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Moi.l.cg, von 11 rp.il iv<9 Nr. 8«, Seite 2 Kriegsminister F. Gustav Neuring Wurde am I I September 1879 in Harburg »in der Elbe jgeboren. Nachdem er siedeir Jahre die Volksschule besucht Hütte, wurde er Fabrikartwiter »nd kam 1901 ult- Bezirks- lleiter des Verbandes der Fabrikarbeiter Deutschlands für Sachsen nach Dresden. Neuring wurde dann Mitte No vember 1918 in de» A- und S.Nat und später i» den Vollzugsausschuß <wtvählt. Sr tat sich hier durch große Energie hervor und trat, nachdem sich Arbeiter und Sol- -otenrat getrennt batten, in den VollzugSaus'chuß des iSoldatenrals ein, Air- Ende Januar 1919 die Unabhängi g,,, pus dcw Regierung traten, wurde er als Nachfolger des Un- pbbängigeu Fleißuer Volksbcaustragter fiir dar Militär- jwcseu und vom Ministerpräsidenten Gradnaner am 20. 0. H919 zum Minister für das Militärwesen ernannt. Kriegs- «unister Nenring war auch Mitglied der Volkskammer und des Dresdner Stadtverordnetenkollegiums. Der Kampf um die Schule. 4« Eine machtvolle Kundgebung der katholischen Eltern gegen die kulturelle Vergeivaltigungspolitik der jetzigen Machthaber n>ar die vom Gesamtschulvorstand fiir ganz Sachsen einbernsene Versammlung, die am Sonnabend abend im Vereinshause in Dresden tagte. Zu ernster Stunde hatten sich gegen 1500 Katholiken eingcfnnden. Mit ernsten Warten wies der Leiter der Versammlung, Herr Direktor D ü n n e hier, ans die Gefahren hin, die uns und uine- veu Kindern droben. Eine heilige GewissensPflicht sei es, bei Katholiken ihre Kinder dein Katholizismus zu erhalten. Alles, was die Revolnlivn versprochen, habe sie nicht gehest- bi!. Feierlich st! die Freiheit, die ungehinderte Betätigung de.- religiösen Bekenntnisses proklamiert worden, und nun «rlebcn wir den Schlag ins Gesicht der Freiheit, die Ver di . . w allst, n n g der ans de m Bode» ch r i st l i ch e i D-e lIan : ,h a ,i n >: g st e h e n d e ii Staats b ü r g c r. E - gili zu känipscn siir die Rettung der christlichen Jugend, für die Zukunft des Vaterlandes, sa für das Cln-istentuii IBbst. llnd da ist iins ein Bibelwort geprägt, das nns Krall und Mist verleBt: „Ihr sollt Gott mehr gehorchen air- den Menillen/ Nach diesen ci:v> itenö, n Wollen ergriff der Vorsitzende -de-.- Schulvorstandes Her? Justizrat Dr. Eides das Wort. Die christlichen Estern haben die höchste Auffassung von dei Schale, west sie in ihren Kindern nicht Diesseitswertc, son dern Ewigkeitswerte setzen. Weil wir an einen Gott glau ben, betrachten wir drö- Leben nicht als die Erfüllung des Seins, Weil wir an ei,, Jenseits glauben, müssen wir von unserer Schule foidenr, dass sie keine Diesseitspädagogik be treibt. Weil unsere Ideale in der christlicheil Weltanschau ung wurzeln, verlangen wir für unsere Kinder einen mit christlichem Geiste erfüllten Unterricht, denn wir sehen in der Schule die Heimat unserer Ideale. Nur die Lehren des Christentums lösen uns die Fragen des Lebens und nur sie löiei: die i'ostalc F.age. In, Garten des Christentums sang Franziskus von Assisi das Lied von der Schönheit der Al mut. U nd nur die konfessionelle S ch n le ka n n u ik vo n n ns gesteIlte l> o h e Anfga h e r e st l o s löse». Welch unerhörte Unvernunft ist es, Kinder und Lehrer ohne Rücksicht ans die Weltanschauung wahllos durcheinander zu würfeln. Man wagt es, uns zuzninuten, unseren Kindern einen Moralnnterricsst zuteil werden zu lasten. Einen Moralnnterriclst, der basiert ans Sitteiilchren der jeweiligen Modevluloiophie. Denkt an das Wort Test istoisi „Die Leiste, die eine Moral begründen wollen ohne Gott, komme» mir vor Wie Kinder, die einer Blume die Durzeln abschneiden, um sic schöner zu machen." Freiwillst nnie> den widrigsten Verhältnissen baden wir unsere Schulen begründet, ohne Gesetzeszwang. Ja, gebindert durch di. Gesetze, besonders die Stenergeietze. Erbaut sind sie durch freiwillige Beiträge mit dein Schärf lein des ärmste,, Arbeiters. Und es ist uns gelungen, her vorragende Lehrer und Pädagogen zu gewinnen. Gern sind vstr bereit, mitzntatcn am Neiicmsban der Schule und des StaateS. ?lber alle dürfen mitbanen, nur die christlichen Schillgemeinden nicht. Haben die neuen Gewalthaber denn kein Verständnis dafür, das! es uns GewissensPflicht ist. unsere christliche Schule zu erballen? Scheideniann appelliert ein daS Weltgewissen und in deutschen Landen tritt man das Gcgr-issen der christlichen Staatsbürger mit Füssen. Man verlangt cinne Frieden der Gerechtigkeit und der Volke,- versöbnnng. Mir Perlangen z» allererst Gerechtigkeit im .neuen deut'chen Stoatenbawe. Kein Pazifismus, kein -VöNerbi»idsHsiem kann der Welt eine neue, reinere, schönere Epoche bescheren, mir Männer mit sittlicher Gröste und sittlichen Idealen können »ns dabin sichren. Wir aber scben solch« Männer nur bervorgehen aus- einer christlichen Er FrÄvng, aus einer christlichen Schule. AuS ernster Sorge rmt das Wobl des Vaterlandes verlangen wir deshalb die sGrbr.ltung unserer katholischen Volksschule. Einem PbLnir gleich wird der christliche Gedanke aus de n Weltenbrand ge reinigt und geläutert in königlicher Sclrönbeit ersteben. iDarauf ergriff Herr Direktor Bergmann das Wort. In ftOjöbriger Arbeit hat er imermiidlich für die christkatholische fugend gearbeitet. Nicht Enverbszweck, sondern Lieb« zur sIvgend trägt die Lehrerschift. Seit hundert Jahren blüht 'das katholische Schulwesen in Sachsen und in einem Jahre lsolk es vom Erdboden verschwinden, darunter eine Schule, di« aus ein Bestehen von 600 Jahren znrückblicken kann? RE begünstigt von der Negierung, nicht subventioniert durch den Staat sind diese 400 Schulen mit über 25 000 Schulkindern entstanden, llm nnscre Weltanschauung »n sseren Kinder» ,z>> erhalten, bauten wir Katholiken Sachsens vrrserc Schulbänier. Stolz sind wir ans unser Werk, das vKaa anderen ebenbürtig ist. , Und beute sollen tvir dies^- unser eigenes Merck ver- vrichp-n lassen, sollen unsere Kinder den heidnischen u>E tzläubiaen materialistischen Sozialisten ausliefern. Wir 'Kaicwliken Sachsens, wir Ivissen, was Druck von oben heilst iund Opfer bringen. Wir aber Weichen dem Drucke — Sächsische Vvlkszeitung — nicht. Wir wollen kämpfen, zwar nicht mit Terror und ! Ministe, inord, aber kämpfen in i k dem Mute der Verzweiflung bis z»m letzten. Seid ihr bereit dazu, seid ihr gewillt, euch in das Gefängnis wersen zu lassen und unbeugsam zu blei ben, so wißt, die Waffe, mit der wir uns siegreich webren könne», ist ' ^ der Schnlstreik. ^ (Miniileistanger, anhaltender Beifall.) Als die prenjstsche Regierung im Kulturkampf die Bischöfe und Priester i » s G e f ä ng n i s w a r f, da hatte sie den Kampf verloren. Und als die Polen, deren Forderung ans Anfcingsniitn- richt in der Religion in polnischer Sprache vom preußisch»! Ministerium abgelehnt wurde, sich weigerten, ihre Kinder in die Schule z» schicken und die Geldstrafen zu bezahlen, sich pfänden ließen und ins Gefängnis iverfen ließen, La hatte die Regierung den Kampf verloren, ehe lOO Ellern im Gefängnis saßen. So wollen wir standhaft blei ben im Gottvertrauen, fest zusammenstehen in einmütiger Entschlossenheit. Einig mit den katholischen Eltern ist die katholische Lehrerschaft ebenso fest entschlossen zum Kampfe bis aufs Blut. So legt der Schulvorstand Ihnen die folgende Resolu tion zur Entschließung vor: „Wir katholischen Eltern Dresdens sind heute am 12. April 1919 über 1200 an Ser Zahl versammelt und erklären: » 1. Wir haben im Saufe der Zeit für die Erziehung unserer Kinder eigene katholische Volksschule» gegründet, sie mit Ausbietung schwerster Opfer an Geld und Kraft erhalten, erneuert und zur jetzigen Höhe gehoben. Dar um beharren wir aus vollster Ueberzeugung darauf, daß unseren Kindern diese bisherigen Erzieh nngs- gemein schäften erhalten bleiben und der bekenntnismüßige Religionsunter richt darin auch fernerhin erteilt werde. Einen bloßen Moralunterricht oder einen Religions unterricht ohne Christus, den Sohn Gottes, lehnen wir ab. 2. Wir werden uns mit allen Mitteln wid ersetzen, falls unsere Kinder aus diesen Erziehungsgemeinschaften auseinai, deraerissen und in Schulen ver teilt werden sollten, die ihnen eine Erziehung nach unserem Bekenntnisse zu geben außerstande sind. 0. Wenn die Regierung versuchen wollte, der sachlich begründeten Denkschrift der katholischen Schulvorstände Sachsens entgegen — unser Elternrecht auf Erziehung der Kinder in unserem Bekenntnisse zu verkümmern, unser rechtmäßiges Lchuleigentum mit Gewalt zu nehmen und damit das katholische Volksschulwesen im Freistaate Sachsen zu erdrosseln, so werde» wir uns weigern, unsere Kinder in solch erzwungenen Volk-schulnnter- richt zu schicken. Zur Verteidigung dieser unveräußer lichen Erziehimgsrechte stehen wir katholischen Eltern mit unseren katholischen Lehrern unbeugsam zu sammen " Die Resolution wurde einstimmig mit großem Bei fall angenommen. Als drittem Redner des Abends wurde nun Herrn Hauptschriftleiter Hetzlein das Wort erteilt. ES konnte ihm nicht leicht werden, der von innerlichster Begeisterung und glühendem Idealismus getragenen Rede des Herrn Direktor Bergmann etwas Ebenbürtiges an die Seile zu stellen. Doch fand auch er starken Beifall der Zuhörer, als er erklärte, daß wir Eltern mit solchen Lehrer« zu sammen den Kampf mit fester Entschlossenheit und unbeug samen Mut aufnehmen wollten. Wir in Sachsen sind aber nicht stark, deshalb müssen wir Anschluß suchen an eine gewaltige Organisation, die Windihorst geschaffen hat, der den schweren Kamps voraussah, den wir heute bestehen müssen, da» ist der Volksverein für das katho lische Deutschland. Jeder Katholik, vorzüglich aber die katholischen Eltern müssen ihm beitreten, nur im Verein mit den Millionen Katho liken im Reiche werden wir zum Felsen, an dem die bran- denden Wogen des Unglaubens zerschellen werden. Herr Direktor Dünnebier ergriff zum Schluß nochmals das Wort, er ermahnte alle Anwesenden, nun auch standhaft zu bleiben und nicht zu wanken. Der Organisation und der Bildung von Elternausschüssen wurde allseitig zuge stimmt. Mit dem 'ersten VerS des Ltede» „Großer Gott wir loben Dich", das machtvoll durch den Saal brauste, schloß diese denkwürdige Kundgebung. Möge sie den heutigen Machthabern die Augen öffnen und das Gewissen schärfen. Richtlinien für die Tätigkeit der Eltern ausschüsse an den katholischen Schule« Leipzigs. 8 i. Tie Elternausschüsse an den katholischen Schulen Leip zigs haben den Zweck: 1. Die Reche der Eltern an der Erziehung ihrer Kinder, namentlich in religiöser Beziehung, lvahrzunehmen. 2. Oüite Beziehungen zwischen Schule, Elternhaus und Kirche zu Pflegen. tz 2. Als Mittel znm Zweck dienen: 1. Einwirkung ans die Schulgesetzgebung. 2. Kontrolle ihrer Handhabung. 3. Aufklärung der Eltern über-ihre Reche und Pflichten durch Wort und Schrift (Elternzusammenkünftc, Ver breitung von Flugschriften usw.). 8 3- ... Die Elternausschüsse setzen sich zusammen ans: 1. 4-0 Vätern, 2. 4 -0 Mitten,, 3. dem zuständigen Pfarrer, 4. dem Direktor der Schule. 5. 1—2 Lehrern der Schule. 8 ch Tic Mitglieder nach 8 3. Punkt l und 2 werden bei einer Elternzmanunentnnst gewählt. Diese Mitglieder wählen die Ausjchußmitglicder nach 8 3, 4 und 5. Tie Aintsdaner erstreckt sich ans ein Jahr. 8 5. Aus den Mitgliedern nach 8 >st Punkt 1 und 2 wird ein Vorstand non drei Personen gewählt. Diese bekleiden d.i:> Amt l. als Vorsitzender, »2. als Schriftführer, 3. als Beisitzer. Im Behindernngsfallc vertreten sich die Vorstandsmitglieder gegenseitig. 8 6. Tie Vorstände der Elternausschüsse bilden einen Zen- tralellernausschnß. 8 7. Der Zentral-Clternausscbnß wählt aus seiner Mitte: 1. einen Vorsitzenden, 2. einen Schriftführer, > ferner 3. einen in Leipzig amtierende». Pfarrer znm geistlichen Beirat, 4. einen Schuldirektor zum sachlichen Beirat, 5. einen Juristen zum juristischen Veirat, 6. einen Arzt zum mediziniiclien Beirat. 8 8. Ter Zeiitral-Elternausschuß hat die Aufgabe: 1. gemeinsame Arbeitsprogrninnic für die Tätigkeit bei der Elternausschüsse aufzustellen. 2. Beschlüsse der Ausschüsse, soweit sie nicht einen Ausschuß beziv. die Angelegenheit einer Schule allein betreffen, durch,zuführcn. 3. Eine Aiisklinsts- und Vermittlungsstelle in allen 8> - ziebnngsficige» zu bilden. 8 9. Der Zentral-Eltcrnansschnß schließt sich der Vereinig»,,,<> der Katboliken Deutschlands zur Verteidigung und Förde rung» der christlichen Schule und Erziehung (Katholische, Schnlverein). Sitz Düsseldorf an und errichtet eine Orts gruppe dieser Vereinigung. 8 1<>. Tie Richtlinien gelten fiir die ersten Monate nach chrer Aiisslellung, solange die Scbiilveebältnisse ungeklärt sind, namentlich auch der Ausbau des Schulvereins soll der Ent wicklung und der Mitgliederzahl angepaßt werden. Tagesmewungen. Sturz der Räterepublik München. W'stmar, 13. April. Nach einer Meldung ans München wurde die Räterepublik durch die Garnison gestürzt. Tie bayrische Negierung hat folgende Pro st l a ma lion erlassen. An das bayrische Volt! Tic Münchner Garnison hat die Getvaltheri schaff in Münch» weggefegt. Das Kartenhaus der landfremden Eindringlinge ist wiamnu »gestürzt. München und gsii: Bayern atmen ei leichten ans. Die Gewalt der recht mäßigen Negierung Hoffman» hat sich mit elomento.icr Kraft dnichaesctzt und sich nun auch in Müu- chon wiederhergcstellt. Als Negierungsvertreter ist mit weitgehenden Vollmacht.» der Abgeordnete Vogel aus Fiirtb nach München entsandt. Seinen Weisungen ist bis a»k weiteres unbedingt Folge zu leisten. Er vereinigt in sich die gesamte Zivil- u. Militärvollzugsoewalt in Mün chen. Alle bisherigen Verordnungen der Räte- regier n n g s iud außer W irksamkeit gesetzt. Bayern! Haltet treu zur Regierung Hoffniann. Vereint alle Ci:e Kräfte, »in die Wiederkehr der soeben nieder- gewo, seiien Gewaltherrschift fiir alle Zukunft unmöglich zu machen und der Negierung den Wiederaufbau des zer rütteten bayrischen Staates zu ermöglichen. Nur Ord nung und Arbeit führt znm Ziele! Die Negierung des Freistaates Bayern. Der Ministerpräsident Hoffman». Nürnberg, 13. April. Eine Meldung aus Miinchm de- Münch» besagt: Garnison München hat sich gegen Zentral rat erhoben. Garnison errichtet Militärdiktatur uiiid tritt für Ministerium Hoffmann ein. Akti^r zur Wie dergewinnung der Hauptstadt ist eingeleitet. Verlaus günstig. 7?- Der Minister des Aeußeren der Räfftegierung Dr. LipP wurde in eine I r r e n a n sta l t gebracht. Dr. L c- vin soll flüchtig sein. Tie Spitzen der Räteregie rung, unter ihnen Landauer, Wagner und Müh sam, sind verhaftet worden. Im ganzen siird 16 Per sonen verhaftet. Die geistige Verfassung der Mitglieder der Räte regt erung. In den „Süddeutschen Medizinalheftcn" führt Univer- sitätsprofessor Dr. Coßmann ans, daß vielen Aerzten be kannt sei, daß mehrere an der Spitze der jetzigen Negierung stehende Männer geistig erkrankt und als Pathologische Lügner fest- gestellt sind. Tr. Levin leibet an sekun därer H i r n s y p h i l i s. was übrigens der bayrischen Negierung bekannt sei. Die Lage i„ Bayer». Bamberg, 12. April. Die Lage in Bayern hat sich sebr zugunsten der Regierung Hoffmann verändert. Die Aus- rnfung der Räterepublik ist in allen Städten, wo sie durchgeführt tvar, auf friedlichem Weg« rückgängig- ge macht worden. Nur in Würzburg bedurfte es dazu einer bewaffneten Auseinandersetzung. Die Lage Nord- bayerns ist durchaus gesichert. In Schwaben und Niederbayern verliert die Betvegung ebenfalls aq Bo-