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Ei« «e»e- deutsches (National-) Lied (Im Sinne der Forderungen Prof. M. SchneidcwienS) Nach der Melodie: .Ich Hab' mich ergeben.' ' Zur besonderen, eignen Vertonung aber wohl geeignet und empfohlen Don Earl Theodor Schulz (Dresden). WaS einst ward gesungen, *) Ersehnt unverwandt. Wir ha den'S nun errungen: Ein einig Vaterland. De« Rotbartes Raben, Die kreisen nicht mehr. .Sie sollen ihn nicht haben' Klingt nicht mehr sorgenschwer. Vom WaSgau zur Nehrung, Der Alp' bis zum Bell. Wie mit des Reiches Mehrung Jst'S anders jetzt bestellt! Denn deutsch Wehr und Waffen, Die sind gut von Klang. WaS deutsche Arme schaffen. Gepriesen ist eS lang'. Labt wehn unsre Farben, Fetzt Schwarz, Weiß und Rot! Im Kampf die Väter starben Fürs Vaterland den Tod. Fürs Recht ich auch stritte Mit Gut und mit Blut, Für deutsche Sprache, Sitte, In deutschem Freiheitsmut. Wie fest unsre Eichen Und Linden uns stehn, Soll deutsche Treu nicht weichen, Nicht von uns wieder gehn. Den Glauben erhalten Laßt stark uns und fest. Daß GotleS Vaterwalten Die Treuen nicht verläßt! Und laßt uns erglühen In Treu'n für das Wort: Deutschland soll wachsen, blühen, Fortan ein Völkerhort! In Sehnsucht erstarken Nach noch befsrer Zeit, Das sei in den Gemarken DeS Reiches Herrlichkeit! Und immer auch werde Nach urdeutscher Art Dem Reich im HauS und Herde Der feste Grund gewahrt. Wie .,Frau'n Lieb' und Leben" Macht sanft selbst den Tod, So soll'S auch Weihe geben Den Farben Schwarz,Weiß. Rot! *> oder: Mein Deutschland, umschlungen Von Fährnis allzeit, Wie hast du durchgerungen Dich kühn zur Einigkeit! Aeußerungcn über dies Versuchs-Lied, pro wie contra, sind dem Verfasser (nicht der Red.) erwünscht, ebenso im Interesse der Sache. (Dresdner Anzeiger.) Der Verfasser schreibt zu dem Gedicht, was folgt: Daß wir kein eigentliches deutsches Nationallied haben, das hat seinerzeit Professor Max Schneidewien in eitler Schrift und auch Kritikabhandlung ziemlich überzeugend nachgewiesen. Der Kunstwart (Avenarius) l.>at später die gleiche Meinung vertreten. Wir bedürfen aber eines solchen, schon weil jedes wahre, tiefere Empfinden — und das deutsche Nationalgefühl scheint ja immer mehr zu er- starken — auch seinen entsprechenden Ausdruck verlangt; bedürfen eines Nationalliedes. das dem modernen Empfinden und auch den gegenwartlichen Verhältnissen einigermaßen gerecht wird, oder doch mehr als das vor zirka 70 bis 80 Jahren gedichtete, bisher als Nationallieü geltende „Deutschland, Deutschland über alles". In diesem seinem überaus schönen Refrain tveist dies Lied zwar den Vollgehalt mächtigen Gefühls auf, zeigt dagegen im übrigen aber auch, dem damaligen Zeitgeiste oder doch der weichen Gemütsart des Dichters entsprechend, einen etwas zu weichen Charakter, während das doch kräftigere, gesunde „nationale Empfinden von heute" eben auch einen kräf tigeren, selbstbewußteren Ton erheischt. Dazu, daß Hoff- manns Lied vorwiegend bloß mehr hoffender, sehnender Natur ist und eines Bewußtseins des Errungenen so ganz entbehrt: es dem Volke weder die versittlichende Vor stellung, daß des Staates Grundlage die Ehe ist, noch auch nur das doch nötige Frohgesühl erweckt, auf überwundene Gefahren und Kämpfe znrllckblicken zu können, cs sogar an einigen Stellen mehr kosmopolitisch als national aninutet. und sich völlig, abgesehen von der deutschen Treue, aus schweigt über speziell deutsche gute Eigenschaften, wie reli giöses Empfinden, Freiheits- und Ncchtsgefühl, Arbeitsam keit, Kampfcsnmt, Liebe für deutsche Sprache, Sitte, Häus lichkeit: es endlich, zu schweigen von noch anderen Momenten, nicht einmal unsere Na t i o na l fa r b e n. als damals ja noch nicht vorhandene, kennt. Mindestens das Gefühl für den Mangel eines solchen Nationalliedes möchte ich nun erwecken und den Anstoß geben zu seiner endlichen Er schaffung. Ich glaube, diesen Zweck am besten erreichen zu können durch Veröffentlichung obigen Liedes, das ich schon mehrfach unter lebhaften Beifallsbezeigungen in Vereinen vorgetragcn habe. Um dem gekennzeichneten offenbaren Mangel des sonst so innigen Hoffmannschen Liedes etwas zu begegnen, habe ich recht geflissentlich Bedacht genommen auf Vorführung unserer guten nationalen Eigenschaften, habe ich anfangs kurz die Vergangenheit bedacht, dann in etwas ausführlicherer Weise die Gegenwart und am Schlüsse, wieder kurz, die Zukunft, und zwar in der Art, daß auch bei mir das Hoffmannsche Moment der Begeiste- rung dabei zu seinem Rechte kommt. Hiermit werden viel leicht die inhaltlichen Haupterfordernisse eines nationalen Liedes zumeist erfüllt sein, besonders wenn man etwa auch noch urteilt, daß auch Klang (Alliterationen und Asso nanzen) und Sanghaftigkeit dem Liede eignen. Möchte dann ein gleichgestimmter Musiker es früher oder später vertonen, obschon es rhythmisch der Volksliedmelodie „Ich Hab' mich ergeben" folgt! Mit diesem Wunsche und Appell an alle der Frage eines deutschen Nationalliedes geneigt« Herzen Karl Theodor Schulz (Dresden). Vermischtes. V Leer st eh ende Wohnungen in den deutschen Großstädten. Es standen leer im Monat Dezember 1906 in Köln 5445, Charlottenburg 1606, Dortmund 778, Mainz 877, im Monat November 1906 in Barmen 1763, in Bremen 1330, in Breslau 7302, in Hamburg 10 392, in Leipzig 3218, in Magdeburg 1057, in Mannheim 386, in Straßburg 924, im Oktober 1906 in Che m n i tz 1934, in Dresden 7842, in Düsseldorf 2137, in Essen 854, in Kiel 1103, im Juli 1906 in Elberfeld 2341 Wohnungen. Im Verhältnis zur Zahl der überhaupt vorhandenen Wohnungen standen in Elberfeld mit 6 Prozent die meisten leer. Nicht viel weniger, nämlich 5,8 und 5,7 Prozent waren es in Breslau und Dresden, lieber 5 betrug der Prozentsatz außerdem in Hamburg und Köln, unter 3 blieb er aber in Bremen, Leipzig, Straßburg, Magdeburg (l,7), Essen (1,7) und Mannheim (1,1). (Nachdr. Verb.) Miren-, W-«. Lilberwsrenlsger Oröyre Lekiungzkädiglrell* * » * « » * * Laranlie kür alle Aaren kessen Fabrikate **»»**» * * » Seacklenrwerie Aussullung fachgemäße keparaiuren .... Weukvtten in Orotz- u. Taschen uhren. kinge. Herren. Krozchen. Ohr ringe. Arnilrerr.. Anhängern, hollierz. hrawattennaüein. Mansch.-Hnöpke. Agarenen-kluiz, SrsckgrMe erc. erc. li. litlsulriscti T 34 üglMsKe 34 NLKs aikkrlplntr killiix« i « »n Htüoli ve ri»>« rkt. — 92 — 89 - kleiner Kindskopf! Bist du denn noch immer so schrecklich übermütig?" Die Baronin stieß einen kleinen Seufzer aus, und Otti, ohne sich be irren zu lassen, fuhr eifrig fort: „Also höre! Wir kannten doch durch Franz deinen Aufenthaltsort Das war zunächst das Wichtigste Ich fragte nun Papa w zufällig, ob er schon mal hier gewesen wäre, ob die Gegend schön sei und w weiter Er, ohne den geringsten Argwohn, erzählte mir dann, daß hier cin Jugendfreund von ihm wohne. Darauf baute ich meinen Plan. Bisher ist alles gut gegangen. Mama litt doch sehr unter Papas verstocktem Sinn. Er wollte absolut nichts von dir wissen, wenn auch verschiedene Anzeichen dar auf Hinweisen, daß es bloß Eigensinn von ihnr ist. Er will nur nicht nach geben. Neulich traf ich ihn sogar mit deinem Bilde in der Hand. Er legte es zwar hastig weg, als ich eintrat, aber ich habe es doch gesehen und sagte mir: die Zeit ist günstig. Also steckte ich mich hinter unseren alten Hausarzt. Der mußte Mama für leidend erklären und ihr eine Reise verordnen. Du tweißt, ich war immer der besondere Liebling des Doktors. Er ging auf mein Ansinnen ein. Ich muß sagen, er spielte die Rolle, die ich ihm zugeteilt, ganz außerordentlich gut. Aber auch mit Mama bin ich sehr zufrieden. Sie be wies ein Talent, das mich in Erstaunen setzte." „Ich bin aber herzlich froh," unterbrach die Baronin den Redestrom der Tochter, „wenn meine Nolle ansgespielt ist, sie wird mir manchmal recht sauer. Hoffentlich ist es nicht umsonst gewesen. Papa sorgt sich sehr um mich, er tut mir leid." „Papa wird uns später dankbar sein," erklärte Fräulein Otti. „Also nun paß ans! Er reiste ohne den geringsten Argwohn mit uns hierher zu seinem Jugendfreund. Da ihm von unserem guten Doktor dringend ans Herz gelegt wurde, der Mama ja nicht zu widersprechen, so wird er sich auch ihrem Wunsche fügen und ins Theater mit uns gehen. Ich hoffe, wenn dich erst singen gehört hat, dann wird er dir leichter verzeihen, — und daß du schön singen kannst, wissen wir, — denn etwas von deinem Ruhm ist ja auch schon zu uns gedrungen. Natürlich weiß Papa nicht, daß der berühmte Walter sein Sohn ist. Er darf vorher auch nichts erfahren, sonst geht er nicht mit. Er muß vollständig überrumpelt werden. Hoffentlich machst du mir keine Schande und singst anständig!" Sie sah den Bruder schelmisch lächelnd an. Der klopfte sie auf die Wange: „Wettermädel, dein Plan ist nicht schlecht," lobte er. „Wenn er gelingt, so bin ich vollständig glücklich. Denn daß Papa trotz meines Erfolges mir immer noch zürnt, hat mir manche trülw Stunde bereitet. — Aber sage, Schwesterchen, wo habt ihr denn jetzt den Papa gelassen?" „O, der sitzt bei seinem Jugendfreunde und leistet ihm Gesellschaft. Wir sagten ihm, wir hätten allerlei zu besorgen in der Stadt. Wir mußten dich doch vorbereiten auf das, was kommen soll, nicht wabr? Es gilt jetzt nur noch. Sorge zu tragen, daß er nicht Verdacht schöpft. Wir hatten gestern, als wir durch die Stadt fuhren, eine Heidenangst, du könntest uns irgendwo in den Weg laufen, es ging aber alles ganz vortrefflich Der Jugendfreund von Papa wohnt nämlich gar nicht mehr hier. Er beharrte aber darauf, ihn zu besuchen, und da Mama auch ihrer „Nerven" wegen möglichst Ruhe haben soll, so paßte alles vorzüglich Wir sind da auf dein Lande, und doch nahe bei der Stadt. Einen stilleren Winkel konnten wir gar nicht finden als dieses einsame Nest, dieses — Neunlinden l" . .. . .. - ^.^ 'D. „Also, das wollt ich sagen," begann Franz die Unterhaltung, „und die Kathriiw, — von der du neulich erzähltest — die habe ich dieser Tage mal be sucht. Die freute sich doch wie närrisch, als sie mich nach so vielen Jahren Wied ersah." „So, so," machte Fritz gedehnt, „hast ihr wohl ordentlich den Hot gemacht?" Franz tat ganz beleidigt. „Wo denkst du hin? Ich iverde so einer alten Schraube den Hof machen! Ta gäbe es in der Stadt doch noch ganz andere — ganz andere! So alt und so häßlich habe ich mir das ehemals so frische Model nicht vorgestellt. Und gut scheint sie es auch nicht zu haben. Ich saß bei ihr in der 'leinen Küche. Was wahr ist, muß man sagen: sauber w>ar's ja bei ihr, blitzsauber und nett, alx-r — nicht die kleinste Kleinigkeit hat sie mir vorgesetzt, wo sie doch früher immer irgend etwas Feines austischte. Ich glaube, jetzt ist Schmalhans Küchenmeister bei ihr." „Ja," meinte Fritz mit bedauerlichem Aclsielzucken, „Kathrine erzählte mir neulich ein Stück von der unglücklichen Ehe ihres Herrn, der hat halt Pech gehabt, wie es so vorkommt im menschlichen Leben. Herr von Brandt ist ja ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle, weißt du, aber stolz und vornehm tut er, trotzdem er kaum das Nötigste besitzt. Und die alte Wirt- wbaftcrin darbt mit ihm, Nxnn es sein muß. Ich glaube, die ist imstande, heimlich ihr Geld dabei znzusetzen. Denn wissen darf der gnädige Herr das nicht, das gäbe einen Höllcnskandal!" „Aber warum sucht sich denn die Kathrine nicht einen anderen Platz, wo sie es besser hätte?" „Ans alter Anhänglichkeit. Sie diente schon bei den Eltern ihres Herrn und folgte dann diesem, als er sich verheiratete. Nun will sie ihn natürlich in der Not nicht verlassen." Die beiden Alten wurden hier unterbrochen. Ein Wagen fuhr langsam vorbei und eine jugendliche Stimme rief dicht bei ihnen in anscheinend freu diger Ueberraschnng: „Aber sieh nur, Mama, — das ist ja — das ist doch unser alter Franz! — Ja wirklich, — Franz, — nun Warden wir gleich haben. Inas wir suchen!" — Der Angeredete drehte sich hastig mn und sein Gesicht glänzte ordentlich vor Freude. „Alle guten Geister!" schrie er überlaut, — „die gnädige Frau Baronin, und das gnädige Fräulein Otti! Und so nxrs! Wie ich mich freue, Frau Ba ronin! Und wie das gnädige Fräulein gewachsen ist in den paar Jahren! Nein, — tvas wird mein Herr sagen, wenn er erfährt, daß die Frau Mama gekommen ist!" Der Alte schlug die Hönde zusammen. Das altmodische, bäuerliche Gefährt, in dem die beiden Damen saßen, hielt mit jähem Ruck. Fräulein Otti sprang leichtfüßig ans die Erde und half dann der älteren Dame beim Ansstcigen. „Gott sei Dank," lachte das junge Mädchen fröhlich, „daß wir anS die sem vorsündflntlichen Rumpelkasten endlich bcranskommen! Aber etwas an deres war ja in dem Nest da draußen absolut nicht anfzntreiben. Na, hoffent lich ist unsere Mission bald beendet!" — Franz, der seinen alten Freund Fritz mit kurzem Gruße verabschiedet „Die Freundinnen." Lg j