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Nr. LLO L8. Iahrg. Dienstag, den 27. Mai IMS abends Sächsische Geschäftsstelle und Rrvadrwa Dresden-A. IS, Holbetnstratz« st« Fernsprecher L13VS Postscheckkonto Leipzig N«. L47 «e,>,»tz»et»i A«»s»»« H «U Mustr. vetlaa« dierrellkHrlilh »^8 In Dresden und ganz Deutsch- land fr«« Hau» 8.8« in Oesterreich «.»« X. »««,«», 8 >«»,«», o vterteliadrl«» 8.88^». In Dresden und aan, Deutschland frei Hau» F» in Oesterreich 8.8« X. Iin,el>Nummer I« «. Di« «SchMche «olls,eituna erscheint an «Men «ochenta»«» nachmittag». SIn»etacn, Annahme von GcichüjlSnnzeiql-n k>t« I<« 2H« - von gamilicnnnzkigen vis II Ui^i von«. Preis sür die Petit SvaiUeilestt I, im Rekie s inetkil I Familien - Anzeige» NN > gür ondciitlilt, geichricvene, sowie durch gern j wrechcr ansgrgcben.c Anzeigen lönnen wir di Veranlworliichleilinrdiecklchiigkeüde» Leute« nicht übernehmen. Evrechsinnde der Redaktion! II-IÄ Uhr vormittag«. ' Einzige katholische TageszeiÄmg st» G«M«t Nrgm der ZenstÄMSpurtei Ausgabe ^ mit illustrierter Uuterhsltuugsbeilage mrd reltg. WocherweMM Ausgabe ^ mrr «tt der WscherckMW^ Der Einspruch des Dresdner Haupt elternrates. ^ "Dresden, 24. Mai 1919. An das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden. Der Dresdner Hauptelternrat, hervorge- ssangen durch freie Wahl aller Elternräte der acht katho lischen Volksschulen Dresdens, bringt die heute einstimmig beschlossene Willensmeinung der hiesigen Eltern mit ihren 3600 Volks.schstülern durch nachstehenden Einspruch gegen die Ministerialverordnnngen na 17 30 vom 2. Dezember 1913, ix» 2 vom 12. Dezember 1913 und na 19320 vom 3. Januar 1919 dem Kultusministerium zur Kenntnis. 1. Uns christlichen Eltern ist es unverständlich, daß in einer Z^t, die das deutsche Volk ins tiefste Elend gestürzt bat, in der uns Arbeit und zureichende Nahrung fehlen, in der uns unerbittliche Feinde einen Gewaltfrieden auf- zwingen ans jahrzehntelange Versklavung, das Kultus ministerium Verordnungen aufrecht erhalten kann, welche unsere ohnehin schwer besorgten Gemüter aufs tiefste cr- 'chüttern. Anstatt uns Eltern in der Erziehung des nächsten Geschlechtes zu unterstützen, werden n n s S ch w i e r i g - keiten bereitet in Heranbildung unserer Kin der in uns e rer Weitaus ch a n n n g. Ties empfin den wir, zumal nach fünf beispiellos schweren KgrieSjahren, als G e wi s s e n sv e r g e w a l ti g n n g. Das hat der christliche Volksteil, der keinen Aufrubr anzettelt, nicht ver dient. 2. Wir verständen die Verordnungen, wenn unsere katholischen Volksschulen rückständig wären. Das ist aber nicht der Fall. Unsere hiesigen aus eigenen Mitteln er bauten Volksschulen entsprechen den gesetzlichen Anforderun gen, eine davon (Bünansiraße 12) gilt als Muster neuzeit licher Schulbaukunst. Ter Unterricht in unseren Schulen wird nach demselben Schnlplane erteilt wie in den Mehr- heitsschi'len. so hast eine geistige oder praktische Benachtei ligung unserer Kinder nicht stattfindet. Ebenso gewähren wir unseren Lehrkräften dasselbe Einkommen, wie es die evangelischen Lehrer beziehen. Ein Grund, unsere katho lischen Volksschulen Ostern 1920 mit den städtischen zu „ b e k e n n t n i s ko s c n " Volksschulen zu verschmelzen liegt somit gar nicht vor. 3. Im Gegenteil befürchten wir katholischen Eltern a n s dem Wegfall der Hälfte des Neligions- unterichtes einen n i e d c r r e i st e n d e n Einfluh auf Len sittlichen Charakter unserer Kinder — und dies zu einer Zeit, wo Einbruch, Diebstahl, Mord und Totschlag an der Tagesordnung sind, ja, wo sichdie Ne - gierung selbst genötigt sieht, bei der Volkskammer eine bedeutende Vermehrung der Kriminalpolizeibeaniten zu be antragen, um der Verbrechen einigermasten Herr z» werden. 1. Als Eltern haben wir das unbestreitbare Recht, unsere Kinder nur solchen Schulen und Lehrern anzuver- tranen, die unsere Kinder in unserer Weltanschauung, wie wir sie ihnen schon vor Schuleintritt ins Herz eingepflanzt haben, weiter erziehen. Diese Erziehung gewährlei st en uns aber die vom Ministerium erlassenen oben er wähnten Verordnungen nicht. Daher fordern wn als Steuerzahler und als Hanpteltcrnrat der Dresdner katholischen Volksschulen: n) daß das Kultusministerium unser Selbftbestim- mungsrecht auf Erziehung unserer Kin der in unserer Weltanschauung unange tastet lässt, zumal dieses Recht jetzt jeder Volksstamm beansprucht und auch die Regierungen des Deutschen Reiches und 'einer Gliedstaaten selbst cs sogar von nn- seren rücksichtslosen Feinden als selbstverständ lich verlangen: d) -ah der Geist genannter Verordnungen in das neue Notschulgesetz keinerlei Aufnahme finde. Der Hnnptelternrat der katholischen Volksschulen Dresdens. Die ^niedensverhandlnnapn. Das Aufrollen der Schnkdfragc. Versailles, 25,. Mai. Heute ist dem Präsidenten der alliierten Friedenskonferenz von der dentfchen Friedens- telegation nachfolgende Note überreicht worden: Versailles, den 24. Mai 1919. Herr PräsidentI Der Inhalt deS Schreibens Ew. Erzellenz vom 20. > über die Frage der Verantwortlichkeit Deutsch. lands für die Folgen des Krieges hat der deutschen F:st>- densdeleg.stion a.zcicst, dah die alliieiten und cchoziiecien Negieningen dev Sinn vollständig mißverstanden habm, in dem die deutsche Regierung und das deutsche Volk sich mir der Note des Staalsststretärs Lansing vom st. Ndvember 1918 stillschweigend einverstanden erklärte. Um diese Mst:- oerständnisso auszulic.'rn, sieht sich die deutsche Delegation genötigt, den alliierten und assoziierten Negierungen die Ereignisse ins Gedächtnis znrückzurnfen, die jener Note vorausgingen. Ter Vräsidcnt der Vereinigten Staaten von Am-v'ik.. hatte zu re'.scb.«-'-«men Malen feierlich erklärt, Last der Weltkrieg nicht mit einem Machtfrieden, soliden, mit einein Recht-srieden enden soll, und dah Amerika in,', sür die-es Kriegsziel (hier enthält das Telegramm eine- Lücke, die »ngcsähr nie folgt anszufüllen ist: in den Krieg ein- gerceten wäre). In d'esrni Sinne wurde die Formel ge prägt: Keine Annexionen, keine Kontribn- to n e n . k e i n e S t i a ' ,z a h l » n g e n. Auf der custe, en Seite verlangte aber der Präsident unbedingt die Wieder herstellung des verletzten Nechtsziistandes. Tie positive Seire die«er Forderung land ihren Ausdruck in den 14 Punk ten, die der Präsidinr in seiner Botsck-aft vod 3, Januar 19)3 nidergclegt. Sie verlangt von dem deutschen Volk: hauptsächlich zweierlr i' 1. den Verzicht auf wichtige Teile des Reichsgebietes im Westen und Osten unter dein Gesichtspunkte der na tionalen Selbstbestimmung, 2 das Ver'piechen der Wiederherstellung der be setzten Gebiete Belgiens und Nordfrankreichs. A'st beide Forderungen konnte sich die deutsch« Negie rung und das- deutsche Volk einlassen, weil der Grundsatz der Selbstbestiinmvi a der neuen demokratischen Verfassung Deutschlands entsprach »nd die wiedcrherznstclleiiden Ge biete von dent'chci Site durch eine völkerrechtswidrige Handlung, nämlich durch die Verletzung der Neutralität, mit dem Schi ecken des Krieges überzogen worden warn,. Das Scibstbestimninngsiechst des polnischen Volkes haste üb.ig'.r.s sthon die st'ülere Negierung ebenso anerkannt, wir das an Belgien verübte llnrccht. Wenn nun das durch dcn Staatssekretär Lanstng am «st. November 1913 an die denl'ch: Negierung »bei miitelte Schreiben der Entente den Begrast der Wiederherstellung der besetzten Gebiete einer näheren Auslegung unterzog, so erschien es für die deutsche chustis- siing :elbstverstä'idlich, dah die Ersatzpflicht, die :n der Auslegung fcstaclecst wurde, sich nicht ans andere Gebiete beziehen konnte, als die, deren Schädigung als rechtswidrig znacgelcr, war »nd deren Herstellung die lei tenden Staatsmänner der Gegner als Kriegsziel b-staut hatten. So bat Präsident Wilson die Wiedergntmulung des Unrechtes an Bstaien in seiner Botschaft vom 3. Januar A>13 ansciücklich als den heiligen Akt bezeichnet, olaic den die ganze Stnistii" und Geltung des Völkerrechts stir im mer er chüttert sein würde. Ebenso hat der englische Pre mierminister, Herr Llovd George, in seiner RH« ini Unterban'e am 22. Okiobcr 1917 gesagt: Die vornehmsten Fordculngen der bulsteben Negierung-»nd ihrer Vecbün- deten waren stets die völlige Politisch!«, territoriale und wirt schaftliche Wiederherstellung der Unabhängigkeit Belgiens und 'einer Enstchädigimg, soweit eine solche möglich 'st stir die Zerstörung seiner Städte und Provinzen. Fordering e'ner K.stmscntschädigling, wie die, Das ist sstne die '.371 Frankreich von Teiit'chland auferlegt wurde. Es ist kein Versuch, die Kosten der Kriegführung von dem einen Krieg führenden ans den anderen abznwälzen. Was hier für Bel gien gesagt wird, muhte Deutschland auch für Nord frankreich anerkennen, da die deutschen Heere nur auf de'«' Wege über die verletzte belgische Neutralität die fran zösischen Gebiete erreicht hatten. Dieser Angriff war es, für den die deutsche Negierung Deutschlands Verantwort lichkeit zugab, nicht aber seine angeblich,« Schuld am Aus bruch des Krieges, oder die äußerliche Schuld am Ausbruch des Kricges, oder die äußerliche Tatsache, daß die formelle K rie-> erklärnng von seiner Seite ansgegangen war. Tie Bedeutung der Note des Staatssekretärs Lansing lag für d'c dculscye Negierung darin, dah die Entschädignngspflicht sich nicht auf die Wiederherstellung der Sachwerte be schränkte, sonoern ans jeden Schaden ansgedehnt wurde, den die Zivilbevölkerung im besetzten Gebiete an Personen oder Eigentum erlitten hatte, mochte er im Laufe der Krieg?- handlange» zu Lande, zu Wasser oder von der Luft ans he - bciaestlh't worden sein. Das deutsche Volk hat die Ein seitigkeit wohl empfunden, die darin lag, dah man ihm die Wiederherstellung Belgiens und Nordfrankreichs auf:r- legte, während man ibm eine Entschädigung sür die Ge biete des deutßbcn Ostens versagte, die ron Len Truppen ! des en glichen Zaric un: : nach eine»! von langer Hand vorb- ! reitetrn Plane « '.-erfüllen und verwüstet worden waren, j Es bat aber angenommen, dah der russische U-ebersall > »ach fonnellem Völtcirechie anders zn beurteilen war, als ! der Einfall in Belgien, »nd deshalb von einer Ersatzforde rung scineiseiis Absta-w genommen. Wenn nunmehr die alliierte:' und astoziieisten Negierungen die Auffassung ver treten sollten, daß sür jede völkerrechtswidrig« Handlung, die iri Kriege begangen worden ist, Schadenersatz gcschuld-.t wird, so will die denlnste Delegation die grundsätzliche Nich tigkeit dieses Standpunktes nicht bestreiten. Sie macht! ab-."' daraus aninicrlsani, das; da» auch Deutschland eine ei h e d l i cl> e S ch a d e n r e ch n n n g a n szu - stellen bar und Last die Ersatzverpslichlniigen seiner G-"g- ner insbcscndeie geaem'ber der durch die vö!kerrcclst-wid'",'e H li n g e > b I o ck a d e unermeßlich geschädigten sti'älbcvoste ruiig sich nickst ans die Zcit beschränken, wo der Krieg us.st beiderlei's ac.iiiiO n niste, sondern ganz besonders ans Ge Zeit zntl'ksie» wo es noch eine Kriegführung der -'Ui- iertci' und astazie:t >>. 'Nächst- gegen eia freiwillig iac!'' --«wordene-: Dennchia.' d gab. Jedenfalls entfernt iist du Anss-'si»ng d-er elliie '.en und «rssziie!ten Negierungen :-au dcr Vereinbarung, die Dental!and vor Abschluß des Wst jenstillstai'dsr ertrage- gen offen hatte. Sie Iaht eine end los« Reibe von Stieilst- ae» am Horizont der Friedensver- bmdlni'gcn rm>-a.st mvn und kannst' zu einor praitischrn Löinii«g nur diiicl eine nni>g:teiische interiigtionale Gerichts barkeit gebrach! '.reGen. eine Gerichtsbarkeit, wie sie im Art. 13 Abu 2 des Enm ni'eS der Friedens!'stänonng-m vorg«s?hen ist. Diest' ?st> atz bestiinint: stn den Frauen, die im allgemeinen stbicd-,-eiiclstIiche Lösung zulasten, geba'en die Sticitsraaen üpe'- die An.stecnng e«neS Ve'strage-s üb-"r all- Punkte dcs ini.-ri'atianalen «techte.-. über das B- ste' .ul jeder Tatsache, deren Estlreten die Vi'rletziiiig einer inst".- nationalen Veiv'l «htnng bedcnt.ni uuirde, oder übe-' di« Ausdehnung und die An der Wiedergutmachung, die 'Ui Falle eine' 'olcheu Bestehung zu leisten wäre. Eure Eizellcu' v ei'en ferner in Jh:cm Schreiben vom 20. d. M. darauf bin. das: nach den Grundsätzen des ii'stu- nationalen Rechts kein Volk durch eine Veränderung üümu politischen Regiermnst form oder durch einen Wandel i" den Personen 'einer FÜG ei i in« von seine" Negierung einmal gemachte Vervstickstniig ginn Erlöschen bringt. Die derst'c!'« Fi'iedcnsdeleaation ,j; west davon entfernt, die Nichtigkeit dieses Grundsatzes z» b. streiten. Sie verwahrt sich a"cki nickt gegen die Durchführung des durch das Angebot der früheren Neaici»ng vom st Oktober 1913 -ingeleitelen Ab kommens. senderu aeaen ai« in dem Friedensentwiirf ent haltene Bestraf»»» von angeblichen Vergeben 'est'er früheren vostineben und riilstäiischen Leiter. Der P.äst dent der Vereiniat«''' Sraastn von Amerika bat am !. De zember 1917 erklärt, kwst Krieg nickst mit e i nni Racheakt i.aendeiner Aist beendet werden solle, daß ststve Nation, kein Volk bnaubt oder bestraft werden solle, west die iiuvere'stwoltlichen Herischer des Landes ihrerseits rin schweres und rerabicheiinngswürdiges Unrecht bcanng. n haben. Tie deutsche Delegation bernst sich nickst ans diese und ähnliche Ziistigen. nin sich irgendwelcher völkerrecht lichen Perp'Iichtiingen zu entziehen, aber sie fnblt sich be rechtigt, an stc zu erinnern, wen» man dem deutschen PaUe die Veraistwoitiuig für dcn Ausbruch des Krieges und die Haftbarkeit für alle Kriegsschäden aiiserlegen null. 'Noch in dcn öffentlichen Verhandlungen bis kurz vor Abschluß des Waffenstillstandes wurde dem deutschen Volke ver- svroch.en, daß Deutschlands Schicksal eine griindleaende Aenderung erfahre» würde, wenn man es von dem s-än-'r Herrscher tiemste. Die deutsche Delegation möchte die Waste Eurer Eraellen? nicht dabin versieben, daß die Zusage der alliierten und assoziierten Negierungen damals n n r eine KriegsIist war, um den Widerstand des deutschen Volke? zu lübnien. und daß die Zusage heute ziirückgenoinni'm werden soll Schließlich machen Eure Erzellenz geltend, daß die alli- iertev nr.d assoziierten Mächte das Neckst haben, Deutschland nach der selbe» Methoden zn behandeln, die cs beim Frank furter Fiicde" und beim Frieden von Brest-Litowsk seiner zeit angewandt habe. Die deutsche Delegation unterläßt »S vor',änfig, zn prüfen, inwiefern sich jene beiden Friedens- schliche von dem heute hier vorliegenden Friedensentwnrs« nnterschciden. Denn sür die alliierten »nd assoziierten Re gst".irren ist cs beute zu spät, ans jene Präjudizien einen N ch t -r a n s p r n ch z ii gründe n. Der Augen blick hierfür war gekommen, als sie vor dcr Wahl standen, die 11 Punkte de? Präsidenten der Vereinicsten Staaten vsn Amerika, als Fiiedcnsbasis anznnebmen oder abziilebnen. In diesen 14 Punkten wurde ausdrücklich die Wicdergud-