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Unsere ständigen Ber liner Mitarbeiter besorgen tzics nun. Trotzdem möchte ich doch heute wenigstens einige Worte zu dem bisherigen Verlauf sagen. Schon heute ist es llar, daß die Hoffnungen und heißen Wünsche unserer Gegner aus einen Zerfall des Zentrums sich nicht erfüllen werden. Daran werden auch die tendenziösen Berichte der „Deutschen Tages zeitung" und anderer Blätter nichts ändern können. Mit Recht hat gestern abend der Pfälzer Abgeordnete Hermann Hosmann darauf hin- gewiesen, daß man der bayerischen Sache keine allzugroße Bedeutung beimcsscn solle. Tatsächlich und trotz der dortigen Vorkommnisse sind eine Reihe von Bayern anwesend. Schon in der Wahl des Präsidium!» kam gestern der alte Charakter des Zentrums zum Ausdruck. An» 'Nachmittage kamen dann gewiß auch gegenteilige Meinungen zutage aber in durchaus ruhiger Form. Das, was Erzberger dann aus führte, wirkte aber so durchschlagend, daß ihm stürmischer Beifall folgte. Ich will mich heute auf diese kurzen Ausführungen beschränken. In die sem Augenblicke spricht Minister Stegerwald üher Sozialpolitik. Was er sagt, ist so klar und so gesund, daß der große Saal des Reichstages fortgesetzt von Beifallsstürmen erzittert. Auch das zeigt, daß alle Delegierten im wesentlichen einig sind. Das alte Zentrum in neuer Stärke — das Wort wird wahr werden. DaS steht fest. stgl. Die Diskussion über die politische Lage Von unserem besonderen Vertreter. In der Nachmittagssitzung des Montag wurde in die Diskussion des großen Trimbornschen Referates über die politische Lage und die Beteiligung des Zentrums bei Gestaltung der praktischen Politik ein getreten. Die Debatte bot ein getreues Spiegelbild der Stimmungen und Auffassungen in den Zentrums-Wählerkreisen, die naturgemäß angesichts der tiefgreifenden, durch den Gang der Dinge aufgeworfenen Meinungsverschiedenheiten und Gegensätze außerordentlich wechselnd sind. Um drei Kernfragen drehte, sich die Diskussion: 1. die Stel lung der Zentrumspartei zur Monarchie, 2. der Eintritt in die Re gierung und das Zusammenarbeiten der Zentrumspartei mit der So zialdemokratie in der Nationalversammlung und 3. um die Frage des Einheitsstaates. Freiherr von Kerkering-Bork warf die Frage zur Stel lungnahme zur Monarchie auf und cS sprach aus seinen Ausführun gen die begreifliche Trauer über die Entwicklung dieser Dinge. Nbg. Dr. Porsch, der Vorsitzende der preußischen Zentrumsiraktion, er widerte in ausgezeichneten Hinweisen auf Windthorsts Verteidigung gegen Bismarck, als der letztere ihn als welfischen Parteigänger zu brandmarken suchte. Windthorst erklärte, daß die Anhänglichkeit an sein Königshaus voll und ganz sortdauere,, daß man aber auch an die Worte der Heiligen Schrift sich erinnern müsse: „Du sollst untertan sein den Gewalten, die über dich gesetzt sind!" Die Bekräftigung Dr. PorschS, daß auch er aus diesem Standpunkte stehe, lösten einen stürmischen Beifall aus. Die Vorwürfe der Nechtskreise gegen die Zentrumspartci in diesem Belang weist Porsch unter einhelliger Zu stimmung des Parteitages mit aller Energie zurück. Bezüglich der Stellungnahme zur Revolution und der durch sie geschaffenen Lage konnte Dr. Porsch aus die Aeußerungen des verstorbenen konserva tiven Führers Freiherr» von Zedlitz-Neukirch verweisen, daß nach Lage der Dinge nun pflichtgemäß jeder Preuße sich auf den Boden der geschaffenen Lage stellen müsse. Die Einheitsfrage, die in längeren Ausführungen von dem hes sischen Justizminister von Brentano angeschnitten wurde, be handelte Dr. Porsch im Sinne einer Verteidigung des Beschlusses der preußischen Landesvcrsammlung. Der Gedanke läge durchaus fern, Süddentschland zu verberlinern. Den süddeutschen Ständen soll durch aus vollste Freiheit und Selbständigkeit gewahrt werden. Einen stürmischen Beifall löste die Ansprache des Pfarrers Walzer aus der Rhcinpfalz auS, Ser die Grüße aus der deut schen Pfalz überbrachte und die Erklärung abgab, daß das pfälzische Zentrum beim Reichszentrum bleiben werden. Die Pfalz werde und müsse auch wieder die Brücke bilden, um Bayern wieder dem Reichs« zentrum zuzuführcn. Pfarrer Walzer besprach dann einige, den liid- deutschcn Zentrumsanhängern auf den Herzen liegende Wünsch; be züglich der Partcipolitik und legte zum Schlüsse ein wiedcrum mit Jubel ausgenommenes Treuebekenntnis ab. Größte Aufmerksamkeit fanden sodann die Ausführungen des Ladischcn Finanzministcrs Abg. Wirth. Die Richtlinien der Zcn- trumspolitik legt dieser mit der Zustimmung des Hauses wie folgt »bar: „Weder von rechts noch von links haben wir uns in taktischen Hfragen fcftzulegen. Wir haben allein der Stimme der Vernunft Ge hör zu schenken." Wirths Acußerung, daß die Throne nicht um der s Fürsten willen gestürzt wurden, sondern daß die Throne stürzten über die Politik, die die Träger der Krone machten, hatte wiederum starten Beifall für sich. In der weiteren Debatte kam u. a. auch Freiherr von Rechenberg zu Worte, welcher dem Abg. Trimborn den Dank für sein großzügiges und erschöpfendes Referat aussprach. Zu den politischen Fragen äußerte sich des weiteren der Chesredakicur der „Kölnischen Volkszeitung" Dr. Hoeber. In später Abendstunde sprach Reichssinanzminister Erzber- ger zur Friedensfragc und zum Einheitsstaat. Die überwältigende Mehrheit des Parteitages stimmte durch stürmischen, sich immer wie derholenden Beifall seinen Ausführungen zu. So waren die Beratungen trotz aller hier und da rnitanchenden und durchaus verständlichen Verschiedenheiten in der Auffassung durch aus einheitlich in der Tendenz: Der Zentrumspartei des Deutschen Reiches mit allen Kräften zu oienen. Wirtschaftsfragen auf dem Zenlrums- pnrteiiasi Zweiter Tag des Parteitages In früher Morgenstunde wurde am Dienstag der Zentrumspartei tag mit der zunächst generellen Erörterung von Wirtschafts- sragen fortgesetzt. Die Delegierten sind wieder in großer Zahl er schienen, wenn gleich nach der gestrigen großen politischen Aussprache, die sich bis in die späten Abendstunden hinzog, eine starke Belastung zu beobachten war. Zudem kam, daß noch am Spätabend die ver schiedenen Kommissionen, sowie bestimmte wirtschaftliche und politische Gruppen zu Sondersitzungen zusammengetreten sind. Zu den Tienstagsverhandlungen waren auch die Führer der Fraktionen nebst zahlreichen Abgeordneten der Nationalversammlung wieder erschienen. Den Vorsitz führte Präsident Fehrenbach. Die Geschäftsverteilung für die nächsten Tage stellt sich wie folgt: Am Mittwoch wird das Referat des Abg. Dr. Brauns über Par- teiorganisation und Parteipresse gehalten werden. Danach wird sich eine Diskussion anschließen, welcher besondere Be deutung zuzumesseir ist. Zu diesem Punkte liegen auch eine ganz; Anzahl von Anträgen vor. Das erste Referat am Dienstag erstattet Landesökonomierat Abg, Herold über Wirtschaftspolitik. Sofort nach dem außerordentlich beifällig aufgenommenen Refe rat wurde dem Minister und Abg. Stegerwald daS Wort zn seinem Referat über die Sozialpolitik des Zentrums erteilt*). De» Schluß der Referate in Wirtschaftsfragcn bildete dis Rede des Abg. Ehrhardt über das Betriebsrätegesetz. Die drei Referate beanspruchten einen Zeitraum von vier Stun den. Man entschloß sich, dann sofort in die Debatte einzutreten. Vor her gab aber noch der Abg. Trimborn die Erklärung ab, daß seine Aeußerungen über die Koalitionspolitik der Zentrumspartei sich auf die Vergangenheit bezogen, daß aber das Zentrum für die Zu kunft sich volle Bewegungsfreiheit Vorbehalte. Der erste Diskussionsredner Frhr. v. Loe brachte die Wünsche und Beschwer den der Bauernschaft vor und verlangte Aushebung der Zwangswirt schaft, da sie die Ursache der in landwirtschaftlichen Kreisen vielfach herrschenden Unmoral sei. In den Parteiorganen, sowie im Reichstag müßte die Landwirtschaft auch stärker als bisher vertreten sein, um eine der Bedeutung ihrer Stellung im gesamten volkSwirtschasilichcn Leben Deutschlands entsprechened Rolle einzunehmen. Generaldirektor Ten Hompel und Dr. Horster machten sich zu Anwälten ocr Wünsche für Handel und Industrie, auch deren Interessen dürften ruht gegen über der Wahrung derjenigen anderer Stände zurückstehen Die bei den Redner drückten ihre Anerkennung über die Arbeit der Zentrums fraktion an der Gestaltung des Betriebsrätegesetzes aus. Diese An erkennung wog um so mehr, als sie aus dem Munae berufener Persön- lichkeiten kam. Für die Steuerpolitik ergaben sich in oen bezüglichen Ausführungen Wünsche, die im wesentlichen darauf binansgingen. daß die berechtigten Wirtschaftsintcresscn von Handel inkd Industrie, auch im Sinne der Kapitalsbildung und der Gcldslüh'igleit und de: Geld- zirkulation gewahrt würden. Des weiteren sprach sich dann Rechts anwalt Witte für eine Gleichberechtigung der Stände und auch für eine gleiche Wahrung ihrer Wir'-chastSinteressen durch sie selbst wie durch die Regierung und die berufenen Körperschaften aus. Herr Arbeitersekretär Treffert-Berlin verlangt von dei Landwirtschaft ein besseres Verständnis für die Vage zahlreicher Ar beiterschichten, besonders derjenigen der Großstädte, die in Hinterhäusern im Elend Hausen und kaum das Notwendigste zum Leben erhallen könnte. Die Zwangswirtschaft müsse vorerst noch aufrecht erhalten *) Die Rede des Minister- Steigerwald erscheint in der morgigen Ausgabe. werden, da ein freies Spiel der Kräfte unw-üzli,' Melassen wcrd-n könnte. Der Redner tritt für ein Hind in Handarbeiten von Land Wirtschaft und Arbeitern ein. Justiz:>l Abs- Bonn kennzeichnet die Zentrumspartei als die wahre VaiNpaetci, weiche die Zusammenfas sung aller Stände sich zum Hiuotkü.i.mci'e ihres Schachens setzte. Ein harmonisches Zusammenwirken oller Stände in den ZemrumSfrak-- tionen werde das beste Mittel sein, um diei.-n Standen sowohl und ihren wahlberechtigten Sonden.i.eressen, wie auch der Partei selbst zu dienen. Für die Beamtenschaft mH siw yjx Handwerker kamen mehrere Redner zum Wort, bei denen sich bei Geltendmachung aller auch jeweils von der Zentcumslra'.lion als durchaus berechtigt angesehenen Wünschen übereinstimmend der Wille dokumentiert«, ii. einem einigen und geschlossenen Zentrum zusammcnzuwirken. Der Abg. Trimborn gab in Beantwortung von Fragen der Vorredner die Erklärung ab, d»ß äbcc Sprzialfragm man auch dies mal gerne Sonderreferate hätte halten lasst», daß dies aber >2r den ersten Parteitag untunlich erschien, weil dieser zuerst einmal die großen Richtlinien für die weitere polst» ge, »'i'tschasi'iche und soziale Tätig keit unserer Partei und ihrer Aih'rag.-r weisen sollte. Der Zentrums. Parteitag erklärte sich mit dieser Auffassung einverstanden'. Biel ver merkt wurde eine weitere Bemerkung Trimborns, daß das Zeutru« durchaus am Privatbetrieb fesihalte und im Gegenian zu den Soziali sierungsplänen der Sozialdemolratie, die in vielen Dingen die wirt schaftlichen Notwendigkeiten verkennen, an dem Schutz der kleinen mr» mittleren Betriebe arbeite. Dia weitere bis in die vorgerückten Milt, >r't-ivden sich hinzuhinde Debatte brachte noch eine große Anzahl oon Rednern ,nf die Tri büne. Das abschließende Urteil kann dahin "«-gegeben werken, daß >i allen wohlverständlichen verschiedenartigen Auffassungen, die begreif licherweise gerade in diesen heiklen Svezi.i'.kragen > -»herrschen, di« einigende Linie immer wieder in dem Bestreben erblickt wurde durch eine einheitliche und geschlossene Zusamm'nsatstnig aller i irisch rstlich tätigen Kräfte in unserer Partei diese nur immer weiter zu stärken und zu fördern. An die öffentliche Aussprache schloß sich am Dienstag eacbm-ttag eine geschlossene Sitzung, der in den Abendstunden noch ine Sitzung der kommunalpolitischen Vereinigung folgte. Erzberger zur Friedensfragc und z«m Einheitsstaat Wir sind in einer Situation, der jeder Tag die sofortige Lösung schicksalsschwerer Fragen nötig macht. Da lönncn natürlich manche Parteifreunde draußen im Lande nicht mehr mitkommen, zumal sie die Tatsache überrascht hat, daß nach dem heftigen Wahlkampfe gegen die Sozialdemokratie die Koalitionsregierung Tatsache geworden ist. DaS Ziel dieses Wahlkampfes war die Verhinderung einer sozialdemokrati schen Mehrheit. Aber ebenso klar war, daß eine Regierung ohne die Sozialdemokratie eine Unmöglichkeit war. Durch unsere Be teiligung an der Koalition ist sehr viel erreicht worden. Man braucht dem. was in Weimar festgesetzt wurde, nur die Befürchtungen gegen über,zustellcn, die der gemainsame Hirtenbrief der preußischen Bischöfe im Dezember 1918, damals mit vollem Recbte, anssprach. Daß mit den Deutschnationalen nicht zu arbeiten ist. das zeigt ihr Verhalte» m der Nationalversammlung. Sogar bei den «»direkten Steuern haben sie gestreikt. Die Neuwahlen werden sobald als mög'ich kommen. Aber wir haben erst seit 10. Januar den Friedens aistand, und es sind noch dringende Aufgaben zu erledigen: Steuerge-e^gebang. BesoldungS- reform, grundlegende Bestimmungen für den Wiederaufbau. Trotzdem bin ich fest überzeugt, daß „im Laufe dieses I a li re S" gewühlt wird. Ueber die unsichere Haltung zur Friedensfrag« wird man nur dann zutreffend urteilen können, wenn man die ganzen Vorgänge im Juli 1919 kennt. Die Regierung hatte in der Nacht zum Fronleichnamstage bis morgens um 5 Uhr getagt. DaS Ergeb nis war das Auscinanderfallen in zwei gleiche Halsten. Sieben Stim men für Unterzeichnung des Friedens, sieben Sci-ume.r dagegen. Eine Regierung war nicht mehr vorhanden. In einer Sitzung der Staats- und Ministerpräsidenten der Länder siel die Entscheidung sür die Unterzeichnung. Denn die Vertreter Hessens. Bayerns, Badens, der mitteldeutschen Staaten und alle anderen erklärten: Wir bleiben euch treu, auch wenn ihr nicht unterzeichnet, aber na h 18 Stunden sind wir weg gefegt; dann unterzeichnet jeder sür sich einen Separat frieden, der viel schrecklicher wäre, als der Vertrag von Versailles. Die Hoffnungen, eine Milderung in den Ehren- punktcn zu erzielen, beruhte aus Verhandlungen mit Franzosen und Italienern. Die Verhandlungen boten alle Aussicht. Aber die Ver brennung der Fahnen in Berlin und die Tat von Scapa Flow ver änderten die Lage. In der Sonntag» acht traf das Telegramm ein, daß die Entente auf der unveränderten Unterzeichnung bestehe. In der Fraktionssitzung des Zentrums erklärte am Montag der R c i-ch s w e h r m i n i st e r, er könne keine Garantie für die Treu? dar Reichswehr übernehmen, wenn der Friede unterzeichnet werde. Dieselbe Erklärung gaben zwei Militärbefehl k-baber ab. die zu diesem Zwecke Gröber aus der Sitzung h-ra-asbitten ließen. Angesichts dieser Tatsache glaubten wir. da doch alles verloren sei. die Unterzeich nung nicht verantworten zu können. In dieser Ueb-rzengung gingen wir aufs Schloß. Die endgültige Wendung bracbte l. eine De pesche Gräbers, die für die Reichswehr bürgte, und 2. die Tatsache, daß die Minderheitspaneien — es war mittags 1 Uh» und um K Uhr lief das Ultimatum ab —, auf die Frag«, ob ft» bin».