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K' Nr. t — 10. Jahrgang Sonntag den 1. Jr nuar 1V11 WscheMksmtung Erschein« täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn-und Festtage. Ausgabe > mit „Die Zeit in Wort und Bild" viertelitibrlich L,l<» .«< In Dresden durch Boten 2.4« ^c. In ganz Deutschland srci Haus 2 82 ^c: in Oesterreich 4,4!» X. Ausgabe N odne illliltrierte Beilage bicrteliilkriich l.tsO " , Dresden durch Loten 2,1« In ganz Deutschland srei ' " " — x. — En ^ " paus 2.22 -tt: in Oesterreich 4,07 kinzel Ar. 10 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die tlgesvaltene Petilzeilc oder deren Raum mit 15 4, Reklamen mit SO 4 die Zeile berechnet, bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt. Buchdruikerei. Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden, Pillniqer Strafte 4». — Fernsprecher I»0O AurRnckgabeunverlaug». Schriftftiiikc keine tvrrbiudlichkci« RcdakttonS Sprechstunde: 14 bis 12 Uhr. Lssts Lo^ußsNtfusIIs! „„ VorLiixlloliv uvu« unä xodranokts, all« Hole- nnä StUurlsa sorvio iiaolr Lsieltuunx- n ^ 11. !H OW I Ick!1I 8 voll 60 lstllrk 3.ll kios>p-o ^useeakl, gttunrigs 2al>Irroi»o, Irolrs, X»«»«nr»butt l Illvt-IUano»! 8V«»I 1oIi»llu.<<vorg«o-1I>ov 1» >->Ql-IT6lt.II»st^^ WI^sZ^ ^rsiNobl- uoct ^tsNöe-^ufoabmsn VsnAi'öüsi'ori^Sll Xinctsedilsse Spoed ° so P>eoi80 msül8 Del.-/^nmslctung 1637 Allen unseren Freunden, Abonnenten u. Mitarbeitern wünschen wir aufrichtigen Herzens ein glückliches Neues Jahr! Redaktion u. Geschäftsstelle der „Sachs. Volkszeitung". ^7- Neujahr Die griechische Zuge erzählt, daß aus der Büchse der Bandara de» Mensche» alles Leid gekommen sei, daß aber die Hoffnung i» jener Büchse verbliebe» sei. Wen» ein Ba r van uns scheidet, sind wir leicht geneigt, dasselbe als ei»ni alten Griesgram zu betrachten, van dein wir Gutes imst erfahren haben, und jubelnd wenden wir uns dein nen-en Jahre zu, das uns als ein jugendfrischer Jüngling e>" beint, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Bei de" Jahreswende wollen wir nns nicht gern daran er- ln iern, daß jeder Griesgram, von dem wir jetzt so leichten H rzens Abschied nehmen, einstens auch ein solches jngend- srstcher Jüngling war, dem wir entgegenjubelten und ans dni wir unsere Hoffnung setzten. Wir alle, die wir im ver- g ngenen Jahre Trübes erfahren haben, die wir bittere (s 'ttanschungen durchkoste» mußten, die wir von Krankheit und Todesfällen heimaesucht waren, die nur mit sozialem Elende zu kämvfen hatten — wir alle geben nns so gern dem Wahne hin, daß mit dem Anbruche des neuen Jahres dieses min alles anders werden müsse und uns endlich nun > iich einmal die Tanne beS Glückes scheinen müsse. In d," ' ,'ichse der Pandora blieb eben die Hoffnung des Menschen, nd es ist gut, daß uns die Hoffnung verblieben ist, denn n» der Hoffnung auf bessere Zeiten gewinnen wir in den ttrgen des Leidens und des Verzag,ms die tarnst, die uns li neuen Tate» stählt. Es ist datier, wenn sich in den Klang der Glocken, die eas neue Jahr einlänten, frohe Glückwünsche der Menschen mischen und die Bahreswende in Freuden begangen wird, dieses nicht ohne weiteres eine leichtfertige Vergnügung;-- nicht des Menschen, sondern es steckt- darin ein pspchologisches Moment. Tie Vorsehung hat es einmal gewollt, daß unsere irdische Wanderung nicht frei von Prüfungen und bitterem Leid sein soll, aber indem sie uns die Zukunft verschleierte, bat sie uns das Recht der Hoffnung gegeben, der Hoffnung, daß nicht alle Tage unseres Lebens von Sorgen und Wider wärtigkeiten beschattet sein solle». Tiefe Hoffnung ist es. die uns am Renjahrstage beseelt. Mit ihr ist verbunden der Vorsah, daß wir, was an unserem Teile liegt, dazu bei tragen wollen, daß sich die Zukunft für nns lichter gestalte. To verständlich daher der ReujahrsoptimiSmiis ist. so unberechtigt ist der Pessimismus, der manchen unserer Mit menschen bei der Jahreswende beschleicht. Tiefe erblicken in dem neuen Bahre nur die Fortsetzung ihrer Erfahrungen ans dem alten Bahre, ohne dabei zu denken, daß das alte Fahr doch nicht imm-er der Griesgram war, als der es uns am Schlüsse des Jahres erscheint. ES ist eben in unserem Gefühlsleben begründet, daß Gutes und Freudvolles, das uns begegnet, aus unserer Erinnerung viel schneller schwin det. als Böses und Leidvolles, lind wenn wir daher am Schlüsse des Bahrcs das Fazit aus demselben ziehen, so er scheint uns das eine Konto viel größer als das andere. Wir sind es uns aber selbst schuldig, daß wir, wenn uns ein der artiger Pessimismus befalle» null, der geeignet ist, unsere Tatkraft zu lähmen und uns die Freude am Leben zu neh men, auch der lichtvollen Momente des vergangenen Jahres gedenken, unser Gemüt durch sie erwärmen und cs der Hoff nung für das neue Jahr zugänglicher machen. Wer an eine Vorsehung nicht glaubt, wer der Meinung ist, der blinde Zufall regiere die Welt, der hat tlrsaclie, mit bangem Herzen in das neue Jahr zu treten. Wer aber an eine übernatürliche Lenkung der Geschicke glaubt, wer sich als Kind dessen bekennt, der nns gelehrt hat, daß nichts ohne den Willen unseres Vaters im Himmel geschehe, der darf mit froher Zuversicht in das neue Jahr eintreten, weil er sich in sicherer Hut weiß. Und wenn auch das neue Jahr für ihn Enttäuschungen und Entbehrungen bringt, so werden auch diese ihn nicht verzagt machen, denn er weiß, daß es unseres Bleibens hier nicht ist und daß denen, die mit Mühsal beladen waren, ans dem göttlichen Munde ein glückliches Leben im Jenseits zugesicherk worden ist. Wenn also heute der feierliche Klang der Glocken zu ernster Betrachtung stimmt und nns zum Gebete ruft, dür fen wir die Glückwünsche, die wir anderen darbringen, mit Gottvertraneii aussprechen und mit Gottvertrauen die Wünsche derjenigen, die uns nahestehen, entgegennehmen. Reinen und heiteren Herzens wollen wir in das neue Jahr cintreten, in dem Bewußtsein, daß Gott dem Menschen nicht nur die Empfindung für Schmerz und Leid gegeben, sondern auch die Empfindung reiner Freude. Und in diesem Sinne wünschen auch wir ein frohes, glückliches Nenjnhr! PoMche Rundschau» Dresden, den 3l. Dezember 1010. Von den Kaiscriiinuovern Ulli liegen jetzt bestimmte Nachrichten vor. Tanach finden sie zwischen dem Garde- korps, dem 2. lpommerschen) und dem !l. Armeekorps statt. Tas Manövergelände wird hauptsächlich den südöstlichen Teil der Provinz Schleswig-Holstein, die beiden Groß- herzogtümer Mecklenburg - Schwerin und Meckleiibnrg- Strelitz, Vorpommern nebst einem große» Teil Hinter Pommerns, den »ordöstliä n Teil der Provinz Hannover sowie den nördlichen Teil der Provinz Brandenburg um fassen. Auch die HochseeUotte wird sich an den großen Herbstübungen beteiligen, und zwar sind als Gelände die Tstküste des südlichen Schl .wig-Holstein und die mecklen burgische Küste in Aussicht genommen. — Der Abg. EvcrltNu ersucht die Kreuzzeitung, seine RcichstagSrede vom Ick. Dezember im steiiogiavbischen Wortlaute achzudrucken. Obwohl das Blatt überzeugt ist, daß seine Leser von dics.m Wortlaute ganz denselben Ein druck haben würden, wie sie und die gesamte Rechte des Reichstages, muß es doch auf den Abdruck ve-zicksteii. d»m es müßte „die vortreffliche Antwort des konservativen Abg. Kreth, die der ParlamentSbericht ebenso geküizt hatte, wie die Rede des Abg Everliug, ebenfalls im Wortlaute wleder- geben, und auch dis zum Verständnisse des Zusammenhanges dienenden Zwischenrufe Everlings und anderer Abgeordmten bei den vorgehenden Reden. Wir würden diese Mü'.i° nicht scheuen, wenn unsere Parteifreunde es wünschten i aber von ihnen ist nns keine Aeußerung bekannt geworden, die einem Wunsche nach dem Wortlaute der Everli »gschen Rede ähn- lich sähe." — Transport von Millionen. Die rund 50 Mill. Mk des Isx-Trimborn-Foiids werden aus dem Tresor im Reichsjustizamt dieser Tage in das Reichsschatzamt über« geführt. — MissionsaoSschuß. Am 20. Januar findet in Be>ln, eine Sitzung der Firianzabteilung des MissioiiLauKck'usses ! des Zentralkomitees der Katholiken Deutschlands statt. Es j wird über die Beschaffung von Mitteln zur Herausgabe einer großen Missionsbibliothek beraten werden. — Die geldlichen Aufwendungen für die Kaliindnstrir sind im Jahre 1910 sehr beträchtlich gewesen. Sie st-Ilten sich nach dem Jahresberichte vom Rhciniich - W stlälischen Kuxenmarkte der Bank- und Kuxei ficma Gebr. Stern in Dortmund auf 35 261 450 Mk. gegen 23 250000 Mk. im Jahre 190!» und 33 500 000 Mk. im Jahre 1908. An dieser Summe sind beteiligt: 20 Gewerkschaften . . mit 11000000 Mk. an Zubußen, 5 .. .. 7 500000 .. .. Anleihen, ck Aktiengesellschaften 3 01ck ck50 .. ,. Zuzählungen, 7 „ 14 760000 .. .. Anleihen. Wir können vor Neugründung nur warnen, da die Verhältnisse in der Industrie noch nicht gesund sind. — lieber de» verstorbene» Grafen Ballrstrcm schreibt Chefredakteur Derlei in der „Tcutschen Tageszeitg.": „Seiner Tätigkeit an der Spitze des deutschen Reichs lages haben wir schon rühmend erwähnt. Er war zweifels ohne einer der tüchtigsten und fähigsten Präsidenten, die der deutsche Reichstag gehabt hat. Seine Kenntnis der Ge schäftsordnung und der Oieschichte des Reichstages war staiinenslvert. Wir habe» oft bewundert, wie er selbst in untergeordneten Kleinigkeiten bewandert war. Sogenannte Entgleisungen babeu lvir kaum je beobachtet. Er war iniiner Meister des Stoffes. Sein schwieriges Amt führte er mit klassischer Ruhe. Nur sehr selten bemächtigte sich seiner eine gewisse Erregung. Dazu kam der wirklich köst liche Humor, der niemals gekünstelt, sondern immer echt war . . . Als Meusch war Gras Ballestrem eine durch und durch spinpathische Erscheinung, vornehm. ritterlich, väter lich und von einer herzliche» Gemütlichkeit im Verkehre mit denen, die er gern hatte. Wir sehen ihn noch im 0 eiste oveu am Tische des Zentrums, im Ersrischuiigsraunie sttzen und das kleine Gläschen des sogenannten Präsidialsherrys schlürfen, das ihn für seine Tätigkeit stärkte. Da plauderte er mit seinen Parteifreunden in der liebenswürdigsten Weise und batte für jeden Vorübergehenden nicht nur einen sreliiidlicheii Gruß, sonder» auch ein nettes Scherzwort. Wenn ilm ein Abgeordneter, zu dem er besondere Neigung batte, am Präsidialsttchle begrüßte, daun pflegte er woht bei guter Laune eine Prise zu spende». Und das Ständen dieser Prise war für de» betreffenden Abgeordneten ein Zeichen, daß beute der Präsident einer Bitte zugänglich war. War er besonders guter und sonniger Laune, dann pflegte er wobt die Ausdrücke schlesischer Gemütliclsteit an- znwenden, bisweilen selbst solche, die nicht ganz hoffähig sind. Es konnte ihm aber niemand etwas übel nehme», weil dabei das belle Woblwollcii ans de» scharfen, guten Augen leuchtete. Teni Präsidenten einen Gefallen zu tun. war wohl für die meisten Abgeordneten eine Freude. Bei der dritten Lesung des Juvalidenversichenmasgesetzes iollte über einen Antrag abgestinimt werden, der noch nicht im Drucke vorlag. Zur allgemeine» Erörterung batte sich vor läufig kein Redner gemeldet. Wenn die Erledigung des Gesetzes nicht ins Stocken geraten sollte, mußte noch ein Stündchen geredet werden. Ta schickte der Präsident zu einem konservativen Abgeordneten und bat ihn, so lange zu reden, bis er das Zeichen geben werde. Das geschah denn auch und Graf Ballestrem bat dem betreffenden Ab geordneten diesen kleinen Tienst niemals vergessen. Ge wiß war auch an dein Heiingegangeiien manches ipenschlich. Aber auch dieses Menschliche war verklärt von dem Lichte einer guten, liebenswerten, vornebmen Seele. Graf Balle- slreni wird in der Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Reichstages, aber auch in den, Herzen aller derer, die ibm nabesteben dursten, sortleben. Er rnbe in Frieden! Das ewige Lickst, nach dem seiner Seele Auge» sich sebnte», leuchte ihm!" Tie Vorstellung,» der „dentscheii Regierung" in Lissabon richten sich, wie der ...Köln. Zeitg." ans Berlin ge meldet wird, nicht gegen die Ausweisung des Jesuitenordens als solchen ans den portugiesischen Kolonie». Nach einem portugiesischen Gesetze sind alle Orden ans Portugal und seinen Besitzungen ausgeschlossen. Demgegenüber bat die ..deutsche Regierung" die Interessen ibrer Slaatsangeböri- gen dalstn gemalmt, daß sie Portugal ersucht bat, bei der Auflösung der Besnitenmission in portugiesischen Kolonien jede Verletzung deutschen Eigentums zu vermeiden und die Auslösung auch nicbt so zu überstürzen, daß dadlmch mal, rielle Bnterelsen geschädigt werden. Wenn die Jesuiten sich entschließen, in der poistngiesischcn Kolonie ans die förmliche Gliederung als Orden zn verzichte», so wird sich vielleicht ein Weg finden, um die Fvrljelznng ihrer Missionslätigkeit .n »-möglichen. Tie „deutsche Negierung" bat in diesem Falb' den, Orden gegenüber nicht nielm getan, als sie auch jedem ionischen, der ibieu Sclmtz anrnil, tun muß und zi. tun vslegl. Tie Eigenscbafl als Lrden siebt datier mit dem Verbalten der Regierung in keiner Verbindung. Das braw.tste die deutsche Regierung nicht eigens zu versichern, daß sie dem Jesuitenorden als solchen znlielie nichts tun werde. -- Wertlose Arbeit. B» der letzten Zeit bal das „Bert. Tagebl." nielmsach ans Mängel bei der amtlichen Bericht erstattung für Handel und Industrie lstngenstesen und da bei gezeigt, daß von den statistische» Aemler» jährlich viele lausende von Mart nnnütz ansgegeben werden, sei es, weil die betressenden Publikationen überhaupt keinen W> st für die Piaris haben, sei es. weil deren Wert durch die' allzu- ipäle Perösientlichung wieder illnsoriist' gemacht wird. Einen neuen Beweis für die Schwerfälligleit dies, amt lichen Apparates dielet der gestrige „Reiclisanzeiger". dieser lringt zwei Spalte» seines Blattes über den Ertr g der preußischen Ernte mit Angabe der .Hvktarerträge in d> n ein zelnen Provinzen »sw., also recht wichtige Angaben, d e nur ten Fehler haben, daß sie bereits seit 19 Tagen all, emeiu bekannt sind! Tenn schau am 8. Dezember bracht' d," Reiclisanzeiger" selbst die ausführlichen Zahlen dei de scheu Getreideernte, bei der auch die preußischen )a' enthalten waren. Am ll». Dezember erschienen nun i> Mitteilungen des lnndesstgtistlscheii Amtes die sp, Angaben über de» preußischen Ertrag, die erst jc .Reichsanzeiger" publiziert werden. Hält man ni preußischen Erntezahlc» au amtlicher Stelle für nick tig genug, dau» braucht ina» sie gar nicht zu veröffen da die notwendigen Zahlen bereits mit der deutschen