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Dienstag. 10. Oktober 1916 — Sächsische Bolkszettung Nr. LN. Seite 4 Um rotes Gold Roman von Erich Friesen <12. Fortsetzung.) Irene wußte von Lady Elisabeth, daß ihr Bruder auf Formen sah und Eleganz bei Tisch liebte. Sie gab sich deshalb heute mit der Toilette besondere Mühe. Es galt ja, den gestrengen Vormund günstig zu stimmen. Während die heute recht schweigsame Zofe ihre junge Herrin in zart blaue Tüllwolken hüllte, plauderte Irene frisch und munter drauflos. „Mach mich recht schön, Anuie, hörst du? Jetzt, da der Hausherr wieder da ist, mutz alles doppelt hübsch sei«. Wie angenehm, datz er endlich zurück ist! Meinst du nicht auch, Annie?" „Ich weist wirklich nicht, Fräulein," lautete die zögernde Erwiderung. „Ich erlaube mir darüber kein Urteil." Irene lachte hell aus. „Du erlaubst dir darüber kein Urteil'!' Das klingt ja ganz feierlich! Du hast doch sonst den Mund auf dem rechten Fleck." Das Mädchen schwieg und machte sich an dem Gürtel band ihrer Herrin zu schassen, das nicht nach ihrem Geschmack zu sitzen schien. „Du siehst ja unheimlich ernst und griesgrämig aus," neckte Irene weiter. „Was ist denn los:' Gefällt dir etwa Lord Pence nicht :"' „Es würde mir nicht nnstehen, über meine Herrschaft zu sprechen. Fräulein." Irene legte die rnbinverzierte goldene Armspange, die sie gerade an ihrem Handgelenk befestigen wollte, wieder auf den Toilettentisch und blickte ihre Zofe betroffen an. „Du hast irgend etwas. Annie! Heraus damit!" „Wenn Sie es mir befehlen, Fräulein . . ." „Ja. ich befehle es dir!" „Ich fürchte mich vor Lord Pence, Fräulein. Und nicht ich allein: wir alle in der Gesindestube fürchten uns vor ihm. Ja, auch Lady Elisabeth fürchtet sich vor ihm — ich weist es ganz genau. Sehen Sie. Fräulein . . . ich bin schon seit vielen Jahren bei Lady Elisabeth, und da habe ich so manches bemerkt, über das ich sonst nicht spreche. Früher, als Sie noch nicht bei uns waren, Frau- lein, da hatte Lady Elisabeth manchmal heftige Auftritte mit ihrem Herrn Bruder. Und wenn er abreiste, dann lebte sie erst wieder auf. Und diesmal, als der Brief an gekommen war. der seine Ankunft meldete, da wurde Lady Elisabeth bleich und zitterte. Ich war gerade im Zimmer, als sie ihn las. Und dann seufzte sie und murmelte für sich: Armes Kind! Arme Irene! . . . Und merken Sie nicht, wie der Pluto immer knurrt, sobald er Lord Pences Nähe wittert? Der Pluto ist ein kluges Tier. Fräulein ... Und sehen Sie. jedermann in der Gesindestube liebt Sie. Fräulein, weil Sie so gut sind und so schön und so leut selig. Und wir alle haben Angst um Sie, seit Lord Pence zurück ist. Bitte, bitte seien Sie auf Ihrer Hut!" „Unsinn, Annie!" ries Irene mit gerunzelter Stirn. „Du mutzt diesem alberuen Geschwätz entgegentrete». Lord Pence ist eben ein ganz autzergewöhnlicher Mensch! Den könnt ihr in der Gesindestube natürlich nicht verstehen." „Aber Lady Elisabeth . . ." wagte das Mädchen nochmals zu widersprechen. „Da hast du dich gewiß getäuscht. Annie; Lady Elisa beth liebt ihren Bruder." Das Mädchen zuckte die Achseln, und sagte überhaupt nichts mehr. Irene aber griff rasch nach Fächer und Taschentuch und eilte ins Wohnzimmer, aus dem abgebrochene Lauten akkorde bis zu ihr heransklangen. Bei ihrem Eintritt erhob sich Lord Pence sofort und legte die Laute beiseite. Prüfend überslog sei» Blick ihre reizende Erscheinung. „Kommen Sie her zu mir, liebes Kind! . . . So!" Wie spielend ergriff er eine ihrer beiden Hände und sah ihr aufmerksam in Hie Angen. „Warum ist ei» Schatten auf Ihrer Stirn. Irene? Hat Sie etwas verstimmt? ' „Ja, erwiderte sie, ihn, ihre Hand entziehend. „Was könnte daS sein?" „Die Dienstboten haben Angst vor Ihnen, anstatt Sie zu lieben." Lord Pence lachte amüsiert auf. „Und das ärgert Sie. Irene? Mich freut es. Wie banal, von aller Welt geliebt zu sei»! Der autzergewWu- liche Mensch der abseits steht von der Herdentierstras, wird zumeist gefürchtet. Ich zum Beispiel kümmere wich gar nicht um die Menschen. Die Achtung einiger weniger Freunde, die Liebe einer einzigen Frau, das ist mir genug. Wer mich fürchten will, oder gar hassen, mag es tun!" „Sie haben einen starken Charakter, Vetter Edward! ' „Vielleicht," meinte er achselzuckend. „Aber lassen wir dies Thema. Es gibt für ein junges, hübsches Mädchen entschieden Interessanteres zu erörtern! . . . Ich babe nämlich eine angenehme Mitteilung für Sie. Sind Sie nicht neugierig?" „Doch!" lachte sie. „Was ist es?" „Raten Sie einmal!" „Ich war nie groß im Raten." „Versuchen Sie es nur! Ich lasse Sie dreimal raten, und wenn Sie das Richtige treffen, schenke ich Ihnen zur Belohnung sechs Paar Glacöhandschnhe." „Ach, wie hübsch! Und wenn ich nicht richtig rate schenke ich Ihnen . . ." „Nun, was schenken Sie mir?" fragte er anscheinend harmlos. Doch der Blick, der diese Worte begleitete, liest das Mädchen in ihr selbst unerklärlicher Befangenheit die Lider senken. Lord Pence beobachtete Irene aufmerksam. Ihre beweglichen Züge spielten jeden Eindruck ihrer Seele wieder. Und er wußte, sein überlegener Geist hielt das harmloie Natnrkind bereits gefangen. Alles andere würde folgen, wenn er es richtig ansinge . . . «Fortsetzung folgt.! r ssrrs» ^ Oc. pbil. Jacob Jatrvvauk Ä /Vsacgscctke Jalrwauk H geb rirnmermsnn Ä Venmäblstc ^ lyoräe», Orml/e», .MIKn Oecset- düc. -12 ttt. Oktober lylb 4tLL.L L . L'. L V. V. X L Lk S. .Vt Ä >. .X L.V. L L L keruk-^orbildlilig klern 1818 - 51.8ekuljskr I. Tageavollschnle — Eehrlingsschnle für Pflichtschiiler I I. 4c Handelswissenschastliche Kurse für männliche und weibliche Besucher II. Borbereitung für Auitspriisungen III. Privatknrse NeMM tznieis- «»i> Wm MlwWS'Wik Dresden V, Morilz-Ttr. — Fernspr. 16509 OrabäenkmLIer «io. o sllsn Stsinarton. L»N«U»N»»S«N »I1«i»I kedrüller Legier, »iiüiiMl 1808 Vre«6«i>, krlsÄrldigtrküv 64. »VS Aplvkmobronss in jeder Hrvli«. Lenliet Luren Augeköngen MM - Mmiemeilk H^sr ciso im Reicks stsksnckso 2^nAs- fföriAsn sins Usucks maoksn vill, »sncks itmsn ckis Neliskede Vollreitung naoff. Osr 13s7.»er Kann bei unasrsr Os»offäkka»ks!Is jsäsrssik bs^innsn. Nan »offrsibs uns clis fi;snaus ^sickpostackrsk^s unck kü^s kür smsn Ncmak 1.00 ÜVlk. ocksr kür sin Vivrtsl- jaffr 3.00 Nk. losi, vvorauk sokort 6is 2u86nciunL; ffsLgnnt. Osr 13strg.fi; muff absr im voran» fi;s^afflt rvsrcisn. ^asffnakms ist nielrt rmlaasi^. ÜMIM A MlW »WW I)r03Ü0it-4c.. Iloldeinsti'. 46. : im Me äie Leitung! : E Soeben erschien: ^ Li. Kt»«-K>lki>i>n Sächsischer Vollrskalender 1 !N 7 l<>7. Fohrqauq) Mit lilelbild: "Admiral (8raf Tpee 4°, Einschaltbild: Pfarrer F. I. Bodenburg tVonitzcnder des Kaib Vrcßvercins anläßlich seines Wjähr. Pric'slcrjiibilämns i, I, >917) und vielen Tertbildern. Der in diesem Jahre besonders reichhaltige unterhaltende Teil, abgesehen von den vielen kirchlichen »nd Schnlnachrichte». wird dem St. Beniiv Kalender wiederum viele neue Freunde zu den alten gewinnen. PnislülPiZlniAI Pi„P«ii-»!> Pf Bei Bestellung einzelner Ereinplare wolle man den Betrag nebst Porto gleich beifügen. Auch bei Zusendung ins Feld beträgt das Porto 2" Ps. ÜÜliMhU U Pf. !t«m! Im Lause dieser Woche wird der Kalender bei alle» bekannten Verkaufsstellen eintreffen. Sarmiia Snchdruckerei, l' H- Drk''»>til Ä. l i>. Hitlkkilistttcht 4>». Pl'stscht'iirlll'ntc' Lciprig Ur.147!)7. I»» 2 W ! lll"!Voc8lelIiiiMi!>ü^ — Im 3. ^kt: — ----- ----- > Kunst-unllkoigsn-I 8vtztvimmsn 3U8^6kÜklL VON 68.. Kons« »II rc!i»ioiiiie- 41 tliinsn! eu ^.ullsräsm: ! trrallv l Kitcur-Rogtsm»! IItl>0uii.><in>l.>i.W.!,MI>m».l Vorv.: ^jscu8k«880 lMtl ^Var-cnl,.'tU5 tier/.lelcl. Hb i. vkiober zahle» wir pro Kilo Blei 0.45» Mk. Messing ... 1.00 ., Kupfer 1.70 .. Flaschenkapseln. ».50 . 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