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MGHeUolksMng -MUS,NH«'SZV<L.".,L L Ve«n,N«>»>, W»4-ab, DreS LAk" Le'^ung reg-Im^htg tn den «sten tn Oesterreich >d«n und in Oesterreich Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit <ntt Uttteph«lttt«A»derla-e Die illustrierte Zeit »mah«« denVesthastSanzei^en WZ tt» r«> Uhr. von gamilm. zeUe SO 4, tm RrNmneteN «0 Ä, bene. st>«ie durch Aernwrecher-n» können wir 0te BsrcmtwoälicÄtit A> laicht de« rerte« nicht übernehmen. «Munde: L> bis »L Uhr dormittaa«. inAmdter Schriftp. macht sich die Red Eon »iRÜL^ndung eriolat. wenn Rückporto Sei» 'enRnstagen istAntwortSporto betMsügen. Nr. 25« GefchastSst-U- m»d MedaMo« DreSde»,«. 1«, L« Freitag den 29. Oktober 1915 Fernsprecher 21866 14. Jahr,. VIe vminlgmig ärr MMImSM mit kulgarien Conrad von Höhendorf, Oesterreichs rNoltke In diesem gewaltigen Weltkriege gibt es auf unserer 3eite, Gott sei Dank, eine ganze Anzahl bedeutender Feld- j,inn. Aber von diesen sind es nun doch nur die aller größten, die zu Lieblingshelden des ganzen Volkes wurden, >>uf die das Vaterland als die Retter blickt, deren Namen jedem Kind geläufig sind, so vertraut sind sie allen ge- geworden: das ist bei uns Reichsdeutschen der Feldmarschall Hi ii den bürg, und bei unseren österreichisch-ungarischen Brüdern der Generalstabschef Hötzendorf. Franz Freiherr Conrad v. Hötzendorf (Conrad ist nicht iö'or-, sondern Familienname) ist mit 19 Jahren ins Heer riiigetreten (1871). Bei seiner außerordentlichen Begabung und seinem ebenso außerordentlichen Fleiß stieg er bald hoch, schließlich wurde er durch das Vertrauen des ermordeten rlnonfolgers, des Erzherzogs Franz Ferdinand, an die Svitze des Generalstabs berufen, ja er wurde sogar der arennd des Erzherzogs, den, die Ausbildung der Habs- bingischen Heeresmacht vor allem am Herzen lag und in kieser Arbeit von Hötzendorf verständnisvoll und tatbereit unterstützt wurde. Zu tätig, zu kühn war er den Friedens willen geworden, so mnßte Erzherzog Franz Ferdinand schweren Herzens ihn ans dem Amte gehen lassen. Aber als bald darauf der Balkankrieg ausbrach, da rief ganz Oester- illch seinen Höhendorf zurück an die Spitze der Landes- r rteidigung. Hier zeigte sich's, daß das Vertrauen des ganzen Volkes auf ihm ruhte. Dann kam der Bluttag von Serajewo. Oesterreichs große Hoffnung sank dahin. Aber als die Betäubung wich, als der Krieg immer sicherer nahte, da lenkten sich Blicke auf ten schweigsamen, niminormüden Schlachtendenker, der schon durch alle die Jahre gearbeitet hatte an der Sicherung des Habsburger Reiches gegen Rußland, gegen Serbien, gegen (Italien. Hötzendorf war der sichere, Helle Stern in dunkler /,eit: er ging ruhig seine Bahn. Es war — trotz aller Stürme — eine Bahn des Sieges. Andere Sterne stiegen auf: klangvolle Feldhcrrn-Namcn gingen von Mund zu Mund: die Helden der Feldschlacht besang das Lied: Höhen- darf aber, der stille, bescheidene, zurückhaltende General- smbschef im unscheinbare» Arbeitszimmer hinter der Kampflinie, blieb dennoch der Hosfnnngsanker Habsburgs. Wie 1870/71 der Kronprinz (der nachmalige Kaiser Friedrich), der „rote Prinz" Friedrich Karl, General Göben und alle die übrigen Feldherrn Moltkes große Gedanken siegreich in die Tat ninsetzten, so ist auch Hindenburg ein Mann der Taten: ein neuer Moltke aber ist Hötzendorf. Auch in der feinen Gelehrtenart, nicht nur im General stabsamte, gleichen sich Moltke und Hötzendorf: auch in der stillen Wortkargheit gegenüber der Oeffentlichkeit: sie reden nicht, sie handeln. Was alles seit nun fünfviertel Jahren von Hötzendorf in dem bescheidenen Generalstabszimmer, an dem Tisch mit den großen Karten gearbeitet, was er schier Ilebermenschliches geleistet bat, das vermag so leicht keiner von uns daheim zu beurteilen. Aber daß wahre Seelen größe zu solchem Werke gehört, das können wir erkennen: vollends noch, wenn wir hören, wie er mitten in der schweren Arbeit die Nachricht hinnahm, sein Sohn sei gefallen. Stumm hörte er es an. „Meine Herren," sagte er nach einer unsäglich traurigen Pause zu den Stabsoffizieren, „arbeiten wir weiter." Der Vaterschmerz bleibt verschlossen im blutenden Herzen: arbeiten heischt die Pflicht am Vater land, wie es ähnlich auch der bayerische Kronprinz Rupprecht ausgesprochen hat. Hötzendorf redet nicht: aber sein Auge, seine Mienen, seine Haltung, seine Bewehrungen reden eine deutliche Sprache: sie sagen, daß dieser Meister des rauhen Kriegs handwerks ein feingebildeter, schlicht - vornehmer, gütiger Mensch ist, ein Edelmann wie von Geburt, so auch von Wesensart. Auf allen Bildern, auf denen er mit vor kommt, sehen wir dieselbe ruhige, unauffällige, man möchte sagen: bescheidene Haltung. Aber was für ein feiner Kopf, eine Denkerstirn wie bei Moltke: und dann dieses gütige Auge! Diesen Mann muß man lieben wie unfern Hindenburg. und mit Recht singt der „Jugend"-dichter A. de Nora (1914 Nr. 51)'dieses Lied auf diese beiden Helden: Die Weichselwache steht fest und gut. Der russische Drache verströmt sein Blut. Vergebens greift er mit Geifer und Gallen Nach Deutschlands Grenzen! Auf seine Krallen Läßt unbarmherzig die Hiebe fallen: der Hinden burg. MUMßkMW (Tagesbericht siehe Seite 2.) Zum Einzug der Bulgaren in Pirot erinnert der „Lokalanzeiger" daran, daß bei diesem Orte im Jahre 1885 schon einmal die Serben von den Bulgaren aufs Haupt geschlagen wurden. Nach dem „Berl. Tagebl." waren die Bulgaren schon a m 2 8. 4 U h r nachmittags Herren der Lage, denn von der Drnowa Glawa aus konnten sie die Granaten bis nach Pirot schicken. Zur Vereinigung mit den Bulgaren Uebereinstimmend wird in den Blättern die Schwie rigkeit des Geländes hervorgehoben, wo die Ver einigung der verbündeten und bulgarischen Truppen statt fand. Es regnete in Strömen. Der Lehmboden war zu einem schmutzigen Brei geworden. In einem Hauptguartierbericht von der Armee Macken sen wird geschrieben, das glückliche Gelingen der Erkun dungen von Offizierspatrouillen habe bewiesen, daß den Serben die Verbindung mit der Donau au der rumänischen Grenze unter dem Drucke unserer Vor wärtsbewegung v erIore n ging. In der „Voss. Ztg." wird die Bedeutung der Vereinigung der verbündeten Truppen eine unge heuere genannt und als entscheidend für den Gang des neuen Balkankrieges gehalten. Bulgarische Maßnahmen zur Beschießung Sofia, 28. Oktober. (W. T. B.) Um ein Unter pfand zur Schadloshaltung der durch die Beschießung von Dcdeagatsch geschädigten Bulgaren zu haben, beabsichtigt die bulgarische Regierung, das gesamte in Bulgarien befindliche französische und englische Eigentum unter Verwaltung zu stellen. Englische Truppen in Marseille Paris. 28. Oktober. kW. T. B.) Der ..Matin" er- fährt aus Marseille die Ankunft englischer Soldaten. Man könne sich in die erste Zeit des Krieges zurückversetzt glau ben, als die englischen Truppen ans Indien eintrafen. Bulgarische Begeisterung Sofia. 28. Oktober. kW. T. B.) Die bulgarische Telegraphen-Agentur meldet: Die Nachrichten von der Er oberung Knjazevac und Zajecar haben lebhafte Begeiste rung hervorgcrufen. Der Weg in das Herz Serbiens sei nun offen. Zur Neubildung des französischen Kabinetts Paris, 28. Oktober. „Petit Journal" meldet: Am Montag abend, nach der Rückkehr des Präsidenten Poincars nach Paris, wurde beschlossen, daß man keine Krise entstehen lassen wolle, sondern daß das neue Kabinett das alte Kabinett gleichsam automatisch ersetzen solle. Poincarä hatte gestern eine lange Besprechung mit Briand, dieser seinerseits hatte Unterredungen mit mehreren Mi nistern und hervorragenden Politikern. Die folgende Liste, die gestern in der Kammer herumging, wird vom „Petit Journal" als ziemlich richtig bezeichnet: Vorsitz und Aus wärtiges: Briand mit Jules Cambon als Generalunter- staatssekretär: Justiz: Viviani: Krieg: General Galliern: Marine: Admiral Lacaze: Ackerbau: Chementel; Handel: Klotz. Ferner soll es 6 Minister ohne Portefeuille geben, nämlich: Freycinet, Lnon Bourgeois, Combes, Meline, Jules Guesde und Denys Cockün. Ribot, Malvy und Sembat sowie die vier Kriegsunterstaatssekretäre Thomas. Godart, Thierry und Besnard sollen in ihrem Amte bleiben. „Journal" will wissen, daß Lösung heute erfolgen soll. Das neue Ministerium werde sich der Kammer nicht vor stellen. Das Parlament werde sich auf Freitag oder nächste Woche vertagen, um dann von ministeriellen Erklärungen Kenntnis zu nehmen. Da beißt mit Bellen das Rnssentier An Oesterreichs Wällen sich fest, voll Gier; Doch auf den Wällen erwartet mit Lachen Und eisernen Hämmern ein anderer den Drachen Und haut ihm die Zähne hinab in den Rachen: der H ötzendo r f. Habt ihr die Sagen gehört einmal Vom Volker und Hagen im Hnnnensaal? Die Sagen sind wieder zur Wahrheit geworden! Treu hüten uns heut vor den hunnischen Horden Zwei Nibelnngenhelden im Osten und Norden: der Hinde n b u r g und d e r H ötzendo r f. Die Erfolge der Bulgaren mehren sich von Tag zu Tag. Kaum war gemeldet, daß sie die Stadt Knjazevac besetzt haben, da kam auch schon die Nachricht von der Eroberung der mächtigen Stellung von Drenova-Glava, die den Schlüssel zu dem Rayon von Pirot bildet. Die bulgarischen Behörden besetzten weiter die Linie Dedeagatsch-Oktschilar und nahmen sie in Betrieb. Gestern wurde mitgeteilt, wie wir an anderer Stelle wiederholen, daß die Festung Zajecar von den Bulgaren im Sturm er obert worden sei und in der vergangenen 'Nacht kam folgen des Telegramm: „Sofia, 28. Oktober. (Meldung der Bulgar. Tele graphen-Agentur.) Nach langen blutige» Kämpfen haben die bulgarischen Truppen P i r v t r i n g r n v in m c n, wo sic heute ihren siegreichen Einzug hielten. Die bulga rische Armee hat mit der vsterrcichisch-nngarischrn und deutschen die V c r b i n d u n g h e r g e st c l l t. (W. T. B.)" Ergänzend sei dazu bemerkt: Pirot ist Kreisstadt in Serbien, liegt an der Nischana, etwa 50 Kilometer vor Nisch, und ist Station der Eisenbahnlinie, die von dem bulgarischen Grenzort Caribrod nach Nisch führt. Die deutschen und österreichisch-ungarischen Heeres berichte verzeichneten gestern bereits die Herstellung der Verbindung ihrer Heere mit den bulgarischen Truppen, so- daß man nun berechtigt sagen kann, es geht jetzt gemeinsam vor gegen den serbischen Brandstifter. Fast sämtliche Eisenbahnlinien sind den Serben bereits entrissen, das ser bische Heer ist in drei Teile geteilt, von denen nur einer Hilfe das Vierverbandes erlangen kann, ein anderer ist auf montenegrinische Hilfe angewiesen und läuft dabei Gefahr, vollständig eingekreist zn werden. Der serbische Hilferuf muß demgemäß ungehört verhallen. Das ist nicht nur im Lager der Mittelmächte klar, sondern, daß scheint man auch in England einzusehen, denn dort sagte im Oberhause am 27. Oktober Lord Lansdowne: „Außerdem, es tut mir aufrichtig leid, dies sagen zu müssen, verläuft der Feldzug in Nordserbien der artig, daß die serbischen Truppen höchstwahrscheinlich dem A »griffe, dem sie von den österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen ansgesetzt sind, während die Bulgaren diesen durch Dolchstiche in den Rücken der Serben beistehen, nicht i e b r lang e werd e n w iderstehen könne n. Bei dieser militärischen Lage sind die Alliierten sich völlig einig, daß die Aufstellung der neuankommenden Ver stärkungen mit Umsicht gewühlt und eine Entscheidung an gestrebt werden müsse. Wir werden versuchen, die englischen Truppen dazu zu verwenden, daß sie den Durchzug der Mittelmächte durch Bulgarien hindern. Hierüber wird noch beraten." Dem Schlußsatz der Landsdowneschen Ausführungen haben wir zuerst nicht recht getraut. Doch er wird von allen Seiten bestätigt und er ergibt, daß die Engländer nicht etwa den Serben Hilfe bringen wollen — denn die sind nach ihrer Ansicht rettungslos verloren — sondern da§ Krämer volk will beraten, wie es den Marsch der Deutschen nach Konstantinopel verhindern kann, in dem Augenblick, in dem die Balm vollkommen frei ist. Hoffentlich beraten die Engländer solange, bis wir unser Ziel nach jeder Rich tung hin erreicht haben. Den Serben ist allerdigns mit den Beratungen nicht gedient, sie hätten lieber Hilfe gehabt. Was von Saloniki kommt, kann nicht viel sein, außerdem muß der Zuzug von dort bald ein Ende nehmen, denn tat- tächlich besteht Griechenland darauf, daß der Abtransport der schon gelandeten Truppen bis zum 6. November erledigt ist. Wie gesagt, der Weg nach Konstantinopel ist heute frei und militärische Berichterstatter melden, daß er so gesäubert sei, daß er nicht mehr gestört werden könne. Das ist die Folge des gemeinsamen Porgehens in Serbien. Es muß immer wieder betont werden, daß die Mittelmächte mit den Bulgaren in Serbien nach einem einheitlichen Plane arbeiten. Daher auch die große Bedeutung der Vereinigung