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Sächsische Volkszeitung : 03.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192105030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-03
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.05.1921
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Kr. 101. «eite , ^ -ttl-iag den v. Mai 1V21 Die Zündschnur am Magazin Europas Einer der wenigen, gerecht denkenden eng» li scheu Politiker ist John Magnard Key ne», der mit Entrüstung vir FriedenSver- handlungen von Versailles vorzeitig verlassen hat und dessen Buch über den Friedensvertrag be rechtigt :s Aufsehen erregt hat. KeyneS veröffent lichte nun in diese» Tagen «inen bemerkenswerten Artikel im „Manchester Guardian" über die gegen wärtige Rechtslage, der eine erschütternde Sprache spricht. Nach der Ueberjehung der „Frank furter Zeitung" (Nr. 910) geben wir diesen Ar tikel nachfolgend im Wortlaute wieder und emp fehlen ihn der größten Beachtung: „Da Frankreich seine Absicht verkündet hat, deutsches Ge hst' zu besetzen und auf deutsches Eigentum in Wahrnehmung stenzösischer Rechte nach dem Vertrag von Versailles die Hand »r legen, ist es wichtig für uns. darüber im Klaren zu sein, wie di« Tinge stehen, auch in Einzelheiten. Der Vertrag grifft keine besondere Vorkehrung für Nichterfüllung seiner Bestimmungen, «nngenoilimen für de» Abschnitt der Reparation. Wenn daher die Deutschen im Rückstand sind hinsichtlich der Entwaffnung oder der Aburteilung der Kriegsverbrecher, so können die Alliierten ,mr ans den Bcnkerlmnd zurückgrcifen und sie sind verpflichtet, Artikel 17 des Völkerbundes anzuwenden, der Vorkehrungen triff' für den Fall eines Streites zwischen einem Mitglied des WterbundeS und einem Nichtmitglied. Aber für den Fall, daß Tcnischland seiner Rcparationspflicht nicht nachkommt, schreibt der Vertrag ein besonderes Verfahren vor. In einem solchen Fall hat die Reparationskommission die Pflicht, jeder der be teiligten Mächte, die Vereinigten Staaten vermutlich eingeschlos- se i. von dem Versäumnis Kenntnis zu geben und eine Aktion zu empfehlen. Wenn Deutschland vorsätzlich seinen Verpflich tungen nicht nachkommt — es existiert keine Bestimmung, wer Ucr diesen Punkt entscheiden soll — so willigt Deutschland ein, nicht als feindliche Maßnahme zu betrachten „wirtschaftliche und finanzielle Sperr- und DergeltungSmahregeln, überhaupt solche Viaßnahmen, welche die genannten Regierungen als durch die Umstände geboten erachten." Bis jetzt hat die Reparatia.ikkow- «nssion nicht zu diesem Verfahren gegriffen. Die französische Negierung behauptet augenscheinlich, daß der sogenannte Oberste Na: oder sogar die französische Regierung aus eigener Vollmacht die Initiativ« ergreifen kann. Es war auch nicht ins Ange ge faßt, als der Vertrag entworfen wurde, daß die unter der oben erwähnten Klausel angeführten Vergelt:,ngSmahregZn einen Einmarsch einschlössen, da die Rechte der Alliierten hinsichtlich der Besetzung deutsche» Gebiets mit Rücksicht auf britische und ame rikanische Interessen in anderen Teilen des Vertrage? -ng um schrieben waren. Aber der Ausdruck „solche Maßnahmen" ist vag», und die Franzosen geben ihm die Deutung, daß er Deutsch land für die nächsten 80 Jahre des gesetzlichen Rech S beraube, irgend einer Aktion zu widersprechen, dir von irgend e i n e r alliierten Regierung unternommen wird (ohne eine all gemeine Konferenz aller alliierten--und assoziierten M'chie), wenn jene Regierung behauptet, daß Deutschland vorsätzlich feiner ReparaiionSpflicht nicht nachkommt. So besteht Zweifel darüber. I? ob der Ausdruck »solche Maßnahmen" über die wirtschaftlich« und finan> zielle Sphäre ausgedehnt werden kann und ob er «inen Einmarsch «inschnetzt, und 2. obvon einzelnen Mäch te» «tue Aktion unternommen werden kann ohne eine allgemeine Konferenz aller Vertragsparteien nach einer Brnach« lichtigung durch die RevarationSkommission. Die nächst« Frage, ob e» ein« Tatsache ist, daß Deutsch, fand vorsätzlich seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Der Vertrag sieht vor. daß Deutschland vor dem 1 Mai El den Gegenwert von 20 Milliarden Goldmark zu brzrhleu hat in so viel Raten und in solcher Form, wie es der ReparrrionSkom- misfioi: festsrtzt. Nach dem 1. Mai 1V21 hat Deutschland zu be- zahlen nach einem Plane, der ihm von der Reparationskoni- Mission zugestellt wird. Bi« jetzt ist ihm ein solcher Plan nicht notifiziert worden; die Zeit dafür ist noch nicht da. Deutsch- 4.'.'."-"-'' > v > ... — > ... ' - > kaßßvv Qroürvsterei XIsmm, Skuil». MMe. kLr Viril. periwpreeker 22-29 empkelilt kelnste Wsckungen dII«ä»rI«Zeo äurck Plakat« kenntlich. «IS Sächsische VolkSzeitung — Nr. 101 — 3. Mai 1921 Der Gänsebub Fränkischer Dorfroman von Di»a Ernstbcrger (Nachdruck verboten.) (8. Fortsetzung.) Joseph lachte füll vor sich und nahm sich fest vor, weniger oft in Zukunft Lores Bild zu betrachten, er wollte keine grund losen Hoffnungen im Herzen seiner Eltern erwecken. Jeden SaniSIag trug Josephs Vater die fertigen Stiefeln z» den Bauern im Dorf »nd kaufte um den Verdienst beim Kra mer Sachen für die ganze Woche. Hatte er manchmal reckt viel fr, Anträgen, so fertige Arbeit, dann nahm er noch den kleinen Peter und einen Bierkrug mit: er brachte daun immer ein Maß Bier nach Hause und zwei weiße Semmeln. Auf den Samstag fr-ntc sich deshalb die Familie schon die ganze Woche. Einmal ging der Vater wieder mit Stiefeln fort. Der Pestrlc ging mbe» ihm her und trug den Bierkrug; da stürzte plötzlich der b>r,ve, fleißige Flickschuster ohnmächtig mitten hin auf die Straße. Das ganze Dorf lief zusammen. Mau brachte den Ohn- ini.chnge» heim -und legte ihn in die Kammer auf das Bett. Der Bader kam »nd fetzte Blutegel »nd Cchröpfköpfe dem dürren, schmächtigen Männlein in den Nacken, und als der Kranke immer noch nicht erwachen wollte, da ließ er ihn auch noch zur Ader. Aler alle Künste und Mistel des erprobten DorfbaderS ver sagten Der Flickschuster erwachte nicht mehr zum Leben. Als die Todesstarre eintral, gab der Bader endlich die Hosf- nnna auf. «Entweder es hat ihn der Schlag getroffen oder er ist an was anderm plötzlich gestorben. Da kann man nix mehr dra» macken; da iS ans!" So lautete die Diagnose, die er im Gefühle seine? ver antwortungsvollen Amte? wichtig stellte, denn von seinem Ans- sprnch hing in dieser Minute Leben »nd Tod des Flick schusters ab. So kam es, daß. Joseph schon sehr bald die Leiiung des GZckäftes allein übernehmen musste. Als einziger Flickschuster in, Dorf hatte er ein sehr gutes Geschäft und war eine begehrte Persönlichkeit. Der einstige dickköpfige, schmutzige Sepperle hatte sich znm hübschen, flotten Burschen entwickelt, dessen klngeS, in telligentes Aussehen selbst von den sprödesten Dorsschöncn An- «rkevmmg fand. Gar manche prüfte eifrig ihre Stiefelsohlen, und wenn sich ßami «in Loch vorfand, zog ein befriedigendes Lächeln über das lands Weigerung, di« Pariser Vorschläge anzunehmen, stellt kein Versäumnis dar, da diese Vorschläge außerhalb des Vertrages liegen und »ach dem Vertrag unberechtigte Bestimmungen in sich schloffen, die Deutschland annehmen oder avlrhnen konnte. Gegenwärtig kann Deutschland nur im Rückstand fein hinsichtlich de: 20 Milliarden. Die deutsche Regierung macht gellend, Laß ihre Leistungen diese Zahl schon erreichten. Die Repara- tionSkommiffion andererseits schätzt diese Lieferungen aus nicht mehr als 8 Milliarden. ES ist Spielraum vorhanden sür wüte Meinungsverschiedenheiten, da kein Schätzungsmodus in dem Vertrage festgesetzt ist. Sollen z. B. die Schisse zu dem Wert angenommen werden, den sie Lei ihrer Uebergabe hatten, oder zu den niedrigen Preisen, die sie nachher während der Periode des Preisrückgangs erzwlien? Die Kommission hat freilich nach dem Vertrag das Recht, »jede ordnungsmäßige BerechnungSart anzuwendcu", und ihr Beschluß ist endgültig. Ferner kann mei ne: Meinung nach die deutsche Behauptung materiell nicht gc- rcchtfertig: werden. Das Vorgehen der Kommission mag Zwei- fclssälle für Deutschland ergeben haben, und ihre Gesamtsumme mag daher zu niedrig gegriffen sein. Aber ich glaube, sie kommt der Wahrheit viel näher als die deutsche Zahl, und ich sehe keinen Grund, ihre Genauigkeit im wesentlichen in Zweifel zu ziehen. Deutschland kommt also seinen Verpflichtungen nicht nach. Kommt es „vorsätzlich" zeinen Verpflichtungen nicht nach? Man hat ihm befohlen, unverzüglich den Gegenwert von 12 Milliar den Goldmark zu übergebe». Niemand nimmt a», daß es dies tun kan». Aber man hat ihm uuch befohlen, eine Milliarde als erste Rate zu übergeben. Nun ist Deutschland, solange d'e Neichsbank über eine Goldreserve von einer Milliarde verfügt, phpsisch imstande, sie zu bezahle». Deutschland hat auch Gut haben bei ausländischen Banken, die es angrsammelt hat sür den Ankauf von Lebensmittel» und Rohstoffen. Wenn es diese Guthaben an die Alliierten absühren müßte, so würde das später hin Hungersnot zur Folge haben. Gerade wie wenn Deutschland alles Gold der ReichSbank übergeben würde, dies späterhin mit dem Bankrott enden würde. Aber in diesem Augenblick wäre eS physisch für Deutschland möglich, sic zu bezahlen. Unter die sen Umständen und bis Deutschland seines letzten greifbaren Be sitzes beraubt ist, erklärt Frankreich, technisch komme De'»'' land „vorsätzlich" seinen Verpflichtungen nicht nach. Bill'grrweise freilich kann man nicht behaupten, daß Deutschland seinen Ver pflichtungen vorsätzlich nicht Nachkomme, bis cs eine spezielle ver nünftige Forderung abgclchnt har. Dies ist noch nicht der Fall. Hinsichtlich der tatsächlichen Forderungen, die an Deutschland durch die Reparationskommission bis heute gestellt worden sind, kenne ich keinen wichtigen Fall, in dem Deutschland „vorsätzlich" seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Ich vermute daher, daß die Alliierten diese letzte Forderung, die ver rück! ist, von den: Gesichtsounkle and, daß »ran von Deutschland Nrtaration erlangen will, gestellt haben, in der Absicht, sich technisch instand zu setzen, davon zu sprechen, daß es „vorsätzlich" seinen Verpflichtungen nickt Nachkomme. Das ist die Rechtslage. Frankreich vertritt den Standpunkt, daß, solange Deutschland irgendwelche greisbaren Aktiva besitzt, die übergeben Werden könnten, Deutschland vorsätzlich den Verpflichtungen nickt nachkommt, und daß, wenn eS vorsätzlich seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, jeder der Alliierten berechtigt ist, ein.zumar- fchiercn und sein Gebiet zu plündern, ohne sich einer feindseligen Handlung schuldig zu »rachen. Ob der Vertrag diese Interpre tation verträgt, ist zweifelhaft aus Gründen, die ich schon an geführt habe. Ick habe versucht, die Rechtslage so darzustellen, daß der Leser selbst urteilen kann. Wie ernst ist gerade diese feindselige Handlung, die man jetzt ins Ange saßt? Der Teil des Rnhrgebietes, ans den man greisen will, ist «in kleiner, dichtbevölkerter Gebietsteil, ver gleichbar dem Liverpool- und Manchester-Distrikt, aber mit einer Bevölkerung von vier Millionen und einem dickten Netz von Koblen-, Eisen- und Stahlwerken. Da die chevöEernng unbe waffnet ist, rechnen die Franzosen dainit, daß sie sie Niederhalten können mit 100 000 sungc» Leuten, »nd wenn sie sie wirtschasi- lich ton deni Rest des Landes ablrennen, können sie mit ziem liche'' Sicherheit darauf rechnen, daß da? nichtackerbancnde Deutschland in die gegenwärtige Lage Oesterreichs versetzt wird. Solche zerstörenden Maßnahmen können keine Reparation schaf fen, aber wenn sie geschickt auSgesührt werden, kann man sich dnrck sie möglicherweise für die Unkosten bezahlt machen, und sicherlich werden sie einem gefürchteten »nd gehaßten Nachbar das Genick brechen. Drei mächtige Kräfte haben vereint dazu beigeiragen, Frankreich z» diesem Entschluß zu bringe»; die Militärpnrtei, Fach eingeschlosscn, die niemals da? Ziel der Nheingrcnze aufgegcben hat, sieht in ihm einen Schritt, der zu diesem Ziel führt, und auch eine Gelcqenbeit, Frankreich znm Diktator Enrovas z» mache». Die Jndnstriepariei, Louchenr ringeschlvssen, sicht in ihm das Mittel, den größten Stablbezirk von Enrova zu kcntrollicrcn »nd so ihre eigenen Unterneh mungen in Altsrankreich und in Lothringen zn schüben. Die Politiker, Briand eingcsch,offen, sehen in ihm da? Mittel, die unwissenden und leidenschaftlich erregten Deputierten zn besänk-- tigcn. die Mitglieder der reaktionärsten Kammer, die da? repnbli- ur> Gesicht und man trug ohne Zögern schnell den verletzten Sliefcl zur Reparatur hinaus, znm hübschen Flicksckmsterseppl, Joseph aber ließe.! diese Hnldio,mgen kalt. Oft sagte die Mutter nach solchen Besuchen: „Joseph, merkst nix?" »Nein, was denn?" „No, mit dem Stiefel bülts no net so pressiert und wenn! — dann hätt ihn a Magd a bringen köuna. Fällt? dir »ei auf, daß da so a stolze Banerntochler soll er ihre Stiesel zum Flick schuster trägt! Merkst denn net. daß ma dir zu Gefallen gehl?" Joseph nierttc nichts oder wollte nichts merken. Er saß von früh bis nachts ans seinem Schnsierstuhl und arbe tete und grübelse nach, wie es möglich war, sein väterliches Erb: zu ver mehren. Am Sonntag, wen» die anderen Burschen im Wirtshaus waren, dann saß er daheim nnd las die Erzählung von der Genoveva. Er kannte da? Buch zwar fast auswendig, aber er las immer wieder darin, denn es war außer der Legende dg? einzige Buch, welches ihm zur Verfügung stand nnd er las gar gern. Im Sommer kam es auch häufig vor, daß er sich draußen aut der Wiese auf da? Gras legte und träumte. Er wählte daun vornehmlich jenes Plätzchen, wo er einst als kleiner Knabe mit Lore immer die Gänse hütete. Alle Erlebnisse aus diesen Tagen zogen da an seinem Geiste vorüber. Sein Blick wurde ernst und träumerisch und seine Züge weich. Wo sie wohl weilen mochte die kleine Lore? Ob sie noch ihrer Jugendzeit und der verlebten Sommcriage ans dem stillen Dorf gedachte; ob wohl nie ein Gedanke in freundlichem Er innern den kleinen Jugendfreund von einst grüßte? Selbst im Traum sab er sie in ihrem weißen, duftigen Kleidchen über die Wiese schreiien; aber je näher sie kan:, je niehr verbiaß'e ihr Bild »nd schließlich entschwand «S ganz in wallenden Ncbclwolken nnd er war wieder allein. Die frohen, glücklichen Stunden von einst, wo. er mit ihr am Weideanger Gänse hütete, die. kehrten selbst in: Traum nicht mehr Zurück! An einen:, Samstagabend ging Joseph wieder durch das Dorf und trug'die fertigen Stiefel zu den verschiedenen Kun den, damit die Bauern an: Sonntag zum Kirchgang ihre Stiefel hätten. An den Werktagen gingen sic meist barfuß in ihren gro ßen, schweren Holzpantoffeln, aber Sonntags wäre keiner mit »»geputzten Sliefckn oder gar barfuß zur Kirche gegangen. Joseph batte sich die Woche durch recht plagen müssen; er nahm deshalb den Bierkrng mit, um, wie er «S von seinen: Vater ge sehen, eine Maß Bier und einiae Semmeln mit nach Haus«, zu nehme»' konisch« Frankreich jemals gewählt hat, die aber, obgleich ihre Absichten und Motive verworren sind, ungleich den beiden an deren Kräften wirklich für die Reparation Interesse zeige::. Briond im besonderen :st demoralisiert worden durch die Not wendigkeit. PoincarS zu überbietcn. und durch die berauschend« Erfahrung, daß die schlimmsten Reden, die er je in seinen: Lehen gehalten hat, ihm den lautesten Beifall verschafft haben. Rechtfertigt die Lage so früh solche gewaltsamen Maß nahmen? Niemand kann die äußersten Konsegnenzen einer französischen Besetzung des Ruhrgebicls Vorhersagen. Sie legt ene Zündschnur an das Magazm Europas. Sie setzt unbe- rechcnbare Kräfte verschiedener Art :n Bewegung. Schrecken und' Verzweiflung mag die Deutschen wiederum zwingen, e:ne wert- lote Zustimmung zu geben zu etwas, was sie nicht vollbringen können und wollen; dazu 'ommt die Erniedrigung vor sich selber und die Verachtung de»' Welt. Oder Unordnung »nd Verwirrung saun folgen, ein Streik der Bergarbeiter, der Fall der Negierung und neue Gelegenheiten für die Rückkehr der militärischen Fnb. rer. Solch ein Akt führt Zerstörung nnd Verarnnmg herauf, und er kann nichts Gutes bewirken. Es ist kein Anlaß sür ib» vorhanden. ES ist unwahr, daß die 8 Milliarde,: Gol-mark,' die Deutschland in den letzten zwei Jahren bezahlt hat, materiell weniger sind, als eS hätte bezahlen können. Es hat Leistun gen vollbracht, die unter den gegenwärtigen Umständen als sehr groß bezeichnet werden können, nnd eS hat seine in Spa überncmmenen Verpflichtungen eingebalten. Seine zicknosugru Handlungen liegen noch in: Dunkeln. Wir können gegen seine Absichten Argwohn hegen, wenn wir wollen, und wir können gegenüber all seinen Handlungen die Sprache de? niedersten Journalisten anwenden. Aber die Wahrheit ist, daß die Deut schen ein Volk sind, da« über alle? Maß erniedrigt winde, das aus Verzweiflung bereit ist jeden Weg zn geben, der a > sein n Sorgen heransfübren kann, nnd bis- an die Grenze sei ner L e : st n n g S fn h i g k c i t zn geben, nm sich ein ruhiges Leben nnd en: wenig Achtung zn sickern. Sie schlagen einen bestimmten Blau vor, nm d»e zerstörten Gebiete wiedcrherzn» stehen, nnd ste werde» ibren Kredit sür eine internationale An leibe verpfänden, deren Erträgnisse Frankreich zugute kommen sollen Sie werden Koblen, Kak: nnd andere Stoffe liefern, die wir verlangen. Sie bieten uns ihre Arbeit nnd ihre geschäft licken Gewinne an. Ist eS recht, den Krieg zu erneuern, weil sie nicht fabelhafte Geldsummen versprechen wallen, die sie nicht Hallen, nnd nur bezahlen könnten 'wenn sie es überhaupt könnten) dadurch, daß sie ihren Handel in Westbewcrb mit dem' unsiigcn treten lasten, was wir. wie wir wohl willen. nicht er lauben wollen. Das Reparations-Problem ist niemals in seinem wesentlichen Kern erwogen worden, d. h. mi! der Absicht, einen anSkübrbaren Plan zn überdenken, nach dem Deutschland wieder berstellen kann, waS eS in Frankreich zerstört hat. Die Besetzung de? Rnbrgebietes wird die? nickt erreichen nnd ist ans andere Ziel' aerickket. Laßt die Engländer gegen sie mi: ihrer ganzen Kraft Einsvrnch erbeben, aber laßt England in diesrin gleichen Augenblick Frankreich seinen guten Willen bekunden nnd die Er- inncrnna an den in dem großen Zusammenstoß ebemals ge- zeigten Idealismus erneuern dadurch, das; es verkündet, daß es zugunsten FraukreichS ans alle seine Ansprüche verzichtet." Der Nelchsschulllesehenlrvurf De»: Ncichsiaz ist der Entwurf eines Gesetze? zur Ausfüh rung des Artikels 140 Absatz 2 der Reichsverfassnng zngegaiigcw Der Entwurf hat folgenden Wortlaut: 8 1. Die Volksschulen sind G e m e i n s ch a s i ? s ch n l e n. soweit sie nicht noch näherer Bestimmnng dieses Gesetzes Be kenntnisschulen oder bekenntnisireie Schulen bleiben aber wer. "den. Die bekenntnisfreien Schulen sind entweder westlich« Schulen oder WeltanschannngSschnlcn. K 2. Die Gemeinschaftsschule steh! grundsätzlich allen Schülern offen. In ibr ist Religionsunterricht in: Sinne des Ariikels 149 Absatz 1 der ReichSverfassnug ordentliches Lehrfach nach näheren Bestimmungen des Landes rechtes. Zur Er>nöglickn>:a eine? Privatunterrichtes :a einem Be kenntnis oder eines privaten bekenntnisfreien Religion? oder Mnralnisterrichies sind, falls in diesen Fächern die Schule keinen lel:p!an»näßigen 1'iite'richt erunlt. Schul,än-ne nebst He nun und Beleuchtung vereit »»stellen: dir Wünsche de. Beteilig!-» sollen nach Möglichkeit berücknckstiat werden. Tie BoranSse, .,» gen nnd den Ilmiang der Berritstrlliing bestimmt das Lande?:, bi. Die Znaebörigkeit zn einen: Bekenntnis ist nick» Bo, »- an-zsitznug sür die Anstellung de- Lcbrcr. Jedoch ist inerl-ei die religiös« Gliederung der Scküler nack: Möanckß'i' Rist »h z» nehme». 8 3. Volksschulen eine? bestimmten Bekennst,istes. Be kenn t n > s s ch n k e n, lind zulässig, wenn zur gemein:,'basi:i,bei: Pflege des Bekenntnisses eine Körper»,bal: de? ösi'r:" »bei, Neckte? b.-stebst Für die Bekenntnisschule gellen folgende Best»-,, mnngen: Pfeifend stellte e> sich in den zugigen Haue--,lau im . Löwen"-Wirj?hanS. Er Laste schon zweimal die störe am n-.m zugemacht zun, Zeichen, das; draußen jemand sei, der eura; trolle; aber die ..Lome,," Wirtin plander'e drunien ein .'. dar sie das Tnraufmachei, überhörte. Ungeduldig ö'iueu. er stoae. lauter noch einmal die Türe nnd stelle dabei „engier'a den Kops ein wenig in Len Tuest',!:, oder schnell zog n.i, Jostrb wieder zurück, und lauter, als er e-.- emenilieo weil,.', fiel die Türe in? Sckloß Am Wirtshaus drinnen sab er zwri sein oesteio.ie innge Damen sitze». Der nngcwobnie Aulstill baue üt-er..-.ich:. Wer mochten die beide» nur sein, dag, stet, die . Loire. Wir:,» so angeregt mit ibuen nute, viel:? Jetzt bö::e die Wirtin einma l ans ;n svrech, ,i stne andere St'mme anttvcn leie ihr. Josrvb listnstr d. n Koot o die Tiire und borclne scb, n 5 aus. Tie Sli wme la: N !v,N lu stn.ni vor. Jetzt näherte sich o in schwerer §,' bist st der stiir. — Joßwb uat zurück . Ich sag? das trisit ei,,' Wenn »:a an st eosen nennt. komn st er geren ul," ries die Wnu lin lache: ld, als st, ' Josevb er- blickt. > Grad dlid ick von dir geredet Joienb. Wer man,! denn daß da da iillie n bockt?" s»br sie etwa ? leiser sr r.vvend fort „Wer denn?" ' „Rat cnnal!" „Was kann ick, da raten. Sagt »»»'-- ball! Wo: um bo.;l ih: denn von nur geiedet?" „Weil die drinnen dich auch kennst" ..Mich?" In spannender Frage sab J-'kepb die ..Löwen"» Wirtin an. „No, kannst dich denn »immer an da? !!a Madie euroeen, wa immer mit dir Gans gebüt hat?" „Die Lore?" „Ich mein, so bats gebeißen, die is wieder komme, nie! noch an sc an innge Frauenzimmer und dlcibt a paar Wstwe:' da Grad hat? nach dir gefragt. Geh nur gleich so rein nnd lost d y sehen." Schon wollte sie die Tür öffnen: Josepb legte schnell sein« Hand auf den Drücker, daß sie nicht öffnen konnte. „Halt. „Löwen"-Wirtin, in dem Auszug kann ich mick, doch ner sehen lassen," sprach er schnell, auf seine schmutzige Schür ;« und die Holzpantoffeln deutend. „IS si'S denn wirklich, die Lore, und Hais wirklich nach mir gefragt?" (Fortsetzung folgt.)
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