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tsche Regie- B kommen- r Kongreß das Wahl« t über die g abgesetzt, u, Bürger- der Natto- he Fragen, das Wirt- »Polizei hat Schilling in di« Operette Donnerstag a« Tal deS Vorstellung Aufführung Schloß". tt». Uhr. Beilage z« Nr. 320 der »Sächfischen Bolktzzeitung" vom SV. September L Wk». Uhr. Frauen. — Thomas- ii Kcmptcn inßilUls 17S Seiten, 4459 ;s im christ« bis zu den rs die Ver- von dessen ». unil Re- Merken 4239 iffe 1». SIL >8l!6N -2^ säume, sich Irl Heil- u. assen durch kräuterbuch 4228 Erster Internationaler Mittelstand-- toagreß. Der erste Kongreß zum Studium der Verhältnisse des Mttelstandes tagte Mitte August in Lüttich. Fast sämt liche norddeutschen Bundesstaaten und von den süddeutschen Hessen und Elsaß-Lothringen hatten Denkschriften über die Förderung des gewerblichen Mittelstandes eingereicht. Zur eingehenderen Behandlung der dem Kongreß unter breiteten Fragen teilte sich derselbe in drei Sektionen. Die erste behandelte die Meisterkurse. In einer vom Vertreter der hessischen Regierung unterbreiteten Resolution wurde u. a. ausgeführt: „Der gewerbliche Beruf erfordert vor allem eine gründliche praktische Ausbildung. In den meisten Fällen ist die Werkstätte des Meisters für sich allein heut zutage nicht mehr in der Lage, eine solche Ausbildung dem Lehrlinge zu geben. Die veränderten wirtschaftlichen Ver hältnisse gestatten es dem Meister nicht, sich mit dem ein- zelnen Lehrling in der Werkstatt so lange und so gründlich zu beschäftigen, wie ein sorgfältiger Unterricht es erfordert. Es ist deshalb für eine Ergänzung des Werkstättenunter richtes Sorge zu tragen. Diese Aufgabe wird ein gewerb licher Unterricht erfüllen, der die Fortbildung der Lehrlinge nach denjenigen Richtungen verfolgt, in welchen die Werl stattlehre eine nur teilweise genügende, eine unvollkommene oder dem neuen technischen Arbeitsverfahren nicht ent sprechende Ausbildung bietet. Die Einrichtung praktischer Kurse wird dieser Forderung genügen. Die zur Ergänzung der praktischen Ausbildung notwendige Unterweisung in den sonstigen Fach- und Geschäftskenntnissen, die Ausbildung im technischen Zeichnen bei den Angehörigen der in Bettacht kommenden Gewerbe erfolgt zweckmäßig in gewerblichen Fachschulen." In seiner Begründung betonte der Referent, daß das Handwerk nur dort in seinem Bestehen gesichert er scheine, wo ihm nicht durch fabrikmäßige Produktion infolge fortschreitender Entwickelung und Vervollkommnung der Maschinentechnik der Boden entzogen werden könne. Die Richtung, in der sich das Handwerk entwickeln müsse, sei die individualistische. Um den Handwerker nach dieser Richtung hin zu befähigen, bedürfe dieser noch einer besonderen Schu lung, tvelche allein durch zweckentsprechenden Fachunterricht erreichbar sei. Diesem Ziele komme man aber näher durch Gewerbeschulen, Fachunterrichtsanstalten, besonders aber durch zeitweise sich wiederholende Meisterkurse. — Die zweite Sektion behandelte die Organisation des Kredits des ge werblichen und landwirtschaftlichen Mittelstandes. Hierüber lag eine Denkschrift aus Oesterreich vor. — Gegenstand der Verhandlungen der dritten Sektion war endlich die Umbil dung des Handwerkszeuges und Einführung von Maschinen und Kleinmotoren. An die Sektionsberatungen schloß sich später die Ver handlung des Plenums. Betont wurde hier zunächst die Pflicht der Staaten zum Ausbau des gewerblichen und kauf männischen Bildnngswesens. Bei der Erörterung des Punktes: Umbildung des Handwerkszeuges sowie Einfüh rung von Motoren und Kleinmaschinen im Handwerk wurde vor allem die Notwendigkeit der Schaffung großer, gemein sam benutzter Handwerksräume betont unter Hinweis auf die guten Erfolge, die man in Paris und in einigen deut schen Großstädten (Breslau) mit solchen modernen Werk- stättengebäuden gemacht habe. Zum Punkte: Gewerbliches Kreditwesen führte der Vorsitzende der preußischen Zentral genossenschaftskasse u. a. aus: Bei der Erörterung der Lage des Mittelstandes dürfe nicht außer acht gelassen werden, daß er sich auf seiner ganzen Linie in einem Uebergangs- stadium befinde. Der Uebergang zur Geldwirtschaft, die Fortschritte der Technik spielten hier mit herein und verur sachten einen außerordentlichen Zustand. Das hauptsäch lichste Mittel, normale Verhältnisse herbeizufllhren, sei eine Neuordnung des Kreditwesens. Im allgemeinen sei man heute zu der Ansicht durchgedrungen, daß es ohne die Mit wirkung des Staates nicht mehr gehen werde . Der Staat habe die Aufgabe, helfend und ergänzend einzugreifen. Die Selbstverwaltung solle durch die Genossensck)aften und durch die staatliche Unterstützung nicht aufgehoben, sie müsse viel mehr gestärkt lverden. Die Form der Kreditorganisation müsse die genossenschaftliche sein. Zum Schluß seiner Dar- legungen empfahl der Redner dem Mittelstand, den Wechsel- und Giroverkehr zu Pflegen, anderseits aber natürlich auch ans der Hut zu sein, uni den Gefahren dieses Geschäftsge- bahrens zu entgehen. Beschlüsse wurden auf dem Kongreß nicht gefaßt. Der nächste soll 1907 in Wien, die nächste Generalversammlung in Nürnberg stattfinden. Die Kongresse dürften jedenfalls den Nutzen haben, daß sie zu einem Vergleiche der in den ein zelnen Ländern zu Gunsten des Mittelstandes getroffenen Maßnahmen des Staates und der Selbsthilfe Anlaß geben und eventuell zur Nachahmung auffordern. Insofern können die Kongresse auch eine praktische Bedeutung gewinnen. Aus Stadt und Land. Chemnitz. Eine Lohnbetvegung der Tertilarbeiter in Chemnitz ist seit längerer Zeit im Flusse. Es besteht eine Lohnkommission, die einen Tarif ausgearbeitet hat. In der letzten Mitgliederversammlung der Filiale des deutschen Tertilarbeiterverbandes wurde dieser Entwurf beraten und man nahm folgende Resolution an: „Tie Chemnitzer Weber und Weberinnen beauftragen die hiesige Organisation, den von der Lohnkommission ausgearbeiteten Lohntarif einzu- reichcn. Ferner verspricht die organisierte Weberschaft von Chemnitz und Umgegend, nunmehr mit aller Energie in die Agitation für den Lohntarif einzntreten." Es soll nun der Lohntarif in öffentlichen Versammlungen vorgelegt und die Forderungen den Arbeitgebern unterbreitet werden. Annaberg. Die reichhaltige und wertvolle naturwissen schaftliche Sammlung aus dem Nachlasse des im Jahre 1891 verstorbenen hiesigen Kaufmanns Wolschke, die bisher von Nachlaßgläubigcrn verwahrt wurde, wird der Oeffcntlichkeit zugänglich gemacht werden. Zu diesem Zwecke hat Herr- Kommerzienrat Palmi6 in Dresden ein Kapital von 5000 Mk. gestiftet. Der übrige zur Erwerbung der Samm lung erforderliche Betrag von 3360 Mark wurde von der Stadt zur Verfügung gestellt. Daraufhin ist die Sammlung ebenfalls auf Kosten des Kommerzienrates Palmiä durch den Zoologen Dr. Wandolleck in Dresden neugeordnet und kürzlich dem Stadtratc übergeben worden. Sie ist in: ersten Stockwerke des Sparkassengebäudes untergebracht und kann von jetzt ab zu denselben Zeiten, zu denen das Altertums museum offengehalten wird, Sonntags von 1/2II bis ^1 Uhr, Mittwochs von 2 bis 4 Uhr, vom Publikum besichtigt werden. Oschatz. Der Fleischerlehrling Franz Hermann Lange aus Klein-Schlabitz hatte bei einer Fahrt über Land einige Aepfel und Birnen, die über den Weg hingen, abgepfückt. Er lvar dabei vom Besitzer ertappt und angezeigt worden. Aus Furcht vor Strafe hat sich der junge Mensch erhängt. Plauen i. V. Der Rat hat beschlossen, aus dem Bärensteiu eiu Pyramideusigual zu errichten und es so Her stellen zu lassen, daß es auch vom Publikum betreten und als Aussichtspunkt benutzt werden kann. Mit dem Bau soll bald begonnen werden. Plauen i. V. Die hiesige Staatsanwaltschaft erläßt folgende Bekanntmachung: „Am 26. August 1905 abends ist der Polier Giovanni Ceconi aus Vito d'Asio, welcher seit dem Frühjahr am Bahnban Adorf—Roßbach tätig war, im Walde bei Untergottengriin ermordet und beraubt worden. An der Tat find annehmbar mehrere beteiligt gewesen. Geraubt sind eine gelbrote lederne Brieftascl>e mit etwa 1000 Kronen Papiergeld, ferner 35 Kronen Silbergeld und ein Schichtbnch. Das Königliche Justizministerium zu Dresden hat beschlossen, für die Ermittelung der Täter eine Be lohnung von 500 Mark ausznsctzen, hat sich jedoch für den Fall, daß der Anspruch auf die Belohnung vou mehreren /Personen erhoben werden könnte, die Bemessung der ein zelnen Anteile Vorbehalten." Brambach. Die Gutsbesitzersfrau Heinrich ist hier verhaftet und an das Amtsgericht in Adorf eingeliefert worden. Frau Heinrich, bereits eine ältere Frau, hatte ver sucht, ihre Tochter, den Schwiegersohn und deren Kind durch Fliegenschwämme zu vergiften. Der Fall erregt hier viel Aufsehen. V. Bautzen. Eine Schwindlerin, etwa 18 bis 20 Jahre alt, hat dieser Tage zwei hiesige Geschäftsleute uni ver schiedene Konfektionswaren betrogen unter dem Vorgeben, sie solle die Sachen für ihre „Herrschaft" zur Auswahl holen. Die Gegenstände, verschiedene Fraucnröcke und Blusen, haben einen Wert von mehr als hundert Mark. Tie Be trügerin ist zur Zeit noch nicht ausfindig gemacht. Lübau. Großen Schaden haben die letzten kühlen Nächte in de» Gärten der hiesigen Umgegend verursacht. Gurken, Bohnen und Kürbisse sind fast überall erfroren. Zittau. In einem Fremdenzimmer eines hiesigen Hotels fand man eine etwa 40 Jahre alte Dame, die seit mehreren Tagen in dem Gasthofe Wohnung genommen batte, tot im Bette vor. Die Untersuchung ergab, daß die Frau, die äußerst nobel anftrat, Gift genommen hatte, von dem noch ein kleiner Nest, ein weißes Pulver, auf dem Tische lag. Nach Vorgefundenen Papieren ist die Selbstmörderin die Gattin eines Gürtlerei-Geschästsinhabers Namens Sturm aus Neichenbach i. B. — 52 — machen ihr gegenüber, mein Alter, ein Duckmäuser und Pantoffelheld ist nichts für eine Wanda Altmann." „Der bin ich auch ganz und gar nicht, liebe Mutter, aber sieh, da kommt die Morgenpost, aus Wiedersehen beim zweiten Frühstück." Frau Kirchner entfernte sich kopfschüttelnd und über die Verkehrtheiten der heutigen Jugend vor sich hinsprechend, und Gerhard nahm von einen: Diener Zeitungen und Briefe in Empfang. Zugleich wurde ihm sein erstes Frühstück, bestehend aus starkem, schwarzen Kaffee und zwei bestrichenen Wciß- brötchen, serviert. Während der junge Mann aß und trank, durchflog sein Auge mit kun digem Blick die Börsenberichte, dann kam die Korrespondenz an die Reihe. Ein aus dem Auslande kommendes Kuvert mit einer von ungeübter Hand geschriebenen Adresse fiel ihn: besonders auf. Er öffnete es zuerst. Ein mit wenigen Zeilen beschriebenes Briefblatt fiel ihm entgegen I Es sah so unscheinbar, so harmlos aus. Gerhard entfaltete es gleich gültig und zerstreut. Er mußte ja immerfort an Wanda denken. Er glaubte sie wieder vor sich zu sehen mit den sprühenden Augen, dem bezaubernd schönen, entrüsteten Gesicht. Vielleicht erfuhr sie gerade in dieser Stunde durch ihren Vater, wie un recht sie ihm, Gerhard, mit ihrer Anschuldigung getan. Dann mußte sic doch um so mehr zum Verzeihen, zu süßer Nachgiebigkeit bereit sein. s In dieser tröstlichen Aussicht wandte er sich halb lächelnd wieder dem Schreiben zu. Aber der freundliche Zug in seinem Gesicht erstarrte, siedend- heiß übergoß es ihm beim Lesen des Schreibens, dessen Buchstaben vor seinen flimmernden Blicken in eins zu verkriechen schienen. Was dort auf dem groben Papier stand, schien sein Todesurteil zu bilden. Der Inhalt des Briefes lautete folgendermaßen: „Hochgeehrter Herr Kirchner! Sie haben mir nur Gutes erwiesen in den fünf Jahren, die ich bei Ihnen in Stellung war. Und daß ich all Ihre Güte mit so schnödem Undank lohnte, läßt mir auf meinein Sterbebette keine Ruhe, ich muß Ihnen meine große Schuld beichten. Das für den Bankier Altmann bestimmte Geld habe ich unterschlagen, seine Namensunterschrift gefälscht. Wie Ihnen bekannt ist, war ich früher bei Altnwnn in Stellung und besaß verschiedene seiner Hand- schriften. Aus Zeitvertreib habe ich diese früher oft nachgeahmt, so daß ich sie genau kopieren konnte. Ich hatte nie etwas böses bei den Hebungen gedacht. Als ich aber all das Geld zur Ausführung eines Privataufttages in meinen Händen hatte, kam mir die Vermutung, daß damit vielleicht eine alte Geld schuld beglichen werden sollte. „Die Altmanns haben Geld wie Heu," sagte ich mir, „und auch bei den Kirchners ist es in Hülle und Fülle." Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, behielt das Geld und täuschte Ihr Ver- trauen. Das unrechtmäßige Gut hat mir keinen Segen gebracht. Ich habe meinen Körper damit ruiniert. Es geht zu Ende. Verzeihen Sie mir. Sie waren ja auch einmal mittellos und werden mein Vorgehen vielleicht nachsichtiger beurteilen, als so und so viele andere. Es ist alles — verpraßt. Ich kann Ihnen nichts zurückgeben. Es bittet Sie nochmals um Vergebung. Johann Kunze, ehemaliger Hausdiener." — 49 — Und ebenso aufdringlich wie das Licht waren Papas Augen. „Du wirst nicht behaupten wollen, daß du dich um den Fürsten, unseren alten Freund, in einer solchen Unruhe befindest." Wanda ging von einem Fenster zun: anderen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Papa, du befindest dich offenbar in einer Täuschung. Es handelt sich um eine ganz gleichgültige Frage, aber wenn du so allerhand vermutest, möchte ich sie gar nicht erst aussprechen." „Nun, nun, wenn nichts besonderes vorliegt, kann es mir ja auch recht sein. Frage du nur, wenn ich orientiert bin, soll dir auch eine Auskunft werden." — „Ach, weißt du, Papa," Wanda drehte in wirklicher, mädchenhafter Ver legenheit den von Brillanten umkränzten Rubin an ihrem schlanken Ring- finger hin und her, „fad ist es wirklich von mir, noch einmal darauf zurück- zukommen, und die Frage wohl eigentlich überflüssig —" hier stockte ihr Atem doch, denn eine verneinende Antwort wäre ein Todesstoß gewesen, das empfand sie jetzt erst, nun sie vor der Entscheidung stand — „aber doch möchte ich wissen, ob du damals oder später vielleicht die Brieftasche zurückerhalten hast, du weißt doch." Altinann schlug ein Bein über das andere und nahm die Zigarre aus den: Munde. „Nein, Kind, in: Moment erinnere ich mich nicht." „Aber Papa," Wanda wurde ordentlich ungeduldig, „vor zehu Jahren ungefähr verlorst du doch deine Brieftasche mit einen: Vermögen darin —" „Ach so, auf die alte vergessene Geschichte kommst du zurück. Laß doch das ruhen. Ich ärgere mich nur, wenn ich an das unglaubliche Pech, das ich damals hatte, erinnert werde." „Ich möchte nur wissen, ob der Finder ehrlich genug war, dir nach Jahr und Tag vielleicht das Geld zurückzugeben." Der Bankier lachte schallend auf. „Aber Kind, welch eine marotten- hafte Idee —" „Papa," sagte Wanda schmollend, und vor heimlicher Oual fast ver- gehend, „du könntest mir kurz und bündig mit einem Ja oder Nein antworten." Der Vater schüttelte erstaunt den Kopf. In Wandas Gesicht konnte er nicht sehen, sie hatte sich halb abgewendet. „Nun denn, wie meine kleine Tyrannin es wünscht; kurz und bündig: der ehrliche Finder hat nie daran gedacht, mir auch nur einen Teil des Ver- lustes zu ersetzen. Mag er selig werden mit seiner Beute. Ich habe das Geld verschmerzt und ihn: wird es keinen Segen bringen." Die dunkle Glut, die so heiß und verräterisch in Wandas erregtes Ge sicht gewallt war, wich nun einer erschreckenden Blässe. Im Hintergründe des Zimmers war sie in einen Sessel geglitten. Don dorther klang ihre Stimme herüber, wie gewaltsam unterdrücktes Schluchzen klopfte cs in derselben. „Das Geld könnte verloren gegangen, durch irgend einen Zufall dir ein zweites Mal geraubt worden sein, Papa." „Aber Kind, Kind, wie kommst du auf solche Vermutungen. Wenn das Geld je an meine Adresse gesandt worden wäre, so hätte ich es auch erhalten,, das sollte dir doch cinleuchten. Laß doch die alte, balbvergessenc Geschichte ruhen, Wanda, wozu an so unangenehmen Dinge::-rühren!" Dimkle Stunden/ in