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Lonnabend, den 14. Juli 1923 «r. »»1. Seite 4 ll Die Schivarzen und die Roten Von Konrad von Bolanden. i!2 Fortsetzung.) .Mein lieber Herr Konfrater," sprach der greis? Pfarrer, «Sie sind erst .ick-tu»dzwali.zig Jahre alt und kennen «io Bureau- kratie nicht. Befolgen Sie den Rat emes allen ManneL: klagen Sie nickt! Verlangen Sie keinen Schutz von einer Behörde, d-ren leitend-' Grundsätze rncht katholisch und sehr wenig christ» 'icq sii'd. Ibie Klage bringt Ihnen Zurechtweisung, diele wird den, Mrgcrmeilt-'r »ntaebn'.t. und Knapper wird noch übern,üti- ger. In den WirtSbäusern wird er alles erzählen sich vor den Bauern auil lähen und täsonniers». Eine weitere F-'lge wird se-n das- der -inchristliche Geist nr Walsbofe» Keckwr da» Haupt erlebt' denn diese Bauern, rom Zcitgeiste angesteckt, haben vor nnitcriellen ltzewalteu weit mehr Respekt, als vor geistlicher Würde und schutzloser Tlellung des Pciesleraiut'». Michiu ist Ihre Beichmule der o»!-'u Sacke kaum förderlich." Herr Fr >hmaun crwidorle nichts uiid ging auf sein Zunmer. Rach einiger Zeit erschien er abermals mil dem auSge.irbcitetei, Berichte a» daS Amt. Die Fasiung war ruhig, der nachteilige Eindruck solcher Störungen auf die Schuljugend kräftig hervor- gcbubcn. „Lassen Tie mich diesen Bericht unterschreibe». Herr Ko»- sratei!" sagte dec Pfarrer. »Sie würden iür imnier persona nigrata bei d-r Ncgieri-.ng. Ihre Laufbahn wäre vernichtet. Mir schadet das nicht! Ich bin alt und gehe aus oem Leben." ..Sie sind gütig, Herr Pfarrer! DaS hochherzige Angebot muß ich indessen dankend abl-chncn. Mir ist das begegnet, und ich habe alle Vorautnwrtnng zu tragen." Der alte Pfarrer hatte recht. Die Beschwerde entschied zum Nachteile des Kooperators. Bis nach Karlsruhe war der Bericht gelaufen. Von dort empfing Frohmann eine lauge Nase, und zwar mit solcher Eile, daß mir die Geneigtheit für ein so ge- arleted Geschenk die umgehende Erledigung erklären konnte. Knapper hingcacn wurde Belobung und der zarte Hinweis, rühmlichim Amtseifer durch Heftigkeit nichts zu vergeben. „Die Beurteilung unserer Negierung fetzt in Erstaunen," sprach der qcmaßregelte Kooperator. „Mir iit unbegreiflich, wie ciiie Tnt'cheidung erfolge» konnte, verderblich für Sie Schule, N idersprcchcnd aller Billigkeit, kränkend jedes Recht." „DaS ist Ihnen unbegreiflich mein lieber Herr Konfrater," stigle dcr greise Pfarrer, „weil Ihnen die Absichten der Herr schenden fremd sind. Lesen Sie nur die Kammerdebattrn über Kirche »nd Schule! Betrachten Sie den verbissenen Haß, welchen die Nednerbüluie gegen den Of'enbacungSglauben aussckeüttet. Vlrgcssen Sie nicht daß jene Haßerfüllten nach Belieben Gesetze schasse» und ninstoßcii, — kurz daß die Kammcrma;or>tät daS Land regiert, und Sie werde» Ihr: Behandlung ebenso begreif, lick finden, ivie die b.-absichtiate Knechtung der ganzen Kirche durch den glaubenslosen Zeitaeist." „Das Cnstem der Herrschenden ist unvernünftig." rief daS Herrchen. „ES bezweckt die Heranbildung einer völlig religionS. losen Gencratwn. Die Weltgeschichte der.Jahrtausende hat aber niemals ein Volk o-bne Religio» gekannt. Ohne Religion st ei» Volk ebenso unmöglich, wie ei» Tag ohne. Sonne. Das Unter nehmen d-S Zeitgeiste» erscheint mir, wix «in «»griff de» Blöd- sinneS gegen ein ewiges unabänderliches Gesetz." „Einverstanden l" sagte Freundschick. „Uber unsere Kammer helden und Generäle des Fortschrittes lind keine tiefen Denker, auch keine Männer von gründlicher Bildung in den Wissenschaften. Bei ihren Angriffen gegen Religion und Kirche finden Lehren »ist» Tatsachen der Weltgeschichte nicht die mindeste Beachtung. Ihr Haß treibt kovflos zum Umsturz: aller christlichen Existenzen. Der Fanatismus des Unglaubens möchte sogar die Fundamente einer göttlichen Offenbarung zerstören, — darum verbannt er allgemach die Religion aus den Volksschulen. Die Menschen sollen aufwachsen gleich den Wilostämmen des Waldes. Die göttliche Offenbarung soll die Wildlinge nicht vered-stn düden, die Gebote d-eS Herrn sollen den Ung.maigen kein Prahl sein, — aber die Dornen und Stacheln böser Rügungen dürfen stch auSbilden zu schrecklichen Leidenschaften »nd Lastern. Mir ist es ganz klar: die L berat--» oder Ehristiishasser baben es darauf abgesehen, ein?» Urwald anznl-'gca. darin wilde Tiere Hausen, von denen eine» daS anaere nuffrißt." ..Und was gedenken die Herren an die Stelle der Religion zu setzen?" irng der junge Mann. .Bildung Humanität, Knust. Wissenschaft!" „Darin liegt eben der Umstand!" sprach lebhaft der Kleine. . Kunst, Humanität und Bildung blühten im alten Griechenland. Aber sie konnten das entartete Volk nicht retten. Dir Griechen g ngen uuer, sobald ihre Religion nnterging. DaS deutsche Volk »erden Humanität und Kunst ebensowenig retten, sobald eS glaubenslos oder liberal geworden." „So weit denken unsere Kammern nicht." versetzte der Pfarrer. „Ihr Kanipt m-t dem Bürgermeister ist bedenklich, weil die hicsige Gemeinde vom Zeitgeiste anqefressen ist. Ich habe nach Kräften dem Verderben geweint. Allem der Einfluß schlechter Blätter und die aufklärerischen Wühlereien der Familie Blen dung aus Mannheim, welch: hier stack begütert ist und ihre Geld macht im Dienste des Zeitgeistes verwendet, haben mein Be mühen vereitelt." Der alte Pfarrer sah betrübt. Manche schmerzvolle Erin nerungen mochten an seinem Geiste oorüberziehen. „Werden Sie nicht mutlos, mein lieber Herr Konfrater!" lob er wieder an. „Sie sind eifrig und besitzen die Gabe des Wortes in hohem Grude. Sie haben in ein Wespennest ge stoßen die Welpen werden Sie verfolgen und stechen.. Allein der Stachel der Bosheit darf einen treuen Priester nicht abhalte», durch Beharrlichkeit im Kampfe die herrliche Krone des Jenseits zu ve-dienen." Zum ersten Male bemerkte Freundschick, daß sein geistlicher Beistand nicht ohne Blut sei; denn daS Herrchen wurde rot über das gespendete Lob und saß verlegen wie ein bescheidener Knabe. Für den Pfarrer bestanden übrigens ganz besondere Gründe, den j-uiigen Herrn zu eifriger AmtStäligkest zu spornen. Vor einem halben Jahrhundert wurde Freundschick durch den Bischof unter die Schar jener Bevorzugte» ausgenommen, die Gott mit übernatürlichen Gewalten begnadet zum Heil der Men schen. Das relig-che Leben schlummerte tief damals. Dir. Geister waren gleichgültig bis znm Tode kirchlicher Gesinnung. Strafwürdige Trägheit ln den höchsten Interessen batte alle Stände angeleckt, ile war in dt« Kirche gebracht.», hatte ta de« Kanzeln «ich ntidergelasse», sogar den Kirchenbrustil bis zur Geschmack, lcsigkeit besudelt. Es brodelte dir salzlose Suppe einer wässerigen Morstl das Dogma lag vermauert hinter festen Wänden leblosen K-rchentums. Ein Zögling dieser Bildung war Freundschick, und er weidete die anvertraute Herd: in diesem Geiste. Spärlich pflanzte er daS Sam enkorn des Wortes Gottes, des Hirten Ge mütsruhe störten nicht die tollsten Seitensprünge zuchtloser Schafe. Er wer ei», guter Herr ohne Strenge und eifernde Schärfe. Auck Waldhofen lag in dem großen Moovgrunde, der ganz Deutschland, mit geringen Unterbrechungen fruchtbaren Bode»», überzog. Es hotten sich Tioffe zum Ausbruche schwerer Wetter gesammelt. Die ersten Stöße der Revolution schüttelten das Be stehende. Einige Salzkörner begannen di? tote Masse zu durch, säuern, das religiöse Lebe» erwachse. Die wiedergefundene Tätigkeit des Klerus weckte daS Eatgegenwirken prinzipieller Fcstidr - er Kampf entbrannte. Auf dxr Walstatt erschienen die streitgewandten Kämpen des heiligen Ignatius in blanker Wehr, Jesuitenmissionen rüttelten die Geister mächtig auf, die Wassersuppe wurde verächtlich, das v:rniauerte Dogma befreit. Es entfaltete sich ein kräftiges religiöses Bewußtsein, und geistige Bedürfnisse vertrieben aus Millionen den Stumpsinn für die höchsten Güter. Allxin Herr Freundschick begriff die neue Zeit nicht. Er fand die jungen Kräfte rigoros, überspannt. Er blieb auf der alten Bahn schlummernden Daleins und bewahrte stch den Nus eine? duldsamen Herrn. Tätiger waren die Feinds. Während er schlief, streuten sie Unkraut unter den Weizen Dieses wuchs und ging auf in der Entartung eines großen Teiles von Wald- hostn. Kirchenfeindliche Blätter wurden in den Wiriskännnn gelesen. Darin fanden die Bauern Verhöhnung und freches Ver- »einen der he.ligsten Glaub,:nsg-:hcii»iiilse, und bald hatte der blastert- Geist moderner Aufklärung die ländlichen Gemüter angesteckt. Der alte Pfarrer gewahrte mit Entsetzen das Verderben, allein er arbeitete nicht entgegen und genoß ,'ogar bei den Fein den den Ruhm eines friedserrig-m Mannes. Wäre der Jude Verthold Auerbach nach Waldhosm gekommen, daselbst eine Dorf geschichte zu schreiben, so würde er Freundschick prgiSwüvdig ge- runden nnd ihm keine verletzende Ralle übertragen habe». Den noch muß bekannt werden, daß Freundschick lange nicht so tief gesunken war, um das Lob d-:S gen innten Inden zu verdienend Persönlich war der Pfarrer sittenrein, gläubig und nicht gleich- gült g für seine Seele, Fehlte» M»t nnd Tapferkeit, sowie da? Geschick für de» Kampf so kam dies daher, weil er in den Waffen nicht geübr worden, D>e Versäumnisse der Vergangenheit wurden erkannt und schmerzlich bereut. Allein der Greis vermochte eS nicht die Nlwinen abzntragen und neue Gebäude auf starke Fundamente zu stellen. Als nun 'bangolvh Schröter mit dem Ansinnen vor ihn trat, einen Kooperator -» berufen, ging er widerspruchslos daraus ein. Die junge Kraft sollte der cinfressenden Zerstörung begegne», L::> vernachlässigten Weinberg befruchte», die Unter lassungen der Vergangenheit knick Eifer und mühevolle Arbeit sühnen Daher FrenndschickS Ermunterung an den Kleinen. (Fortsetzung folgt.) ff t kl / NALkfUN kdonntax; cksn 8. Enli vormittags 11 Uhr stark naok lao^sm mit ^roüsr Osckulck sr- traesnsn lwicksa, rvokl versehen mit clsn Pröstnnwon unserer hsilix-sn LiroUo, unsere lisks pgits 8okavostsr, 8okrväwsrin nnä Bants, inoins innigßioUvbts tsusrs strvunckin Eentzrors Otto irn öS. l-sbsusjadrs. In tiefem Lodmers stamilis Kiois Otto, IlSi'präx /N-u-leu Otto Ikerese psekers. Kliendsck, cksn 12. ckuli 1923. 2-12,1 l) is st orbliotis Hülle unserer unvor^süliodsn lllntsohlaksnen rvuräs Llittivook ckon 11. EuU ckem 8odolls cksr Kühlen Ilrcks übsrx-skon. llocksnkst, auch ksi Vsrmäohtnisson, cksr LUttung Uiinlag» run kusdilckunq kstkollsckerpriestersür «lie säcksiscke Oisspors sülstum (NeiKen)k ^IIsn biskerlxisn 8psncksrn tiorrlioksn Oanlr. (juittuox; srlolxt später. öVsitsrs 8sncknoß;sn srlbstsn an 8tuäisnrat Or, 8tsin, I-sipriß;, cksr Pabalcsinütllo 5; ?os<solieo1clconto I-sip^ig; 89761. r»M! klekrülier jisuelimnn r»« sislis ttsuptstk'. Ones6en»i. Oböllgi-Lbon 5 I'srusprookor 13727 Seile SeriWeeüe V f,!»e M WSm«ei In s-tn,tli«:ken kosmetlsetien Ketikeln. — Ksu»I»sIK-8eisv. — Lillixsts i?rsiss! Rsolls Lsckisnnn»! dsssitip;t man änrok ckas ß;Iänrsnä dswälirts klllMSvmt kettllsrsi '7L-..L7 Haupt-Vopot. 8cti«sn-Kpotkeke, Oi»e»lten-hi., Heustäcktsr Llarkt 3. 23762 ffisktsn 81s NIM liingki' mit «tt'sia Links«!, ü» «!ls pi'elss !ie8tSnillg steigen! -«c«. KTnIr»IVIöIrDl Oröüte ^iisivalil! — Oeckiexene?sclisrbeit! kvi«vk8i»kv unä Ißsntllroßson Kilo ttourkoltung»-, Hoed- unck Süi'stenivsi'en Neikoll NSmpks, NorbAksne-egirlsI-N»«» Vnesiten-K., LlruvestraLe 7. Bernsprecliev II0S6 XatkoHken von Vinnen !.V. 8onn1sg, 15.1u>> 1923, pünkllick ^9 Ukn sbenNs Lroks Vsrrsmmlung im Ke5tsursnt Vunnsi 23 2 7 6s spreetien: hlauptsoliriltleiter Oi>. Klbert „Die katholische stresse als Kulturkalctor" steektsanvalt Oi». Koi-I Mil« „keAräbnirnot unck katholische Lsritas" Im ^nschluö cksran ist ckie Orünckunx einer kegräbniskssse geplant, ckecker Kalkolik virck herrlickst einLelacken. r» ersekeine». Der katliol. krekveröin. Der Larita8V6rbaniI. kllklvi Irktuktz Lür s i A s n s n Rsärirk 83xonis-8uokl!l-uol(ef6i' OröSlien-A. 16 Versteigerung. Wegen Wegzug« nach Amerika verkaufe am R7. Juli vormittags 10 Uhr sämtliches sehr gut erhal tenes Mobiliar und HauSgerät. ^2 Stunden vor der Versteigerung Ge. legenheit zur Besichtigung.) Jafter, Leipzig- Leutzsch, Franz - Klem- ming-Straße27, II. l. 2„,,„ VON tuwslsn, psrlvn, 8Istin, Kolli-unll 8ilbki'-6vgvn- otünllvn uölluo!, Uvimv Eurvslisr llknkllnn ViMlIl»»»!»»« ZZ IMW. Mag,trag, Sb ZekreilimseliinLn Sicdlscknikt - nun Oustitätsmsi^ken verkaut» billigst Din gobrauohlvr 7nk6l-Ü3Nll wngen xu Mauken ^s^uekt. 1vL^1kt8b 16—20 2sntl,sr. srdittsb äis !»sii>i!-8si!iljniljim1 limlilj.. oreM-a. 18. iilillielilülgge 48. l^vxlilHiva^vn VIS Sommerjscken in ßisld, grün unck Avau, s-üsterjaeken, Krdeitskosen, Oiuran- unck 8ota«teci«en in vsrsokiock. dlustorn unck stardso, Scbtutitecken, Sekeuertoeker, ttanrltüekei', pollertürkur, oorviv Oecben-Keste »llei» Krt, kankt man am dillißstsn ru stadrikprsison in Ums»««-».. IillllliillitrrSi 28. NlstSkl»». »ml. Vertrotuux: l.eiprig-0., rwelnounckorter 8tr. 27,1. Sonstig« S«leget»k«>» tiir ttäncklSr «. ttuusierer. aus iiamburg knokv Tum ersten tNale aut 6er V^LLLßnsi' Voseivvisrs ! HrWil!ierVWl«lIl!ll,sllz!Itz.klI,sS! ! kroßes dryr. 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