Volltext Seite (XML)
LS. Jahrs- WiPtzlßtaftrlr «»» «M»».«. 1«. Fs,lbeinft,«k« « Siickllsche Montag, 1. September 1919 We«»ßp»«chrr 2LSVÜ Postftde«tcku»nto Letpzk^vr,. 1471»? tlatwMmnk «»»««»« a »« Muftr. V81a«« d»«t«yaMch ».88 Sn Dr««den und ganz Deutschland 88 Hau« » dtrrt«Pch«IIch ».88 In Drrsden und -an, Deutschland frei Hau« 8.00 — Dt« SLchsttch« l »schrM «n allen vochenlaaen uachmttta»». — 8p«chstund« der »«daMon: »L dt« l» Uhr vormMa^. «nz8«e», «nnah». do° S«,ch-MS-"z8g«. »'« 10 ll»r. v.n AmntN-nm^.g«- »t« I I M. v«m. - V«- » »» Petlt-Spalt-eU« 4« 4. im ReklameleU L FamMen-rlntthou « ^ - Mir m,de,,Mch SEschri«be«. ßowU Lurch fprecher aui-egebene Lnzetge» lömien wir die Berantwortttchleil für die SUchUgleit de- Lexr»» «cht admmeWA«^ Industrie und Exp»rtintereffeu Deutschland >E vor dom Kriege ein Jnldnstrie-Ver ledelungStand ersten Ranges. Unsere gesainte Ein- »na lAiisfuhr Vetrng rund 22 Milliarden Mark ini Jckhr. Die 1 Eigenart unserer Volkswirtschaft besiund darin, daß wir iNohsiofse ans dem Auslande einsnhrten, sie mit Hilfe einer Ihochen-wickelten Industrie verarbeiteten und einen bedeuten« Iden Teil 'der Fertigwaren ans den Weltmarkt warfen. Nur Iso tonnten wir unser damaliges 70-Millionenvolk ernähren. lAemi uns auch das Auftreten auf dem Weltmarkt nach dem I unglücklichen Kriegsausgang sehr erschwert fein wird, so Imiissen wir doch alles daransetzen, hier wieder zur Geltung sz„ kommen. Auch mit der durch Kriegsverluste und Gebietsabtretun- sgen stark verminderten heutigen Bevölkerungsziffer von l etwa 60 Millionen können wir vom heimischen Markt allein nicht leben. Und eine völlig nationale Wirtschaft, eine Volkswirtschaft der totalen Selbstgenügsam keit, wäre bei aller theoretischen Möglichkeit praktisch für uns kein Fortschritt. Der „geschlossene Handelsstaat" des Philosophen Fichte würde volkswirtschaftlich, technisch und kulturell einen Rückschritt bedeuten. Gewiß, im Kriege bchen wir für eine kurze Zeit, als auch die Zufuhren ans neutralen Landern so gut wie ganz ansfielen, eine solche autarke Wirtschaft gehabt. Wer möchte sie sich heute zurück- wünschen? Eine Wirtschaft der Selbstgenügsamkeit würde uns in Zukunft, selbst wenn sie in den geregeltsten inneren Bohnen sich bewegte, wo wir auch hinsichtlich unseres Kow. sums vor dem Krieg aufs innigste mit dem Weltverkehr verstrickt waren, Entbehrungen bringen, zu denen wir uns > nur t>ö<t-st ungern bequemen würden. Eine Zurückfühning ! von Millionen von Arbeitshänden aufs Land würde auch, :iemr sie sich glatt durchführen ließe, zu einer völligen Um- stelliing unserer ganzen Bevölkerungsschichtung und nnserei Volkswirtschaft führen. Müssen wir uns also auch in Zukunft wirtschaftlich wieder auf dem Weltmarkt betätigen, so liegt das aber zu gleich im Interesse des Auslandes. Auch dieses hätte keinen Nutzen davon, wenn wir uns zur .Hauptsache wieder auf den Heimatmarkt zurückziehen und vom Welt- nmrtt als Käufer unrid Verkäufer verschwinden würden. Ziehen wir «einen Vergleich I 1891, also mit dem Uebergan«: zur Handelsvertragspolitik, die den Aufschwung unserer Ausfichrrndnstrie brachte, betrug der Spezialhandel (d. h. der Außenhandel nach Abzug der wieder ausgesührtev Waren) Deutschlands zusammen 7742 Millionen Mark Wert, wovon 3839 Millionen Mark auf die Einfuhr. 4409 Millionen Mark «auf die Ausfuhr kamen. '1913 belief sich der Wert des Spezialhandels auf weit mehr als das Dop pelte, auf 20 868 Millionen Mark, wovon 10 770 Millionen Mark ans die Einfuhr und 10 098 Millionen Mark auf die ! Ausfuhr «entfielen. Würde unsere Wirtschaft wieder zurück- gchen, etwa auf den Stand von 1891, dann müßten zngleick, auch die Ziffern unserer Einfuhr und unserer Ausfuhr ent- sprechend sinken, d. h. auch das Ausland würde seine ehe maligen Lieferungen an uns nicht mehr bei uns anbringcr, können. Eine solche Zurückschraubung «der .Wirt- I schäften könnte unmöglich auch dein Ausland willkommen sein, wie sie anderseits schwerlich den Ideen jener ent- I sprechen würde, die in einem Völkerbund die Ziele eine, auf einem Weltfrieden und den gemeinsamen Interessen I aller Völker aufgebauten Weltwirtschaft verfolgen. Allerdings wird es uns nicht leicht fallen, aus Idem Weltmarkt wieder festen Fuß zu fassen. Schon vor dem Kriege wurde unserer Ausfuhrindustrie das Wandeln j auf den Pfaden des Welthandels in steigendem Maße er schwert, indem ein Staat nach dem anderen dazu überging. I Ausfuhrstaat zu werden. In den Jahren 1896—1900 er fuhr die Ausfuhr von Halb- und Ganzfabrikaten aus Groß-« I britannien eine Vermehrung uni 48 Prozent; die Frank- l reichs um 60,9 Prozent, die Oesterreichs uni 65,7 Prozent, ^ die dös Deutschen Reiches um 91,5 Prozent, die der Ver einigten Staaken um 116,5 Prozent und die Rußlands um , 230,8 Prozent. Selbst kleinere Staaten sahen ihre Ans- fiihrtätigkeit ivachsen. So die Schweiz m» 51,2 Prozent und Holland NM 45,2 Prozent. Die Folge davon war, das; im Jahre 1906 nicht weniger als um rund 8 Milliarder-. Mark mehr Fabrikate auf den Weltmarkt gebracht wurden, ! als 10 Jahre vorher. Dieser für uns ungünstige Zustand «droht sich noch da- durch weiter zu verschlechtern, daß im Krieg die Neigung zur Nationalisierung der eigenen Industrie in den Ländern, die starke Abnehmer unsirer Waren waren, ganz bedeutend gestiegen ist. ^«M.^,^>«- -»-» a » a-«-- -- Reichspräsident GLert in Dresden Dresden, 1. September. Heute früh p-ch Uhr tra, Reickisprädent Ebert in Begleitung des Reichswehr- Ministers Noske in Dresden ein, um der sächsischen Staats- regierung einen Antrittsbesuch zu machen. Auf dem Haiipt- bahnhof hatte sich der Stellvertreter des Ministerpiäsiaenteii Staatsminister Uhlig, ferner die Herren Staalsminister Nitzsche, Dr. Harnisch und Schwarz, sowie der Militürbeauftmgte Kirchhof ein gefunden. A ußerdem bemerkte man die Herren Ministerialdirektor Gah Rat Tr. Schulze, Geh. Legationsrat Tr. Stcinbach, Präsident Met- lich von der Generaldirettion der Staatseisenbahnew Bür germeister Dr. Kretzschmar als Vertreter des Herrn «Ober- VÜMrmeisters, Oberregiernngsrat Tr. Heyn als Vertreter des Herrn Polizeipräsidenten, ferner die Herren General major Senfst von Piksach, Generalmajor Freiherr von Ol dershausen, General Müller, Majore von Hingst und Eum« inerow, Hvuptlente Fehler, Gödel, Meißner und Herzog, so« wie Oberleutnant von Geldern-Crispendorf. In der Be gleitung des Herrn Reichspräsidenten und des Herrn Reichs- j wehrministers befanden sich die Herren Gesandter Nadolny j Konsul Walter, Legationssekretäre Reinhardt, Rechnnngs- I rat Geilenbeig, Major von Gilsa, Häiiptmann JisckM, Lent- « nant Busch und Tcckonizier Rahe. Nach einem kurzen Emp« I sang durch den Stellvertreter des Herrn Ministerpräsidenten und die Herren Minister, sowie nach der gegenseitigen Vor stellung der erschienenen Herren fuhren die beiden Neichs- vertreter in bereit stehenden feldgrauen Militärnutomobilen nach der Gardereiterkcckern:; wo die Ucbcr nähme der Reichs wehrtrnppen durch den .Herrn Reichswehr-minister stattfand. Den Vortrag hierüber hielt Herr Major v. Hing st. Außer dem waren zugegen die Herren Genemlmajor Senfst von Pilsach, Major von Löben. Hanptmann Leykauf, Oberst Eppendorf. Major Martini, Hauptmann Uth und Oberleut nant Königshaiin vom Reichswehrregiment Nr. 23. Nach der Uebernahme der Truppen folgte eine Besichtigung der selben, worauf der Herr Reichswehr-minister die Kaserne be sichtigte. Inzwischen «erfolgte die Abfahrt des Herrn Reichsprä sidenten nach dein Ministerialgebäude, wo eine Begrüßung durch die sächsische Staatsregiernng stattfand. Daran schloß sich eine Fahrt mit Kraftfahrzeugen nach Pillnitz zur Besichtigung des Schlosses und der Anlagen, so wie eine Fahrt mit Sonderdampfcr der Sächsisch-Böhmischer» Dampfschiffahrtsgescllschaft nach Meißen. Das Frühstück wurde an Bord eingenommen. In Meißen wurde die staatliche Porzellanmanufaktnr und die Albrechtsburg be sichtigt, woran sich ein Imbiß auf der Bnigterrasse anschloß. Tie Rückfahrt nach Dresden erfolgte mittels SonderziigeS, woran sich eine Besuch des Opernhauses, sowie ein Imbiß im kleinen Kreise im Hotel Bellevue anschließen wird. Mor gen vormittag begeben sich die beiden Herren nach Leipzig zum Besuche der Leipziger Messe. De» Kamps um Len Frieden (Don unserem Berliner Mitarbeiter) Die Ententepolitiker haben sicherlich auch nicht daran gedacht, daß sich in ihre» eigenen Ländern ein so großer Widcrstand gegen den Vertrag bemerkbar machen werde, wie das jetzt der- Fall ist. Tic Blättermeldiingen ans Eng land und Frankreich lassen erkennen, daß -man sich in einer sohr schlveren Sorge befindet wegen der vom amerikanischen Senat eingenommenen Haltung. Den Widerstand im eige nen Lande hofft inan zwar besiegen zu können, und man drängt deshalb auch auf eine möglichst rasche Ratifikation. Engländer und Franzosen scheinen sich dahin geeinigt zu haben, daß die beiderseitigen Kamnicrn die Gesetzvürlagcn über den Friodensschluß mit Deutschland verEMdcn sollen, bevor der amerikanische Senat die Situation Köllig geändert haben könnte. In der Tat ist a-nch die Opposition in Amerika noch ständig im Wachsen, die neuesten Nachrick,' ten besagen, daß eine starke Mehrlxät für die Wlehnung vor handen ist. Man arbeitet fieberhaft darauf hin, die Ableh nung des Vertivges noch vor der Ratifikation durch Frank reich und England durchziisetzen. Wie die Dinge sich noch gestalten, werden. läßt sich im Augenblicke noch nickst sagen, sollte es tatsächlich in Amerika zu einer Ablehnung komme :. so würde natürlich die Situation eine völlig verün-erk werden, mit der auch Fniulreick- und England rechnen müß" teu, selbst wenn der Vertrag bei innen ratifiziert stvirt-e, Amerika wäre in dem Falle gepi'img.u. mit DeutWand in neue Verba,n«di»naeu zu treten, von iuelck«mr sich sicherlich die beiden Vesiniäck'le nickst aussebließen könnten. Das be deutete natürlich gleichzeitig »ie Ungülri.cköi.-sterklärung des, bisherigen Vertrages. Was den aiueril-niischen Ten-at zu siin-er Oppov.trE-« stettun,g hewvgen bat. ist aus den am-errtansichen Nachrich ten nickst ganz deutlich '» ernst,en. Ti-e Schantnngtrag« scheint eine Hauptrolle dabei zu spielen, auch der Versailler Völkerbund wird im Lande als iinbeiriedigend bezeichnet. Aus bloßer Lumpatbie für das geschlagene Deutschland ist die Oppositrcn keineswegs erwachsen, wenn mttn mich die wirtschaftlichen Bestimmungen als du.rckmis nngerrchst re- zeiclmet hat. Tie Gebeimdiplomatre, die aus der Fn.wei.-s- konferen; ihre giößten Triumphe gefeiert tat, und der -auch Wil'on gar leinen Widerstand entgegensetzte, ick-rint die wahre Ursache für die Mißstimmung in Amerika ,u sein. Man ist verschnupft darüber, dasuDngia-nd und Faauk-, reich über Amerika «hinweg mit audei/Ii Staaten wiedai-un» Geheimverträge eingegaugen haben, ohne daß der . mrrü'a- nische Präsident etwas getan bat, das zu verhindern.. Der Widerstand gegen den Vertrag beweist am bastei« seine Unzulänglichkeit und die Notwendigkeit eim-r d.««.diper» Revision. Die Erkenntnis, daß dieser Fast.ade nir-st dorr Dauer sein rann, hat sich nach und noch in allm Länd-rim durchgerungen, in Italien, nao der Vertrag iupnistiL-u st.'ou ratifiziert worden ist, haben «die Sostalisten ; cstlstosse-: da gegen gestimmt, auch die cngli'che Arbeiterpartei a.««d me französischen Sozialdemokratcn haben ivicderlwlt zun: A: S- druck gebracht, daß sic über das Friedens-Werk höchst u::be friedigt sind. Man hat in Versailles versäumt, r..p ie wahre Stimmung der Völker zu achten und ein«.' allgemeine Verständigung und Versöhnung zu bringen, wie m«. u r«, vor Slbschliiß des Waffcnstillstnnidcs und nährend des ."nstgc- imm«er in die Welt hirvansgerufen batte, und wir e.« ein all gemeines Bedürfnis der Bölter erheischt. Schon au i i seiu Grunde allein erfordert der Vertrag eine baldige Rer,'um. Von Amerika hängt cs ab, vb der Versailler V' ' «ag Osiiltigkeit bekommt oder ob er schon in Kürze erledig' kein wird. Für uns selber könnte die Ablehnung nur vor Vor teil sein; mehr als eine Bestimmung würde dam ihre Aendernng erfahren. Tie Entscheidung wird iu d< r .'er- nächsten Tagen schon fallen müssen. Bis dahin ist rs auch gut, sich nickst einem besonderen Optimismus dir «, ben. Wir traben in letzter Zeit schon so viele Entläuschur.a, er lebt, gerade während der Friedensverhandliingen ..-«>!.. «ateu aus den Ententeländern die widersprechendsten Nackrl.lsten, zu uns. Wir haben damals vor großen Hoffnungen e«r ruh und die Ereignisse haben gezeigt, daß wir reckst h-hi-iten. Auch setzt ist größte Zurückhaltung geboten. Nur da ch eine ist sicher: der Vertrag bleibt nickst bestehen, über tuw oder lang wird man zu Verhandlungen über seine Rewstou «sin» laden müsse», vielleicht bereitet die Opposition in Au« erika die Wege dazu vor. Und wenn sie wirklich auch uir. ts an deres erreichte als dieses Wegebahnen zu einer all«' «meinen Versöhnung und Verständigung, der Menschheit wüEe da durch in sehr großer Dienst erwiesen. Amerika und der Friedensvertrag Amsterdam, 31. August. Das Presset,ureau Radio mel det ans Washington: Senator Knox erklärte iin Senat, die Vereinigten Staaten sollten es ablehnen, den Friedens- veRrag zu unterzeichnen und sollten einen Sondersrie- d e n mit Deutschland schließen. Durch seine bar ten und grausamen Bedingungen lege den Friedensvertrag Deutschland Strafen aus, «die die inte natio nale» Gesetze verletzten. Der Fnedensznstand trete ja doch ein. sobald drei Großmäclste den Frieden ratifizieren. Knor fuhr fort: Ich bin der Ansicht, wir sollten gegenüber Deutschland ans jegliche ans dem .st liege entstandene Ent schädigungsansprüche verzichten und dafür sorgen, daß Deutschland statt dessen Kredit e erhält. Wir sollten auch jegliche Teilnahme oder Mitgliedschaft bei den Kommis sionen, Aemtcrn und Ausschüssen, die vom Friedensverstrag Vorgesehen «sind, ablehncn. Präsident Wilson habe im Jabre 1917 erklärt, ans Kriegszicl -er Vereinigt«.'» Staaten iei, die antokratiickie Mackst zu stürzen, »in das dentsckv Volk in, die Lage zu versetzen«, «selbst über sein Schicksal z„ bestimmen. Ties einzige Kriegsziel der Vereinigten Staaten sei bei! klsnos: