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ör. Zrü-». ^ayrg. Montag, den 14. April ISIS abends «SeschäftssleUe und -ReLakrw... Dresden-2l. 1«, Holbeinstrahr Fernsprecher 213VÜ Postscheckkonto Leipzig Nr. 14?V7 v,»«,»prei»i U^S^»t> e x mtl Musir. vetlaae vterieljühkli« m und amu Deuitzh 0 U» b, OesteÄUd «M,ab« o dirn^tlthckM ».««U». In L»«ten und aan, Deutschland siet Hau» L>- Fi «n Oe»»rrl« S.8V X. u». In Druden Kwd stet Hau» tt.it« «.»« X. «, » cknjel-»tmnmer 10 üchMchr «oll»,«ttuna «scheint Lochentaa«, nachmtkag». an allen -liizclacn - Annahme vi'nGcschlUI-anzeiac» dt» INNH». von Aamilie ianzelge» bio t t Uhr von». Preis iürdie Petit -haltzeileLtt -I. im Rella- meteil I .«, gamUicii 'Anzeige» UU Z. Für »ndelltlich gelchtievene. sowie durch Fern wrecher ausgegedene 'Attzeigen kviuien in» die Leranllvorlitchlciisürdle^ichligleüües^e^rtev nicht übernehmen. Tvrechstunde der Redaktion! tt-lS Uhr vormittags. - Einzige Katholisch« Tageszeitung Ausgabe L mit illustrierter Uurerdalkmgrdrtla-« GEeT OrgM der Zentrumspurze^ reug. KkwtMxmtz. AAsgabe R «m «tt -er WochenbeUagL kelagerung;ru;>ancl «nS Ztanilreevt übet Zackten. Minister Nerrririg ermordet. Am Sonnabend nachmittag ist der sächsische Minister für Militärwesen G u st a v N e u ring ans die grausamste Weise ermordet worden. Die mit der Herabsetzung ihrer Löhnung unzufriedenen Sanitätsmannschaften hatten anscheinend auch die Arirgs- besckzädigten ansg-ewiegelt und so waren einige hundert Mann im geschlossenen Zuge vom Theaterplatz über die Frieörich- Augustbrücke znin Kriegsministerimu gezogen. Tie Abord nung war vom Minister empfangen worden, der sich aber weigerte, mit einem darunter befindliclzen bekannten Kom munisten zu verhandeln. Derselbe verliest unter heiligster Widerrede das Ministerium und wiegelte die aus dein Platze wartende Menge ans. Unterdessen verhandelte der Minister mit der Abordnung, machte ihnen klar, dast die Löhnungs- frage vom Reiche geregelt werde und man von Sachsen Schritte bei der Neichsregierung unternommen hätte. Er selbst könne die Forderungen nicht bewilligen. Aus diese Auskunft nahmen die schon anfgereizten Demonstranten eine drohende Haltung ein. Auf ein wildes Gerücht hin, der Minister habe den Befehl zum Feuern gegeben, an scheinend hat ein Soldat Uebnngsharrdgranaten geworfen (es ist nicht ansgeschlossen, dast es sich hierbei um ein ab gekartetes Spiel handelt. T. Red.), entwaffnete die Menge die Wache und die heranrückende Ablösung. Die alarmierte Sichethkitstruppe, ans Schützen bestehend, liest sich ebeviills entwaffnen, eine Anzahl Maschinengewehre fielen so in die Hände der Demonstranten. Schliesslich wurde nach vorher gehender Beschießung sas Ministerium erstürmt, der Kriegs minister wurde von der Menge ans die Brücke geschleift, wobei er verschiedentlich misthandelt wurde, und von den Unmenschen über das Geländer in die Elbe gestoßen. Als er im Strom aiiftauchte und sich durch Schwimmen zu retten versncklle, erö'sueteu die Berbrecher ans Gewehre» das Feuer. Von einer Kugel getroffen, versank schließlich der mit den Fluten ringende Minister. Noch am selben Abend verhängte das Ministerium den B e k a ge r u n g s z u stst u - über den Stadtbczi rk Dresden. In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag waren besondere Zwischenfälle nicht gemeldet. So ist der kurze Tatbestand. Es gibt keine Worte, die stark genug sind, dieses scheußliche Verbrechen zu brand marken. Es ist zweifellos anzunehmen, daß die Demon stranten durchaus nicht mit der Absicht kamen, den Minister zn ermorden. Dunkle Elemente, die sich unter sie gemischt haben, werden im Verlaufe der aufregenden Stunden und erst iin letzten Moment zn der entsetzlichen -Handlung hinge rissen worden sein. Wieder einmal zeigt sich die tieie Ver rohung, in die unser Volk durch den jahrelangen Krieg ge raten ist. Wieder zeigt sich, auf welche Wege die von den Unabhängigen und Kommunisten verhetzte Menge gerät. Bishek konnte man glauben, daß die Dresdner Bevölkerung den fanatischen Hetzern und Wühlern kein Gehör schenken würde. Mit erschreckender Deutlichkeit zeigt sich die Macht losigkeit der Regierung, die über keinerlei disziplinierte Truppe verfügt. Noch immer wollen wir glauben ». hoffen dast an der Verminst und der Intelligenz der säckmche» Bevölkerung die verbrecherischen Absichten der Spartalide» und ihrer Helfershelfer, der Unabhängigen, scheitern wer den. Aber wer kann das heute noch mit Bestimmtheit be Haupte». Vor einiger Zeit ist an dieser Stelle der Minister Grad nauer gewarnt worden, die hetzende und schürende Bewegung durch Verhandlungen und gütiges Zureden bekämpfen zn wollen. Es wurde gesagt, dast es auch um Kopf und Kra- aen -er jetzigen Gewalthaber ginge. Mit Abscheu und Ent setzen müssen wir min konstatieren, dast unsere Warnung mir allzu berechtigt war. Wird die Negierung mm den festen Strich nach Links ziehen und sich an die ordmmgs liebenden Elemente wenden, um der Gewalt die Gewalt cnt- gegcnzusehen? Wir glauben nicht, wie die „Dres-dn. Neuest. Nachr.", daß -er Weg zmn Ziel durch Versöhnung kernab aller GeNxrlt führt. Denn die Leute, die auch diesmal wie der die Hand ini Spiele hoben, denken nicht an Versöhnung. ,. Daum e n a u fs A ii g e » n d K n ie a u f d i e B r u st." Das ist ihre Parole. Hier aber sei es noch einmal gesagt: Wir wollen «ns nicht durch die Spartaki-en vergewaltigen lassen, wir wollen uns wehren, wir wollen kämpfen, es geht um di« Zukunft unseres Volkes und wir wissen noch zn kämpfen, wie wir es 4'k. Jahre gewusst haben. Die Regie- aber hat die Pflicht und Schuldigkeit, uns in diesem Kampfe zu führen und für diesen Kamsck auszurüsten. Sie s„ll s n's-ureii und sich nicht von den (e reigmsseii Meide» !»">», Der gemordete Minister Neu ring ist ein Opfer 'einer mutigen Ueberzcngmig g-ewordnu. Er bat allerdings amt, z n i p-! t erkannt, dast er am > : lüstern Wege gewe'cu ist. als er die diszipliniene Armee »all, stanse schicken Ichst. »Un» er hat dann auch ehrlich versaehi, diese Fehler wst-de- am zn machen und dem Lande eine Truppe z» schasst-n, die Rübe und Ordnung verbürgen sollte. Mit zielbewusster Zähigkeit trachtete er, die mamiiasattigen Schwierigkeiten, die sich ilim in den Weg stellten, zu überwinden. Und gerade deshalb wurde er die Zielscheibe für die Hetzer »ud Wäliler der Linksradikalen, die in ihm mit Recht einen gefährlichen Gegner erkannten. Mir stehen nicht an, de» gewaltsamen Ted dieses energischen zielbewussten Mannes als einen schweren Verlust für unser engeres Vaterland aufs tiefste zu bedauern. Ist v. XV. Bekanntmachung über den Belagerungs zustand. Wegen Gefahr für die öffentliche Ruhe, Ordnung nag Sicherheit wird der gesamte Freistaat Sachsen hierdurch in Belagern »szustaiid ertlärt. Zugleich werden die Bestimmungen der Gesetze über Gerichtsstand, Verhaftung, Haiisiuchmig, Briefgeheimnis, Presse, Vereins- und VersmuMlmigsiecht bis aus weiteres außer .Kraft gesetzt. Die Anordnung und Ausführung aller die Wiederher stellung und Ausrechterhaltung der öfseutlichen Ruhe, Ord- ming und Sicherheit bezweckenden und darauf Bezug haben« den Maßregeln wird ausschließend und unbedingt in das Ermessen des militärischen Oberbefeblshobers gestellt, dem .die Ausübung der .Zioimiiandogewatt übertragen worden ist. Das Gesanitministerimn bat zmn Oberbefehlshaber Herrn Bruno Kirchhof, Dresden, bestimmt. Dresden, den 13. April 1010. Das GestiiiilniinisterillU!: gcz. Tr. Grad nein er, Ministerpräsident. B n ek. Dr. Harnisch. Hel dt. Nitz sehe. Schwarz. U h I i g. Der militärische Oberbefestlshaber erlässt folgende Bekanntmachung über das Standrecht. Nachdem das Gesanitministerimn mit Bekanntmachmig vom 13. April 1010 den Freistaat Sachse» in Belagerungs zustand- erklärt und die Anordnung und Ausführung aller die Wiederherstellung und Nufrechterhaltung der öffent- lickzen Ruhe, Ordnung und Sicherheit bezweckenden und darauf Bezug habende» Maßregeln mir überlassen hat, ver ordne ich in Ausübung der mir Ziistchenden obersten mili tärischen Koimnaiidogcwalt hiermit was folgt: 1. Tie Zivilbehörden bleiben in Tätigkeit, baben aber meinen Anordnungen und Aufträgen Folge zn leisten. 2. Für die Zeit des Belagcrunaszustaiides proklamiere ich das Stau-recht. Dem standrechtlichen Verfahren unterliegen folgende Non Zivilpersonen begangene Verbrechen und Vergeben: Hochverrat, Landesverrat, Mord, Tot schlag, Widerstand gegen die Ztaatsge- w alt, A n s r » b r, A n fIaus, B r a n d st i f t » n g , Verursachung einer ll e b e r s ch w e >n m u n g , Zerstörung von Eisenbahnen, Telegra- p h en- und T cl e p b o n l e i t >, n g en, Befreiung von Gefangenen, M euterei, Pl ü nder » n g, N ailb , L a » d s r i e d en s b r n ch . E r p r e s s n n g , Verleitung der Soldaten zur ll» treue ii n d die o o n in ir besonders mit Strafen bedrohten V c r f e l> l n n g e n. 3. .Haussuchungen und Verhaftungen können von den dazu berechtigten Behörden und Beamten zn jeder Zeit vor- gcnommen werdn. 4. Die Polizeistunde festzrisctzen, bleibt bis ans weiteres den örtlichen Behörden überlassen. Sie darf aber nicht über 10 Uhr abends hina » sgehen. 6. Ter Verkauf von Waffen, Munition, Pulver und anderen Sprengmitteln ist verboten. Wer beim unberest- tigten Tragen von Waffen betroffen wird, ist zu entwaffnen. 6. Das Erscheinen neuer Zeitungen unterliegt meiner Genehmigung. Es ist verboten, in Zeitungen und Flug- schristen zu Gctvalttaten oder zu Streiks aufzufordern, die daS Wirtschaftsleben und die Ernährung des deutschen Vol- I . . «'ck -''7.': 1 ... od> dck ' gelle .'».n-beKnstr mig des F: nedens gr- sährden tömieii. Alle V ' e r s a >u in I ii u a e ii u u i e r sr > > e ii- H i m in iel sind v e r b o t e n , all össeutlickei l e crsamiu lungeu in aeichle issenen .Räumen t ledüiseu in e i zi e: G -- - n e b m i g u n g. O e i s e r itli ist e A u s z ü g e . iowie tz I u i a »: ,.i ! u u g e n und »j u s a in ui e n r o tt u u g e i> aus ösfenel. Strastei n und Pli itzen sind verbo t e n. 0. Der Bei - keh r a u s öss > n t! > e!> e » S t r -r s> e z-. II n d P l! ä tz e ii ist im Fstteresie d: -r Peeiönliche: , Si l-eel m: der Bei !ölkermia auf d a s u n b e dingt not w e n > - ,'j « M a st . zu besteh r ä ii t e n. >0. Die B-. -solgung vorsiebe! »der Aiiodmmgeu v -e- nötigen falls mit Wasfengeivalt erz Ivmigen. 11. Die Anwendung der bewaffneten Macht zur N»!e-- drückung etwa vorkvmmender Ansruhrversuche erfolgt »ach meinen Befehlen. 12. Die Truvpeu stehen wäbr-md des Kriegszuste des unter den Knegsgesetzeu (F 0 Mil -Str.-G.-B.'i Dresden, den 13. April 1010. Miiiisterimn für Militärwcsrn: Der mit Wahrnehmung der Geschäfte Beauftragte: Kirchho f. Für die Stadt Dresden hat der militärische Oberbefehlshaber im Ziisaimnensta damit folgende Bestimmungen erlassen: Der Belagerungszustand iritt am 12. April 101" ch Kraft. S ä mtli eb e Wirts h ä u s er si n d n m 3 N hr abends zu schließen. .K r a f t In a g e n d ü rfeu n u r m i t G e u e Ii in i -- g u u g des militari s ch e » O b e r b e feb > - b a b e r s v e r k e b r > n-. Ministerpräsident Dr. Gradnauer ttder die Lage. Ministerpräsident Tr. G r a d n a u e r hatte die gesteeii zu einer außerordentlichen Hauptversammlung in Dres den vereinigten Delegierten des Landesverbandes Sächsisrl-e Presse für m-chmittag I Uhr »ach dem Ministerialgebäude geladen, »m ihnen eine Darstellung der Lage in Dresden zu geben. Außer dem Ministerpräsidenten waren noch die Minister U h l i g und Dr. Harnisch, der militärische Oberbefehlshaber Bruno K i r ch h o f, soivic der Chef des Stabes vom Ministerium für Militärweseu Oberstleutnant Kretz sch mar zugegen. Hauptschristlciter Flach leitete die Pressekonferenz und gedockte des Grundes, der den An last zu ihr gegeben bat, wobei er namens der Anwesenden knndgab, dast seitens der Presse alles gescheben werde, da hin zu wirken, daß Nulle und Ordnung eintriit. Minister präsident Dr. Gradnauer widmete dann dem ermor dete» Minister Ne »ring, den er als einen offenen fein fühligen Eharaktci^ gls einen Man» von fester Energie, vrirs, dci es jetzt als seine .Hauptanfggbe angesehen Hab«, sich der trübe» Flut des Spartakismns entgeqenznwerfen, eine» Nachruf. Es werde Sache der Regierung sein, da« Andenken dieses Mannes zn ehren und Fürsorge für die. Hinterbliebenen zn treffen. Weiter teilte Redner mit, daß vier Persvnen verhaftet worden seien, die in dem dringen den Verdachte stehen, bei dem Merd beteiligt zu sein. Wei tere Verhaftungen stehen bevor. Tann fubr Dr. Gradnauei fort: Meine Auffassung von der Lage ist. d'a st sie sie gst listiger gestaltet hat. Die furchtbare Tat hat auf alle Volkski eise einen Eindruck gemacht, der znnächst- wohl jede Ausschreitung ansschalten wird. Wobt dickest herum,ziehende Banden am Sonntag vormiitag einzelne Polizisten entwaffnet. Aber das sind Eiiizelerseheimingen Die öffentlichen G e b ä u d e s i u d geich iitz t. Sächsische G r c n z s ch n tz t i n p p r u und Truppen der R ei ch s l c i tu n g ans Berlin sind niitetz-- wegs. Auch in anderen Gebieten Sachsens hat sich oio Lage gebessert. Ist München ist die Räterepublik erledigt» (BravoI), die Diktatur wird von einem von Reichs webest» entsandten Bevollmächtigten ansgeübt. Auch in Zwickau: liegen die Verbältnisse besser. Der Amtshaupt- mlinn telegraphiert mir, dast bei einer Abstimmung 10 v H f ü r und 00 v. H. gegen den G e n e ra I st r e i k sin d. Durch den Zuzug von Truppen ist dort endlich eine Waas« lung zmn Besseren eingetreten.