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Sächsische Volkszeitung : 19.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190403190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040319
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040319
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-19
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.03.1904
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los nachgewiesen. Das geniert natürlich Leute, wie Abg. Rollfuf;, nicht, eS neuerdings als seine Erfindung znm Besten zn geben. Sehr Verehrtester, wo steht denn im Breve der von Ihnen zitierte Satz: „So lange der Jesuiten orden besteht, kann ein danernder Friede in der Kirche nicht hergestellt werden?" Wir haben auf grund Ihrer Aussage das Breve aufmerksam gelesen und davon nicht ein Iota gefunden. Wir erwarten also dringend eine Richtigstellung des Gesagten: von einem Abgeordneten können lvir diese Wahrheitsliebe unbedingt fordern. Die Debatte, welche sich an die Jnterpellationsbeant- wortung der Regierung anschloß. gab ein ergötzliches Bild ab. Die Vertreter der einzelnen Parteien nahmen die Stellung ihrer Klubgeiiossen zuin Vorwand, um sich wechselseitig anznklagen; sie warfen sich gegenseitig vor. das; ihre Parteifreunde doch für die Aushebung des 8 2 gestimmt hätten. Wann» sie sich nur also anfregten? Wir haben schon einige Male Hingelviesen, das; sowohl die Nationalliberalen als besonders die Konservativen in Prens'.en ans ganz anderem Holz geschnitzt sind, als diejenigen Sachsens. Von den letzteren könnte inan tatsächlich jene Nackensteife gar nicht verlangen, die nötig ist. um den Wünschen der Herren Pastoren entgegenznhandeln. Ans den ganzen Reden haben lvir ersehen, das; inan in der Zweiten Kammer die Anschanmigen inbezng ans ein freiheitliches Regiernngssystem nicht geändert hat. Man hat Jahrhunderte über sich hinweg gehen lassen, ohne sich von den Vorurteilen zu emanzipieren. In kurzem wird die Petition des Katholischen Bürger vereins und der katholischen Schulvorstände vor der gleichen Körperschaft verhandelt werden. Tie Kammer hat gestern ihre Friedensliebe und ihr Gerechtigkeitsgefühl beteuert. Run hat sie Gelegenheit, ihre Worte durch eine Vorurteils- freie Prüfung der in der Petition vorliegenden Beschwerden zn bestätigen. W eg e n ihrer Stell n n g zn m I e snit e n gejetz und znm 8 sj„d die Katholiken ihr nicht gram. Da mnsi noch mancher Märzstnrm über das Land dahin brausen, bis sich die Eiskruste verknöcherter Anschanmigen von der Brust unserer Volksvertreter loslösr. Aber auch diese Feit wird kommen, möge ne nicht mit der Entchrisllicbnng unseres Sachsenlandes gleichen Schritt halten! ^V. N eichet«;;. «. Berlin, oo Sitzung ai:i 17. März INO». Der dt eich Stag Hai heilte in erster i/ennig den Racturags- eiar zur Bekämpfung des Herero dlufstaudes nach dein Aulrag Spahn au die Budgetloiiuuisüou verwiesen. Spahn Zlr.t äußene »aiueinlich auch "Bedeuten gegen die in Aussicht geiwunneneu Ent schädigungen an die Kolonisten. Während die Sozialdemokratie bei der erde» Kreditbemillig mg für die Unterdrückung des "Auf standes sich der Abstimmung enthielt, lies; sie heute durch Bebel erklären, dar, sie gegen den zweite» Rachtragselat stimmen werde. Diesen Unnall suchte Bebel durch unendlich viel Geschimpfe ans die deuischen Kolonisten und eine Schutzrede für die liebens würdigen Hereros zu verhüllen: von verschiedenen Seilen erhielt er aber sehr scharfe Antworten. Die Eeneraldebatte zum Marine etak konnte noch begonnen werden, zeitigte aber keine grösseren ttzenchtSpnntte: "Bebet besprach den Fall Hnssener und die gelinde Bestrafung desselben. Tann kamen Wünsche von Wilhelmshaven, Konservenbezng, Fleischbeschau u. a. m. daher. Morgen in Fort setzung- P o 1! trjchK Nmrd § m rr u. Deutschland. — Der .Kaiser in Vigo. Kaiser Wilhelm und .König Alfons brachten den gestrigen Vormillag an Bord des .Kanonenbootes „Vasen' zn. von wo sie auch eine Revue über die spanischen .Kriegsschiffe „Pelago" und „Urania" abnahmen. Dann dejennierlen sie an Bord der Rächt „Giraloa". Uni l Uhr ersolgle des .Kaisers Abreise. „K'iralda", an dessen Boro sich .König Alfons befand, gab ihm bis zur Grenze der spanischen Gewässer das Geleite. Das Nvtgcsrlr, das infolge der Mchtverabschiednng des Etats ans l. Apiil geichanen werden mns;. ist soeben erschienen: es soll in diesem an Ausgaben für April und Mai je 'des Etats genehmigt werden. Die M'atritnlar- beilräge werden nach den Sätzen von !!>«>:'. je znm 12. Teil eingezahlt. Dieses gesetzgeberische Vorgehen hat nur einen Präzedenzfall in> Jache W7B-. es wird noch dieser Tage zur Verabschiedung gelangen, da am Sonnabend der Reichstag veitagt werden soll. Die Biidgetlviinilissivil des Reichstages nahm heute nach längerer Debatte den Antrag Müller Fulda ans Vor legung der voraussichtlichen Entwickelung der Einnahmen und Ausgaben im Etat für die kommenden IO Jahre an. Der Abg. Paascbe wollte die Fragen nur für die nächsten F Jahre beantwortet wisse». -Lein Antrag wurde aber abgelehnt. Tamil wurde die Generaldebatte zur Reichs- sinanzreform geschlossen. "Rach Ostern erst wird die Weiter- beralnng statisinden. Für dir RrichstagSkrsaliwahl iin Wahlkreise Frank fort a. O. in eine nationalliberale .Kandidatur Bassermann in Aussicht genommen. Dir Verhandlungen mit dem früheren Führer der nationalliberalen Reichslagssraktion sind zwar jetzt noch zn keinem Abschlns; gelangt, doch wird, nach der „Rat. Ztg.". in den .Kreisen der naUonalliberalen Partei eine zusagende Antwort erhofft. Tie Rationalliberalen scheinen elivaS suche daran zn sein, denn das Mandat Frankfurt a. O. in noch garnicht frei. Vertreter ist der Sozialdemokrat Braun, dessen Mandat allerdings in der WahlvrüsimgSkommijsion für ungültig erklärt morden ist. Answcisnng russischer Studenten. Wie das.König!. Polizeipräsidium milteilt, ist eine grösiere Anzahl von rassischen Staatsangehörigen, insbesondere Studenten, aus dem prenssischen Staatsgebiete ailsgewiesen worden, die sich als Einbernfer. Leiter und Redner an der "Versamm lung am 7>. d. M. heleiligt haben, in dcr bekanntlich eine Protestresolution gegen das Bei fahren der LtaatSregiermig bei Auswesinng von AnAändrin und gegen die Ausführungen des Reichskanzlers hierüber angenommen worden ist. Wie bekannt, hatte der Reichskanzler zuvor vom Reichstag ans eine sehr dentticbe Warnung an die betreffenden Russen ergehen lassen. Aber diese trotzten und sagten eine neue Protestresolution, die dem Reichskanzler es gerodez» zur Pflicht machte, die nngehabelten (Riste nusznweisen. Der „Vorwärts" jedoch ist ans dem Hänschen ob dieser Wahrung des Hansrechtes; am Ende eines mit einer „Uebersi'dcr" geschriebenen Artikels sagt er: „Wir vermögen die Aus weisung nicht zu bedauern um dep Ausgewiesenen willen — sie schütteln als Sieger, als Märtyrer der Humanität den Staub der preußisch-russischen Reaktion von den Füßen. Jammer und Schande aber dem Deutschen Reiche, das im 20. Jahrhundert der Tummelplatz solcher Ausschweifungen politischen und moralischen Verfalls sein muß." Da sollte das sozialdemokratische Blatt eigentlich froh sein, daß die Russen ans Deutschland ziehen und niemand würde den „Vorwärts" hindern, nun auch den „Staub der preußisch- russischen Reaktion von den Füßen" zu schütteln. — Das preußische Abgeordnetenhaus setzte heute die Generaldebatte zum KnltnSetat fort; im Mittelpunkt des Interesses stand das Rededuell von Eynern-I)r. Bachem. Der nationalliberale Knltnrkämpfer ließ seinem Fanatismus so sehr die Zügel schießen, das; der Kultusminister Studt meinte: die ganze Form der Rede überhebe ihn einer näheren Antwort! Noch nie hat ein nationalliberaler Redner einen solchen Blitzguß von einem preußischen Kultus- minister erhalten: aber Herr v. Eimern trieb es auch zu toll! Er fragte nicht nur nach der Stellung des i-nnnmim opwaopim der evangelischen Kirche ld. h. des Kaisers». ! sondern verlengnete selbst den nationalliberalen Führer Bennigsen; gegen die Jesuiten rückte er mit Sprüchlein ans dem 1K. Jahrhundert vor. So war schon znm guten Teil die Stellung des ZentrnmSabgeordneten Bachem sehr erleichtert, der nun mit eleganter Meisterschaft den alten Knltnrkämpfer hereinschasfte; dieser sei alles, nur kein liberaler Mann mehr. Mit den alten Sprüchlein ans der Zeit der Reformation könne man doch heute nicht mehr kommen, ivo sich die Anschauungen im Staatsleben so sehr geändert haben. Der moderne Staat müsse Gerechtigkeit gegen alle Untertanen üben. Mit dieser wirksamen Rede schloß die Sitzung. — Die Osterferien beginnen am 22. März. — In Jena hat sich eine farbentragende katholische > Studentenverbindung namens „Sngambria" konstituiert. ! die den Protestanten so sehr ein Dorn im Auge war, daß sie ans alle mir erdenkliche Weise die junge Verbindung, die nur ihr gutes Recht ansübt. niederzustampsen sich bemühen. Von den Mitteln, deren sich diese Zionswächter religiöser Toleranz dabei bedienen, bekommt inan einen »ngesähren Begriff, wenn man liest, was das „Jenaer ! Volksbl." über die Angelegenheit schreibt: WaS sich da die katholischen Studenten, die bekanntlich prin zipielle Tnellgegucr sind, von ihre» feudale» Kommilitone» gefallen lassen mußten, geht 'auf keine Kuhhaut . . . Das stärkste Stück leisteten sich gestern nachmittag eine Anzahl dieser zukünftigen Staats- und Gescllschaftsstützen, als sie in das Vcrkehrslokal der „Sugcnnhria" eiudrauge» und dort nicht nur die uiierhörtesteu Herausforderungen ergehen liegen und Skandal machte», sondern auch Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch begingen. Wir betone», daß das nicht etwa ein katholisches, sondern eilt protestantisch-demokratisches Blatt schreibt. Nichts destoweniger schämen sich die „Münch. N. Nachr." nicht, für diese „feudalen Kommilitonen" Partei zn ergreifen und einen ihr ans Kreisen deS Evangelischen Bundes, der hinter diesen Bübereien steckt, ztikommenden Bericht über das hetzende Anstreten des Grafen Paul Hoensbroech in Jena abzndrncken. Dieser Herr, der eigens zur Unterstützung der ..feudalen Kommilitonen" gerufen worden, hatte die Stirne, angesichts dcr vom „Jenaer Volksbl." berichteten Tatsachen dcr „Sngambria" „provokatorisches Vorgehen" vorzmversen. Das Schönste aber an der ganzen Sache ist die Stellung des Universitätssenats. Er hat ans grnnd der Universilätsstatnten ein Verbot rein konfessioneller sinbeiitragender Verbindungen, also auch der katholischen Verbindung „Sngambria", erlassen. Oesterreich-Unzarn. Die Resignation des Fiirstrrzl'ischofs Uv. Kvhn, welche derselbe von selbst und freiwillig gegeben hatte, wurde vom Papste am l 1. März angenommen und das Metropolitankapitet beauftragt, entsprechend den kirchlichen "Vorschriften, zur Wahl des KapitnlarvikarS zn schreiten. V«lkan. Der Petersburger Spezial-Korrespondent des Kopenhageuer „Nationaltitende", Fr. p. Jenssen, veröffent licht eine Unterredung, die er mit dem Leiter des ost- asiatischen Departements im russischen Ministerium deS Acnßeren, Nikolai de Hartwig, geführt hat. Wir ent nehmen derselben nachfolgende Einzelheiten: Das Ver halten der österreichisch ungarischen Regierung uns gegen über ist so korrekt neutral, wie nur irgend denkbar. Sie hat auch keine Interessen in Ostasien. Anders auf der Bolkanhalbinsel. Hier werden die Habsbnrgische Mon archie und wir ja gewöhnlich als politische Konkurrenten ansgefaßt und es fehlt in Westeuropa nicht an Stimmen, die Rußland-:- Niederlage in diesem Wetlsireit prophezeie». Es in eine Tatsache, daß unsere Zusammenarbeit mit Oesterreich ans dem Balkan unverändert und ohne das ge ringste Mißverständnis bis heute fortgesetzt worden ist und nichts läßt vermuten, daß es in der Zukunft anders werden wird. Die Begebenheiten in Ostasien werden auf die Ent wicklung ans der Balkanhalbinsel kaum irgendwelche Ein wirkung ansüben. Die Verleumdungen der österreich-un garischen Pvlitik unter der gegenwärtigen Situation finden bei uns kein Gehör. Und wenn irgend ein Baikaustaat, er sei groß oder klein, gegen alle Erwartung daran denken sollte, im Trüben fischen zn wollen, dann würde er sich eine Lektion holen, die er nie wieder vergessen würde! Sächsischer Landtag. Dresden, den 17. Mörz. I» der heutigen Sitzung dcr Zweiten Kammer berichtete im Aufträge der Gesctzgcbimgsdepntation der Abg. I)r. Spieß über den mittels König!. Dekretes Nr. 17 vorgelegtcn Entwurf eines Gesetzes, das Anfrücken der Richter i» Höhere Gehaltsklaffen betreffend. Der Entwurf wird mit de» von der Deputation vor- geschlagcneii Aendernngcn angenommen. Die Abgg. Opitz, Rotlfnß, Or. Spieß, I),-. Vogel und Genossen batte» bekanntlich folgende Resolution eingcbracht: I. Ist die Königliche Staatsrcgiernng bereit, Auskunft darüber zu geben, ob die sächsischen Stimmen im Bundesratc für oder gegen die Aufhebung des 8 2 des bezeichnetcn Gesetzes abgegeben worden sind? 2. Ist die Königliche Staatsregicnnig der von den Unter zeichneten vertretenen Anschauung, daß die Bestimmung in 8 <>«» Absatz 2 der BerfassungSurkunde: „ES dürfen weder neue Klöster errichtet, noch Jesuiten, oder irgend ein anderer geistlicher Orden jemals im Lande ausgenommen werden* durch die Aufhebung des 8 2 des JesuiteugesctzeS nicht berührt wird? Abg. Opitz ergreift das Wort und erklärt, es sei dem evan gelischen Volke nichts ferner gelegen, als Feindschaft zu hegen gegen die katholischen Mitbürger, es sei vielmehr nur von dem "Wunsche durchdrungen, daß die beiden christlichen Konfessionen Hand in Hand gehen mögen zum Wohle des deutschen Volkes. Man müßte sonst blind und taub sein gegen die Lehren der Ge schichte und die Vergangenheit unseres Vaterlandes. Er verweist auf den dreißigjährigen Krieg, der Deutschland mit seiner bruder- mörderischen Zerfleischung größere Wunden geschlagen habe, als der blutgierigste äußere Feind, und wie Jahrhunderte vergehen mußten, ehe diese Wunden verharschten. Es sei eim besonderes Gewicht darauf zu legen, daß auch in Zukunft Friede herrsche zwischen beiden Konfessionen. Das evangelische deutsche Volk habe von jeher die Bestrebungen des Jesuitenordens erkannt, welche be sonders ans die Ziirücksührnng des Protestantismus unter die Herrschaft des Papstes gerichtet sei. Vorzugsweise sei es dieser Orden gewesen, welcher die Gegenreformation herbeigeführl habe. Der Protestantismus stelle jederzeit gegen jeden Feind seinen Mann. Der Jesuitenorden aber konzentriere sein ganzes Bestreben daraus, im Geheimen und Verborgenen zu wirken und Seelen sängerei zn treiben und gerade auf diesem Boden habe sich die verhängnisvolle Tätigkeit des Jesuitenordens gezeigt. Wirksam könne man sich seiner nur erwehren, indem man sich von ihm fernhalte. Redner kommt nun ans die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes zu spreche», streicht die Rechtsfrage in dieser Angelegenheit und drückt den Wunsch aus, das; da? Bollwerk des 8 ö«; "Absatz 2 der Bersassungsnrkmide fortbestchen möge als wirk samer Schutz des konfessionellen Friedens. — Abg. Rollfuß schließt sich in längerer Rede dem Vorredner an und beendet seine Ausführungen mir den tendenziösen Worten Goethes: „Wie auch der Pfaffe sinnt und scbleicbt, der Prediger siebt zur Wache und daß der Erbfeind nichts erschleicht, ist aller Deutschen Sache.* SraakSminister v. Sepdewit; sagt in seiner Jnkerpetlations- beautworlnng. daß die Anfrage des Abg. Opitz und Genossen aus zwei Teilen bestehe und zwar der "Anfrage über eine in der Ver gangenheit liegende Tatsache und die Anfrage über die Nechlsauf- sassiing der Regierung, daß bei dcr "Abstimmung im Bundesrate die diesseitigen Stimmen gegen die Aufhebung deS 8 2 des Jcsnitengesctzes abgegeben worden seien. Auch sei die Negierung der "Anschauung, daß die bereits erwähnte Bestimmung der Ver- sassnngsnrknnde durch jene "Anfbebnug nicht berührt werde. Auch künftighin werde Sachsen dcr Boden bleibe», wo die Aufnahme des Jesuitenordens nicht erfolgen könne und wo den Jesuiten jedwede öffentliche Tätigkeit sei es in Schulen, Versamm lungen, Borträgen n. dergl. untersagt bleibe. Sämtliche "Minister, welche ja evangelisch, teilen die Auffassung des ganze» Volkes. Und dieses Vorgehen habe auch die Zustimmung des Königs ge fnndcn. was den tiefsten und innigsten Tank des evangelischen Volkes heransfordere. Eine derartige zarte Rücksichtnahme mff das Empfinden des Volkes biete die Gewähr, daß man mir vollster Zuversicht in die Zukunft und ans die Gestaltung der konfessionellen Verhältnisse blicken könne. Tie Regierung sei stets bestrebt, den Friede» zwischen den Konfessionen ziffwahren, und sie werde darin auch fortfahren. gestützt durch die Grniidlagen der bezüglichen Be stimmung der Verfassung. Sie werde mit aller Energie an diesem wohlbewährten Schutzmittel des konfessionellen Friedens festhalten, und sei dcr begründeten Ueberzeugnng. daß sie damit nicht nur im Interesse- des evangelischen Volkes in Sachsen, sondern auch in: Interesse der katholischen Mitbürger handle. Abg. Langhammer beantragt, daß das Hans in die Be sprechung dcr Interpellation emlreten möge, was genügend unter stützt und sodann einstimmig beschlossen wird. Abg. Vogel drückt der Regierung den Dank für ihre Haltung aus: ebenso verdienen auch deii Dank des Volkes die Treue und Entschlossenheit des .Königs, die Verfassung zu wahre». Mit umso größerem Stolze könne man ans diese Erklärung zurückblicken. wenn anch von anderer Seile das sächsische Königshaus mit einer Fülle von Spott überschüttet werde. Redner fordert angesichts der Auf hebung des Jesnilenparagraphen im Bundesrate ans, sich zu wahren, wenn ans diesem "Wege sortgesahrcn werde» sollte. Wenn inan i» »euerer Zeit viel von der „gelben Gefahr" gesvrochen habe, so müsse er hervorheben, daß die „schwarze Gefahr" weit näher und größer und sei. So rufe er dann im Hinblick ans die "Vorgänge im Bundesrate: Deutscher Kaiser, wahre des deutschen Volkes heiligste Güter! — "Abg. Günther führt a»S, er sei entschiedener Gegner aller Jesuiten, wo und in welcher Gestalt sie sich finden, glaube, aber daß durch Aufklärung des Volkes die besten Waffen gegen de» jesuitischen Geist geschaffen würden. Im klebrigen meist er nach, daß gerade hervorragende Führer der »ationalliberalen Partei sich zu wiedcrholtenmalen für die "Aushebung des Jesuiten paragraphen allsgesprochen hätten, so insbesondere Beimiiigseii, Bassermann n. a. — "Abg. Oe. Vogel erklärt das vom Abg. Günther von Benningsen Gesagte für rinrichtig. Derselbe habe nicht gesagt, daß dieser Paragraph aufgehoben werden solle: vielmehr habe er sich dahin geäußert, daß sich diese "Angelegenheit einmal erwägen ließe. — "Abg. Günther verwahrt die konservative Partei gegen den Vorwurf, zur "Aushebung des Jesnitenparngraphen im Reichstage mitgewirkt zu haben. Nachdem noch die "Abgg. Günther und Or. cklogel gegeneinander polemisiert und sich berichtigt hatten, ward die Debatte geschlossen. Dresden, den in. März. Die heutige Sitzung der Zweiten Kammer beschäftigte sick, mit dem schriftlichen Berichte der Rechenschaftsdeputation über mehrere Kapitel des Rechenschaftsberichtes ans die Finanzperiode IWN 01, Departement des Innern betreffend (Berichterstatter Abg. Lobe», und mit dem mündlichen Berichte der Beschwerde- und Petitions-Deputation über die Beschwerde und Petition des Friedrich Prvkich in Dresden, einen Schadenersatzanspruch wegen Versagung der Schankerlaubnis für seinen Gasthcff in Großgrabe betreffend «Berichterstatter Abg. Töpfer». Zum ersten Punkte wurde ein stimmig die Entlastung erleilt. Zum zweiten Punkte Ivird beschlossen, die Petition ans sich beruhen ;n lassen. Ans SradL und Land. Dresden, de» 18. März 1004. — * Se. Majestät der König nahm heute die Vorträge der Herren Staatsininisler und des König!. Kabinettsekretärs entgegen. —* Heute abend wird Ihre Majestät die Königin- Witwe Dresden ans etwa 0 Wochen verlassen und Sich lO Uhr 12 Min. ab Hanptbahnhof nach Wien znm Besuche Ihrer k. k. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha bis Montag, den 2l. März, abends begeben, worauf sich Ihre Majestät nach Venedig zn einen etwa 10 tägigen Aufenthalt begibt. Am :'.I. März beabsichtigt dieselbe die Weiterreise nach Florenz anzntretcn. In der Allerhöchsten Begleitung befinden sich Hofdame Gräfin Reuttner v. Wehl und Kammerher p. Metzsch Neichenbach. —* Se. Majestät der König wird heute abend das (». Sinfonie Konzert iin Opernhanse besuchen. —* Se. Majestät der König haben geruht, den Land- gcrichtsdirektor Oberjnstizrat Paul Eduard Kaden in Dresden zum Mitgliede der Tisziplinarkaimner unter gleich zeitiger Uebertragnng der Stellvertretung in; Vorsitz ans die Zeit von 5, Jahren zu ernennen, ferner zu bestimmen, das; der Amtsrichter bei dem Amtsgericht Radeberg. Dr. Friedrich Eduard W a g n e r. für die Zeit vom 1. April 190-1 ab an das Amtsgericht Dresden versetzt werde. —* In der gestrigen Stadtvcrvrdnetensitznng kam zunächst die geplante Umsatzsteuer zur Sprache. Erster Vizevorsteher Rechtsanwalt I)r. Hackel erklärte, daß unge achtet aller Proteste und Resolutionen das Kollegium den geraden Weg seiner Pflicht gehen und stets auf das Wohl deS Mittelstandes und des Gewerbes bedacht sein werde. —
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