vier JahreS-eilen, wo Mitglieder der VerbandSkoprmtssion Wohnung haben. Sie drang auch dort tn die Räume ein und warf die E vrichtungSgegenständc auf die Straße. Erst als eine Abteilung der Sicherh-itßwedr erschien, ließ die Menge von wet teren Ausschreitungen ab. Auch vor polnisch-jüdischen Geschäften, so tn der Antonienstraße, kam es zu bed-shiichen Ansammlungen. Die Menge suchte auch dort ein,»bringen, wurde von der Ttcher- HestSprllzet aber V^ran gchndert. Kattowitz, 27. August. Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Die Gleichgültigkeit, mit der der Verband dem Treiben der pol nischen Banden zufieht, ruft bet der deutschen Bevölkerung große E bittervng hervor, und eS ist nicht ausgeschlossen, daß wir hier am Vorabend vor folgenschweren Ereignissen stehen. Die Polen verbreiteten heute Flugblätter an die Bergarbeiter, tn denen sic auf fordern, zur Arbeit zuriickzukehren. Die polirische Offensive Rußland KLmpst «etter (Eigener Drahtbericht ber .GSchs. VolkSzeitung".) Wien, 20 Auxust. G ste-u sind an unterrichteter Stelle Nachrichten an» authentischer Quelle hierher gelangt, daß Sowjet- ruß! and entschlossen ist, nach den N-derlag, n seiner Armee keine« Frieden ;u schließ-», sondern den Kamps bi» auf» Messer weiter« »uMren. E« wird Gr ganz Rußland di« allgemeine Mobili sation verfügt werden und die Regierung Trohky-Lenin wird den Krieg bi» znr Niederwerfung Polen» forlführen. Der Grund für hissen Beschluß sitzt in dem Bewußtst!« der leitende« ruiftschen aatSmänner, daß da» Eingeständnis der Niederlage durch «ine« echten Friede« mit Polen da, Ende der Sowjetregiernng iär «nßland bedeuten würbe. Daher tst auf rin baldige, Ende de» -iege» nicht,» rechnen. An» französischen »reis«« »«lautet, dt« Operationen der polnischen Ar»« gehen mit Unterstützung französische« Militär» rasch vorwärts, so daß nach de» derzeitigen Stande Le»berg, da» vor einige« Tage« noch sehr gefährdet war, nicht «eir al» gefährdet betrachtet werden kann- S» wäre aber verfrüht, anznnebmen, daß die bolschewistische Arme« schon so geschlagen fei, daß sie an ein« Welterführuna de» Kampf«» nicht denken könnte. Nach einer Mili tär fchen Schätzung beträgt die Zahl der an der Kampffront engagierten russische» Truppen 450000 Mann. Es befinden sich noch große Tiuppeumassen in der Reserve, deren Zahl auf mehr al» 1 Million eingeschäht wird. Die schlechten VerkchrSverhälinisse bringen e» mit sich» daß die Umgruppierung der Armee nur sehr langsam vor sich gebt da in Rußland nicht mehr als 5000 Lokomotiven, davon 1500 für militärische Zwecke, vorhanden sind. In A nem Falle denkt Rußland daran, auf Kapilulationkverhandlunfen «inzugehen. Bafel, 20 August. „Presscinfor mation" berichtet au« Mar schau, daß das revolutionäre Armmeekommando die Umgruppierung der russischen Heere und zn diesem Zwecke die Zurücknahme der russischen Truppen auf die vorbereitete Linie Wilna —Ko wel anzeigt. Die Litauer besetzen Wilna London, 26 August. Au» Kowno wird der „Times" gemeldet, daß litauische Truppen Wtzlna besetzt haben. Die litauische Regierung habe Moskau davon benachrichtigt, daß es aus militärischen Gründen notwendig war, um zu verhindern, daß Wilna in polnische Hände siel. Tschitscherin beabsichtigt, Axelrod als Sow jet» ertreter nach Kowno zu senden. Kopenhagen, 26. August. Wie dir „Berlingsie Tidende" ans Kowno telegraphiert, ist Wilna vollständig auSgeplün» dert. Die Bolschewisten haben im Widerspruch mit allen getroffe nen Vereinbarungen die Bankdepositen mitgesührt, alle Warenlager ausgeräumt und Maschinen usw. entfernt. Litauen wird jetzt von den Bolschewisten auch die Räumung der südlichen litaui schen Zone von Trodno verlangen, da di« Besetzung dieses Teiles für Sowjetrutzland nicht mehr eine strategische Notwendigkeit ist. Litauen wird im polnisch-russischen Kriege seine Neutralität behaupten. Polnische Aspirationen Warschau, 26. August. Obwohl General Weygand daraus dringt, d'an Vormarsch auf keinen Fall auf russisches Gebiet au°- zudehncn, um eine Wiederkehr der früheren Mißerfolge zu vermeiden ist in polniseken RegierungSkreiscn bereits wieder eine starke Strö mung bemerkbar, die nach Litauen zu marschieren und dieses Land zu annekiicren wünscht. Aus polenfreundlichen Litauern hat sich in Warschau ein Komitee gebildet, das sich bei Pilsudski vorstellie und ihn im Namen der litauischen Bevölkerung um die Besetzung Litauen? durch die Polrn bat. Desgleichen sollen auch die ukraini schen und weißruth'cnischen Ausschüsse, die natürlich auch von der polnischen Regierung gegründet worden sind, ihre Tätigkeit wieder ansnehmen. Diese Ausschüsse sollen die öffentliche Meimung im Sinne einer Angliedcrung der Ukraine und Weihrutheniens an Polen bearbesten. Man sieht also daß der polnische Imperialismus wie der sehr lebhaften Appetit bekommen Hai. London, 26. August. „Daily Ehronicle" meldet, daß die Polen durch ihre Freunde, n. a. auch durch die französische Re gierung, gewarnt worden seien, eine unehrliche Haltung gegen über den Russen einznnehmen. Besonders sei ihnen geraten worden, keinen Versuch zu machen, ihre Grenzen weiter nach Osten auszudeh- nen. Die Alliierten würden cS mit Mißfallen ansnehmen, wenn neue Vorstöße auf russische Grnndgebiete unternommen würden. Ausstand der Ukrainer Wien. 26. August. Mi- von der Ver-etnng der westukraini schen Volksrepublik mitgeteilt wird, ist am 21. August im südlichen Teile von Westgalizien ein Aufstand der Ukrainer gegen die Polen auSgebrochen. Verschiffung der Armee ArangelS nach Odessa? Konstantinopck, 26. August. SchiffSkavitän' die von Sedassck- pok nnd Batum kommen, meiden, daß Vorbereitungen getroffen wen den, mn die Armee WrangelS zum Test nach Odessa zu verschiffen, wo sie die Bolschewisten vertreiben soll i-nd so ihr: ihre Front nach Westen verlegen. Bor dem Hafen von Scbastopol wurden zabkrriche englische und französisch- Kriegs'chUfe gesehen nnd auch größere Transportdampfer. Diese wurden aber nicht gelöscht, sondern sollen sich nach Odessa begeben., nachdem die Truppen dort eingetroffen sind. Danzig» Neutralität Danzia, 20. August. Zn der heutiien Si^u-g de» StaatSratS erklärte Oberkommisser Tower, die verbündeten Mächte seien ent schlossen, die Beffimn iingen des ^medensv-' wagS zu erfüllen. WaS aber in den letzten Wochen in Danzig geschoben sei, «ei ein V-wei«, daß die Stadt Danzig noch nicht in Frieden und Ordnung zu basten sei. Die bedauerliche Entschließung in d-- Verfassunggebenden Versammlung über die Neutralität babe bei den Verbündeten Mächten Erstaunen und Erregung b"worgerufen. Die Stadt Danzig sei noch nicht Freistaat und babe kein Recht, über die Neutralität zu sprechen Tow r k-Itisierte dann die Verbinderung der Beförderung der Munition und polnischen N ickwanberern. Die» sei mit den Bestimmungen de« Friedens vertrages nicht vereinbar. Wenn mehr ausländische Trappen und Schiffe berkommen müßten, werde nur die Stadt Danzig daran Schuld haben. Ob Danzig ein Freistaat werde, hänge von den nächsten Tagen ab. Danzig habe die Bedingungen de» FriedenSverlrag« und de? Abkommen« vom 22. April gani.cht geachtet. Ob jetzt noch Zeit sei, diele« Unrecht wieder gutzumacheu- da« hänge allein von Danzig ob. Die Stadt müsse die Kosten der stärkeren Bekebung und Requisi ion von Gebäuden u. a. bezahlen. Wenn die Hafenarbeiter sofort die Arbeit wieder ausnebmen, werde dieses große Vorteile für sie haben. Es könne auch vieles wieder gut^emacht und Schweres verbittet w-rden. Der Vorsitzende de« StaaisrnteS Oberbürgermeister Da hm erwiderte hierauf u. a.: Bei Beurteilung der Sachlage müsse dreierlei unterschieden werden: 1. die Neutralitätserklärung d-r Verfassung gebenden Versammlung, 2. die Weigerung der Hakenarbeiter, Kriegs material zu löschen, und 3. die Gewaltakte gegen den Transport von Kriegsmaterial und ähnlichem, da« für Polen bestimmt war. Die Verfassunggebende Verkämm ung bat lediglich an den Oberkommissar den Antrag gerichtet, für da» Gebiet der freien Stadt Danzig die Neutralität zu erklären. WaS die Weigerung der Hafenarbeiter angebe. Munition zu entladen, so werde man nirgend« in der Welt einen Arbeiter zwingen wollen oder tonne», «ine Arbeit zu verrichten, deren Aus führung er ablebne. Ander» liegt es mit den Gewaltakten, die aber nicht von Hafenarbeitern im eigentlichen Sinne verübt worden sind. Die Staatsgewalt werde alle» tun, nm da» Eigentum eine» fremden Staate« mit den zur veriügnng stehenden Polizcikrästen zn schützen. Schwieriger liegt di« Frage der Tran Sportverbindernng, soweit e» sich um Kriegsmaterial, Lokomo -ven «sw> bandelt. Hier lag bisher eine Erklärung der verbündeten Mächte über die von der Bevölkerung Danzigs gewünschte Neutralität nicht vor. Erst «nn« offiziell Stellung genommen se'n wird, wird es Ausgabe der Staals- regiernng sein, entsprechende Maßnabmcn zu verlangen. Wenn die Bevölkerung Danzigs sich weigern würde, den etwaigen Anordnungen de« Oberkommissar» Folge zu gebe,, dann würde die Botschafter» konferenz besonder» Ihre Schlüsse ziehe« können. Die Verfassung gebend« Versammlung habe ihren Beschluß, nicht getragen von irgend einer feindseligen Gesinnung gegen Pole«, sondern von dem heißen Wunsche, die Heimat vom Kriege verschont zu halten, geiaht. Er würde dem Oberkommissar dankbar sei«, wenn diese Darstellung znr Kcnntni» der alliierte» Mächte in der Bot schafterkonferenz gebracht würde. Russentransport« Hannover, 2«. August. Dir Oberpräfldent der Provinz Hannover Roste gibt amtlich bekannt: In den nächsten Tagen sind Truppentransporte nach dem Gefangenenlsger Minden in Westfalen zu erwarten. Es handelt sich um entwaffnet« russisch« und polnische Soldaten. Die Bevölkerung wird darauf aufmerksam gemacht daß keinerlei Verdacht besteht, daß di« Truppen Waffen und Munition bei sich führen. Eisenbahner und Transportiontrolle Der Allgemeine E-senbahnrr perba nd. der z» den Verhandlungen über die Kontrolle der Waffentransporle nicht zu gezogen war, erläßt ein« Erklärung, in der es unter anderem heißt: „Der Allgemein« Eisenbahnerverband erllävt vor der Oeffeiitlichteit, daß auch er gleich den übrigen Eisenbahnerorganisationen auf die Wahrung dar strengsten Neutralität gegenüber den lriegsührcndm Ländern achtet und seine Mitglieder darauf verpflichtet hat. Er hält «S aber für gegen die wahre Neutralität verstoßend und für g> setz- und verfassungswidrig, wenn außerhalb des Eisenbahnbetriebes stehende und parteipolitisch einseitg orientierte Kreise die Gelegen heit benutzen wollen, um mit Hilfe eines Bruchteiles politisch gleick)» gesinnter Eisenbahnbedienstetcr in den inneren Eisenbahnbetrieb hin- einzureden. Ebenso wie die Eisenbahner nicht den Bergleuten oder den Metallarbeitern Vorschriften in ihren beruflichen Angelegenheiten machen dürfen, müssen eS sich die Eisenbahner verbitten, daß außen stehende Kreise zu rein parteipolltischen Zwecken in dienstliche An gelegenheiten der Eisenbahner Hineinreden oder ihnen gar dienstliche Weisungen erteilen. Den Eisenbahnern sei bekanntgegeben, daß der Ausruf, der gemeinsam von den freien Gewerkschaften und den sozia listischen Parteien erlasse» worden ist, zu Unrecht die Unterschrift des HauptbetriebSrateS der Eisenbahner trägt. Der Hauptbstriebsrat hat sich mit dieser Frage überhaupt noch nicht beschäftigt. Zugleich sehen wir uns vranlaßt, unserem lebhaftosten Bedauern über das Ver halten der Reichsregierung Ausdruck zu geben. Eie hat nicht nur unserer seinerzeitigen Aufforderung, klare Richtlinien für die Haltung der Eisenbahner gegenüber den Transporten aufzustellen, nicht e„t, sprachen, sondern sie hat nachher auch einseitig nur mit den Kreisen verhandelt, die in Verfassung«, und gesetzwidriger Weise in de« Eisen bahnbetrieb eingegriffen haben und dadurch die anderen Eisenbahner» rrganisationen schutzlos dem Terror dieser Kreise preiSgegebe». Wenn überhaupt in der Oefsentlichkest von einer „Nebenregierung der Eisenbahner" die Rede sein konnte und wenn dadurch der gute Ruf der Eisenbahner erheblichen Schaden gelitten hat, so trägt dir 'en Teil Regierung einen großen der Schuld daran? Neutralitätrfirher (Eigener Drahtbericht der „Sächs. VoNSzeiinng") Verlin, r? August. Z t einem bcze'chnenden Zwischenkall kam e« gestern bet der Firma Julius Pi nt sch. Aktiengesellschaft in Fürsienw lde. wo eine Sntentekcmmission für Frankreich. England und Italien die im Werke noch rorhandcncn Torpedo«. Bomben- abwurfvsrrichtungen und 4 Wasserflugzeuge besch'agnahmte. Die Appa-ate waren früher Eigentum der Marine, waren jedoch bereits an eine Treuhand-Gesellschaft abgeführt. Al» gestern mi> der Ver packung des Material» begonnen werden sollte, entstanden unter den 8000 Arbeitern, von denen namentlich die jüngeren der Kom munistischen Par'et Deutschlands angchören. eine starke Erregung. Einige Arbeiter zwangen din Betriebsleiter, das Werk sttllzulcgen. Zn einer V rsammlung w:rde trotzder Zusicherung der Direktion, daß das Material keineswegs für Polen bestimmt sei, beschlossen, die Apparat« zu zerstören. Die Dtrektisn versuchte vergeb lich. von Fütstenwalde militärische Hilfe zu erhalten. Die Arbeiter vernichteten tn kurzer Zeit die Wasserflugzeuge. Der Vorfall wurde der RctchSregirrung sofort mi'geteilt. Eine AbwicklungSuntersuchrna ist im Gange. Der Wert de« zerstörten Materie»!» wird auf 7 bi» S Millionen Mark beziffert. Karl der neue König Ungarn» (Eigener Drahtbericht der „Sächs. BolkSzeitnng'.s Wien, 27. August. E« wird die Meldung verbreitet, daß Frankreich und England ein-r Besteigung de« ungarischen Thrones durch den Exkaiser Karl zugestimmt hätten. Dr Simon» wieder in Berlin Berlin, 20. August. Der Reichkminister deS Acußeren Dr. Simon» ist nach Berlin zurückgekehrt. Er hat, wie di« „National- zeitnng" erfährt, Gelegenheit genommen, in Reichspräsidenten Sbert Besprechungen über die schwebenden Frage» der Außenpolitik zu führen. Die Nachricht, daß solch« Besprechungen fortlaufend i« Freudenstadt statt finden solle«, bewahrheitet sich nicht. E» ist ledig lich beabsichtigt, daß die einzelnen Minister, fall» Vorgänge in ihren Ressorts solche Besprechungen notwendig machen würden, nach Freudenstadt fahren, nm mit dem Reichspräsidenten Rücksprache zn nehmen München. 20. August. Der Reichsminister de» Nenßeren Dr. Simon» hatte hier mit dem bayrische« Ministerpräsidenten Dr. v. Kahr eine eingehende Besprechung über di« außen- und innerpoli« tisch« Lage. Ei« Sachverständiqenbeirat im Reich«verkehrsministcriu« Berlin, 20. August. Die Bildung eine» Sachverstindigen- beiratc» de« ReichSverkehrSminIstcrium» im Sinne der Entschließung de« Reichstage» bei Verabschiedung de» Staatsvertrages über den Uebergang der Staatseisenbahnen auf das Reich steht kurz vor dem Abschluß. Dem Beirat werden angeboren außer zwölf Mitgliedern de» Reichstage» Ver xeter de» privaten Wirtschaftsleben». In der Hauvtsache wird die Nufgod« de» Sachverständigeubeirate» darin bestehe», zu wichtigen Tarifangelegenheiten und z» organisatorischen Fragen vor Erlaß entsprechender Anord nungen gutachtlich Stellung zu nehmen- Sobald die zur Mitarbeit eingeladcnen Körperschaften und Persönlichkeiten ihre Zusage gegeben haben, wird die Konstiinirrnng de» Beiräte» erfolg-n der dann seine angesichts der wirtschaftlichen Lope der Rc-chSeisenbahnen und im Hinblick auf die schwebenden takifreformerische« Arbeiten besonder» notwendige Tätigkeit unverzüglich aufnehmeu kann. Herabsetzung der Polizeistunde Berlin. 26. August. Das Reichsministeriums de» Innern hat die angekünbtgte Verkürzung der Polizeistunde für da» ganz^ Reich beschlossen. Die Polizeistunde soll auf 11 Uhr herabgesetzt werden, und wenn zwingende Gründe vorl'egen, eme »eitere Verkürzung auf V, 11 Uhr erfahren. Der Zeitpunkt der Inkrafttretens die!er Verfügung de« Ministeriums de« Innern ist noch nicht bestimmt, dürfte aber wohl tn allernächster Zeit bekannt- gegeben weben. Nachrichten aus Sachsen — Fragen der Lebensmittelversorgung wurde« in der letzten Pressekonferenz im Ministerium des Innern er örtert. Zunächst berichtete Herr Regierungsrat Dr. Schmidt« Leonhardt über den Stand der Brot- und Mehlversor gung. Der Uebergang in das neue Erntejahr s«i noch nie so schwer gewesen als diesmal. Der Grund liege in den monatelangen Hasen streiks und in der Abneigung gegen die Zwangswirtschaft seitens der Verbraucher. Auch die Getreideablieferungen waren vielfach unge nügend und die ReichSgetveidestelle war oft nicht in der Lage, liefern zu können. Ein« Gefahr für die Brot- und Mehlversorgnng bestehe zurzeit nicht mehr, doch sei di« Zeit immer noch ernst. Wie lange das jetzige Streckungsverfahren noch beibehalten werde, stehe noch nicht fest. Die Ernte könne als eine Mittelornte bezeichnet werden. Versagt habe auch die Frühdruschaktion infolge der Abneigung gegen die Zwangswirtschaft. Im allgemeinen hoffe da» LandeslebenSmittel.
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