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den sei Das alte Singinstitut, das vor nunmehr 100 Jahren begründet worden sei, entstand in einer dunklen Zeit, als Deutschland tief darniederlag, und ztvar erfolgte die Begründung am 5. März 1Kl/7 im Hause des Vaters von Theodor Körner. Tas Haus sei alt geworden tvie der Verein, aber es stehe auch wie dieser heute noch fest, denn es sei begründet tvorden auf den drei Säulen der Freude am Sel)önen, der Beharrlichkeit und der Treue zum Vaterlands und zum angestammten Herrscherl-ause. Tie Dreißigsch? Singakademie habe oft sckztvere ^jeiten dnrchgemacht und mehrfach sei ihr Bestellen in Frage gestellt Norden, doch seit dem Jahre ihrer Begründung ix>be Sachsens Königsl-auS die Zwecke und Ziele des Vereins gefördert, wie ja über haupt die Unterstützung alles Guten und Sckzönen vom Throne ansgel-e. Deshalb könne die heutige Feier nicht besser eröffnet werden, als mit einem Tanke an unser Königshaus und mit einem dreifack-en Hoch aus Se. Maje stät den König und sein ganzes -Hans. Tie Sängerinnen und Sänger stimmten harmonisch in die begeisterten Hoch rufe ein. Nunmehr sprach Se. Erzellenz der Herr Staats minister Tr. Graf von Hohenthal und Bergen dem Verein die herzlichsten Glückwünsckie im Namen der Staats- regiernng ans. Wie Se. Majestät der König und sein .Haus stets die wärmsten Sympathien für alles Gute und Schöne bekundet habe und wie speziell Se. Majestät keine Gelegen heit vorübergehen lasse, ohne die Bestrebungen zu unter stützen, so habe er auch heute in Anerkennung der hervor ragenden Verdienste, die sich der Verein nicht nur um das Musikleben Tresdens, sondern auch ganz Sachsens erworben habe, dem ausgezeichneten Kapellmeister der Treifzigschen Singakademie, Herrn Curt Hösel, den Titel eines Pro fessors ixiliehen. tMinntenlanger Beifall.) Ter Redner sprach noch den Wunsch ans, das; der Verein auch in Zukunft auf der betretenen Bahn sortsahren und sich auch weiterhin auf die drei Säulen stützen möge. Tie Glückwünsche der Stadt Tresden überbrachte Herr Oberbürgermeister Geh. Finanzrat Beutler und stellte fest, das; die Treifggsche Sing akademie sich ihren alten Ruhm, die Pflege der Sang's- kunft stets benvihrt habe und das; sie auch auf dem besten Wege sei, sich diesen Ruhm noch weiter zu erhalten. (Beifall.) Tie Glückwünsck>e der Königl. musikalischen Kapelle über brachte eine Deputation unter der Führung des Herrn Kammervirlnos Bvckinann und überreichte eine Votivtasel, die Robert Cchumannsche Singakadcnnie ließ durch ihren Vorsitzenden, Herrn Brauns, einen Stich der heiligen Cärilia mit Widmung überreichen, der Musil'pädagogische Verein gratulierte durch eine 'Deputation mit Herrn Musik direktor Senfardt a„ der Spitze, ferner l-atten Deputationen entsandt der Dresdner Lehrergesangverein, der Dresdner Männergesangverein, der Dresdner Liedergrns;, die Dresdner Liedertafel, der Dresdner „Orpheus" nsw. Nacl>- dein Herr Kommerzienrat Kollenbnsch für all die Beweise der Zuneigung und Frciinbsck-aft gedankt lxftte, ergriff Herr Lberpfarrer Koitzsch Ebeninitz das Wort zur eigent- lickien Fest- oder Weiherede. Er gab zunächst einen geschicht- lictxm Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Vereins, der in einer Zeit entstand, als Deutschland im Innern t oll- ständig zerrissen ivar. Damals schrieb Anton Dreißig das erste Zirkular, in dem er zur Begründung des Vereins aus- (orderte und im März 1d07 traten die Mitglieder znm s ersten Male zur Singstunde zusammen. Seit 100 Jahren halte der Verein die Wacht im Strome des deutschen Lebens und des deutschen Empfindens und habe während dies.'r Zeit Schütze von ganz bedeutendem Werte aus diesem Stronie gehoben und stets habe die Dreißigsche Sing akademie ihre Kunst in den Dienst der Religion gestellt und mit ihrer Kunst Religion geboten. — Mit dem Choral: „Tir, dir Jehovah will ich singen" von Bach fand die weihe volle Feier ihren Abschluß. Nachmittags ^4 Uhr ver einigten sich die Mitglieder und ihre Angehörigen zu ein.r Festtafel mit Ball im Ausstellungspalast. ! Konzerte. Drei der bedeutendsten hiesigen Chorgesang. Vereinigungen lenkten durch Aufführung monumentaler klassischer Werke in den letzten Lagen das lebhafteste Interesse der »nusika- lischen Kreise Dresden? auf sich. Znm Bußtage erklang in den stimmungsvollen Räumen der Frauenkirche, ausgeführt durch die R. Echumannsche Singakndcnne unter Herrn A. FuchS' Leitung und des (tzeiverbehauSorchesterS der »Paulul', neben seinem älteren Bruder .Elia?' wohl die erhabenste und zugleich volkS- tümlichstc Komposition unter allen Oratvrienschopfungcn des l» Jahrhunderts, und bewährte «uch diesmal seine Anziehungs kraft. Die beiden Oratorien behaupten noch immer ihre» Platz und bilden trotz aller absprechenden musikkritischen Beurteilungen der MendklSsöhnschen Muse die Hauptsäulen der neuzeitlichen Oratorien inusik. Die wohlstudierten, frisch und mit Herzenslust gesungenen Chtre. wie die solistischen Darbietungen übte» wiederum ihre daS Gemüt erhebende, hinreifiende Wirkung auf die zahlreiche Zuhörerschaft au» AIS Solisten bewährten sich Fräulein Dietl, die in letzter Stunde die Partie für daS erkrankte Frl. Släge- mann übernommen hakte. Frau Manja Frei tag.Winckler. die Herren Oratoriensänger Pink» und Häntzschel Herr Pinks verließ wegen de« herrschenden Zuge? auf dem Altarplatze plötzlich die Sängerphalanx und sang von der Sakristeirüre au» seinen Part. AuS dem gleichen Gründe hatte sich Fräulein Stägemann in den Pr,ben eme Erkältung zugezoaen. — Ter Treyßigsche SSngcrchor feierte sein hundertjähriges Bestehen durch eine glanz- »olle Aufführung der „Kin,». nalemnis" in der Ausstellungshalle unter Dircklwn seine» jetzt zum Professor ernannten Dirigenten Curt Hösel, bei der die neuengagierte Hofopernsängerin Franlein SiemS, Fra» Reusi-Belce, die Herren Gießen und Victor Porth erfolgreich mitwirkten. Durch ihre »erdienstoolle Mit- Wirkung bei den Palmsonntag?- und NschermiitwochSkonzerten der König! Kapelle im Königl. Hoftheatcr und z,m Besten des Ch»r- pensi,n«sonds war zur Fcstfeier dem B«rein zu Ehren mit Majestät- licher Genehmig»,,, die Königliche Hosbühne ein,eränmt iv«rdrn, auf ber da« Oratorium .Samson' von Händel unter Leilurg de» Herrn HofkapellmeisterS Hagen, des ehemaligen Dirigenten deS Verein?, leider v«r schwach, besetztem Hause mustergültig zu Gehör kam. Solisten waren Frau Abendrolh. Fräul v. (LHabanne, dle Herren Grosch und Perron. — Da, Programm der BolkSstngakademie war so an ziehend und vielseitig, daß es mit Recht verdiente, viermal wieder holt zu werden: zweimal für Erwachsene, zweimal für die älteren Bolköschüler. Die Tausende von Menschen fassende «ussiellungü- Halle war noch zu klein, dem viermaligen Andrange zu genügen. WaS Herr Reichert aus und mit dem jungen Verein geschaffen bat, tlt bekannt, und so sagte er sich denn: wir wollen einmal Ibstimmig versuchen und — es gelang. DaS Ißstiminige Ouoilims von (Laldara. Gesänge für 8-, V- und ^stimmige (Lhvre von Bach, Cornelius, Othegrnven, Wolf und Prahm» zeigten den Verein wieder auf der Höhe. Besonders des letzteren bearbeitete Volks- lieber kamen zu reizend schöner Wirkung. Herr Hafopernsäuger Kies sang mit blühendem Organ, begleitet von Herrn Tonkünsller Hürtgen, die .Allmacht' und der .Erlkönig' von Schuvert, das .Erkennen' und .Prinz Eugen' von Löwe, zwei Lieder von M. Reger, und als Zugabe »Die beiden Grenadiere' von Schumann, während FrNul. Ottermann durch den schelmischen Vortrag von Lautiert und anderen heiteren Weisen die Kinder beide Mal in belle« Entzücken versetzte, so daß des Klatschen« kein Ende war. Lein Verein und seinen wackeren Führern allerhand Hochachtung. Vr»datte«I»Srie. Dr«»de«, 1l. März. Vr»bukte»pretfe in Dresden. Wetter: Schneegestöber. Stimmung: Ruhig. Weizen, weißer, neuer 187—192, brauner, neuer (78—78 bw) 182- 188, do. do. (72—74 d«) 178-180, russischer, rot IS» bi» 203, do. weißer 200—208 amerikanischer Kansas und argen- ttnischer 1S8-204 Roggen, sächsischer, neuer («9-72 d«) 167-17», do. do <70-71 K-) .preußischer 170-174.russischer 17« bis 17» «erste, sächsische 170-182, schlesische 174-191. Posever 174-184, bühm. 189-208, mähr. 188-2Ü8. Futtergerfte 142—148. Hafer aller sächs. do. neuer 178—188, russ. , schlesischer und Posener 176-180. Mai«, Liaquantine 182—188, La Plata gelber 141—147, amerikanischer mixed, alter 141—148, do. do. neuer . Erbsen. Futtriware: 170-180 Wicken, sächsische 169- 178. Nuchweizen, inländischer und fremder 178 —168. Leinsaat, feine 285-268, mittlere 240-280, La Plata 230-28». Bombay 280—288. Nübül, pro 100 bp netto mir Faß. raffinierte» 74,00. Rapskuchen, pro 100 Icz; (Dresdner Marken), lcmge 18,09. runde —,Leinkuchen, pro 100 (Dresdner Marken), I. 17,00, U. 16,00. Weizenmehl. I. Marken, pro 100 Ic^ netto ohne Tack (Dresd.Marken): KaiserauSzug 81,50—32.00, Grieslerauszug »9,98 bi« 30,80, Semmelmehl 29.00—29,80, Bäckermundmehl 27,80-28,09. Grieslermundmehl 22,00—22.80, Pohlmehl 19,00—19,80. Roggen- mehl pro 100 tcz; netto ohne Sack lDresdner Marken): Nr. 0 27,00—27.80. Rr. 0/1 26.00-2«,80, Nr. 1 28.V0—28.80, «r. 8 22,80—28,80. Nr. 3 20.00—20.80. Futtermehl 14,20-14.40. Wetzen- kleie grobe 11.00—11.20, feine 11.00—11.20. Roggenkleie 12,00 bi« 12,40. Die für Artikel pro 100 dz; notierten Preise verstehen sich skr Geschäfte unter 8000 dz;. Alle andern Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 dz;. Feinste Ware über Notiz. Mehlpreise verstehen sich exklusive der städtischen Abgabe. " »chlnchtvtetzpretse auf de«, Gietztzofe zu Dresde« am ll März 1907 »ach amtlicher Feststellung. Marllpret» für r«»k- gattung Nus. trieb Bezeichnung 50 tr» Uebeiid-sLchlacht- «»wicht Tiück Mk. schien K-- rs« l. Nollfieischige, aiiSftemüslele höchsten Lchinchtweriel bi« »u » Jahren . . k Oeslerretcher desaleichen 4L-4» 7«-« 44-4» ,l-4»4 2. Juaq- fleischige, nicht alirgemüfiete, — aller» ailtgemöstete L. Möhig genNhrle junge, — gut genährte gö-LI 7,-llI allere öö-i>« 4. «ertiig genährt« jeden NIter« .... 28-82 kniben und I. »ollfleischiae. nutfteinailete kalben höch ste« Lchlachlwerle« Kilbe . . 2l7 40-42 7,-7« ii') 2. Aollsietlchlge. ausgemöslete kiihe höch. steil Schlachtwerle« bi« zu 7 Jahren . ». Hellere aurgemöslele ktiye und wellig aut enlwickelt« jüngere Kühe und kalbeli »«-71 or-sc. ^-47 iviöktg genährte Kühe und kalben . . 28-öl «» « Gerillg genährte KUH« und kalben . . — 44—» Bullen. . t»- 220 1. «vUftelschige höchslei, «chlachtwerle« . 2. M«d>g genährte jüngere und gut ge nährte altere 44-4« 7,-«, 40-48 7» -7S ö. Gering ^»»öhrte I. Feinste »asi. (»ollmilchmast) und beste öS—80 ««-70 Kälter. , , .'!>« bt-87 ««-«» Saugttiber 2. Mittlere Mas!- und gute EaugklNber . l>2-c>4 n «r .1, Geringe Gaugkülder 48-81 7S-7» 4 Nettere gering genährte sAresser). . . — — Schafe. . 802 l. Mnsiiammer 48-4« 2. Jüngere Mallhummel !!. Meliere Maslhammel 48-4! »2-S» 88 -40 77-« 4. Möhig genährte Hammel und Schafe lMarzlchase) Schweine . >778 I. » «uilflkischlge der feineren Massen und deren Kreuzungen im ttlter bis zu eilullcheiiibieriel Jahren 44-4» «7-sH , V. Fettschwcinr 4K-40 L«—' - Ucber< 2. Fleischige ». Gering entwickelte, sowie Lauen . . . 42-48 8S-41 L4-.H «2-«1 Milder. 4. »„«ländische — — zusammen 8/20 Autznahmprerse über Notiz. — Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben, Kühen und Bullen langsam, bet Kälbern und Schafen mittel, bei Schweinen langsam. — Bon dem Austrieb sind 70 Rtuder österreichisch - ungarischer Herkunft. — 118 - uinhc'l', öffnete die Fenster im Wohngemach, in» die srisck>e Morgenluft ein- zulasten »nd begoß die Topfe eins den zierlickzen Blumenbrettern, in denen Nelle», Goldlack und blutrote Röschen blühten. In dein leichten Morgengewand, ein schneeweißes Hänbckjen auf dem reichen Haar, mit lieblick) geröteten Wangen und den kirschroten Lippen sah sie wnndernett ans, und mancher vornehme.Herr, der sonst morgens über den Weinbos schritt, sckante wohlgefällig nach den Blninenstöcken, zwischen deren sri'chgrnnen Blättern der hübscl-e Mädchenkops erschien oder nach dein Eck fenster, wo jeden Morgen ei» paar weiße Täubchen erschienen, um ans der Hand ihrer schönen Herrin die schönsten Körner zu picken und ihr vertraulich ans den weißen Arm oder ans die Schulter zu fliegen. Sie nxir heute eben beick-ästigt, denn weißen Täuberich eine Strafpredigt zu halten, weil er dein gurrenden Weibchen die besten Körner wegpickte, als der Hammer an der Hanslnre mehrmals kräftig einschlug, so daß die Tauben erschreckt davonflatterten und Kätchen schnell zur Türe lies, um zu sehen, woher die ungewohnte Störung käme. Als sie die Haustür halb geöffnet lwtle, drängte sich ungestüm ein 'chlcinker Bnrswe in den Flur, der mit seinen großen dunklen Angen das Mäd chen verwundert cinstai rte. Vor der Tür stand ei» anderer Bursche und spähte wrgsam »ach den nächsten ((lassen. „Was gibt es?" fragte Kätchen erschrocken. „Wohnt hier der Kansinann Hans Wild?" fragte eine melodische Stimme, die nicht zu dein Gen>and des Burschen paßte; es ioar offenbar eine klangvolle Mädchenstimme. Kätchen wich etliche Schritte zurück und suchte die Tür zu schließe». Doch das verkleidete Mädcheu zog schnell den draußen stehende» Burschen lx'rein, warf die Tür zu und schob die sckM'ren Riegel vor. „Seid ohne Sorge, Imbsckx' Jungfrau, wir tun Euch nichts. Aber sagt uns, sind wir im Hanse des Kaufherrn Wild?" „Allerdings," gab Kätchen zurück, „aber . . ." „Und l>abt Ihr einen Gast, der sich Herr Waltc-r nennt?" fragte das Mädchen dringend. „Gewiß." nickte KätckM, „er kam gestern mit dem frühesten in unser .Haus." - „Sagt schnell, U« er ist, er »ms; aus der Stelle fort; in wenigen Minuten können die Sck>ergen hier sein, »in ihn zu ergreifen I" „Aber um Hi»mielswilleii," jammerte K«1ck>eii, „was hat er denn ver brochen, daß er vor de» Bütteln fliehen muß?" „Fragt nicht, sonderii beeilt Euch, ihn zu wecken — oder zeigt mir schn.ll die Kammer, u« er schläft, daß ich es tun kann." Kätck)cn eilte die Treppen empor und gelangte zitternd vor die Kammer tür des Ritters; ihre M'gleiterin schlug mit den kleinen Fäusten an das hart Halzgetäsel. daß es einen dnmpsen Klang gab. Tann öffnete sie ein klein wenig die Türe und sprach mit l-alblanter Stimme in das Gemach hinein: ...Herr Walter, schnell rüstet Euch znr Abfahrt — Eure Anwesenheit ist dem Büttelmeister verraten worden und seine Schergen sind ans dem Wege, Euch zu fassen." „Wer ist es. der mir diese Warnung bringt?" fragte die Stimme Wal ters ans dem Gemach. — 119 — „Fragt nicht, sondern rüstet Euch so schnell als möglich." „Ach, liebe Jungfer," sprach das energische Mädchen zu Kätchen, „sorgt schnell dafür, daß des Ritters Ros; gesattelt am Hoftor steht." Kätchen flog davon, die nötigen Befehle zu geben und dem Vater, der noch schlief, Mitteilung zu maclzen. Nach wenigen Minuten trat Walter, vollständig gerüstet, ans seiner Kammer und blickte verwundert den braunen Burschen an, der verlegen an der Wand stand und mit ängstlicl/en Belvegnngen sein Gesicht unter dem breit» krämpigen Hut zu verbergen suchte. „Wer bist Ln?" fragte er barsch, „und woher weißt du meinen Namen?" Tas Mädchen erschrak, als er so streng mit ihr redete und hob den Kopf empor, so das; Walter das erglühende Gesicht sehen konnte. „Talja?" rief er erstaunt und starrte das Mädchen an, als könne er nicht begreife», wie das wilde Kind, das er im Zigeunerlager bei dem Kloster Stetten wähnte, hierhergekominen sein könnte. „Talja, du hier? Wie ist das möglich?" fragte er noch einmal. „Frage nicht." sprach das Mädclzen, „eile, die Häscher kommen — und es wäre mein Tod, wenn sie dich sangen und in den häßlichen Turm sper ren würden." „Nun, so schnell geht das doch nicht," sprach Walter, „sie müssen mich erst haben. Aber ist es wirklich so ernst, und du bist gewiß überzeugt, daß der Rat um meine Anwesenheit lveiß? Das wäre allerdings schlimm." „So wahr ich lebe," sprach das Mädchen und legte die Hand ans die Brust, „du bist verraten, ich bitte, eile dich." Durch das Gespräch und die Unruhe im .Hanse war auch der Ritter von Horn geweckt worden und erschien halbangekleidet unter der Tür, um zu fragen, Ums es gebe. Als er erfahren, wie die Sachen stünden, verschwand er schnell, um sich vollends anznkleiden. „Nur guten Mutes, Walter, wir kommen durch. Und ihrer ein Dutzend l>an ich zusammen, wenn sic uns in den Weg kommen. Den Schuft aber, der dir das eingebrockt hat, hänge ich niit eigener .Hand an den nächsten Daum. Mord nud Tod! ich will selben, wer es wagt, nnr den Weg zu verlegen. — AnS dem Tanz mit Kätchen ist cs für diesmal nichts geworden. Schade! Und mein neues Kleid, das ich dem dürren Schneider voransbezahlt habe — es ist verloren. Bah! was sckzert mich daS Festkleid, wenn eS gilt, den Freund zu retten. Fahr »vohl, Kätchen, gar zu kurz war die Freude, unter imrcm Daclze zu wohnen. Grüße mir den Vater; er mag ruhig weitersclzlafen unter seiner Seidondccke von Arras; mit nächstem laß ich von mir hören. Spute dich, Walter, der Spaß mag losgehen." Er reichte Kätchen die Rechte und sckxmte ihr fest in die Hellen Augen; sie lächelte ernst und sprach leise: „Gott beschütze euch." „Gott lohne Euch Eure Gastfreundschaft, werte Jungfer," sprach Walter. «Euer Vater mag mir vergeben, daß ich ihm Ungelegenheitcn bereitet habe." „Es wird nicht so schlimm anSfallen," versetzte Kätchen, „der Vater hat gute Freunde, die ihm treu zur Seite stehen. Gebe Gott, daß Ihr glücklich aus ber Stadt kommt, ehe die Häscher Euch erblicken."