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Deutscher Reichstag. Sitzung vom 26. Oktober. 12 Uhr 20 Minuten. Fortsetzung der Teuerungsdebatte. Abg. Graf Mielzinski (Pole) bringt Beschwerden vor aus der polnischen Gegend: wie man hier Abhilfe unterbindet. Polnische Vereine unterdrückt man, wenn sie den Arbeitern billige Lebensmittel beschaffen wollen. Ubg. Wach hör st de Wente (Ntl.): Die Aufhebung des Maiszolles nützt den Verbrauchern nichts, da sie lang fristige Verträge haben. Den Zoll auf Futtergcrste kann man ganz abschaffen. Die Einfuhr von Gefrierfleisch wünsche ich nicht. Unser gemäßigter Schutzzoll ist nicht ge fährdet, Wohl aber eine kleine Kaste. Wir treiben Bauern politik. (Beifall links.) Abg. Dr. Pachnicke (Vpt.) polemisiert gegen die Red« des Reichskanzlers. Derselbe hat in seiner Rede ungemein übertrieben. Für die Zölle tritt er ein und sagt, daß st« die Fortschritte hervorgerufen haben. Freihändler in dem Sinne, daß er alle Zölle verwirft, ist niemand unter uns. Erziehungszölle wollen wir, aber nicht Vereicherungs- zölle. Handelsverträge wollen wir. Die sofortige Auf hebung der Zölle machen wir nicht mit. Als praktischer Politiker können wir dies nicht mitmachen. Die innere Kolonisation ist die größte Aufgabe der Landwirtschaft, aber die Großen sind Gegner derselben. Der freie Bauernstand läßt sich nicht kommandieren wie der Tagelöhner. Abg. Dr. Arendt (Npt.): Der Abg. Pachnicke hat eine Wahlrede gehalten: einen Vorschlag auf wirkliche Be seitigung der bestehenden Teuerung hat er nicht gemacht. (Lärm links. Rufe: doch!) Tie Einkaufspreise sind teilweise erheblich gesunken. Tie Ladenpreise aber gestiegen. Die schwierige Lage des Mittelstandes verkenne ich nicht. Der Verkehr zwischen Produzenten und dem Fleischer ist nicht in der richtigen Weise geregelt: hier liegt die Hauptursache des Uebels. Einen so glänzenden Sieg der schutzzöllnerischen Idee, wie bei dieser Teuerungsdebatte, habe ich noch nicht erlebt. Redner polemisiert gegen die Nationalliberalen. Minister Freiherr v. Schorlemer legt nochmals eine Anzahl statistischer Zahlen vor. Die Schlächter sollten die Teuerungsverhältnisse nicht bei denjenigen Fleischsorteu zur Geltung bringen, die der arme Mann kauft, so» cu bei denen, die die wohlhabendere Bevölkerung kaust, Zu der Forderung einer zeitweiligen Suspension des Mais zolles habe ich zu erklären, daß wir einen Rückgang der Maiseinfuhr infolge des Zolles nicht zu verzeichnen haben, da ein großer Teil des Mais als Kleie eingefiihrt wird und diese zollfrei ist. Redner wendet sich gegen einzelne Ausführungen des Abg. Wachhorst de Wente. Abg. Lehmann-Jena (wild): Die Ausführungen des Reichskanzlers werden freudigen Widerhall im Volke finden. Besser eine Wirtschaftspolitik, die in Zeiten der Not nichts taugt, als umgekehrt. (Sehr gut! Heiterkeit.) Vom Hansabunde und seinem traurigen Anhängsel, dem Bairernbunde, der nur Verwirrung sck>afft, spricht nach 20 Jahren kein Mensch mehr! Heute Landwirt sein, heißt «in Opfer für das Vaterland bringen. (Lachen links, Bravo rechts.) Abg. Kor sauty (Pole): Wenn die verbündeten Re gierungen für die Provinz Ostpreußen durch die Einfuhr scheine eine Erleichterung geschaffen haben, so ist es auch ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, für Londesteile. deren Bevölkerung infolge der wirtschaftlichen Lage Not leidet, Absatzgebiete zu schaffen. Die preußische Regierung aber und ihre Anhänger gehen darauf aus, die polnische Bevölkerung, auch die Landwirtschaft, zu tyrannisieren und zu vernichten. Bei Abgang der Züge dauert die Sitzung fort. Malteserorden und Caritas. Bsktr«! des Freiherr» v. Kerckerinq-Borg auf Borg bei Nimbe- rode (Wehs.) am Caritaslag zu Dresden am 2ü. September 1811. (Aorvetzung.) Es würde natürlich zu weit führen, die caritative Tätigkeit im Bereiche aller dieser Zungen hier zu erörtern. Für die ältere Zeit wenigstens muß ich mich darauf be schränken, die Verhältnisse am Ordenszentrnm der Schilde rung zu Grunde zu legen: die Liebestätigkeit daselbst mag zugleich als Stichprobe für deu Gesamtorden gelten und den Geist charakterisieren, der die ganze Institution be herrschte. Ich möchte aber nicht unterlassen, die großen Spitäler und Unterkunftshäuser zu nennen, die in den alten Hafenstädten und Pilgerzentren Accon, Antiochia, Margat und diesseits des Mittelmecrcs in St. Gilles, Asti, Bari, Otranto, Messina usw. vom Orden errichtet und unter halten wurden. Nach dem Falle von Rhodus ist selbst für die Jahre, die das Großnieistcrtum vor dein Erwerbe , Maltas gewissermaßen auf der Wanderschaft verbringen mußte, eine eifrige Spitaltätigkeit bezeugt. In Messina wird bei Ansbruch der Pest 15,23 die Galeere des Priors von St. Gilles als Hospitalschiff eingerichtet: in Civita- vechia wird ein Hospital geschaffen, in Viterbo unterziehen sich die Ritter einer Art ambulanten Krankenpflege, indem das Spital den Bedürfnissen nickst völlig genügt zu haben scheint: ferner sind in Corneto und Nizza für diese Zeit (1627/28) Spitäler bezeugt, die von der Ordenszentrale ge- leitet werden. Als der Großmeister Philip de Villiers de I'Jßle Adam im November 15,30 von Malta Besitz ergriff, ersetzte man alsbald das daselbst in, Kastell St. Angelo Vorgefundene Klosterspital durch einen prächtigen Neubau, den man bereits 1638 unter Großmeister Johann Omedcs wieder er,»eiterte. Nach der Gründung Valettas beschloß der Großmeister Johann de la Cassiere 1674 in der neuen Hauptstadt den Bau der großen Sakra Jnfermeria, die noch heute - im wesentlichen im alten Zustande — als englisches Militärhospital im Gebrauche ist. Auch von dieser Anlage sind photographische Abbildungen in der Ausstellung zu sehen. Das weitläufige Gebäude umfaßt mehrere Höfe, Dependenzen und Jsolierhäuser. und wurde ständig, zuletzt noch im Jahre 1798, vergrößert. Im Innern war — schär- fer als in Rhodus — die Trennung der Verpflegten nach Gemeinde- und Vereinsnachrichten 8 Dresden. (Katholisches Kasino.) Der vie-te RadouSflug findet um nächsten Somuage, den 29. Oftober, statt. Infolge der wechselnden WiilerungS- und Wtndver- hältnisse in dieser Jahreszeit ist kein besonderes Ziel gewählt worden, sondern die Teilnehmer versammeln sich an dem Tuge nachmittag« */z2 Uhr Strehlener Straße Ecke Werder- stratze vor der Konditorei Eichler. Daselbst wird da« Ziel bestimmt und später Nachkommende können die erste Rast stelle erfragen. Gäste find zu dieser Ausfahrt, wie zu allen Veranstaltungen des Katholischen Kosmos, herzlichsr will- kommen. 8 Dresden-Neustadt. (Volksverein für das kath. Deutschland.) Montag den 30. Oktober ukunds 8'/z Uhr Vertrauensmännerkonferenz im Lokal Ecke Försterei und Jordanstraße. Tagesordnung: Beiträge 1911, Kirmetzkarten, Versammlungslokal. 8 Dresden. (Katholischer B ü r g e r v e r e i n.) Tie Internationale Hygiene-Ausstellung bot schon einmal Gelegenheit, sich mit ihren Vorführungen durch einen Vor trag zu beschäftigen. Am vergangenen Mittwoch war es Herr Kaplan Englert, der uns darüber unterrichtete, welche Anschauungen über deu Ursprung des Menschen von einigen gelehrten Kreisen vertreten werden. Zwar ist dieser Stand punkt ein »„christlicher und auch ein unwissenschaftlicher, indes ivar es von hohem Interesse, die irrigen Folgerungen aus den spärlichen Funden der sogenannten Urmenschen, wie sie uns auf der Hygiene-Ausstellung vorgeführt werden, aus beredtem Munde widerlegen zu hören. Der Herr Vor tragende machte uns zunächst bekannt mit dein Neandertal- schädel, mit dem von Hauser in Frankreich gefundenen Schädel und mit dein „Homo Leidelbergensis". Man wollte ja bekanntlich aus diesen winzigen Knochenfunden auf die Abstammung des Menschen von dem Affen schließen. Der Herr Vortragende zeigte uns hierauf die Ueberrinstiinmung der Schöpfungsgeschichte mit dem der Naturwissenschaft. Er bewies nun, daß die Ablagerungsschichten dev Erde in den einzelnen Zcitperioden entstanden sein können, wenn mail nur die Angabe des Erschaffnngstages nicht wörtlich nimmt nach hentigen Begriffen. Sich auf die Gelehrten Virchow, Ranke und Glatsch stützend, führte der Herr Redner in längeren Darlegungen aus, daß die monistische An schauungstheorie, wie sie zuerst von Darwin aufgestellt und in der letzten Zeit vor allem von seinem Schüler Häckel eifrig verfochten wird, vor dem Urteil der strengen Wissen schaftler nicht stand halten kann. Für die christliche Welt anschauung ist dies von um so größerer Bedeutung als Häckel und seine Anhänger im Monistenbunde einen Verein geschaffen haben, der mit reichen Mittel» seine Ideen unter die urteilsvolle Menge zu verbreiten sucht. Reicher Bei fall der zahlreichen Versammlung lohnte den Herrn Vor tragenden für seine vortrefflichen Ausführungen. ol—. 8 Mügeln. Am Sonntag den 22. d. M. feierte der Kath. Vercün von Mügeln und Umgegend sein fünftes Stiftungsfest. Der große Saal war mit Be suchern ganz überfüllt. Die Theaterstücke wurden nur von Mitgliedern des Vereins mit großem Beifalls aufgefllhrt. Die „Cäcilia" unter der Leitung des Dirigenten Herrn Lehrer Keil ans Dresden trug mehrere schöne Lieder vor. Unser lieber Präses Herr Kaplan Neugebauer dankte in seiner Begrüßungsansprache für den zahlreich» Besuch, be sonders dankte er dem Leubener Bruderverein, der so zahl reich erschienen war. Auch übermittelte der Präses die herzlichsten Grüße von Herrn Superior Kan. Fischer, der leider durch Kränklichkeit am Erscheinen verhindert war. Nach einer Verlosung folgte ein Tänzchen. Allen Mitwir- keudeu nochmals herzlichen Dank. ihrem Stande und ihren Krankheiten durchgeführt. Man zählte in dem.Gebäude: einen Saal für Ordensmitglieder mit zwei guten Zimmern für die Verwundeten, einen Saal für Personen besseren Standes, Geistlick)« und Pilger,'einen Saal für leichte Fieberkranke, einen Saal für Schwerkranke mit Nebenraum für Sterbende, einen Saal für Fußleidende mit zwei Zimmern für Steinoperationen, einen Saal für Verwundete mit Nebenzimmern, einen Saal für die Ga- leerenlcute mit zwei Nebenzimmern, einen isolierten Raum für die Geisteskranken, zwei isolierte Säle für die mit in- fektierten Krankheiten behafteten, einen Saal für die Bäder. Jeder dieser Säle hatte seine besondere Kapelle, in der die Messe zelebriert wurde, und mit der Tür gegen den Saal der Sterbenden ist die heilige Sakramentskapelle gerichtet. Die Wände der Krankensäle wurden im Winter mit 130 Wollteppichen, im Sommer mit 86 Gemälden behängen. — An Krankenbetteil zählte man 736. Das Eßgeschirr der Kranken war auch hier aus Silber und wog 12 Zent ner, 10 Pfund und 64 Unzen: Neste dieses Schatzes sind noch heute im Besitze der Engländer. Von einzelnen Becken und Tellern befinden sich photographisck)« Abbildungen ans der Ausstellung. Der Spitalbetrieb war ähnlich organisiert wie in Rhodus: dem Großhospitalarius unterstand der eigentliche Leiter, der Jnfermiere, dem zwei Prodomi als Kontrollbo- amte beigegeben waren. Den geistlichen Beistand besorgte ein Prior mit einem Vizeprior und zahlreichen Ordens- kaplänen: für den griechischen NituS wurde ein eigener Priester gehalten. Für die inneren Krankheiten waren drei Oberärzte und zwei praktische Aerzte eingestellt, außerdem ein Lehrer der Anatomie, der tägliche Vorlesungen hielt: für Operationen standen drei Oberchirurgen nebst zwei praktischen Aerzten und zwei Assistenten zur Verfügung. Beim Auftreten von Seuchen wurden außerdem vom Fest lande Spezialisten gerufen, wie der Dr. Pietro Parisi beim Ausbruch der Pest 1693. Die Geschäfte der Apotheke be sorgten ein Oberapotheker mit fünf Gehilfen. Die Ingre dienzen wurden alle drei Monate auf ihren brauchbaren Zu stand untersucht. Für die Sorge um daS Silber und das Leinen Ux>r je ein besonderer Beamtet angestellt. Die per- sönliche Bedienung der Kranken durch die Ordensritter war in der Weise geregelt, daß Sonntags die Zunge von Pro- vence, Montags die Zunge von Auvergne, Dienstags Frank 8 Schöufeltz bei Ostritz. Kommenden Sonntag, den 29. Oktober, soll im husigen Bezirke die VolkSvereinS- arbcit wieder mit einer Versammlung in unserem Orte ausgenommen werden, die */z8 Uhr abends im Kretscham ihren Anfang nimmt. Der Geschäftsführer wird über das Thema sprechen: „Ketteler, ein Vorkämpfer christlicher Sozial reform." Der hierorts sehr beliebte Kaplan Bichler von Wiese, der auch in Nordböhmen unermüdlich für unsere Presse agitiert, wird auf die Notwendigkeit guter katholischer Zeitungen Hinweisen. Der Volksverein Wiese wird die Versammlung besuchen; hoffentlich ist sie auch von Ein- heimischen so stark besucht wie vte erste. Alle erwachsenen Katholiken über 18 Jahren haben Zmritt. Kirche und Unterricht. K Zur angeblichen Aufhebung des FrauziSkanerordeu». Zur Meldung der „Kölnischen Ztg.", die auch die „Dresdner Nachrichten" übernahm, nach welcher der Frunziekanerorden aufgehoben werden soll, erfahren wir von maßgebendste Seite folgendes: Die Mcluung in der vorgebrnchteu Form erscheint absolut falsch und aus der Lust gegriffen. Woht ist die Ritenkongregation in Rom gegenwärtig mit der Ausarbeitung eine« Resormplanes sämtlicher Orden be- schästigt, daß aber der FranziSkanerorden gänzlich aus gelassen werde, erscheint so gut wie ausgeschlossen. Von anderer Seite, dem Ordinariate, wird uns mitgeteilt: Es ist gewiß nicht unmöglich, daß eine Union zwischen deu Franziskaner-Observanzen, deu Fraiizlskaner-Konventualeu und den Kapuzinern, wie sie schon zu Lebzeiten Leo XIII. angebahnt war, in Aussicht steht. Es dürste aber kaum die Union in der Weise erfolgen, wie die genannten liberalen Blätter melden, ja eS ist im Gegenteil anzu- nehmen, daß, wenn überhaupt eine Vereinigung erfolgen sollte, diese in der Weise vor sich geht, daß die 10000 Mitglieder zählenden Kapuziner an die 17000 starken Franziskaner-Observanzen angeglicdert werden. Ic Was bedeutet das Wort „Religion"? Die ursprüng liche Bedeutung des Wortes „Religion" ist seit langem ein Gegenstand des Nachdenkens unserer Sprachforscher ge wesen, ohne daß es indessen bis jetzt möglich gewesen wäre, zu einer vollkommen befriedigenden Deutung des Wortes zu gelangen. Vielfach hat man namentlich eine Deutung des Lactantius für die richtige gehalten, die „Religion" von lateinisch „rc-Iigniw", d. h. verbinden, verpflichten, ableitete »nd das Wort also als eine Bindung oder ehrfürchtige Hem mung gegenüber den Göttern und den von ihnen bewohnten oder ihnen geweihten Oertern »nd Dingen verstanden wissen wollte. Im „Archiv für die Religionswissenschaft" hat nun unlängst ein Münchener Privatdozeut Dr. W. F. Öko im Anschluß au eine schon von Cicero angegebene Ableitung des lateinisck-en Wortes religio von releAM'e als Stamm- Wort zu rvlir-in im Gegensatz zu uk^-Iaxere, was „außer acht lassen, vernachlässigen" bedeutet, rela^ere und religio bedeutet also „treues Beobachten, gewissenhaftes Erfüllen" weiterhin überhaupt. „Sorgsamkeit, Gewissenhaftigkeit". Diese Bedeutung des Wortes und seine Ableitung läßt sich durch die ganze lateinische Literatur verfolgen: religiosu« ist das Beiwort für den sorgsamen Richter, der nach bestem Wissen und Gewissen urteilt, religio — also „Gewissen- Hastigkeit" — verlangte man demgemäß auch von dem Arzt, zu dein man Vertrauen haben sollte. Von dieser Grund bedeutung des Wortes ist also auszugehen, und zwar ist es offenbar die Gewissenhaftigkeit, Scheu und Aeugstltchkeit in der Erfüllung der ans die Götter und ihre Verehrung be zügliche Vorschriften, die schon in alter Zeit von den Römern schlechtweg als religio bezeichnet wurden und so zweifellos der Grund für die Weiterentwicklung dieses Sinnes zum reich, Mittwochs Italien, TonncrStagS Arragon, Freitags Deutschland und Sonnabends Kastilien den Dienst zu ver sehen hatte. Die jährliche Gesamtausgabe für das Spital einschließlich der Almosen bezifferte sich um das Jahr 1700 durchschnittlich auf 60 000 Scudi. Die Sakra Jnfermeria war nicht das einzige Spital, das der Orden an seinem Sitze unterhielt. Erwähnt sei noch die sogenannte „Casetta" für Frauen mit acht Kran kensälen und zirka 70 Betten, ferner das Hospiz in der Vorstadt Floriana, das Spital vom heiligen Johannes dem Täufer ans der Insel Gozo, das Spital Santo Spirtto in der Stadt Notnbile und das Asyl für Findlinge und Wai sen ans dem Fort Nicasoli. Interessant ist der erste Be richt. den die französische Negierung nach dem Falle Maltas im Anglist l798 über die Wohltätigkeitseinrichtungen dev Insel sich erstatte» ließ: hiernach kostete dem Orden seine caritative.Tätigkeit in Malta und Gozv jährlich die Surmne Von 138 220 Scudi. Daß der Orden diese Tätigkeit in solchem Umfange ausrecht erhalten hat, ist um so bemerkens werter, als er während der letzte» Jahrzehnte seines Be stehens in Malta mit steigenben finanziellen Schwierig keiten zu kämpfen hatte, die ihn u. a. nötigten, seit 1786 Darlehen von über einer Million Scudi aufznnehmen und 1795, einen Teil des OrdenSsilberS in die Münze »»andern z» lassen. Ich glaube, man wird sagen dürfen, daß die Krankenfürsorge des Malteserordens in ihrer Zeit vorbild lich für das Spitalnxffen der christlichen Länder gewesen ist- Direkt bezeugt ist unS diese Dorbildlichkeit für die Stadt Nom ans dem Jahre 1726. In diesem JubiläumSjahre wurde den, Papste Benedikt X7II. im Aufträge des Groß meisters Manuel de Dilhena durch de» Ordensgcsandter» Bailli Baron von Schade eine bei Nonius Bernalw in Rom gedruckte Zusammenstellung der Gesamtorganisation und Verwaltung der Sakra Jnfermeria in Malta überreicht, die solchen Beifall fand, daß in der Folge mehrere päpstliche Hospitäler ihre Organisation auf gleicher Grundlage cmf- banten. Und in seiner jüngst erschienenen „Geschichte der christlichen Liebcstätigkeit im Ordendlande Preußen" sagt der Verfasser Dr. Joseph Rink im Schlußworte: „Der Jo- hanniterordeu hatte das Hospitalwesen im christlichen Abendlande zu einer bis dahin unbekannten Höhe erhoben." Der Zusammenbruch eines alten stolzen Gebäudes kann das Werk weniger Augenblicke sein; zu seinem Wiederaus.