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3. J«hrffckng. Sächsische i »rfchetnt tSaltch »ach«. mi «ejuavpret» iBirrleljührl. I «mAkkeupchen Poslanllaw lt. mit Ausnahme der Sonn- und Festtaae. L Mk. SO Pf. <oh»e Bestellgeldl. Bet Zeitung-Preis!. Sinzeinummer lO Ps. Uhr. Redaklions-Sprechsiunde: 11 otksMng Unabhängiger lageblan fiirlliMbeit, llecbt u.sreibeit. Inserate werden die «isteidnltene Pelilzeile oder deren Raum mi, 15 Pf. berechnet, bei Wiederkoluiifl bedeutender Rabatt. ' Puchdriilfrrei, Nedaktio» und tAesidastSstell«: Drr»deu. PiUuitier Ltrafte 41 i^ernlprecher. Rint I Sir. IN«. Ein kräftiges Wort des Reichstags abgeordneten Gräfe. Unser einziger Neichstagsabgeordneter Sachsens, welcher nicht aus den Reihen der Sozialdemokratie gewählt ist. Herr Heinrich Gräfe, ist ein ganz schneidiger und ener gischer Gegner dieser Partei. Am 29. Januar bot sich ihm Gelegenheit, einmal gründlich den Herren Kollegen aus seinem Heimatland die Wahrheit zu sagen. Er kam auf den Crimmitschauer Streik zurück und wies die maßlosen, jedes Matz übersteigenden Angriffe der sozialdemokratischen Redner im Reichstage einesteils auf die Fabrikanten in Crimmitschau, andernteils auf das Verhalten der sächsischen Behörden mit Entschiedenheit zurück. Redner widerlegte zunächst die Behauptung, das; die schlechten Lohnverhältnisse in Crimmitschau zum Streik ge- drängt hätten. Vor dem Streik verdienten normal tüchtige Weber, wie Redner ausführte, pro Woche 19 bis 27 Mk.. Weberinnen 15—20, Weberei- und Spinnerei Hilfsarbeiter einschließlich Färbereiarbeiter 1-1—20, Spinner 20—90 Mk. (Zurufe von den Soz.) „Was Ihre Widerlegungen wert sind, ist Ihnen schon wiederholt von anderer Seite bewiesen worden; Sie legen sich Ihre Widerlegungen so zu recht, wie Sie sie für die Verhetzung der Arbeiter brauchen. (Leb- hafte Zustimmung. Große Unruhe bei den Sozialdemo kraten.) Hierzu kommt ein Heer von jungen Burschen und Mädchen, die ganzen Familien der Spinner, Weber uiw. Diese alle verdienen von 1-1 Jahren ab in Fabriken zuerst 8—9 Mk., später 10—12 Mk. Ich wiederhole, daß diese Feststellungen notariell beglaubigt sind aus den Lohnbüchern der Crimmitschauer Fabrikanten, und daß sie unanfechtbar sind. Die Verhältnisse der Crimmitschauer Sparkasse hat bereits mein Herr Vorredner gezeichnet. Die Einlagen be- tragen beinahe 10 Millionen Mark, in den letzten 2 Jahren allein sind sie um 2^ Millionen gewachsen. Man geht sicher nicht fehl, wenn man einen großen Teil dieser Ein lagen auf das Konto der Weber und Spinner in Crimmit schau setzt. Es ist bewiesen worden, daß der Ernährnngs- und Gesundheitszustand in Crimmitschau ein ausgezeichneter ist und in seinem Niveau weit hinansgeht über die Ver hältnisse in den Werkstätten von Berlin, Leipzig:c. Wem: man diese kurzen Tatsachen ins Auge faßt, muß man sich schon darüber klar sein, daß ein tatsächlicher Notstand, der zum Streik gedrängt hätte, in Crimmitschau nicht bestanden hat. Die Löhne des Auslandes, namentlich Oesterreichs, welches inbezng auf die Konkurrenz in erster Linie in Frage kommt, sind bedeutend niedriger. Z. B. erhält ein Andreher in Oesterreich im Durchschnitt 5,10 Mk. Lohn, in Sachsen 8,90, ein Ausleger dort 5,80. hier 9,54, eine Kremplerin dort 6,25, hier 10,20, ein Ausputzer dort 10,20, hier 16 Mk." Herr Neichstagsabgeordneter Gräfe konnte mit Recht behaupten, daß es ein Unrecht war Vonseiten der Sozial demokratie, gerade diese Industrie bei solchen Lohn verhältnissen zum Versuchsobjekt für ihre Machtgelüste auszn- suchen. Freilich wäre eS schwer, juridische Beweise für die Behauptung zu erbringen, daß der Streik eine politische Machtprobe gewesen sind, inszeniert von den Führern der Sozialdemokratie. Die „Sächs. Volksztg." hat bisher diesen Standpunkt nur insoweit vertreten, das nicht in der Ursache und nicht in dem Ursprünge des Streiks diese Absicht Vor gelegen sein konnte, er aber in der zweiten Hälfte seiner Tauer durch die Agitatoren der Sozialdemokratie zur politischen Machtprobe heransgebildet wurde. Herr Neichstagsabgeordneter Gräse ist weiter der An sicht, daß das polizeiliche Verbot der öffentlichen Weih Nachtsbescherung am Platze gewesen sei. weil sonst Aus schreitungen vorgekommen wären, die vielleicht Hunderte Crimmitschauer Arbeiter im Gefängnis büßen mußten, nach denen dann die Herren Sozialdemokraten nicht weiter ge fragt hätten. Mit wuchtigen Worten stellte Redner die Gewissen losigkeit der sozialdemokratischen Führer bloß. Noch vier zehn Tage vor Beendigung des Streiks verkündete der „Vorwärts": „Bis zum bitteren Ende" werde der Kamps in Crimmitschau dauern, bis zum bitteren Ende für die Fabrikanteis. Auch die Millionen des Zentralverbandes könnten sie nicht retten; denn eine ruinierte Industrie be deute für sie doch etwas anderes als für die Arbeiter: der besitzlose Proletarier finde das Los, das ihm in Crimmitschau blüht, überall anderwärts auch, der Kapitalist jedoch rücke aus seiner bisherigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung herab x." Das schrieb der „Vorwärts" noch 1-1 Tage vor Beendigung des Streiks, und was sei dabei heranSgekommen? Nichts Gutes für die Arbeiter! Sie haben mit ihren Hammerschlägen die deutschen Arbeitgeber zu- sammengcschweißt, sie haben es fertiggebracht, daß eine Phalanx hergestellt ist, gegen die vielleicht auch berechtigte Streiks niemals wieder aufkominen können; sie haben da durch, daß sie den Bogen überspannt haben, den Bogen zum Springen gebracht und dadurch der deutschen Arbeiter schaft den schwersten Schlag versetzt. Noch kräftiger sind die Geißelhiebe, welche die Genossen mit Rücksicht auf die Streikfordernng des Zehnstnndei'tageS erhalten. Redner sagt: „Den Zehnstnndentag halte ich für- berechtigt. Das ist gerade das Frivole seitens der Sozial demokratie, daß sie gewußt hat. es kommt der Zehnstnnden tag in Bälde, er werde eine Mehrheit finden im Bnndesrat wie im Reichstag und trotzdem haben Sie angesichts dieses kommeirden Erfolges der Sozialreform die ideellen und wirtschaftlichen Interessen der Crimmitschauer Industrie und Arbeiterschaft geopfert." Von edler Lohalität zeugen folgende Worte, womit Redner die Angriffe der Genossen gegen den König znrück- weist: „Ich aber spreche entgegen diesem Vorgehen nnserm König gegenüber die feste und heilige Ueberzeugnng ans: wenn die Führer der Sozialdemokratie und des Terlil- arbeiterverbandes nur einen entfernten Schein von dem Etnst, der Treue, der Gewissenhaftigkeit vor Gott und den Menschen, die nnsern König beseelt, gehabt hätten, dann »ärc das Unglück von Crinnnitschan nicht geschehen, der Streik nicht anSgebrochcn." Als Ergebnis des Dramas von C r i m m i t s ch a n richtet Redner de» warmen Appell an das Hans und be sonders an die Bundesregierungen, der Arbeiterschaft mög- liehst schnell auf dem Wege der Sozialreform zu gewähren, was ihnen von Gottes und Rechtswegen und durch die Verhältnisse, wie sie sich gestaltet haben, znkommt. Sodann verlangt er, daß die Bundesregierungen weiteres ernst er- wägen, ob- es nicht Zeit sei, ebenso ernste Maßnahmen wie im Interesse der Arbeiter, so auch im Interesse unseres notleidenden Mittelstandes zu ergreifen. Redner führt diesbezüglich ans: „Wir haben es dieser Tage von dem Herrn Staats sekretär Grafen v. Posadowskh gehört, daß es keinen Befähigungsnachweis gibt; wir haben es gehört, daß dieHandwerkerenguete noch hinansgeschoben werden muß, weil die Weltausstellung in St. LoniS !0/„ Mill. er fordert und andere Millionen werden Nachfolgen. Aber für die deutschen Handwerker, für unsere notleidenden Kleingewerbetreibenden, für unsere Bauern hat mau kein Herz, das wird hinansgeschoben, da heißt es: sic warten besser noch ein Jahr. Ich habe gestern eilten wunder schönen Stannnbnchvers gelesen, gewidmet dem Bundes rat in der „Sächsisch eit V o l k s z e i t n n g". Diese Strophe bezieht sich ans das Verhalten des Bnndes- rats gegenüber den Initiativanträgen des Reichstags und im besonderen auch gegenüber den Initiativanträgen be züglich der Rettung des Schutzes der Handwerker. Diese Strophe, und mit vollem Recht wird sie dem Bnndesrat iits Stammbuch geschrieben, denn sie trifft vollständig die Tatsachen, weil der Bnndesrat kein Herz für den Mittel stand hat, lautet: Wir erwägten immer, wir erwägen noch heut, Wir werden erwägen in Ewigkeit. <Große Heiterkeit.« Man kann aber auch den Originaltext dieser Strophe nehmen ans dem Liede: „Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein" und man kann diesen Originaltext ans den Bnndesrat anwenden in Bezug ans sein Verhältnis zu den Warenhäusern, zu den Offiziers- und Beamten Konsumvereinen und zu den Konsum - vereinen überhaupt — und ihn singen lassen: Ich liebte cnch immer, ich lieb' euch noch heut. Ich werde euch lieben in Ewigkeit. «Große Heiterkeit! Brovo! rechts.« Herr Reichslagsabgeordneter Gräfe weist sodann den von dem Sozialdemokraten Fischer getanen Ansspruch: cs habe keine Infamie der Weltgeschichte gegeben, wozu nicht ein Geistlicher oder ein Pfaffe seinen Segen gegeben hätte, mit energischen Worten zurück. Wir haben sie bereits in der Dienstags-Nummer gebracht, wollen sie aber an dieser Stelle nochmals im Wortlaut wiederholen; Redner sagte: „Ich empfinde diesen Ansrns als eine schwere Beleidigung des gesamten Ehristcntums, der gesamten christlichen Kirche. «Zurufe bei den Sozialdemokraten.» Jawohl, wenn einer von uns oder eine Zeitung von nnS jemals gegen das Judentum, gegen das Rabbinertnm einen solchen Vorwurf machte, ich möchte das Geheul hören, das in Ihrer Presse entstände und in aller jener Presse, die vom Judentum abhängig ist." « M'hr richtig! rechts. Lachen b. d. Soz.» Redner hat hier den Nagel ans den Kops getroffen; er hat damit die schimpfliche Abhängigkeit der sogenannten roten Arbeiterpartei von dem jüdischen Großkapital und seiner Presse ausgesprochen. Denkenden Arbeitern hat dieser Umstand schon längst Zweifel über die Arbeiterfrenndlichkeit der Sozialdemokratie eingcslößt. Kath»lische und Protestantische Missionen in China. Von I)r. .K a u f in a n n-Fahinvnvillc. Anläßlich des Todes des Missionsbischofs v. Anzer brachte das „Kleine Journal" (Nov. 1909) einen Artikel über die Tätigkeit des Verstorbenen in China. In diesem Artikel hieß es u. a.: „Von Christen kommt nur der Katholizismus in Betracht, denn die Evangelischen zählen nur nach wenigen Zehntausenden." Das war einem gewissen Berliner Prediger, Herrn Wilhelm Pfeiffer vom Berliner Stadtansschntz für Innere Mission, doch etwas zu stark! In einer Zuschrift an das „Kleine Journal" (90. Nov. 1909» bittet er die Redaktion den Lesern mitzuteilen, „daß Bischof Anzer kein maßgebendes Urteil über die evangelischen Missionen besitzen konnte". Dies habe ihm (dem Bischof) „der größte Kenner der Missionsarbeit, Professor Warneck in Halle, öfter nach gewiesen". Nun folgt das Urteil des Herrn Pfeiffer, welches doch wohl „maßgebend" sein dürfte, da es sich gewiß auf die Behauptungen des „größten Kenners der Missions arbeit" stützt. ES ist interessant zu konstatieren, mit welchem Aplomp gewisse Herren Prediger es verstehen, die „evangelische Kirche" auf Kosten der Wahrheit zu ver- herrlichen. Die folgenden Ausführungen stützen sich in der Hauptsache auf eine bereits in den Tagesblättern veröffent- lichte zahlenmäßige Widerlegung seitens der „AuSkunftstelle der kath. Presse" (Weismes, Rhld.) und ans Aeußerungen protestantischer Missionsschriftsteller. 1. Herr Prediger Pfeiffer behauptet: „In Schantnng betrug 1899 die Gesamtzahl der getauften Evangelischen 25OM. der Katholiken 91000." — Demgegenüber ist festzustellen, daß im Jahre 1899 die Zahl der getauften Katholiken 42 248. die der Katechumenen. d. h. derjenigen, die auf die kath. Taufe vorbereitet wurden. 99 502 betrug. Nach P. F. Hartmann (vgl. Uebersicht über die Geschichte der evang. Missionen in China, Allg. Miss.-Ztschr. 1900, S. 228) betrug die Zahl der protestantischen Abendmahl- berechtigten in Schantung 12 497. 2. Ferner erklärt Pfeiffer: „Die Gesamtzahl aller Evangelischen in Ctzina wird geschätzt ans 250 (»on, die der Katholiken ans 550 (»00." — Nach den offiziellen Jahres berichten betrug die Gesamtzahl der getauften Katholiken Chinas bereits 1900: 762 759 «vgl. kath. Missionen, 2'.». Jhrg., S. 15». Diese Zahl hat sich trotz der letzten Wirren noch bedeutend vermehrt, wie denn überhaupt die Zahl der Katholiken Chinas während des 19. Jahrhunderts ungeachtet der häufigen und sehr blutigen Verfolgungen stetig und in erfreulichem Maße gewachsen ist. Es gab in China im Jahre 1800: 202<>00, 1850: 990000, 189«»: 576 410, 1900: 762 758 Katholiken. Für ganz Asien betrugen diese Zahlen in den vier genannten Jahren: 9 491820, 7 190 400, 9 827 655, 11442 574 «vgl. I'. M. Banmgartcn, Das Wirken der katl». Kirche». Zn der Schätzung der Zahl chinesischer Protestanten ans 250 000 sei bemerkt, daß Krose «Tie Verbreitung der wichtigste» Religionsbekenntnisse» diese Zahl nach offiziellen Berichten auf 205 747 für China mit Korea angibt, wogegen in der Zahl der Katholiken <762 759) die koreanischen Katholiken <1900: 46 860» nicht einbegriffen sind. Interessant ist folgende Zusammenstellung Kroses, die, wie gesagt, ans durchaus zuverlässigstem Material beruht, besonders auch ans Angaben protestantischer Statistiker: Es gab zur Zeit der Jahrhundertwende in ganz Asien: Katholiken 1t 519271» Griechisch Orthodoxe 12 094 14!» Altgläubige Sektierer (Raskolniten) . . 496 907 Schismatische Orientalen 2 726 059 Protestanten in rein negativem Sinn, d. h. alle nicht katholischen und nicht schismatischen Christen «zu ^ in Kolo- men protestantischer Länder . . . 1 926 108-» Inden 769 905 Mohammedaner 154 000 000 *) Darunter ca. 1'/, Millionen in Besitzungen protestantischer Länder: 108.4 5>!»N in englischen, 400000 in holländischen Kolonien Asiens. Brahmanen (fast nur in engl. Besitzung.» 210 000 000 Alte indische Kulte 12 I >9 756 Buddhisten 120 (>«»<» 000 Anhänger des Consncins und des Ahnen- knltns «fast nur in China. Siam und Japan» 295 000 000 Taoisten 92 000 000 Schintvisten «fast nur in Japan». . . 17 000000 Andere Heiden 5 000 000 Ohne Angabe 491 898 9. Um den Zahlennnterschied zwischen Katholiken und Protestanten, d. h. nicht katholischen und nicht schismatischen Christen Chinas zu Gunsten der Protestanten zu erklären, bemerkt Pfeiffer: „Die Evangelischen arbeiten in China jetzt 50 Jahre, die Katholiken seit dem 16. Jahrhundert, ca. 250 Jahre." TaS ist ein oft gebrauchtes Argument, um den Unwissenden Sand in die Angen zu streuen. Die Katholiken wirken doch nicht nnnnterbrochen seit 250 Jahren in China! Jeder Kenner der chinesischen Missionsgeschichle weiß, daß die Missionstätigkeit schon im 17. Jahrhundert durch wiederholte allgemeine Verfolgung und Ausweisung der Missionare mehrmals ans längere Zeit unterbrochen und unmöglich gemacht wurde, imd daß die Aufhebung des Jesuitenordens, der damals der Hanptträger der chinesischen Missionstätigkeit und europäischer Kultur in China war. sowie die Verfolgungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Mission bis anf wenige Reste zerstörten, so daß sie im 1'9. Jahrhundert größtenteils wieder von Grund anf erbaut werde» mußte. Auch sollte jeder, der über solche Dinge schreibt, wissen, daß China erst mit der Mitte des 19. Jahrhunderts allmählich eröffnet wurde, und daß die Bedingungen unter dem alten Regime unendlich schwieriger waren, als jetzt! UebrigenS warum kamen die Protestanten nicht schon viel früher nach China? An Geld fehlte cs ihnen doch gewiß nicht und auch nicht an Männern, die ihnen den Eingang in das große asiatische Reich erleichtern konnten? — Jetzt geht'S halt be,»nemer! «Forts, folgt.)