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MMitUMsreituilg L« «» »«, Unabhängige« Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit «tt Unt<Vtzalt««K«-«rl«-< Di« rs»st»r«»t« -eU ««» SONAtaOSSeUnO« Felr*Mb««4 «-e-?».' „ Nr. 220 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden.«. 16, Holbeinstraße 46 Freitag den 25. September 1914 Fernsprecher 21366 13. Jahrg Der europäische Ariea. Alle Katholiken im Königreich Sachsen müssen auch im bevorstehenden Vierteljahr die !k M« halten. Das ist eine unbedingte Pflicht, die zn erfüllen nie mand unterlassen darf. Wir brauchten die katholische Zei tung vor dem Kriege, sie erscheint doppelt notwendig während des großen Völkerkrieges und sie wird unentbehr lich sein nach den hoffentlich siegreichen Schlachten. Wenn während der Kriegszeit die Sächsische Volkszeitung nicht genügend unterstützt wird, könnte ihr Dasein gefährdet sein. Daher muß jeder jetzige Abonnent auch Abonnent bleiben und er muß auch neue Abonnenten hinzuwerben. Gelingt es uns, unsere Abonnentenzahl erheblich zu vermehren, so werden wir wieder leistungsfähiger. Jede Zeitung hat in dieser Zeit ihren Umfang eingeschränkt, daher ist die Herabsetzung der Seitenzahl unseres Blattes nichts Be- sonderes. Was den Inhalt der Zeitung anbelangt, so können wir ruhig sagen, daß er sich mit den allermeisten Zeitungen messen kann. Wir bringen alle amtlichen und nichtamtlichen Depeschen schnell und zuver lässig. Alle Mitteilungen von den Kriegsschau plätzen werden von uns sofort veröffentlicht. Dabei bringen wir eigene gucke Zusammenstellungen von den Kriegseroignissen und zahlreiche Feldpostbriefe von Mit kämpfern beim großen Völkerringen. Alle wichtigen Er eignisse werden von rins sofort in einem selbst ständigen Artikel gewürdigt, so daß wir bezüglich der Uricgsnachrichten durchaus auf der Höhe sind. Mitteilungen, die lediglich auf Sensation berechnet sind, bringen wir nicht, dagegen werden wir stets die von anderen Blättern auf- gebauschten oder gar erfundenen Nachrichten über unpassende Tätigkeit des Klerus oder der Ordenspersoncn auf ihren wahren Wert zurllcksühren, so daß unsere Leser stets über die Wahrheit unterrichtet sind. 'Die Verlustlisten weiden wir von der nächsten Woche ab etivas schneller, geben, damit sie dann stets möglichst umgehend in die Hände unserer Leser gelangen. Wer einen Wunsch hat, der äußere ihn mündlich oder schriftlich bei der Redaktion, die ihn.erfüllen wird, wenn cs eben geht. Was den Unterhaltungsteil anbelangt, so haben wir den lausenden Roman in der alten Form einstellen muffen, weil er zu viel Raum wegnahm. Dafür werden wir vom 1. Oktoberwp K e inere Er zählungen geben, die gewiß denn Wunsche der Frauen welt entsprechen und die den „Feierabend" allmählich er sitzen. Wir bitten nun nicht nur um Abonnements, sondern auch um Inserate und Drucksachen. Beide brauchen wir notwendig, damit wir leistungsfähiger werden. Wer irgend- wie ein Inserat vermitteln oder uns einen Druckauftrag znweisen kann, der nutzt damit seiner eigenen Sache. Denn, wir wiederholen es nochmals, die einzige katho lische Zeitung im Königreich Sachsen muß erhalten bleiben im Interesse aller Katho- liken. Wer sie jetzt nicht hält, der schadet seiner eigenen Sache. -Man nörgle nicht, sondern unterstütze uns, damit wir so werden können, wie uns alle Leser haben wollen. Da-rum auf zur fleißigen Werbearbeit SW» MM» Die russischen Horden in Ostpreußen Die Russen haben in OrtelSburg teilweise schrecklich gehaust. Nach einem Bericht der Hartungschen Zeitung haben sie sogar mehrere Personen bei lebendigem Leibe in den Häusern verbrannt. Eine johlende und tobende Soldateska hat dem scheußlichen Schauspiel zugeschaut, während Infanterie mit aufgepflanztem Bajonett die Türen und Fenster des Hauses bewachte, um die verzweifelten Bewohner bei einem Fluchtversuch wieder in die Flammen zurückzutretben. Einen ähnlichen RoheitSakt haben russische Offiziere an einem Vater und seinen beiden militärpflichtigen i Söhnen begangen. Nachdem die drei eben von einem russischen Offizier unter der ehrenwörtlichen Zusicherung 'freigegeben waren, eS sollte ihnen nichts geschehen, wurden ksie von einer OsfizierSpatrouille sestgenommen, die dem Vater erklärte, die Söhne müßten erschaffen werden. Als der Vater sagte: „Dann begehen Sie ja einen Mord!" erwiderte der Offizier: „Jetzt erst recht!" Und so wurden beide Söhne vor den Augen des Vaters mit dem Bajonett niedergemacht. Al» der Vater bat, ihn auch zu töten, machten sie ihn auch nieder. An dem Körper des einen Sohnes, der trotz seiner schweren Verwundung noch fünf Stunden lebte und den Vorgang selbst berichten konnte, hat man nicht weniger wie 80 Bajonettstiche gezählt. ES ist auch vorgekowmen, daß ein Offizier einem SanitätS- . soldaten verbot, einen schwer verblutenden deutschen Zivilisten zu verbinden. Was aus den zahlreichen Zivilpersonen ge- worden ist, die die Russen bet ihrem Rückzug weggesührt haben, ist bis jetzt nicht bekannt geworden. Regierungspräsident Graf Keyserlingk in Königsberg setzte in der letzten Woche seine Besichtigungsfahrten zur j Feststellung der KriegSschSden und der Lage der Bevölke rung fort. Der gesamte Regierungsbezirk Königsberg zeigt bis auf die Städte Domnau, Gerdauen, Allenburg und Taplau, ferner eine Reihe von besonders schwer betroffenen ländlichen Ortschaften, äußerlich wenig Verwüstungen. Da gegen haben sehr viele Bewohner derjenigen Ortschaften und einzelne Gehöfte, welche von Russen besetzt waren, äußerst schwere Verluste an Hab und Gut erlitten. In den Wohnungen ist unmenschlich gehaust worden. Meisten» sind die Hausgeräte kurz und klein geschlagen oder geraubt worden. Was der Feind nicht vernichtete, schleppte in vielen Orten da» in seinem Gefolge ziehende Gesindel fort. In Friedland, Schippenbeil, Allenburg und anderen Ortschaften gibt eS kaum einen Laden, in dem nicht alle» vernichtet worden wäre. DaS Innere der meisten Landhäuser bietet ein traurige» Bild der Verwüstung. Die Wohnungen sind in unbeschreiblicher Weise beschmutzt. Pferde und Vieh wurden von den Russen in großen Mengen ab getrieben, landwirtschaftliche» Inventar vielfach vernichtet. Futter und sonstige Erntevorräte blieben in den vom Feind stark besetzten Gebieten nur noch spärlich. Wieviel Personen ermordet worden find, hat sich noch nicht feststellen lassen. Die hierüber umgehenden Ge rücht« find glücklicherweise übertrieben. Immerhin ist eine größere Anzahl von unschuldigen Menschen getötet worden. Tteftraurig« Bilder bieten sich dem Auge besonders in Domnau und Allenburg. Der größte Teil dieser Städte ist durch Einschieben und Brandstiftung vernichtet. Auch Gerdauen und Tapiau haben besonders schwer gelitten. An vielen Stellen fehlt es an Nahrungsmitteln. Der Regierungspräsident schickte im Verein mit dem Landes- Hauptmann zahlreiche Sendungen von Lebensmitteln und Kleidung. Such erhielten die Landräte Geldmittel zur Un terstützung der Notleidenden. Damit läßt sich aber nur die allerdringendste Not lindern. Kaufleute und Handwerker, besonders Müller und Bäcker, fehlen in den Städten und Marktflecken. Ihnen soll erforderlichenfalls billiger Kredit zur Wiederaufnahme ihrer Berufstätigkeit gewährt werden. Auch wird die Regierung dafür sorgen, daß Bahntransporte mit Lebensmitteln, Kleidung, Haus- und WirtschaftSgeräten nach Möglichkeit aus der Bahn befördert werden. Nachdem der Gouverneur von Königsberg die Ausfuhr vieler Lebens- mittel au» Königsberg wieder sreigegeben hat, wird der Ersatz de» notwendigsten durch Brand und Plünderung ver- nichteten Gute» möglich sein. Die Bereisungen und die Konferenzen mit den Ministern de» Innern, der Landwirt schaft und der Finanzen werden weitere Unterlagen für eine wirksame Staatshilfe zur ersten Linderung der Notstände der schwer geschädigten Bevölkerung geben. Der belgische Klerus Sin Leser der „Köln. VolkSztg/ (Nr. 828) au» Holland: schreibt dem Blatte Von kompetenter Seite gehr» mir folgende Mltteilu:gcn zu. die geeignet sind, die Stellung des Klerus der Diözese Namur ins rechte Licht zu setzen und die ich mich im Gewissen sür verpflichtet halte, der deutschen Oeffent- lichkeit zugänglich zu machen. Schon in den ersten August- tagen ist in der Diözese Namur von allen Kanzeln herab nachdrücklichst betont worden, die Bevölkerung sollte sich jeder Anteilnahme am Kampf enthalten und solle die Waffen abliefecn. In den Kirchen wurden dahinlautende Anschläge gemacht. Der Text lautet z. B. in der Kirche von Fosse folgendermaßen: I'as nn civil no psut tirsr sur un solciat sans coinmottro un crimc. Weiter: Huo tontcs Iss armos soisnsi romisss ü 1a inaison com- inunalo. Der Klerus ist derart energisch für diesen Standpunkt eingetreten, daß er in der ganzen Gegend Entre Sambre et Meuse öffentlich der Deutschsreundlichkeit verdächtigt wurde. Einzelne Pfarrer haben aus der Kanzel zu diesen Verdächtigungen, die von antiklerikaler Seite kamen, Stel lung nehmen müssen. So z. B. der Pfarrer von Leroux. Ein anderer Pfarrer wurde beschuldigt, in seinem Hause drahtlose Telegraphie zu haben und dieselbe für die Deut- schen zu verwenden. Am 6. August hielten deshalb sechs belgische Soldaten Haussuchung bei ihm, die freilich mit einem negativen Resultat endigte. DaS war in LeSweS. Odffentlich wurde in der ganzen Gegend behauptet, der KleruS lasse für die deutschen Waffen beten; der Abt von MaredsouS habe acht Millionen Franken und der Papst vier Milliarden Franken an Deutschland gegeben! Gegen diese und ähnliche Verleumdungen erschien schließlich in der Zeitung „L'Ami de l'Ordre" von Namur ein formeller Protest. ES ist das in einer der Nummern vom 10. bi» 12. September gewesen. Diese Tatsachen, die bisher noch unveröffentlicht sind, halten Sie bitte denen entgegen, welche die Schuld an der Verhetzung des Volks in Belgien gegen Deutschland dem Klerus zuschieben wollen. Beförderung von Paketen und Liebes gaben an die Truppen im Felde Die Linienkommandantur L in Dresden teilt mit: Nachdem der Feldeisenbahnches vom 28. d. M. an Züge mit Liebesgaben an den Sammelstationen sreigegeben hat, soll am Montag, den 28. d. M. der erste Zug von Dresden nach Leipzig abgefahren werden. Für diesen Zug sind bestimmt: 1. Liebesgaben für da» XII. und das XIX. Armee korps und daS XII. Reservekorps. ', 2. Pakete an Einzelempsänger dieser Armeekorps. Sammelstellen in Dresden: DreSden-Neustadt. Güterbahnhos, Etsenbahnstraße 2, Luke 16. Güter von auswärts find bei der nächsten Bahnstell" an vorgenannte Bahnstelle mit Frachtbrief auszugeben und die Fracht bi-" ^ zur Sammelstelle zu entrichten. -i. ! Ausgeschlossen sind Sendungen mit leichtverderb-si I lichen Eßwaren, die bei dem langen Transporte nsir ver-!. derben. Ferner können solche Sendungen nicht befördert werden, die mangelhaft verpackt oder mangelhaft adressiert sind. Für Angehörige anderer sächsischer Truppenteile, die den obengenannten Formationen nicht angehören, werden die Liebesgaben und Einzelsendungen in gleicher Welse be- fördert. Auf jeder Sendung ist der Absender mit Wohn ort genau anzugeben, damit die Sendungen, die unter Umständen zurückzuschicken sind, wieder zugestellt werden können. Es ist möglich, daß ein kleiner Betrag für Etnzel- sendungen nachträglich noch erhoben werden wird. Vor- läufig erfolgt der Transport für Rechnung der Militär verwaltung. Muster für die Adresse: Absender: Max Schulze. Klotzsche bet Dresden Straße. An den Soldaten Emil Schulze F XII. Armeekorps. ^ 23. Division Grenadier-Regiment Nr. 100 2. Kompanie. , „ ' , ^ . ' > _ ' ^ "s * * ^j, Die Kriegslage im Westen Großes Hauptquartier, »4. September, abends (W. T. B. Amtlich.) Auf dem westlichen Kriegsschauplätze find heute im allgemeinen keine wesentlichen Ereignisse cingetreten. Einzelne Teil? kämpfe waren den deutschen Waffen günstig. Aus Belgien und vom östlichen Kriegsschauplätze ist nichts neues zu melden.