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Nr. SS. Sonntag, den L4. April LVS4. S. Jahrgang. SWsche Wlkmilullg Mil der S«>m und ffeluaue.! ^ ^ — . Inserate werde» die «gespaltene Pcttlzeile oder deren Rnum mil >°». ^ llnaddangiger Tageblatt kür llladtdeil, becdt u. sreideii. ^ Grscheint täglich nach«, mtl »liisnahme der T»»n und arsuage. »«ing-prei»: «ierleljLhrl. I Mk. SO Pf. lohne B.-slellgeld). Bei »ntzrrdeutschen Postanstalt, lt. ZeitungSpreidi. -tnielnummer 10 Pt. RedakttonS-Sprechsiunde: II—I Uhr. Unabhängige; Lagediall für lvablbeil. llecd» u. freideit. Inserate werden die «gespaltene Pclilzeile oder deren Raum mit lS Ps. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Buchdruikerei, Redaktion und «eschästdftelle: Dresden, PiUnitser Ctrahe 4U. — Fernsprecher Amt I Nr. l.WK. Cine Verständigung in der Reichsfinanz reform ? Die Budgetkommission des Reichstags hat sich nun mehr an die Beratung der Reichsfinanzreform gemacht, und es ist in Anssicht zu nehmen, daß im Laufe dieser Woche das Schicksal der Reform sich entscheidet; der neue Staats sekretär des Reichsschayamtes. Freiherr v. Stengel, gibt sich selbstverständlich alle Mühe, um eine Verständigung herbeizusühren; er ist durch seine 20jährige Tätigkeit als Bundesratsbevollmächtigter wie kein zweiter in der Lage, die Mängel des heutigen Zustandes zu erkennen. Auch von unserer Seite sind diese Mängel nie in Abrede gestellt worden; sie bestehen in erster Linie darin, daß die Einzel staaten nie ihren Etat genau aufstellen können, da sie nicht wissen, wie das Reich durch Ueberweisungen und Matrikular- beilräge zu ihnen übergreift. Nun ist aber eine genaue Etatsaufstellung das erste Erfordernis für eine geordnete Finanzlage. Auch haben wir nie geleugnet, daß das Hin- und Herschieben von Hunderten von Millionen zwischen Reich und Bundesstaaten kein Zustand erster Klasse ist. Weil wir aber gerade diese Fehler des heutigen Systems stets zugestanden haben, müssen wir doch der lex Stengel in ihrer heutigen Gestalt entschieden entgegentreten; denn diese geht unendlich viel weiter, als notwendig ist, um jene Nachteile zu beseitigen. Ihre unveränderte Annahme würde auch fast der Wegnahme des Etatsrechts des Reichs- tags gleichkommen, und diese Veschneidung der Rechte der Volksvertretung können wir nicht billigen. Die Vorlage fordert in ihrem Artikel 2 bekanntlich, daß die Ueberschüsse des Vorjahres zur Schuldentilgung verwendet werden, was stets unseren Beifall gefunden bat. Das deutsche Reich hat weit über 2 Milliarden Schulden und da muß auch einmal an die Tilgung derselben gedacht werden. Dieser Artikel ist also seinem Kerngehnlt nach ein sehr guter. Anders aber steht cs mit Artikel 1 und 2; diese bestimmen, daß das Reich als eigene Einnahmen be hält den Ertrag der Zölle, der Tabaksteuer und der Neichs- stemvelsteuer; als Ueberweisnngssteuer an die Einzelstaaten soll nur noch bestehen bleiben die Branntweinverbrauchs- abgabe. die jährlich 100 -110 Millionen Mk. abwirft. Die Matrikularbeiträge der Bundesstaaten sollen auf der anderen Seite nicht höher sein, als der ö jährige Durch schnitt dieser Ueberweisnngssteuer. Nun halten wir es für ganz ungenügend, dag nur die Branntweinverbranchsabgabe als Ueberweisnngsstcner bestehen bleiben soll und zwar aus folgendem Grunde. Hiermit würde das Etatsrecht des Reichstags fast auf gehoben. Dieses Etatsrecht — sowohl nach der Seite der Ausgabebewillignng wie des Einnahmerechts — kommt in erster Linie zur Geltung bei den einmaligen Ausgaben des ordentlichen und des außerordentlichen Etats. Die fortdauernden Ausgaben sind ja alle durch Gesetz bestimmt; da kann der Reichstag nichts streichen. Anders bei den einmaligen Ausgaben; hier ist jeder Reichstag Herr und kann absetzen oder znstimmen. Beim außerordentlichen Etat, der stets fast ganz durch Anleihe gedeckt wird, bleibt das Etatsrecht unbeschritten, auch nach Annahme der Reform. Nicht so bei den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats. Wenn man den Durchschnitt der letzten Jahre uns diesen zieht, so kommt man zur Summe von 155 Millionen Mk.; nimmt man den fünfjährigen Durchschnitt, dann ergeben sich 180 Millionen. Dem Reichstage muß also künftig mindestens ein Einnahmerecht in dieser Höhe bleiben ; dieses Einnahmerecht aber drückt sich in der Möglichkeit aus, Matrikularbeiträge in der Höhe dieser Summe erheben zu können. Deshalb ist Artikel 8. der nur 100 001» Mill. zulassen will, gänzlich unannehmbar; er muß unter allen Umständen gestrichen werden. Da aber ans der anderen Seite der gesamte Reichstag auf dem Boden steht, daß Ueberweisungen und Matriknlar- beiträge sich in der Regel die Wage halten sollen, so genügt es nicht, als Ueberweisnng nur die Branntweinverbrauchs- abgabe zu geben; wir müssen vielmehr zu einer Summe kommen, die den einmaligen Ausgaben des Etats sehr nahe kommt, also 180—200 Millionen autzmacht. Diese Summe aber wird erreicht, wenn neben der Branntweinverbranchs abgabe mit 110 Millionen noch den Bundesstaaten über wiesen werden die Stempelsteuer mit 00 Millionen und die Tabaksteuer mit 12 Millionen; dann belaufen sich die UeberweisungSsteuern ans 220 Millionen und damit ist das Etatsrecht des Reichstages für immer gewahrt. Man könnte auch daran denken, diese Summe von 200 Millionen und etwas mehr dadurch zu erreichen, daß man ein Drittel der Zölle mit 100 Millionen und die Branntweinverbranchsabgaben mit 110 Millionen, also ins- gesamt 270 Millionen den Bundesstaaten überweist und alles andere dem Reiche überläßt. Ob man den einen oder anderen Weg gehen will, kann dahin gestellt sein; uns aber erscheint es aussichtslos, daß anders als ans einem dieser bezeichneten Wege eine Einigung zu stände kommen kann. Die Vorlage würde hierdurch derart um- gestaltet werden, daß die Bedenken, die gegen den Ent- wnrs, ivie er ist. bestehen, ganz in den Hintergrund treten. Vielleicht könnte bei dieser Gelegenheit auch die Frage er wogen werden, ob man den Begriss des „außerordentlichen Etats" nicht enger ziehen will; das Anwachsen unsrer Neichsschnld ist zu einem sehr guten Teil daraufhin zurück- znführen, daß man in den außerordentlichen Etat oftmals Positionen einstellte, die in diesen absolut nicht gehörten und so die Pnmpwirtschaft lustig weiter gehen konnte. Wenn die Budgetkommission in dieser Richtung eine Ein schränkung von dem Begriff „außerordentlichen Etat" vor nehmen würde, müßte das sehr heilsam wirke». Eins aber ist bei jeder Finanzreform stets zu beachten; die beste Finanzreform ist weise Sparsamkeit! Liste ans den Berechnungen des ReichsschatzamteS klar hervorgebt, hat Deutschland die sieben fetten Jahre noch nicht so bald zu erwarten; vielleicht kommen sie überhaupt nicht. Des halb kann nur in der Einschränkung der Ausgaben der Weg zu einer gesunden Finanzwirtschaft liegen! Von diesem Gesichtspunkte ist es auch nicht angezeigt, wenn der Reichstag selbst immer wieder auf neue Ausgaben drängt, wie es die Interpellation der Nationalliberalen über daS Militär pensionsgesetz getan hat. Hier treibt der Reichstag seiner- seits nur die Ausgaben in die Höhe und vergrößert so die Finanzkalamität. Wenn aber die Reichsfinanzreform zustande kommen soll, so siebt das eine fest, daß die verbündeten Negierungen um ein gut Stück nachgeben müssen; denn der Reichstag läßt von seinem Etatsrecht nicht ab! Reichstag. s. Berlin. 73 Sitzung am 22. April tN04. Ter Reichstag balle heule eine abwechslungsreiche Sitzung. Der Etat des ReichSnnlitärgcrichlü ging ohne Debatte durch. Dann folgle der Kolonialetal; bei dein HauShall von Kamerun rügte Dasbach <Zlr-> sehr scharf die hohe Einfuhr von Branntwein; man müsse dort nicht auch noch die SchnapSpest einsühren. Beim Etat für Dcutsch-Südweslafrila forderte der Antisemit Latlmann viel mehr Gelder für die Kolonien; die Kolonialmüdigkeit müsse aufhören. Die Redner der Konservativen beschwerten sich, daß die jüdischen Händler den Hauptvorleil bei dem Aufkauf der Pferde für Sttdwestafrika gehabt hätten. Zn Darlehen an Geschädigte und Hilfeleistungen für Bedürftige in dem Gebiet des Hercro-Auf« standeS wurden 2 Millionen Mark bewilligt. Der Zcnlrumsabge- ordnete Gröber führte aus: Die Kommission hat doch nichts Wertloses genehmigt; um einen Schadenersatz kann es sich nicht handeln. Der Kolonialbund sendet uns eben ein Zirkular zu, in dem er vollen Schadenersatz von 7 Millionen fordert! Soll man nun all die reichen Leute entschädigen? Auch die Spekulations gesellschaften? Auch jene, die vielleicht mit schuld sind an dem Aufstande? Ans welchen Mitteln kom nen die Gelder? Doch nur aus dcu indirekten Stenern, die auch arme Leute bei uns aufbringen müssen. Bei Eleinentarereignisicn im Inlaudc entschädigt der Staat doch auch nicht; ich nenne nur die Überschwemmungen in Schlesien. Lassen wir cs beim KommissionSantrag. <LebhafleS Bravo!) Nach kürzeren Ausführungen der Abgg. Arendt, Payer und Lcdebour wurde der KonnnissionSantrag angenommen. Nächste Sitzung morgen. Schluß <v/z Uhr. Politische Rundschau. Deutschland. — Die Hohcnzollcrn mit Seiner Majestät an Bord und die Begleitschiffe verließen am 21. d. MtS. morgens Eatania. Die Fahrt durch den Golf von Taranto ging bei schönem Wetter, einer Nordostbrise und recht bewegter See vor sich. Abends wurde die Fahrt gegen den Wind nnbegnem, sodaß die Schiffe vor Gallipoli ans offener See ankerten. Begegnung Kaiser Wilhelms mit Landet? In Rom sind die verfchiedentlichsten Gerüchte in Umlauf, daß ein Zusammentreffen Kaiser Wilhelms mit dem Präsidenten Lonbet zwischen Neapel und Genna auf hoher See vor- bereitet werde. Allerdings soll es den Anschein erwecken, daß die Entrevne eine durch Zufall herbeigeführte sei. Der Verlauf würde folgender sein: Die „Hohenzollern" sichtet die „Marseillaise" und nach auSgetanschtem Flaggen- grnß ergibt sich die Gelegenheit zn Besuch und Gegenbesuch zwischen den beiden Staatsoberhäuptern, die zur Zeit gleicherweise Gäste des Königs von Italien sind, von selbst. Der Bndgctkommisslvn des Reichstages ist cine Zu sammenstellung der vom Reichstage vorgenominencn Ab striche beim ordentlichen Etat zngegangen. Diese betrugen in den Rechnungsjahren 1880—1002 bei den fortdauernden Ausgaben -Ist 7-11 721 Mk., bei den einmaligen Ausgaben ln«! 28!» 22.7 Mk., zusammen also über 1-17 Millionen Mk. Der 20 jährige Durchschnitt der Abstriche beläuft sich von 1881 1002 ans «>,7> Millionen Mk., der 10 jährige Durch schnitt von I8'.>st/07>—1002 auf 8.-1 Millionen Mk. — Die Budgetkommission dcS Reichstages hat heute bei der Beratung der Reichsfinanzresorin mit 11 gegen Ul Stimmen einen Antrag Spahn angenommen, nach welche» als reichseigne Einnahmen gelten die Zölle nnd die Tabaksteuer; als Ueberweisnngsstener aber sollen künftig gelten die BranntweinverbranchSabgaben, die Reichsstempel- stener und die Maischbotlichstener, von denen die letztere reichseigne war. Aus der Debatte ist hervorznhebe». daß Verkappte Jesuiten. „Es ist nichts so fein gesponnen . . ." Seit Jahrhunderten besteht sehr segensreich eine unter den Pro testanten wirkende Mission der Väter der Gesellschaft Jesn. Eiitige Patres, welche besonders glatte Umgangsformen und das salbungsvolle Rednertalent der Pastoren besitzen, wirken als Seelsorger in den evangelisch-lutherischen Ge- meinden. Man sagt sogar, der heil. Vater hätte ihnen die Dispens erteilt, heiraten zu dürfen, um in allem nach außen hin den protestantischen Seelsorgern zn gleichen. Die Tätigkeit dieser apostolisch wirkenden Männer ist eine wahr haft großartige. In ihren Gemeinden herrscht ein echt katholisches Leben, sowohl was die Moral als auch was die Frömmigkeit anlangt. Die Seelsorgstätigkeit dieser klugen Gottesmänner ist so diskret, daß die Leute in Wahr heit vollständig Katholiken sind, während sie sich in ihrer Unkenntnis Protestanten nennen. So sagt man . . . ,Uns ist zwar vorderhand kein Beispiel ihrer Wirksamkeit als protestantische Seelsorger bekannt, allein in der „Chemn. Allg. Ztg." hat ein Historiker mit dem schlichten Namen „ ffr. II. Iw." den Versuch gemacht, den Schleier zn heben, nnd das pro testantische Publikum sieht mit heilsamen Schrecken in das ge heimnisvolle Dunkel der Jesuitenorganisation. Zwar ist auch er nicht der erste Entdecker, sondern ein Gelehrter, der seinen Namen leider in unbegreiflicher Bescheidenheit verborgen hält, hat im christlichen Sonntagsboten „Der Nachbar" zuerst hiervon geschrieben. Es heißt dort: Ist es doch vorgckommcn, das; Jesuiten die Stellen evange lischer Hofprcdigcr vertraten. Dann fährt der Historiker der „Ehern. Allg. Ztg." also fort: lieber diese Behauptung schüttelte mancher Leser des „Nachbar" den Kopf: So etwas ist doch nicht möglich! Wir sind deshalb dem genannten Schreiber dankbar, daß er in der neuesten Nummer seines Blattes die Fülle aufzeichnet, die verdächtig genug sind, um die obiae Behauptung zu rechtfertigen. Es sind vier Fälle bekannt und urkundlich erwiesen, in denen sich katholische Priester in ein evangelisches Predigtamt heimlich eingeschlichen haben. Wir erlauben uns hier die nnmaßgebende Ansicht, daß das, was „urkundlich erwiesen" ist, schon nicht mehr „verdächtig genug", sondern eben Tatsache ist. Doch hören wir die Fälle: Unter König Johann III. von Schweden, I.M—IöN2, dem Sohn Gustav Wasas, haben zwei Jesnüen, der Wellvrieslcr Jeist und der Pater Nikolai, an einem neubegründelen evangelischen Kolleg als Prediger gewirkt. In späterer Zeit hat in Hessen Darm stadl ein katholischer Theologe sSlark) Jahrzehnte lang das Amt eines cvangelischcn Lbcrhofprcdigers bekleidet und als solcher die evangelische Kirche schwer geschädigt. Um die Mitte dcS in. Jahr Hunderts endlich ist in Schaphausen am Rhein die Entdeckung ge macht worden, das; der dortige Antistcs, d. h. erste Prediger,' der reformierten Kirche, namens Friedrich Hinter insgehenn der katho lischen Kirche angehörte. Ter Heuchler wurde, sobald er entlarvt war, mit Schimpf »nd Schande verjagt. Er wendete sich in das gesegnete Österreich und starb l8«>.7 jß Graz. Sein Sohn wirkte als Jesuit in Innsbruck. Ob der Vater Hinter nnd der E berhvf Prediger Stark i» Darmstadt dem Jesuitenorden angehvrl haben, ist nicht erwiesen. Aber ihrem ganze» Gebaren nach möchte man cs vermuten. Tenn ihre Handlungsweise ist echt jesuitisch. Wir hätten gewünscht, daß die angeführten Beispiele besser gewählt worden wären. Denn die beiden 1.">7«i am Kolleg zn Stockholm als Thcologieprofessoren angeslellten Jesuiten, galten beim Volke wohl als Lutheraner, be riefen sich auch auf die Schriften der Reformatoren, jedoch nur lim die Widersprüche nnd Unrichtigkeiten darin nach- zmveisen. Außer dein König Johann III. wußte niemand, daß es Jesuiten waren. Denn wie hentzntage waren schon damals die Jesuiten sehr perhaßt, weil man ihre wissen schaftliche Ueberlegenheit fürchtete. Der König war lutherisch, allein er wollte die Oberhoheit des Papstes anerkennen, wenn dieser das Abendmahl unter beiden Gestalten, die Priesterehe und den Gottesdienst in der Volkssprache gestatte; trotz des klugen JesuitismnS, bei welchem der Zweck die Mittel heiligt. lehnte Rom das Anerbieten ab. Man darf hier eines nicht außer Acht lassen. Das Volk war noch immer im Glauben, eS sei katholisch, eS sei keine neue Lehre eingeführt worden. Gustav Wasa hatte ihnen doch immer so gesagt, die alte Lehre sei nur gereinigt. Auf diese Meinung baute der König seinen Plan; er wollte ! eine Einigung zwischen Katboliken und Protestanten herbei- ! sichren. Wenn den Jesuiten ihre Mission nicht gelang, so ! spielte die politische Lage und die Angst des Königs mit, ! der durch Rußland, Dänemark und seinen Bruder Karl ! angegriffen zn werden fürchtete, während im Volte selbst ^ ein Ansstand ansznbrechen bcvorstand, falls er das Abend- ! mahl unter beiden Gestalten abschaffte. Die Gelehrten sind meist etwas mivraltisch, so auch jener des „Nachbar" und der „Ehern. Allg. Ztg." Außer den beiden Jesuiten, welche an der Stockholmer Universität katholische Theologie vertrugen, aber keineswegs Hof prediger waren, nennen uns die Gewährsmänner leider keinen Nanieii eines solchen mehr. Wir bedauern das. In dem zweiten a»gesichr!en Falle ans Hessen-Darm- stadl bat der Gelehrte niederziischrciben vergessen, in welchem Jahrhundert der „katholische Theologe «Stark«" gelebt nnd als Oberhofprediger gewirkt hat; wahrscheinlich trat er zur katholischen Kirche über, daher die Wut gegen ihn. Ob er Jesuit war, so lange er in Amt und Würden stand, läßt das Blatt offen; ebenso sagt cs nicht, ob er noch nachträglich Jesuit wurde. — Der Fall Friedrick, Hurter ist weltbekannt, leider aber vollständig falsch dargestellt. Er trat 1811 in Rom zur katholischen Kirche ül>cr, also 2 Jahre, nachdem er sein Amt als AntisteS niedergelegt hatte; seine Name bat unter den Historikern einen bedeutenden Wert. Sein Sohn Hugo ist ordentlicher ttniversitätsprofessor in Jniisbrnck nnd ein scharfsinniger Schriftsteller ans dem Gebiete der Dogmatik; daß er Jesuit ist, beweist noch nicht, daß auch sein Vater Jesuit war. Bei der kathol. Geistlichkeit gibt es wegen des Zölibats keine AmtSerbsolge. Das ist übrigens ganz nebensächlich. Es sind ja alle über- zengnngStrenen Katholiken nach der unlängst in einem Dresdner Blatte, wir glauben, es war der „Dr. Anz.", gebrachten Mitteilung, in die vierte Ordens-Klassen ein» zureihen, in der sich jene Jesuiten best» den, die heiraten dürfen.