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Sächsische Volkszeitung : 03.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192105030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-05
- Tag 1921-05-03
-
Monat
1921-05
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.05.1921
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Dienstag den 8. Mai 1V21 »V, Nr. Ivl, Seite 1 L - ? ' »st- Zur Fleischbewirtschaftung Einzelne Mitglieder der Zentrum» fr ak tiv n des Reichstage» haben folgend« Anfrage eingeoracht: Vor kurzem hat die ReichSflrischstelle ihre umfangreiche» Bestände an Wurst- und gleischkonferven, nachdem eine Verstän digung wegen llebernahine derselben mit den Ländern nicht er» ziel' worden war, zu außerordentlich geringen Preisen dem freien Handel überwiesen. Tas hat die bedauerliche Folge ge- habt, daß die großen Städte, die gleichfalls erhebliche Bestände derartiger Konserven angesammelt hatten, sich gezwungen sahen, ihre Vorräte mit sehr beträchtlichen Verlusten avzustoßen. Warum hat die Reichsfleischstelle, bevor sie zu dieser Maßnahme grin. sich nicht dirett oder durch Vermittlung der Länder mit den Provmzialsleischstellen und den Siädten ins Benehmen gesetzt oder diese wenigstens von ihrem Vorhaben verständigt? Dem Vernehmen nach besitzt das Reich auch noch grohe Reserven an Speck und Gefrierfleisch, die es gleichfalls demnächst abzustoßen gedenkt. Ist die RcichSrcgierung bereit, diese Vorräte, falls eine Einigung mit den Ländern aberinals nicht zustande kommen sollte, zu denjeiiige» Preisen, zu welchen diese Vorräte äußer stenfalls dem freien Handel überwiesen würden, zunächst den Prcviiizialfleischstelleu und den große» Städten anzubieten? Die „Sächsische Bauernzeituna" das Organ des Bundes der Landwirte fNr. 17) schreibt zum Rücktritt des I u st i z m i n i st er s Dr. Harnisch u. a. folgendes: „Heule erklärt in dem offenbaren „Regierungsorgan" der ehemalige Minister Nitzsche, daß der erste Beamte der Rechtspflege im Lande „naiürlich" ein abgestempelter Genoss« sein müsse und wenn man ihn — das schreibt das- Blatt eben falls — von außerhalb Sachsens holen müsse! Ilnd kein Mensch im Lande, und so viel wir übersehen konnten, auch keine Zeitung, finde, den Mut, gegen diesen schamlosen Partei schacher das rechte Wort anzuwenden. Es hat fast den Anschein, als ob gerade das Bürgertum in Sachsen noch immer in der Stimmung der Ilinsturztage alle Vergewaltigung und allen Hohn des revolutionären Machtklüngels widerstandslos hin zunehmen gewillt ,st." Diese Kritik ist deshalb besonders interessant, weil sie sich naturgemäß in erster Linie gegen die deutsch natio nale Presse richtet. Bekanntlich treibt ja die „Sächsische Baucrnzeilnng" gegen den Willen eines nicht unbeträchtlichen Teiles der Mitglieder des Bundes der Landwirte sonst ganz ein seitige dcutschnationale Partcipolitik. Deshalb verdient die obig' Auslassung besonderes Interesse. Aber nicht minder bemerkenswert ist die Tatsache, daß da? Organ des Bundes der Landwirte erklärt, keine Zeitung finde den Mu>, .gegen diesen schamlosen Parteischacher das rechte Wort aiiznwenden". Dieser Behauptung gegenüber sei sestgeitellt, daß die „Sächsisch V o l k s z e I t u n g" in ihrem Leitartikel in Nr. 86 vom Freitag den 16. April ans? schärfste dagegen Stel lung genominen hat. DaS beweist aufs neue, daß die „Sächsische Volkszeitung" nicht gewillt ist, „allem Hohn des vorrevolutio nären Machtklüngcls wiederstande-los hinzunehnien", selbst dann nicht, wen» die „Sächsische Bauernzcitnng" auch in der Zukunft diese Tatsache totschweigen sollte. X Aufteilung ObersckLesreus? Die Interalliierte Kommission in Oppeln hat sich dieser Tage mit einem Bericht über die Abstimmung sn Oberschlesien und über die Folgerungen, die ans ihr zu ziehen sind hinsichtlich der staatliche» Zukunft ObcrschlesienS, an den Obersten Rat nach London gewandt. Wie verlautet, wird die Kommission vor geschlagen, vom oberschlesischen Abstimmungsgebiet die Kreise Pleh und Rybnik, sowie einen kleineren Teil des Kreise? Kattowitz mit Ausnahme der Stadt Kattowitz den Polen zu- znsprechen. Die übrigen Gebiete sollen bei Deutschland bleiben. W.r würde» auch eine derartige LoSlösung oberschlesischen Ge bietes unter keinen llmständen anerkennen können. Obcrschle« sie» ist ein unteilbares Ganzes. Es bildet wirtschaftlich eine Einheit und diese darf wegen einer örtlichen polnischen Mehr heit. die überdies nur geringfügig Ist und für die Beurteilung der wirtschaftlichen und nationalen Verhältnisse gar nicht in Be stach' kommen kann, nicht in Frage gestellt werden. Der Ausstand in Obcrschlesien Kattowitz, 2. Mai. Alle Grube» Obeiickileiiens, mit A»8- vabnie zweier Beleciickiasten, sind Rute in den Nusstand ocstetc». Angeblich bandelt eS sich um einen polnischen Proteststreik gegen die Entscheidung über das Schicki«! Oberichlenens. Kattowitz, 2. Mai. Rach den bisher vorliegenden Nach richten brausen sich bi« heute nachmittag etwa 80 v. H. sämt- sicher Grubenarbeiter im oberschlesischen Industrie gebiet im Streik. Von 240000 Arbeitern streiken alio Pwa 190000! Auch von den Erzgruben und Zinkhütten streiken niedrere. ES ist im Laufe des Tage« vielfach bekannt geworden, das; ein großer Teil der Streikenden den Grund deS Streikes Überbaupt noch nicht kennt. Die Veröffentlichungen der Oberschlesischen Grenzzeitung sind ossenbar als Signal für die geplante Aktion anzusehen, die bezweckt, durch die Provokation der polnischen Minderheit auf die bevorstehende Beschlußfassung des Obersten Rate« in der oberschlesischen Frage entscheidenden Einsluß auSzuübcn. In den deutschen führenden Kreisen verkennt man nicht den Ernst der Lage, doch wartet man mit Ruhe die weitere Entwicklung der Dinge ab in dem Bewußtsein, daß an der geschlossenen Haltung der deutschen Mehrheit in der ober- schlesischen Bevölkerung die Provokation der polnischen Minderheit scheitern wird. Die StreikIage in» oberschlesischen Abstimmungs gebiet l,at sich bis in die Abendstunden hinein verschärft. Von 62 Gruben streiken 66. Es macht sich immer mehr bemerkbar, daß der Streik durch die beunruhigenden Nachrichten der Grenzzeitung veranlaßt ist. Die zu den einzelnen Schichten erschienenen Arbeiter wurden unter Hinweis auf diese Nachrichten zum Streik aufge- jordert und Arbeitswillige von der Arbeit ferngehalten. In Kars und Bobrek wurden die Estenbahnbeamten aus den Büros ver jagt. Die Kaiser Beamten flüchteten nach Beuthen. Apo wurde beauftragt, die Bahnhöfe zu besetzen, so daß in den NachmittagS- itunden der regelmäßige Zugverkehr wieder ausgenommen werden konnte. Im ganzen Gebiet beobachtet inan hier und da Ansammlungen größeren Umfanges, doch ist eS bisher nicht zu Ausschreitungen gekommen. In Bogutschütz, Eichenau, Sckwpinitz und in umliegenden Ortschaften flüchten die deutschen Bewohner au» Furcht vor Terrorakten. Da man auch in den Kreisen der interalliierten Kommission annimmt, daß eS sich um einen politischen Streik handelt, der durch die bekannt gewordene angebliche Entscheidung über eine Teilung Oberichlesieii» veranlaßt ist, wurden Umzüge, die gestattet waren, falls sie ohne Fahnen und Jnichristötafeln statifinde», heute ver boten, so daß den Polen die Möqlichkeit genommen ist, die für den morgigen ErinnerungSlag an die polnische Konstitution vorgesehenen Feiern mit Umzügen zu veranstalten. Die interalliierte »om misst Ion gibt amtlich bekannt; Weil einige Zeitungen beichteten, daß die alliierten Mächte ihre Entscheidung wegen der sirsolae der Abstimmung in Oberschlesien zu ziehenden Grenze bereits getrosten hätten, teilte die interalliierte Kommission mit, daß diese Nachricht jeder Grundlage entbehrt. Um vberschlefien («igene, Drahtbrrtcht der .Stichs. Volks,rlkung'.) Berlin, 8. Mai. Geheimer Kommerzienrat Eduard Arnold. Znbaber der kiesigen Kohlmgroßhandlung Caesar Wollheim, Ist nach L«ndon berulen worden- Der Zweck der Anwesenheit Arnold» i» London besteht darin, den Deutsche» Botschafter in den Dar legungen über die Untetlbarhkelt vberschlefien» zu unterstützen. Line Einigung in London? Vorschlag« Pari», L. Mai. In einem Berichte des Sonderbericht erstatters von Havas aus London heißt es mit Bezug aus die Vorschläge JasparS, in franzüfischen Kreisen erkläre man sich befriedigt über die angebahnte Lösung, da diese die Mitarbeit der Verbandsregierungen weiterhin sichern würde. Wenn die vorgeschlagene Lösung angenommen werde, so werde Frankreich sofort alle nötigen Maßnahmen zur Vorbereitung de» militärischen und wirtschaftlichen Vorgehen» im Ruhr gebiet treffen können. Die französische Regierung werde nicht eine überraschende Besetzung Essens durch Kavallerie vornehmen. Bevor Briand sich nachmittags zur Sitzung des Obersten Rate» begab, hat er den Vertretern der französischen Presse folgende Erklärung abgegeben: „Ich bin fest entschlossen, zu fordern, daß heute noch die neuen Zwangsmaßnahmen beginnen sollen, das soll heißen, daß noch heute abend die notwendige Mobilmachung beginnt. Wenn die Deutschen in den acht Tagen, d-e zur Durchführung der von uns vorgesehenen Maßnahmen unentbehrlich sind, neue Vorschläge machen werden, dann müssen wir sehen, ob Veraylassung vorliegt, sie anzu- nehmen. Wohlverstanden, unter dem Ausdruck Vorschlag verstehe ich vor allem eine strikte, vorbehaltlose An erkennung der von der Wiedergutinachungskommission fest gesetzten Zahlung, sowie die Annahme der Zahlungsbedingun gen. die noch bestimmt werde» mästen. Um aber selbst in diesem Falle zur Annahme zu gelangen, müssen diese deutschen Vor schläge auf solche Welse sichcrgcstcllt sein, das; sie dep Gläubigern Deutschlands befriedigend erscheinen. Diese Sicherheiten find verschiedener Art und bclresfe» vor allen Dingen die Schaf fung einer Kommission für die deutsche Schuldenverwaliuug, die Aufsicht über die Zölle, die Abgabe auf die Aus fuhr usw. So ist die Lage heute. Ich habe mich einmal fest gelegt und kann unmöglich anders handeln. London, 2. Maß Wie Reuter hört, setzte lsie Redaktion?« kommission thre Beratungen im Auswärtigen Amte bis 1 Uhr nach« mittaas fort. ES herrschte van vornherein Einverständnis vor. Tie Komm'ssion genehmigte dann einmütig den Entwurf und vollendete seine Abfassung zur Vorlage an den Obersten Rat. In einer Havasmeldung aus London heißt eS: Die Sitzung des Redaktion« aus sckuss es. der aus Briand Lord Curzon, Graf Sforza und Jaftar gebildet war. war um 12 Ubr 50 Minuten miltaos beendet. Es kam eine Verständigung über einen einzigen Wortlaut zustande, der dem Obersten Rate unter breitet werden wird und dessen Annahme nicht zweifel haft ist. Dieser Entwurf wird eS Frankreich ermöglichen, un verzüglich die militärischen Maßnahmen einzulesien, die für die vorgesehene Besetzung notwendig sind in erster Linie also die Ein berufung des Iähresklasse 1919, Während der nötigen Vorberei tungszeit wüd die RevaratlonSkommisslon an Deutsch land eine Zustellung über die Zahlungsweise und die Sicherheiten für die Zahlungen zur Begleichung seiner Schuld ergehen lassen. Wenn Deutschland bis zum Ablauf der Frist seine Zustimmung nicht gegeben hat, so wird die Besetzung des NuhrgebieteS unverzüglich wirksam werden. Mas die Zahlungs bedingungen betrifft, so wird Deutschland 36 Jahresraten in Höhe von 6 v H. seiner Schuld leisten müssen. BiS 1926 ist ein Zinsfuß von 2'/- v. H. vorgesehen, der in der Folge auf 6 v. H. einschließlich der Tilgung erhöht wird. Die ReparationSkommisüon wird drei Gattungen von Bons ausstellen, eine erste Rate von 12 Milliarden Goldmark. die innerhalb eines Jahres zahlbar ist. eine zweite Rate von 88 Milliarden Goldmark, die am l. November ausgegebcn wird, dann eine dritte Rate von 80 Milliarden Gold- mark, die se nach der Aufnahmefähigkeit des internationalen Geld marktes und der Zahlungsfähigkeit Deutschlands ausgegeben wlrd. Die Sitzung deS Obersten Notes begann um 1 Uhr nachmittags und war bereits kurz vor 2 Nbr beendet. Der Ent wurf d?s RedaktionSauSschusses wurde in seinen großen Zügen gutgeheißen. Die Finanzsachverständigen werden noch mals nm 0 Uhr zusammenkommen, uni die Zahlungsbedingungen und die Sicherheiten endgültig festzustellen, die dazu bestimmt sind, an Stelle des territorialen Unterpfandes zu treten. Die Besetzung würde nämlich nicht stalifinden, falls Deutschland die ihm von der Reparationskommission aufgeaebenen Bedingungen annehmen sollte. Die Zustellung wird innerhalb einer Frist von vier Tagen erfolgen. Die deutsche Regierung wird innerhalb einer Frist von fünf bis sechs Tagen antworten müssen. Ans diese Weise werden die Ver- bandsregieruuge» über die endgültigen Absichten Deutschlands bis zum Augenblick der Beendigung der Vorbereitungen zur Besetzung genau unterrichtet sein. Infolgedessen wird das militärische Vor gehen in dem wahrscheinlichen Falle einer Weigerung Deutschlands keine Verzögerung erleiden. Der Oberste Rat wird um 6 Uhr nochmals zusammentreten und zweiselloS dann in der Lage sein, einen endgültigen Beschluß zu fassen trotz der Meinungsver schiedenheiten, die zutage getce>en waren. Diese Lösung soll die Fortdauer der Solidarität zwischen den Berbandsregierungen sichern. Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß die englische Flotte an der Durchführung der Zwangsmaßnahmen teilnchmen wird, es müßte denn gerade sein, daß dies infolge des Bergarbeiter streiks unmöglich wäre. London, 2. Mai. Wie Eveuing Slnndart erfährt, werden Deuischland zwölf Tage zugestauden werden, innerhalb deren eS sich zu entscheiden hat, ob es die Bedingungen der Alliierten ablehnen oder annehmen will. Wenn Deutschland ablehne, würden die Alliierten sofort handeln. Deutschland werde aufgefordeit werden, den von der ReparationSkonimisfion festgesetzten Betrag in über 37 Jahre verteilten Raten zu bezahlen. Der Gesamtbetrag der Zahlungen werde die in dem Pariser Vorschlag niederaelegte Summe von 11300 Millionen Pfund Sterling um rin geringes übersteigen. Loudo«, 2. Mai. 9 Uhr 20 Minuten abends. (Reuter.) Die Sitzung de» Obersten Rates ist auf morgen vormittag 1l Uhr ver tagt worden. Briand erklärte, daß eine Einigung beinahe erreicht sei. Wie Deuischland zahlen soll Paris, 2. Mai. Wie der Sonderberichterstatter der Havas- agcuiur aus London milteili, habe» die alliierten Sachverständi gen bis nach Mitternacht gearbeitet, um die neuen Zah lungsbedingungen für Deutschland festzustellen. Nach ihnen soll man schließlich folgenden Plan festgestellt haben: Deuischland soll drei Kategorien von Bonds liefern. Die erste im Werte von 12 Milliarden soll sofort der Repara tionskommission überliefert werden, die sie nach dem in Spa fesigestellten Verteilungsschlüssel unter die Alliierten verteilt, aber auf das Vorzugsrecht Belgiens auf zwei Milliarden Rück sicht nimmt. Diese Bonds sollen zahlbar in neun oder zwölf Monaten und verzinslich mit 2,6 Prozent sein. Eine zweite Kategorie von Bonds im Werte von 69 Milliarden soll erst im November emittiert und ebenfalls der Reparationskommission überliefert werden. Sie soll mit 2,6 und 5 Prozent verzinslich sei». Schließlich wird die Reparationskommission noch weiter die Lieferung von 80 neuen Milliarden Schahbonds verlangen, wenn sie die Versicherung bat, daß der Weltmarkt sie aufnehmen und Deutschland sie bezahlen könne. Diese Bonds sollen garan tiert werden durch eine allgenieine Hppothek gemäß Artikel 248 d-S FriedcnSvertragcs auf alle Werte und Einnahmequellen Deutschlands, sowie durch besondere Pfänder, namentlich Zoll- einnahmen, deren Ertrag man auf eine Milliarde Goldmark schätzt. Auch eine Kommission für die deutsche Schuld soll in Berlin errichtet werden. Die Diskussion über die Anzahl der JakreSzahlungen, ob 3V oder 4L, wird fortgesetzt. Der englische Widerstand Lloyd Besrge« Bedenken (Eigener Drahrbericht der .Sachs. Voll »zeit«.") Basel, 3. Mai. Der Ma»chest«r Bnardan berichtet, daß Lloyd Georgem einer persönliche» Unterrcduug mit Briand In London erneut auf di« schwere kritische innerpolittsche Lage in England durch die Fortdauer de» Bergarbeiterstrcik» hiugewiesen habe, und daß er in Verbindung damit vor einem übereilten Einmarsch tu da» Ruhr, gebiet warnte. Der Ministerpräsident spielte u. a. auch auf die Gefahr einer gemeinsamen Gegenaktion der deutschen und englischen Bergarbeiter an, sowie auf die AiiSwirlmig auf die übrige» Länder. Berlin, 2. Mai. Wie aus London berichtet wird, scheint sich der Widerstand Lloyd Georges gegen militärische Sc.nkliouen, weil sie im Versailler Vertrage überhaupt nicht vor gesehen sind, eher zu verstärken als abzuschwächen. Die englischen Staatsmänner versuchen, abzuwarteu, ob nicht A m e. rika. das nun de» Frieden mit Deutschland geschlossen Hot, seinen Einsluß geltend macht und in letzter Stunde noch sein eigenes Interesse in der Erhaltung der deutsche» Existenzfähig, keit Frankreich gegenüber betont. Englische politische Kreise be- trachten die vollzogene Annahme der Resolution Knox als eine Wendung zugunsten Deutschlands. Paris, 2. Mai. Nm 7 Nhr haben die Minister für auswnr- ti'ge Angeleaenhmte» sich, nachdem Lloyd George in der Noch- miliagSsitzimg um Bedenkzeit gebeten hatte, um sich mit seinen Ministerkollegen zu beraten, nochmals zusammengcfunden. Hier verlangte Lord Curzou im Namen der englischen Regierung, daß Deutschland nicht vier Tage, sondern zehn Tage Zeit gelassen würden, um den Zahlungsbedingungen der Alliierten zuzustimmen. Man beschloß schließlich, die Unterhandlung nicht fortzusetzen und sie ans Montag zu vertagen. Sie soll von den vier Ministern für auswärtige Angelegenheiten um 11.90 llhr vormittags »'jeder ausgenommen werden. Zwei Stunden später soll alsdann der Oberste Rat wieder qusammentreten. lieber die Beratungen des Obersten Rates in der gestrigen VormittagS- sitzung gibt das „Echo de Paris" folgendes bekannt: Briand hat mit seiner sofortige» Abreise und mit seiner Dcmis. sion gedroht, wenn die von Frankreich geforderten Zwangsmaß nahmen nicht dnrchgeführt werden würden. Dem Widerstande Lloyd Georges schlossen sich der Vertreter Italiens» Gras Sforza, und der Japans, Baron Haisha, an. Lloyd George hat er- kläri, daß Berlin für die Rüstungen in München ni'wt verantwortlich gemacht werden könne, und das; eS in Böhme», Polen und Belgien »lehr Kanonen gebe als in ganz Betern. Nachdem die Vormittagssihung ergebnislos verlief, hielt Lloyd George einen Kabinettsrat ab. Hierbei erklärte er den Ministern: Ihr habt mir den Auftrag gegeben, in keine militärische Aktion zu willigen, der nicht ein Ultimatum an Deutschland vorausgegaugen' wäre. Auf diesem Siandpuntte müssen wir bleiben. Man'wisse aber auch, was die Entente Eordiale, die heute das einzige politische System sei, das wirksam und gesund ist, reiten könne. Nach dem Vermittlimgs. Vorschlag deS belgischen Ministers Iaspar hatte Deutschland bis zum 8. Mai auf die Zahlungsforderungen der Alliierten zu ant, Wirten. London, 2. Mai. „Daily Chrouicle" schreibt in einein Leit artikel: Die britische öffentliche Meinung unter- stütze Lloyd George bei seinem Wunsche, daß die Alliier ten sich strikte an die Bestimmungen des Friedensbertcages hol- len. „Daily News" schreiben, es scheint uns die Zeit gekommen zu sein, wo dem französischen Volke oder de» französischen Staatsmännern eindeutig gesagt werden muß, daß der übrige Teil der Alliierten nicht länger mit ihren militärischen Ideen indentrfiziert werden kann. Das Blatt sagt, wenn Briand unter keinen Umständen ans seine drastischen Maß nahmen verzichten könne und er allein handle, werde er auch allein die schwere Verantwortung auf sich nehmen müssen, sein Land vom Rate der Nationen isoliert zu haben. — „Tailp Er preß" erklärt, der einzige Weg für die britische Regierung iei heute, darauf zu bestehen, daß keine übersinrtte Aft-on am Rheir vorgenommen werde. — Laut .Mornmg Post" soll die Lage während der letzten Verhandlungen des Oberiten Rates io ernst gewesen sein, daß die Franzosen bereit waren, henie morgen London zu verlassen, wenn der Oberste Rat seine Zustimmung zu einer wetteren Verzögerung erteilen würde. Gestern wurde sedoch ein: grundsätzliche Uebe" ein st i min u»g erzielt. Von maßgebender Seite wurde erk-am. daß Deutschland zur Annahme des Ultimatums etwa zehn Tage erholten werde. In der Zwischenzeit sollen die Franzosen tue zur Besetzung des NuhrgebieteS nötigen Truppen mobilisieren. — Der Londoner Vertreter der „Haagscheu Vast". Massing- ham, äußert, man sei der Wahrheit näher, wenn man annebme, daß die englische Politik darauf gerichtet se', die Be setzung des RubrgebieteS zu vermeiden. Die finanziellen und politischen Kreise seien der Ueberzeugnug, daß der ganze französische BesehungSplau sür daS Ruhrgebiet fallen gelassen werbe, da er den englischen Interessen widerstreite. In fernem Leitartikel vom 30. v. M. sührl das Blatt aus: Mau dürfe nicht vergessen, daß die Franzosen ein doppeltes Spiel vee folaen. Einmal wollten sie möglichst viele Milliarden möglichst bald Von Deutschland bekommen und zum anderen verhindern, daß Deutschland wieder zur Blüte gelange aus Furcht, von !bm überflügelt zu werden. Beide Ziele seien jedoch nicht erreichbar, da das eine daS andere auSschlicßc. Dies könnten oder wölben di-: Franzosen nicht cinsehen. Das sei daS große Unglück. Der abnelehute frauzöfiscke Kolftensteuerplan Paris, 2. Mai. Nach dem „Echo de Paris" haben die Eng länder die im französischen Vorschlag vorgesehene Kohlcn- st»uer endgültig abgelehnt. Paris, 8. Mai. Wie Pertinax im „Echo de Paris" mittettt, hat die englische Regierung ihre Zustimmung zu der von der frau,wüschen Regierung vorgeschlagenen maritimen De in o i. str a ti o n noch nicht gegeben. Hierüber soll erst am Ende deS heutigen Montags entschieden werden. Die Rolle Amerikas London, 2. Mai. Daily New» schreiben, eS set möglich, daß während der Zeit, die das Ultimatum Deutschland gewähren werde, Amerika von den Alliierten ersucht werde die Vermittlerrolle zu übernehmen. Dem Blatte zufolge sollen inoffiziell Berichte vor- liegen, nach denen die Washingtoner Regierung die Rückkehr zur vollen Mitarbeit mit den Alliierten, einschließlich der Wiederleil. nähme an der Reparationskommission, erwäge. Die Resolution Knox besteht in der Fassung, wie sie der amerikanische Senat neuer- ding» angenommen hat, an» der einfachen Erklärung, daß der Kriegszustand beendet sei. Ein der Resolution angefügter Zu. satz enthält den Widerruf der Kriegserklärung und dt« Bestimmung, daß die Bereinigten Staaten sich alle thre Rechte an dem deutschen und dem österreichischen Eigentum, da» sich gegen, wärttg in den Händen de» Treuhänder« für FeindeSgut befindet, solange Vorbehalten, bl» durch einen Beschluß de« Kongresse» oder «turn Vertrag «idgültige Verfügung darüber getroffen fei. Ein« »eutsch« Erliiuterurrg (Eigene, »,ahtd,rlchi v» »««ichf. «»«»„itung-j Berlin, 8. Mai. Nach de« Lokalanzriger ist von deutsch^ Erste am Sonuabeud ein« «weiternd« Interpretation de»
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