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Sächsische Volkszeitung : 01.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-07
- Tag 1921-07-01
-
Monat
1921-07
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.07.1921
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Freitag, 1. Juli 1921 «ed.ktto» ««» Gesch«st,ft»a<; Dre--d»n«». 1«, -»lbrtustrake 4» «rL4» 2V.J«,rg. Fe»«sp»«cher: »edakt»,« 32723 — »efchüft-fte»« 32722 Postschecks,nt«: Dr«,»en «».14797 «»»«SspretS, Biert-ljShr»» frei Hau» RnSgab« a nilt illubrlcrter Beilag, I» VS ^ Stil»««»« » II »S ^ «inichlietzlich Postb«stellg°Id Die SLchstlch« BoikSzeUung erscheint an alle» Wochentage» nachm. — Sprechstunde der Redaktion: >1 bi» ISNHr von». Anzeige«! Annahme do» «Seschäftsanzeigen bi» I« Uhr, von Familienanzclgen di» 11 Uhr vorin. — Prei» für di« Peltt-Spaltzeite aller Anzeigen 1.49 /k. Im Neklameteil N.L«»bc. — Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aufgegebene Anzeigen können wir die Berantwortlichkeit für die Richtigkeit de» Lerte» nicht übernehmen Oapierwerte und Realwerte Im August 1V14 wurde neben den anderen wichtigen und folgeschweren Maßnahmen auch die Bestimmung getroffen, daß die Neichsbank nicht mehr verpflichtet sein sollte, ihre Noten in Gold cinzulösen. Damit war die Goldwährung aufgehoben. So lange diese Verpflichtung bestanden hatte, waren die Noten s» gut wie Gold, weil jeder Mann das Recht hatte, statt der Pa» pierscheine Gold von der Reichsbank zu fordern. Mit der Be» seitigung der Einlösungöpflicht des Papiergeldes ist die Gold« Währung praktisch beseitigt worden. Von diesem Zeitpunkte, von 1914 ab, datiert die praktische Durchführung der Papier währung. Damit ist der Wert unseres Geldes herausgerissen worden aus den festen Normen, in welche cS durch die Goldwäh rung gebracht worden war und ist zu einer schwankenden Groß» geworden. Nicht erst seit Schluß des Krieges, sondern seit dem ersten Tage des Weltkrieges ist die sichere Wertbasis des Geldes hinweggenommen. Wenn trotzdem während des Krieges die Geldentwertung im Innern des Landes nicht allzu rasche Fortschritte machte, so hing das damit zusammen, daß wir dem Papiergeld gewisser maßen einen wirtschaftlichen ZwangskurS gaben. Durch die Zwangswirtschaft wurden die Preise aller wichtigen Lebens- und Bedarfsmittel festgesetzt. Die übrige Preisbildung erfolgte im wesentlichen durch das Reich als Gegcnkontrahent bei den KricgSlieferungen. So war die ganze Preisbildung einerseits durch die Zwangswirtschaft, andererseits durch die reine Kriegs wirtschaft in bestimmte Richtung eingestellt. Die Folge war. daß durch diese Bindung der Preise auch dem Gelbe ein entspre chender realer Wert verliehen wurde. Denn sobald es sich um Papiergeld handelt, ist das Geld nichts anderes mehr als eine Anweisung auf Ware. Sein Wert wird bestimmt durch die Kaufkraft, die es gegenüber der Ware besitzt. Endlich kam noch hinzu, daß wir vom Weltinarkt größtenteils abgeschlossen waren und der freie Handel mit der Welt fehlte. Die Einfuhr war verhältnismäßig gering; es waren außerdem während des Krieges noch zahlreiche Werte vorhanden, die man bei der Ein- fuhr als Bezahlung hingeben konnte. Darin lag es begründet, daß unsere Valuta während des Krieges keinen allzugroßen Niederbruch erlitt. Nach Beendigung des Krieges brach die deutsche Mark im Auslande vor allen deswegen so stark zusam men, weil wir infolge der kolossalen Verarniung an Waren mit einer Art Heißhunger unS auf die Warcneinfuhr stürzten, die wir größtenteils mit Papiergeld bezahlen mußten. Dadurch, sowie durch spekulative Momente wurde der Außenwert de) deutschen Geldes vernichtet, die deutsche Valuta sank auf einen Stand von einigen Goldpfennigen. Dazu kam es, daß die Zwangswirtschaft im Innern abgebaut wurde und auf vielen Gebieten die freie Preisbildung sich durchsetzte. Gerade die Kreise der Rechtsparteien waren es gewesen, welche mit alle» Mitteln gegen die Preisbindung vorgingen und die freie Wirt schaft verlangten. Damit vollzog sich dann die Annäherung an den Weltmarktpreis, die gleichfalls von dieser Seite sowie von seiten der Industrie mit allem Nachdruck gefordert wurde. Und nun erfüllte sich in dem Maße, in dem die Freiwirtschaft wieder- kehrte, das Schicksal der deutschen Mark im Innern, ganz gesch- mäßig. Was die Nationalökonomie vor dem Kriege gelehrt hatte, wurde nun Wirklichkeit. Der Innenwelt des Geldes sank mehr und mehr auf den Außenwert desselben zurück. Daher die ge- waltigen Preissteigerungen, daher der Niesenbedarf des Reiches, daher die D-fizite der Betriebsverwaltungen, welche sich diesen Schwankungen nicht anpassen wollten. Die Entwertung des deutschen Geldes ist aus den vorge nannten Ursachen zu erklären, sie ist eine Wirkung der Kriegs» zeit, der Ausbeutung der deutschen Volkswirtschaft während des Krieges und eine Wirkung der Freiwirtschaft nach dem Kriege. Das Geld selbst ist in seinem Werte außerordentlich schwankend geworden. Heut« ist eS kaum mehr ein Zehntel dessen wert wie vor dem Kriege. Damit ist der Begriff Papiermark geschaffen worden gegenüber der Goldmark. Die Wirkung dieser Entwick lung ist eine ungeheure. Rechtlich ist die Mark heute noch eine Mark gleich 190 Pfennige, aber die Mark ist nicht mehr gleich etwa einem Viertelgramm Gold wie vor dem Kriege, sondern sie ist nur noch so viel wert, wie ein Groschen vor dem Kriege wert war. Die Papiermark ist eine Groschenmark geworden. Wer eine Million Mark in Papiergeld besitzt oder auch in fest verzinslichen Werten, hat in Wirklichkeit nur noch so viel Kauf- kraft, als wenn er 100 009 Friedensmark besäße. Der rein« Rentenbesih ist durch diese von den Anhängern der Freiwirt, schaft besonders geförderte Entwicklung um 90 Prozent ent- eignet worden, ohne daß daS Reich auch nur einen Pfennig von dieser Entwicklung an Nutzen zieht. Umgekehrt sind diejenigen, welche entsprechende Markschulden aus der Zeit vor dem Krieg« latten, ungeheuer begünstigt worden. Wenn jemand beispiels- weise vor dem Kriege eine Hypothek von 190000 Mark aufnahm, w waren das Goldmark; zahlt er sie heute zurück, so gibt er laß den zehnten Teil de» realen Wertes wieder. Nach den »entenbesitzern sind die Opfer dieser Entwicklung die Festbesol- wten, sowie alle diejenigen, die e» nicht durchsetzen können, ih» Papiereinkommen so stark zu erhöhen, daß e» doch gleich »st )«Z, früheren Goldeinkommrn. Gegenüber den Besitzern von Papierwerten stehen jene Leute, deren Besitz in Sachwerten be- steht. Diese Sachwerte sind reales Vermögen, das verhältnis mäßig geringen Schwankungen seines Wertes unterworfen ist. Wer beispielsweise einen Acker besitzt, der vor dem Kriege 10 000 Mark wert war, der hat den gleichen Acker noch heute. Der Acker als solcher ist unabhängig von der Gestaltung des Preises der Papiermark. Auch der einfachste Mensch weiß heute, was es heißt, eine Papiergeldforderung zu besitzen oder glücklicher Be sitzer von realem Sachvermögen zu sein. Da der Grund und Boden, die Fabriken, die Häuser im wesentlichen ihren frühe ren Goldwert beibehalten haben, während das übrige Vermögen so außerordentlich entwertet wurde, hat man den Ausdruck „Goldwerte" geprägt gegenüber den so außerordentlich gesun- kenen ..Papierwerten". Durch diese ganze Entwicklung, die mit der Abschaffung der Goldwährung im Jahre 1914 begann, die durch den außerordentlichen Sachverbrauch während des Krie ges gefördert wurde und durch die Einführung der Freiwirt- sclmft eine ungeheure Beschleunigung erfuhr, ist die Frage der Goldwerte und Papierwerte entstanden. Eine große Tragik ist in diesen Worten cingeschlossen: Die Tragik des Rentenbesitzes. Reichszentrum und Nelchspolitik Von einem besondere» politischen Mitarbeiter wird unS über die politische Bedeutung der Peter- und Pauls- Tagung des Reicbsansschnsses der Deutschen Zentrums-- partei folgendes geschrieben: Die nächst dein Reichspartcitage höchste Instanz der Organi sation des Neichszentrnms, der R e i ch S a » s s ch u ß , widmete ihre Tagung vom 29. Jnni znm allergrößten Teil einer Betrach tung und einer Stellungnahme zn den schwebenden ernsten Fra gen der Innen- und Außenpolitik. Auch die sogenannte Erz berger-Frage, die ans dieser Tagung eine große Rolle spielte, wurde letzten Endes immer und immer wieder, nicht so sehr aus persönlichem, als vielmehr a»S allgemein politischem Ge sichtswinkel heraus betrachtet. Gerade in dem „Fall Erzbcrger" kristallisieren sich, und das dank der Hetze einer bestimmten Presse, fast alle Probleme der Tagespolitik: das ist allerdings eine Wirkung, die de» Regisseuren dieler Prelse-Febbe beute ganz und gar nicht mehr erwünscht sei kann. Die Tendenz, im Kampfe um Erz berger, die ganze Politik der Zentrnmspartei, aber auch die Politik der Republik zu treffen, ist zn plump herauSgearbeitet worden. So kam es, daß auch in den eigenen Reihen und gerade in den Kreisen derer, die nicht unbedingt mit Erzbcrger gehen, ja z» seinen erklärten Gegnern gehören, der Widerstand wachsen mußte, weil man ein Ovfer ErzbergerS als eine uner trägliche Zumutung empfinden müßte. Denn daß diese Zumntuiig ernstlich von den Gegnern an die Zentrnmspartei gestellt wurde, haben die in den letzten Tagen, wie aus eine Abrede erscheinenden Auslassungen erwiesen, die das ganz bestimmte Ziel verfolgte», im Hinblick auf die Tagung des NeichsanSschusies die „Stimmung" zu beeinflusse». All das hat freilich nichts geholfen. Der Rrichs- auSfchuß hat in einer offenen ehrlichen Aussprache, die von bei den Seiten von nichts anderem, als von dem entschlossenen Willen getragen war, der Einheit und Einigkeit der Partei und damit dem Wohle von Volk und Va terland zu dienen, eine auSgleichende Formel ge funden, welche vielen, die sich in der letzten Zeit für das Wohl des Zentrums um Erzbergers willen besorgt zeigten, nicht gerade nach Geschmack sein wird. Erleichtert wmche dem Reichsnusschnß seine Stellungnahme dadurch, daß inzwischen wieder ein ge waltiger Pfeiler in der Erzberger-Hetze zilsammengBn'ochen war insofern, als die angebliche Meineids-Affäre sich als völlig haltlos irivies. und daß berselbe Staatsanwalt, der im Enbrrger-Helf« ferich-Prozeß schrofse Vorwürfe gegen Erzbcrger und seine Tätig keit richtete, nunmehr selber den Antrag stellen mußte, Erzberger außer Verfolgung zu setzen. Und die Begründung kommt aus nichts anderes heraus, als ans eine völlige Preisgabe der Schlußfolge rungen des Moabiter Urteils. All diele Dinge sind ans daS engste niit der gesamten innenpolitischen Entwickelung der letzten Jahre verknüpft. Sie mußten freilich ganz wider Willen der Be teiligten die Basis abgebcn, ans der sich der Neichsansschnß zur Beurteilung der ganzen gegenwärtigen politischen Lage znsam- incnfand. ES entsprach dem hoben Berantwortlichkeitsgefühl und dem PslickEvewußtsein der Parteien, daß sie, die wiederum den Reichskanzler stellt und im Kabinett den stärksten Faktor abgibt, eine solche Tagung, wie die des NeichsauSschusles, nicht vorüber gehen läßt, ohne zu der gesamten politischen Situation mit dem gebotenen Ernst und Nachdruck Stellung zn nehmen. Das ist geschehen in einer, die politischen Tagesproblcme trefflich behan delnden Entschließung, in welcher die Frage der Sanktioneil einerseits und das Schicksal Oberschlesiens andererseits in den Vordergrund gerückt war. Tatsächlich sind ja auch diese Ange legenheiten die Angelpunkte der ganzen gegenwärtigen Politik. Von der Entscheidung dieser beiden Fragen hängt aber auch letzten Endes, der Bestand der gegenwärtigen Regierung ab. Wenn eine Körperschaft von solchem inneren und auch äußeren Gewicht, wie es durch den Reichsausschuß der Deutschen Zentrnmspartei re präsentiert wird, zu so eutscheidenden Tagesfragen in einer der artig entschlossenen und klar umschriebenen Weise Stellung nimmt, dann bedeutet das für die gesamte Parteipolitik nicht allein, son dern vor allein für die Reichsregierung selber eine schätzenswerte, ja entscheidende Unterstützung. Die entschiedene Forderung der Aufhebung der unerträglichen Sanktioneii im Westen »nd die nicht minder entschiedene Forderung eines ungeteilten Oberschle- siens, dem man Frieden und Gerechtigkeit angedeihen lassen soll, müssen weit über die Grenzen unseres eigenen Landes hin- aus wirken. Die Zentrumspartei hat auch durch ihre jetzige Tag ung bewiesen, daß sie den Schutz der nationalen Rechte und An sprüche gewährleistet, daß sie sich, getreu ihrer ruhmreichen Tra dition für Recht und Gerechtigkeit mit stärkstem Nachdruck ein seht, und daß sie daS Wohl aller Volksgenossen und damit daS Wohl des Vaterlandes über alle anderen Erwägungen stellt. Wir haben Grund zu der Annahme, daß die entschiedene Stellungnahme de- Reichsausschusses in de» gewichtigsten Fragen der Tages politik nicht ungehört und unbeachtet, und zwar bei gerade den jenigen Faktoren, die heut« im Rate der Alliierten die Welt- Politik bestimmen, vorübergehen wird. - Aus dem Reichstage Berti». 30. Juni Die nachgesuchte Genehmigung zur Strafverfolgung des Abgeordneten Vogtherr wird nicht erteilt. ES folgt der Bericht des VildungsauSschusses über die Verwen dung der ehemaligen militärischen Bildungs- Anstalten. Dem Ersuchen des Ausschußes, geeignete militäri sche Bildungsanstalten als Erziehnngsanstalten der Reichsverwal tung zu erhalten, wird stattgegebe». — Das Wrhrmachtsve»! svrgimgsgesetz wird von der Tagesordnung abgescnt. — ES folgt die Beratung der Interpellation Tr. Stresemann (D. Vp.) ans Beseitigung der Sanktionen. Abg. Dr. Zapf (D. Vp.): Die Sanktionen sind nach den Aorten Lloyd Georges ans Grund des Friedensvertrages verhängt worden. Wo sind aber diese Grundlagen im Friedensvertrage? Im Paragraph 248 des Friedensvcrtrages wird der Entente daS Recht gegeben, jegliche Maßnahme vorzunehmcn. Wenn aber die ser Paragraph so auSdehnend anszulegen ist, wie es die Entente tut, dann wäre die Unterschrift nnler die übrigen Brstimmungen des Vertrages überhaupt überflüssig gewesen. Den Opti». misten wird eS wvbl klar geworden sein, daß dis Erfüllung de) Ultimatums ungeheuer schwer sein wird. Es gibt aber eins Grenze, wo cs dein geduldigsten Volke unmöglich wird, noch weiter eine unerträgliche Last zu tragen. Wenn auch die Er füllung zunächst klappt, so bietet der Fricdcnsvertrag dvch Punkte genug, an denen die Jurisprudenz der Entente anknüpft. In der französischen Kammer ist erklärt worden, die Sanktionerr müßten aufrecht erhalte» werden, um das demokratische Kabinett Wirth zu stürzen. Eine solche Erklärung bat woyl niemand in Europa erwartet. Wie kann irgend ein Kabinett das Volk dem Ultimatum ansliefern, dem schon wieder beginnenden Valuta- Elend. der ungeheuren Steuerlast, wenn das Rheinland durch eine »nübcrsteigliche Zollgrenze vom übrigen Deutschland getrennt wird. Wer das übernehmen wollte, wäre unverzeilnich leicht sinnig. Die Sperrung der Rheingrenzc hat den gesamten Verkehr stocken lassen. Zwischen den Parteien links und rechts vom Nbrin kommen deshalb gar keine Geschäfte mevr zustande. Nach Westen ist der Verkehr leichter. Dort werden Bewilligungen sofort er teilt, und so strömen über die Westgrenze Waren in ungeheuren Mengen. Ein großer Tr!l der Indnßric, des Handwerks und der Landwirtschaft steht vor dem Ruin und just in dieser Zeit hat eine neue Auskundschaftung unserer Indu strie durch die Franzosen eingesetzt. Die Besatzungsbrhörde» haben eingehende Fragebogen ansgcgeben und auf einer Ban kierversammlung wurde geben'!, man möge sich doch mehr an der rheinischen Industrie beteiligen. Dielen Weg soll also die rheinische Industrie gehen. In den letzten Monaten sind sogar dis Grundsätze der Sanktionen übers ch r i tt e n worden. Man hat, wie die Franzosen sich gern ausdrücken, die Hand an der Kehl« der gesamten Produktion. Briand selbst hat in der Kammer rc< klärt, die Besetzungssristen hätten noch gar nicht zn lausen be-. gönnen. Ter „Eclaire", der dem Ministerium nahe stehen ioll, schreibt, solange Preußen nicht aus daS rechte Rycninser znrück- geworfen ist, solange hat Frankreich keine Rnbe und keine Sicher heit. Die Franzosen wollen einen Pufferstaat am Rhein. Tie Zeiten Richelieus kehre» wieder. NcichSminister des Aeußercn Dr. Rosen führte folgendes aus: Nach dem Einrücken der alliierten Streitkräfce in die Städte Düsseldorf, Duisburg und Rnhrort haben wir in einer an den Völkerbundsrat gerichteten Note die Unvereinbartcit dieser Maß nahme mit dem Vertrage von Versailles dargelegt. Sobald die interalliierte Rheinlandskommission in Form einer Ordonnance ein besonderes Zollregime in den Rheinlands» eingerichtet bet, haben wir durch unsere Vertreter in Paris, London unc> Brüssel Verwahrung gegen diese Maßnahme eingelegt, die nach unserer Ucberzcugnng eine Verletzung des Vertrages von V'-s.-iücs und des Rheinlaudsabtvmmrns enthält. Beide Pcvieße End unenwct verhallt. Ich glaube nicht, daß es »äug ist. Sie'em Hanse >ni einzelnen die außerordentlich schweren Folger und wir: . - lichen Schädigungen dar',»legen, welche durch die Besetzung von Düsseldorf, Duisburg uno Rnhrort und dir Elnr:cn:u.:g eines besonderen Zollregimes in den' Rbeinlandrn entstanden sind. Sie liegen für jeden, der ohne Voreingenommen bei! den Datsa bcn gegenüber stellt, zn Tage. Dir neu eingerirlurtr Zoligrrn r war gedacht als eine Maßnahme, welche die drntiche Regierung zur Annahme der in bezug ans die Reparationen gcnr.lten Forderungen veranlassen sollte. Umsomehr war dir Erwarluag .err>l>tigi, daß sie in Fortfall kommen würde, nachdem die drnti be Regin a.'.-! das Ultimatum angenommen hatte. Nach der Annnmne des N ti- matumS und nach dem in einer iür alle Welt '.'„zweisc.bast klaren Weist' Tentschland ehrlich bemüht ist. den im Ultimatum übernommenen Pflichten zu entsprechen, nachdem Dentschtand in Ausführung dieser Verpflichtungen Leistungen von nngebrnrer Größe, au unsere früheren Gegner bewirkt hat. haben dir Sanl- tionen in den Rheinlanden jeden Grund verloren. Tebc richtig.j Es ist unserer Anssassnng »ach, auch wenn darüber teil!,' aus drückliche Vereinbarung besteht, ein einfaches und klares Gebot der Loyalität, daß die Sanktionen sofort und restlos ansgchodrn werden. Die deutsche Negierung hatte diesen Ttandvnnkt bei den Alliierten Hauptmächten zum Ausdruck gebracht. Zn mr-nrm tiefen Bedauern nimmt die französische Regierung in dicscc An gelegenheit einen Standpunkt ein, der mit Recht und Billigkeit schlechthin unvereinbar ist. Ich sehe mich genötigt, der deutschen Oeffentlichke i t rückhaltlos mitzu tei len, was uns über die Stellungnahme der fran zösische!! Regierung bekannt geworden ist. Im Ausschuß der französischen Kammer für aus wärtige Angelegenheiten soll sich Minister Bri and gegen die Aufhebung der Ge Walt maß nah ine n ausgesprochen haben. Ich habe daher unseren Botschaf ter in Paris sofort angewiesen, Herrn Briand in nachdrücklicher Weise zu sagen, daß die A u f r e ch t e r h a l t u n g dieser Ge waltmaßnahme nach der Annahme des Ultima tums und nach den gewaltigen Lei st ungen zur Er füllung des Ultimatums großes Unrecht sei. Denn in Deutschland wird, falls nicht allernächster Zeit die Absicht der französischen Regierung, einer baldigen Aufhebung zuzustimmen, in irgend einer Weise erklärt wird, der Zweifel an Boden ge winnen, ob eS Franlreich ernst damit sei, die für das Fortbestehen der deutschen Regierung und damit für die Möglichkeit der Er füllung der deutschen Verpflichtungen erforderlichen Vorausset zungen zu berücksichtigen. Der Botschafter hat vorgestern dar-
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